mixed reality adventures - artecLab - Universität Bremen
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THEATER<br />
40<br />
nicht lösen. Man fängt an zu lachen über ihn, über sein<br />
Missgeschick. Nicht über das, womit er uns unterhalten<br />
will. Wir lachen über seine Not, seinen Kampf im Dschungel<br />
des Lebens bestehen zu können. Zum Beispiel: Ein<br />
Clown will unbedingt auf diese Bühne hochkommen. Er<br />
kommt aber nicht hoch, ein normaler einfacher Vorgang<br />
wird für ihn zum Desaster. Und irgendwann verstehen wir<br />
seine Not und fiebern mit ihm mit. Hoffentlich schafft<br />
er es! Jedoch jedes seiner Missgeschicke bringt uns zum<br />
Lachen. Wir sind einem Menschen nicht böse, dass der<br />
dümmer ist als wir, sondern wir sehen, spüren eine Verwandtschaft<br />
mit ihm. „So könnten wir vielleicht auch<br />
einmal sein“ Das Lachen befreit uns davon. Und er tut es<br />
für uns, weil wir sind ja nicht so. Und da sind auch schon<br />
wieder beim Kind gelandet. Kinder mögen es, über das<br />
Missgeschick zu lachen. Das Theater ist keine moralische<br />
Anstalt. Man darf über jemand lachen. Das ist auch Ziel<br />
und Zweck und ein Sinn des Theaters, die Menschen zur<br />
Freude zu bringen und nicht (nur) um aufzuklären.<br />
Und das ist sowieso – im Nebensatz – ein Problem<br />
von uns, dass wir immer denken: Theater soll etwas mit<br />
Bildung oder mit Bilden zu tun haben. Der Beruf heißt<br />
Schau-Spieler. Wir spielen Theater. Es heißt nicht so<br />
etwas wie Hör-Saal oder so ähnlich, sondern es geht um<br />
Spiel. Und das Schauspielen ist ein Handwerk. Das kann<br />
man lernen.<br />
Da würde ich gern mal etwas versuchen. Was macht<br />
eigentlich ein Schauspieler aus? Es gab schon einen<br />
amerikanischen Präsidenten, der Schauspieler war. War<br />
der nun wirklich Präsident oder hat er den Präsidenten<br />
gespielt, also Rolle sozusagen? Das wäre eine wichtige<br />
Frage. Aber wir wollen weitergehen. Vielleicht können<br />
wir mal ein Experiment machen. Möchte jemand mitspielen!<br />
Kommen Sie doch mal!<br />
Ein Zuschauer wird auf die Bühne gebeten: Es beginnt<br />
ein Versuch, in dessen Verlauf dieser Aufgaben erhält.<br />
Es heißt Adventure, das folgende Experiment. So. Sie<br />
sind ein vollkommen normaler Mensch. Und ich auch.<br />
Lacher aus dem Publikum<br />
Stellen wir uns mal nebeneinander. Hier stehen wir<br />
nun, sozusagen. - Privat, nein eher halb privat. Und sie<br />
gucken sich das jetzt an. Sie denken: Den habe ich jetzt<br />
eine Viertelstunde reden hören. Sie haben sich ein inneres<br />
Bild von mir gemacht. Was ist das für einer? Warum<br />
redet der so? Warum bewegt er sich so? Ihn kennen Sie<br />
noch nicht. Aber jetzt fangen Sie an, auch über ihn ein<br />
Bild zu machen, wollen ihn erfassen. Privat könnten wir<br />
hier so stehen, aber wir sind auf einer Bühne, wir sind<br />
beide sozusagen öffentlich.<br />
Jetzt machen wir was Anderes. Ich geben Ihnen jetzt<br />
eine Aufgabe. Ich stelle sie mir auch, mir zuerst:<br />
Das ist eine Bühne. Die Bühne hat eine Begrenzung.<br />
Sie ist so und so groß. Und nun versuche ich neutral<br />
über die Bühne zu gehen. Und Sie machen das auch,<br />
neutral über die Bühne gehen. Ich überquere jetzt die<br />
Bühne neutral.<br />
Peter Lüchinger geht über die Bühne.<br />
Jetzt machen Sie das auch.<br />
Versuchsperson geht über die Bühne.