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Flyer - Kirche in der City St.Gallen

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Rubrik<br />

14<br />

Theresa Riedelsperger (l<strong>in</strong>ks) und Claudia Grubenmann<br />

spielen mit Gabriel.<br />

Nachbarn 1 / 12


Gabriel und<br />

Theresa – e<strong>in</strong><br />

gutes Gespann<br />

Theresa Riedelsperger engagiert sich im Patenschaftsprojekt «mit mir».<br />

Sie verbr<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>en Teil ihrer Freizeit mit dem achtjährigen Gabriel.<br />

Text: Rita Bolt Bil<strong>der</strong>: Hannes Thalmann<br />

Gabriel und Theresa<br />

sitzen auf dem Boden,<br />

spielen mit e<strong>in</strong>em<br />

Helikopter, Autos<br />

und e<strong>in</strong>em Boot<br />

aus Lego-Bauste<strong>in</strong>en – das macht<br />

beiden Spass. «Gabriel wünscht<br />

sich als Nächstes etwas aus <strong>der</strong><br />

‹<strong>St</strong>ar-Wars›-Serie», sagt Theresa<br />

Riedelsperger. «Diesen Wunsch<br />

werde ich ihm erfüllen.» Es sei<br />

Gabriels verspätetes Weihnachtsgeschenk.<br />

Warum er es erst Ende<br />

Januar erhält, hat e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>fachen<br />

Grund: «<strong>St</strong>ar Wars» war nicht früher<br />

lieferbar. Das habe Gabriel natürlich<br />

gewusst und sie rechtzeitig<br />

darüber <strong>in</strong>formiert. Wenn sie Gabriel<br />

etwas schenken wolle, spreche<br />

sie es zuerst mit se<strong>in</strong>er Mutter ab<br />

und hole ihr E<strong>in</strong>verständnis e<strong>in</strong>.<br />

«Ich würde nie e<strong>in</strong>fach etwas kaufen.<br />

Gabriel würde aber auch niemals<br />

etwas von mir for<strong>der</strong>n. Er ist<br />

sehr gut erzogen», w<strong>in</strong>det Theresa<br />

Riedelsperger Gabriels Mutter,<br />

Nachbarn 1 / 12<br />

Claudia Grubenmann, e<strong>in</strong> grosses<br />

Kränzchen. Gabriel hebt den Helikopter<br />

<strong>in</strong> die Höhe und «fliegt» se<strong>in</strong>er<br />

Pat<strong>in</strong> um die Ohren. Sie zieht<br />

den Kopf e<strong>in</strong> und lacht.<br />

Seit drei Jahren «mit mir»-<br />

Pat<strong>in</strong><br />

Theresa Riedelsperger ist seit drei<br />

Jahren Gabriels Pat<strong>in</strong>. «Sie ist nicht<br />

me<strong>in</strong>e richtige Pat<strong>in</strong>», sagt <strong>der</strong><br />

aufgeweckte Drittklässler. Er hat<br />

Recht. Die 29-Jährige arbeitet im<br />

Freiwilligenprojekt «mit mir» mit.<br />

Dieses ist e<strong>in</strong> Patenschaftsprojekt<br />

<strong>der</strong> katholischen Sozialdienste des<br />

Dekanats <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> und <strong>der</strong> Cari-<br />

tas <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>-Appenzell. Freiwillige<br />

wie Theresa Riedelsperger entlasten<br />

Familien und Alle<strong>in</strong>erziehende,<br />

die sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Engpass<br />

bef<strong>in</strong>den. Gerade <strong>in</strong> schwierigen<br />

Situationen seien soziale Kontakte<br />

wichtig, sagen die Projektverantwortlichen<br />

Franziska Gruber<br />

Baeriswyl und Christoph Balmer-<br />

Caritas <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>-Appenzell<br />

Waser. «Nicht nur Eltern, son<strong>der</strong>n<br />

auch ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> brauchen e<strong>in</strong> Beziehungsnetz.»<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> wie Gabriel.<br />

Feuerwehr und Europapark<br />

Der Achtjährige er<strong>in</strong>nert sich an<br />

viele schöne <strong>St</strong>unden, die er mit<br />

se<strong>in</strong>er Pat<strong>in</strong> erlebt hat: «Wir waren<br />

schon zusammen im K<strong>in</strong>o, im<br />

Sea-Life-Aquarium <strong>in</strong> Konstanz<br />

o<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Rodelbahn», zählt Gabriel<br />

e<strong>in</strong>ige Highlights auf. Viel<br />

Spass habe ihm <strong>der</strong> Besuch bei <strong>der</strong><br />

Berufsfeuerwehr <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> gemacht.<br />

