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HUGENOTTEN - Reformiert online

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<strong>HUGENOTTEN</strong><br />

65. Jahrgang Nr. 1 / 2001


Titelbild: Ein von der Deutschen Hugenotten-Gesellschaft im Jahr 2000 erworbenes<br />

Salzgefäß. Es handelt sich um eine Arbeit des Berliner Meisters George Fréderic<br />

Fournier (vgl. hierzu S. 28).<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

„Paddenschlucker“ und „Bohnenfresser“<br />

Berliner Hugenotten und die Nahrungsmittel<br />

von Charlotte Guiard..........................................................................................................S. 3<br />

Jean Privat, Anführer der elf Flüchtlingskinder<br />

mit Erläuterungen zur Offenbacher Privat-Linie<br />

von Alfred Kehrer .......................................................................................................... S. 19<br />

Neue Bücher und Aufsätze ............................................................................................ S. 23<br />

Buchbesprechung/Buchvorstellung.............................................................................. S. 24<br />

Silberarbeit für das Deutsche Hugenottenmuseum in Bad Karlshafen<br />

von Jochen Desel............................................................................................................ S. 28<br />

Spendenaufruf der Association Abraham Mazel<br />

von Eckart Birnstiel......................................................................................................... S. 29<br />

Kurzmeldungen................................................................................................................ S. 30<br />

Anschriften der Verfasser<br />

Prof. Dr. Eckart Birnstiel, 9, rue St-Antoine-du-T, F-31000 Toulouse<br />

Jochen Desel, Otto-Hahn-Str. 12, 34369 Hofgeismar<br />

Dr. Eberhard Gresch, Geranienweg 18b, 01269 Dresden<br />

Charlotte Guiard, Heideweg 2e, 18374 Zingst<br />

Alfred Kehrer, Sachsenhäuser Landwehrweg 79, 60599 Frankfurt a.M.<br />

2<br />

Die Zeitschrift <strong>HUGENOTTEN</strong> (DER DEUTSCHE HUGENOTT) wird herausgegeben von<br />

der Deutschen Hugenotten-Gesellschaft e.V., Hafenplatz 9a, 34385 Bad Karlshafen. Tel.<br />

05672-1433. Fax: 05672-925072. E-mail: Refce@t-<strong>online</strong>.de. <strong>HUGENOTTEN</strong> erscheint als<br />

Mitgliederzeitschrift vierteljährlich. Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag von derzeit<br />

DM 60,– enthalten. Einzelheft 8,00 DM, Auflage: 1500. Schriftleitung: Andreas Flick,<br />

Hannoversche Str. 61, 29221 Celle (presserechtlich verantwortlich). Für den Inhalt der<br />

einzelnen Beiträge sind die Autoren verantwortlich. ISSN 0340-3718.<br />

Mitgliedsbeitrag 2001<br />

Dieser Ausgabe von <strong>HUGENOTTEN</strong> liegt ein Überweisungsträger<br />

für den Jahresbeitrag 2001 bei. Bitte überweisen<br />

Sie den Mitgliedsbeitrag von DM 60,- auf unser Konto<br />

118 060 521 bei der Kasseler Sparkasse (BLZ 520 503 53).<br />

Sollten Sie einen höheren Beitrag als Spende überweisen,<br />

so erhalten Sie selbstverständlich eine Spendenquittung.


„Paddenschlucker“ und „Bohnenfresser“<br />

Berliner Hugenotten und die Nahrungsmittel<br />

von Charlotte Guiard<br />

Ende des 17. Jahrhunderts fanden etwa 20.000 Hugenotten Zuflucht in<br />

Brandenburg-Preußen, davon etwa 5.000 in Berlin. Ihr großer Einfluss auf<br />

den Berliner Alltag wurde durch zwei Besonderheiten unterstützt: Die<br />

Gruppe der Flüchtlinge machte zeitweise 25 % der Berliner Bevölkerung<br />

aus und sie war durch die Flucht ganzer Gemeinden sehr vielschichtig. Der<br />

Kontakt zwischen Berlinern und Fremden war notwendigerweise intensiv<br />

und es entstanden Bräuche und Traditionen, die noch heute zu entdecken<br />

sind.<br />

1. Nahrungsmittelproduktion<br />

1.1 Landwirtschaft und Gartenbau<br />

Die brachliegenden, fruchtbaren Flächen um Berlin boten den Réfugiés viel<br />

Raum zum Anbau neuer Kulturen und zur Anlage von Gärten. Die Hugenotten<br />

ließen Saatgut, Setzlinge und junge Bäume aus ihrer Heimat kommen<br />

und veredelten einheimische Pflanzen. Sie bauten Treibhäuser und<br />

legten Früh- und Mistbeete an. 1 Dadurch gab es das ganze Jahr über die<br />

erstaunlichsten Früchte, sogar Orangen und Zitronen.<br />

Die Blumenpracht in den hugenottischen Gärten überraschte die Deutschen.<br />

„Manche besaßen das Geheimnis, das jetzt verloren ist, einfache<br />

Blumen zu doppeln, zu federn und sie verschieden zu färben.” 2 Durch<br />

Kreuzen, Pfropfen und Veredeln züchteten die französischen Gärtner die<br />

herrlichsten Pflanzen. 3<br />

Die Gärten wurden nicht nur Ziel sonntäglicher Spaziergänge, sondern<br />

dienten mit ihren Früchten gleichzeitig der guten Küche. Zunächst versorgten<br />

sie die Réfugiés, deren Hauptspeisen Gemüsesuppen und Salate<br />

waren, mit den ihnen vertrauten Nahrungsmitteln. Den Berlinern fiel schnell<br />

auf, dass die Réfugiés mehr und andere Gemüse aßen als sie selbst und<br />

sie belegten die französischen Glaubensflüchtlinge mit dem Spottnamen<br />

1 Vgl. Edouard MURET: Geschichte der französischen Kolonie in Brandenburg-Preußen<br />

und Potsdam, Berlin 1885, S. 50.<br />

2 Karl MANOURY: Die Hugenotten und das Wirtschaftsleben in Berlin-Brandenburg, in: Die<br />

Hugenottenkirche, 1967, Jg. 20, Nr. 3, S. 10.<br />

3 Vgl. Helmut ERBE: Die Hugenotten in Deutschland, Essen 1937, S. 85.<br />

3


„Bohnenfresser”. 4 Doch nach und nach fanden sie Geschmack an den<br />

Neuheiten.<br />

Am Hof kannte man schon vor der Zeit der Einwanderer zarte Gemüse, wie<br />

Blumenkohl, Sellerie, und verschiedene Obstsorten, die allerdings extra<br />

aus Hamburg, Leipzig, Erfurt oder Braunschweig geholt wurden. 5 Bald kam<br />

der Blumenkohl für die fürstliche Tafel aus dem eigenen Land. Außerdem<br />

gab es Spargel, Artischocken, Chicoree, Champignons, Schwarzwurzeln,<br />

verschiedene Suppengemüse und -kräuter sowie grüne Erbsen. Letztere<br />

kannte man bis dahin nur getrocknet. Die Verbreitung der Kartoffel im 18.<br />

Jahrhundert wurde von den Hugenotten unterstützt, die mit deren Anbau<br />

bereits vertraut waren.<br />

Auch Salate gewannen an Beliebtheit. „Man ging nach Charlottenburg, um<br />

Salat à la Duhan zu essen. So hieß der Gärtner, der besonders guten Salat<br />

hatte und der bei Hofe angestellt war.” 6 Die Speisen wurden nun zunehmend<br />

mit Kräutern verfeinert und als Dessert wurden Ananas oder Melone<br />

gereicht. Auch „Kompott” (französisch: compote) aus verschiedenen Birnensorten<br />

gewann an Beliebtheit.<br />

Der Chronist Muret berichtet 1885, dass der auf Obst- und Frühobstzucht<br />

spezialisierte Gärtner Sarre 7 , „... dem König Friedrich II. stets die ersten<br />

und schönsten der von ihm getriebenen Kirschen in einer besonders hierzu<br />

bestimmten Schachtel zugehen, die eins seiner zahlreichen Kinder nach<br />

Sanssouci zu tragen pflegte und dem diensthuenden Kammerdiener übergab.<br />

Der Dank des Königs bei Rückgabe der ihres Inhalts ledigen Schachtel<br />

war die beste Anerkennung und die dem König bereitete Tafelfreude der<br />

schönste Lohn für den Erfolg, mit dem der brave Kolonist der Gartenkunst<br />

oblag.” 8<br />

Sarre wurde gebeten, den Gärtnern der königlichen Gärten seine Kunst<br />

beizubringen. Auch mit dem Weinanbau versuchten sich die Réfugiés. Sie<br />

scheiterten jedoch an den sandigen Böden und am Klima ihrer neuen Heimat.<br />

Dennoch gab es einige Weinberge, die ein beliebtes Ausflugsziel zur<br />

Weinlese wurden. 9<br />

4 Vgl. Jürgen WILKE: Einflüsse französischer Sprache und Alltagskultur auf das Berlinische,<br />

in: Badstüber-Gröger, Sibylle; Brandeburg, Klaus; Geissler, Rolf; Grau, Conrad; Löschburg,<br />

Winfried; Schnitter, Helmut; Steiner, Klaus; Welge, Margarete; Wilke, Jürgen: Hugenotten<br />

in Berlin, Berlin 1988, S. 409.<br />

5 Vgl. ERMAN & RECLAM: Mémoires pour servir à l’histoire des réfugiés françois, Berlin<br />

1786, Bd. VI, S. 275 ff.<br />

6 Horsta KRUM: Preußens Adoptivkinder, Berlin 1985, S. 109.<br />

7 Zu Sarre vgl. Christina PRAUSS: Die Hugenottenfamilie Sarre, Sar, Saar in Berlin, in:<br />

Hugenotten, 63. Jg., Nr. 2 ,1999, S. 57-61.<br />

8 MURET, S. 50.<br />

9 Vgl. WILKE, S. 392-408.<br />

4


Mit den neuen Erzeugnissen wurden oft auch deren Bezeichnungen übernommen<br />

bzw. beliebter. So wurde zum Beispiel die gelbschalige Butterbirnensorte<br />

vom Französischen „beurré blanc” (butterartig weiß) im Volksmund<br />

zu „Bereblang”; die grauschalige Butterbirnensorte vom „beurré gris”<br />

(butterartig grau) zum „Beregris”. Auch die französischen „carottes” setzten<br />

sich endgültig im deutschen Sprachgebrauch durch. 10<br />

In der Beschreibung Brandenburg-Preußens fasst der Chronist Bekmann<br />

1751 den Einfluss der Hugenotten auf den Gartenbau wie folgt zusammen:<br />

„In Summa unsere küchen- und kräutermärkte, welchen es weder im winter,<br />

noch im sommer an schönen vorrath fehlet, sprechen noch immer von<br />

der arbeitsamkeit und geschicklichkeit dieser Einwohner, auch dann, wann<br />

Teutsche selbige besetzen, als welche die bessere baum- und kräuterzucht<br />

denselben grossen theils zu danken haben.” 11<br />

1.2 Öl<br />

Durch die Réfugiés wurde der Gebrauch von Wasser-, Wind-, Öl- und Färbemühlen<br />

in Brandenburg-Preußen verstärkt bzw. eingeführt. 12 Die Bevölkerung<br />

verwendete vor allem tierische Fette wie Rinder- und Schweinetalg<br />

und Waltran als Lichtquelle, zur Pflege von Werkzeugen und als Nahrungsmittel.<br />

Aus dem Ausland eingeführte Oliven- und Nussöle waren ihres<br />

Preises wegen vorwiegend bei Hofe und bei Kaufleuten bekannt.<br />

Diese Marktlücke machten sich einige Réfugiés zunutze: „Einige neu angekommene<br />

