HUGENOTTEN - Reformiert online

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03.03.2013 Aufrufe

ehemaligen sowjetischen Besatzungszone bzw. DDR in dem Zeitraum 1945-1989 beleuchtet hätte. Die Kirchgemeinden und ihre Gemeindeglieder waren ja gleich nach 1945 dem Würgegriff des atheistischen Systems ausgesetzt. Die Gemeinden hatten den weitgehenden Verlust ihrer ehemals sie tragenden Schichten zu beklagen, die gedemütigt und deren Existenzgrundlage häufig vernichtet wurden. Dennoch stellten sie ihr hugenottisches resister (widerstehen) dagegen. Aber noch gibt es die Erlebnisgeneration, die z. T. heute noch an den Konsequenzen aus dieser Zeit zu tragen hat und die den sich breit machenden Verharmlosungen entgegentreten kann. Falls sich dann in 100 Jahren ein Historiker an die Bearbeitung dieser Zeitperiode heranwagt, könnte er nicht nur in der Sache gefiltertes Archivgut, sondern auch authentische zeitgenössische Erinnerungen zur Verfügung haben. Nur müsste man sich recht bald dieser Zeit der „unangepassten Angepasstheit“ annehmen. Wäre das nicht eine mögliche Aufgabe für das Leipziger Historische Seminar oder findet die Gemeinde selbst noch nach den beiden großen Jubiläen die Kraft dazu? Nicht zufrieden ist der Rezensent mit dem Literaturverzeichnis. Unerwähnt sind die zahlreichen Beiträge zur Leipziger Gemeinde in FRIEDE UND FREIHEIT, dem Monatsblatt der evangelisch-reformierten Kirche in Sachsen, die der Herausgeber mehrere Jahre liebevoll betreute, ebenso die jahrelange Existenz eigener Gemeindebriefe. Auch manch andere Veröffentlichung zum Thema fehlt. Nicht aufgenommen ist die im Text mehrfach zitierte wichtige Arbeit von Hohlfeldt „Geschichte der Evangelisch-reformierten Gemeinde zu Leipzig 1700-1950“, die in der Gemeinde in Maschinenschrift vorliegt. Zu den Themen „Kaufleute“ und „Zollikofer“ hätte man deutlicher bzw. überhaupt betonen sollen, dass diese vergnüglich in dem Buch ‚Middell: Hugenotten in Leipzig’ behandelt sind. Unerwähnt ist, dass die wichtigsten Dokumente zu Leipzig (S. 185) im Originaltext leicht zugänglich in aktueller Literatur abgedruckt sind. Im Text ist der Bezug zu diesen nicht immer richtig angegeben, der Auszug auf S. 41 ist fehlerbehaftet. Aufgefallen ist auch, dass die handschriftliche französische Chronik zur Gemeindegeschichte aus dem Jahre 1804, die ebenfalls im Literaturverzeichnis fehlt, in Teilen zweimal übersetzt ist. Dabei ist die von Middell die einfühlsamere und genauere. Auf wenige kleine Flüchtigkeitsfehler bzw. Ungenauigkeiten soll hier nicht eingegangen werden. Der nicht belegten beiläufigen Erwähnung einer Hugenottenkolonie in der Herrschaft Hoyerswerda (S. 107) muss aber widersprochen werden. Für dieses Gebiet der Oberlausitz, in der fraglichen Zeit 1635-1815 bei Sachsen, ist dieser Sachverhalt weder in der Spezial- noch in der Regionalliteratur erwähnt. Eberhard Gresch 26

Fred W. Felix: Die Ausweisung der Protestanten aus dem Fürstentum Orange 1703 und 1711-13 (Geschichtsblätter der Deutschen Hugenotten-Gesellschaft e.V., Bd. 33), Bad Karlshafen 2000, 164 Seiten, ISBN 3-930481-13-8, 34,80 DM ∗ Buchvorstellung Ein wenig beachtetes Kapitel der Hugenottengeschichte beleuchtet Fred W. Felix in diesem Ende 2000 erschienenen Buch. Im südfranzösischen Fürstentum Orange hatte die Reformation früh ihren Einzug gehalten und lange waren beide christlichen Konfessionen durch die Prinzen von Orange- Nassau gleichberechtigt anerkannt. Im Spanischen Erbfolgekrieg von 1701 bis 1713 verlor Orange jedoch seine Souveränität, und 1703 erließ Ludwig XIV. auch dort ein Verbot der protestantischen Kirche. Alle, die ihren reformierten Glauben trotzdem bewahren wollten, mussten ihre Heimat und das Königreich Frankreich verlassen, versehen mit einem sicheren Pass, der ihnen wenigstens eine lebensgefährliche Flucht ersparte. In diesem Buch wird anhand vieler Quellen dargestellt, wie trotz der Kleinheit dieses Fürstentums die Fäden der europäischen Diplomatie nach Versailles, London, Den Haag, Turin und Berlin liefen und das Schicksal dieser ausgewiesenen Orangeois bestimmten, bis viele von ihnen nach einem vorläufigen Aufenthalt in Genf oder in der Schweiz ihr Ziel in Brandenburg- Preußen gefunden hatten. Von großem Wert für Genealogen sind die in dem Buch abgedruckten Namenslisten der Orangeois, die aus Basel ausgereist sind, sowie derjenigen, die im Juli 1704 in den evangelischen Kantonen und in Genf zurückgeblieben sind. ∗ Bei Direktbestellungen bei der Deutschen Hugenotten-Gesellschaft erhalten Mitglieder bis zum 31. Mai 2001 25% Rabatt, danach 10%. 27

