Abschlussbericht (PDF) - Laser- und Medizin-Technologie GmbH
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AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 1
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 2<br />
Inhalt<br />
0. Zusammenfassung 2<br />
1. Forschungsthema 3<br />
2. Ausgangssituation 3<br />
3. Experiment 7<br />
3.1 Aufbauten zum <strong>Laser</strong>abtrag<br />
3.2 Aufbau zur Bestimmung der Plasma-Emissionsspektren<br />
3.3 Aufbau zur Untersuchung der Abtragsprodukte<br />
3.4 Probenmaterial<br />
3.5 Voruntersuchungen<br />
4. Einfluss der Prozessparameter 19<br />
4.1 Einfluss der Pulsenergie (Modifikation <strong>und</strong> Abtrag)<br />
4.2 Einfluss des Strahlprofils (Gauß <strong>und</strong> Top-Hat)<br />
4.3 Einfluss der Wiederholrate (10 bis 400 kHz)<br />
4.4 Einfluss von 50 MHz Pulszügen<br />
4.5 Einfluss der Zyklen-Anzahl<br />
4.6 Einfluss des Trägermaterials<br />
4.7 Zusammenfassung<br />
5. Plasma-Emissionsspektren 34<br />
6. Abtragsprodukte 39<br />
7. Industrielle Umsetzungsstrategie 46<br />
7.1 Herstellung <strong>und</strong> Validierung (P2 <strong>und</strong> P3)<br />
7.2 Interpretation <strong>und</strong> Ausblick<br />
7.3 Transfer durch Vorträge <strong>und</strong> Veröffentlichungen<br />
7.4 Kooperation mit dem Industriebeirat <strong>und</strong> anderen Firmen<br />
8. Literatur 57
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 3<br />
0. Zusammenfassung<br />
Die Untersuchungen im AiF/IGF Vorhaben 16376N zwischen 02.2010 <strong>und</strong> 07.2012 mit dem „Titel<br />
Untersuchungen zum selektiven <strong>Laser</strong>abtrag dünner Funktionsschichten für die Photovoltaik“ lieferten<br />
eine Vielzahl von wissenschaftlich-technischen Erkenntnissen im Bereich des <strong>Laser</strong>abtrags von dünnen<br />
Funktionsschichten in CIGS-Solarzellen unter dem Einsatz eines ultrakurz gepulsten <strong>Laser</strong>systems.<br />
Der Einsatz von industrietauglichen Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>systeme liefert eine sehr gute Gr<strong>und</strong>lage für<br />
eine deutlich präzisere Fertigung der Isolationskanäle in den Schichten <strong>und</strong> somit eine Steigerung in der<br />
Flächeneffizienz gegenüber der Nadelritzung.<br />
Zur Durchführung des AiF-Projekts wurde ein an der LMTB vorhandenes Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>system<br />
(Lumera Rapid) eingesetzt, dieses wurde im Rahmen eines vorhergehenden AiF-Projekts erworben. Die<br />
Untersuchungen wurden – nach Gutachterempfehlung - mit folgenden Prozessparametern<br />
durchgeführt: Wellenlänge = 532 nm, Pulsdauer = 7 ps, Einzelpulsenergie < 50 µJ, Wiederholraten von<br />
10 bis 400 kHz, Gauß <strong>und</strong> Top-Hat Intensitätsverteilung auf dem Werkstück von 30 bis 50 µm,<br />
Pulsüberlapp auf dem Werkstück bis 99%, Umgebungsgas Luft, Einsatz von Scanner <strong>und</strong> Achsen. Die<br />
Strukturierung der Dünnschichtzellen wurde mittels optischer Mikroskopie, REM <strong>und</strong> EDX kontrolliert.<br />
Die elektrische Isolation wurde mittels Hell- <strong>und</strong> Dunkelstrommessung analysiert. Zwei Methoden<br />
wurden zur Untersuchung des <strong>Laser</strong> induzierte Abtrags eingesetzt: 1. Die spektroskopische Analyse<br />
des Plasmas <strong>und</strong> 2. Das Auflesen des abgetragenen Schichtmaterials auf Glasträger <strong>und</strong> darauf<br />
folgend die REM/EDX Analyse.<br />
Die folgenden Ergebnisse wurden im AiF/IGF Vorhaben 16376N mit Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>pulsen bei<br />
532 nm erzielt:<br />
• Die Abtragsprodukte bei der <strong>Laser</strong> Bearbeitung variieren von Nanopartikeln (aus dem CIGS) bis zu<br />
Mikro-Bruchstücken (aus dem ZnO <strong>und</strong> ITO)<br />
• Die spektroskopische Analyse des Plasmas lieferte beobachtbare Emissionslinien für Molybdän <strong>und</strong><br />
Indium, die zur Tiefenkontrolle beim <strong>Laser</strong>abtrag genutzt werden können<br />
• Bei höheren Wiederholraten (z.B. 400 kHz) <strong>und</strong> vergleichbar räumlichen Pulsabstand bewirkt der<br />
geringere Zeitabstand zwischen den Einzelpulsen eine Aufschmelzung der CIGS-Schicht, was<br />
einen selektiven Abtrag in einem einzigen Zyklus stark behindert. Wird der räumliche Pulsabstand<br />
jedoch deutlich erhöht, kann ein selektiver Abtrag durch das Abfahren von mehreren Zyklen<br />
ausgeführt werden<br />
• Ein selektiver Schichtabtrag von CIGS <strong>und</strong> der transparenten Halbleiterschicht bestehend aus ZnO<br />
<strong>und</strong>/oder ITO auf CIGS bis auf Molybdän-Schicht ist bei moderater Pulsenergie von ca. 5 µJ<br />
(Energieflussdichte um ca. 4 mJ/cm 2 ) ist möglich, allerdings liefern die Hell- <strong>und</strong> Dunkelstrommessungen<br />
an den Isolationskanälen keine guten Füllfaktoren<br />
• Wird dagegen der Schichtabtrag der transparenten Halbleiterschicht (ZnO <strong>und</strong> ITO) bis auf die<br />
CIGS-Schicht begrenzt (P3 Prozess), werden an den Isolationskanälen sehr gute Füllfaktoren<br />
bestimmt<br />
• Die Absorption der <strong>Laser</strong>-Energie unterhalb der abzutragenden Schicht liefert bessere<br />
Isolationskanäle als eine direkte Einkopplung der <strong>Laser</strong>-Energie in der abzutragenden Schicht<br />
• Erreichbare Prozessgeschwindigkeit für den P3-Prozess - Abtrag von ZnO <strong>und</strong> ITO: 5 m/s<br />
• Transfermaßnahmen: Herstellung von Demonstratoren, Flyer, Präsentation der<br />
Vorhabensergebnisse in Fachtagungen <strong>und</strong> vor dem Industriekonsortium<br />
Das Ziel des Vorhabens wurde erreicht. 1<br />
1 Dieses Vorhaben wurde aus Mitteln des B<strong>und</strong>esministeriums fur Wirtschaft <strong>und</strong> <strong>Technologie</strong> uber die AIF<br />
gefordert, in Zusammenarbeit mit der F.O.M.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 4<br />
1. Forschungsthema<br />
Untersuchungen zum selektiven <strong>Laser</strong>abtrag dünner Funktionsschichten für die Photovoltaik<br />
In diesem Vorhaben wurden Untersuchungen zum selektiven <strong>Laser</strong>abtrag von wenigen µm starken<br />
Funktionsschichten, CIGS <strong>und</strong> ZnO/ITO auf metallisierten Glas- <strong>und</strong> Kunststoffträgern, zur Herstellung<br />
von ca. 30 bis 50 µm Isolationskanälen für eine Verbesserung der Moduleffizienz in der Dünnschicht-<br />
