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mixed reality adventures - artecLab - Universität Bremen

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THEATER<br />

46<br />

Im Kino werden viele Geräusche nachträglich eingespielt,<br />

produziert von einem Geräuschmacher. Das weiß<br />

der Zuschauer aber nicht, sondern wir sehen uns den<br />

Film an und denken: Super! Da schießen sie in echt. Da<br />

laufen sie real die Treppen hoch, etc. Wir glauben den<br />

Geräuschen, die wir hören. Und weil wir einen Geräuschemacher<br />

kannten, haben wir ihn gefragt, ob er uns<br />

mal zeigen kann, wie es Film zu und hergeht, wie diese<br />

Geräusche produziert werden.<br />

Es gibt ein Film von Wim Wenders: Lisbon story. In<br />

diesem Film wird die Arbeit eines Geräuschemachers teilweise<br />

gezeigt. Das heißt, mit dem Inhalt dieser kleinen<br />

Kiste des Geräuschmachers, nur ein Reisekoffer voller<br />

„Instrumente, kann man eine ganze Bilderwelt auf die<br />

Bühne, ich meine in einen Film, stellen. Und wenn Sie<br />

wüssten, wie das geht, dann sagen Sie: Ach Gott, das ist<br />

es. So einfach ist das. Mit so einfachen Mitteln erzeugt<br />

er diese Geräsuche.<br />

Aber das heißt auch: Unser Ohr will das glauben, was<br />

es sieht. Und es verbindet die beiden Eindrücke, Wahrnehmungen<br />

und sagt: Stimmt. Richtig. Das ist Regen.<br />

Wie macht man das Geräusch von Regen? Mit alten Filmrollen,<br />

entrollt, und einfach ein bisschen drehen, mit<br />

den Fingern drin rumwühlen. Das können Sie zu Hause<br />

mal üben, geht auch mit alten Tonbändern und gleich<br />

haben sie die Illusion: Das ist Regen. Sie koppeln zum<br />

Geräusch ein Bild von Regen hinzu. Oder – was hatten<br />

wir noch? Feuerwerk. Sehr beliebt. Ein Feuerwerk geht<br />

so: ein Ballon, aus dem man plötzlich Luft austreten<br />

lässt, durch die Öffnung, die man mit den Fingern auseinanderzieht.<br />

Peter Lüchinger macht die entstehenden Geräusche mit<br />

dem Mund nach.<br />

Dazu muss natürlich auf der Bühne etwas gespielt<br />

werden. Wenn ich dann noch an einem aufgeblasenen<br />

Ballon zupfe …<br />

Peter Lüchinger macht die entstehenden Geräusche<br />

wieder mit dem Mund nach.<br />

Dann denken Sie, es mache in der Ferne Bumm! Bumm!<br />

Jedenfalls, wenn es funktioniert. Sehr beliebt sind<br />

auch Schritte. Im Film sind diese Geräusche meistens<br />

nachvertont, wegen den verschiedenen Distanzen zur<br />

Kamera, sprich Zuschauer. Schritte sind eigentlich ein<br />

einfaches Geräusch, man nimmt ein Holztäfelchen und<br />

macht darauf die Schritte mit realen Schuhen, wie wenn<br />

man gehen würde. Man bleibt aber am Orte stehen. Jeder<br />

Schuhe erzeugt einen anderen Sound. Mit wechselnden<br />

Rhytmen kann man jemand rennen lassen oder Treppen<br />

steigen lassen etc.<br />

Das ist unheimlich spannend, wie das Hörspiel gestern.<br />

Wir könnten jeztzt das Licht ausmachen und anfangen,<br />

Geräusche zu erzeugen. Bei Ihnen würde sofort der<br />

Wunsch entstehen, die Geräusche zu dechiffrieren. Wir<br />

wollen herausfinden: Was könnte das sein? Da wir eine<br />

Antwort finden wollen, spekulieren wir. Wir überlegen,<br />

was könnte es sein. Wir gleichen das nicht real erzeugte<br />

Geräusch mit unserer Erinnerung ab und finden dadurch<br />

eine scheinbare Realität.<br />

Und so oder ganz ähnlich funktioniert Theater. Wir<br />

bauen aus den verschiedenen Eindrücke von der Bühnenwelt<br />

eine eigene Welt zusammen.

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