ehemaligen sowjetischen Besatzungszone bzw. DDR in dem Zeitraum<br />

1945-1989 beleuchtet hätte. Die Kirchgemeinden und ihre Gemeindeglieder<br />

waren ja gleich nach 1945 dem Würgegriff des atheistischen Systems<br />

ausgesetzt. Die Gemeinden hatten den weitgehenden Verlust ihrer ehemals<br />

sie tragenden Schichten zu beklagen, die gedemütigt und deren<br />

Existenzgrundlage häufig vernichtet wurden. Dennoch stellten sie ihr hugenottisches<br />

resister (widerstehen) dagegen. Aber noch gibt es die Erlebnisgeneration,<br />

die z. T. heute noch an den Konsequenzen aus dieser Zeit zu<br />

tragen hat und die den sich breit machenden Verharmlosungen entgegentreten<br />

kann. Falls sich dann in 100 Jahren ein Historiker an die Bearbeitung<br />

dieser Zeitperiode heranwagt, könnte er nicht nur in der Sache gefiltertes<br />

Archivgut, sondern auch authentische zeitgenössische Erinnerungen zur<br />

Verfügung haben. Nur müsste man sich recht bald dieser Zeit der „unangepassten<br />

Angepasstheit“ annehmen. Wäre das nicht eine mögliche Aufgabe<br />

für das Leipziger Historische Seminar oder findet die Gemeinde selbst<br />

noch nach den beiden großen Jubiläen die Kraft dazu?<br />

Nicht zufrieden ist der Rezensent mit dem Literaturverzeichnis. Unerwähnt<br />

sind die zahlreichen Beiträge zur Leipziger Gemeinde in FRIEDE UND<br />

FREIHEIT, dem Monatsblatt der evangelisch-reformierten Kirche in Sachsen,<br />

die der Herausgeber mehrere Jahre liebevoll betreute, ebenso die<br />

jahrelange Existenz eigener Gemeindebriefe. Auch manch andere Veröffentlichung<br />

zum Thema fehlt. Nicht aufgenommen ist die im Text mehrfach<br />

zitierte wichtige Arbeit von Hohlfeldt „Geschichte der Evangelisch-reformierten<br />

Gemeinde zu Leipzig 1700-1950“, die in der Gemeinde in Maschinenschrift<br />

vorliegt. Zu den Themen „Kaufleute“ und „Zollikofer“ hätte man<br />

deutlicher bzw. überhaupt betonen sollen, dass diese vergnüglich in dem<br />

Buch ‚Middell: Hugenotten in Leipzig’ behandelt sind. Unerwähnt ist, dass<br />

die wichtigsten Dokumente zu Leipzig (S. 185) im Originaltext leicht zugänglich<br />

in aktueller Literatur abgedruckt sind. Im Text ist der Bezug zu<br />

diesen nicht immer richtig angegeben, der Auszug auf S. 41 ist fehlerbehaftet.<br />

Aufgefallen ist auch, dass die handschriftliche französische Chronik<br />

zur Gemeindegeschichte aus dem Jahre 1804, die ebenfalls im Literaturverzeichnis<br />

fehlt, in Teilen zweimal übersetzt ist. Dabei ist die von Middell<br />

die einfühlsamere und genauere.<br />

Auf wenige kleine Flüchtigkeitsfehler bzw. Ungenauigkeiten soll hier nicht<br />

eingegangen werden. Der nicht belegten beiläufigen Erwähnung einer Hugenottenkolonie<br />

in der Herrschaft Hoyerswerda (S. 107) muss aber widersprochen<br />

werden. Für dieses Gebiet der Oberlausitz, in der fraglichen Zeit<br />

1635-1815 bei Sachsen, ist dieser Sachverhalt weder in der Spezial- noch<br />

in der Regionalliteratur erwähnt.<br />

Eberhard Gresch<br />

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