News 1 - Deutsches Auswandererhaus Bremerhaven
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NEW YORK<br />
STEUBEN PARADE<br />
PREVIEW<br />
DATEN & FAKTEN<br />
FACTS & FIGURES<br />
news<br />
DEUTSCHES AUSWANDERERHAUS BREMERHAVEN AUSGABE / ISSUE 1 11 / 12 2004 GERMAN EMIGRATION CENTER<br />
Opening soon! Over 300 guests from Germany and abroad celebrated the laying of the<br />
cornerstone for the German Emigration Center.<br />
left to right: Mayor Michael Teiser, Lord Mayor Jörg Schulz, <strong>Bremerhaven</strong>, Dr. Peter Gloystein,<br />
Mayor and Senator for Culture Affairs, Bremen, U. S. Consul Robert K. Scott.<br />
GRUNDSTEINLEGUNG<br />
LAYING OF THE CORNERSTONE<br />
Bei der traditionellen Parade war auch das Deutsche<br />
<strong>Auswandererhaus</strong> vor Ort mit dabei.<br />
The German Emigration Center took part in this<br />
year’s traditional parade. > 2<br />
> 3<br />
>><br />
BREMERHAVEN > Am 6. Oktober<br />
2004 wurde der Grundstein für das<br />
Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong> gelegt.<br />
Der feierliche Rahmen war<br />
dem Anlass angemessen: Mit<br />
der Grundsteinlegung nimmt<br />
ein Vorhaben Gestalt an, dessen<br />
Ausstrahlungskraft <strong>Bremerhaven</strong><br />
wichtige Impulse<br />
verleihen wird.<br />
In seiner Ansprache dankte<br />
<strong>Bremerhaven</strong>s Oberbürgermeister<br />
Jörg Schulz dem<br />
Initiativkreis der Wirtschaft,<br />
dem Förderverein <strong>Deutsches</strong><br />
Auswanderermuseum und<br />
der <strong>Bremerhaven</strong>er Gesellschaft<br />
für Investitionsförderung<br />
und Stadtentwicklung,<br />
BIS. Sie alle hatten engagiert<br />
die Realisierung des <strong>Auswandererhaus</strong>es<br />
vorangetrieben.<br />
Anschließend betonte Bürgermeister<br />
und Kultursenator<br />
Dr. Peter Gloystein den Stellenwert<br />
des Hauses für das<br />
Land Bremen.<br />
Der amerikanische Konsul<br />
Robert K. Scott schließlich<br />
hob die Bedeutung hervor, die<br />
dem Museum schon heute in<br />
den USA beigemessen wird:<br />
»Indem es an die Millionen<br />
Menschen erinnert, die in die<br />
Vereinigten Staaten auswanderten,<br />
leistet es einen unschätzbaren<br />
Beitrag zur Dar-<br />
Das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong> kommt: Über 300 geladene Gäste aus dem In- und<br />
Ausland wohnten der feierlichen Grundsteinlegung bei.<br />
von links: Bürgermeister Michael Teiser, Oberbürgermeister Jörg Schulz, <strong>Bremerhaven</strong>, Dr.<br />
Peter Gloystein, Bürgermeister und Kultursenator, Bremen, U.S. Konsul Robert K. Scott.<br />
stellung der Geschichte meines<br />
Landes.« (> s. Seite 6)<br />
Mit langanhaltendem Applaus<br />
wurden die Zeitzeugen<br />
Else Arnecke und Herbert<br />
Lohbauer geehrt, die als Auswanderer<br />
einst über <strong>Bremerhaven</strong><br />
nach Amerika aufgebrochen<br />
waren. ( > s. Seite 4)<br />
In einer bewegenden Geste<br />
überreichte Else Arnecke<br />
ihren ersten amerikanischen<br />
Pass. Zusammen mit den Plänen<br />
des Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong>es<br />
wurde er im<br />
Grundstein vermauert. Musikalisch<br />
begleitet, endete der<br />
Festakt, der alle Anwesenden<br />
in dem Bewusstsein entließ,<br />
Zeuge eines historischen Ereignisses<br />
gewesen zu sein.<br />
BREMERHAVEN > The laying of the<br />
cornerstone for the German Emigration<br />
Center took place on October<br />
6, 2004.<br />
The festive atmosphere<br />
was appropriate for the occasion:<br />
with the laying of the<br />
cornerstone a project has<br />
taken shape, which will provide<br />
<strong>Bremerhaven</strong> with vital<br />
impulses. <strong>Bremerhaven</strong>’s Lord<br />
Mayor Jörg Schulz thanked<br />
the Initiativkreis der Wirtschaft,<br />
the Förderverein <strong>Deutsches</strong><br />
Auswanderermuseum and the<br />
Eröffnung Opening 08.08.2005<br />
<strong>Bremerhaven</strong>er BIS, for their<br />
dedicated efforts in carrying<br />
out this project. Afterwards<br />
Mayor and Senator of Cultural<br />
Affairs Dr. Peter Gloystein<br />
emphasized the significance<br />
of the German Emigration<br />
Center for the State of Bremen.<br />
Finally, the American Consul<br />
Robert K. Scott stressed<br />
the importance this museum<br />
already holds in the USA:<br />
»Since this museum commemorates<br />
the millions of people<br />
who emigrated to the<br />
United States, it serves as a<br />
priceless contribution in representing<br />
the history of my<br />
country.« (> s. page 6)<br />
The contemporary witnesses<br />
Else Arnecke und Herbert<br />
Lohbauer, who both sailed at<br />
one time to America via <strong>Bremerhaven</strong><br />
were honored with<br />
lasting applause. (> s. page 4)<br />
With a gesture full of emotion<br />
Else Arnecke handed<br />
over her first American Passport.<br />
It was laid into the foundation<br />
cornerstone together<br />
with the construction plans of<br />
the German Emigration Center.<br />
The ceremony, accompanied<br />
by music, made all participants<br />
aware of the fact that<br />
they were witnesses of an historical<br />
event.
