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2/2012<br />
VIVO<br />
www.<strong>sera</strong>.de<br />
Fischverrücktes<br />
Barcelona<br />
Der leidenschaftliche Aquarianer<br />
Daniel Casas führt uns<br />
durch seine Heimatstadt<br />
Teich<br />
Phosphat – ein Nährstoff<br />
mit vielen Gesichtern Seite 10<br />
Reise<br />
Nachhaltige Korallen-<br />
vermehrung in Bali Seite 14<br />
LED-Technik<br />
Ein Konzept<br />
für die Zukunft Seite 18
02<br />
Editorial<br />
Liebe Tierfreunde,<br />
Josef Ravnak<br />
Gründer und Geschäftsführer<br />
der <strong>sera</strong> <strong>GmbH</strong><br />
wussten Sie, dass „Sera“ auch der Name einer Insel in Indonesien ist? Im Herbst 2011<br />
erkundete eine Expedition unter Leitung des <strong>sera</strong> Biologen Johannes Dürbaum ihre<br />
Lebensräume und die Bewohner über und unter Wasser. Seinen Exklusivbericht finden Sie<br />
in dieser <strong>sera</strong> VIVO!<br />
In einem beispielhaften Projekt konnten Grundschüler einer zweiten Klasse die Entwicklung<br />
vom Ei zum jugendlichen Tier bei Fröschen und Molchen beobachten. Solche Erlebnisse<br />
prägen für das Leben. Möge das beeindruckende Schulprojekt, das dort auf die<br />
Beine gestellt wurde und das wir Ihnen hier vorstellen, viele Nachahmer finden!<br />
Vorbeugen ist bekanntlich besser als Heilen. Eine entscheidende Rolle zur Krankheitsvorbeugung<br />
spielt das körpereigene Immunsystem. Wie dieses wichtige Abwehrsystem<br />
arbeitet und wie man es stärken kann, erläutern wir Ihnen anschaulich in Wort und Bild.<br />
All dies und noch viel mehr finden Sie in dieser Ausgabe.<br />
Viel Spaß beim Lesen von <strong>sera</strong> VIVO<br />
wünscht Ihnen Ihr<br />
Josef Ravnak
12 Reise<br />
Die Expedition nach Sera<br />
Titelthema<br />
04 Fischverrücktes Barcelona<br />
Interview mit Daniel Casas<br />
Gesundheit<br />
08 Bedeutung der Vitamine und Spurenelemente<br />
16 Das Immunsystem<br />
Reise<br />
12 Die Expedition nach Sera<br />
14 Nachhaltige Korallenvermehrung in Bali<br />
Lebensraum Teich<br />
10 Phosphat – ein Nährstoff mit vielen Gesichtern<br />
Technik<br />
18 LED-Technik – ein Konzept für die Zukunft<br />
<strong>sera</strong> Welt<br />
22 <strong>sera</strong> Welt<br />
23 Kinderseite<br />
Spezial<br />
19 Frosch, Molch & Co.<br />
Impressum<br />
<strong>sera</strong> VIVO 2/2012<br />
16 Immunologie<br />
Das Immunsystem<br />
Herausgeber: <strong>sera</strong> <strong>GmbH</strong>, D-52518 Heinsberg, www.<strong>sera</strong>.de, info@<strong>sera</strong>.de<br />
Verantwortlich: Josef Ravnak<br />
Wissenschaftliche und redaktionelle Beratung: Johannes Dürbaum, Elena Rathgeber, Prof. Dr. Günter Schmahl, Dr. Bodo Schnell, Dieter Untergasser<br />
Redaktion/Gestaltung: Gries & Arrey Garcia <strong>GmbH</strong> & Co. KG, Agentur für Kommunikation, Bahnhofstraße 21, D-71101 Schönaich, www.gries-garcia.de<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte übernehmen wir keine Haftung. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der <strong>sera</strong> <strong>GmbH</strong>.<br />
Inhalt 03<br />
VIVO
04<br />
Titelthema<br />
Fisch-<br />
verrücktes<br />
Barcelona<br />
© nito – shutterstock.com<br />
Die Weltstadt Barcelona ist berühmt für<br />
ihr einzigartiges Riesen-Aquarium, für die<br />
vielen Künstler, die sich mit dem Thema<br />
„Fisch“ auseinandersetzen und für seine<br />
sympathischen Einwohner. Einer davon<br />
ist unser Aquarien-Freund Daniel Casas.
Was kann es für einen Aquarianer Schöneres geben, als in der fischverrücktesten Stadt der<br />
Welt zu wohnen? Der 33 Jahre alte Daniel Casas ist mit seiner Frau Nuria, seinem kleinen<br />
Sohn Adria und seinen Aquarien in Barcelona zu Hause. Uns präsentiert er die kunterbunte<br />
katalanische Metropole aus der Perspektive des Fisch-Fans.<br />
Hola Señor Casas, Sie als Aquarianer müssen sich doch in<br />
Barcelona so wohl fühlen wie ein Fisch im Wasser, oder?<br />
Stimmt – ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als<br />
hier zu leben. Einfach großartig, die ganze Stadt ist dem<br />
Wasser zugewandt! Auf Schritt und Tritt begleitet einen<br />
hier das Thema Fisch. Eben eine fischverrückte Stadt.<br />
Wann kamen Sie zum Hobby Aquaristik?<br />
Den genauen Zeitpunkt weiß ich nicht mehr, ich muss<br />
noch sehr klein gewesen sein. Im Alter von zehn Jahren<br />
jedenfalls habe ich mir von meinen Ersparnissen mein<br />
erstes eigenes Aquarium gekauft, das ich bei meiner<br />
lieben Oma Trinidad aufstellen durfte und das Guppies<br />
beheimatete. Der Anblick war für mich wie das<br />
Eintauchen in die Welt von Tausendundeine Nacht!<br />
Heute sind Sie 33 Jahre alt. Immer noch mit<br />
ganzem Herzen dabei?<br />
(lacht) Ich besitze drei Aquarien, das sagt doch alles,<br />
oder? Im 300-Liter-Süßwasser-Aquarium pflege<br />
ich Malawi-Buntbarsche, im 200-Liter-Aquarium<br />
Tanganjika-Buntbarsche. Sie vermehren<br />
sich prächtig! Ich habe eine Menge<br />
Steine verbaut, um meinen Buntbarschen<br />
viele Rückzugsmöglichkeiten zu bieten.<br />
Zur Sauerstoffanreicherung setze ich<br />
die Membranpumpe <strong>sera</strong> air 550 R plus<br />
und einen externen Filter von <strong>sera</strong> ein.<br />
Meine neueste Errungenschaft ist ein<br />
Meerwasser-Aquarium mit Korallen und<br />
Anemonen. Es ist für mich eine tolle<br />
Erfahrung und auch mein Sohn ist begeistert.<br />
Es ist mir wichtig, ihm die Unterwasserwelt<br />
live und nicht nur als Fernsehbild zu zeigen.<br />
Wie haben Sie es geschafft, sich so viel Wissen<br />
über die Unterwasserwelt anzueignen?<br />
Sicher gehört eine große Portion Leidenschaft dazu.<br />
Außerdem erhalte ich bei meinem Aquaristik-Händler<br />
hier in Barcelona tolle Unterstützung und Antworten auf<br />
all meine Fragen. Dafür bin ich sehr dankbar – es sind ja<br />
doch anspruchsvolle kleine Ökosysteme! Das macht sich<br />
bei unzähligen Faktoren bemerkbar, zum Beispiel beim<br />
Futter. Ich verwende unterschiedliche Futtersorten, unter<br />
anderen auch von <strong>sera</strong>. Vor allem <strong>sera</strong> granugreen kann<br />
ich empfehlen. Mit diesem von <strong>sera</strong> speziell für Pflanzen<br />
fressende Cichliden entwickelten Granulat machen sich<br />
meine Fische prächtig.<br />
Titelthema 05<br />
Wo kann man die Unterwasserwelt<br />
in Barcelona hautnah erleben?<br />
Man sollte auf jeden Fall einen Besuch im „Aquàrium<br />
Barcelona” einplanen. Es ist das größte seiner Art in<br />
Europa und lässt einen im wahrsten Sinne des Wortes<br />
in die Unterwasserwelt eintauchen: Wer einen Tauchschein<br />
besitzt, kann selbst in das riesige Aquarium<br />
steigen und Kontakt zu den Meeresbewohnern,<br />
beispielsweise den unzähligen Haien aufbauen.<br />
Hier tummeln sich außerdem merkwürdige Fische wie<br />
etwa der Mondfisch Mola mola. Dem Mittelmeer wird<br />
ebenfalls ein großer Teil gewidmet, beispielsweise das<br />
Seegrasbecken mit seiner beeindruckenden Fauna.<br />
Allein die Farben inspirieren einen dazu, diese wunderbare<br />
Welt im eigenen Mittelmeeraquarium nachzuahmen!<br />
Ich jedenfalls habe große Freude daran!<br />
Herr Casas, viel Erfolg mit Ihren Aquarien und<br />
vielen Dank für das Gespräch!<br />
Interview<br />
Daniel Casas<br />
VIVO
06<br />
© Ugorenkov Aleksandr – shutterstock.com<br />
Titelthema<br />
© Tatiana Morozova – shutterstock.com<br />
L’Aquàrium Barcelona<br />
Ein Aquarium der Superlative, das Aquarianer aus aller<br />
Welt begeistert: „L’Aquàrium de Barcelona“ ist das<br />
größte Aquarium Europas. Gelegen im alten Hafen der<br />
Metropole, beherbergt es mehr als 11.000 Tiere aus gut<br />
450 verschiedenen Arten in über 35 Aquarien! Besonders<br />
nah kommen die Besucher der Unterwasserwelt im<br />
100 Meter langen Unterwassertunnel, wo die Meeresbewohner<br />
fast hautnah an einem vorbeiziehen. Hautnah<br />
im wahrsten Sinne des Wortes geht es auch bei den<br />
Tauchgängen im gewaltigen Wassertank zu, die<br />
buchen kann, wer über einen Tauchschein verfügt.<br />
Informationen unter www.aquariumbcn.com.<br />
Zwischen Kunst, Kultur und Aquarium:<br />
In Barcelona kennen Daniel Casas und<br />
seine Familie keine Langeweile.<br />
Auf der Strecke von der berühmten<br />
Kathedrale „Sagrada Familia“ des<br />
Architekten Antoni Gaudí zum<br />
Aquarium von Barcelona bietet meine<br />
Stadt unzählige Abwechslungen.<br />
Die Ramblas etwa, wo man<br />
absolut fischverrückt ist!<br />
Haie, Rochen, Mondfische...<br />
man muss einfach dieses<br />
Aquarium besuchen, um die Schönheit<br />
der Unterwasserwelt hautnah zu erleben.<br />
Ob Mittelmeer oder Tropen, ob Mini-<br />
Aquarium oder Ozeanarium –<br />
hier gibt es alles!<br />
© nito – shutterstock.com<br />
Eine mit<br />
eleganten, nachts<br />
beleuchteten Wellen versehene<br />
Promenade führt den<br />
Spaziergänger weiter entlang<br />
des alten Hafens.
