03.03.2013 Aufrufe

mixed reality adventures - artecLab - Universität Bremen

mixed reality adventures - artecLab - Universität Bremen

mixed reality adventures - artecLab - Universität Bremen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ich habe das Wort neutral nicht gross betont. Frage an<br />

die Zuschauer: Was haben Sie gesehen? Was hat jeder<br />

einzelne von Ihnen gesehen? Neutral? Sie haben ‚neutral’<br />

gesehen? Echt? – Dann waren wir richtig gut.<br />

Gelächter im Publikum<br />

Jetzt fangen wir mit der Schauspielerei an. Das neutrale<br />

war eigentlich auch schon Schauspielerei. Aber wir üben<br />

das jetzt mal. Ganz ruhig, immer neutral bleiben! Sagen<br />

Sie mir ein Gefühl!<br />

Müde.<br />

Gut.<br />

Peter Lüchinger geht müde über die Bühne.<br />

Was haben Sie gesehen? Sie dürfen reden. – Müde? alt?<br />

lustlos?<br />

Aus dem Publikum:<br />

langsam ... langweilig ... fertig ... erschöpft.<br />

Peter Lüchinger:<br />

Also: Jeder sieht etwas Anderes. Der Auftrag war ja nur<br />

müde über die Bühne zu gehen. Ich kann das gar nicht<br />

„wahr“ spielen. Müde. Bei einem schlechten Theater<br />

würde müde so aussehen:<br />

Peter Lüchinger gähnt mit Betonung.<br />

Das ist nicht müde. Das ist ein blödes Ausstellen, ein<br />

Klischee von müde. Das ist ein vorgefertigtes Bild erfüllen.<br />

Das ist nicht Theater.<br />

Und zur Versuchsperson gewandt:<br />

Jetzt kommen Sie dran. Versuchen Sie das auch mal.<br />

Müde über die Bühne zu gehen.<br />

Was passiert während ich spreche: Er ist auf der Bühne<br />

und denkt, er muss jetzt etwas machen, etwas darstellen.<br />

Es fängt schon an: Bühnenstress!<br />

Das ist normal. Den habe ich auch als Schauspieler.<br />

Das ist normal. Denn auf der Bühne fehlt auf einmal<br />

alles. Es fehlt unser soziales Umfeld. Sie haben keinen<br />

Stuhl, keine Anhaltspunkte mehr. So leer ist es hier<br />

oben. Es gucken Tausende Augen, na ja, es sind nicht<br />

Tausende, achtzig etwa. Achtzig Augen auf sie. Und man<br />

denkt. „Oh Gott! Die sehen alle Fehler.” So geht es mir<br />

auch. Das gleiche Gefühl habe ich auch.<br />

So jetzt versuche wir zusammen mal etwas:Stellen Sie<br />

sich vor, sie sehen da vorne, ... aber schön langsam ...<br />

sie gucken da hin. Jetzt sehen Sie noch eine schwarze<br />

Wand, die Rückwand vom Kino. Da oben sind die Filmprojektoren,<br />

die Projektionslöcher. Und jetzt stellen Sie<br />

sich vor, langsam, sie sehen ein Meer. Es ist wunderbar<br />

warm: dreißig Grad. Sie hören das Rauschen. Sie entdekken<br />

ein Schiff, ganz weit draußen. Das fährt von links<br />

nach rechts. Sie würden gerne auf dem Schiff sein. ...<br />

Und jetzt sehen Sie einen wunderschönen Sonnenuntergang,<br />

über dem Meer ... Und jetzt stellen Sie Sich vor,<br />

Sie sind etwa fünfzehn, nee zehn Jahre alt. ... Sie, der<br />

sich dieses Meer anguckt. Schauen Sie alles nochmals<br />

an, das Schiff, den Sonnenuntergang....So. Danke!<br />

Verhaltene Lacher im Publikum, das Peter Lüchinger<br />

dann befragt:<br />

THEATER<br />

41

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!