Wen wun<strong>der</strong>t’s: Theresa<br />

Riedelsperger ist freiwillige Feuerwehrfrau.<br />

Und dass sich Gabriel<br />

noch bestens an Burger und Pommes<br />

bei McDonalds er<strong>in</strong>nert, versteht<br />

sich von selbst. Den nächsten<br />

Ausflug hat Gabriel schon geplant:<br />

«In den Europapark.» Dort wolle<br />

er auf die «Silverstar». Sie ist die<br />

höchste und zweitschnellste Achterbahn<br />

Europas. «Ich muss 1,40<br />

Meter gross se<strong>in</strong>, um mitfahren zu<br />

15


Rubrik<br />

Gabriel darf e<strong>in</strong> Geschenk auspacken. Er freut sich riesig.<br />

können. Und das b<strong>in</strong> ich jetzt noch<br />

nicht», sagt <strong>der</strong> Dreikäsehoch. Übrigens:<br />

Die Paten erhalten von <strong>der</strong><br />

«mit mir»-Trägerschaft e<strong>in</strong>e Spesenpauschale,<br />

damit sie nicht alles<br />

aus <strong>der</strong> eigenen Tasche bezahlen<br />

müssen.<br />

Gute Kolleg<strong>in</strong>nen<br />

Theresa Riedelsperger wohnt <strong>in</strong><br />

Appenzell. Sie ist zum zweiten<br />

Mal «mit mir»-Pat<strong>in</strong>. Ihr erstes<br />

Patenk<strong>in</strong>d war e<strong>in</strong> Mädchen, das<br />

zweite ist Gabriel. Sie geniesst die<br />

Zeit mit dem Buben. «Ich kann mit<br />

ihm lachen, spielen, basteln, etwas<br />

unternehmen und dabei auch selber<br />

K<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>.» Nicht nur Gabriel<br />

profitiere von dieser Beziehung,<br />

16<br />

auch sie. Sie sei offener geworden<br />

und könne von Gabriel e<strong>in</strong>iges<br />

lernen. Die beiden sehen sich unregelmässig.<br />

Manchmal e<strong>in</strong>- bis<br />

zweimal im Monat, manchmal gar<br />

nicht und manchmal mehrmals.<br />

Bei jedem Treffen mit dem Buben<br />

gelte für sie: «Ich b<strong>in</strong> glücklich,<br />

wenn Gabriel zufrieden ist.» Theresa<br />

Riedelsperger hat <strong>in</strong> den vergangenen<br />

drei Jahren nicht nur zu<br />

Gabriel e<strong>in</strong>e wertvolle Beziehung<br />

aufgebaut, son<strong>der</strong>n auch zu se<strong>in</strong>er<br />

Mutter Claudia Grubenmann. Die<br />

Mutter und die Pat<strong>in</strong> bewegen sich<br />

auf <strong>der</strong> gleichen Wellenlänge, sprechen<br />

die gleiche Sprache. Beiden ist<br />

das Thema «Menschen» wichtig.<br />

Theresa Riedelsperger arbeitet <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenheim, Claudia<br />

Grubenmann kann sich gut vorstellen,<br />

<strong>in</strong> den nächsten Jahren<br />

e<strong>in</strong>e Umschulung zu machen und<br />

<strong>in</strong>s Sozial- und Gesundheitswesen<br />

e<strong>in</strong>zusteigen. «Die Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Pflegeheim würde mir bestimmt<br />

gefallen», sagt sie. Vielleicht kann<br />

Theresa Riedelsperger Türöffner<br />

spielen. Wer weiss?<br />

Manchmal kommt es vor, dass<br />

die Mutter, Pat<strong>in</strong> und Gabriel geme<strong>in</strong>same<br />

Sache machen, also zu<br />

dritt etwas unternehmen. Meistens<br />

ziehen die Pat<strong>in</strong> und Gabriel aber<br />

alle<strong>in</strong>e los. Dann kann sich Claudia<br />

Grubenmann Zeit nehmen, zu<br />

tun, worauf sie Lust hat: «Etwas<br />

besorgen, e<strong>in</strong> Buch lesen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>-<br />

Nachbarn 1 / 12


fach zurücklehnen und faulenzen»,<br />

sagt die 48-Jährige. So soll es auch<br />

se<strong>in</strong>, denn bei den «mit-mir»-Patenschaften<br />

sollen Familien o<strong>der</strong><br />

eben Alle<strong>in</strong>erziehende auch e<strong>in</strong>mal<br />

Zeit für sich haben. Von e<strong>in</strong>er Patenschaft<br />

profitieren alle Beteiligten:<br />

Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> haben die Chance,<br />

mit e<strong>in</strong>em vertrauten Menschen<br />

ausserhalb <strong>der</strong> Familie neue Erfahrungen<br />

zu machen; die freiwilligen<br />

Paten und Pat<strong>in</strong>nen haben die Möglichkeit,<br />

an <strong>der</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>es<br />

K<strong>in</strong>des teilzunehmen. Hat <strong>der</strong> aufgeweckte<br />

Gabriel auch Macken?<br />

«Ne<strong>in</strong>», antwortet die Pat<strong>in</strong> wie aus<br />

<strong>der</strong> Pistole geschossen und lacht<br />

schelmisch.<br />

E<strong>in</strong>fach, ohne Schnörkel<br />

Claudia Grubenmann ist seit wenigen<br />

Jahren geschieden, lebt alle<strong>in</strong>e<br />

mit Gabriel und se<strong>in</strong>em 16-jährigen<br />

Bru<strong>der</strong> Raphael. Sie arbeitet<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 20-Prozent-Pensum im<br />