Photovoltaik durchgeführt.<br />
2. Ausgangssituation<br />
Die Strukturierung von dünnen Funktionsschichten spielt in vielen Bereichen der Industrie eine<br />
herausragende Rolle <strong>und</strong> gewinnt auch weiterhin an Bedeutung. Einige Anwendungsbeispiele hierfür<br />
sind:<br />
• Herstellung von elektrischen Isolierungskanälen<br />
• Geometrischer Abtrag transparenter Halbeiterschichten<br />
• Gezielte Bearbeitung von Leiterbahnen<br />
• Abtrag dünner „low-K“ Schichten auf thermisch <strong>und</strong>/oder mechanisch sensiblen Trägermaterialen<br />
• Hochpräziser Abtrag dielektrischer Schichtsysteme auf optischen Komponenten<br />
Für eine nachhaltige wirtschaftliche Umsetzung der technischen Vorteile von <strong>Laser</strong>bearbeitungsverfahren<br />
an thermisch <strong>und</strong> mechanisch „sensiblen“ Schichten bzw. Schichtsystemen ist insbesondere<br />
eine Minimierung der Wärme-Einflusszone von großer Bedeutung.<br />
Bei dem in der Dünnschicht-Photovoltaik noch häufig genutzten mechanischen Verfahren der<br />
Nadelritzung treten Kräfte auf, die nicht ohne nachteilige Folgen bleiben. Ein optisch initiierter Abtrag<br />
unter Einsatz der Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>technologie bietet das Potential, Isolationsgräben schichtselektiv<br />
mit einer deutlich höheren Präzision zu generieren (Abb. 2A), was eine Reduzierung im Abstand der<br />
Isolationskanäle ermöglicht <strong>und</strong> die Moduleffizienz verbessert. Der <strong>Laser</strong>abtrag liefert dadurch potentiell<br />
einen Kostenvorteil bei der Herstellung<br />
50 µm<br />
50 µm<br />
Abb. 2A: Schichtabtrag von einer CIGS-Dünnschichtsolarzelle. Links: Nadelritzung. Rechts: <strong>Laser</strong>abtrag mit 7 ps,<br />
532 nm
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 5<br />
Der Materialabtrag an den in Frage stehenden Dünnschichten erfolgt im Wesentlichen über thermische<br />
Reaktionskanäle. Dieser Gr<strong>und</strong>satz einer photo-thermischen Reaktion ist auch bei Anwendung<br />
ultrakurzer <strong>Laser</strong>impulse gültig. Im Unterschied zu Nanosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>pulsen liefert der Einsatz von<br />
Piko- <strong>und</strong> Femtosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>strahlung weitaus bessere Voraussetzungen zur Minimierung einer<br />
Energiediffusion in die Umgebung des zu bearbeitenden Materialvolumens. Die schematische<br />
Darstellung in Abb. 2B liefert eine Übersicht zu den erwarteten Wechselwirkungsprozessen im Rahmen<br />
der Untersuchungen dieses Vorhabens.<br />
Abb. 2B (a) beschreibt den in diesem Vorhaben verfolgten Lösungsansatz für den Prozess P2 am<br />
Beispiel einer ca. 1,8 µm starken CIGS-Schicht (mit einer 50 nm CdS-Schicht oben liegend, in Abb. 2B<br />
nicht dargestellt) auf der ca. 0,5 µm Molybdän-Kontaktschicht. In diesem Vorhaben wurde die<br />
Wellenlänge von 532 nm gewählt, um die <strong>Laser</strong>energie möglichst in die CIGS Schicht einzukoppeln. Die<br />
Photonenenergie soll innerhalb einer kleinen optischen Eindringtiefe Lopt absorbiert werden. Abhängig<br />
von der Wellenlänge der <strong>Laser</strong>strahlung <strong>und</strong> den optischen Eigenschaften der Schicht kann Lopt<br />
(Abb. 2B (b)) abgeschätzt werden. Allerdings kann mit zunehmender Spitzenintensität (abnehmender<br />
Pulsdauer) nicht-lineare Anregungskanäle (Multiphotonen- <strong>und</strong> Kaskadenionisation) induziert werden,<br />
welche die optische Eindringtiefe ggf. sogar um mehrere Größenordnungen reduziert [1].<br />
Abb. 2B (c) illustriert den möglichen Einfluss der Elektron-Phonon-Kopplungsstärke G [2] auf die mittlere<br />
Weglänge der „heißen“ Elektronen, bevor erst (im Teilchenbild) durch Elektron-Phonon Stöße ein<br />
Temperaturgleichgewicht mit dem Phononensystem (Gitter) erfolgt. Die Elektronendiffusionslänge Le<br />
charakterisiert den ersten „Wärmeverlust“-Mechanismus aus dem laserbestrahlten Bereich. Ist Le > LD,<br />
wird die Elektronendiffusion eingeschränkt <strong>und</strong> es treten Grenzflächeneffekte auf. Dieser Effekt kann zu<br />
einer signifikanten Schichtdickenabhängigkeit in den Ergebnissen der <strong>Laser</strong>bearbeitung führen [3].<br />
Auffällig sind die Unterschiede in den laserinduzierten Zerstörschwellen beim Einsatz ultrakurzer<br />
<strong>Laser</strong>impulse für dünne Schichten <strong>und</strong> starke Folien Le
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 6<br />
(a) (b) (c) (d) (e)<br />
Abb. 2B: Schematische Darstellung der <strong>Laser</strong>-Material Wechselwirkung <strong>und</strong> Reaktionsmechanismen am Beispiel einer<br />
1,8 µm CIS-Schicht auf 0,6 µm Molybdänschicht <strong>und</strong> einem Glas- bzw. Polymerträger - in Anlehnung an den<br />
Prozessschritt P2; (a): Ausgangssituation mit Schichtsystem - LD = Schichtdicke – <strong>und</strong> eintreffendem <strong>Laser</strong>strahl, (b)<br />
Anregung – Lopt = optische Eindringtiefe der <strong>Laser</strong>strahlung, (c): Energietransfer – Le = Elektronendiffusionslänge, (d)<br />
Temperaturgleichgewicht <strong>und</strong> thermische Materialreaktion – Lth = Wärmediffusionslänge, (e) Beginn des laserinduzierten<br />
Materialabtrags – LA = Abtragstiefe (pro <strong>Laser</strong>puls); LWEZ = Tiefe der Wärme Einflusszone (z. B. Schmelztiefe).<br />
Optische Eindringtiefe Thermische Eindringtiefe<br />
Materialschicht Lopt (1064 nm) Lopt (532 nm) Lth (10 ns) Lth (10 ps)<br />
Mo 0,02 µm 0,01 µm 1,5 µm 0,05 µm<br />
CIGS 0,33 µm < 0,3 µm 0,3 µm 0,01 µm<br />
ZnO 13 µm 100 µm 0,6 µm 0,02 µm<br />
Tabelle 2A: Vergleich der optischen Eindringtiefe Lopt bei 1064 vs. 532 nm, <strong>und</strong> der thermischen Eindringtiefe Lth bei<br />
10 ps <strong>und</strong> 10 ns für die in der Dünnschicht-Photovoltaik relevanten Schichtsysteme.<br />
Die Untersuchungen zum selektiven Abtrag der Funktionsschichten CIGS <strong>und</strong> ZnO oder ITO für die<br />
Dünnschichtphotovoltaik sind mit der Wellenlänge = 532 nm <strong>und</strong> einer Pulsdauer = 7 ps durchgeführt:<br />
Bei 532 nm wird eine Minimierung der Eindringtiefe im CIGS vermutet. Im Vergleich zu 1064 nm ist die<br />
optische Eindringtiefe Lopt für ZnO im Grünen recht hoch, d.h. dass beim P3 Prozess die Einkopplung<br />
eher an der Grenzfläche zum CIGS erwartet wird.<br />