international preview<br />
DEUTSCHES AUSWANDERERHAUS BREMERHAVEN DEUTSCHES AUSWANDERERHAUS BREMERHAVEN<br />
2 3<br />
EDITORIAL<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
Dear Reader,<br />
hiermit halten Sie die erste Ausgabe der <strong>News</strong> des<br />
Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong>es in den Händen.<br />
Sie informiert fortan regelmäßig über die wichtigsten<br />
Aktivitäten von Europas bedeutendstem Museum<br />
zum Thema Auswanderung.<br />
Besonders hinweisen wollen wir auf die Rubrik<br />
»Preview«: Hier finden Sie mehr zu den Inhalten des<br />
Hauses – ein Vorgeschmack auf das, was Sie ab<br />
dem 8. August 2005 erwartet.<br />
Möchten Sie weitere Informationen, haben Sie Fragen,<br />
Anregungen oder Kritik? Schreiben Sie an das<br />
Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong>, Columbusstraße 65,<br />
D-27568 <strong>Bremerhaven</strong> oder schicken Sie eine E-Mail an<br />
info@dah-bremerhaven.de<br />
this is the very first issue of the German Emigration<br />
Center <strong>News</strong>, designed to keep readers regularly abreast<br />
of the latest activities at Europe’s most important<br />
museum on the topic of emigration.<br />
In particular, we would like to draw your attention to<br />
the column entitled Preview where you will find details<br />
on the museum’s contents, a little foretaste of what<br />
to expect when the Center opens on August 8, 2005.<br />
Are you interested in more information or do you have<br />
questions, suggestions or critical comments you wish<br />
to pass on? Write us at<br />
<strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong>, Columbusstrasse 65,<br />
27568 <strong>Bremerhaven</strong>, Germany, or send us an E-mail at<br />
info@dah-bremerhaven.de.<br />
Ihr <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong><br />
The German Emigration Center<br />
> WWW.DAH-BREMERHAVEN.DE<br />
INHALT/ CONTENTS<br />
INTERNATIONAL ................................... > 2<br />
Auf der Steuben Parade dabei / At the Steuben Parade<br />
Migration gestern und heute/ Migration Past and Present<br />
PREVIEW ........................................ > 3<br />
Ozeanriese voraus / Ocean Liner Ahoy!<br />
BIOGRAPHY ..................................... > 4<br />
Die lange Reise der Else Arnecke<br />
Else Arnecke’s Long Voyage<br />
NETWORKING .................................... > 6<br />
Partner: Society for German American Studies<br />
Interview: Professor Dr. Hermann Schäfer<br />
Grußwort / Address: U. S. Consul Robert K. Scott<br />
ASPECTS ........................................ > 7<br />
Walter Mehring: Gedichte / Poems<br />
Lesetipp / Books<br />
BY THE WAY ....................................... > 8<br />
Windstärke 8 / Wind Force 8<br />
Herausgeber / Published by:<br />
<strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong> <strong>Bremerhaven</strong><br />
Historikerin /Historian: Dr. Simone Eick<br />
Schlussredaktion / Final editing: Dr. Elisabeth von Hagenow<br />
Layout: Studio Andreas Heller, Hamburg<br />
Textbearbeitung / Text editing: Michael Mierach<br />
Übersetzung/Translation: Julie Penzel-Althoff, Susan Rienitz<br />
Druck / Printed by: Druckerei Ditzen GmbH & Co KG<br />
AUF DER<br />
STEUBEN PARADE DABEI<br />
AT THE STEUBEN PARADE<br />
NEW YORK > Erstmals nahm das<br />
Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong> an der<br />
größten Deutsch-Amerikanischen<br />
Veranstaltung innerhalb der USA<br />
teil.<br />
Auch die 47. Steubenparade<br />
war Höhepunkt der von<br />
der Stadt New York traditionell<br />
im September ausgerufenen<br />
»German American<br />
Friendship Week«. Die Para-<br />
de erinnert an die Verdienste<br />
des preußischen Generals<br />
Friedrich Wilhelm Baron von<br />
Steuben im amerikanischen<br />
Unabhängigkeitskrieg.<br />
Gleichzeitig ehrt der Festumzug<br />
auf der 5th Avenue in<br />
Manhattan den Beitrag, den<br />
deutsche Einwanderer und<br />
ihre Nachfahren für die Entwicklung<br />
der USA geleistet<br />
haben.<br />
VÄXJÖ > Seit September 2004 ist<br />
das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong><br />
Mitglied der Association of European<br />
Migration Institutions (AEMI).<br />
Zu AEMI gehören die führenden<br />
europäischen Institutionen<br />
zum Thema Migration.<br />
Schwerpunkt der diesjährigen<br />
Jahrestagung von AEMI,<br />
die vom 30.9. bis zum 3.10. in<br />
Växjö, Schweden stattfand,<br />
war die Verbindung zwischen<br />
»Migration – Gestern und<br />
>> In New York wurde das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong> herzlich willkommen geheißen.<br />
The German Emigration Center received a hearty welcome in New York.<br />
In New York stellte sich das<br />
Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong><br />
erstmals der breiten amerikanischen<br />
Öffentlichkeit vor.<br />
Entsprechend herzlich fiel die<br />
Begrüßung auf dem offiziellen<br />
Empfang der Stadt aus.<br />
Stellvertretend für die Vertreter<br />
der deutsch-amerikanischen<br />
Institutionen würdigte<br />
William Hetzler,Vorsitzender<br />
Höhepunkt der »Friendship Week«<br />
Highlight of the “Friendship Week”<br />
des German-American Steuben<br />
Parade Komitees, die Bedeutung<br />
der Einrichtung.<br />
NEW YORK > For the first time the<br />
German Emigration Center participated<br />
in the largest German-American<br />
event in the USA.<br />
Once again the 47th Steuben<br />
Parade was the highlight<br />
of the »German-American<br />
Friendship Week«, which tra-<br />
Heute«. Dort präsentierte die<br />
Historikerin Dr. Simone Eick<br />
das Konzept des Deutschen<br />
<strong>Auswandererhaus</strong>es.<br />
VÄXJÖ > The German Emigration<br />
Center has been a member of the<br />
