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HUGENOTTEN - Reformiert online

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Mit den neuen Erzeugnissen wurden oft auch deren Bezeichnungen übernommen<br />

bzw. beliebter. So wurde zum Beispiel die gelbschalige Butterbirnensorte<br />

vom Französischen „beurré blanc” (butterartig weiß) im Volksmund<br />

zu „Bereblang”; die grauschalige Butterbirnensorte vom „beurré gris”<br />

(butterartig grau) zum „Beregris”. Auch die französischen „carottes” setzten<br />

sich endgültig im deutschen Sprachgebrauch durch. 10<br />

In der Beschreibung Brandenburg-Preußens fasst der Chronist Bekmann<br />

1751 den Einfluss der Hugenotten auf den Gartenbau wie folgt zusammen:<br />

„In Summa unsere küchen- und kräutermärkte, welchen es weder im winter,<br />

noch im sommer an schönen vorrath fehlet, sprechen noch immer von<br />

der arbeitsamkeit und geschicklichkeit dieser Einwohner, auch dann, wann<br />

Teutsche selbige besetzen, als welche die bessere baum- und kräuterzucht<br />

denselben grossen theils zu danken haben.” 11<br />

1.2 Öl<br />

Durch die Réfugiés wurde der Gebrauch von Wasser-, Wind-, Öl- und Färbemühlen<br />

in Brandenburg-Preußen verstärkt bzw. eingeführt. 12 Die Bevölkerung<br />

verwendete vor allem tierische Fette wie Rinder- und Schweinetalg<br />

und Waltran als Lichtquelle, zur Pflege von Werkzeugen und als Nahrungsmittel.<br />

Aus dem Ausland eingeführte Oliven- und Nussöle waren ihres<br />

Preises wegen vorwiegend bei Hofe und bei Kaufleuten bekannt.<br />

Diese Marktlücke machten sich einige Réfugiés zunutze: „Einige neu angekommene<br />

Franzosen wurden gewahr, dass man Leinsamen nur als<br />

Schweinefutter verwendete und boten dem Hof die lukrativere Nutzung an,<br />

Öl daraus zu pressen; ...” 13<br />

Bald wurde aus Lein- und Rübsamen Öl produziert. In Frankreich wurde<br />

Leinöl zu dieser Zeit eher zu medizinischen Zwecken und zur Körperpflege<br />

angewendet. Für die Zubereitung von Nahrungsmitteln bevorzugte man<br />

Oliven- oder Mandelöl. Da diese in Brandenburg-Preußen aber sehr hoch<br />

gehandelt wurden, verbreitete sich die Anwendung von Rüböl. Das Leinöl<br />

setzte sich erst nach und nach durch. In einigen Regionen ist es ein traditionelles<br />

Nahrungsmittel geworden: „Im Spreewald wurde es üblich, alles mit<br />

Leinöl zu braten, auch die Fische, man aß auch Kartoffeln mit Leinöl. Bei<br />

10 Ewald HARNDT: Französisch im Berliner Jargon, Berlin 1996, S. 68/69.<br />

11 Johann Christoph BEKMANN: Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg,<br />

Berlin 1751, Bd. 1, S. 158.<br />

12 Vgl. ERBE, S. 82.<br />

13 Übersetzung der Autorin aus: ERMAN & RECLAM, 1786, Bd. VI, S. 79. „Quelques François<br />

nouvellement arrivés s‘apperçurent que l‘on n‘employoit la graine de lin qu‘à la nourriture<br />

des cochons & proposèrent à la cour d‘en faire un usage plus lucratif, celui d‘en<br />

exprimer de l‘huile; ...”<br />

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