Eine Betrachtung der thermischen Diffusionslängen in Tabelle 2A für <strong>Laser</strong>pulsbreiten von 10 ps <strong>und</strong><br />
10 ns verdeutlicht das Potenzial der Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>technologie zur Minimierung der WEZ in einen<br />
Bereich nahe bzw. sogar deutlich unterhalb der optischen Eindringtiefe.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 7<br />
Abtragsverhalten nach (ultrakurzer) <strong>Laser</strong>anregung<br />
Mittels zeitaufgelöster Mikroskopie der Materialoberfläche nach Femto- <strong>und</strong> Pikosek<strong>und</strong>en-<br />
<strong>Laser</strong>anregung von Metallen <strong>und</strong> Halbleitern wird die Entstehung von Interferenzringen nach einigen<br />
Nanosek<strong>und</strong>en beobachtet, die D. von der Linde et al. einer „ungewöhnlichen“ Zweiphasen-Mischung<br />
aus kleinen Flüssigkeitströpfchen <strong>und</strong> der Gasphase im Materialabtrag zuordnet [5]. Diese Vorstellung<br />
einer „besonderen“ thermischen Reaktion bei ultrakurzer <strong>Laser</strong>anregung von Metall- <strong>und</strong><br />
Halbleiterschichten entspricht der Erwartungshaltung in der laserinduzierten Phasenexplosion, bei der<br />
es zu einer homogenen statt heterogenen Bildung von Flüssigkeitstropfen in der Gasphase kommt [6,7].<br />
Optische Untersuchungen zum Materialabtrag können mehr Aufschluss über die Verteilung der<br />
Abtragsprodukte liefern. Beispielsweise führten S. Noel et al. Abtragsuntersuchungen nach<br />
Femtosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>anregung an polierten Gold <strong>und</strong> Kupferproben durch [8]. Die Beobachtung der<br />
Plasma-Emissionsintensität bei der <strong>Laser</strong>bearbeitung bietet das Potential, die Abtragsrate während des<br />
Prozesses zu kontrollieren. S. Noel et al. registrierten einen proportionalen Zusammenhang zwischen<br />
der Intensität in der Plasma-Emissionsintensität <strong>und</strong> der (nachträglich) bestimmten Abtragsrate beim<br />
Femtosek<strong>und</strong>enabtrag von Kupferschichten. Ortsaufgelöste Abbildungen der Plasma-Emission können<br />
wichtige, zusätzliche Erkenntnisse zur Abtragsdynamik <strong>und</strong> Ausrichtung liefern. Abb. 2B zeigt ein<br />
Ergebnis dieser Untersuchung zur Plasma-Emission (unter Vakuumbedingung) zwischen 200 ns <strong>und</strong><br />
10 µs nach der Femtosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>anregung der Metalle.<br />
Es wurden dabei sowohl „langsame“ als auch<br />
„schnelle“ Komponenten im Abtrag beobachtet [8].<br />
Während der „schnelle“ Anteil den „heißen“ <strong>und</strong><br />
kleineren Abtragsprodukten zugeordnet wird,<br />
verbleibt der „langsame“ Anteil aus Clustern<br />
größerer Masse nahe der Metalloberfläche. Leider<br />
wird in der angesprochenen Arbeit keine Aussage<br />
über die Zusammensetzung des „langsameren“<br />
Anteils oder zur Depositionsgefahr auf dem<br />
„Werkstück“ getroffen. Das Interesse in [8] galt der<br />
Bildung von Nanopartikeln aus dem „schnellen“<br />
Plasmaanteil. Dieser wurde z. B. für Kupfer mittels<br />
„mica substrates“ (Gold auf Quarz) aufgefangen<br />
<strong>und</strong> am AFM analysiert. Die Größenverteilung der<br />
Nanopartikel fällt annähernd exponentiell von 1 auf<br />
ca. 15 nm Durchmesser ab. Ähnliche Ergebnisse<br />
Abb. 2C: Ortsaufgelöste Plasma-Emission (bis 5 mm<br />
Entfernung) vom Gold (links) <strong>und</strong> Kupfer nach der <strong>Laser</strong><br />
Anregung bei 800 nm, 0,1 ps <strong>und</strong> 4 J/cm2; aus [8].<br />
wurden am Kupfer nach Femtosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>anregung unter Normaldruckverhältnissen registriert [9].<br />
In diesem Vorhaben steht die eigentliche Herstellung von Nanopartikeln nicht im Vordergr<strong>und</strong>.<br />
Allerdings ist die Zusammensetzung der „schnellen“ <strong>und</strong> der „langsamen“ Abtragsprodukte für eine<br />
sichere <strong>Laser</strong>bearbeitung der Photovoltaik-Schichten von Bedeutung: 1. die Depositionswahrscheinlichkeit<br />
„langsamer“ Abtragsprodukten auf dem Werkstück, 2. die Kontaminationsgefahr<br />
„schneller“ Abtragsprodukte in die Umgebung. Es werden Daten zur Vermeidung ges<strong>und</strong>heitlicher<br />
Risiken gewonnen, insbesondere bei der Übertragung in einen industriellen Prozess, wo im Vergleich<br />
zu Laborbedingungen eine signifikante Zunahme von Abtragsprodukten erwartet wird. Der nicht<br />
vermeidbare Anteil muss durch geeignete Absauganlagen <strong>und</strong> Filtersysteme umweltgerecht entfernt<br />
werden.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 8<br />
3. Experiment<br />
Für die experimentellen Untersuchungen im Rahmen dieses Projektes kam das Super RAPID<br />
Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>system der Fa. Lumera<br />
zum Einsatz. Dabei handelt es sich um<br />
einen diodengepumpten <strong>und</strong> passiv<br />
modengekoppelten Nd:YVO4 -<br />
Festkörperlaser mit einer maximalen<br />
Ausgangsleistung von 10 W bei 1064 nm.<br />
Zudem besitzt dieses <strong>Laser</strong>system die<br />
Möglichkeit einer internen<br />
Frequenzverdopplung auf 532 nm sowie ein<br />
UV-Modul zur externen Erzeugung der<br />
dritten Harmonischen (355 nm). Die<br />
Konversions-effizienz liegt für die zweite<br />
Harmonische bei ca. 50 % <strong>und</strong> für die dritte<br />
Harmonische bei ca. 20 % der IR-<br />
Ausgangsleistung. Die Repetitionsrate<br />
dieses Systems ist zwischen 10 <strong>und</strong><br />
640 kHz wählbar, wobei die höchsten<br />
Einzelpulsenergien bei den niedrigsten<br />
Repetitionsraten erreicht werden (siehe Abb. 3A). Die Pulsdauer beträgt, abhängig von der<br />
verwendeten Wellenlänge, 10 ps bei 1064 nm, 7 ps bei 532 nm <strong>und</strong> 6 ps bei 355 nm. Ein weiterer<br />
technischer Vorteil dieses Systems ist, dass es neben Einzelpulsen auch Pulszüge mit beliebiger<br />
Pulsanzahl auskoppeln kann. Bei Doppelpulsen lässt sich der Pulsabstand bis hinunter zu 60 ns frei in<br />
20 ns-Schritten variieren, bei Mehrfachpulsen liegt der Pulsabstand konstant bei 20 ns. Darüber hinaus<br />
besitzt das Lumera Super RAPID eine gute Strahlqualität von M 2 < 1.4.<br />
In Abb. 3B wird das <strong>Laser</strong>system dargestellt dabei ist nur der <strong>Laser</strong> (Oszillator <strong>und</strong> Verstärker) zu<br />