© Vladislav Gajic – shutterstock.com<br />
Festa Major de Gracia<br />
Das berühmte Stadtteilfest mit der wunderschönen Dekoration.<br />
Es findet an Maria Himmelfahrt statt (15. August). Dann wird bis zu<br />
acht Tage und Nächte lang unter einem besonderen Motto gefeiert!<br />
Ein Denkmal für einen<br />
Fisch! Nun geht es zu einem<br />
weiteren berühmten Aushängeschild der<br />
Stadt – dem Peix d’or. Das gewaltige<br />
Metallgebilde schimmert schon<br />
von weitem!<br />
Daniel zeigt uns sein<br />
Barcelona<br />
Fisch- und kunstverrückt,<br />
traditionsreich und modern:<br />
Direkt am Meer gelegen,<br />
gehört Barcelona zu den<br />
schönsten Städten Europas!<br />
Eine tolle Konstruktion,<br />
dieser goldene Fisch – er entspricht<br />
ganz unserer wunderbaren Stadt,<br />
die Kunst, Kultur, Architektur und<br />
Lebenslust vereint!<br />
© DSBfoto – shutterstock.com<br />
Formenvielfalt, wohin das Auge blickt!<br />
Ob Gaudí oder Gehry, ob Hai oder Rochen –<br />
in Barcelona ist alles geboten!<br />
© Pres Panayotov – shutterstock.com<br />
© Krzysztof Kostrubiec – shutterstock.com<br />
Titelthema 07<br />
Peix d’or (Der goldene Fisch)<br />
von Frank Gehry<br />
Eine Fata Morgana oder doch Wirklichkeit?<br />
Märchenhaft golden leuchtet aus der<br />
Ferne der gewaltige Fischleib, den der<br />
amerikanisch-kanadische Architekt Frank<br />
Gehry anlässlich der Olympischen Spiele<br />
1992 in Barcelona schuf. Seine goldene<br />
Farbe verändert sich mit dem Sonnenlicht<br />
und ist bis heute eines der bekanntesten<br />
Wahrzeichen der Metropole.<br />
VIVO<br />
© Anky – shutterstock.com
08<br />
Ernährung<br />
Zierfischernährung<br />
Spurenelemente<br />
und Vitamine<br />
von Prof. Dr. Günter Schmahl und Johannes Dürbaum<br />
Fische standen gerade groß in der wissenschaftlichen<br />
Presse: In der Riechschleimhaut<br />
von Forellen fand ein<br />
For scherteam um Prof. Michael Winklhofer<br />
von der Münchner Ludwig Maximilians<br />
Universität tatsächlich nach langer Suche<br />
Zellen, die den körpereigenen Kompass<br />
bestimmter Tiere, darunter Fische, Vögel<br />
und bestimmte Säuger, erklären können.<br />
Setzt man die isolierten Magnetit enthaltenden<br />
Zellen einem wechselnden Magnetfeld<br />
aus, richteten sich die Zellen entsprechend<br />
aus. Damit ist der erste wichtige<br />
Schritt getan, die Orientierung vieler Tiere<br />
im Magnetfeld überhaupt erklären zu können.<br />
Magnetit ist ein Eisenoxid, das in diese<br />
Zellen eingelagert wurde und sich analog<br />
einer Kompassnadel in dem umge -<br />
benden Magnetfeld dreht. Wie solche<br />
„inneren Kompassnadeln“ vom Körper<br />
synthetisiert werden, ist noch unklar. Klar<br />
ist aber, dass Tiere bestimmte Mineralien<br />
wie Eisen mit der Nahrung aufnehmen<br />
müssen, das nach der körpereigenen Verarbeitung<br />
auskristallisiert wird.<br />
Teil4<br />
Man geht heute davon aus, dass 16<br />
verschiedene Elemente eine Funktion als<br />
Spurenelement haben. Als solche bezeichnet<br />
man lösliche Ionen oder Verbindungen<br />
von Elementen, die ausgesprochenen Sel-<br />
H<br />
Li Be<br />
Na Mg<br />
K Ca Sc Ti V Cr Mn Fe Co Ni Cu Zn Ga<br />
Rb Sr Y Zr Nb Mo Tc Ru Rh Pd Ag Cd In Sn Sb Te I Xe<br />
die vier organischen Grundelemente<br />
Mengenelemente<br />
essenzielle Spurenelemente<br />
wahrscheinlich essenzielle Spurenelemente<br />
tenheitswert in der Nahrungskette als auch<br />
im Körper des Tieres, aber gleichzeitig<br />
eine Schlüsselfunktion im Stoffwechsel haben.<br />
Eisen ist bekannterweise besonders<br />
wichtig für den Transport von Sauerstoff<br />
B<br />
Al<br />
C<br />
Si<br />
Ge<br />
N<br />
P<br />
As<br />
O<br />
S<br />
Se<br />
F<br />
Cl<br />
Br<br />
He<br />
Ne<br />
Ar<br />
Kr
Bild Fisch links: © Evgheni Manciu – shutterstock.com, Bild Fisch rechts: © Image Focus – shutterstock.com<br />
durch den „Blutfarbstoff“ Hämoglobin, erhöht<br />
aber beispielsweise auch die Beweglichkeit<br />
der T-Zellen des Immunsystems.<br />
Kupfer in geringsten Mengen – der gesamte<br />
menschliche Körper enthält beispielsweise<br />
gerade einmal 35 mg – verstärkt zusammen<br />
mit Magnesium und Selen die<br />
Lokomotion von Makrophagen, den Fresszellen<br />
des Immunsystems. Je besser die<br />
Beweglichkeit dieser Gesundheitspolizei<br />
im Gewebe und der Blutbahn ist, desto effizienter<br />
können Invasoren wie Bakterien<br />
und Viren bekämpft werden – der Grad der<br />
Gesundheit steigt! Fähigkeiten des Immunsystems<br />
ergeben sich nicht nur aus<br />
den individuellen Genen des Körpers, sondern<br />
auch aus dem Erinnerungsvermögen<br />
des bereits „erlebten“. Ist ein Organismus<br />
jemals einer Bedrohung durch spezifische<br />
Invasoren ausgesetzt gewesen und hat diese<br />
erfolgreich bekämpft, so wird die Erkennungskonfiguration<br />
gespeichert und kann<br />
beim nächsten Angriff umgehend abgerufen<br />
werden. Tiere, die im richtigen Ausmaß<br />
Zink aufnehmen, fördern – natürlich unbewusst<br />
– die Bildung solcher Gedächtniszellen<br />
und genießen eine bessere Immunität.<br />
Iod wird beispielsweise zur Synthese von<br />
Hormonen gebraucht, die den Fettstoffwechsel<br />
kontrollieren. Nachweise für die<br />
tatsächliche Funktion eines Elementes zu<br />
erhalten, gleicht oft einer Sisyphusarbeit,<br />
E<br />
D<br />
C<br />
B12<br />
K<br />
B9<br />
A<br />
B7<br />
B1<br />
Vitamine<br />
sind unbedingt notwendig<br />
für Funktionen<br />
des Immunsystems.<br />
Dafür sind die folgenden<br />
besonders<br />
wichtig:<br />
denn oft sind einzelne Ionen der Spurenelemente<br />
in einem Molekülkomplex aktiv,<br />
die sich mit selbst modernsten Analysemethoden<br />
kaum aufspüren lassen.<br />
Als Vitamine bezeichnet man organische<br />
Moleküle, die in ihrer Vielfalt an diversen<br />
und komplexen Stoffwechselprozessen<br />
des Körpers beteiligt sind. Diese Moleküle<br />
werden zum Teil vom Körper nicht bedarfsdeckend<br />
produziert beziehungsweise können<br />
überhaupt nicht synthetisiert werden.<br />
In diesen Fähigkeiten unterscheiden sich<br />
die Arten erheblich. Können Substanzen<br />
beispielsweise von einem Säuger selbst<br />
synthetisiert werden, heißt das noch lange<br />
nicht, dass ein Fisch dies kann und umgekehrt.<br />
Diesem Umstand entsprechend<br />
müssen diese Substanzen vom Fisch als<br />
Vitamine über die spezifische Nahrung aufgenommen<br />
werden.<br />
Vitamine sind ähnlich wie Spurenelemente<br />
in Kleinstmengen im Körper aktiv<br />
und zeigen geradezu katalytische Fähigkeiten.<br />
Sie setzen Kohlenhydrate, Proteine<br />
oder auch Spurenelemente um, bleiben<br />
aber selbst dabei bestehen. Das erklärt<br />
den großen Effekt selbst geringster Konzentrationen<br />
im Körper. Um den Bedarf<br />
der Fische zu decken, werden den <strong>sera</strong><br />
Hauptfuttermitteln, wie z. B. vipan und der<br />
B6<br />
B2<br />
B5<br />
B3<br />
Ernährung 09<br />
<strong>sera</strong> KOI Professional Linie die physiologisch<br />
