mixed reality adventures - artecLab - Universität Bremen
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Blast Stürme, sprengt die Backen! Rast! Blast!<br />
Ihr Katarakte und Orkane, speit:<br />
Ertränkt die Kirchtürme, ersäuft die Wetterhähne!<br />
Ihr schwefligen, gedankenschnellen Blitze,<br />
Vorreiter eichenspaltender Donnerkeile,<br />
Versengt mein weisses Haupt! Du, allerschütternder<br />
Donner,<br />
Schlag diese feiste, runde Erde platt!<br />
Zertrümmer jede Gußform der Natur;<br />
Auf einen Schlag vernichte jeden Samen,<br />
Aus dem der undankbare Mensch entsteht!..<br />
Furz deine Därme leer!<br />
Kotz Feuer! Rülps, piss Regen!<br />
Regen, Donner, Wind und Feuer, sind nicht meine Töchter.<br />
Euch Elemente schimpf ich nicht unmenschlich.<br />
Euch gab ich nie ein Königreich.<br />
Euch nannt ich niemals Kinder.<br />
Ihr schuldet mir nicht Demut.<br />
Also schüttet eure fürchterlich Lust herab.<br />
Hier stehe ich: ein armer, schwacher und verhasster<br />
Greis.<br />
Was würden Sie sagen, wenn Sie so was hören? Wie geht<br />
es diesem Menschen? Da hört man doch eine hochgradige<br />
Verzweiflung. Das heißt: Er wünscht, dass er vom<br />
Donner erschlagen wird. Da ist eine erbärmliche Ausweglosigkeit,<br />
das Leben soll nicht weiter gehen. Was Shakespeare<br />
auch behauptet, ist, dass man mit dem Himmel<br />
reden kann. Kann man mit dem Himmel reden? Wer sitzt<br />
da oben? Mit Gott kann man reden. Man kann die Ele-<br />
mente anrufen. Man kann alles aus sich rausholen, um<br />
einen inneren Zustand zu zeigen. Und er sitzt am Ende<br />
seines Ausbruchs da, erschöpft, erniedrigt und sagt:<br />
Aber eigentlich passiert ja nichts. Mein Flehen nach dem<br />
Ende wird nicht erfüllt, die Natur erfüllt meinen Wunsch<br />
nicht, ich muss weiterleben. Und sie haben in diesem<br />
kurzen Text die extreme Seelenlage dieser Figur mitgekriegt,<br />
erfassen können. Oder nicht? Bis jetzt waren es<br />
nur die Worte? Wenn nun noch das ganze Spiel dazukommt,<br />
wird es noch ein bisschen aufregender. wahrscheinlich<br />
auch noch ein bisschen erschütternder.<br />
Was gibt es noch im Theater, das die Lüge unterstützt?<br />
Die Schauspielerei haben wir berührt und auch geübt.<br />
Was noch? Ja, wir können uns noch verkleiden, was sehr<br />
beliebt ist und auch eine grosse Lust macht. Ich, als<br />
Schauspieler, kann jemand anderer sein, mit meinem<br />
Äusseren, mit meinem Kostüm, mit meinen Gesten. Ich<br />
kann einen anderen Menschen imitieren. Beispiel: Ich<br />
kann alt werden, kann mir die Haare grau machen. Und<br />
wenn ich das gut mache dann glauben Sie mir, dass ich<br />
alt bin. Und da haben wir die nächste Lüge. Man kann<br />
auch - was wir bei der Shakespeare Company teilweise<br />
machen – das Geschlecht wechseln, als Mann eine Frau<br />
spielen oder umgekehrt. Und auch dass kann man glauben,<br />
vorausgesetzt die Grundverabredung stimmt, dass<br />
Sie mir glauben wollen. Wenn nicht, dann habe ich, der<br />
Schauspieler, keine Chance.<br />
Eine kleine Geschichte – weil wir heute im Kino sind:<br />
Wir hatten mal ein Stück in unserem Spielplan, das<br />
hieß Comedian Harmonists. Da haben wir folgendes versucht:<br />
THEATER<br />
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