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HUGENOTTEN - Reformiert online

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lieber das notwendigste Lebensbedürfnis als dieses, wenn nicht schädliche,<br />

so doch ganz überflüssige Getränk versagt. / Jedoch hat der hohe<br />

Preis des Kaffees bewirkt, daß jetzt statt seiner teils allein, teils mit Kaffee<br />

vermischt die Cichorienwurzel auf dieselbe Art zubereitet und genossen<br />

wird. / Wenn sich der gemeine Mann im Winter etwas zugute tun will, so<br />

macht er sich eine recht heiße Stube und trinkt einen erbärmlichen, mit<br />

Syrup versüßten Kaffee. An diesem kleinen Feste nehmen Frau und Kinder<br />

Anteil, und es wird dazu Butterbrot im Übermaß gegessen.” 48<br />

Der Kaffeekonsum bot immer wieder Anlass zu Diskussionen. Zu dieser<br />

Zeit komponierte Johann Sebastian Bach seine Kaffeekantate, in der der<br />

Vater seiner Tochter unter Androhung der Ehelosigkeit den Kaffee verbietet.<br />

Karl Gottlieb Hering komponierte wenig später den Kanon „C-A-F-F-E-<br />

E, trink nicht so viel Kaffee”. Beide waren, wie auch Formey, ob der<br />

schnellen Verbreitung des Kaffees besorgt.<br />

Durch die unter Friedrich II. erhöhte Kaffeesteuer verteuerte sich der Kaffeegenuss.<br />

Aus dieser Zeit stammt die Initiative der Réfugiés, Zichorie anzubauen.<br />

Mit der gerösteten und gemahlenen Wurzel der Pflanze wurde<br />

zwar kaum Kaffeegeschmack erzeugt, aber das Wasser immerhin schwarz<br />

gefärbt. Dieser „mocca faux” (falscher Kaffee) fand als „Muckefuck” oder<br />

„preußischer Kaffee” schnelle Verbreitung, da der importierte, echte Kaffee<br />

zu teuer war. Die Zichorienbauern verdienten sehr gut und erreichten hohe<br />

Exportraten. Eine Anekdote berichtet von einem Reisenden, der in einer<br />

Dorfgaststätte um Kaffee ohne Zichorie bat. Woraufhin der erstaunte Wirt<br />

fragte, ob er denn reines Wasser trinken wolle. 49<br />

1793 wägt der Berliner Chronist König die gesundheitlichen Konsequenzen<br />

der neuen Getränke gegen die positiven Auswirkungen des steigenden<br />

Gemüsekonsums ab: „Nehmen wir hierzu noch die Bekanntschaften mit<br />

Koffee, Thee, Chokolate, feine Weine, und Liqueurs, die wir zum Theil den<br />

Franzosen schuldig sind, die aber wirklich unter uns eben so viel Schaden<br />

anrichten, als der von ihnen eingeführte Gebrauch des Gartengewächses<br />

Gutes hervorgebracht hat, ...” 50 Dennoch sind die meisten Getränke bis<br />

heute beliebt und verbreitet.<br />

Der Minister der französischen Kirche in Halle schlug dem Großen Kurfürsten<br />

Friedrich Wilhelm I. in einem Gutachten die Anlage von Apfelplantagen<br />

vor. 51 Um die Notwendigkeit des Cidre, der hervorragend aus den<br />

48 MANOURY, 1966, Jg. 19, Nr. 1, S. 3.<br />

49 Vgl. ERMAN & RECLAM, 1786, Bd. VI, S. 275 ff.<br />

50 Anton Balthasar KÖNIG: Versuch einer historischen Schilderung der Hauptveränderungen,<br />

der Religion, Sitten, Gewohnheiten, Künste, Wissenschaften etc. der Residenzstadt<br />

Berlin seit den ältesten Zeiten, bis zum Jahre 1786, 1792, Bd. II, S. 228.<br />

51 GSPK Rep. I 92 Spanheim 3, Ende des 17. Jahrhunderts , S. 141/142<br />

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