besonders wichtigen Vitamine A, B 1 ,<br />
B 2 , B 6 , C, D 3 und E zugesetzt. Das Ergänzungsfuttermittel<br />
<strong>sera</strong> fishtamin enthält<br />
alle 13 Vitamine und ist für einen weiten<br />
Anwendungsbereich gedacht, der die erfolgreiche<br />
Aufzucht von Jungfischen mit<br />
einschließt.<br />
Besonders bei dem prozentual riesigen<br />
Zuwachsraten in den ersten Lebenswochen<br />
einer heranwachsenden Fischlarve<br />
bzw. Jungfisches trennt sich die Spreu vom<br />
Weizen bei den Fischfuttersorten: Fehlen<br />
Spurenelemente oder Vitamine tritt schnell<br />
Mangelfunktion mit sichtbaren Konsequenzen<br />
ein. In der Wachstumsphase eines<br />
Organismus und der dabei massiven Neubildung<br />
von Körperzellen ist das oft richtungweisend.<br />
Jungfische entwickeln Deformationen<br />
an der Wirbelsäule, Kiemen-<br />
deckeln oder den Flossen, die sich irrever-<br />
sibel manifestieren.<br />
Es ist die richtige Kombination von<br />
den häufigeren Mineralien und den seltenen,<br />
den Spurenelementen, als auch den<br />
Vitaminen, die der Entstehung von Mangelerscheinungen<br />
und Symptomen wie<br />
beispielsweise der Lochkrankheit bei Diskusfischen<br />
oder auch der Schilddrüse mit<br />
Überfunktion vorbeugen.<br />
VIVO
10<br />
Lebensraum Teich<br />
Teil4<br />
PO Phosphat<br />
4<br />
Ein Nährstoff mit vielen Gesichtern<br />
In Teichen wird Phosphat oft ausschließlich als Algen<br />
fördernde Wasserbelastung wahrgenommen. Phosphat<br />
ist jedoch auch ein lebensnotwendiger Nährstoff für<br />
Pflanzen und Tiere, der im Körper sehr viele wichtige<br />
Funktionen erfüllt.<br />
von Dr. Bodo Schnell<br />
Zusammen mit dem Kohlenhydrat<br />
Desoxyribose bildet es das Rückgrat<br />
(bildlich: die „Holme“ der bekannten<br />
leiterartigen Struktur) des Trägers der genetischen<br />
Information, der DNA. Es verknüpft<br />
die einzelnen Bauelemente (Nucleotide)<br />
dieses faszinierenden Moleküls, das<br />
geradezu ein Sinnbild des Lebens darstellt.<br />
Große Mengen Phosphat werden für<br />
den Transport von Energie im Körper benötigt.<br />
Dazu wird vorhandene Energie genutzt,<br />
um bis zu drei Phosphatmoleküle mit<br />
dem „Träger“ Adenosin zu verknüpfen –<br />
man spricht dementsprechend von Adenosinmonophosphat,<br />
Adenosindiphosphat<br />
und Adenosintriphosphat (AMP, ADP,<br />
ATP). Dort, wo die Energie benötigt wird,<br />
wird das Phosphat wieder abgespalten.<br />
Dabei wird die vorher eingesetzte Energie<br />
wieder frei und steht zur Verfügung. Die im<br />
Körper umgesetzte Phosphatmenge beträgt<br />
bei einem erwachsenen Menschen<br />
mehrere Kilogramm pro Tag – die dazu nötige<br />
Absolutmenge ist natürlich niedriger,<br />
weil eine sehr effiziente Wiederverwertung<br />
stattfindet.<br />
Knochen und Zähne der Wirbeltiere<br />
enthalten Hydroxylapatit als mineralische<br />
Komponente. Dieses Mineral besteht<br />
hauptsächlich aus Calcium und Phosphat.<br />
><br />
<br />
NPK<br />
1mg/l PO 4<br />
© sauletas – shutterstock.com
© Hii Boh Teck – fotolia.com<br />
Deshalb ist eine ausreichende und regelmäßige<br />
Versorgung mit diesen Stoffen<br />
sehr wichtig, gerade bei noch wachsenden<br />
Tieren, deren Bedarf besonders hoch ist.<br />
Durch Mineralienmangel während des<br />
Wachstums verursachte Missbildungen<br />
sind nicht reparabel und bleiben für das<br />
ganze Leben bestehen.<br />
Viele im Körper notwendige und verwendete<br />
Stoffe sind sehr schlecht in Wasser<br />
löslich, beispielsweise die wichtige<br />
Gruppe der Fette. Innerhalb des Körpers<br />
werden diese Stoffe deshalb nach Bedarf<br />
mit Phosphat zu so genannten Phospholipiden<br />
verknüpft, um ihren Transport zu ermöglichen<br />
und zu vereinfachen.<br />
Dies ist nur eine kleine Auswahl der<br />
Funktionen, die Phosphat im Körper hat.<br />
Man kann daraus ersehen, dass Futter, das<br />
ja aus tierischen und pflanzlichen Komponenten<br />
besteht, immer einen gewissen<br />
Phosphatanteil enthält. Das ist normal,<br />
nicht zu umgehen und auch notwendig.<br />
Andererseits fördern zu hohe Phosphatgehalte<br />
im Wasser das Algenwachstum<br />
stark. Es ist deshalb wichtig, auf eine<br />
niedrige Wasserbelastung zu achten.<br />
<<br />
1mg/l PO 4<br />
Woher stammen zu hohe<br />
Phosphatwerte im Wasser?<br />
Leitungs- und Brunnenwasser kann<br />
hohe Phosphatgehalte aufweisen, die<br />
deutlich über den für Teiche maximal empfehlenswerten<br />
1 mg/l liegen. Es ist deshalb<br />
sinnvoll, das Wasser vor der Verwendung<br />
mit dem <strong>sera</strong> PO 4 -Test zu kontrollieren. Für<br />
Leitungswasser können entsprechende Informationen<br />
auch beim lokalen Wasserversorger<br />
erfragt werden.<br />
Die Hauptmenge des im Grundwasser<br />
gelösten Phosphats stammt aus der<br />
landwirtschaftlichen Düngung. Dabei spielt<br />
es keine Rolle, ob Naturdünger (Gülle)<br />
oder Kunstdünger benutzt wird. Haushaltsabwasser<br />
enthält ebenfalls verhältnismäßig<br />
viel Phosphat, auch wenn der Eintrag durch<br />
Wasch- und Spülmittel heute erheblich<br />
niedriger ist als vor etwa 30 Jahren. In der<br />
Was<strong>sera</strong>ufbereitung spielt die Phosphatentfernung<br />
in der Kläranlage oder im Zulauf<br />
des Trinkwasserreservoirs deswegen<br />
eine wichtige Rolle.<br />
Eine weitere Phosphatquelle besteht<br />
in organischem Material, das sich im Wasser<br />
zersetzt. Dies kann z. B. Laub sein, das<br />
<br />
Lebensraum Teich<br />
im Herbst in den Teich gefallen ist und<br />
nicht entfernt wurde. Falls einmal ein Fisch<br />
stirbt, muss er unverzüglich entfernt werden,<br />
um unnötige Wasserbelastungen zu<br />
vermeiden.<br />
Mitunter kommt noch ein weiterer<br />
Faktor hinzu, der nicht zu unterschätzen ist:<br />
Mutterboden und Gartendünger enthalten<br />
viel Phosphat – die Abkürzung „NPK“ auf<br />
vielen Düngern setzt sich aus den Elementsymbolen<br />
für Stickstoff (N), Phosphor (P)<br />
und Kalium (K) zusammen. Wenn diese<br />
Stoffe z. B. durch starke Regenfälle in den<br />
Teich gespült werden, kann dies schlagartig<br />
zu einer enormen Wasserbelastung führen.<br />
Regenwasser selbst ist praktisch phosphatfrei,<br />
es kann aber lösliche Phosphate<br />
aus dem Boden aufnehmen und so in den<br />
Teich transportieren.<br />
Zuviel Phosphat im Teichwasser<br />
ist problematisch<br />
Einen mehrstufigen Abbau anorganischer<br />
Phosphorverbindungen (analog zum<br />
sogenannten Stickstoffkreislauf) gibt es im<br />
Teich nicht. Organisch gebundenes Phosphat<br />
wird im Biofilter teilweise mineralisiert,<br />
d. h. in anorganische Phosphate umgewandelt.<br />
Ein Teil davon wird von<br />
Filterorganismen genutzt, ein – meist geringer<br />
– Teil reagiert zu unlöslichen Verbindungen<br />
und wird damit dem Teichwasser<br />
entzogen, und der größte Teil steht im<br />
Teichwasser als Nährstoff für Pflanzen und<br />
Algen zur Verfügung.<br />
Es ist daher zu empfehlen, den Phosphatwert<br />