Association of European Migration<br />
Institutions (AEMI) since September<br />
2004.<br />
All of Europe’s leading institutions<br />
dealing with the<br />
subject of migration form<br />
ditionally takes place every<br />
September in New York. The<br />
parade commemorates the<br />
merits of the Prussian General<br />
Friedrich Wilhelm Baron<br />
von Steuben during the American<br />
War of Independence. At<br />
the same time the parade on<br />
5th Avenue in Manhattan honors<br />
the contributions made<br />
by German immigrants to the<br />
development of the USA.<br />
For the first time the German<br />
Emigration Center presented<br />
itself to the broad American<br />
public. The welcome at<br />
the official reception given by<br />
the city was especially cordial.<br />
Representing the German-<br />
American Institutes and Associations<br />
William Hetzler,<br />
Chairman of the German-<br />
American Steuben Parade<br />
Committee, expressed his recognition<br />
of the museum’s relevance.<br />
> WWW.GERMANPARADENYC.ORG<br />
MIGRATION GESTERN UND HEUTE<br />
MIGRATION PAST AND PRESENT<br />
part of the<br />
AEMI. The German<br />
Emigration Center<br />
took part in this year’s convention,<br />
held in Växjö,<br />
Sweden from Sept. 30 – Oct.<br />
3, focusing on the topic of<br />
Migration Past and Present,<br />
and during which historian<br />
Dr. Simone Eick presented<br />
The German Emigration Center’s<br />
concept. > WWW.AEMI.DK<br />
© Alison Bradley, New York<br />
BREMERHAVEN > Herausragend in<br />
der Architektur, einzigartig in der<br />
Konzeption: <strong>Bremerhaven</strong> erhält<br />
eine Einrichtung von Weltrang.<br />
Sieben Millionen Menschen<br />
verließen einst über<br />
<strong>Bremerhaven</strong> den europäischen<br />
Kontinent. Ihr Abschied<br />
machte die Stadt zeitweise<br />
zum größten Auswandererhafen<br />
Europas.<br />
Das Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong><br />
lässt die Geschichte<br />
auferstehen und macht es<br />
möglich, den Lebenswegen<br />
jener Auswanderer buchstäblich<br />
nachzugehen: Auf 3.500<br />
qm erlebt der Besucher in authentischer<br />
Kulisse und inszenierten<br />
Räumen das Abenteuer<br />
Auswanderung.<br />
Der zweite Schwerpunkt<br />
des Hauses liegt auf dem<br />
Thema Heimat und Migration.<br />
Dieser Bereich umfasst<br />
die Darstellung von Hintergründen<br />
aktueller Wande-<br />
>><br />
DATEN & FAKTEN<br />
rungsbewegungen und ist zugleich<br />
Anlaufstelle für individuelle<br />
Recherchen. Ziel des<br />
Hauses ist es, sich als europäischesMigrations-Kompetenzzentrum<br />
zu etablieren.<br />
Sonderaustellungen, Kulturfeste<br />
und Konzerte bilden<br />
die dritte Säule des Erlebnismuseums:<br />
Sie machen das<br />
Deutsche <strong>Auswandererhaus</strong><br />
zu einem attraktiven Treffpunkt<br />
für nationale und internationale<br />
Besucher.<br />
BREMERHAVEN > Outstanding architecture,<br />
unique concept – <strong>Bremerhaven</strong><br />
is home to a new, worldleading<br />
institution.<br />
There was a time when<br />
seven million people emigrated<br />
from Europe to the New<br />
World by way of <strong>Bremerhaven</strong>,<br />
thus temporarily converting<br />
the town into Europe’s<br />
largest port of emigration.<br />
The German Emigration<br />
IMPRESSUM / CREDITS Das Gebäude hat eine Bruttogeschossfläche von 4.702 qm.<br />
Center is bringing the history<br />
of that era back to life, enabling<br />
present-day visitors to literally<br />
recreate the journeys<br />
the emigrants embarked on<br />
more than a century ago. In a<br />
space of 3,500 sq. m visitors<br />
will experience the risks and<br />
dangers of emigration.<br />
The museum also focuses<br />
on the topic of homeland and<br />
migration, featuring background<br />
data on current migratory<br />
movements as well as<br />
acting as a center for individual<br />
research. The museum<br />
aims at establishing itself as<br />
Europe’s leading center on<br />
European migration.<br />
In addition to the two areas<br />
mentioned before the German<br />
Emigration Center will<br />
feature special exhibitions,<br />
cultural events and concerts,<br />
thus making it a meeting<br />
point for German and international<br />
visitors alike.<br />
OZEANRIESE VORAUS<br />
Erleben, dabeisein, verstehen – in <strong>Bremerhaven</strong> entsteht Europas größtes Erlebnismuseum<br />
zum Thema historische Auswanderung und aktueller Migration.<br />
Understanding through experience and participation – Europe’s largest interactive museum focusing<br />
on historic emigration and present-day migration to open soon in <strong>Bremerhaven</strong>.<br />
Es wird über 150 Betonpfähle 20 m tief im Erdboden verankert.<br />
Die Außenhaut setzt sich aus 1.280 qm gekrümmter Sichtbetonfläche<br />
und einer Holzfassade aus 907 qm horizontal angeordneten<br />
Lamellen aus Lärchenholz zusammen. Das<br />
Gebäude ist 13,5 m hoch. Die höchste Betonschwinge ist<br />
24,5 m hoch. Die Attraktionsfläche beträgt insgesamt<br />
3.500 qm.<br />
OCEAN LINER AHOY!<br />
FACTS & FIGURES<br />
ORIENTIERUNG / ORIENTATION<br />
TRADITIONSHAFEN<br />
ALTER HAFEN<br />
MADRID<br />
BREMERHAVEN<br />
LONDON<br />
PARIS<br />
EUROPA<br />
STRANDHALLE<br />
NEUER HAFEN<br />
BERLIN<br />
ROM<br />
ZOO AM MEER<br />
DEUTSCHES AUSWANDERERHAUS<br />
The structure covers a gross floor space of 4,702 sq. m.<br />
Over 150 cement piles will be anchored 20 m deep in the ground.<br />
The outer skin is made up of 1,280 sq. m curved exposed concrete<br />
and a wooden facade of 907 sq. m horizontal larchwood slats.<br />
The building is 13.5 m, the highest concrete wing 24.5 m high.<br />
Exhibition floor space totals 3,500 sq. m.