sehen, das Kühlsystem <strong>und</strong> die Steuereinheit werden nicht gezeigt.<br />
Abb. 3B: Lumera-Super Rapid-Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>system<br />
Abb. 3A: Einzelpulsenergie über Repetitionsrate bei<br />
verschiedenen Wellenlängen.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 9<br />
Die Untersuchungen konzentrierten sich auf den Einsatz bei λ = 532 nm. Folgende Prozessparameter<br />
wurden variiert:<br />
• Intensitätsprofil auf dem Werkstück (TopHat <strong>und</strong> Gauss)<br />
• Wiederholrate von 10 bis 500 kHz<br />
• 50 MHz Pulszüge von 2 bis 10<br />
• Räumlicher Pulsüberlapp von 0 bis 99 %<br />
• Zyklenanzahl von 1 bis 20<br />
Die Abtragsuntersuchungen wurden mit drei verschiedenen Bearbeitungssystemen durchgeführt:<br />
1. XYZ Nanomotion Achsensystem mit Gauß-TopHat Konverter (30 x 30 µm 2),<br />
2. IntelliSCAN ® Scanner mit einer F-Theta Optik der Brennweite 80 mm<br />
3. Ein spezielles HurrySCAN ®-System angepasst an einem Gauß-TopHat Konverter (50 x 50<br />
µm 2 ).<br />
In Abb. 3C sind die für die Experimente verwendeten Scanneroptiken <strong>und</strong> das Nanomotion 3-Achsen-<br />
System dargestellt.<br />
Abb. 3C: links: intelliSCAN® 14, mitte: hurrySCAN® 30 Scanneroptik, rechts: Nanomotion 3-Aschen System<br />
Der verwendete HurrySCAN ® 30 wurde im Rahmen des Projektes von der Firma LIMO inklusive dem<br />
Gauss-TopHat Konverter als Komplettsystem zur Verfügung gestellt. Das Funktionsprinzip dieses<br />
Scanmoduls ist identisch mit dem eines typischen x-y-Scankopfs [10]. Durch zwei jeweils in der x- <strong>und</strong><br />
y-Richtung festgelagerte verkippbare Spiegel wird der <strong>Laser</strong>strahl abgelenkt <strong>und</strong> über eine wechselbare<br />
Linse im Scankopf schließlich auf die Arbeitsfeldebene fokussiert. Zu beachten ist, dass in den<br />
Abtragsuntersuchungen ein TopHat Konverter <strong>und</strong> eine F-Theta-Linse (f = 160 mm) verwendet werden.<br />
Mit dem intelliSCAN ® 14 wurden die gleichen Untersuchungen ohne eine Strahlverformungsoptik mit<br />
einer Linse mit halber Brennweite (f = 80 mm) durchgeführt. Die Steuerung des hurrySCAN ® 30 erfolgt<br />
über einen Rechner mit dem Programm „Winlase ® Professional“. Der Vorteil einer Scanneroptik zu<br />
einem Achsensystem für die Untersuchungen liegt dabei vor allem in der hohen<br />
Bearbeitungsgeschwindigkeit.<br />
Die Nanomotion-Verfahreinheit besteht aus einem x-y-Tisch zur Positionierung der Proben <strong>und</strong> einer z-<br />
Achse zur Variation der Linsenposition (Fokuslage). Aufgr<strong>und</strong> der Freiheit in der Wahl der Umlenkspiegel<br />
<strong>und</strong> der Fokussierlinsen konnte bei den Untersuchungen mit der Nanomotion sowohl eine<br />
Gauß-Optik als auch der Gauß-TopHat Konverter (30x30 µm2) eingesetzt werden. Auch ein Vergleich<br />
bei anderen Wellenlängen ist an diesem flexiblen Aufbau einfach durchführbar. Die Steuerung des 3achsigen<br />
beweglichen Nanomotion-Systems erfolgt mittels der Software ACS Tech80 über den<br />
SPiiPlus TM Motion Controller. Aufgr<strong>und</strong> des Antriebs durch Ultraschall-Piezo-Keramik-Motoren lässt sich<br />
mit diesem System in jeder Achse eine hohe Positioniergenauigkeit von ± 0,2 µm erzielen. Allerdings<br />
liefert dieses System eine Verfahrgeschwindigkeit von maximal 200 mm/s, was um Größenordnungen<br />
langsamer ist, als bei den eingesetzten Scannersystemen. Der Vorteil dieser 3-Achsen-Verfahreinheit<br />
gegenüber den Scannersystemen ist das größere Bearbeitungsfeld, bei verwendeten Fokuslängen<br />
unter 200 mm, <strong>und</strong> die Freiheit in der Wahl der Fokussierung <strong>und</strong> somit der Größe der erzeugten<br />
Strukturen.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 10<br />
3.1 Aufbauten zum <strong>Laser</strong>abtrag<br />
Der Versuchsaufbau mit Nanomotion-System ist in Abb. 3D dargestellt. Der Aufbau besteht aus dem<br />
über PC gesteuerten Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>system, mehreren Umlenkspiegeln für die Ablenkung des<br />
Strahls, einem Strahlverformer (THK-30) zur Umformung des Strahlprofils von Gauß- zu TopHat-<br />
Verteilung <strong>und</strong> dem Nanomotion-3-Achsen-System (XYZ) zum Bewegen der Probe bzw. zum<br />
Verschieben des Fokus. Die Steuerung des Nanomotion-3-Achsen-Systems wird durch eine spezielle<br />
Software über einen weiteren Rechner realisiert.<br />
Abb. 3D: Versuchsaufbau zum <strong>Laser</strong>abtrag mit Nanomotion-3-Achsen-System<br />
Abb. 3E: Versuchsaufbau zum <strong>Laser</strong>abtrag mit hurrySCAN®-System<br />
Ein weiterer Aufbau mit hurrySCAN ® -System wird in Abb. 3E dargestellt. Ähnlich wie beim Aufbau mit<br />
Nanomotion-System wird die Ansteuerung des hurrySCAN ® durch einen zusätzlichen Rechner<br />
realisiert. Die beiden Aufbauten befinden sich auf dem gleichen Optiktisch mit Schwingungsdämpfung.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 11<br />
Durch einen weiteren Umlenkspiegel wird eine Umschaltung zwischen den beiden<br />
Bearbeitungssystemen ermöglicht.<br />
Mit Einsatz eines Gauß-TopHat Konverters (THK) wird das gaußförmige <strong>Laser</strong>strahlprofil in ein<br />
rechteckiges, homogenisiertes Intensitätsprofil - auch TopHat-Profil genannt - umgewandelt. Im<br />
Nanomotion-System wird ein THK-30 <strong>und</strong> im hurrySCAN ® -System ein THK-50 verwendet, da es sich<br />
hier um ein abgestimmtes Komplettsystem handelt. Die verwendeten THK-Module sind in Abb. 3F zu<br />
sehen. Sie unterscheiden sich durch die erzeugte rechteckige Top-Hat-Profilfläche. Laut Hersteller<br />
sollten mit THK‑30 ein ca. 900 µm 2 (30x30 µm 2) <strong>und</strong> mit THK‑50 ein ca. 2500 µm 2 (50x50 µm 2)<br />
großes rechteckiges TopHat-Profil erzeugt werden. Die Ziffern 30 bzw. 50 kennzeichnen also die<br />
Kantenlänge des jeweiligen TopHat-Profils im Arbeitspunkt. Die Einrichtung der THKs <strong>und</strong> Justage der<br />
<strong>Laser</strong>strahlung auf das Werkstück ist im Vergleich zu einer „klassischen“ Gauss-Optik etwas<br />
komplizierter <strong>und</strong> wird im Unterkapitel 3.3 Voruntersuchungen näher beschrieben.<br />
Top Hat g2T ®-Konverter 30 (THK-30) Top Hat g2T ®-Konverter 50 (THK-50)<br />
Fläche des TH-Profils 30x30 µm 2 Fläche des TH-Profils 50x50 µm 2<br />
Abb. 3F: Strahlformer von LIMO mit Optikhalter, Links: THK-30, Rechts: THK-50<br />