Franzosen wurden gewahr, dass man Leinsamen nur als<br />

Schweinefutter verwendete und boten dem Hof die lukrativere Nutzung an,<br />

Öl daraus zu pressen; ...” 13<br />

Bald wurde aus Lein- und Rübsamen Öl produziert. In Frankreich wurde<br />

Leinöl zu dieser Zeit eher zu medizinischen Zwecken und zur Körperpflege<br />

angewendet. Für die Zubereitung von Nahrungsmitteln bevorzugte man<br />

Oliven- oder Mandelöl. Da diese in Brandenburg-Preußen aber sehr hoch<br />

gehandelt wurden, verbreitete sich die Anwendung von Rüböl. Das Leinöl<br />

setzte sich erst nach und nach durch. In einigen Regionen ist es ein traditionelles<br />

Nahrungsmittel geworden: „Im Spreewald wurde es üblich, alles mit<br />

Leinöl zu braten, auch die Fische, man aß auch Kartoffeln mit Leinöl. Bei<br />

10 Ewald HARNDT: Französisch im Berliner Jargon, Berlin 1996, S. 68/69.<br />

11 Johann Christoph BEKMANN: Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg,<br />

Berlin 1751, Bd. 1, S. 158.<br />

12 Vgl. ERBE, S. 82.<br />

13 Übersetzung der Autorin aus: ERMAN & RECLAM, 1786, Bd. VI, S. 79. „Quelques François<br />

nouvellement arrivés s‘apperçurent que l‘on n‘employoit la graine de lin qu‘à la nourriture<br />

des cochons & proposèrent à la cour d‘en faire un usage plus lucratif, celui d‘en<br />

exprimer de l‘huile; ...”<br />

5


uns in Berlin und der Uckermark war es nicht üblich, es wurde sogar verabscheut.”<br />

14<br />

Doch auch andere Ölsorten wurden ausprobiert. Im Geheimen Staatsarchiv<br />

Preußischer Kulturbesitz befindet sich ein Brief, in dem ein Monsieur Bonet<br />

„Seiner Majestät“ im August 1714 einen Antrag auf die Einrichtung einer<br />

Mühle zur Gewinnung von Bucheckernöl stellt: „... Bucheckernöl, welches<br />

Olivenöl, das von Fischen und andere in allen ihren Anwendungen ersetzen<br />

kann, sei es, um es zu sich zu nehmen oder für andere Arbeiten, für<br />

die man sie nutzt [...] und man kann es zu einem besseren Preis bekommen<br />

als die Öle, die aus dem Ausland kommen.“ 15 Allerdings taucht in der<br />

Literatur kein Hinweis auf das tatsächliche Bestehen einer derartigen Ölmühle<br />

auf.<br />

Die Herstellung von pflanzlichen Ölen im Lande und die dadurch entfallenen<br />

Transport- und Einfuhrkosten boten der einfachen Bevölkerung erschwingliche<br />

Alternativen zu den importierten Ölen und eine Ergänzung zu<br />

den tierischen Fetten.<br />

1.3 Zuckerproduktion<br />

Es waren Réfugiés, die dem König Vorschläge zur Errichtung einer preußischen<br />

Zuckerraffinerie unterbreiteten. Sie orientierten sich an den französischen<br />

Raffinerien, die das Zuckerrohr aus Übersee verarbeiteten. Viele<br />

befanden sich in den Herkunftsgebieten der Réfugiés - in Nantes, Bordeaux,<br />

Dieppe und La Rochelle. Durch die Produktion des Zuckers im eigenen<br />

Land konnten erhebliche Importkosten eingespart werden, da der<br />

raffinierte Zucker bisher aus Frankreich und England eingeführt wurde und<br />

sehr teuer war. Es wurde vorwiegend mit Honig gesüßt, der aber ebenfalls<br />

nur begrenzt zur Verfügung stand. Dennoch zögerte die Regierung mit<br />

einer Zustimmung.<br />

Erst im 18. Jahrhundert entstanden in Brandenburg-Preußen Zuckerraffinerien.<br />

Die erste gründeten die Franzosen Vigny, Naudy und Gauvin 1725 in<br />

Stettin. Sie brach jedoch unter den Streitereien ihrer Geschäftsführer zusammen.<br />

Erst unter Friedrich II. hatten Splittgerber und Daum mehr Erfolg:<br />

„Ihre Raffinerie lieferte so viel Zucker, daß damit ein großer Teil des<br />

14 MANOURY, 1962, Jg. 15, Nr. 12, S. 49.<br />

15 Übersetzung der Autorin aus: GSPK I Rep. I 9 AA 20: Manufacture d'huyle exprimée de la<br />

graine d'hêstre. August 1714, Monsieur Bonet (Antrag auf Erteilung eines Privilegs zur<br />

Herstellung von Bucheckernöl).<br />

“...huile exprimée de la graine d‘hêstre, qui peut supleer à l‘huyle d‘olive, à cette de<br />

poison, et autre pour toute sorte d‘usage, soit pour la table, soit pour les Ouvrages où on<br />

s‘en sert [...] et qu‘on pourroit l‘avoir à un plus juste prix que les huyles, qui viennent du<br />

dehors.”<br />

6


Verbrauchs im Lande abgedeckt wurde, und viele Menschen standen bei<br />

ihnen in Lohn und Brot.” 16<br />

In Berlin gab es zum Ende des 18. Jahrhunderts durch die Initiative von<br />

Réfugiés drei Zuckersiedereien, die Rohrzucker verarbeiteten. 17<br />

Die beiden Mitglieder der Königlichen Akademie der Wissenschaften - der<br />

Berliner Chemiker Marggraf und sein Schüler, der Hugenotte François-<br />

Charles Archard - entwickelten die theoretischen Grundlagen der Produktion<br />

von Rübenzucker. Archard nahm die geschaffenen Ansätze zum Ende<br />

des 18. Jahrhunderts wieder auf. Er führte in den vorhandenen Raffinerien<br />

eine Reihe von Versuchen durch, die die praktische Umsetzbarkeit der<br />

Zuckerraffination aus Zuckerrüben belegten.<br />

1800 erschien seine Schrift „Kurze Geschichte der Beweise, welche ich<br />

von der Ausführbarkeit im Grossen und den vielen Vortheilen der von mir<br />

angegebenen Zuckerherstellung aus Runkelrüben geführt habe.” 18 Hier<br />

erklärt er, „1) Dass von allen in hiesigem Klima im Freien, folglich im Grossen<br />

zu cultivierenden, zahlreiche Pflanzen, welche Zucker enthalten, nur<br />

einige Abarten der Beta vulgaris Linn, Runkelrüben genannt, mit Vortheil<br />

zur Zuckerfabrication in den Preussischen Staaten anzuwenden sind.” 19<br />

und „2) Dass die Runkelrüben nur durch eine gewisse Behandlung bei ihrer<br />

Cultur so zuckerreich, und zugleich so arm an den, der Zuckergewinnung<br />

im Wege stehenden Theilen, erzielt werden, dass sie mit Vortheil zur<br />

Zuckerfabrication anzuwenden sind.” 20<br />

Nachdem der Beweis erbracht war, dass die Runkelrübe zur Zuckerherstellung<br />

geeignet war, hatte sich Archard zur Aufgabe gestellt, die „gewisse<br />

Behandlung” herauszufinden, die die Verarbeitung der Rübe optimieren<br />

sollte.<br />

Die höchste Zuckerausbeute wird nach Archard erreicht, wenn: „... die<br />

Runkelrüben, vor dem Zerkleinern und dem Auspressen des Saftes, so wie<br />

sie aus der Erde gekommen, ohne sie zu schälen, oder zu köpfen, blos in<br />

Wasser weich gekocht wurden ... ” 21<br />

Diese Vorgehensweise wurde umgesetzt und hat sich bis heute bewährt.<br />

Die Süße des so gewonnenen Zuckers weicht nur wenig von der des Rohr-<br />

16 KRUM, S. 139.<br />

17 Otto WIEDFELDT: Statistische Studien zur Entwicklungsgeschichte der Berliner Industrie<br />

von 1720-1890, in: Staats- und sozialwissenschaftliche Forschungen, Bd. 16, Heft 2,<br />

1898, S. 137.<br />

18 François-Charles ARCHARD: Kurze Geschichte der Beweise, welche ich von der Ausführbarkeit<br />

im Großen und den vielen Vortheilen der von mir angegebenen Zuckerfabrication<br />

aus Runkelrüben geführt habe, Berlin 1800.<br />

19 ARCHARD, S. 5.<br />

20 ARCHARD, S. 6.<br />

21 ARCHARD, S. 46.<br />

7


zuckers ab. Heute ermöglichen spezielle Rübenzüchtungen mit höherem<br />

Zuckergehalt und das Auslaugen des Saftes mit Hilfe von heißem Wasser<br />

eine höhere Zuckerausbeute.<br />

2. Ernährungsgewerbe<br />

2.1 Gastronomie<br />

Im Jahre 1700 führt die Statistik 18 französische Gastwirte an. Vier Jahre<br />

später gab es 15 Gasthäuser in Berlin. Die vornehmsten wurden von Réfugiés<br />

betrieben: Das „Wappen des Königs von Preußen” von Musset und<br />

der „König von England” von Simonet. 22 Später folgten weitere Gründungen<br />

durch Réfugiés, zum Beispiel des Hotels „Ville de Paris” („Stadt Paris”).<br />

Doch mehr als in noble Etablissements investierten die Réfugiés in kleine<br />

Lokale. Sie richteten Cafés, Spiel- und einfache Lokale ein und arbeiteten<br />

als „cabaretiers” (Schankwirte), „limonadiers”, „cafetiers”, „chocolatiers” und<br />

„billardiers”. Letztere betrieben die Billardcafés. Das Spiel und demzufolge<br />

das dazugehörige Vokabular waren in Berlin neu. Noch heute spricht man<br />

vom Billardstab als dem „Queue” und vom „markierten” Punkt (französisch:<br />

marquer). Der „marqueur” zählte nicht nur die Punkte, sondern servierte<br />

den Spielern nebenbei Getränke. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts soll<br />

sich diese Bezeichnung für einen Kellner im Billardcafé erhalten haben. 23<br />

Sehr beliebt war bei den Berlinern ein Ausflug ins Grüne am Wochenende.<br />

Rund um Berlin lockten die Gärten der Réfugiés. Nach und nach richteten<br />

diese kleine Restaurationen ein. Muret berichtet: „Diese Berliner Gärten<br />

wurden sehr bald das Ziel der sonntäglichen Spaziergänge der Kolonisten<br />

und der Berliner und trugen ihrerseits dazu bei, das noch wenig vorhandene<br />

Gefühl für die Natur zu erwecken. [...] Auch die Spreeseite des Tiergartens<br />

war unter Friedrich II. eine beliebte, ihres schönen freien Blickes<br />

wegen von der besseren Gesellschaft sehr besuchte Promenade geworden.<br />

Hier erhielten 1745 die Réfugiés Dortu und Thomassin die Erlaubnis<br />

Zelte aufzuschlagen und Erfrischungen feil zu halten. Dem Restaurateur<br />

Mourier wurde es 1767 gestattet, neben seinem Zelte eine feste Hütte zu<br />

erbauen. So entstanden die sogenannten ‚Zelte‘, an deren Stelle später<br />

massive Häuser erbaut wurden.” 24<br />

Rund um Berlin wurden derartige Cafégärten eingerichtet - im Tiergarten,<br />

an der Chaussee nach Potsdam und vor dem Rosenthaler Tor. 1701 erhielt<br />

22 Vgl. MANOURY, 1966, Jg. 19, Nr. 6, S. 29.<br />

23 Vgl. WILKE, S. 414.<br />

24 MURET, S. 50.<br />

8


die Hugenottenwitwe Conte die Erlaubnis, Erfrischungen im Lustgarten<br />

anzubieten.<br />

„Auff der frantzösischen Refugyrten wittib Conte allerdemütigstes Supplicatum<br />

