EDVARD MUNCH ERNST LUDWIG KIRCHNER - Galerie Thomas
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vor dem Geiste Revue passieren lasse, wo da eine<br />
Anknüpfung an Munch zu finden sein sollte.“ 24<br />
Zugleich aber weist er auf den für ihn, der nicht in die<br />
Auseinandersetzungen einbezogen werden möchte,<br />
entscheidenden Punkt hin: „In der Wertschätzung<br />
Munchs stimme ich ... mit Ihnen nicht überein, aber<br />
darauf kommt es ja nicht an. Jedenfalls kann von einer<br />
Verwandtschaft in keinem andern als dem ganz allgemeinen<br />
... Sinne die Rede sein, daß zwei in derselben<br />
Zeitepoche lebende Menschen in derselben leben.“<br />
Edvard Munch – der Schneepflug<br />
Gustav Schiefler, ruhig, ausgeglichen, hier, was nicht<br />
zu oft passiert, bestimmt, führt an, was Kirchner übergeht,<br />
ignoriert: Die Mitglieder der ‘Künstlergruppe<br />
Brücke’ und vor allem auch er selbst agieren in bis<br />
dato unbekannten Freiräumen. Das ist nicht zuletzt<br />
Edvard Munch zu danken. Er hat sie erkämpft. Viele<br />
Jahre stand der schweigsame Norweger allein,<br />
schmerzhaft verletzt durch Verleumdungen, ungerecht<br />
zurückgewiesen, Adressat offenen Spottes. 1886<br />
schrieb der Kunsthistoriker Andreas Aubert, als Munch<br />
Verein Berliner Künstler, Katalog der Sonder-Ausstellung<br />
des Malers Edvard Munch aus Christiania<br />
vom 5. bis 19. November 1892<br />
linke Seite: Edvard Munch, Das Kranke Kind<br />
1885/86, Öl auf Leinwand, Woll 130<br />
Nasjonalgalleriet, Oslo<br />
65<br />
in Oslo sein Gemälde Das kranke Kind (S.64) zeigte:<br />
„Munch hat Genie. Aber er steht in der Gefahr, daß es<br />
vor die Hunde geht ... ‘Krankes Kind’ ... ist lediglich<br />
eine ausrangierte, halbverwischte Skizze.“ 25<br />
Munch selbst notierte bitter: „Kein Gemälde hat in Norwegen<br />
so viel Ärgernis erregt. – Als ich am Eröffnungstag<br />
den Saal betrat, standen die Menschen dicht<br />
gedrängt vor dem Bilde – man hörte Geschrei und<br />
Gelächter.“<br />
Dieses Nichtbegreifen, dieses auch abwehrende Nichtbegreifen-Wollen,<br />
wiederholte sich oft. 1892 ereignete<br />
sich in Deutschland ein geradezu unglaublicher Vorfall.<br />
Anlässlich einer Ausstellung im ‘Verein Berliner Künstler’<br />
starrte die Kritik wiederum auf das „Unvollendete“ in<br />
Munchs Gemälden, sprach von „Phantasien eines wild<br />
gewordenen Farbenkastens“ und von Bildern, „in jäher<br />
Hast auf Leinwand oder Pappe hingebürstet.“ 26 Vor -<br />
zeitig geschlossen, war der Spuk nach wenigen Tagen<br />
vorüber „mit furchtbarem Krawall ... Pfeifen und Johlen<br />
und schließlich einer regelrechten Keilerei.“ 27 Ein<br />
Affront, zumal gegen einen ausländischen Gast.