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HUGENOTTEN - Reformiert online

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Jean Privat, Anführer der elf Flüchtlingskinder<br />

mit Erläuterungen zur Offenbacher Privat-Linie<br />

von Alfred Kehrer<br />

Die mündlichen Überlieferungen zur Emigration von elf Kindern der Familie<br />

Privat aus Südfrankreich liegen in schriftlicher Form vor (E.C. Privat: Hugenottisches<br />

Leben. Bilder aus der Friedrichsdorfer Chronik, Friedrichsdorf<br />

1980). Sie sollen mit dieser Niederschrift durch neuere Erkenntnisse ergänzt<br />

und erweitert werden, die mir aus Kirchenbüchern der Offenbacher<br />

Französisch-<strong>Reformiert</strong>en Gemeinde sowie durch das dortige Stadtarchiv<br />

zuflossen.<br />

In der bekannten Überlieferung heißt es, dass die Mutter besagter elf Kinder<br />

von Dragonern getötet wurde, da sie das Versteck ihres Gatten nicht<br />

preisgab. Dennoch fanden ihn die Häscher und er endete im Turm. Die elf<br />

Kinder verließen unter Anführung des 16-jährigen Jean ihre Heimat und<br />

erreichten nach vier Monaten Frankfurt. Da hier keiner ihre Sprache<br />

verstand, holte man einen sprachkundigen Pfarrer aus Offenbach. Dieser<br />

hörte sich tief bewegt ihre Geschichte an und nahm die beiden Ältesten,<br />

die Buben Jean und Anthoine, mit nach Offenbach. Die neun Mädchen,<br />

deren jüngstes noch keine zwei Jahre alt war, fanden Aufnahme bei<br />

barmherzigen Frankfurter Familien. Zu dieser bekannten Darstellung nun<br />

die im Herbst 1998 aufgespürten Fakten:<br />

Die Eltern der elf Kinder waren André Privat und Marie Soustanne aus St.<br />

Estèphe im Languedoc. Ihr ältester Sohn hieß nicht Abraham, sondern<br />

Jean und kam dort 1680 zur Welt. Laut mündlicher Überlieferung war er bei<br />

der Flucht 16 Jahre alt, folglich muss die Familie 1696 auseinandergerissen<br />

worden sein, und im Herbst des gleichen Jahres dürften die elf Kinder<br />

Frankfurt erreicht haben. Im Frankfurter Stadtarchiv war dazu nichts<br />

herauszufinden. Da die Kinder vom Alter her keine juristischen Personen<br />

waren, habe man in dieser Zeit keine entsprechenden Eintragungen vorgenommen.<br />

Der zuvor erwähnte Pfarrer war Offenbachs erster Pfarrer und Hofprediger<br />

Konrad Bröske, der dort von 1686 bis zu seinem Tod im Jahre 1713 wirkte.<br />

Er sprach nachweislich mehrere Sprachen, so auch Französisch. Sein<br />

Vater Hermann Bröske stammte aus Balhorn. Pfarrer Bröske war verheiratet<br />

mit der Adligen Luise von Eisenberg, welche am 17.11.1739 in Offenbach<br />

starb.<br />

Es gibt viele Hinweise auf ihn, da er ein sehr gelehrter und rühriger Mann<br />

war. Der Fürst versah ihn häufig mit einem Reiseauftrag, so u.a. zu einer<br />

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