[...] hiermit concediret, ihre hierein Specificirte Limonade und andere<br />

liqueurs, zur refraichierung der daselbst promenierenden Persohnen öffentlich<br />

feil und zu Kauff zu haben.<br />

Cölln an der Spree den 4. Juli 1701” 25<br />

Die Liköre und Limonaden kreierten die Gastronomen meist selbst. Sie<br />

dienten der „refraichierung” (französisch: rafraîchement - Erfrischung).<br />

Eine besondere Attraktion bot Bouché: Er hatte ein 100 Meter langes<br />

Treibhaus als Café eingerichtet. Selbst im Winter wuchsen hier Blumen und<br />

man konnte im Grünen Kaffee trinken. 26<br />

Auch in der Stadt entstanden etliche Cafés, die vor allem von Schweizer<br />

Konditoren betrieben wurden. Man traf sich dort, um in gemütlicher Atmosphäre<br />

zu diskutieren, Zeitung zu lesen und natürlich, um die feinen<br />

Gebäcke zu genießen. Auch französische Familien betrieben Caféhäuser:<br />

„So wirkten Konditorei und Café der Familie d‘Heureuse zu Anfang des 19.<br />

Jahrhunderts wie ein Magnet auf die Bevölkerung, ja, sie entwickelten sich<br />

nahezu zu einem kulturellen Mittelpunkt. Die Berliner genossen die Spezialitäten<br />

des Hauses, lasen Zeitungen, diskutierten über die politische Lage<br />

und erzählten sich den neuesten Klatsch.” 27<br />

Auf diese Art und Weise entstanden nicht nur neue gastronomische Einrichtungen,<br />

sondern auch eine neue Alltagskultur des aufstrebenden Berliner<br />

Bürgertums.<br />

Den Alltag der Ärmeren bereicherten preiswerte Angebote der Garküchen,<br />

Buden und Speisewirte. Der Franzose Hazard richtete „boutiquen” zum<br />

Verkauf von Braten und Geflügel ein. Dort waren Garköche damit beschäftigt,<br />

„... das Fleisch von Milchvieh, Wildpret, Geflügel herzurichten, zu<br />

spicken und zuzubereiten, um sie zu verkaufen, und zwar roh, oder sie<br />

gekocht anzubieten, nachdem sie auf ihren Herden oder Kaminen geröstet<br />

sind.” 28<br />

Der Begriff „Budike” hat sich bis zum Anfang diesen Jahrhunderts im Berliner<br />

Jargon erhalten. Zunächst umfasste er alle kleinen Verkaufsbuden der<br />

Réfugiés - von Metallwaren über Spitzen bis hin zu Nahrungsmitteln. Spä-<br />

25 BOTTA, FORNÉE, FOUQUET, SCHELLER: Die Hugenotten in Brandenburg-Preußen,<br />

1971, 102 bzw. GSPK Rep 122 Nr 6a I Vol. I fol. 13-20.<br />

26 Vgl. WILKE, S. 412.<br />

27 Jürgen WILKE: Der Einfluss der Hugenotten auf die gewerbliche Entwicklung, in: Hugenotten<br />

in Berlin, Berlin 1988, S. 266.<br />

28 MANOURY, 1966, Jg. 19, Nr. 6, Übersetzung aus ERMAN & RECLAM, Bd. VI, S. 59 ff.<br />

9


ter wurde er auf die Garküche mit Ausschank reduziert. 29 In einem Gedicht<br />

heißt es:<br />

„ ... Man kariolt jetzt durch Berlin,<br />

trinkt een‘ in‘ne Budike<br />

und bei‘n Château-Schloß in‘n Jardeng<br />

spielt Militär-Müsike.” 30<br />

2.2 Fleisch<br />

In diesen „Budiken” wurde auch die bekannte Berliner „Bulette” verkauft.<br />

Die Réfugiés aßen mit ihren Suppen Fleischkügelchen, die so genannten<br />

„boulettes” (Kügelchen). Aus ihnen wurden nach und nach die heutigen,<br />

größeren „Buletten”. Auch das Ragufeng (französisch: ragoût fin) erfanden<br />

die Réfugiés. Als Gericht aus feinen Fleischstückchen ist es in Frankreich<br />

unbekannt und kann heute als Berliner Spezialität angesehen werden.<br />

Für das Griebenschmalz mischten die Hugenotten dem reinen Schmalz in<br />

Fett gebratene kleine Fleischstückchen (französisch: gribelettes) unter.<br />

Heute kommen oft Zwiebeln und Äpfel hinzu.<br />

Des Weiteren stellten die Réfugiés die ersten Berliner Brühwürste her. Die<br />

so genannten „Saucischen” (französisch: saucisse) waren bald sehr beliebt<br />

und Bestandteil des „Budiken”-Angebotes. Möglicherweise waren sie die<br />

Vorläufer der heutigen Berliner Bockwurst. 31 Außerdem stellten die Réfugiés<br />

Blutwürste - die „boudins françois” (französische Blutwurst) - Leberwürste<br />

und Kalbswürste her.<br />

„Wenn auch die deutschen Schlächter nicht viel von den französischen zu<br />

lernen hatten, etwa ein vorteilhaftes Ausschlachten, so weiß man doch,<br />

daß sie die Einwohner die sogenannte Kälbermilch, und das Kälbergeschlinge,<br />

welches man sonst den Hunden vorwarf, als eine Delikatesse<br />

kennen lehrten ...” 32<br />

Zunächst riefen Verarbeitung und Verzehr von Innereien, die bisher ans<br />

Vieh verfüttert wurden, den Ekel der Einheimischen hervor. Doch nach und<br />

nach lernten sie deren delikaten Geschmack zu schätzen. Kalbsmilch 33 ,<br />

Kälbergeschlinge, Euter, Leber, Lunge und Herz von Schafen und Kälbern<br />

avancierten vom Hundefutter zur Delikatesse. 34<br />

29 Vgl. WILKE, S. 411.<br />

30 Det Berlina Franssösisch, http://kultur-netz.de/berlin/franzoes.htm 6.7.1999.<br />

31 Vgl. WILKE, S. 267. / Die Würstchenhersteller („faiseurs de saucisse" bzw. „charcutiers")<br />

werden nicht extra in der Berufsstatistik von 1700 erwähnt. Möglicherweise zählen sie zu<br />

den dort angeführten elf Schlächtern.<br />

32 C. REYER: Geschichte der französischen Colonie in Preußen, Berlin 1852, S. 178.<br />

33 Kalbsmilch: Thymusdrüse des Kalbes, wegen Zartheit und Geschmack geschätzt.<br />

34 Vgl. REYER, S. 178.<br />

10


An die Eigenart der Réfugiés, Froschschenkel zu essen, gewöhnten sich<br />

die Berliner allerdings nicht. Erman & Reclam berichten hierzu eine Anekdote<br />

vom Königshof: Dort hielten sich die Küchenjungen einen Storch zur<br />

allgemeinen Ergötzung. Sie fingen Frösche für ihn in der Spree. Einmal soll<br />

der Storch eine Bittschrift im Schnabel getragen haben. Er beklagte sich<br />

darin beim Kurfürsten, dass die Franzosen ihm die Frösche wegessen<br />

würden. Deshalb wurden die Réfugiés auch „Paddenschlucker” („padde“ -<br />

niederdeutsch für „Frosch”) genannt. Dieses Schimpfwort - wie auch der<br />

„Bohnenfresser” - fiel noch lange bei Streitereien zwischen französischen<br />

und deutschen Schülern. 35<br />

Mit den Nahrungsmitteln fanden deren französische Bezeichnungen Eingang<br />

in den Berliner Alltag. Brei und Stampfkartoffeln wurden bald zu „Püree”.<br />

Bouillon, Filet, Frikassee, Haschee, Kotelett, Omelett, Roulade, Remouladensoße<br />

(französisch: sauce) und viele weitere Wörter sind nach wie<br />

vor geläufig. 36<br />

Im 19. Jahrhundert war das französische Vorbild in Berlin so dominierend,<br />

dass ein Berliner Autor sich beschwert: „In den Berliner Kaffeehäusern mit<br />

französischen Titeln ißt man Berliner Gerichte unter französischen Namen,<br />

und alle Lächerlichkeiten, welche Mode und Nachahmung erzeugen, treten<br />

recht lebhaft hervor, wenn man sich französisch boeuf à la mode fordern<br />

muß, um seinen deutschen Hunger mit deutschem Rindfleisch zu stillen.” 37<br />

2.3 Getränke<br />

In Berlin trank man im 17. Jahrhundert vor allem Braunbier, gebraut auf der<br />

Basis von Gerstenmalz. Weiterhin wurde ein starkes Lagerbier verkauft,<br />

und es war erlaubt, den zweiten Aufguss (Confent) an Arme und Soldaten<br />

zu verkaufen.<br />

Zum Brauen benötigte man keinen Meisterbrief, sondern ein mit Braurecht<br />

versehenes Haus. Oft verband man das Brauen mit einem anderen Gewerbe,<br />

zum Beispiel der Bäckerei. Die Bäcker nutzten die Brauhefe zum<br />

Backen.<br />

Das Weizen- bzw. Weißbier kam erst Mitte des 17. Jahrhunderts aus der<br />

Umgebung nach Berlin, wurde aber nicht in der Stadt gebraut. „Unter Mitverwendung<br />

von Weizenmalz hergestelltes Bier ist wahrscheinlich erst um<br />

1672 durch die ersten französischen Réfugiés eingeführt worden.” 38 Den<br />

Réfugiés war das deutsche Bier zu stark. Sie brauten sich ein leichtes Bier,<br />

35 Vgl. ERMAN & RECLAM, Bd. VI, S. 143.<br />

36 Vgl. HARNDT, S. 25/26.<br />

37 C. von KERTHENY: Berlin wie es ist, Berlin 1831, S. 306.<br />

38 H. SCHULZ-BESSE: Aus der Geschichte des Berliner Brauwesens und seiner Braumeister,<br />

Berlin 1927, S. 27.<br />

11


12<br />

Annonce in der Zeitschrift<br />

„Die Französische Kolonie“<br />

das sie „Champagner [sic!]<br />

du Nord” (Champagner<br />

des Nordens) nannten. 39<br />

Dieses neue Bier löste<br />

Skepsis bei den Berliner<br />

Brauern aus. So vermuteten<br />

sie, dass das Bier „...<br />

mit Ochsen-Galle bitter,<br />

und mit Sodt aus dem<br />

Schornstein schwartzbraun<br />

gemacht würde,<br />

...” 40<br />

Den nachhaltigsten Einfluss<br />

auf die Berliner<br />

Brauereitradition hatte die<br />

Familie Landré. Das Geschäft<br />

florierte und wurde<br />

stetig vergrößert. Die<br />

Landréstraße in Berlin-<br />

Kaulsdorf erinnert noch<br />

heute an die erfolgreiche<br />

Brauerfamilie.<br />

Eine besondere Spezialität<br />

der Réfugiés war die „Berliner<br />

Weiße”. Sie ist heute<br />

ein traditionelles Berliner<br />

Weizenbier. Bei der Herstellung<br />

werden Gersten-<br />

oder Weizenmalz nicht nur<br />

mit Hefe, sondern auch<br />

mit Milchsäurebakterien vergoren. Die „Weiße” wird mit und ohne Hefe<br />

ausgeschenkt. Üblich ist es, Waldmeister- oder Himbeersirup unterzumischen.<br />