im Teich regelmäßig mit dem<br />
<strong>sera</strong> PO 4 -Test zu kontrollieren. Liegt der<br />
Phosphatwert im Teichwasser höher als<br />
etwa 1 mg/l, ist es als langfristige Maßnahme<br />
wichtig, die zuvor genannten Ursachen<br />
sorgfältig zu prüfen und systematisch zu<br />
entfernen. Das nachträgliche Anbringen<br />
einer Barriere gegen den Eintrag von Mutterboden<br />
oder Gartendüngern ist natürlich<br />
aufwendig. Es lohnt sich aber, wenn dort<br />
die Hauptursache für Phosphatprobleme<br />
liegt.<br />
Zur sofortigen Senkung des Phosphatwertes<br />
verwendet man <strong>sera</strong> pond<br />
phosvec. Gelöstes Phosphat<br />
wird dadurch gebunden und<br />
als unlösliche Ausfällung aus<br />
dem Wasser entfernt. Die<br />
feinkristalline Trübung setzt<br />
sich schnell ab oder wird<br />
vom Filter erfasst. Sie ist völlig<br />
harmlos, und es findet<br />
selbst nach Jahren keine<br />
Rücklösung des ausgefällten<br />
Phosphats statt.<br />
VIVO<br />
11
12<br />
Expedition<br />
Die Expedition<br />
nach Sera<br />
Die Sera Inseln liegen im Osten Indonesiens zwischen<br />
Neuguinea und Nordaustralien und zählen zu den süd-<br />
lichen Molukken. Um in diesen abgelegen Teil der Welt<br />
zu reisen, braucht man aus Europa allein 5 Tage Anreise.<br />
Reisende tauchen in eine zurückgebliebene,<br />
aber auch noch gut erhaltene<br />
und touristenfreie Welt ein, in der<br />
Menschen noch überwiegend im<br />
Einklang mit der Natur leben.<br />
Vier Gewinner eines <strong>sera</strong><br />
Preisausschreibens hatten<br />
Gelegenheit, genau dieses<br />
Abenteuer mitzuerleben.<br />
Unterwegs mit<br />
einheimischen Booten<br />
Das Riffdach mit großer<br />
Steinkorallendiversität<br />
Eine der vielen<br />
Winkerkrabben<br />
Uca dussumieri<br />
Bevölkerung, die noch<br />
mit der Natur aufwächst<br />
Haarstern<br />
Comanthina sp.<br />
im Riff
Indonesien<br />
Australien<br />
von Johannes Dürbaum<br />
Wir lebten im Hauptdorf der Insel Sera bei Einheimischen<br />
und unternahmen von hier aus<br />
Tagestouren entlang der von Saumriffen umgebenen<br />
Küsten der Insel und zu den zu Sera gehörenden<br />
Nachbarinseln. Die kleineren und größeren von<br />
wechselfeuchten Regenwald bestandenen Inseln sind<br />
fast unbewohnt und unerforscht. Ein übergroßes Betätigungsfeld<br />
für alle naturhungrigen Aquarianer, die<br />
die Fische und Wirbellose nun aus nächster Nähe beobachten<br />
konnten. In dieser Gegend leben die Organismen<br />
der küstennahen Biotope mit dem täglichen<br />
Gezeitenwechseln und einem Tidenhub von bis zu 2 m.<br />
Selbst Steinkorallen auf den Riffdächern sind bei Ebbe<br />
so intensiver Sonnenbestrahlung und Regen ausgesetzt<br />
und zeigen eine Widerstandskraft, die in Aquarien<br />
oft verlorengeht.<br />
Die Mangrovengebiete an den Küsten werden je<br />
nach unterschiedlicher vorhandener Grundwassermenge<br />
aus niedrigen, bis 5 m hohen, Individuen verschiedener<br />
Arten der Gattungen Bruguiera, Rhizophora<br />
und Ceriops und bis 20 m hohen Avicennia-Arten<br />
geformt, die das Ufer befestigen und organische Substanz<br />
fixieren. Wir finden im schlammigen, sandigen<br />
und steinigem Umfeld dieser salztoleranten Pflanzen<br />
eine große Vielfalt an wunderschöner Winkerkrabben<br />
(Uca spp.), Geisterkrabben (Ocypode spp.), aber auch<br />
Maulwurfskrebse (Thalassina spp.), die ihre Hügel zur<br />
Ebbezeit aufwerfen. Seegraswiesen mit zahlreichen<br />
Arten der unter Wasser blühenden Seegräser beherbergen<br />
nicht nur bewegliche Wirbellose, sondern auch<br />
Weich- und Steinkorallen, die kleine Inseln im grünen<br />
Dickicht der Blätter bilden. Auf den Sandbänken inmitten<br />
der Seegraswiesen findet man extrem hohe Populationsdichten<br />
von Seesternen (z. B. Archaster typicus<br />
50 St./m 2 ) und Sanddollars Laganum laganum (über 80<br />
St./m 2 ), die vom hohen organischen Gehalt der oberen<br />
Sandschichten profitieren und den Bodengrund ständig<br />
in Bewegung halten und damit Siedlungsflächen<br />
für Kleinorganismen schaffen, die wiederum Jungfischen<br />
als Nahrung zur Verfügung stehen. Genau das<br />
müsste auch im Bodengrund der Aquarien besser umgesetzt<br />
werden, um naturnähere Bedingungen zu<br />
schaffen! Da die großen Saumriffe um die Sera Inseln<br />
zum Teil einige Kilometer vor der Küste liegen, kann<br />
man auf den Wanderungen durch das Watt die Abfolge<br />
der Biotope sehr schön beobachten. Vertiefungen beherbergen<br />
Sandklaffmuscheln (Hipoppus hipoppus)<br />
und mittelgroße Riesenmuscheln (Tridacna maxima). In<br />
den Korallensteinblöcken entdecken wir große Dichten<br />
der extrem bunten und bohrenden Tridacna crocea.<br />
Erst auf den letzten paar hundert Metern vor der<br />
Riffkante finden sich Massen von Steinkorallen, die um<br />
die besten Plätze konkurrieren. Als Spaziergänger zwischen<br />
solcher Vielfalt zu wandern ist einfach faszinierend.<br />
Groß- und kleinpolypige Steinkorallen greifen mit<br />
ihren Ästen ineinander und bilden die Front, an der<br />
sich die Wellen bei Flut brechen. Natürlich fällt es dem<br />
Aquarianer angesichts solcher Diversität schwer, sich<br />
auf Einzelorganismen zu konzentrieren, sondern man<br />
hetzt nur von einer Art zur nächsten, nur um wenige<br />
Meter weiter wieder vergeblich zu versuchen, ein anderes<br />
Highlight in Worte zu kleiden. Pilzkorallen (Fungiidae),<br />
die Aquarianer vorsichtig im Aquarium platzieren,<br />
liegen in manchen Stellen wie gestapelt auf<br />
ästigen Steinkorallen. Dann ist wieder ein Schwarm fest<br />
steckender Korallenwelse oder ein riesiger Kissenseestern<br />
der Gattung Culcita zu sehen.<br />
Täglich benutzten wir die Boote der Einheimischen<br />
und konnten die Front der zahlreichen Riffe<br />
in Augenschein nehmen. Diese Schnorcheltouren in<br />
28 – 30 °C warmem und transparentem Wasser wurden<br />
zum täglichen Höhepunkt. Massive Blöcke von Porites<br />
sp. sind wie Miniatolle zur Wasseroberfläche gewachsen<br />
und von diversen Acropora-Arten bestanden. Die<br />
Vielfalt der Steinkorallen-Arten ist in diesem Gebiet auf<br />
den ersten 7 m Wassertiefe unglaublich. Selbst Gruppen<br />
großer Napoleonfische kommen in unmittelbarer<br />
Nähe der Riffkante vor.<br />
Expedition 13<br />
VIVO
14<br />
Korallenvermehrung in Bali<br />
Nachhaltige<br />
Korallenvermehrung<br />
in Bali<br />
Die Vermehrung von Steinkorallen über<br />
Fragmentierung ist zu einem eigenständigen<br />
Hobby innerhalb der Meerwas<strong>sera</strong>quaristik<br />
geworden.<br />
von Johannes Dürbaum<br />
Kolonien von importierten oder im eigenen<br />
Aquarium herangezogenen Korallen werden<br />
zersägt oder zerbrochen, und die resultierenden<br />
Teilstücke werden aufgeklebt. Unter guter Pflege<br />
wachsen diese Fragmente im Aquarium heran und<br />
werden von Händlern und Hobbyisten gesammelt,<br />
getauscht oder verkauft. Die zunehmende Gleichrichtung<br />
der Kundenwünsche nach „neuen“ Arten und<br />