4<br />
DEUTSCHES AUSWANDERERHAUS BREMERHAVEN<br />
HINTERGRUND / BACKGROUND<br />
ALLEINREISENDE<br />
AUSWANDERINNEN<br />
FEMALE EMIGRANTS<br />
TRAVELING ALONE > 1850 – 1930<br />
><br />
Plakat von Otto Goetze, um 1900; Staatsarchiv Bremen<br />
Poster by Otto Goetze, around 1900; Staatsarchiv Bremen<br />
Seit 1850 wanderten vor allem Frauen aus Deutschland<br />
und Polen immer häufiger alleine aus, während z. B.<br />
Frauen aus den Niederlanden meist im Familienverband<br />
ihre Heimat verließen. Die meisten dieser Frauen arbeiteten<br />
in den großen Städten der USA im Dienstleistungssektor.<br />
Sie waren selten auf sich allein gestellt; vielmehr<br />
konnten sie sich auf die Hilfe dort lebender Verwandter<br />
und Freunde verlassen.<br />
After 1850 German and Polish women increasingly emigrated<br />
by themselves, while women from the Netherlands<br />
tended to emigrate with their families. The majority<br />
of these women worked in large U.S. cities in the<br />
service sector. They were rarely totally on their own, but<br />
were able to rely on help from friends and relatives already<br />
living in the U.S.<br />
EINZELAUSWANDERER 1881 – 1928<br />
EMIGRANTS TRAVELING ALONE 1881 – 1928<br />
FRAUEN/ WOMEN<br />
31.5 %<br />
1881 – 1890<br />
68.5 %<br />
1891 – 1900<br />
MÄNNER / MEN<br />
36.5 %<br />
63.8 %<br />
32.5 %<br />
1901 – 1910<br />
67.5 %<br />
29.3 %<br />
1911 – 1920<br />
70.7 %<br />
Quelle: Peter Marschalck, Dt. Überseewanderung im 19.Jhdt., Stuttgart 1973, S. 76<br />
37.8 %<br />
1921 – 1928<br />
62.2 %<br />
biography<br />
>><br />
DIE LANGE REISE DER ELSE ARNECKE<br />
Else Arnecke vor dem Auswandererdenkmal in <strong>Bremerhaven</strong>.<br />
Else Arnecke standing in front of <strong>Bremerhaven</strong>'s monument to the emigrants.<br />
ELSE ARNECKE’S LONG VOYAGE<br />
EIN LEBEN ZWISCHEN ZWEI WELTEN: Dort das<br />
Land der unbegrenzten Möglichkeiten – hier Heimat<br />
und Familie. Die <strong>Bremerhaven</strong>erin Else Arnecke<br />
pendelte ihr ganzes Leben zwischen<br />
Deutschland und den USA.<br />
LIVING IN TWO WORLDS: on one side of the<br />
ocean the American dream, on the other, family<br />
roots and native country. Else Arnecke spent<br />
her life traveling between Germany and the United<br />
States.<br />
<strong>Bremerhaven</strong> war ein Auswandererhafen,<br />
eine Stadt der Abschiede.<br />
Jeden Tag hörte man hundertfach<br />
ein deutsches, ein<br />
polnisches oder ein jiddisches:<br />
»Leb wohl!«, »Do zobaczenia!«,<br />
»Zei gezunt!« –<br />
mal voller Hoffnung, mal<br />
unter angstvollen Tränen.<br />
Hier wurde Else Arnecke<br />
1911 geboren.<br />
Deutschland bot Else Arnecke<br />
in ihren ersten 18 Lebensjahren<br />
nur Extreme:<br />
Krieg, Revolution, Inflation<br />
und Wirt-<br />
><br />
Links: Else Arnecke als<br />
18-Jährige<br />
Else Arnecke at age 18<br />
(left).<br />
Oben: Der amerikanische<br />
Pass von Else Arnecke.<br />
Else Arnecke's U.S. passport<br />
(above)<br />
schaftskrisen. Sie wollte ihr<br />
Leben selbst in die Hand nehmen.<br />
1929 fuhr sie von <strong>Bremerhaven</strong><br />
nach New York.<br />
In den USA gelang es Else<br />
Arnecke sehr schnell, Karriere<br />
zu machen. Nach einigen<br />
Jahren als Au-pair-Mädchen<br />
arbeitete sie als Serviererin<br />
im berühmten Waldorf-Astoria.<br />
Abends besuchte sie<br />
einen Kurs in Buchhaltung.<br />
Nach Abschluss stieg sie zur<br />
Buchhalterin des Hotels auf.<br />
Um sich in den schweren<br />
Kriegsjahren um ihre Mutter<br />
kümmern zu können, kehrte<br />
sie 1942<br />
nach<br />
Deutschland<br />
zurück.<br />
Nach dem Tod<br />
ihrer Mutter<br />
ging Else Arnecke<br />
1951 zurück<br />
in die USA.<br />
Sie arbeitete erneut<br />
im Waldorf-<br />
Astoria, später im<br />
St. Regis und im<br />
Carlyle. In diesen Hotels traf<br />
sie faszinierende Persönlichkeiten<br />
wie beispielsweise den<br />
Herzog von Windsor mit seiner<br />
Frau Wallis Simpson und<br />
den Maler Salvador Dali.<br />
Sie blieb weitere 20 Jahre<br />
und wanderte – nun als amerikanische<br />
Staatsbürgerin –<br />
1971 nach Deutschland aus.<br />
Heute lebt sie in <strong>Bremerhaven</strong>.<br />
Ihre Erinnerungen veröffentlichte<br />
sie im Jahr 2002<br />
unter dem Titel »Mein Traum<br />
– Amerika«.<br />
BREMERHAVEN was a port of emigration,<br />
a town of farewells. »Leb<br />
wohl!«, »Do zobaczenia!«,<br />
»Zei gezunt!« – words of farewell<br />
spoken by hundreds of<br />
German, Polish or Yiddish<br />
DEUTSCHES AUSWANDERERHAUS BREMERHAVEN<br />
5<br />
emigrants, words full of hope,<br />
fear and tears.<br />
Else Arnecke was born in<br />
<strong>Bremerhaven</strong> in the year<br />
1911. During the first 18 years<br />
of her life in Germany she experienced<br />
nothing but war,<br />
revolution, inflation and economic<br />
crises. Having decided<br />
it was time she take the business<br />
of life into her own<br />
hands, she sailed for New<br />
York from <strong>Bremerhaven</strong> in<br />
1929.<br />
Once in America Else Arnecke<br />
worked her way up the<br />
employment ladder, starting<br />
out as a mother’s helper, then<br />
»Mein Traum –<br />
Amerika«<br />
»My dream –<br />
America«<br />
><br />
Sondermarke der<br />
Deutschen Post. Die<br />
»Bremen« gewann auf ihrer<br />
Jungfernfahrt 1929 das<br />
Blaue Band – Else Arnecke<br />
war an Bord.<br />
German Post Office<br />
special-issue stamp. The<br />
Bremen won the Blue<br />
Ribbon on its maiden voyage<br />
in 1929; Else Arnecke<br />
was on board.<br />
after several years managing<br />
to land a job as a waitress<br />
at the world-renowned Waldorf-Astoria.<br />
She attended night school<br />
where she took courses in<br />
bookkeeping and following<br />
completion, moved up to the<br />
hotel’s bookkeeping department.<br />
In order to take care of<br />
her elderly mother during the<br />
difficult war years, Else Arnecke<br />
returned to Germany in<br />
1942.<br />
Following her mother’s<br />
death, Else Arnecke went<br />
back to the United States in<br />
1951 where she worked at the<br />
Waldorf-Astoria again, later at<br />
the St. Regis and Carlyle,<br />
meeting fascinating and prominent<br />
people such as the<br />
Duke of Windsor and his wife<br />
Wallis Simpson, and the artist<br />
Salvador Dalí.<br />
Else Arnecke stayed in the<br />
United States for another 20<br />
years, prior to returning to<br />
Germany in 1971 as an American<br />
citizen. Today, she lives<br />
in <strong>Bremerhaven</strong>. Her memoirs,<br />
Mein Traum – Amerika<br />
(»My Dream – America«)<br />
were published in 2002.