41<br />

Eine weitere Besonderheit ist die „Champagnerweiße”, ein gut ausgegorenes<br />

Weißbier ohne Heferückstände. Die Champagnerflaschen, in denen<br />

das Bier früher gezogen wurde, gaben ihm seinen Namen. 42<br />

39 Vgl. Gerhard FISCHER: Die Hugenotten in Berlin, 1988, S. 38.<br />

40 SCHULZ-BESSE S. 28; Zitat aus: Marperger, Paul Jacob: Vollständiges Küch- und Keller-<br />

Dictionarium, 1716.<br />

41 Vgl. Ivo LANDRÉ: Die Weißbierbrauereien der Familie Landré in Berlin, in: Hugenotten,<br />

62. Jg., Nr. 3, 1998, S. 89.<br />

42 Vgl. WILKE, 1988, S. 414.


Die Bierbrauer stellten im Nebenerwerb oft Schnaps oder Fusel her. In<br />

Brandenburg-Preußen wurde er vorwiegend aus Getreide gebrannt. Die<br />

Réfugiés kannten bereits Liköre, Lebenswasser und Branntwein. Es entstanden<br />

eigenständige Brennereien. Im Nachhinein kam oft ein Getreidehandel<br />

hinzu. Claude und George werden in verschiedenen Quellen als<br />

erfolgreichste französische Brenner genannt. 43 Sie belieferten Apotheker,<br />

Destillateure und Aquavitmacher. 44 Diese mischten dem reinen Kornsprit<br />

verschiedene Ingredienzen wie Anis, Wacholder oder Kümmel bei, so dass<br />

die Vielfalt der Schnäpse rasch wuchs. Der Branntweinkonsum überstieg<br />

bald den des Bieres. 45 Auch Import und Imitation von hochprozentigen Alkoholen,<br />

wie Rum und Arrak, stiegen an.<br />

Außerdem trugen die Réfugiés bedeutend zur Verbreitung der französischen<br />

Weine in Brandenburg-Preußen bei. Bis dahin wurde in Brandenburg-Preußen<br />

wenig Wein getrunken und wenn, dann waren es Rheinweine<br />

oder die Weine aus Potsdam und Werder, die den Franzosen nicht<br />

schmeckten. So nutzten sie ihre Beziehungen in die Heimat und bauten<br />

den Weinhandel aus. Nach und nach verdrängten die französischen Importe<br />

die teureren deutschen, ungarischen und spanischen Weine.<br />

Von Frankreich gelangte der Wein über den Seeweg nach Stettin und von<br />

dort aus nach Berlin und in andere Gegenden Brandenburg-Preußens. So<br />

konnten die auf dem Landwege anfallenden Zölle umgangen werden. Der<br />

französische Apotheker Antoine Palmié gilt als der Erste, der nebenher<br />

einen Weinhandel betrieb. Das Geschäft lief gut, so dass sein Neffe die<br />

Apotheke später aufgeben konnte. 46<br />

Neben den verschiedenen alkoholischen Getränken fanden Kaffee, Tee,<br />

Schokolade und Limonade durch die Réfugiés Verbreitung in Brandenburg-<br />

Preußen. Kaffee war als Importware sehr teuer. „Das Jahresgehalt eines<br />

Pastors betrug damals 200-300 Pfund Kaffee.” 47 Dennoch gehörte Kaffee<br />

zum Alltag, allerdings nicht in den heutigen Mengen. Die Kaffeetassen für<br />

den allmorgendlichen Schluck waren sehr klein. Manoury zitiert in seinen<br />

Ausführungen einen Brief des Arztes Formey. Dieser schreibt zu den Zeremonien<br />

rund um den Kaffee: „Indes ist der Genuß des Bieres doch weniger<br />

allgemein als der des Kaffees. Vom vornehmen Manne bis zum Bettler<br />

trinkt alles wenigstens einmal am Tage Kaffee. Die Kinder werden von früher<br />

Jugend so daran gewöhnt, daß sich in der Folge auch der ärmste Mann<br />

43 Vgl. Hugo RACHEL: Das Berliner Wirtschaftsleben im Zeitalter des Frühkapitalismus,<br />

Berlin 1931, S. 70 und vgl. ERMAN & RECLAM, 1786, Bd. VI, S. 72-75.<br />

44 Aquavit: aqua – Wasser; vita – Leben.<br />

45 Vgl. MANOURY, 1966, Jg. 19, Nr. 2, S. 5/6.<br />

46 Vgl. ERMAN & RECLAM, 1786, Bd. VI, S. 98-111.<br />

47 MANOURY, 1966, Jg. 19, Nr. 7, S. 35.<br />

13


lieber das notwendigste Lebensbedürfnis als dieses, wenn nicht schädliche,<br />

so doch ganz überflüssige Getränk versagt. / Jedoch hat der hohe<br />

Preis des Kaffees bewirkt, daß jetzt statt seiner teils allein, teils mit Kaffee<br />

vermischt die Cichorienwurzel auf dieselbe Art zubereitet und genossen<br />

wird. / Wenn sich der gemeine Mann im Winter etwas zugute tun will, so<br />

macht er sich eine recht heiße Stube und trinkt einen erbärmlichen, mit<br />

Syrup versüßten Kaffee. An diesem kleinen Feste nehmen Frau und Kinder<br />

Anteil, und es wird dazu Butterbrot im Übermaß gegessen.” 48<br />

Der Kaffeekonsum bot immer wieder Anlass zu Diskussionen. Zu dieser<br />

Zeit komponierte Johann Sebastian Bach seine Kaffeekantate, in der der<br />

Vater seiner Tochter unter Androhung der Ehelosigkeit den Kaffee verbietet.<br />

Karl Gottlieb Hering komponierte wenig später den Kanon „C-A-F-F-E-<br />

E, trink nicht so viel Kaffee”. Beide waren, wie auch Formey, ob der<br />

schnellen Verbreitung des Kaffees besorgt.<br />

Durch die unter Friedrich II. erhöhte Kaffeesteuer verteuerte sich der Kaffeegenuss.<br />

Aus dieser Zeit stammt die Initiative der Réfugiés, Zichorie anzubauen.<br />

Mit der gerösteten und gemahlenen Wurzel der Pflanze wurde<br />

zwar kaum Kaffeegeschmack erzeugt, aber das Wasser immerhin schwarz<br />

gefärbt. Dieser „mocca faux” (falscher Kaffee) fand als „Muckefuck” oder<br />

„preußischer Kaffee” schnelle Verbreitung, da der importierte, echte Kaffee<br />

zu teuer war. Die Zichorienbauern verdienten sehr gut und erreichten hohe<br />

Exportraten. Eine Anekdote berichtet von einem Reisenden, der in einer<br />

Dorfgaststätte um Kaffee ohne Zichorie bat. Woraufhin der erstaunte Wirt<br />

fragte, ob er denn reines Wasser trinken wolle. 49<br />

1793 wägt der Berliner Chronist König die gesundheitlichen Konsequenzen<br />

der neuen Getränke gegen die positiven Auswirkungen des steigenden<br />

Gemüsekonsums ab: „Nehmen wir hierzu noch die Bekanntschaften mit<br />

Koffee, Thee, Chokolate, feine Weine, und Liqueurs, die wir zum Theil den<br />

Franzosen schuldig sind, die aber wirklich unter uns eben so viel Schaden<br />

anrichten, als der von ihnen eingeführte Gebrauch des Gartengewächses<br />

Gutes hervorgebracht hat, ...” 50 Dennoch sind die meisten Getränke bis<br />

heute beliebt und verbreitet.<br />

Der Minister der französischen Kirche in Halle schlug dem Großen Kurfürsten<br />

Friedrich Wilhelm I. in einem Gutachten die Anlage von Apfelplantagen<br />

vor. 51 Um die Notwendigkeit des Cidre, der hervorragend aus den<br />

48 MANOURY, 1966, Jg. 19, Nr. 1, S. 3.<br />

49 Vgl. ERMAN & RECLAM, 1786, Bd. VI, S. 275 ff.<br />

50 Anton Balthasar KÖNIG: Versuch einer historischen Schilderung der Hauptveränderungen,<br />

der Religion, Sitten, Gewohnheiten, Künste, Wissenschaften etc. der Residenzstadt<br />

Berlin seit den ältesten Zeiten, bis zum Jahre 1786, 1792, Bd. II, S. 228.<br />

51 GSPK Rep. I 92 Spanheim 3, Ende des 17. Jahrhunderts , S. 141/142<br />

14


ungenießbaren Früchten der Apfelbäume gewonnen werden kann, zu begründen,<br />

holt er weit aus: „Seit den Anfängen der Welt, stellen die Obstbäume<br />

Genuß und Nahrung des Menschen und den ersten Gegenstand<br />

ihrer Neugier und Kultur da.” 52<br />

Monsieur Augier betont die Bequemlichkeit des Unterfangens, da die<br />

Bäume von alleine wachsen und nur wenig Pflege beanspruchen. Mit Apfelbäumen<br />

bepflanztes Land würde für den Getreideanbau nicht verloren<br />

gehen, da Getreide auch zwischen den Bäumen hervorragend gedeiht und<br />

die Erntezeiten weit auseinander liegen. So könne das Land weiterhin bebaut<br />

werden. Der Nutzen dieser Plantagen wäre also sehr vielseitig:<br />

„Außerdem macht man daraus exzellente Getränke, wie Apfel- oder Birnensaft,<br />

die, wie Wein, leicht benebeln, die aber reiner und gesünder als<br />

Bier sind und die man lange lagern kann, [...] Es muß noch hinzugefügt<br />

werden, dass aus Cidre gutes Lebenswasser hergestellt werden kann. [...]<br />

Ohne zu berechnen, dass man so viel Getreide für die Bierproduktion einsparen<br />

könnte.” 53<br />

Der Minister war überzeugt davon, dass die angelegten Apfelplantagen ein<br />

Gewinn für das ganze Land darstellen würden. Man könnte Apfelbaumzöglinge<br />

ins Ausland verkaufen wie auch die Säfte und den Cidre. All dies bedürfe<br />

nur einer Anlaufzeit von einigen Jahren, aber „ ...on a rien qu‘avec du<br />

temps et de la peine” - „... man hat nichts ohne Zeit und Mühe”. 54<br />

Ob der Kurfürst diesem Projekt stattgegeben hat, ist allerdings nicht bekannt.<br />

Bis heute bekannt sind jedoch die Obstanbaugebiete im Havelland.<br />

2.4 Back- und Süßwaren<br />

Die Hauptnahrungsmittel der Berliner waren Roggenbrot, Hafer- bzw. Hirsebrei.<br />

Durch die Hugenotten fand der Anbau von Weizen Verbreitung. Brot<br />

Der gesamte Abschnitt zu den Apfelplantagen basiert auf dem poetischen Brief von P.<br />

Augier an Friedrich Wilhelm I. mit der Bitte um Unterstützung für den Anbau von Apfelbäumen.<br />

Ezechiel Spanheim (1629-1710) war Gesandter des Großen Kurfürsten in Paris und<br />

bemühte sich um die Emigration der Hugenotten nach Brandenburg-Preußen. Sein<br />

Nachlass im Geheimen Preußischen Staatsarchiv umfasst verschiedene Briefwechsel,<br />

u.a. Anträge der Réfugiés an den Großen Kurfürsten.<br />

52 Übersetzung der Autorin aus: GSPK Rep. I 92 Spanheim 3, Anhang 8.<br />

„Dés les commencement du monde Les arbres fruitiers ont fait Les delices et la nourriture<br />

des hommes et Le premier sujet de leur occupation et de leur culture.”<br />

53 Übersetzung der Autorin aus: GSPK Rep. I 92 Spanheim 3.<br />

„Enfin on en fait des breuvages excellens tant Pommé que Poiré, qui ennyuient comme du<br />

vin, qui sont plus purs et plus sains que la Biere et que l‘on peut conserver long temps [...]<br />

Il faut encore ajouter qu‘avec du Cidre, on peut faire de bonne eau de vie. [...] Sans parler<br />

qu‘on épargneroit par La beaucoup de grain, qui se consume à faire de la Biere.”<br />

54 Ebd.<br />

15


spielte in der Ernährung der Franzosen schon immer eine große Rolle. Die<br />

Bäcker der Kolonie versorgten die Hugenotten mit dem leichteren französischen<br />