Farbmustern führt periodisch zu zum Teil hohen Preisen,<br />
aber auch zu positiven Auswirkungen, wie man<br />
bei Besuchen von Korallenfarmen im offenen Meer<br />
feststellen kann.<br />
Bali ist in Indonesien aufgrund idealer Verkehrsanbindung<br />
ein wichtiges Drehkreuz im Transport von<br />
Steinkorallen in dem Land mit der vermutlich größten<br />
Artendiversität in den Riffen. In großen Teilen des Inselstaates<br />
werden immer noch Korallenskelette als<br />
Baumaterial benutzt, im Vergleich dazu erscheint der<br />
Export von Steinkorallen für das Hobby der Meerwas<strong>sera</strong>quaristik<br />
geradezu minimal. Wurden jedoch dafür<br />
früher Korallen generell und ausschließlich nur in der<br />
Natur geerntet, um sie für die Aquaristik zu exportieren,<br />
hat man in Bali reagiert und Korallenfarmen im<br />
Flachwasser aufgebaut.<br />
Einer der Züchter lud uns zu einem Besuch in<br />
seiner Farm ein. Nach Besichtigung einer wirklich vorbildlichen<br />
Anlage im Süden Balis, in der Fische und<br />
diverse Wirbellose gesammelt, gehalten und für den<br />
Versand verpackt werden, wurde uns angeboten, die<br />
Korallenzucht in der Natur in Augenschein zu nehmen.<br />
Nur 10 Minuten von einem Kleinhafen entfernt wurden<br />
wir mit einem Boot auf einem Ponton abgesetzt.<br />
Einige lokale Fischer und Hilfskräfte kletterten auf die<br />
wackelige Holzkonstruktion, die nur auf Schwimmkörpern<br />
wie Plastikfässern und Styropor flotiert und mit<br />
Stricken am Grund verankert ist. Sie beginnen sofort<br />
mit den täglichen Arbeiten, während wir gleich zu den<br />
Unterwasser-Zuchttischen gebracht werden. Bei Ebbe<br />
liegen die Korallen hier nur 1,5 m unter der Wasseroberfläche.<br />
Die Konstruktion der Tische ist einfach<br />
und gleichzeitig umweltfreundlich. Einfacher Baustahl<br />
für Armierung wurde in Rechteckkonstruktionen zu<br />
Tischen zusammengeschweißt, deren Beine in grobem<br />
Korallensand stecken. Auf den zahlreichen Querstreben<br />
sind die Steinkorallen mit Gummibändern (man<br />
verwendet dafür oft zerschnittene Fahrradschläuche)<br />
befestigt – das ganze gleicht fast einer Tomatenzucht<br />
in einem holländischen Gewächshaus. Nur bezahlt<br />
man hier nicht für hohe Wasserqualität, Temperatur,
01 Korallenstöcke auf den Unterwassertischen<br />
02 Montage der Fragmente<br />
03 Auf Betonsockel geklebte Fragmente<br />
Strömung oder Licht! Die Wahl des Aufstellungsortes<br />
hinter dem Riff in einer tieferen Zone der angrenzenden<br />
Seegraswiese garantiert gute Wachstumsbedingungen<br />
und andererseits Schutz von den zum Teil<br />
hohen Wellen. Diese haben sich nämlich bereits vor<br />
dem Riff gebrochen und bedrohen so nicht die Zucht.<br />
Auf den Tischen wachsen zur Zeit 40 Arten der<br />
Gattungen Acropora, Montipora, Pocillopora, Stylophora,<br />
Seriatopora, Echinopora, Hydnopora, Turbinaria<br />
und anderen überwiegend kleinpolypigen Korallen.<br />
Innerhalb von wenigen Monaten erreichen die<br />
Fragmente der meisten Arten so die richtige Größe<br />
für den Verkauf.<br />
Die Korallen sind ausnahmslos auf kleinen Betonsockeln<br />
befestigt, die von den Gummibändern auf<br />
den Tischen gehalten werden. Unter den Tischen<br />
wachsen die Seegräser, die noch genügend Licht ab-<br />
01<br />
02<br />
03<br />
Korallenvermehrung in Bali 15<br />
bekommen. Auch zahlreiche Fische tummeln sich um<br />
die Tische, die eine kleine Riffinsel in der Seegraswiese<br />
darstellen. Für indonesische Verhältnisse ist die<br />
Wassertemperatur hier relativ niedrig. Gerade einmal<br />
24 Grad lassen uns nach 90 Minuten Schnorcheln<br />
frieren, aber laut dem Betreiber hat es hier deshalb<br />
wohl noch keine Probleme mit „Bleaching“, wie andernorts<br />
in Indonesien, gegeben.<br />
Zurück auf dem Ponton beobachten wir die Produktion.<br />
Mutterkolonien, die von den Tischen entnommen<br />
wurden, werden mit Hilfe von einfachen Zangen<br />
beschnitten. Die Fragmente werden wiederum<br />
auf Betonsockel aufgeklebt. Die Betonsockel werden<br />
zur Montage mit ihrem spitzen Ende in eine durch-<br />
löcherte Styroporkiste gesteckt, während ein anderer<br />
Mitarbeiter das Polyesterharz für die Verklebung anrührt.<br />
Alles geschieht relativ schnell, aber mit der typischen<br />
entspannten Arbeitshaltung: Es wird palavert,<br />
gefeixt, und Nelkenzigaretten werden geraucht, während<br />
die Korallenstücke in die mit Harz verfüllten Betonstücke<br />
geklebt werden. Die F1-Generation wurde<br />
ursprünglich aus der Natur entnommen, von ihren<br />
stammen alle F2-Mutterkolonien ab, die sämtlich mit<br />
transparenten Etiketten mit einer individuellen CITES<br />
Nummer markiert sind. Diese Etiketten müssen von<br />
den Behörden erworben werden und werden mit in<br />
den Sockel eingeklebt. Auch die aus der Mutterkolonie<br />
hergestellten Fragmente (F3) erhalten wiederum<br />
diese Nummer, die auch das „Produktionsjahr“ enthält.<br />
Das Etikett wird wenigstens teilweise von der<br />
Koralle überwachsen werden, was als Beweis für die<br />
Originalität der Zucht gilt.<br />
In den letzten Jahren hat sich viel in Bali geändert,<br />
Naturschutz findet vielleicht bei einer hinduistischen<br />
Bevölkerung auch einfacher mentalen Zugang<br />
als im Rest des Inselreiches. Wurden hier früher zum<br />
Beispiel Unmengen von Meeresschildkröten gefangen<br />
und aus anderen Teilen des Landes angeliefert, um sie<br />
zu schlachten und zu verarbeiten, wandert ein Schildkrötenjäger,<br />
der heute damit erwischt wird, für Jahre<br />
ins Gefängnis. Achtung vor der Natur und deren Wertschätzung<br />
erzeugt auch Wertschöpfung für den Staat.<br />
Unser Gastgeber zahlt CITES-Gebühren, denn auch<br />
der Staat will mitverdienen: Für jede CITES-Beglaubigung<br />
in Form eines eingewachsenen Labels wird Geld<br />
abgeführt. Dass sich das lohnen muss, zeigen zweiwöchentliche<br />
Überprüfungen der lokalen Behörden bei<br />
den Korallenzüchtern, die die Abgaben kalkulieren. Je<br />
mehr der Exporteur produziert, desto mehr profitiert<br />
aber auch die Natur: 10 % seiner gesamten Produktion<br />
von Steinkorallen müssen laut lokalen Vorgaben<br />
wieder im Riff ausgepflanzt werden. Das ist beispielhafte<br />
und nachhaltige Produktion, die die Wertschätzung<br />
für die Natur steigert und dabei Arbeitsplätze<br />
schafft. Werden die Korallen in den Geschäften verkauft,<br />
kann jeder Kunde die Herkunft der Koralle erkennen<br />
und der nachhaltig gezogenen den Vorzug<br />
geben. Diese Unterstützung braucht unser Hobby in<br />
Zukunft um so mehr.<br />
VIVO
16 Immunologie<br />
Das Immunsystem<br />
Der Körper jedes Lebewesens ist tagtäglich zahlreichen<br />
Angriffen von außen und innen ausgesetzt. Schon früh<br />
in der Entwicklungsgeschichte bildete sich ein Schutzmechanismus<br />
aus, der „Eigen“ von „Fremd“ unterscheiden<br />
kann – das Immunsystem.<br />
Thymus<br />
Kopfniere<br />
Milz<br />
Lymphoide Organe im Knochenfisch<br />