3.2 Aufbau zur Bestimmung der Plasma-Emissionsspektren<br />
In Rahmen dieses Projektes wurden ebenfalls Plasmauntersuchungen durchgeführt. Ziel dieser<br />
Untersuchungen war es ein Verfahren zu etablieren, welches die Korrelationen zwischen der<br />
laserinduzierten Plasmaemission (Intensität, Dynamik, Spektrum) <strong>und</strong> dem Abtragsverhalten<br />
(Abtragsrate, Bearbeitungsqualität, Taktrate) zur Entwicklung einer optischen Online-Kontrolle <strong>und</strong><br />
Steuerung der <strong>Laser</strong>-Präzisionsbearbeitung von Dünnschichtproben nutzt. Abb. 3G skizziert den dafür<br />
verwendeten experimentellen Versuchsaufbau.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 12<br />
Abb. 3G: Versuchsaufbau für die Plasmauntersuchungen<br />
Ähnlich wie im Versuchsaufbau zum Abtrag im Nanomotion-System (Siehe Abb. 3D) wird der Strahl<br />
durch Umlenkspiegel <strong>und</strong> den Strahlformer (THK-30) zur Bearbeitungsstation geführt. Die<br />
Plasmauntersuchungen an den Dünnschichtproben werden bei 532 nm Wellenlänge durchgeführt. Ist<br />
die Energieflussdichte des <strong>Laser</strong>strahls im Fokus oberhalb der Abtragsschwelle, kann – neben dem<br />
induzierten Mikroabtrag – auch eine Plasmabildung beobachtet werden. Ein Mikroskopobjektiv bildet<br />
das Plasmaleuchten auf die Eintrittsöffnung einer 400 µm Quarzfaser ab, durch die dieses dann zur<br />
weiteren Analyse auf ein Spektrometer geführt wird. Bei dem Spektrometer handelt es sich um ein<br />
Ocean Optics (USA) USB2000+UV-VIS mit einer Auflösung von 0,316 nm <strong>und</strong> einem Spektralbereich<br />
von 350-750 nm. Am Spektrometer wird als Integrationszeit 100 ms gewählt. Um zu vermeiden, dass<br />
<strong>Laser</strong>streulicht während des Abtrags in das Spektrometer fällt, wurde ein Strahlfilter für 532 nm vor das<br />
Mikroskopobjektiv gesetzt (siehe Abb. 3G).<br />
3.3 Aufbau zur Untersuchung der Abtragsprodukte <strong>und</strong> ihrer Verteilung<br />
Die abzutragenden Schichten der CIGS-Solarzellen enthalten neben den bekannten Bestandteilen<br />
Kupfer, Indium, Gallium <strong>und</strong> Selen ebenfalls Cadmium. Beim <strong>Laser</strong>abtrag der Proben können die hoch-<br />
giftigen <strong>und</strong> lungengängigen Materialien in die Umgebung freigesetzt werden. Des Weiteren können die<br />
Abtragsprodukte auch in Form von potentiell ges<strong>und</strong>heitsschädlichen Nanopartikeln abgetragen<br />
werden. Bei der Untersuchung der Abtragsprodukte handelt es sich im Wesentlichen um zwei<br />
Aufgabenteile, die Identifizierung der Abtragsprodukte <strong>und</strong> die Ermittlung der Verteilung <strong>und</strong> Größe der<br />
unterschiedlichen Abtragsprodukte anhand einer Oberflächenanalysemethode. Der Versuchsaufbau für<br />
zur Untersuchung der Abtragsprodukte wird in Abb. 3H schematisch dargestellt.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 13<br />
Abb. 3H: Versuchsaufbau zum Auffangen der Abtragsprodukte während der <strong>Laser</strong>bearbeitung<br />
Da die abgetragenen Materialien aus der Dünnschichtprobe während des Abtragsprozesses als Plasma<br />
durch den Ultrakurzpulslaser größtenteils senkrecht zur Oberfläche herausgeschleudert werden, wird<br />
zum Auffangen der Abtragsprodukte ein Objektträger verwendet, der vor der <strong>Laser</strong>bearbeitung wenige<br />
100 µm über der Probe positioniert wird. Im Anschluss können die abgetragenen Materialien auf dem<br />
Objektträger analysiert werden.<br />
3.4 Probenmaterial<br />
Die in den Untersuchungen verwendeten CIGS-Solarzellen sind in Abb. 3I zusammengestellt. Es stehen<br />
zwei verschiedene Arten von Dünnschichtsolarzellen zur Verfügung, die Glassubstratproben <strong>und</strong> die<br />
Foliensubstratproben. Die Solarzellen der Firma Solarion besitzen das flexible Polymermaterial<br />
`Polyimid` als Substrat (P3F). Die Solarzellen der Firma Soltecture werden auf dem konventionellen<br />
Glassubstrat in 4 mm Dicke aufgebracht. Je nach ihren darüber liegenden funktionsfähigen Schichten<br />
kann man sie weiter zu Mo-, P2G- <strong>und</strong> P3G-Proben aufteilen.<br />
Um die P3F-Probe zu stabilisieren, wird sie zusätzlich mit einem 0,3 mm dicken Hartpapier auf einer 1,2<br />
mm dicken Glasschreibe aufgeklebt. Die Betrachtung der P3F-Probe unter Mikroskop im Durchlicht ist<br />
wegen des aufgeklebten Papiers nicht möglich. In Tabelle 3A <strong>und</strong> 3B sind die wichtigsten<br />
geometrischen <strong>und</strong> technischen Daten der jeweiligen Dünnschichtproben zusammengestellt.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 14<br />
Glassubstrat<br />
Mo-Probe P3F-Probe<br />
Soltecture <strong>GmbH</strong> Solarion AG<br />
P2G-Probe P3G-Probe<br />
Soltecture <strong>GmbH</strong> Soltecture <strong>GmbH</strong><br />
Abb. 3I: Dünnschichtproben der Firmen Soltecture <strong>GmbH</strong> <strong>und</strong> Solarion AG<br />
• Mo-Probe: Mo-Schicht auf Glassubstrat<br />
• P2G-Probe: CIGS- mit Mo- Schicht auf Glassubstrat<br />
• P3G-Probe: TCO-, CIGS- mit Mo- Schicht auf Glassubstrat<br />
• P3F-Probe: ITO-, CIGS- mit Mo- Schicht auf Polyimidsubstrat<br />
Folienprobe
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 15<br />
Mo-Probe P3F - Probe<br />
Substrat Glas Polyimid<br />
Dicke des Substrates 4 mm ca. 25 µm<br />
Format der Probe 5 x 5 cm 2 6 x 6 cm 2<br />
Dicke der Probe ca. 2,1 mm ca. 0,3 mm<br />
Funktionsdünnschicht Mo ITO, CdS, CIGS, Mo<br />
Hersteller Soltecture <strong>GmbH</strong> Solarion AG<br />
P2G-Probe P3G-Probe<br />
Substrat Glas Glas<br />
Dicke des Substrates 4 mm 4 mm<br />
Format der Probe 5 x 5 cm 2 5 x 5 cm 2<br />
Dicke der Probe ca. 4,2 mm ca. 4,8 mm<br />
Funktionsdünnschicht CdS, CIGS, Mo ZnO, CdS, CIGS, Mo<br />
Hersteller Soltecture <strong>GmbH</strong> Soltecture <strong>GmbH</strong><br />
Einheit<br />
Tabelle 3A: Geometrisches Datenblatt der Glas- <strong>und</strong> Folienproben<br />
ρ kth Cp k Tsch Tver<br />
[x10 -<br />
3 kg m −3 ]<br />
[W m -1 K -1 ] [x10 -2 J kg -1 K −1 ] [x10 6 m 2 s −1 ] [K] [K]<br />
ZnO 5,68 23 4,9 8,4 2248 2310<br />
ITO 7,12 - - - 1900 -<br />
CdS 4,9 20 - - 1748 -<br />
CIGS 5,77 37 3 2,2 1600 -<br />
Mo 10,2 138 2.5 54 2896 4912<br />
Glass 2,5 0,8 8 0,87 1600 -<br />
PI 1,34 0,31 11 - 400 -<br />
ρ - Dichte, Tsch - Schmelztemperatur, Tver - Verdampfungstemperatur<br />