6<br />
PARTNER<br />
DEUTSCHES AUSWANDERERHAUS BREMERHAVEN<br />
SGAS<br />
SOCIETY FOR GERMAN-AMERICAN STUDIES<br />
GESELLSCHAFT FÜR DEUTSCH-AMERIKANISCHE STUDIEN<br />
Die Society for German-American Studies (SGAS) ist<br />
einer der wichtigstenen Partner des Deutschen Auswanderhauses<br />
<strong>Bremerhaven</strong>. Sie wurde 1968 gegründet<br />
und ist eine internationale Vereinigung von Wissenschaftlern,<br />
Personen und Institutionen, die sich mit der<br />
Deutsch-Amerikanischen Geschichte und Kultur, deren<br />
Sprache, Kunst und Literatur in Nordamerika befassen.<br />
Sie unterstützt Forschungen auf diesem Gebiet, aber<br />
auch Lehrprogramme. Ein Ziel der SGAS ist<br />
es, die »cross-cultural« Beziehungen<br />
zwischen Nordamerika und den<br />
deutschsprachigen Ländern zu auszubauen.<br />
One of <strong>Bremerhaven</strong>’s German Emigration Center’s<br />
most important partners is the SGAS, a society founded<br />
in 1968 with the purpose of bringing together international<br />
researchers, people and institutions who are<br />
interested in German-American history and culture, as<br />
well as the language, art and literature of North America.<br />
The society also sponsors research and learning programs<br />
for the above areas in order to keep German-<br />
American cultural exchange alive. The SGAS places particular<br />
emphasis on cross-culutral relations between<br />
North America and German-speaking countries.<br />
> WWW.ULIB.IUPUI.EDU/KADE<br />
><br />
Prof. Don Heinrich Tolzmann,<br />
Präsident der SGAS, ist Mitglied<br />
des Kuratoriums des Deutschen<br />
<strong>Auswandererhaus</strong>es.<br />
Prof. Don Heinrich Tolzmann,<br />
President of SGAS, is a member<br />
of the German Emigration Center<br />
board of trustees.<br />
Das Museum macht mit der Darstellung der<br />
Auswanderung etwas lebendig, was die transatlantische<br />
Geschichte der vergangenen Jahrhunderte<br />
bis heute prägt. Es thematisiert, was<br />
mein Land auch heute ausmacht: Wir sind ein<br />
Land der Immigranten.<br />
Über sieben Millionen Menschen sind über<br />
<strong>Bremerhaven</strong> in die Vereinigten Staaten ausgewandert.<br />
Sie brachten die Energie und den<br />
festen Glauben in einen erfolgreichen Neuanfang<br />
mit in ihre neue Heimat, die auch heute<br />
noch mein Land prägen. Indem das <strong>Auswandererhaus</strong><br />
an diese Menschen erinnert, leistet<br />
es einen unschätzbaren Beitrag zur Darstellung<br />
der Geschichte meines Landes.<br />
Migration ist aber nicht nur das zentrale<br />
Element in Geschichte und Gegenwart meines<br />
networking aspects<br />
Seit knapp zwei Jahren sind Sie Kuratoriums-Vorsitzender<br />
des Deutschen<br />
<strong>Auswandererhaus</strong>es. Hat Sie<br />
in dieser Zeit etwas besonders beeindruckt?<br />
Mich hat beeindruckt, dass<br />
das Projekt aus privater Initiative<br />
geboren wurde und<br />
breite Zustimmung gefunden<br />
hat. Das ist etwas, was ich in<br />
den norddeutschen Hansestädten<br />
besonders bewundere:<br />
Dass sich da ein bürgerschaftliches<br />
Engagement<br />
immer wieder auf eine sehr<br />
diskrete aber um so wirkungsvollere<br />
Weise artikuliert<br />
und hält.<br />
Welchen Beitrag kann das Deutsche<br />
<strong>Auswandererhaus</strong> in der aktuellen<br />
Diskussion zum Thema Migration<br />
leisten?<br />
Die Diskussion um das<br />
Thema Migration ist in jüngster<br />
Zeit immer intensiver geworden.<br />
Dies ist sehr wichtig,<br />
weil die deutsche Gesellschaft<br />
zu über einem Drittel aus<br />
Menschen besteht, die persönlicheMigrationserfahrungen<br />
haben. Das Deutsche<br />
<strong>Auswandererhaus</strong> wird einen<br />
Teil des Themas Migration intensiver<br />
in den Blick nehmen.<br />
Da in <strong>Bremerhaven</strong>, als dem<br />
wichtigsten Ort von Auswan-<br />
Landes, sie betrifft zunehmend alle<br />
Länder dieser Erde. Deswegen begrüße<br />
ich es sehr, dass Migration<br />
an sich auch ein weiteres zentrales<br />
Thema sein wird. Geschichte lebendig<br />
zu machen, die Fäden zusammenzuziehen,<br />
die uns von Gestern auf Heute und in die<br />
Zukunft hinein begleiten – das ist die wichtige<br />
Aufgabe dieses Museums.<br />
Wenn das imposante Gebäude von Weltklasse<br />
seine Türen für Besucher öffnen wird, hoffe<br />
ich, zu den ersten gehören zu können, die es betreten.<br />
Das amerikanische Generalkonsulat freut<br />
sich darauf, das Projekt hilfreich begleiten zu<br />
können und wir begrüßen die Anstrengungen<br />
und die Unterstützung Bremens und <strong>Bremerhaven</strong>s<br />
sehr.<br />
The museums’ portrayal of emigration brings to<br />
life all the things that characterize centuries of<br />
transatlantic history and it focuses on a central<br />
topic that continues to make a big difference in<br />
my country today. We are, in essence, a country<br />
of immigrants. Over seven million people emi-<br />
derung aus Deutschland, das<br />
Thema Auswanderer-Migration<br />
besonders gut dargestellt<br />
werden kann, wird das Haus<br />
einen ganz wichtigen Beitrag<br />
in der Diskussion leisten können.<br />
Einem breiten Publikum soll das<br />
Thema historische Auswanderung<br />
präsentiert werden. Was ist nach<br />
Ihren Erfahrungen wesentlich?<br />
Das Publikum sollte auf<br />
eine Weise angesprochen<br />
werden, die das komplexe<br />
Thema besonders verständlich<br />
vermittelt. Man darf sich<br />
auch nicht davor scheuen,<br />
Emotionen zu wecken und<br />
Geschichte spannend zu erzählen.<br />
Stellen Sie sich vor Sie würden auswandern:<br />
Welche drei Dinge würden<br />
Sie mitnehmen?<br />
Bücher, die ich liebe, das<br />
Instrument, das ich liebe, den<br />
Menschen, den ich liebe.<br />
Has anything in particular impressed<br />
you during the two years you<br />
have worked as chairman of the<br />
board of trustees of the German<br />
Emigration Center?<br />
Yes, for one thing, I am impressed<br />