Blutbild eines Goldfisches mit weißen Blutkörperchen<br />
© Jezper – shutterstock.com
von Elena Rathgeber<br />
Das Immunsystem ist in der Lage, den Körper vor<br />
Krankheitserregern wie Viren, Bakterien, Pilzen,<br />
ein- sowie mehrzelligen Parasiten (z. B. Ichthyoph<br />
thirius oder Kiemenwürmern) zu schützen und<br />
fremde Substanzen und fehlerhafte körpereigene Zellen<br />
(z. B. Krebszellen) zu entfernen. Zu dem komplexen<br />
System der Abwehr gehören verschiedene Organe<br />
(z. B. Thymus), Gewebe mit Barrierefunktion, wie z. B.<br />
die (Darm-) Schleimhäute, verschiedene Zelltypen (u. a.<br />
Fresszellen, B- und T-Lymphozyten) sowie bestimmte<br />
Molekülgruppen, wie z. B. die Antikörper, die Interferone<br />
und die Interleukine.<br />
Während das angeborene Immunsystem alles<br />
was körperfremd und potenziell bedrohlich ist vernichtet,<br />
reagiert die erworbene, spezifische Abwehr der<br />
Wirbeltiere gezielt gegen einen bestimmten Erreger.<br />
Der Körper kann sich diesen Erreger „merken“ und<br />
dann bei erneutem Befall schneller und stärker darauf<br />
reagieren. Die beiden Systeme ergänzen sich bei einer<br />
Immunantwort gegenseitig.<br />
Organismen mit einem starken Immunsystem erkranken<br />
seltener. Infektionen verlaufen weniger schwer.<br />
Bei einem geschwächten Immunsystem kann schon<br />
eine geringe Erregerdosis fatale Folgen haben. Neben<br />
krankhaften Störungen des Immunsystems beeinflussen<br />
Faktoren wie Ernährung, Darmflora sowie Stress<br />
den Immunstatus.<br />
In der Aquaristik können hohe Besatzdichten und<br />
andere Stressfaktoren zu einer Schwächung des Immunsystems<br />
führen. Bei Erkrankungen stehen nicht<br />
immer wirksame, geeignete und gesetzlich erlaubte<br />
Arzneimittel zur Verfügung (Antibiotikaproblematik!).<br />
Somit sollte die Vorbeugung immer im Vordergrund<br />
Bakterium<br />
MOS<br />
Oberflächen-<br />
Kohlenhydrate<br />
Zelle Zelle<br />
MOS blockiert die Anheftung von potenziell<br />
krankheitserregenden Bakterien (links)<br />
Gabelschwanz-Blauauge<br />
(Pseudomugil furcatus)<br />
stehen. Dazu ist ein intaktes Immun-<br />
system von entscheidender Bedeutung.<br />
Der Halter kann dazu durch ausgewogene,<br />
artgerechte Ernährung sowie möglichst gute<br />
Haltungsbedingungen beitragen.<br />
Eine zusätzliche gezielte Unterstützung der Immungesundheit<br />
der Heimtiere ist durch den Einsatz<br />
funktionaler Zusätze im Futter möglich. Natürlich vorkommende<br />
Substanzen, wie das vitaminähnliche, farbfördernde<br />
Astaxanthin und die überaus effektiven<br />
Beta-Glucane, zeichnen sich durch eine immunstimulierende<br />
Wirkung aus.<br />
Zahlreiche Studien belegen auch für die Mannan-<br />
Oligosaccharide (MOS), die wie die Beta-Glucane, aus<br />
den Zellwänden der Bierhefe stammen, einen ausgeprägten<br />
immunstärkenden Effekt. Die zu den Präbiotika<br />
zählenden verzweigten Kohlenhydrate verbessern<br />
die Darmgesundheit und Immunität. U. a. reduzieren<br />
sie das Wachstum von Krankheitserregern, indem sie<br />
diese daran hindern, sich in der Darmschleimhaut festzusetzen.<br />
Die Effizienz der körpereigenen Immunabwehr<br />
wird erhöht und die Tiere werden somit widerstandsfähiger.<br />
Der Einsatz von MOS steigert auf diese<br />
Weise das Wohlbefinden und die Langlebigkeit der<br />
gehaltenen Tiere.<br />
Mannose<br />
tragendes<br />
Lektin<br />
NEU<br />
Immunologie 17<br />
Zebra-Harnischwels<br />
(Hypancistrus zebra<br />
(L 46))<br />
Mannan-Oligo saccharide<br />
Immun<br />
PLuS<br />
<strong>sera</strong> Futter ab<br />
jetzt mit MOS zur<br />
Immunstärkung!<br />
VIVO
18<br />
LED-Technik<br />
LED-Technik<br />
in der Aquarien- und Terrarienbeleuchtung<br />
In den letzten Jahren finden Leuchtdioden immer größere<br />
Verbreitung als Beleuchtungsmittel für Aquarien und Terrarien.<br />
Die Qualität des Lichts erfüllt inzwischen hohe Ansprüche bei<br />
exzellenter Wirtschaftlichkeit.<br />
von Dr. Bodo Schnell<br />
Dioden basieren auf Halbleitern und leiten den elektrischen Strom nur in einer Richtung<br />
– sie sind sozusagen „elektrische Einbahnstraßen“. Bei Leuchtdioden wird<br />
ein spezieller Halbleitertyp eingesetzt, der in der Lage ist, Licht abzugeben.<br />
Die Wellenlängen des jeweils abgegebenen (emittierten) Lichts sind eng begrenzt. Es<br />
handelt sich also nicht um eine kontinuierliche Wellenlängenverteilung wie bei Glühlampen.<br />
Für eine ausgewogene und hochwertige Farbwiedergabe ist ein möglichst kontinuierliches<br />
Spektrum jedoch wünschenswert. Durch eine entsprechende Zusammenstellung<br />
geeigneter Farbstoffe lässt sich die Lichtwirkung der Leuchtdiode genau an den jeweiligen<br />
Zweck anpassen. So gibt es heute neben „kaltweißen“ LEDs auch solche mit einem<br />
höheren Rotanteil („warmweiß“). Außerdem ermöglichen sie u. a. rotes, blaues oder violettes<br />
Licht.<br />
Vergleichsmessungen zwischen dem <strong>sera</strong> marin Biotop Cube mit Leuchtstofflampen<br />
und der neuen Version mit LED-Beleuchtung ergaben, dass<br />
die Beleuchtungsintensität (als PAR gemessen) der LED-Version um 50 %<br />
höher lag – und das bei 33 % weniger Stromverbrauch!<br />
Der Siegeszug der LED-Beleuchtung hat bereits begonnen, und er<br />
wird sich in den nächsten Jahren mit Sicherheit noch verstärken!<br />
Welche Vorteile hat eine LED-Beleuchtung?<br />
Der Wirkungsgrad ist erheblich besser<br />
als bei Glühlampen und Halogenlampen<br />
und zumindest teilweise sogar besser<br />
als bei Leuchtstofflampen. Das bedeutet,<br />
dass für die gleiche Lichtmenge weniger<br />
Strom nötig ist, es spart also Energie<br />
und damit Kosten. Als Nebeneffekt<br />
kommt die geringere Wärmeabgabe<br />
hinzu, was wiederum den Aufwand zur<br />
Kühlung reduziert.<br />
Reflektoren sind nicht nötig, weil LEDs<br />
das Licht von vornherein nur frontal abstrahlen.<br />
Der Einsatz giftiger und umweltschädlicher<br />
Quecksilberverbindungen, wie er<br />
bei Leuchtstofflampen nötig ist, entfällt<br />
bei Leuchtdioden.<br />
Durch die kleine Bauform sind eine<br />
gleichmäßigere Lichtverteilung ebenso<br />
wie eine gezielte Lichtführung sehr einfach<br />
zu erzielen; mehrere Leuchtdioden<br />
lassen sich einfach zu Baugruppen zusammenfassen.<br />
Diese Module sind bei<br />
den <strong>sera</strong> Aquarien leicht auszutauschen,<br />
beispielsweise wenn eine andere Lichtstimmung<br />
erzeugt werden soll. Ihre<br />
Kühlung ist sehr einfach.<br />
Ein<br />
Konzept<br />
für die<br />
Zukunft<br />
<strong>sera</strong> marin Biotop Cube<br />
mit LED-Beleuchtung<br />
LEDs sind kaum anfällig gegenüber<br />
Bruch oder anderen mechanischen<br />
Schäden.<br />
Die Nutzung des erzeugten Lichts ist<br />
viel effizienter. Verluste durch Eigenabschattung,<br />
die z. B. bei Leuchtstofflampen<br />
erheblich sind, treten hier nicht auf.<br />
Leuchtdioden sind sehr langlebig und<br />
weisen von allen gängigen Leuchtmitteln<br />
die höchste Nutzungsdauer auf.