Brot sowie mit Weizenbrot, Milchbrot oder Zwieback. Die Bezeichnung<br />

„französisches Brot” für Brote aus feinem, weißen Mehl war zum<br />

Ende des 18. Jahrhunderts noch üblich. 55<br />

16<br />

Boulanger (Bäcker)<br />

Die französischen Bäcker beschränkten sich jedoch nicht auf die Herstellung<br />

von Brot. Ein Nebenverdienst bestand im Verkauf von Pasteten, Obst-,<br />

Creme- und Spritzkuchen (Eclairs) oder Windbeuteln mit Creme, Eiern und<br />

Früchten gebacken oder in Fett erhitzt. Die süßen Leckereien waren bei<br />

den Berlinern bald sehr beliebt. Oft bereiteten die Bäckersfrauen die feinen<br />

Backwaren zu, während die Männer das Brot buken.<br />

Neue Zutaten wie die Rosine (französisch „raisin”) fanden Eingang in die<br />

Berliner Haushalte. 56 Der von den Réfugiés betriebene Gewürzhandel trug<br />

zur Verbreitung von Gewürzen bei. Aus dem Gewürzhandel entwickelten<br />

sich die Drogerien. 57 Der Begriff stammt vom mittelniederdeutschen „droge”<br />

(trocken) ab und fasste die getrockneten Rohstoffe für Arzneimittel und<br />

Gewürze zusammen. 58<br />

Aus vielen Regionen Deutschlands ist die Einführung französischer Backwaren<br />

durch die Réfugiés bekannt. Eine Spezialität der Réfugiés waren die<br />

von ihnen „galiches“ genannten Waffeln. In einem langstieligen Waffeleisen<br />

55 Vgl. ERMAN & RECLAM, 1786, Bd. VI, S. 54 ff.<br />

56 Vgl. ERBE, 1937, S. 74.<br />

57 Vgl. ERMAN & RECLAM, 1786, Bd. VI, S. 98-111.<br />

58 Vgl. Friedrich KLUGE: Etymologisches Wörterbuch, Berlin 1989, S. 156.


wurden sie über dem offenen Feuer gebacken und mit Butter, Creme, Eiern<br />

oder Früchten serviert.<br />

In der Uckermark ist bis heute die Wofelbäckerei erhalten. 59 Es handelt<br />

sich um einen Hefeteig „Aus sechs Pfund Mehl, Hefe, Milch und Zucker,<br />

Fett, Eiern und Rosinen...”, der in einem speziellen Wofeleisen im Kachelofen<br />

gebacken wird. Der Brauch wurde von den Réfugiés in die Region<br />

eingeführt und weitergegeben. Zu Sylvester wurden die Wofeln „... mit einem<br />

Spruch als Neujahrsgruß verschenkt”. Jedoch verblasst diese Tradition,<br />

da immer weniger Menschen in der Region einen Kachelofen haben.<br />

In Celle verkauften die Bäcker im 19. Jahrhundert ein spezielles Weißbrot,<br />

das so genannte „Franzbrod”. 60 Inzwischen hat sich dieses milchbrötchenartige<br />

Gebäck im gesamten norddeutschen Raum ausgebreitet. Die heutigen<br />

Berliner „Schrippen” sind wahrscheinlich ebenfalls aus dem länglichen,<br />

weißen französischen Brot hervorgegangen. 61 Das typisch französische<br />

Wort „baguette” taucht in diesem Zusammenhang nicht im Berliner Wortschatz<br />

auf. Da sich dieses stabförmige Brot erst zur Wende vom 18. zum<br />

19. Jahrhundert in Frankreich verbreitete, konnten die Réfugiés es noch<br />

nicht kennen.<br />

Zunächst erlangten die Neuheiten Beliebtheit am Hof und fanden von dort<br />

aus Verbreitung unter der Berliner Bevölkerung. Sogar der genügsame<br />

Friedrich Wilhelm I. schätzte die feinen Backwaren der Franzosen. Er soll<br />

seinen Hofbäcker Delon in Potsdam angesiedelt haben, um auch dort<br />

seine geliebten Milchbrötchen zu bekommen. 62<br />

Inzwischen finden sich Weißbrot, Waffeln, Windbeutel und Milchbrötchen<br />

bei den meisten Bäckern in Deutschland. Die französische Backtradition<br />

ging untrennbar in der deutschen auf.<br />

2.5 Zuckerbäcker<br />

Der Verkauf und die Verarbeitung von Zucker wurde in Berlin von den<br />

Apothekern betrieben. 1700 bekamen sie Konkurrenz von fünf französischen<br />

Zuckerbäckerfamilien. In ihrer Heimat waren diese den<br />

Gewürzkrämern zugeordnet, da Zucker wie auch Gewürze zu den Luxusartikeln<br />

gehörten. Diese Confituriers bzw. Confisseurs übernahmen nun die<br />

Herstellung von feinen Backwaren, wie Waffeln, Obst- und Cremekuchen,<br />

aber auch Konfitüre bzw. Marmelade aus trockenen oder verflüssigten<br />

59 Gesamter Absatz Birgit VOELSCH: Hugenotten-Brauch in Vorpommern: Die Wofelbäckerei,<br />

in: Die Ostsee-Zeitung, 28.12.1999.<br />

60 Vgl. Andreas FLICK: Ueber das Haus No 90 an der Trift in Celle, in: Cellesche Zeitung,<br />

17.12.1994.<br />

61 Vgl. M. C. L. LANG: Das Modell einer Immigration – Die Hugenotten in Preußen, in:<br />

BOTTA, 1971, S. 35.<br />

62 Vgl. BOTTA, S. 119.<br />

17


Früchten. Wie schon die Apotheker fabrizierten die Confituriers Dragees<br />

und Pillen aus Zucker. Heute verkauft ein Berliner Konditor die „Berliner<br />

Murmeln”, die nach einem hugenottischen Rezept aus Zucker und Kräuterextrakten<br />

hergestellt werden. 63<br />

Der Konditor wirbt mit folgendem Text: ‘Berliner Murmeln’, Diese süsse<br />

Köstlichkeit wurde vermutlich im 17. Jahrhundert von französischen<br />

Zucker-bäckern in Berlin geschaffen. Noch heute erinnern die Berliner<br />

Murmeln an diese französische Zeit und an die freundliche Aufnahme, die<br />

die Hugenotten durch den Grossen Kurfürsten und die Berliner erfuhren.” 64<br />

Unbekannt war den Berlinern das Speiseeis. Die Réfugiés rührten es aus<br />

Sahne und Früchten an. Erman & Reclam irrten, als sie ihm in dem kalten<br />

Klima Brandenburg-Preußens keine Überlebenschancen ausrechneten. 65<br />

63 Vgl. Dose.<br />

64 Berliner Murmeln. Hergestellt von Michael Becker, Gustav Müller Str. 46, 10829 Berlin.<br />

65 Gesamter Absatz vgl. ERMAN & RECLAM, Bd. VI, S. 66 ff.<br />

18


Jean Privat, Anführer der elf Flüchtlingskinder<br />

mit Erläuterungen zur Offenbacher Privat-Linie<br />

von Alfred Kehrer<br />

Die mündlichen Überlieferungen zur Emigration von elf Kindern der Familie<br />

Privat aus Südfrankreich liegen in schriftlicher Form vor (E.C. Privat: Hugenottisches<br />

Leben. Bilder aus der Friedrichsdorfer Chronik, Friedrichsdorf<br />

1980). Sie sollen mit dieser Niederschrift durch neuere Erkenntnisse ergänzt<br />

und erweitert werden, die mir aus Kirchenbüchern der Offenbacher<br />

Französisch-<strong>Reformiert</strong>en Gemeinde sowie durch das dortige Stadtarchiv<br />

zuflossen.<br />

In der bekannten Überlieferung heißt es, dass die Mutter besagter elf Kinder<br />

von Dragonern getötet wurde, da sie das Versteck ihres Gatten nicht<br />

preisgab. Dennoch fanden ihn die Häscher und er endete im Turm. Die elf<br />

Kinder verließen unter Anführung des 16-jährigen Jean ihre Heimat und<br />

erreichten nach vier Monaten Frankfurt. Da hier keiner ihre Sprache<br />

verstand, holte man einen sprachkundigen Pfarrer aus Offenbach. Dieser<br />

hörte sich tief bewegt ihre Geschichte an und nahm die beiden Ältesten,<br />

die Buben Jean und Anthoine, mit nach Offenbach. Die neun Mädchen,<br />

deren jüngstes noch keine zwei Jahre alt war, fanden Aufnahme bei<br />

barmherzigen Frankfurter Familien. Zu dieser bekannten Darstellung nun<br />

die im Herbst 1998 aufgespürten Fakten:<br />

Die Eltern der elf Kinder waren André Privat und Marie Soustanne aus St.<br />

Estèphe im Languedoc. Ihr ältester Sohn hieß nicht Abraham, sondern<br />

Jean und kam dort 1680 zur Welt. Laut mündlicher Überlieferung war er bei<br />

der Flucht 16 Jahre alt, folglich muss die Familie 1696 auseinandergerissen<br />

worden sein, und im Herbst des gleichen Jahres dürften die elf Kinder<br />

Frankfurt erreicht haben. Im Frankfurter Stadtarchiv war dazu nichts<br />

herauszufinden. Da die Kinder vom Alter her keine juristischen Personen<br />

waren, habe man in dieser Zeit keine entsprechenden Eintragungen vorgenommen.<br />

Der zuvor erwähnte Pfarrer war Offenbachs erster Pfarrer und Hofprediger<br />

Konrad Bröske, der dort von 1686 bis zu seinem Tod im Jahre 1713 wirkte.<br />

Er sprach nachweislich mehrere Sprachen, so auch Französisch. Sein<br />

Vater Hermann Bröske stammte aus Balhorn. Pfarrer Bröske war verheiratet<br />

mit der Adligen Luise von Eisenberg, welche am 17.11.1739 in Offenbach<br />

starb.<br />

Es gibt viele Hinweise auf ihn, da er ein sehr gelehrter und rühriger Mann<br />

war. Der Fürst versah ihn häufig mit einem Reiseauftrag, so u.a. zu einer<br />

19


Kollektenreise nach England. Das damals für Offenbach eingesammelte<br />

Geld diente als Grundstock zum Bau einer Lateinschule.<br />

Dieser bemerkenswerte Pfarrer sorgte dafür, dass die Brüder Jean und der<br />

14-jährige Anthoine Privat Geräte für ihr erlerntes Handwerk, der Strumpfwirkerei,<br />

bauen konnten und brachte sie wahrscheinlich bei einer Familie<br />

Vielles unter. Anthoine fand später in Friedrichsdorf seine Heimat und war<br />

einer meiner Vorfahren, Jean hingegen heiratete am 6.10.1709 die Witwe<br />

Jeanne Vielles/Borguet, deren Mann im April 1708 gestorben war, obwohl<br />

diese, 1663 geboren, 17 Jahre älter war und ihm mit 46 Jahren keine Kinder<br />

mehr schenken konnte. Es war wohl eine Heirat aus Dankbarkeit für<br />

die Aufnahme. Jeanne Borguet-Privat, die aus der Provinz Cevennes<br />

stammte, starb am 20.7.1728 in Offenbach im Alter von 65 Jahren. Zu ihrer<br />

Eheschließung blieb folgender Eintrag erhalten im Livre des marriages<br />

(Register der Eheschließungen):<br />

„Am Sonntag, den 6. Oktober 1709, nach Veröffentlichung des Aufgebots<br />

ohne Einspruch an drei aufeinanderfolgenden Sonntagen und der übrigen<br />

ordnungsgemäßen Bestimmungen wurde während meiner Reise nach<br />

Holland öffentlich gesegnet durch Herrn Jordan, Pfarrer in Homburg, die<br />

Ehe von Jean Privat, Strumpfwarenweber und der Jeanne Borguet, Witwe<br />

des verstorbenen Herrn Jean Vielles, Strumpfwarenherstellermeister, sowie<br />

eines meiner Ältesten, alle dieser Kirche angehörig.<br />

Le Fevre, Pfarrer und Arzt“∗<br />

Offenbach war seit 1685 Residenzstadt, hatte aber 1699 nur rund 600 Einwohner,<br />

in der Hauptsache Fischer und Bauern. Graf Johann Philipp zu<br />

Ysenburg und Büdingen verfügte die Einbürgerung von hugenottischen<br />

Flüchtlingen, so dass sich die Einwohnerzahl schnell um 120 erhöhte. Sie<br />

brachten gute handwerkliche Fähigkeiten mit, die dem alten, schon 977<br />

urkundlich erwähnten Flecken eine deutliche Belebung und Wohlstand<br />

brachten. Die Hugenotten gründeten 1699 eine französisch-reformierte<br />

Gemeinde, die heute noch lebt und im vorletzten Jahr das 300-jährige Bestehen<br />

feierte.<br />

∗ „Le Dimanche 6 e Jour du moi d´octobre 1709, après la publication des bans faitte sans<br />

opposition par trois dimanches consécutivs et les autres formalités ordinaires a esté<br />

publiquement beni pendant mon voyage de Hollande par M. Jordan Pasteur de<br />

Hombourg, le marriage de Jean Privat Fabriquant de bas au metier, et de Jeanne<br />