by the fact that the<br />
project was born of private initiative<br />
and has found such<br />
»WELTKLASSE« »WORLD CLASS«<br />
>><br />
Konsul ROBERT K. SCOTT vom Generalkonsulat der Vereinigten<br />
Staaten von Amerika in Hamburg war einer der Redner auf der<br />
Grundsteinlegung. Sein Grußwort in Auszügen:<br />
Robert K. Scott, Consul of the Consulate General<br />
of the United States of America in Hamburg, was one of the<br />
speakers at the laying of the cornerstone. Here, an<br />
excerpt from his address.<br />
INTERVIEW<br />
PROF. DR. HERMANN SCHÄFER<br />
> Präsident der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutsch-<br />
land, Bonn und Vorsitzender des Kuratoriums <strong>Deutsches</strong> <strong>Auswandererhaus</strong><br />
President of the Foundation Haus der Geschichte der Bundesrepublik<br />
Deutschland in Bonn and chairman of the German Emigration Center board<br />
of trustees in <strong>Bremerhaven</strong><br />
broad acceptance. I especially<br />
admire the fact that the citizens<br />
of North German Hanseatic<br />
cities are generally very<br />
committed, yet at the same<br />
time very discreet about it and<br />
extremely effective.<br />
How can the German Emigration<br />
Center contribute to the current discussion<br />
on the topic of migration?<br />
The migration issue has indeed<br />
generated a great deal of<br />
discussion recently. This is<br />
important as one third of German<br />
society has experienced<br />
migration. The German Emigration<br />
Center will focus on<br />
one specific area of the migration<br />
issue. And being that<br />
<strong>Bremerhaven</strong> was the principal<br />
port of emigration from<br />
Germany, this institution can<br />
contribute significantly to the<br />
present discussion on migration.<br />
What do you consider essential in<br />
the way the center will be presenting<br />
historic emigration to a widespread<br />
audience?<br />
First and foremost, how the<br />
audience is confronted with<br />
this complex topic. It will be<br />
presented in an easily understandable<br />
fashion. We<br />
want to arouse their personal<br />
feelings and make history exciting.<br />
What three items would you take<br />
with you if you were to emigrate<br />
to another country?<br />
My favorite books, my favorite<br />
instrument and the person<br />
I love. > WWW.HDG.DE<br />
grated to the United States<br />
from <strong>Bremerhaven</strong>, taking<br />
with them the energy and firm<br />
belief that their new home would mean a new<br />
life based on hope and success, a dream that<br />
still holds true for my country. By commemorating<br />
the millions of men and women who sailed<br />
to the New World the German Emigration<br />
Center is making an invaluable contribution to<br />
the historic portrayal of my country.<br />
Migration is not merely a central element of<br />
past and present American history, it is increasingly<br />
affecting every country in the world.<br />
Therefore I am glad to see that migration is a<br />
central topic here. Bringing history to life, fitting<br />
the pieces of the puzzle together which<br />
take us from the past to the present and into<br />
the future, is one of the museum’s foremost<br />
tasks.<br />
When this imposing, world-class structure<br />
opens the doors to its visitors I certainly hope<br />
to be among the first to enter. The Consulate<br />
General of the United States of America looks<br />
forward to helping this project along, and welcomes<br />
and appreciates the efforts and support<br />
the cities of Bremen and <strong>Bremerhaven</strong> have<br />
provided along the way.<br />
WALTER MEHRING<br />
ZU BEIDEN SEITEN DES ATLANTIK BOTH SIDES OF THE ATLANTIC<br />
Denn gleich dem Kind, das, um ein Weltmeer zu befahren,<br />
Ein Boot aus einer alten Zeitung knifft<br />
Mit einer ungelesenen Überschrift:<br />
Auf solchem Boot, das kaum zum Bordstein aufreicht<br />
Und von der ersten Schicksalswelle aufweicht,<br />
Reis‘ ich entgegen meinen Greisenjahren<br />
Und blick zurück auf ungelesene Gefahren ...<br />
Und blick zurück ... Was sehe ich? Die Brandung immer<br />
Aus meiner Kindheit her –<br />
Uns sie berennt<br />
Der zweiten Lebenshälfte Kontinent ...<br />
Nun hier, da sich die Jahre überstürzen –<br />
Sich die Gezeiten meines Blutes kürzen,<br />
Rasch alternd sich umtrübt der Hoffnungs-Schimmer,<br />
Versalzt der bittre Alltag mir der Brandung Immer ...<br />
Vergessen ist die Fahrt – die Tiefe – die Bestimmung,<br />
Die zahllos meinesgleichen weggerafft ...<br />
Ich denk: Ach, nur ein Meer ... Ich hab‘s geschafft ...<br />
Von zuviel Abenteuern totgelangweilt,<br />
Beschau ich mir, was nackt den Strand entlangeilt ...<br />
Fahrlässig vor der unheilschwarzen Kimmung,<br />
Folg ich der ersten besten, flüchtigen Liebesstimmung ...<br />
Bald überflutend, wolkenwild – bald dünenträge<br />
Verändert sich das Landschaftsbild der Zeit ...<br />
Doch ihres Glast-Palastes Wirklichkeit –<br />
In Hast gebaute Meeresspiegel-Hallen –<br />
Liegt vor mir, zu Erinnerungsschutt zerfallen ...<br />
Landheimwärts kehrend die versumpften Wege,<br />
Bleibt die Verlockung fremder Küsten in mir rege ...<br />
Denn jenem Kind, das, um ein Weltmeer zu befahren,<br />
Ein Boot aus einer alten Zeitung macht,<br />
Hab ich die frühe Botschaft nachgedacht ...<br />
Ich hab sie aus dem Rinnstein aufgelesen ...<br />
Ich kenn das Kind ... Ich bin es selbst gewesen ...<br />
Doch Tausende, die mit mir Kinder waren,<br />
Die gingen dran zugrund ...<br />
Ich habe sie erfahren ...<br />
Und als er an der Reling stand,<br />
Winkt sie, die Fackel in der Hand.<br />
Da küßte er dem Riesenweib<br />
Von fern den nebelweichen Leib<br />
Und schaut sie an.<br />
Doch sie verschwand<br />
In einer Wolkenkratzer-Wand ...<br />
Und als er die »First Papers« nahm,<br />
Sich brüstet als ihr Bräutigam,<br />
Sich hart durchs neue Leben schlug,<br />
Ihr jeden Cent nach Hause trug –<br />