Cp - Wärmekapazität, kth - Wärmeleitfähigkeit, k - Temperaturleitfähigkeit<br />
Tabelle 3B: Physikalische <strong>und</strong> thermische Eigenschaften des Probenmaterials<br />
Quelle der Daten: [11-15]
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 16<br />
3.5 Voruntersuchungen<br />
Wie bereits in Kapitel 3.1 erwähnt wird, spielt die Beugungsmaßzahl des verwendeten <strong>Laser</strong>strahls<br />
(1/Strahlqualität) M 2 für die Abtragsuntersuchungen von Dünnschichtproben eine wichtige Rolle. Denn,<br />
je kleiner M 2 desto besser ist die Fokussierung. In der Voruntersuchung wird zunächst eine<br />
Strahlmessung durchgeführt. Unter der Beugungsmaßzahl versteht man die Abweichung der Divergenz<br />
vom idealen Gaußstrahl also die Strahlfokussierbarkeit. Zur Berechnung der Fokussierbarkeit des<br />
Gaußprofils lässt sich die folgende Formel verwenden.<br />
⎛ 2 ⋅ λ ⋅ f ⎞ 2<br />
wf = ⎜ ⎟ ⋅ M<br />
⎝ π ⋅ D ⎠ (3.1)<br />
w f -<br />
Strahltaillenradius<br />
λ - Wellenlänge des <strong>Laser</strong>s<br />
f - Brennweite der Fokuslinse<br />
D - Strahldurchmesser<br />
2<br />
M - Beugungsmaßzahl<br />
Die Ermittlung der Strahlqualität erfolgt durch eine Reihe von Messungen des Strahldurchmessers an<br />
mehreren Stellen entlang des fokussierten <strong>Laser</strong>strahls zu gleichen Teilen vor <strong>und</strong> hinter dem<br />
Fokuspunkt. Für den Versuchsaufbau benötigt man den <strong>Laser</strong>, eine CCD-Kamera für die<br />
Strahlprofilaufnahme, eine Konvexlinse für die Strahlfokussierung <strong>und</strong> einen teildurchlässigen<br />
Umlenkspiegel zur Auskopplung eines geringen Teils des <strong>Laser</strong>lichtes auf den CCD-Sensor sowie<br />
Graugläser für die Strahlabschwächung, um so eine Übersteuerung oder Beschädigung der CCD-<br />
Kamera zu vermeiden. Zu beachten ist, dass die Messwerte von der gewählten <strong>Laser</strong>leistung abhängig<br />
sind. Das heißt, je geringer die <strong>Laser</strong>leistung ist, desto kleiner wird der gemessene Strahldurchmesser.<br />
Um die Abweichungen zu minimieren, wird die Leistung bei einem konstant niedrigen Wert von 100 mW<br />
gehalten.<br />
Abb. 3J: Kaustikmessung (Bestimmung von M2) für das Lumera Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>system<br />
Während der Messung wird der Strahldurchmesser an zehn Stellen entlang der Strahlausbreitungsrichtung<br />
in gleichem Maße vor <strong>und</strong> hinter dem Fokus mit Hilfe der CCD-Kamera bestimmt. Schließlich<br />
werden mittels der Software `ProfileViewer` die gemessenen Informationen über die Strahlprofile<br />
ausgewertet. Abb. 3J zeigt die gemessenen Ergebnisse in Form eines Kaustik-Diagramms. Im
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 17<br />
vorliegenden Fall wurde für das verwendete <strong>Laser</strong>system eine Beugungsmaßzahl in der Horizontalrichtung<br />
von 1,395 <strong>und</strong> in der Vertikalrichtung von 1,405 gemessen. Diese Abweichungen zwischen X-<br />
<strong>und</strong> Y- Richtung liegen innerhalb der Meßgenauigkeit. Die gemessene Beugungsmaßzahl beträgt<br />
M 2 = 1,4 (± 0,05).<br />
Neben der Strahlmessung stellt die Justage des verwendeten Strahlformers (THK) die nächste wichtige<br />
Aufgabe in der Voruntersuchung dar, da das Strahlprofil die Abtragsqualität direkt beeinflusst. Um das<br />
passende TopHat-Profil im Nanomotion-System durch die Justage des THK-30 zu finden, wird auf die<br />
Probe bei f = 10 kHz, e = 6,5 µJ an drei Stellen jeweils mit einem Einzelpuls, 15 Pulsen <strong>und</strong> 30 Pulsen<br />
geschossen. Nach jedem Abtrag werden die Justage-Schrauben am THK entsprechend gedreht <strong>und</strong> die<br />
Fokuslage variiert. Die Justage des THK erfolgt durch Erstellen mehrerer solcher Abtragsreihen. Der<br />
THK wird solange ausgerichtet, bis ein rechteckiges TopHat-Profil mit einer Fläche von ca. 900 µm 2 auf<br />
der Probe erzeugt wird. In Abb. 3K wird eine REM-Aufnahme von drei typischen Abtragsreihen auf der<br />
P3F-Probe mittels THK-30 nach der Justage dargestellt.<br />
Pulszahl 1 15 30<br />
z = 8,0 mm<br />
z = 8,1 mm<br />
z = 8,2 mm<br />
Abb. 3K: Abtragsreihen für die Justage des THK-30 in verschiedenen Fokuslagen (z)<br />
Die THK-Justage am Nanomotion-System ist kompliziert <strong>und</strong> zeitaufwendig. Aufgr<strong>und</strong> des leicht<br />
variierenden Strahlengangs ergibt sich keine feste Fokuslage im Nanomotion-System, Abweichungen<br />
von über 100 µm sind möglich <strong>und</strong> mussten täglich kontrolliert werden.<br />
Im Gegensatz zu der THK-Justage im Nanomotion-System ist die Justage im hurrySCAN ® -System mit<br />
THK-50 aufgr<strong>und</strong> seiner einfachen Konstruktion nicht mehr so zeitintensiv. Darüber hinaus ist das<br />
Scannersystem aufgr<strong>und</strong> des robusten Aufbaus stabiler. Das bedeutet, dass das einjustiertes THK-<br />
Profil im Scannersystem für mehrere Tage ohne Justage stabil bleibt. Abb. 3L zeigt die Ergebnisse von<br />
zwei Fokustests mit Mo- <strong>und</strong> P3F-Probe am Nanomotion-System.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 18<br />
Abgetragene<br />
Mo-Probe<br />
Z-Position 8000 µm 8200 µm 8300 µm<br />
Profilbreite 38,86 µm 32,59 µm 28,31 µm<br />
Abgetragene<br />
P3F-Probe<br />
Optimale Top-Hat Position des THK-30<br />
Z-Position 8400 µm 8600 µm 8700 µm<br />
Profilbreite 40,1 µm 32,3 µm 29,2 µm<br />
<strong>Laser</strong>parameter: Pulsenergie = 6,5 µJ, Repetitionsrate = 10 kHz,<br />
Abb. 3L: Breite im Abtrag an den Mo-<strong>und</strong> P3F-Proben in Abhängigkeit von der<br />
Fokuslage im Nanomotion-System mit Top-Hat Konverter 30<br />
Es ist ein ähnliches Abtragsverhalten bei beiden Proben zu sehen. Wie durch die mikroskopische<br />
Aufnahme des Abtragsprofils zu erkennen ist, bildet sich im vorliegenden Fall das TopHat-Profil auf der<br />
Mo-Probe bei z = 8,2 mm <strong>und</strong> auf der P3F-Probe bei z = 8,6 mm, da dort eine rechteckige Fläche von<br />
ca. 900 µm 2 erzeugt wird. Zu beachten ist, dass es aufgr<strong>und</strong> des Aufbauunterschieds der Probe<br />
unterschiedliche Dicke keine identische Fokuslage für Mo- <strong>und</strong> P3F-Probe gibt. Bei anderen<br />
Fokuslagen wird das Abtragsprofil stark verformt bzw. verzerrt <strong>und</strong> somit wird die Intensitätsverteilung<br />
nicht mehr homogen. Weiterhin zu erkennen ist, dass der Bereich in dem man mit Hilfe des THK-30<br />
