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EDVARD MUNCH ERNST LUDWIG KIRCHNER - Galerie Thomas

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Die Darstellungen der ländlichen Arbeit wie der Getreide -<br />

ernte zeigt in Werken wie Munchs Herbstarbeit in der<br />

Nähe des Treibhauses von 1923-25 (links oben und<br />

S.45) und Kirchners Heuernte von Mitte der 1920er<br />

Jahre (links unten und S.93), markante Unterschiede.<br />

So rückt Munch das eigentliche Geschehen in den<br />

Mittelgrund, während gelb blühende Stauden von der<br />

linken Bildseite her das Bildgeschehen dominieren und<br />

dynamisieren.<br />

Die etwas ungelenken Figuren Kirchners dominieren<br />

wiederum mit ihren verschiedenen Tätigkeiten das Bildgeschehen.<br />

Doch auch Werke wie Bergwaldbäume<br />

(Gordon 530) von 1918 zeigen deutliche Differenzen<br />

zu Munchs Versuch, die Landschaft zu dynamisieren,<br />

geradezu zum Schwingen zu bringen.<br />

Kirchners Malstil wurde ab 1925 flächiger und Munchs<br />

von zunehmender Flüchtigkeit bestimmt, wie in Das<br />

Rote Haus (Woll 1570) von 1926 ablesbar ist.<br />

Ende der zwanziger Jahre entwickelte Kirchner einen<br />

sehr eigenwilligen, zwar weiterhin gegenständlichen,<br />

jedoch stärker abstrahierenden Stil. Das Werk der<br />

beiden Künstler hatte sich stilistisch und formal nun<br />

endgültig markant auseinander entwickelt.<br />

Werke beider Künstler wurden von den Nationalsozialisten<br />

aus deutschen Museen und Privatsammlungen als<br />

‘entartete Kunst’ konfisziert – 639 von Kirchner und 82<br />

Werke von Munch. Die Diffamierung seiner Person und<br />

seines künstlerischen Werks verstärkten Kirchners persönliche<br />

Krise, der seit 1932 wieder morphiumsüchtig<br />

war. Am 15. Juni 1938 nahm er sich das Leben. Über<br />

den Selbstmord Kirchners informierte spätestens Ottilie<br />

Schiefler Munch: „Sie werden gehört haben, daß<br />

Kirchner aus dem Leben ging, da er die Last der<br />

heutigen Zeit hat nicht ertragen können.“ 54<br />

37<br />

In den letzten Jahren vor seinem Tod setzte sich Munch<br />

in seiner selbst gewählten Isolation zunehmend mit der<br />

Einsamkeit und dem Altern auseinander: „Das ist ja<br />

auch sonderlich völlig zu verschwinden – daß du mußt<br />

– daß die Stunde kommen muß, wo du dir selbst sagen<br />

kannst – nun hast du 10 Minuten noch 5 Minuten und<br />

dann wird es passieren – dann wirst du spüren wie du<br />

nach und nach zu Nichts wirst.“ 55 Am 23. Januar 1944<br />

stirbt Edvard Munch in seinem Haus in Ekely.<br />

Der Einfluss Munchs auf Kirchner lässt sich sowohl in<br />

Malerei als auch Druckgraphik vom Früh- bis zum<br />

Spätwerk verfolgen, wobei sich nach dem Auftreten<br />

der jungen Künstlergemeinschaft auch Munch von<br />

deren Flächenhaftigkeit und Farbigkeit beeinflussen<br />

ließ. Doch auch Parallelen in den Leben von Munch<br />

und Kirchner sind auffällig, ihre existentiellen Krisen<br />

und deren, zumindest temporäre, Überwindung.<br />

Beide Künstler, der eine in der Küstenlandschaft Nor -<br />

wegens, der andere in der Schweizer Berglandschaft,<br />

widmeten sich Motiven ihrer näheren Umgebung und<br />

ihrem Atelier. Dabei zeigen sich erstaunliche Parallelen<br />

jener zwei berühmten Künstler, die sich nur einmal tatsächlich<br />

getroffen haben, jedoch deutlich gegenseitig<br />

beeinflusst haben, wenn auch kaum motivisch, sondern<br />

stärker stilistisch und formal. Fast ist man versucht<br />

Kirchner teilweise Recht zugeben, dass er „im Inhalt<br />

und seelischen Empfinden das totale Gegenteil von<br />

ihm“ 56 war. Die gegenseitigen Übernahmen mancher<br />

bild licher Strategien waren nie epigonal, sondern<br />

führten stets zu neuen, radikalen Bildfindungen.

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