Sie schaut nicht hin, wie er sich plagt,<br />
Und hat sich steinern ihm versagt ...<br />
Fünf Jahre dient er um sie ab,<br />
Schaut keine an, und lebte knapp,<br />
Doch als man in den Sarg ihn tat,<br />
Geschminkt, in seinem Hochzeitsstaat,<br />
Da haucht sie:<br />
Wandre in mich ein!<br />
Ich bin, die Freiheit, Ewig Dein ...<br />
<strong>News</strong>papers discarded, headlines unread,<br />
shaped by children’s hands to sail the seas:<br />
No higher than a curb, and<br />
washed over by the first wave of destiny<br />
I travel towards old age while<br />
looking back on risks not taken ...<br />
Looking back over time ... what do I see?<br />
The wave of my childhood<br />
rolling towards<br />
the autumn of my life ...<br />
The years rush by,<br />
the tide of blood shortening all the while,<br />
a shimmer of hope clouds over with the passage of time,<br />
spoiling the bitterness of my days with the wave of eternity ...<br />
Forgotten the journey, the depth, the destination,<br />
so many others like myself simply carried away ...<br />
To think, alas, ’tis merely an ocean ... I’ve succeeded ...<br />
Bored by adventures too numerous to quote,<br />
gazing at unknown nakedness racing along the shore,<br />
regardless of the horizon, fatal though it be,<br />
I follow the first fleeting call of love ...<br />
At once overflowing, wild with clouds – at once lazy as dunes<br />
so the landscape of time passes on by ...<br />
Yet the reality of its crystal palace –<br />
grand halls of sea level hastily built –<br />
Lie before me, no more than the dust of memories ...<br />
boggy paths lead inland,<br />
the temptation of foreign shores continues to stir inside …<br />
The newspaper boats children build<br />
their dreams of sailing the seas,<br />
calling out to me,<br />
from gutters and streets ...<br />
For I know that child, ’twas I myself<br />
and thousands of others like me<br />
lost ...<br />
I knew them too,<br />
Yes, I know that child<br />
DENN: ALLER ANFANG IST SCHWER<br />
BECAUSE: ALL BEGINNINGS ARE A CHALLENGE<br />
And as he stood at the steamer’s railing<br />
She waved to him, torch in hand,<br />
At this, he kissed the giant shape’s foggy-soft body<br />
And gazed at her.<br />
But she disappeared<br />
along a skyscraper’s wall.<br />
And when he took out the first papers<br />
Priding himself as her bridegroom<br />
And worked his hard way through that foreign life,<br />
Taking every cent home to her<br />
She didn’t look at his drudgery<br />
And stonily denied herself to him.<br />
Five years he served off for her,<br />
Looked at no woman<br />
Lived scantily.<br />
But when they laid him into the coffin,<br />
Rouged and dolled up in wedding finery,<br />
She whispered, Immigrate into me!<br />
I am Liberty, yours forever now.<br />
Übersetzung / Translation: Julie Penzel-Althoff<br />
Übersetzung / Translation: Walter Arndt<br />
LESETIPP / BOOKS<br />
7<br />
LOST IN TRANSLATION<br />
EVA HOFFMANN<br />
Eva Hoffmanns Eltern waren Überlebende des Holocaust.<br />
Sie emigrierten mit ihren Kindern aus dem kommunistischen<br />
Polen nach Kanada 1959.<br />
Im Alter von 13 Jahren empfand Eva Hoffmann ihre Auswanderung<br />
1959 als das Ende des Lebens. Es war jedoch<br />
nicht das Ende, sondern der Anfang eines Lebensweges,<br />
der die Autorin von Polen über Kanada und die USA<br />
nach Großbritannien brachte. Wehmutig und heiter,<br />
analytisch und lyrisch beschreibt Eva Hoffmann den<br />
Weg ihrer Auswanderung.<br />
Eva Hoffmann´s parents had escaped the Holocaust and<br />
managed to immigrate with their children from the<br />
communist Poland to Canada in 1959.<br />
At the age of 13 Eva Hoffmann considered her emigration<br />
in 1959 to be the end of life. It was however not<br />
the end, but the beginning of a new path of life, which<br />
took the author from Poland to Canada and the USA<br />
and then to Great Britain. Eva Hoffmann describes the<br />
path of her emigration nostalgically, jovially, analytically<br />
and lyrically.<br />
Verlag Neue Kritik,<br />
Frankfurt am Main;<br />
1993<br />
(2. Auflage 2001)<br />
E. P. Dutton,<br />
Penguin USA,<br />
New York;<br />
1989<br />
WALTER MEHRING<br />
Walter Mehring wurde am 29. April 1896 in Berlin<br />
geboren. Er gehörte zu den Gründern des »Politischen<br />
Cabarets« in Berlin und schrieb u. a. Texte für Max<br />
Reinhardts Kabarett »Schall und Rauch«. Seine Gedichte,<br />
Lieder und Chansons machten ihn früh berühmt<br />
und – verhasst: Viele seiner Bücher wurden am 10. Mai<br />
1933 verbrannt. Walter Mehring entging nur knapp<br />
seiner Verhaftung durch die SA, emigrierte, wurde 1939<br />
in Frankreich interniert und entkam 1941 in die USA.<br />
Nach dem Krieg kehrte er nach Europa zurück und lebte<br />
zurückgezogen in Zürich, wo er am 3. Oktober 1981<br />
verstorben ist.<br />
Walter Mehring was born in Berlin on April 29, 1896.<br />
He was one of the founders of the »Political Cabaret«<br />
in Berlin and wrote among other things texts for Max<br />
Reinhardt’s Cabaret Schall und Rauch. His poems,<br />
songs and chansons brought him early fame and –<br />
contempt: many of his books were burned on May 10,<br />
1933. Walter Mehring barely avoided being arrested by<br />
the SA, he emigrated and was detained in France in<br />
1939 until he fled to the USA in 1941. After the war he<br />
returned to Europe and led a secluded life in Zurich,<br />
where he passed away on October 3, 1981.<br />
><br />
DEUTSCHES AUSWANDERERHAUS BREMERHAVEN<br />
><br />
Die zitierten Gedichte entstammen der Sammlung »Staatenlos im<br />
Nirgendwo, Die Gedichte, Lieder und Chansons 1933–1974«, 1981 by<br />
Claassen Verlag in der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin.<br />
The poems quoted are part of the collection Stateless in Nowhere,<br />
The Poems, Songs and Chansons 1933–1974, 1981 by Claassen Verlag<br />
of Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin.