durch die z-Verschiebung das TopHat-Profil bilden kann eingeschränkt ist <strong>und</strong> das gebildete TopHat-<br />
Profil nur vor dem eigentlichen Fokus entsteht. Die Ergebnisse der Fokustests mit THK-50 im<br />
hurrySCAN ® -System weisen einen ähnlichen Trend wie die mit THK-30 im Nanomotion-System auf.<br />
Analog zu den Ergebnissen im Nanomotion-System mit THK-30 die in Abb. 3M dargestellt sind, nimmt<br />
die Breite des Abtragsprofils im hurrySCAN ® -System mit THK-50 bei Annäherung an die Fokuslage ab.<br />
Das rechteckige TopHat-Profil mit einer Profilfläche von ca. 2500 µm 2 bei THK 50 bildet sich nur auf<br />
einer bestimmten Fokuslage. Diese Beobachtung stimmt mit den in Kapitel 3.1 beschriebenen THK-<br />
Eigenschaften überein.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 19<br />
Optimale Top-Hat Position des THK-50s<br />
Mo-Probe P2G-Probe P3G-Probe P3F-Probe<br />
B = 51,6 µm B = 53,3 µm B = 53,9 µm B = 54,6 µm<br />
<strong>Laser</strong>parameter: Pulsenergie = 10 µJ, Repetitionsrate = 10 kHz, Verfahrgeschwindigkeit =<br />
960 µm/s, Einzelpulse<br />
Abb. 3M: Die Breite des Abtragsprofils der Probe in Abhängigkeit von der Fokuslage im hurrySCAN®-System<br />
mit Top-Hat Konverter 50
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 20<br />
4. Einfluss der <strong>Laser</strong> Prozessparameter<br />
Bei der <strong>Laser</strong>-Material-Wechselwirkung wird häufig zwischen einer induzierten Modifikation <strong>und</strong> einem<br />
(eindeutigen) Materialabtrag bzw. Materialverlust am Werkstück unterschieden. Während Abtrag noch<br />
relativ objektiv festgestellt werden kann, hängt die Erkennung einer <strong>Laser</strong> induzierten „Modifikation“<br />
häufig von der Empfindlichkeit der Analysemethode ab. In diesem Vorhaben wird der selektive Abtrag<br />
einer Schicht in einem komplexen Schichtsystem untersucht. Als Analysemethode erster Wahl dient hier<br />
die optische Mikroskopie, bei der Veränderungen in der Schicht beobachtet werden können, ohne dass<br />
objektiv ein Abtrag vorliegt.<br />
4.1 Einfluss der Pulsenergie (Modifikation <strong>und</strong> Abtrag)<br />
Abb. 4A zeigt dies am Beispiel der P2G-Probe (siehe Tab. 3a), bei der mittels <strong>Laser</strong>pulse ein<br />
Linienabtrag mit einer Geschwindigkeit von 1 µm pro <strong>Laser</strong>puls durchgeführt wurde. Auf dem<br />
Werkstück liegt eine Gaußverteilung mit einer 1/e 2 Breite von ca. 30 µm vor. Bei einer Pulsenergie von<br />
0,6 bis ca. 1 µm, siehe Abb. 4A links, ist unter diesen Bedingung im optischen Mikroskop im zentralen<br />
Bereich der Linie eine wenige µm Breite „Verfärbung“ der CIGS Schicht erkennbar. Im der darunter<br />
liegenden REM Aufnahme wirkt dieser Bereich „geglättet“. Ein Abtrag ist unter beiden Analysemethoden<br />
nicht eindeutig feststellbar. Erst bei einer Pulsenergie von 3 µJ ist ein signifikanter Abtrag durch das<br />
Hervortreten der darunter liegenden Mo-Schicht feststellbar. Bei 4 µJ manifestiert sich das<br />
Abtragsverhalten: die Mo-Schicht kommt stärker zum Vorschein.<br />
Abb. 4A: Mikroskop- <strong>und</strong> REM-Aufnahmen des Linienabtrags auf P2G-Proben bei unterschiedlicher <strong>Laser</strong> Pulsenergie
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 21<br />
In Abb. 4B ist eine REM-Aufnahme vom <strong>Laser</strong>abtrag auf der P2G-Probe ohne Linearbewegung zu<br />
sehen. Das Intensitätsprofil wird im Abtrag wieder gegeben: im Zentrum ist die Mo-Schicht erkennbar.<br />
Im äußersten Randbereich erscheint die CIGS-Schicht modifiziert, aber nicht abgetragen. Zur Mitte hin<br />
wird ein Abtrag offensichtlicher bis im Zentrum die freigelegte Mo-Schicht sichtbar wird.<br />
Abb. 4B: REM-Aufnahme eines Kraters in der P2G-<br />
Probe nach der stationären <strong>Laser</strong> Bearbeitung bei 532<br />
nm <strong>und</strong> 7 ps<br />
Abb. 4C: Einfluss von Geschwindigkeit <strong>und</strong> Pulsenergie beim<br />
Gauß Profil auf die Spotfläche<br />
Die Untersuchungen zur Modifikation- <strong>und</strong> Abtragschwelle der transparenten Halbleiterschichten (ITO<br />
<strong>und</strong> ZnO ) für den P3 Prozess wurden unter gleichen Bedingungen mit der P3G-Probe durchgeführt.<br />
Eine Diskussion zum P3 Prozess erfolgt im Abschnitt 4.2. Die Zwischenergebnisse in 4.1 lassen sich<br />
wie folgt zusammen fassen.<br />
Modifikationsschwelle für den P2-Prozess am CIGS bei 532 nm <strong>und</strong> 7 ps, <strong>Laser</strong>fokusdurchmesser<br />
von 30 µm (Gaußprofil)<br />
1,0 µJ bei 10 kHz <strong>und</strong> 20 µm pro Puls,<br />
0,6 µJ bei 10 kHz <strong>und</strong> 1 µm pro Puls,<br />
Abtragsschwelle für den P2-Prozess am CIGS bei 532 nm <strong>und</strong> 7 ps, <strong>Laser</strong>fokusdurchmesser von<br />
30 µm (Gaußprofil)<br />
4 µJ bei 10 kHz <strong>und</strong> 20 µm pro Puls<br />
3 µJ bei 10 kHz <strong>und</strong> 20 µm pro Puls<br />
Modifikationsschwelle für den P3-Prozess am ITO/ZnO auf CIGS bei 532 nm <strong>und</strong> 7 ps,<br />
<strong>Laser</strong>fokusdurchmesser von 30 µm (Gaußprofil)<br />
0,8 µJ bei 10 kHz <strong>und</strong> 20 µm pro Puls,<br />
0,6 µJ bei 10 kHz <strong>und</strong> 1 µm pro Puls,<br />
Abtragsschwelle für den P3-Prozess am ITO/ZnO auf CIGS bei 532 nm <strong>und</strong> 7 ps,<br />
<strong>Laser</strong>fokusdurchmesser von 30 µm (Gaußprofil)<br />
3 µJ bei 10 kHz <strong>und</strong> 20 µm pro Puls,<br />
2 µJ bei 10 kHz <strong>und</strong> 1 µm pro Puls
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 22<br />
4.2 Einfluss des Strahlprofils (Gauß <strong>und</strong> Top-Hat)<br />
Die Untersuchung zur Modifikations- <strong>und</strong> Abtragschwelle sind auch mit einem Top-Hat Profil<br />
durchgeführt worden, siehe auch den Versuchsaufbau mit dem Nanomotion-System in Abb. 3D. Abb.<br />
4D zeigt das Ergebnisbeispiel für den P2 Prozess die Veränderungen in der CIGS-Schicht in<br />
Abhängigkeit von der <strong>Laser</strong> Pulsenergie bei 10 kHz <strong>und</strong> einer Verfahrgeschwindigkeit von 1 µm/Pulse.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der annähernd gleichmäßigen Verteilung der <strong>Laser</strong>intensität auf 30 µm x 30 µm ist im<br />
Unterschied zu Gaußverteilung eine entsprechend breite Modifikation- bzw. Abtraglinie erkennbar. Eine<br />
Modifikation wird bei ca. 1,0 µJ im Mikroskop beobachtet (nicht bei 0,8 µJ). Bei 2,0 µm wird der<br />