Borguet, veuve de feu se Jean Vielles, M re manufacteur de bas, et l´un de mes ancien,<br />

tous membres de cette église.<br />

Le Fevre, Pasteur et Docteur“<br />

20


Vermutlich war Jean Privat<br />

nicht bei den Gründervätern,<br />

denn er hielt wohl lange seinem<br />

Gönner, Pfarrer Bröske,<br />

die Treue in dessen Landeskirche.<br />

Dann aber taucht er in<br />

den Kirchenbüchern der<br />

Französisch-<strong>Reformiert</strong>en auf<br />

als Ältester, bzw. Presbyter,<br />

und zwar von 1711-1717,<br />

1725-1728, 1732-1738 und<br />

1742 bis zu seinem Tod in<br />

1760.<br />

Ganz sicher war er im Kirchenvorstand<br />

der Hugenottengemeinde<br />

bei den Planern,<br />

Finanzierern und Bauausführern<br />

der 1716/17 entstandenen<br />

kleinen Hugenotten-<br />

Abendmahlskelche der Französisch-<br />

<strong>Reformiert</strong>en Gemeinde Offenbach.<br />

kirche in Offenbach, die heute samt dem Pfarr- und Gemeindehaus in der<br />

Herrnstraße 66 unter Denkmalschutz stehen.<br />

Jean Privat wird als Strumpffabrikant bezeichnet und dürfte im Laufe der<br />

Jahre zu Wohlstand gelangt sein. Leider fand ich keine Hinweise auf Kontakte<br />

zu seinen zehn Geschwistern.<br />

In zweiter Ehe heiratete er am 8.3.1736 die 1713 geborene Renée Pomarede,<br />

deren Eltern aus der Provinz Dauphiné stammten. Von ihr hatte er<br />

vier Söhne und vier Töchter. Bevor jedoch ihr erstes Kind, ein Mädchen,<br />

am 21.2.1737 zur Weit kam, machte Renées Mutter, die Witwe Melle Magdelaine<br />

Pomarede, geborene Giraud, der neuen Kirche eine Schenkung in<br />

Form zweier Abendmahlskelche (siehe Foto). Am Sockel der beiden Kelche<br />

findet sich folgende Eingravierung: Magdelaine Pomerede-Giraud,<br />

1736<br />

In der vom „ancien" Jean Privat verfassten französischsprachigen Schenkungsurkunde<br />

lautet es übersetzt:<br />

„Jean Privat<br />

Dienstag, 6. Dezember 1736 Die Konsistoriumsgesellschaft, Versammlung<br />

für den Besitz und die Angelegenheiten der Kirche, der Erneuerung im<br />

Namen Gottes werden diese beiden vergoldeten Silberkelche von Melle<br />

Magdelaine, Witwe Pomarede, geborene Giraud, nächsten Sonntag unserer<br />

Kirche übergeben, um daraus das Heilige Abendmahl zu geben. Man<br />

soll sie weder verpfänden, noch verkaufen, noch austauschen.<br />

21


Die Gesellschaft beschließt und führt dieses durch:<br />

Am gleichen Tag bedankt man sich persönlich, und heute beschließt man,<br />

die beiden Kelche in einem Koffer zu verstauen und sie künftig darin aufzubewahren.<br />

Nach der Wohltäterin Wünschen sollen sie nach dem Gebet<br />

übergeben werden.<br />

Jacques Berard, Pasteur<br />

Paul Conturiet, ancien Gilles André, ancien<br />

Alexandre Piclat, ancien Jean Privat, ancien<br />

André Ponet, ancien“<br />

Man darf vermuten, dass zwischen Mutter und Tochter eine sehr enge Beziehung<br />

bestand, aber auch zum Schwiegersohn Jean Privat. Sie lebten<br />

alle tief verwurzelt in ihrem hugenottischen Glauben und ihrer Tradition.<br />

Was bewog Magdelaine zu dieser hochherzigen Schenkung? War es<br />

übergroße Freude in Erwartung des ersten Enkelkindes? War es Dankbarkeit<br />

für Familienglück? Möglicherweise lebte die Witwe mit im Privat-Haus.<br />

War es ein Bittgeschenk, Gott möge die schwangere Tochter beschützen?<br />

Oder diente sie als Aufbauhilfe für die junge Gemeinde?<br />

Renée Privat brachte ihre Erstgeborene am 21.2.1737 zur Welt und gab ihr<br />

den Vornamen der Mutter Magdelaine Josephine Privat.<br />

Renée Privat starb am 17.7.1756 in Offenbach und Jean Privat folgte ihr<br />

am 7.2.1760 im Alter von 80 Jahren. Sein Bruder Anthoine in Friedrichsdorf<br />

wurde ebenfalls 80 Jahre alt.<br />

Als 1974 einer der beiden Kelche zu Boden fiel, gab man ihn zwecks Reparatur<br />

in die Hände eines Juweliers, welcher kurz darauf in Konkurs ging<br />

und den Kelch verschwinden ließ. 1981 tauchte er bei einem Wiesbadener<br />

Auktionshaus auf, welches die Französisch-<strong>Reformiert</strong>e Gemeinde in<br />

Offenbach telefonisch verständigte. Heute befindet sich der Kelch wieder<br />

im Besitz der Kirchengemeinde.<br />

Gerne hätten wir etwas zum Schicksal der neun Mädchen erfahren. Da das<br />

Frankfurter Stadtarchiv nicht weiterhelfen konnte, wurde mit der Französisch-<strong>Reformiert</strong>en<br />

Gemeinde Frankfurt Verbindung aufgenommen. Denn<br />

nur dort bestand noch Aussicht auf erfolgreiche Recherchen. Da jedoch<br />

deren Kirchenbücher aus jener Zeit im 2. Weltkrieg bei einem<br />

Bombenangriff auf Frankfurt verbrannt sind, muss dieses Kapitel wohl<br />

geschlossen werden.<br />

22


Neue Bücher und Aufsätze<br />

Die mit einem * versehenen Titel sind in der Bibliothek in Bad Karlshafen vorhanden<br />

bzw. werden angeschafft. Nicht aufgenommen wurden - von Ausnahmen<br />

abgesehen - Aufsätze aus genuin hugenottischen Zeitschriften. Für die Bücher<br />

ohne Stern werden noch Sponsoren gesucht. Bitte teilen Sie alle Neuerscheinungen<br />

(Bücher u. Aufsätze) dem Schriftleiter von <strong>HUGENOTTEN</strong> mit.<br />

*De Michelis, Cesare G.: Il valdismo e le terre russe (secc. XIV-XVI), in: Revue de<br />

l’histoire des religions 217, Heft 1, 2000, S. 139-154.<br />

*Deyon, Pierre et Solange: Henri de Rohan huguenot de plume et d’épée 1579-<br />

1638. Préface de Pierre Goubert, Paris 2000.<br />

*Fabre, Rémi: Les protestants en France depuis 1789, Paris 1999.<br />

*Felix, Fred W.: Die Auswanderung der Protestanten aus dem Fürstentum Orange<br />

1703 und 1711-13, Geschichtsblätter der Deutschen Hugenotten-Gesellschaft<br />

e.V., Bd. 33, Bad Karlshafen 2000. (Das Buch erschien auch als<br />

Publikation der Schweizerischen Gesellschaft für Hugenottengeschichte Bd.<br />

6, Genf 2000.)<br />

*Flick, Andreas: Huguenots in the Electorate of Hanover and their British links, in:<br />

Proceedings of the Huguenot Society of Great Britain and Ireland, Vol XXVII<br />

No 3, 2000, S. 335-350.<br />

*Fritzsche, Hans: Zur Familiengeschichte von Charles Hector, Marquis de Marsay<br />

(1688-1753), in: Monatshefte für Evangelische Kirchengeschichte des<br />

Rheinlandes 47./48. Jahrgang, 1998/1999, S. 528-533 [Marsay stammte aus<br />

der Landschaft Aunis im Poitou].<br />

*Galluel-Guillard, André: Les Vaudois du Piémont entre la répression et la tolérance,<br />

in: Foi et Vie 97, 1998, S. 25-41.<br />

*Gamonnet, Étienne: Pierre Durand, restaurateur du protestantisme en Vivarais:<br />

lettres et écrits, Bez-et Esparon 1999.<br />

*Giacone, Franco: Les Tragiques d’Agrippa d’Aubigné et les vaudois, in: Revue de<br />

l’histoire des religions 217, Heft 1, 2000, S. 179-196.<br />

*Gilmont, Jean-François: Les vaudois: sources et méthodes, in: Revue de<br />

l’histoire des religions 217, Heft 1, 2000, S. 9-20.<br />

*Girardin, Albert: Die Helleringer Kirche, in: Association pour la Sauvegarde et<br />

l’Utilisation du Temple Réformée de Sarre-Union, Bulletin 1999, S. 35-38<br />

[Bisher unveröffentlichter Vortrag aus dem Nachlass von Herrn Girardin].<br />

*Guthmüller, Bodo: Henri IV als französischer Perseus. Zur mythologischen Re-<br />

präsentation fürstlicher Macht in der Renaissance, in: Wolfenbütteler Renaissance-Mitteilungen<br />

23, 1999, S. 53-65.<br />

*Heimann, Heinz-Dieter: Brandenburger Toleranz zwischen Anspruch, Mythos und<br />

Dementi. Historisch-politische Annäherungen an das „Edikt von Potsdam“,<br />

23


in: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte 52, Heft 2, 2000, S. 115-<br />

125.<br />

*Hubler, Lucienne; Candaux, Jean-Daniel et Chalamet, Christophe: L’Édit de<br />

Nantes Revisité. Actes de la journée d’étude de Waldegg (30 octobre 1998),<br />

Publikationen der Schweizerischen Gesellschaft für Hugenottengeschichte,<br />

Band 5, Genève 2000.<br />

*Kiefner, Theo: Die Waldenser auf ihrem Weg aus dem Val Cluson durch die<br />

Schweiz nach Deutschland 1532-1820/30.<br />

Bd. 5: Die Ortssippenbücher der deutschen Waldenserkolonien,<br />

Teile 1,4 und 5,8: Arheiligen/Darmstadt und Neuhengstett<br />

Teile 3,1 und 5,10: Waldensberg und Nordhausen<br />

Teil 5,5: Pinache und Serres.<br />

Calw 2000. [Zu beziehen bei dem Verfasser: Lehengasse 5, 75365 Calw-<br />

Altburg]<br />

24<br />

Buchbesprechung<br />

Sievers, Hans-Jürgen (Hrsg.): In der Mitte der Stadt. Die Evangelischreformierte<br />