8<br />
DEUTSCHES AUSWANDERERHAUS BREMERHAVEN<br />
WIR BRAUCHEN IHRE HILFE<br />
WE NEED YOUR HELP<br />
Liebe Leser, ist jemand aus Ihrer Familie, Ihrem Freundes-<br />
oder Bekanntenkreis ausgewandert? Mit Ihrer Hilfe<br />
suchen wir für die Ausstellung Lebensgeschichten und<br />
persönliche Gegenstände von Auswanderern, die über<br />
<strong>Bremerhaven</strong> nach Übersee zwischen 1830 und 1974 ausgewandert<br />
sind. Bitte schreiben Sie uns.<br />
Unter den Einsendungen bis zum 31.12.2004 wird eine<br />
Flugreise für 2 Personen Deuschland – New York mit 2<br />
Übernachtungen verlost.<br />
Vielen Dank für Ihre Mithilfe und viel Glück!<br />
Dear Reader, Has anybody from your family or circle<br />
of friends and acquaintances emigrated for the exhibition?<br />
We would appreciate your help in researching the<br />
stories and personal effects of emigrants who embarked<br />
for the New World in <strong>Bremerhaven</strong> between 1830 and<br />
1974. Feel free to get in touch with us.<br />
Among the responses arriving December 31, 2004 a trip<br />
for two persons USA – <strong>Bremerhaven</strong> (including a 2-nightaccomodation)<br />
will be raffled.<br />
Thank you for your help. Good luck!<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen / Any recourse to courts of law is excluded.<br />
SCHREIBEN SIE UNS<br />
WRITE US NOW<br />
DEUTSCHES AUSWANDERERHAUS <strong>Bremerhaven</strong><br />
Columbusstraße 65, D – 27568 <strong>Bremerhaven</strong><br />
T + 49 (0) 4 71 / 9 02 20 – 0, F + 49 (0) 4 71 / 9 02 20 – 22<br />
s.eick@dah-bremerhaven.de<br />
www.dah-bremerhaven.de<br />
!<br />
by the way<br />
Seit dem 16. Oktober segelt der historische<br />
Dreimaster »Bremen«<br />
über den Atlantik. Das Ziel: New<br />
York. An Bord: 20 Passagiere und<br />
17 Mann Besatzung. Der Plan: Auswandern<br />
wie vor 150 Jahren.<br />
Kein Handy, keine Heizung,<br />
keine Dusche: Für rund<br />
50 Tage erleben die Passagiere<br />
und Crew die Überfahrt<br />
von <strong>Bremerhaven</strong> nach New<br />
York so, wie einst Millionen<br />
Auswanderer vor ihnen – historische<br />
Kleidung, Pökel-<br />
fleisch und stickiges<br />
Zwischendeck<br />
inklusive. Für die<br />
Teilnahme bewarben<br />
sich rund 5500<br />
Menschen. 20 von<br />
ihnen wurden für<br />
die Fahrt ausgewählt.<br />
Ihre Erlebnisse<br />
werden im<br />
Frühjahr in einer<br />
dreiteiligen Dokumentation<br />
zur Primetime<br />
in der<br />
ARD zu sehen sein.<br />
Produziert wird das Abenteuer<br />
vom Westdeutschen<br />
Rundfunk, arte, Caligari Film<br />
und dem Deutschen <strong>Auswandererhaus</strong>,<br />
das auch die wissenschaftliche<br />
Beratung übernahm.<br />
The historic three-masted Bremen<br />
has been sailing the Atlantic since<br />
October 16, destination New York.<br />
On board are 20 passengers and a<br />
crew of 17 emulating the emigrants<br />
of 150 years ago<br />
No mobile phones, no heating,<br />
no showers. For about 50<br />
days the passengers and crew<br />
on board the Bremen are reliving<br />
the ocean passage from<br />
<strong>Bremerhaven</strong> to New York<br />
WINDSTÄRKE 8 WIND FORCE 8<br />
10.-14. AUGUST 2005<br />
SAILBREMERHAVEN<br />
2005<br />
just the way millions of emigrants<br />
did before them, stocked<br />
with historical clothes, pikkled<br />
meat and stuffy tween<br />
decks. Some 5,500 men and<br />
women applied for this unusual<br />
and unique journey; a<br />
mere 20 were chosen. Their<br />
experiences will be documented<br />
in a three-part series<br />
scheduled to air on primetime<br />
TV next spring on Germany’s<br />
first channel, ARD.<br />
The film is being co-produced<br />
by Westdeutscher<br />
Rundfunk, arte, Caligari Film<br />
and the German Emigration<br />
Center, the latter acting as a<br />
research advisor.<br />
Verfolgen Sie die Fahrt der »Bremen« im Internet<br />
Trail the route of the »Bremen« via Internet<br />
> WWW.WINDSTAERKE8.COM<br />
Das internationale Festival der Windjammer. Über 250 Windjammer aus 24 Nationen.<br />
International windjammer festival. More than 250 windjammers from 24 nations. www.sail-bremerhaven-2005.de