Frosch, Molch & Co.<br />
wir holen die Natur ins Klassenzimmer<br />
Ein spannendes Frühjahr stand der Klasse 2a bevor. Von Mitte<br />
März bis Ende Mai hatten die Schüler und Schülerinnen der<br />
Maria-Ward-Grundschule in München interessante Mitbewohner<br />
im Klassenzimmer. In zwei Aquarien konnten die Kinder zwei<br />
einheimische Amphibienarten bei ihrer Entwicklung vom Ei<br />
bis zum Landgang beobachten.<br />
von Kathrin Glaw und Kathrin Hamburger<br />
Schon im Herbst 2011 hatten die Vorbereitungen<br />
für die Projektwochen<br />
zum Thema „Frosch, Molch & Co. –<br />
wir holen die Natur ins Klassenzimmer“<br />
begonnen: Eine tierschutzgerechte Unterbringung,<br />
die fachgerechte Versorgung<br />
der Tiere und die Einbindung der Tierhaltung<br />
in den laufenden Unterricht mussten<br />
sorgfältig geplant werden. Im Bundes-<br />
naturschutzgesetz §45 Abs. 7 Nr. 3 ist die<br />
Möglichkeit geregelt, eine Ausnahmegenehmigung<br />
für die Entnahme wildlebender<br />
Pflanzen und Tiere zu Bildungszwecken zu<br />
beantragen, diese bekamen wir sehr zeitnah<br />
von der zuständigen Behörde (Re-<br />
gierung von Oberbayern). Die Firma <strong>sera</strong><br />
unterstützte das Projekt spontan mit der<br />
Lieferung von zwei 60 Liter Komplettaquarien<br />
und so stand der Tierhaltung im Klassenzimmer<br />
nichts mehr im Weg.<br />
Zu Beginn der Laichsaison 2012 unternahmen<br />
wir gemeinsam mit Schülern<br />
und Eltern der Klasse eine Abendexkursion<br />
an ein Laichgewässer der Grasfrösche<br />
(Rana temporaria) und konnten dort die<br />
Paarung und Eiablage der Tiere beobachten.<br />
Nach intensiven Beobachtungen und<br />
allerlei Erklärungen durch ebenfalls anwesende<br />
Amphibien-Experten entnahmen<br />
wir vorsichtig einen kleinen, frisch abgelegten<br />
Laichballen aus dem Teich und<br />
transportierten ihn in das vorbereitete<br />
Aquarium. Nun konnte die Klasse täglich,<br />
ja sogar stündlich die Fortschritte in der<br />
Entwicklung der Froscheier beobachten.<br />
Ihre Beobachtungen hielten die Kinder in<br />
Kurz vor den Pfingstferien setzten die Schüler<br />
und Schülerinnen der Klasse 2a viele kleine<br />
Molchlarven wieder in das Heimatgewässer.<br />
Schulaktion VDA 19<br />
Dieses Projekt<br />
wurde von<br />
unterstützt.<br />
Zeichnungen fest und sammelten diese in<br />
ihren hierfür angelegten Forschermappen.<br />
Viele der rund 1.000 geschlüpften Larven<br />
wurden schon in der darauffolgenden Woche<br />
in ihr Heimatgewässer zurückgesetzt<br />
und nur rund 40 Kaulquappen blieben im<br />
Klassenzimmer. Die Schüler fütterten die<br />
Kaulquappen nun jeden Tag, zum Teil mit<br />
selbst angefertigtem Brennnesselpulver,<br />
VIVO
20<br />
Schulaktion VDA<br />
Mitte März, schon kurz<br />
nach der Schneeschmelze,<br />
beginnen die Grasfrösche<br />
(Rana temporaria) mit der<br />
Wanderung an die<br />
Laichgewässer und setzen<br />
dort ihre Laichballen ab.<br />
aber auch mit handelsüblichem Fischaufzuchtfutter.<br />
An drei Tagen in der Woche<br />
wurde ein gründlicher Wasserwechsel<br />
durchgeführt. Dazu holten die Schüler<br />
Wasser aus einem nahegelegenen Kanal.<br />
Die Versorgung der Aquarien erfolgte in<br />
Kleingruppen vor oder nach dem Unterricht.<br />
Parallel zur Aufzucht der Kaulquappen<br />
nahmen wir Mitte April ein Pärchen<br />
Bergmolche (Ichthyosaura alpestris) für einige<br />
Zeit in unsere Obhut. So konnten die<br />
Kinder das tolle Balzverhalten der Bergmolche<br />
hautnah und intensiv beobachten.<br />
Bergmolchmännchen in<br />
der farbenprächtigen Balztracht.<br />
Frisch abgelegte Laichballen<br />
des Grasfrosches bestehen aus<br />
bis zu 2.500 kleinen Eiern.<br />
Die Weibchen der Bergmolche<br />
legen im Frühjahr und<br />
Frühsommer täglich<br />
mehr als 10 Eier an<br />
Wasserpflanzen ab.<br />
Schon nach wenigen Stunden<br />
kann man mit bloßem Auge<br />
die ersten Entwicklungsschritte<br />
im Ei erkennen.<br />
Schon wenige Tage später legte das Weibchen<br />
jeden Tag einige Eier und klebte sie<br />
zwischen die Blätter der Wasserpflanzen.<br />
Neben den Molchen bewohnten auch<br />
noch einige Schlammschnecken und Planarien<br />
das Aquarium, die ebenfalls ein sehr<br />
interessantes Verhalten zeigten. Das Futter<br />
wurde vorwiegend in einem nahe gelegenen<br />
Gartenteich selbst gefangen, die so<br />
erbeuteten Wasserflöhe, Hüpferlinge (Cyclops),<br />
Mückenlarven und andere Wassertiere<br />
eröffneten den Kindern noch zusätzliche<br />
Einblicke in die Unterwasserwelt der<br />
Kleingewässer. So wurde neben dem Fressverhalten<br />
der Molche auch das gierige<br />
Die farbenprächtigen<br />
Bergmolche (Ichthyosaura<br />
alpestris) gehen im zeitigen<br />
Frühjahr zur Balz und<br />
Eiablage in die Gewässer.<br />
Im Spätsommer leben sie<br />
wieder an Land, wo sie<br />
auch überwintern<br />
Kurz vor dem Verlassen der Gallerte<br />
haben die Embryonen Außenkiemen,<br />
die sich aber schon wenige Tage nach<br />
dem Schlupf wieder zurückbilden und<br />
durch innere Kiemen ersetzt werden.<br />
Fressen der Schnecken und die schnellen<br />
Bewegungen der Planarien an der Aquarienscheibe<br />
immer wieder zum Diskussionsthema<br />
in der Klasse. Die Molcheltern wurden<br />
bald wieder freigelassen, aber die<br />
Aufzucht der Molchlarven begleitete die<br />
Kinder noch bis zu den Pfingstferien. Kurz<br />
vor den Ferien wurden dann rund 50 kleine<br />
Molchlarven und viele kleine Frösche im<br />
Rahmen einer Exkursion zurück in ihren<br />
Heimatteich gebracht.<br />
Neben den alltäglichen Problemen<br />
bei der Futterbeschaffung für Kaulquappen<br />
und Molchlarven und der Reinigung<br />
Mit den Hinterbeinen rollen<br />
die Molchweibchen die Blätter<br />
zusammen und legen dort<br />
einzelne Eier hinein.