Kirche zu Leipzig von der Einwanderung der Hugenotten<br />

bis zur Friedlichen Revolution. Evangelische Verlagsanstalt Leipzig<br />

2000, 208 S. m. Abb., 29,80 DM. ISBN 3-374-01811-4.<br />

Deus det incrementum (Gott gebe Wachstum) schrieben in der sächsischen<br />

Handels- und Messestadt Leipzig die dorthin geflüchteten Hugenotten<br />

in ihr Gemeindesiegel, nachdem sie 1700 eine Kirchgemeinde gegründet<br />

hatten. In dem anlässlich des 300-jährigen Gemeindejubiläums<br />

herausgegebenen Buch kann man nachlesen, dass dieser Wunsch reichlich<br />

in Erfüllung ging. Aber nicht nur in der Kirchgemeinde wirkten die Männer<br />

und Frauen der ersten Jahre, deren Nachkommen und die anderen<br />

<strong>Reformiert</strong>en, sondern auch in der Stadtgemeinde hinterließen sie deutliche<br />

Spuren. Insbesondere die Gemeindeglieder, die als Kaufleute und<br />

Verlagsinhaber tätig waren, sind durch ihre berufliche Tätigkeit weit über<br />

die Grenzen der Stadt bekannt geworden.<br />

In 13 Beiträgen, zumeist von ausgewiesenen Historikern oder Wissenschaftlern<br />

anderer Fachgebiete, werden anhand ausgiebigen und dokumentierten<br />

Quellenstudiums die religiösen, kulturellen, wirtschaftlichen und<br />

zeithistorischen Impulse geschildert, die von den <strong>Reformiert</strong>en Leipzigs<br />

ausgingen. Bei den Kaufmannsfamilien wird ausgiebig das über fünf Generationen<br />

bedeutsame Wirken der Dynastie der Dufour beschrieben. Dass<br />

Leipzig ab dem 19. Jahrhundert das Mekka für den deutschen Buchhandel<br />

und das Verlagswesen war, ist weitgehend den <strong>Reformiert</strong>en dieser Stadt<br />

zu danken. Dafür stehen solche Namen wie Anton Philipp Reclam, Karl<br />

Reimer, Salomon Hirzel, Friedrich Volckmar, Jean Jacques Weber, Fritz


Baedeker, die alle auch engagierte<br />

Gemeindeglieder waren. Eigene<br />

Artikel sind gewidmet dem ersten<br />

reformierten Mitglied des Leipziger<br />

Rates Friedrich Anton Pfannenberg,<br />

dem Leipziger Ehrenbürger, Geschäftsmann<br />

und Mäzen Carl<br />

Lampe, der Bindung des Komponisten<br />

Felix Mendelssohn-Bartholdy<br />

an die reformierte Gemeinde, der<br />

Frauenrechtlerin Käthe Windscheid<br />

und dem Prediger Georg Joachim<br />

Zollikofer als Aufklärer, Volkslehrer,<br />

Übersetzer und kultureller Vermittler.<br />

Detailliert werden beschrieben das<br />

Amtshaus, das 200 Jahre Heimat<br />

der Gemeinde war, und die Kirche<br />

am Tröndlinring, die 1899 errichtet<br />

wurde. Beschrieben werden weiter<br />

die diakonische Arbeit in den ersten<br />

Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg und das couragierte Auftreten der<br />

Gemeinde und ihrer Pfarrer im Herbst 1989, als es um fundamentale<br />

Veränderungen in der DDR ging.<br />

Kurzbiografien aller bislang tätigen Pfarrer, eine Aufstellung der Konsistoriumsmitglieder<br />

seit 1900 und der Gemeindehäupter der Jahre 1900 und<br />

2000 schließen sich an. Den Abschluss bilden ein ausführliches Verzeichnis<br />

über Unterlagen zur Gemeinde in allen wichtigen Archiven, die Nennung<br />

der für die Gemeinde wichtigen sächsischen Bekanntmachungen und<br />

Verordnungen, ein Literaturverzeichnis und ein Personenregister.<br />

Somit kann man sich anhand vieler Beispiele ein gutes Bild davon machen,<br />

dass die Gemeinde nicht nur seit jeher „in der Mitte der Stadt“ angesiedelt<br />

ist, sondern dass sie auch stets durch ihre Gemeindeglieder in der Mitte<br />

des Geschehens stand. Dabei diente den Männern und Frauen auch ihr<br />

reformierter Glaube als Antrieb für ihr Handeln. „Suchet der Stadt Bestes“,<br />

diese Worte des Propheten Jeremia sind in Leipzig deutlich sichtbar in die<br />

Tat umgesetzt worden. Das allgemein verständlich dargelegt zu haben, ist<br />

das Verdienst der Autoren. Das Buch ist mit Gewinn zu lesen und durch die<br />

Archivangaben ein gutes Hilfsmittel für weitere Forschungen. Es ist sehr<br />

gut gestaltet, es wird seine Leser finden.<br />

Mit der Veröffentlichung ist, was auch beabsichtigt war, keine aktualisierte<br />

Gemeindegeschichte entstanden. Dennoch hätte es der Rezensent begrüßt,<br />

wenn wenigstens ein Artikel das Verhältnis Staat – Kirche in der<br />

25


ehemaligen sowjetischen Besatzungszone bzw. DDR in dem Zeitraum<br />

1945-1989 beleuchtet hätte. Die Kirchgemeinden und ihre Gemeindeglieder<br />

waren ja gleich nach 1945 dem Würgegriff des atheistischen Systems<br />

ausgesetzt. Die Gemeinden hatten den weitgehenden Verlust ihrer ehemals<br />

sie tragenden Schichten zu beklagen, die gedemütigt und deren<br />

Existenzgrundlage häufig vernichtet wurden. Dennoch stellten sie ihr hugenottisches<br />

resister (widerstehen) dagegen. Aber noch gibt es die Erlebnisgeneration,<br />

die z. T. heute noch an den Konsequenzen aus dieser Zeit zu<br />

tragen hat und die den sich breit machenden Verharmlosungen entgegentreten<br />

kann. Falls sich dann in 100 Jahren ein Historiker an die Bearbeitung<br />

dieser Zeitperiode heranwagt, könnte er nicht nur in der Sache gefiltertes<br />

Archivgut, sondern auch authentische zeitgenössische Erinnerungen zur<br />

Verfügung haben. Nur müsste man sich recht bald dieser Zeit der „unangepassten<br />

Angepasstheit“ annehmen. Wäre das nicht eine mögliche Aufgabe<br />

für das Leipziger Historische Seminar oder findet die Gemeinde selbst<br />

noch nach den beiden großen Jubiläen die Kraft dazu?<br />

Nicht zufrieden ist der Rezensent mit dem Literaturverzeichnis. Unerwähnt<br />

sind die zahlreichen Beiträge zur Leipziger Gemeinde in FRIEDE UND<br />

FREIHEIT, dem Monatsblatt der evangelisch-reformierten Kirche in Sachsen,<br />

die der Herausgeber mehrere Jahre liebevoll betreute, ebenso die<br />

jahrelange Existenz eigener Gemeindebriefe. Auch manch andere Veröffentlichung<br />

zum Thema fehlt. Nicht aufgenommen ist die im Text mehrfach<br />

zitierte wichtige Arbeit von Hohlfeldt „Geschichte der Evangelisch-reformierten<br />

Gemeinde zu Leipzig 1700-1950“, die in der Gemeinde in Maschinenschrift<br />

vorliegt. Zu den Themen „Kaufleute“ und „Zollikofer“ hätte man<br />

deutlicher bzw. überhaupt betonen sollen, dass diese vergnüglich in dem<br />

Buch ‚Middell: Hugenotten in Leipzig’ behandelt sind. Unerwähnt ist, dass<br />

die wichtigsten Dokumente zu Leipzig (S. 185) im Originaltext leicht zugänglich<br />

in aktueller Literatur abgedruckt sind. Im Text ist der Bezug zu<br />

diesen nicht immer richtig angegeben, der Auszug auf S. 41 ist fehlerbehaftet.<br />

Aufgefallen ist auch, dass die handschriftliche französische Chronik<br />

zur Gemeindegeschichte aus dem Jahre 1804, die ebenfalls im Literaturverzeichnis<br />

fehlt, in Teilen zweimal übersetzt ist. Dabei ist die von Middell<br />

die einfühlsamere und genauere.<br />

Auf wenige kleine Flüchtigkeitsfehler bzw. Ungenauigkeiten soll hier nicht<br />

eingegangen werden. Der nicht belegten beiläufigen Erwähnung einer Hugenottenkolonie<br />

in der Herrschaft Hoyerswerda (S. 107) muss aber widersprochen<br />

werden. Für dieses Gebiet der Oberlausitz, in der fraglichen Zeit<br />

1635-1815 bei Sachsen, ist dieser Sachverhalt weder in der Spezial- noch<br />

in der Regionalliteratur erwähnt.<br />

Eberhard Gresch<br />

26


Fred W. Felix:<br />

Die Ausweisung der<br />

Protestanten aus dem<br />

Fürstentum Orange 1703 und<br />

1711-13<br />

(Geschichtsblätter der Deutschen<br />

Hugenotten-Gesellschaft e.V., Bd.<br />

33), Bad Karlshafen 2000, 164<br />

Seiten, ISBN 3-930481-13-8,<br />

34,80 DM ∗<br />

Buchvorstellung<br />

Ein wenig beachtetes Kapitel der<br />

Hugenottengeschichte beleuchtet<br />

Fred W. Felix in diesem Ende 2000<br />

erschienenen Buch. Im südfranzösischen<br />

Fürstentum Orange<br />

hatte die Reformation früh ihren<br />

Einzug gehalten und lange waren<br />

beide christlichen Konfessionen<br />

durch die Prinzen von Orange-<br />

Nassau gleichberechtigt anerkannt.<br />

Im Spanischen Erbfolgekrieg von 1701 bis 1713 verlor Orange<br />

jedoch seine Souveränität, und 1703 erließ Ludwig XIV. auch dort ein Verbot<br />

der protestantischen Kirche. Alle, die ihren reformierten Glauben trotzdem<br />

bewahren wollten, mussten ihre Heimat und das Königreich Frankreich<br />

verlassen, versehen mit einem sicheren Pass, der ihnen wenigstens<br />

eine lebensgefährliche Flucht ersparte.<br />

In diesem Buch wird anhand vieler Quellen dargestellt, wie trotz der Kleinheit<br />

dieses Fürstentums die Fäden der europäischen Diplomatie nach Versailles,<br />

London, Den Haag, Turin und Berlin liefen und das Schicksal dieser<br />

ausgewiesenen Orangeois bestimmten, bis viele von ihnen nach einem<br />

vorläufigen Aufenthalt in Genf oder in der Schweiz ihr Ziel in Brandenburg-<br />

Preußen gefunden hatten. Von großem Wert für Genealogen sind die in<br />

dem Buch abgedruckten Namenslisten der Orangeois, die aus Basel ausgereist<br />

sind, sowie derjenigen, die im Juli 1704 in den evangelischen<br />

Kantonen und in Genf zurückgeblieben sind.<br />

∗ Bei Direktbestellungen bei der Deutschen Hugenotten-Gesellschaft erhalten Mitglieder bis<br />

zum 31. Mai 2001 25% Rabatt, danach 10%.<br />

27


Der Verfasser, Fred W. Felix, ist Mitglied der Deutschen Hugenotten-<br />

Gesellschaft. Er wurde 1927 in Zürich geboren, beendete 1985 eine langjährige<br />

naturwissenschaftliche Tätigkeit in Schweden und Berlin als außerplanmäßiger<br />

