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EDVARD MUNCH ERNST LUDWIG KIRCHNER - Galerie Thomas

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von Dr. Daniel Jacobson einweisen. Während seines<br />

Klinikaufenthaltes fertigte er die Lithographie Selbstporträt<br />

mit Zigarre (oben Mitte und S.80) an. Versatzstückartig<br />

paraphrasiert er Kompositionselemente von<br />

Madonna (S.156) wie die sie umspülenden Wellen<br />

und ihre Kopfhaltung. Seine eine Gesichtshälfte ist verschattet<br />

und trotz Zigarre wirkt er müde und leer.<br />

Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges begann sich<br />

auch Kirchner intensiver mit seinem Selbst auseinanderzusetzen.<br />

Nach seiner Einberufung konnte er dem militärischen<br />

Drill nicht standhalten und erlitt schlussendlich<br />

einen Nervenzusammenbruch und wurde Anfang<br />

November 1915 endgültig aus dem Militär entlassen.<br />

In seinen Selbstporträts dieser Jahre wie einer Zeichnung<br />

von 1915 ist seine Verzweiflung und sein fragiles<br />

Nervenkostüm ablesbar. Dabei zeigen die Parallelen<br />

zum berühmten Gemälde Der Trinker (oben links) eine<br />

vergleichbare bodenlose Desillusionierung und<br />

77<br />

Depression. Im Holzschnitt Der Kranke (1919/1920,<br />

S. 82) ist das Profil des Künstlers im rechten unteren Eck<br />

angeschnitten. Der Raum scheint zu schwanken, das<br />

grob geschnitzte nackte Mädchen in der Raummitte<br />

gleich einer Illusion im Raum verschnitten. Dem Künstler<br />

kam der feste Boden unter den Füßen durch seine Drogenabhängigkeit<br />

und seine zerrüttete Psyche abhanden.<br />

Beide Künstler haben während ihrer Krisen ihre<br />

Bodenhaftung und Illusionen verloren. Das vorläufige<br />

Ende seiner Krise markiert Kirchner mit seinem Farbholzschnitt<br />

Selbstbildnis und Frauenprofil (S.85) von 1926,<br />

in dem der Künstler weit ausgeglichener dem Betrachter<br />

entgegenblickt, während das Frauenprofil vom Betrachter<br />

abgewendet in sich ruhend gegeben ist. Kirchner<br />

scheint nun, zumindest vorläufig, der Zukunft mit<br />

größerem Optimismus entgegenzublicken. DB<br />

1 Munch-museet, MM T 2648b. Zit. nach Stang, Ragna. Edvard<br />

Munch. Der Mensch und der Künstler. Königstein 1979. S. 24<br />

2 Ebd., S 48.

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