Mit kleinen Raspelzähnchen ernähren<br />
sich die Kaulquappen unter anderem<br />
von Algen in Gewässern.<br />
der Aquarien haben sich die Kinder in diesen<br />
aufregenden Wochen auch mit dem<br />
direkten Vergleich der beiden Amphibienarten<br />
beschäftigt. So war schnell klar, wer<br />
die Pflanzenfresser und wer die Räuber in<br />
den Gewässern sind. Einmal pro Woche<br />
fand die Frosch- und Molchstunde statt,<br />
wo viele Themen besprochen wurden. Die<br />
Kinder bereiteten sich auf diese Stunde immer<br />
sehr intensiv vor und sammelten Fragen,<br />
die sie bewegten, um im Rahmen dieser<br />
Unterrichtstunde eine Antwort darauf<br />
zu bekommen.<br />
Frisch abgelegte Eier<br />
des Bergmolches.<br />
Mit der vollständigen Ausbildung<br />
der Vorderbeinchen beginnt die<br />
Metamorphose vom Wasser zum<br />
Landleben.<br />
Bergmolchlarven entwickeln sich,<br />
je nach Wassertemperatur, rund<br />
14 Tage im Ei.<br />
VDA<br />
Mit kleinen Außenkiemen schlüpfen<br />
sie aus dem Ei und beginnen schon<br />
wenige Stunden später mit der Jagd<br />
nach Kleinstlebewesen im Wasser.<br />
Schulaktion VDA 21<br />
(Verband Deutscher Vereine für Aquarien-<br />
und Terrarienkunde e.V. gegr. 1911)<br />
ist mit rund 450 Vereinen der größte<br />
Zusammenschluss von an der Vivaristik<br />
interessierten Menschen in Deutschland.<br />
Der VDA und seine Vereine arbeiten<br />
bundesweit. Experten helfen Ihnen bei<br />
Fragen rund um die Vivaristik gerne weiter.<br />
Kontakt: www.vda-online.de<br />
FAZIT: Mit Unterstützung von Experten und deren fachlicher Begleitung<br />
ist das Thema „Frosch, Molch und Co. – wir holen die Natur in Klassenzimmer“<br />
ein Projekt, in dem Schüler und Schülerinnen in der Grundschule<br />
sehr intensiv und absolut praxisorientiert an die Natur herangeführt werden<br />
können. In der Kombination mit Exkursionen in den Lebensraum Teich können<br />
die Schüler viele interessante Lebensformen entdecken und die Scheu, zum<br />
Teil sogar den Ekel, davor verlieren. Interesse an der Natur zu wecken, ist in<br />
der heutigen medienorientierten Welt ein wichtiger Schritt, Empathie für die<br />
Natur zu entwickeln. Aus vielen Studien und eigener Erfahrung ist uns allen<br />
bekannt: Wenn man als Kind keine eigenen Naturerlebnisse hatte, wird man<br />
als Erwachsener kaum Verständnis und Begeisterung für die Zusammenhänge<br />
in der Natur entwickeln. Diese Tatsache sollte noch viele Lehrer ermutigen<br />
wieder mehr Natur ins Klassenzimmer zu holen. Das Handbuch „Tiere live“,<br />
herausgegeben von der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege,<br />
ist hierfür ein umfassender und wichtiger Leitfaden, den Kontakt<br />
zum Tier und damit zur Natur zu vermitteln.<br />
Für Fragen rund um das Projekt stehen Ihnen die Autoren<br />
gerne zur Verfügung. Bitte nehmen Sie bei Interesse Kontakt auf.<br />
E-Mail: Frosch_Molch_und_Co@online.de<br />
Am Ende des Sommers gehen<br />
die meisten Larven an Land,<br />
dann bilden sich die Kiemenbüschel<br />
zurück und die Lungen übernehmen<br />
die Atmung.<br />
VIVO
22<br />
<strong>sera</strong> Welt<br />
Börse im Aquaclub Südharz<br />
Die Arbeit des Vereins in Hettstedt hat sich gelohnt: Die Börse, bei der<br />
auch viele interessante Aquarienpflanzen und -tiere ausgestellt wurden, war<br />
ein voller Erfolg. <strong>sera</strong> fungierte als Sponsor für die Veranstaltung und trug so<br />
zur erfolgreichen Vereinsarbeit bei.<br />
SERA<br />
WELT<br />
<strong>sera</strong> unterstützt Krankenhaus-Projekt in Portugal<br />
Der N.A.D.A. (Núcleo Aquariofilia Distrito de<br />
Aveiro) hat die Durchführung des Projektes „N.A.D.A.<br />
Solidário” abgeschlossen. Es bestand aus dem Aufstellen<br />
eines Aquariums in der Pädiatrie des Krankenhauses<br />
São Sebastião in Santa Maria da Feira, um den<br />
dort stationierten Kindern ein wenig Hoffnung, Farbe<br />
und Bewegung zu geben.<br />
Der Erfolg dieses ersten “N.A.D.A. Solidário”-Projektes<br />
begeistert und motiviert uns, diese Initiative ehrenamtlich<br />
auf andere Krankenhäuser der Region auszuweiten.<br />
Einen Glückwunsch an alle Partner und Freunde dieses<br />
Projektes, und möge es den Kindern Freude, Erleichterung<br />
und Unterhaltung bringen.<br />
Schulprojekt in Ilsede<br />
Die Grund- und Hauptschule in Ilsede<br />
hat eine aktive Aquarien-AG, in der die<br />
Mitglieder sich engagiert um drei Aquarien<br />
kümmern. Ganz besonders freuten sich die<br />
jungen Aquarianer über die zugeschickten<br />
<strong>sera</strong> Kalender.
K er<br />
Hallo Kinder,<br />
auch diesmal ist uns durch die große Anzahl schöner<br />
Bilder die Wahl wieder sehr schwer gefallen.<br />
Seid nicht traurig, wenn Euer Bild nicht dabei ist –<br />
vielleicht klappt‘s ja beim nächsten Mal!<br />
1. PREIS<br />
Ein Einkaufsgutschein über € 100,–<br />
Hanna-Sophie S. aus Riede, 10 Jahre<br />
2. PREIS<br />
Ein Einkaufsgutschein über € 25,–<br />
Till G. aus Bad Malente, 8 Jahre<br />
i i<br />
n s t<br />
1.<br />
2.<br />
<strong>sera</strong> Welt 23<br />
d e e<br />
DIE GEWINNER<br />
3. PREIS<br />
Ein Einkaufsgutschein über € 25,–<br />
Laura H. aus Eberswalde, 11 Jahre<br />
Wenn Euer Bild auch einmal auf dieser<br />
Seite erscheinen soll, dann schickt es an:<br />
<strong>sera</strong> <strong>GmbH</strong><br />
Postfach 1466<br />
D-52518 Heinsberg<br />
Wir freuen uns auf Eure Einsendungen.<br />
Bitte schreibt Euer Alter und Eure<br />
Adresse auf die Rückseite des Bildes.<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
3.<br />
VIVO
Sofort biologisch<br />
aktiver Filter mit<br />
<strong>sera</strong> filter biostart<br />
Mein Aquarium ist<br />
und bleibt kristallklar!<br />
Fantastisch!<br />
Beste Siedlungsbedingungen für<br />
Reinigungs bakterien:<br />
<strong>sera</strong> siporax Professional<br />
1 Liter reicht für 100 Liter<br />
Aquarienwasser<br />
Ihr Fachhändler<br />
Dreidimensionale<br />
Tunnelstruktur<br />
<strong>sera</strong> siporax Professional und<br />
<strong>sera</strong> siporax mini Professional<br />
Hochwirksames, vollbiologisches<br />
Filtermedium für alle<br />
Filter – im Aquarium wie im<br />
Gartenteich.<br />
Die Struktur von <strong>sera</strong> siporax<br />
Professional ist offenporig, dreidimensional<br />
und funktional.<br />
Diese Struktur ermöglicht die<br />
Bildung von sehr leistungsfähigen<br />
Biofilmen, die in die Poren<br />
hineinwachsen und deren Wände<br />
auskleiden.<br />
Die Poren haben die ideale Größe,<br />
um langfristig eine Wasserströmung<br />
und die Versorgung<br />
der Bakterien zu garantieren. In<br />
der Tiefe der Porenstruktur, wo<br />
der Sauerstoffgehalt abnimmt,<br />
baut der Biofilm auch Nitrat ab<br />
(Denitrifikation).<br />
Für naturgerechte Aquarien www.<strong>sera</strong>.de<br />
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