HUGENOTTEN - Reformiert online
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wurden sie über dem offenen Feuer gebacken und mit Butter, Creme, Eiern<br />
oder Früchten serviert.<br />
In der Uckermark ist bis heute die Wofelbäckerei erhalten. 59 Es handelt<br />
sich um einen Hefeteig „Aus sechs Pfund Mehl, Hefe, Milch und Zucker,<br />
Fett, Eiern und Rosinen...”, der in einem speziellen Wofeleisen im Kachelofen<br />
gebacken wird. Der Brauch wurde von den Réfugiés in die Region<br />
eingeführt und weitergegeben. Zu Sylvester wurden die Wofeln „... mit einem<br />
Spruch als Neujahrsgruß verschenkt”. Jedoch verblasst diese Tradition,<br />
da immer weniger Menschen in der Region einen Kachelofen haben.<br />
In Celle verkauften die Bäcker im 19. Jahrhundert ein spezielles Weißbrot,<br />
das so genannte „Franzbrod”. 60 Inzwischen hat sich dieses milchbrötchenartige<br />
Gebäck im gesamten norddeutschen Raum ausgebreitet. Die heutigen<br />
Berliner „Schrippen” sind wahrscheinlich ebenfalls aus dem länglichen,<br />
weißen französischen Brot hervorgegangen. 61 Das typisch französische<br />
Wort „baguette” taucht in diesem Zusammenhang nicht im Berliner Wortschatz<br />
auf. Da sich dieses stabförmige Brot erst zur Wende vom 18. zum<br />
19. Jahrhundert in Frankreich verbreitete, konnten die Réfugiés es noch<br />
nicht kennen.<br />
Zunächst erlangten die Neuheiten Beliebtheit am Hof und fanden von dort<br />
aus Verbreitung unter der Berliner Bevölkerung. Sogar der genügsame<br />
Friedrich Wilhelm I. schätzte die feinen Backwaren der Franzosen. Er soll<br />
seinen Hofbäcker Delon in Potsdam angesiedelt haben, um auch dort<br />
seine geliebten Milchbrötchen zu bekommen. 62<br />
Inzwischen finden sich Weißbrot, Waffeln, Windbeutel und Milchbrötchen<br />
bei den meisten Bäckern in Deutschland. Die französische Backtradition<br />
ging untrennbar in der deutschen auf.<br />
2.5 Zuckerbäcker<br />
Der Verkauf und die Verarbeitung von Zucker wurde in Berlin von den<br />
Apothekern betrieben. 1700 bekamen sie Konkurrenz von fünf französischen<br />
Zuckerbäckerfamilien. In ihrer Heimat waren diese den<br />
Gewürzkrämern zugeordnet, da Zucker wie auch Gewürze zu den Luxusartikeln<br />
gehörten. Diese Confituriers bzw. Confisseurs übernahmen nun die<br />
Herstellung von feinen Backwaren, wie Waffeln, Obst- und Cremekuchen,<br />
aber auch Konfitüre bzw. Marmelade aus trockenen oder verflüssigten<br />
59 Gesamter Absatz Birgit VOELSCH: Hugenotten-Brauch in Vorpommern: Die Wofelbäckerei,<br />
in: Die Ostsee-Zeitung, 28.12.1999.<br />
60 Vgl. Andreas FLICK: Ueber das Haus No 90 an der Trift in Celle, in: Cellesche Zeitung,<br />
17.12.1994.<br />
61 Vgl. M. C. L. LANG: Das Modell einer Immigration – Die Hugenotten in Preußen, in:<br />
BOTTA, 1971, S. 35.<br />
62 Vgl. BOTTA, S. 119.<br />
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