EDVARD MUNCH ERNST LUDWIG KIRCHNER - Galerie Thomas
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Ernst Ludwig Kirchner, Plakat der Ausstellung<br />
Paul Gauguin in der <strong>Galerie</strong> Arnold<br />
Dresden 1910, Dube H 713<br />
wortkarg: „Ihr Munch-Buch ... ist sehr schön.“ Bei Durchsicht<br />
hatte er bemerkt: Schiefler erwähnt ihn mit keinem<br />
Wort. Andere stehen im Mittelpunkt und werden als<br />
Träger der Entwicklung genannt: Cézanne, Picasso,<br />
van Gogh, Matisse. Vor allem aber: Mit raumgreifenden<br />
Worten umreisst Schiefler die Sonderstellung von Edvard<br />
Munch: „Kaum jemals ist der Umschwung der Form<br />
von einer Form des künstlerischen Ausdrucks zu einer<br />
anderen ... so deutlich vollzogen worden, wie ... mit<br />
dem Auf treten Edvard Munchs.“<br />
Diese vorwärtsweisende Leistung sieht er vor allem in<br />
der Graphik Munchs: „Munch verstand es, jeder Technik<br />
den Stempel seiner Persönlichkeit aufzuprägen ...“<br />
Schiefler schreibt dem Norweger die „Ausnutzung der<br />
Holzmaserung“ zu „... durch Anwendung des Hohl -<br />
eisens gemildert, dessen flachgrabender Funktion es<br />
gelingt, verbindende Mittel- und Übergangstöne zu<br />
erzielen“. 18<br />
Das muss Kirchner tief getroffen haben. 19 Er widerspricht<br />
Gustav Schiefler umgehend: „Ich arbeite sehr<br />
wohl mit dem Hohleisen, und noch mehr mit dem<br />
63<br />
Gustav Schiefler, Edvard Munchs graphische Kunst, 1923<br />
Geißfuß, mit dem sehr viele Holzschnitte gemacht sind<br />
bei mir. Ich habe seinerzeit als erster die Schraffierung<br />
[Zeichnung mit Parallel- und Gitterschraffur] wieder<br />
angewandt im Jahre 1910.“ 20<br />
„Ich ... als erster“, das will er berücksichtigt sehen, gerade<br />
von Schiefler. Und so fordert er „Nachbesserung“:<br />
„Falls Sie Lust hätten und die Gelegenheit sich ergibt,<br />
wäre ich nicht abgeneigt, eine solche Publikation [wie<br />
über Edvard Munch] über meine Arbeit bei Arnold erscheinen<br />
zu lassen. Sie würden den Text schreiben,<br />
und ich suche die Abbildungen aus, ... das gäbe ein<br />
schönes Buch mit ca. 100 Abbildungen.“ 21<br />
Kirchner behauptet den uneingeschränkten Primat:<br />
„Wer einmal getrunken hat von meinem Wein, dem<br />
schmeckt kein anderer mehr.“ 22<br />
Sein Selbstverständnis als Künstler lässt keine andere<br />
Möglichkeit zu – und Gustav Schiefler 23 gibt nach,<br />
lenkt ein, gesteht Kirchner „eigene Maßstäbe“ zu: „Ich<br />
muß in der Tat sagen, ich wüßte nicht, wenn ich mir<br />
z. B. die ganze Reihe Ihrer Graphik in der Erinnerung