EDVARD MUNCH ERNST LUDWIG KIRCHNER - Galerie Thomas
EDVARD MUNCH ERNST LUDWIG KIRCHNER - Galerie Thomas
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in vergleichbarer Deutlichkeit Anwendung. Beide,<br />
Henrik Lund und Fränzi, sind in offenen Pinselzügen mit<br />
gelbgrünlichen Gesichtern gleich einem geradezu<br />
aggressiven Close-up in der Photo graphie, den Betrachter<br />
direkt konfrontierend, leicht aus der Bildmitte<br />
ver schoben als Frontfigur gegeben. Der Mittelgrund ist<br />
bei beiden Darstellungen von einem figurativen Motiv<br />
bestimmt.<br />
So trug Munch, an die rechte Seite des Kopfes und der<br />
Schulter von Henrik Lund geradezu angeschmiegt, das<br />
Zinnoberrot des Kleides der gelbgesichtigen Frau Lund<br />
vor einem Blumenbukett an der rechten Bildkante auf,<br />
während Kirchners, eine Frauengestalt assoziierender,<br />
geschnitzter Stuhl sich gleich einem bunten Schatten<br />
an Fränzi schmiegt. Dabei sind die Figuren vor einem<br />
durchaus unterschiedlichen Hintergrund gegeben.<br />
Während Munch einen Raum mit violetten Wänden in<br />
übersteigerter Perspektive andeutet und sich die Decke<br />
Ernst Ludwig Kirchner Fränzi vor geschnitztem Stuhl<br />
1910, Öl auf Leinwand, Gordon 122, Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid<br />
27<br />
in hellen Farbtönen nach oben öffnet, schafft Kirchner<br />
ein weitgehend abstraktes Spiel von stark farbigen<br />
Flächen, das über Munchs, von psychischer Spannung<br />
aufgeladenen, Raum hinausgeht und der Befreiung von<br />
Farbe und Form verschrieben ist. Munch weist in seinem<br />
farbexpressionistischen Werk bereits voraus auf<br />
die drückende räumliche Enge des Gemäldezyklus<br />
freudloser Liebesmotive, Das grüne Zimmer, welchen<br />
er in seiner schaffensreichen Zeit im Seebad Warnemünde<br />
in den Jahren 1907 und 1908 anfertigte, einer<br />
Zeit, die von intensiven malerischen und photographischen<br />
Experimenten geprägt war und insbesondere in<br />
seinem malerischen Werk zu markanten stilistischen<br />
Veränderungen führte.<br />
Das Werk Henrik Lund verweist bereits auf diese<br />
expressiven, von starkem Kolorit und unmittelbarem<br />
Farbauftrag geprägten, Arbeiten.