Professor für Kernchemie und widmete sich nach der Rückkehr<br />

nach Zürich der Erforschung seiner Vorfahren aus Orange, aus der<br />

sich schließlich die vorliegende Arbeit entwickelte.<br />

28<br />

Wichtiger Hinweis zu den<br />

Geschichtsblättern der Deutschen Hugenotten-Gesellschaft<br />

Infolge der zurückgehenden Zahl an Abonnenten der Geschichtsblätter<br />

hat der Vorstand beschlossen, ein neues Rabattsystem einzuführen.<br />

Vom 1. Juni 2001 an erhalten Abonnenten 25% Rabatt, Mitglieder der<br />

DHG erhalten 10% Rabatt.<br />

Silberarbeit für das Deutsche Hugenotten-Museum<br />

in Bad Karlshafen<br />

von Jochen Desel<br />

Eine wertvolle Bereicherung für die Sammlung hugenottischer Gold- und<br />

Silberschmiedearbeiten im Deutschen Hugenotten-Museum in Bad Karlshafen<br />

ist ein silbernes Salzgefäß, das im Jahr 2000 von der Deutschen<br />

Hugenotten-Gesellschaft erworben werden konnte (siehe Titelbild). Es<br />

handelt sich um eine Arbeit des Berliner Meisters George Fréderic Fournier,<br />

der ca. 1773/74 in Berlin geboren wurde und dort am 1. Juni 1832 59jährig<br />

starb.<br />

Fournier entstammte einer hugenottischen Goldschmiedefamilie in der<br />

preußischen Hauptstadt und war zunächst als Silberarbeiter und Graveur<br />

tätig. Am 14. Oktober 1805 wurde er Berliner Amtsmeister. Sein Meisterstück<br />

war eine Teemaschine. Als junger Meister heiratete er 1794 Juliane<br />

Eleonore Peters, mit der er vier Töchter hatte. Die Ehefrau starb am 1.<br />

Oktober 1832, wenige Wochen nach dem Tod ihres Mannes.<br />

Das Salzgefäß aus getriebenem Silber, das von einem Vorbesitzer mit den<br />

Initialen R.B. stammt, ist halbkugelig geformt. Ein dreibeiniger Blumenvasenständer<br />

mit Rosen im Stil des frühen 19. Jahrhunderts trägt das Salzschälchen,<br />

das innen vergoldet ist. Der Schaft in der Mitte unter dem<br />

Schälchen wird von einer Schlange umringt. Der Buchstabe F für Fournier<br />

und die Berliner Stadtmarke kennzeichnen die reizende Silberarbeit als das<br />

Werk eines hugenottischen Meisters.


Spendenaufruf der Association Abraham Mazel<br />

von Eckart Birnstiel<br />

Ein Zusammenschluss von Protestanten aus den Cevennen hat 1995 das<br />

vom Verfall bedrohte Geburtshaus von Abraham Mazel in Falguières in der<br />

Nähe von Saint-Jean-du-Gard angekauft. Mazel war einer der berühmtesten<br />

Führer der Kamisarden während des großen Aufstandes in den Cevennen<br />

(1702-1704). Er wurde 1710 von den königlichen Truppen gefaßt und<br />

getötet.<br />

Die Association Abraham Mazel - ein als gemeinnützig anerkannter<br />

Verein - plant, dieses Haus zu einer internationalen Begegnungsstätte<br />

auszubauen. Es wird eine Bibliothek bekommen, deren Arbeitsplätze mit<br />

Computer- und Internet-Anschlüssen versehen sind. Der Vortragssaal,<br />

mehrere Seminar- und Gemeinschaftsräume sowie die zwei<br />

Gästeappartements werden allen an der Geschichte und Gegenwart der<br />

Cevennen interessierten Gruppen und Einzelpersonen zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Der denkmalspflegerisch betreute Wiederaufbau des Hauses wird in drei<br />

Abschnitten vorgenommen, von denen der erste - Sicherung der Substanz<br />

des aus dem 15. Jahrhundert stammenden Altbaus, Erneuerung der Dachstühle<br />

samt Eindeckung, Ersatz sämtlicher Fenster und Türen, Einbau von<br />

29


Sanitär- und Heizungsanlagen - kurz vor der Vollendung steht. Die weiteren<br />

Bauabschnitte, die bis Ende des Jahres 2004 bewältigt sein sollen, betreffen<br />

ein neues Nebengebäude sowie die Wiederherstellung der ursprünglichen<br />

Terrassierung des zum Hause gehörenden Geländes, dessen für die<br />

Cevennen typischen Stützmauern aus Bruchstein zur Zeit freigelegt und<br />

ausgebessert werden. Hier soll ein weitläufiger Park mit einem botanischen<br />

Lehrpfad entstehen, der über die traditionelle Kultur der in dieser Gegend<br />

beheimateten Pflanzen - vor allem der Kastanie - Auskunft gibt.<br />

Trotz der großzügigen Unterstützung seitens der Regierungsstellen der<br />

Region und einiger lokaler Handwerksbetriebe, die kostenlos Arbeitskraft,<br />

Maschinen und Baumaterialien zur Verfügung stellen, fehlen dem Verein,<br />

der bereits über 1,2 Millionen Francs in das Gebäude investiert hat, gegenwärtig<br />

rund 60.000 Francs, also weniger als 20.000 Mark, um die<br />

zweite Bauphase einzuleiten. Daher wendet er sich mit der Bitte an die<br />

deutschen Hugenottennachkommen, deren Vorfahren nicht selten aus den<br />

Cevennen kamen, sich an der Renovierung dieses einzigartigen Hauses<br />

und seines etwa sieben Hektar großen Geländes zu beteiligen.<br />

Sie können einen in DM ausgestellten Euro-Scheck in beliebiger Höhe an<br />

folgende Adresse schicken und bekommen umgehend eine steuerabzugsfähige<br />

Spendenquittung zugestellt:<br />

Association Abraham Mazel, 1, rue du Maréchal de Thoiras, F-30270<br />

SAINT-JEAN-DU-GARD<br />

Sollten Sie einmal in die Cevennen kommen, laden wir Sie herzlich dazu<br />

ein, die Maison Abraham Mazel zu besuchen und sich über den Fortschritt<br />

der Arbeiten - und damit die Verwendung Ihrer Spende - zu informieren.<br />

Weitere Auskünfte erteilt Ihnen Professor Dr. Eckart Birnstiel, 9 rue St-<br />

Antoine-du-T, F-31000 TOULOUSE.<br />

30<br />

Kurzmeldungen<br />

• Studienreise auf den Spuren der Waldenser und Hugenotten: In der Zeit vom<br />

22. bis 30. Juni 2001 bieten die Waldenserfreunde Gottstreu/Gewissenruh in Kooperation<br />

mit dem Evangelischen Kirchenkreis Hofgeismar eine Studienreise auf<br />

den Spuren der Waldenser und Hugenotten an. Die Reiseleitung übernimmt Thomas<br />

Ende aus Reinhardshagen. Zusteigemöglichkeiten bestehen auch im Raum<br />

Marburg sowie in Südhessen und Baden-Württemberg. Die Reisegruppe wird im<br />

Gästehaus der Waldenserkirche in Torre Pellice/Piemont wohnen. Von dort werden<br />

Ausflüge in die Umgebung unternommen. Auf dem Programm steht auch eine<br />

Tagesfahrt in die Französischen Hochalpen mit Aufenthalten in Briançon und Vars.<br />

Das ausführliche Programm kann unverbindlich bei der Reiseleitung angefordert


werden: Thomas Ende, Eduard-Stremme-Str. 10, 34359 Reinhardshagen, Tel.<br />

05544/7096 (nach 17 Uhr).<br />

• Gottstreuer Waldensermuseum: Eine besondere Aufwertung erfuhr das<br />

Gottstreuer Waldensermuseum im Oktober 2000. Das Vorstandsmitglied der<br />

Deutschen Hugenotten-Gesellschaft, Pfarrer i.R. Dr. Theo Kiefner (rechts auf dem<br />

Foto neben Thomas Ende),<br />

stellte dem Verein für Waldenserfreunde<br />

seine umfangreiche<br />

Ausstellung zum Thema „Die<br />

Waldenser zwischen alter und<br />

neuer Heimat“ dauerhaft zur<br />

Verfügung. Nachdem die 1985<br />

konzipierte Dokumentation<br />

bereits im Umfeld zahlreicher<br />

deutscher Waldensersiedlungen<br />

sowie im Ausland gezeigt<br />

werden konnte, hat sie<br />

jetzt einen endgültigen Standort<br />

an der Oberweser gefunden<br />

(Telefon für Museumsführungen<br />

05544/7096).<br />

• 3. Emder Tagung zur Geschichte des <strong>Reformiert</strong>en Protestantismus. Dieses<br />

Treffen findet vom 18. bis 20. März 2001 in der Johannes a Lasco Bibliothek<br />

Emden statt. Information: JaL-Bibliothek, Kirchstraße 22, 26721 Emden oder<br />

www.ref-kirchengeschichte.de.<br />

• Israelfahrt: Das DHG-Mitglied, Pastor Dr. Marius Lange van Ravenswaay (Evangelisch-reformierte<br />

Kirchengemeinde Neermoorpolder), bietet vom 29.09 bis 13.10.<br />

2001 eine 15-Tage-Rundreise durch Israel und den Sinai an. Info: Tel. 04954-5388.<br />

Hugenottentag 2001 in Neu-Isenburg<br />

Der 42. Deutsche Hugenottentag<br />

findet vom 19. bis 21. Oktober 2001 statt.<br />

Das genaue Programm sowie die Anmeldungsformulare finden Sie in<br />

der Ausgabe 2/2001 von <strong>HUGENOTTEN</strong>.<br />

31


1P 21546 F<br />

32<br />

Deutsches Hugenotten Ze ntrum<br />

Hafenplatz 9a - 34385 Bad Karlshafen. Geschäftsstelle: Hannelore Austermühle. Telefon:<br />

05672-1433. FAX 05672-925072. Hier befinden sich: Geschäftsstelle der Deutschen<br />

Hugenotten-Gesellschaft, Bibliothek und Archiv, Genealogische Forschungsstelle und<br />

das Deutsches Hugenotten-Museum.<br />

Vorstand: Präsident: Andreas Flick, Hannoversche Str. 61, 29221 Celle, Tel.:<br />

05141/25540, Fax: 05141/907109, E-mail: Refce@t-<strong>online</strong>.de; Vizepräsident:<br />

Jochen Desel, Präsident, Otto-Hahn-Str. 12, 34369 Hofgeismar,<br />

Telefon und Fax: 05671/6747, E-mail: J.Desel@t-<strong>online</strong>.de<br />

Konto: Deutsche Hugenotten-Gesellschaft e.V. Bad Karlshafen. Kasseler<br />

Sparkasse BLZ: 520 503 53 Kontonummer: 118 060 521<br />

Bibliothek: Leiter: Erich Wenneker, privat: Kirchtor 3A, 31061 Alfeld. Telefon:<br />

05181/4918 Fax 05181/827949, E-mail: Wenneker@t-<strong>online</strong>.de<br />

Genealogie: Archiv, Forschungsstelle Dokumentation usw. Sachgebiet Hugenotten:<br />

DHG, Hafenplatz 9a, 34385 Bad Karlshafen. Sachgebiet Waldenser:<br />

Dr. Theo Kiefner, privat: Lehengasse 5, 75365 Calw 6, Telefon:<br />

07051/51085<br />

Museum: Andrea Emmel, Tel. 05672-1410; E-mail: AndreaEmmel@aol.de<br />

Öffnungszeiten Di-Sa 10.00 Uhr bis 12.00 Uhr<br />

14.00 Uhr bis 18.00 Uhr<br />

So. 11.00 Uhr bis 18.00 Uhr<br />

Geschlossen vom 31.12 bis 16.02.<br />

Führungen auf Voranmeldung auch außer der Öffnungszeiten möglich.<br />

Hugenotten<br />

Info-Büro:<br />

Renate Hoeck, Ketzerbach 37, 35037 Marburg, Tel. und Fax: 06421-<br />

617297.<br />

Der Vorstand der DHG wünscht allen Mitgliedern ein gesegnetes Jahr 2001!

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