mixed reality adventures - artecLab - Universität Bremen
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derbare illusionäre Landschaft. Ich sehe die Landschaft<br />
und gleichzeitig, das ist ein Bild. Das ist nicht 3D. Das<br />
ist Fläche. Es basiert auf einer Projektion. Wie gehst<br />
du mit dieser Tatsache um? Gehört es nicht auch zum<br />
Programm des Theaters, immer wieder diese Figur des<br />
Schauspielers zu ergründen. Um es deutlich zu machen.<br />
Nehmen wir zum Beispiel ein Brecht. Brecht sagt: Es<br />
geht nicht um die Illusion. Es wird etwas aufgeführt und<br />
es soll spürbar werden, das ist abstrakt. Es geht eigentlich<br />
nicht darum, dass der Schauspieler sich maximal in<br />
den Hamlet versenkt.<br />
Antwort Peter Lüchinger:<br />
Ich glaube, nein, der Schauspielr muss sich nicht immer<br />
weiter ergründen. In einem gewissen Alter habe ich auch<br />
so gedacht. Dann hatte ich das Privileg, andere Kulturen<br />
kennen zu lernen. Bei denen ist der Schauspieler viel mehr<br />
ein Erzähler, ein Geschichtenerzähler. Und der Erzähler<br />
– etwa in Afrika – fängt an, eine Geschichte zu erzählen.<br />
Dabei springt er von einer Figur zur anderen. Je mehr er<br />
vom Märchen erzählt, desto mehr führt er einen in diese<br />
Welten, und er als Erzähler ist am Ende gar nicht mehr<br />
da. Das ist auch mein Wunsch im Theater, dass ich hinter<br />
der Figur verschwinde. Ich bin nur Instrument. Wenn<br />
ich Instrument sein kann – emotional, seelisch und körperlich<br />
– und das der Figur zur Verfügung stellen kann,<br />
wenn ich wie bei dem Mord von Hamlet meine Phantasie<br />
zur Verfügung stelle und ich nur noch Haut und Knochen<br />
bin, dann kommt man als Schauspieler viel weiter. Denn<br />
ich überwinde das Ego-Gefühl. Aber das ist ein Problem,<br />
wenn wir in der heutigen Zeit nur noch von Schauspie-<br />
ler mit Namen oder nur von den Regisseuren reden. Das<br />
ist das Gesetz des Marktes. Wer so etwas will, soll er<br />
halt ins Theater gehen und sagen, da waren der und der<br />
Schauspieler. Also die Frage scheint mir nicht zu sein,<br />
ob ein Schauspieler gut oder schlecht ist, sondern ob<br />
wir ihm sein Spiel glauben. Theater soll nicht bewerten<br />
werden, sondern berühren. Das hat wohl etwas mit Alter<br />
zu tun. Wenn wir älter werden, werden wir auch demütiger<br />
gegenüber fremden Menschen, also gegenüber den<br />
Figuren. Nehmen wir als Schauspieler Hamlet. Na Hamlet<br />
ist der größte von allen. Aber das ist eigentlich egal.<br />
Hamlet, wie ein Diener, führt ein hundert prozentiges<br />
reiches Leben. Einen Diener zu spielen ist genau gleich<br />
wichtig wie den Hamlet. Im Stück selbst funktioniert<br />
Hamlet nur über den Diener. Die gehören zusammen.<br />
Die gehören in ihrer Welt zusammen. Auch ein Diener<br />
hat ein hundert prozentiges Leben. Das darzustellen,<br />
ist eine wahnsinnige Aufgabe. Der isst, hat Hunger,<br />
hat Bedürfnisse, hat Träume, Sehnsüchte. Und die sind<br />
genau dieselben wie die von Hamlet. Hamlet redet ein<br />
bisschen mehr. Aber das macht keinen Unterschied. Das<br />
macht keinen Unterschied dafür, ob wir als Schauspieler<br />
die Aufgabe erfüllen können. Wenn Schauspieler Urteile<br />
fällen: Das sind im Stück die kleinen Rollen, das sind<br />
die großen Rollen, dann ist eigentlich auch das schon<br />
falsch.<br />
Frage:<br />
Ich habe auch eine Frage zum Thema Illusion, die man<br />
im Theater glaubt. Könnte der Florifant in einem Theaterstück<br />
mitspielen, also eine virtuelle künstliche Figur,<br />
die in der Dschungel-Cave-Installation existiert? Könnte<br />
THEATER<br />
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