Verkauf. Von e<strong>in</strong>er Bekannten, die<br />

im «Offenen Haus» <strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> arbeitet,<br />

hat sie die Patenschaftsbroschüre<br />

erhalten, gelesen, als «gute<br />

Sache» e<strong>in</strong>gestuft und sich bei<br />

<strong>der</strong> Kontaktstelle gemeldet – und<br />

mit <strong>der</strong> Vermittlung von Theresia<br />

Riedelsperger hat’s auf Anhieb geklappt.<br />

Es passt. Grubenmanns<br />

leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Mehrfamilienhaus<br />

<strong>in</strong> <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>. Die Wohnung ist e<strong>in</strong>fach,<br />

aber doch gemütlich e<strong>in</strong>gerichtet.<br />

Es ist sichtbar, dass Geld<br />

nicht im Überfluss vorhanden ist.<br />

Dafür wird das Wort «Herzlichkeit»<br />

<strong>in</strong> diesen Wohnräumen grossgeschrieben.<br />

Das beweist das Lebensmotto<br />

von Claudia Grubenmann:<br />

«Mensch zu Mensch. Von Herz zu<br />

Herz.» Apropos Herz: An <strong>der</strong> weissen<br />

Wand über <strong>der</strong> blauen Polstergruppe<br />

im Wohnzimmer hängt e<strong>in</strong><br />

ausgestopftes rotes Herz. Das hat<br />

Gabriel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule gebastelt und<br />

es se<strong>in</strong>er Mutter geschenkt.<br />

Nachbarn 1 / 12<br />

Caritas <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>-Appenzell<br />

Abklären, vermitteln, begleiten<br />

Das Patenschaftsprojekt «mit mir» wurde vor sechs Jahren von<br />

Franziska Gruber Baeriswyl und Christoph Balmer-Waser von<br />

den katholischen Sozialdiensten vom Dekanat <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> und<br />

<strong>der</strong> Caritas für das Gebiet <strong>der</strong> <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, Gaiserwald und<br />

Wittenbach <strong>in</strong>s Leben gerufen und wird auch heute noch von ihnen<br />

fachlich begleitet. Franziska Gruber Baeriswyl ist die Kontaktperson<br />

für Familien, die e<strong>in</strong>e Pat<strong>in</strong> o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Paten suchen,<br />

Christoph Balmer-Waser für die Freiwilligen, die Paten werden<br />

möchten. «Die Freiwilligen leisten unbezahlbare E<strong>in</strong>sätze», sagt<br />

Christoph Balmer-Waser. Das Projekt wurde im Dezember 2011<br />

von <strong>der</strong> <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong> mit e<strong>in</strong>igen weiteren mit dem Prix Benevol<br />

ausgezeichnet. «Es ist für uns die Bestätigung, dass wir auf<br />

dem richtigen Weg s<strong>in</strong>d», sagt Franziska Gruber Baeriswyl, die<br />

auch heute noch Feuer und Flamme für das Patenschaftsprojekt<br />

ist. Ziel ist es, Familien o<strong>der</strong> Alle<strong>in</strong>erziehende, die sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Engpass bef<strong>in</strong>den, zu entlasten und ihnen Zeit zu schenken, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

Derzeit begleiten die Sozialarbeitenden 35 Patenschaften. Im Gegensatz<br />

zu vielen an<strong>der</strong>en Freiwilligenprojekten melden sich bei<br />

«mit mir» auch viele junge Menschen, die gerne e<strong>in</strong>en Teil ihrer<br />

Freizeit mit e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d verbr<strong>in</strong>gen möchten. «Gotti o<strong>der</strong> Götti<br />

se<strong>in</strong> ist für viele lässig», weiss Franziska Gruber Baeriswyl. Aber<br />

bei aller Lässigkeit: «Es wird genauestens abgeklärt, wer zum<br />

wem passt», betont Christoph Balmer-Waser. «Der Funke muss<br />

spr<strong>in</strong>gen und es muss zwischen Paten und Familien auf allen<br />

Ebenen stimmen», betonen beide übere<strong>in</strong>stimmend. Beurteilt,<br />

ob e<strong>in</strong>e Patenschaft passt, wird aber nicht nur nach dem Bauchgefühl.<br />

Potenzielle Paten müssen e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>wandfreien Leumund<br />

vorweisen. Es gebe zudem umfassende Informationen zum K<strong>in</strong><strong>der</strong>schutz.<br />

Und ganz wichtig. «Wachsam se<strong>in</strong> und die Familien<br />

und Paten fachlich begleiten.»<br />

Franziska Gruber Baeriswyl und Christoph Balmer-Waser betreuen das<br />

Patenschaftsprojekt «mit mir».<br />

Weitere Auskunft und Anmeldung:<br />

Tel.: 071 222 41 56, E-Mail franziska.gruber@kathsg.ch<br />

Tel.: 071 244 41 13, E-Mail christoph.balmer@kathsg.ch<br />

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