mixed reality adventures - artecLab - Universität Bremen
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sind politisch unheimlich brisante Themen. Shakespeare<br />
verstand es aber die Botschaft so zu vermitteln, dass die<br />
Zensur im freies Spiel liess. Was machte Shakespeare um<br />
die Zensur zu umgehen, er verlegte die Stücke dreihundert<br />
Jahre zurück. Das heißt nun: Die Menschen haben<br />
einen Teil ihrer politischen Realität, ihrer politischen<br />
Wünsche entdecken können. Trotz dieser zeitlichen<br />
Distanz scheint es für die Zuschauer trotzdem spannend<br />
gewesen zu sein. Wenn wir heute in den Nachrichten<br />
was über Bush sehen, finden wir es doof, wir meinen er<br />
macht seinen Job jämmerlich und gefährlich, denn er hat<br />
sein Volk in den Krieg getrieben. Wir fällen ein schnelles<br />
Urteil aber das bringt wenig. Viel spannender ist es,<br />
wenn man eine Figur in die Ferne rückt und sagt:<br />
„Ach so! Es hat schon einmal so eine Realität gegeben.<br />
Es hat schon mal solche Kriege gegeben. Irgendwie<br />
sind die ganz ähnlich, wie unsere Kriege heute.“<br />
Eine unbekannte Geschichte muss man aufmerksamer<br />
verfolgen. Wir entdecken einen immerwährenden Machtmechanismus,<br />
sind dabei aber nicht der Gegenwart<br />
verpflichtet. Wir können über unsere eigene Realität<br />
hinausschauen. Wir sehen eine Realität, die wir nicht<br />
kennen und meinen doch eine „wahre“ Geschichte zu<br />
sehen. Es geht nicht darum, ob das historisch stimmt.<br />
Es ist ja alles eine Behauptung, eine Fiktion, eine Erfindung<br />
des Autors. Es wird also eine historische Realität<br />
dargestellt, die eine Realität sein könnte, eine wirklich<br />
stattgefundene Realität.<br />
Wichtig war auch, dass die Zuschauer gerne sehen wollten,<br />
wie der König, neben seinem Amt, als Mensch lebt.<br />
Bei Shakespeare gibt es Figuren auf der Bühne, die die<br />
gleiche Neugier haben – heute sehen wir das teilweise<br />
im politischen Kabarett. Wir nennen das: die Untersicht.<br />
Das Volk guckt dem König bei seinem Leben zu! Theater<br />
kann uns somit etwas zeigen, was man sonst nicht<br />
sehen kann: Wie lebt der König? Ach der König hat auch<br />
Probleme. Er ist auch „nur“ ein Mensch, er hat Angst.<br />
er hat Panik. Er flüchtet. Er kann umgebracht werden.<br />
Er kann sterben. Was wusste man sonst vom König. Er<br />
lebt im Palast. Der ist aber verschlossen. Im Theater<br />
kann man Wände, Räume öffnen. Man muss sich das vor<br />
400 Jahren vorstellen. Ich weiss, dass ist so naiv, doch<br />
ich liebe die naive Sicht auf die Dinge. Heute mit dem<br />
Fernsehen kommt man überall rein und sagt: „Ach so<br />
sieht das aus. Danke!“ Man kriegt schnell ein Bild geliefert<br />
und dann meint man zu wissen wie es aussieht. Der<br />
Zuschauer muss sich nicht mehr aktiv beteiligen, alle<br />
Fragen werden mit dem Bild beantwortet, es entsteht<br />
eine scheinbare Klarheit. Es ist schade, dass wir diese<br />
fertigen überbordenden Bilder haben. Vielleicht spüren<br />
Sie es: Ich bin natürlich ein Verehrer vom Theater. Im<br />
Theater kann man noch lügen. Im Theatersind die vorgestellten<br />
Bilder meistens grösser als die Realität, mindestens<br />
bleiben sie nicht an der Oberfläche haften.<br />
Welche Funktion hat das Theater noch zu leisten?<br />
– Unterhaltung! Das ist wahrscheinlich einer von den<br />
Ursprünge des Theaters, des Spielens. Und Unterhaltung,<br />
unterhalten, heißt lachen, Heiterkeit und Leichtigkeit<br />
hervorrufen. – der Clown ist dafür der beste Beweis...<br />
Warum lacht man über den Clown? Man sieht einen Menschen<br />
in einer tiefen Not. Man fiebert mit und hofft,<br />
er kann sein Problem lösen. Aber er kann das Problem<br />
THEATER<br />
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