Übergang zum <strong>Laser</strong> induziertem Abtrag vermutet. Ein relevanter Abtrag ist ab ca. 3 µJ registrierbar.<br />
Die Schwellen liegen ca. 20% höher als bei den vergleichbaren Untersuchungen mit einem Gaußprofil,<br />
wobei im letzteren Fall die Intensität ein Maximum besitzt <strong>und</strong> somit tendenziell geringere Schwellwerte<br />
erwartet werden.<br />
Abb. 4D: Mikroskop-Aufnahmen des Linienabtrags auf P2G-Proben bei unterschiedlicher <strong>Laser</strong> Pulsenergie<br />
Interessant ist der Vergleich bei unterschiedlicher Verfahrgeschwindigkeit bzw. Puls-zu-Puls-Überlapp<br />
beim TopHat-Profil, siehe Abb. 4E. Die halb-logarithmische Darstellung von Pulsenergie zur Fläche<br />
wurde im Wesentlichen zum Ergebnisvergleich mit dem Gaußprofil, siehe Abb. 4C, gewählt. Die<br />
durchgezogenen Linien dienen zur besseren Sichtbarmachung des vermeintlichen linearen Anstiegs.<br />
Interessant ist die signifikante Verbreiterung der Linien (bzw. der sichtbaren Veränderung in der CIGS<br />
Schicht) bei steigender Pulsenergie mit einem Top-Hat Profil.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 23<br />
Abb. 4E: Einfluss von Geschwindigkeit <strong>und</strong> Pulsenergie beim TopHat-Profil auf die Spotfläche<br />
Die Ursache hierfür lässt sich in den Eigenschaften des jeweiligen Abtragprofils finden. Die<br />
Geschwindigkeit führt zu einer großen Variation im Pulsüberlapp. Beim Gaußprofil ist im Zentrum des<br />
Profils die Energiedichte am höchsten <strong>und</strong> die Intensität nimmt von der Mitte nach außen hin drastisch<br />
ab. Im Gegensatz dazu ergibt sich beim Top-Hat Profil eine homogene Intensitätsverteilung über die<br />
Breite des Profils. Das bedeutet, dass beim Abtrag mit geringer Geschwindigkeit (großem Puls-zu-Puls-<br />
Überlapp) mit dem Top-Hat Profil vermutlich ein größerer Energieeintrag in den Randbereichen der<br />
Linien erzeugt wird. Dies führt zu einer stärkeren Wärmeakkumulation <strong>und</strong> somit zu einer Verbreiterung<br />
der Linien.<br />
Die Schwellen für Modifikation <strong>und</strong> Abtrag der P2G-Probe (P2 Prozess) sind in der Tabelle 4A<br />
zusammen gefasst.<br />
(P2G-Probe ) Gaußprofil bei f = 10 kHz Top-Hat Profil bei f = 10 kHz<br />
Modifikationsschwelle in der CIGS-<br />
Schicht<br />
Abtragsschwelle in der CIGS-<br />
Schicht<br />
E ≈ 0,6 bis 1 µJ E ≈ 0,6 bis 1 µJ<br />
E ≈ 3 bis 4 µJ E ≈ 2 bis 4 µJ<br />
Tabelle 4A: Schwelle für Modifikation <strong>und</strong> Abtrag der P2G Dünnschichtprobe (P2 Prozess)<br />
Die Untersuchungen zur Modifikation- <strong>und</strong> Abtragschwelle der transparenten Halbleiterschichten (TCO<br />
= ZnO <strong>und</strong>/oder ITO) für den P3 Prozess wurden mit der P3G-Probe durchgeführt. Abb. 4F zeigt<br />
Mikroskopbilder aus diesen Untersuchungen für den Fall bei 10 kHz <strong>und</strong> einer Verfahrgeschwindigkeit<br />
von 1 µm/Pulse. Bei 0,5 µJ pro <strong>Laser</strong>pulse (rechts in der Abbildung) ist unter dem Mikroskop mit dem<br />
bloßen Auge eine Modifikationsspur gerade erkennbar, die bei 1 µJ dann deutlich sichtbar wird. Ein<br />
Abtrag ist hier noch nicht aufgetreten, die ZnO-Schicht erscheint noch intakt, die eigentliche Modifikation<br />
scheint nur in der darunter liegende CIGS-Schicht aufzutreten. Bei einer Einzelpulsenergie von 1,5 µJ<br />
beginnt sich die ZnO-Schicht abzulösen <strong>und</strong> die CIGS-Schicht kommt zum Vorschein. Die Mo-Schicht<br />
erscheint vereinzelt in der Linie bei der Pulsenergie von ca. 3 bis 4 µJ. Im Rahmen des Vorhabens
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 24<br />
sollte geklärt werden, ob beim P3-Prozess der Abtrag bis zu CIGS-Schicht oder sogar bis zur Mo-<br />
Schicht (wie bei der Nadelritzung bzw. im P2-Prozess) gewünscht wird.<br />
Abb. 4F: Mikroskop-Aufnahmen des Linienabtrags auf P3G-Proben bei unterschiedlicher <strong>Laser</strong> Pulsenergie<br />
(P3G-Probe ) Gaußprofil bei f = 10 kHz Top-Hat Profil bei f = 10 kHz<br />
Modifikationsschwelle in der ZnO-<br />
Schicht<br />
E ≈ 0,8 µJ E ≈ 1 µJ<br />
Abtragschwelle in der ZnO-Schicht E ≈ 1,5 bis 2 µJ E ≈ 2,5 bis 3 µJ<br />
Tabelle 4B: Schwelle für Modifikation <strong>und</strong> Abtrag der P3G Dünnschichtprobe (P3 Prozess)
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 25<br />
4.3 Einfluss der Wiederholrate (10 bis 500 kHz)<br />
In dieser Untersuchung wurden die P3G- sowie die P3F-Proben mittels Gauß- <strong>und</strong> Top-Hat Profil<br />
bearbeitet. Dabei wurde bei identischen <strong>Laser</strong>parametern die Repetitionsrate von 10 bis 400 kHz<br />
variiert. Auch der Pulsabstand auf 0,4 µm/Pulse wurde durch Anpassung der Verfahrgeschwindigkeit<br />
festgehalten. In Abb. 4G werden Einzelergebnisse dieser Untersuchung vorgestellt.<br />
Linienabtrag auf der P3G-Probe mittels Gaußprofil<br />
Mo Mo Mo Mo Mo/Glas<br />
f = 10 kHz f = 50 kHz f = 100 kHz f = 200 kHz f = 400 kHz<br />
B = 43 µm B = 43 µm B = 44 µm B = 44 µm B = 42 µm<br />
Linienabtrag auf der P3G-Probe mittels Top-Hat Profil<br />
Mo CIGS/Mo CIGS/Mo CIGS/Mo CIGS/Mo<br />
f = 10 kHz f = 50 kHz f = 100 kHz f = 200 kHz f = 400 kHz<br />
B = 51 µm B = 56 µm B = 58 µm B = 62 µm B = 68 µm<br />
B – Kanalbreite, f – Repetitionsrate<br />
Abb. 4G: Mikroskop-Aufnahmen des Linienabtrags auf P3G-Proben, Abtragskanäle mit Gauß- <strong>und</strong> TopHat-Profil in<br />
Abhängigkeit von der Repetitionsrate. <strong>Laser</strong>parameter: 532 nm @ 7ps, Pulsenergie = 6 µJ, Pulsabstand = 0.4 µm,<br />
Pulsüberlapp = 98 %<br />
Die Ergebnisse zeigen einen großen Unterschied im Verlauf der Abtragsbreite zwischen diesen beiden<br />
Strahlprofilen. Abb. 4H zeigt die vermessenen Kanalbreiten bei der Repetitionsrate von 10 <strong>und</strong> 400 kHz.<br />
Beim Einsatz eines TopHat-Profils (hier mit Scanner 50µm x 50µm) nimmt die Kanalbreite mit<br />
steigender Repetitionsrate die zu, während diese beim Gaußprofil konstant bei ca. 44 µm verbliebt.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 26<br />
Abb. 4H: Diagramm der Kanalbreite der beiden Strahlprofile in Abhängigkeit von der Repetitionsrate, <strong>Laser</strong>parameter:<br />
532 nm @ 7ps, Pulsenergie = 6 µJ, Pulsüberlapp = 98 %, Pulsabstand = 0.4 µm<br />
Die Ergebnisse der P3F-Probe sind in den Abb. 4H <strong>und</strong> 4I dargestellt. Sie weisen einen vergleichbaren<br />
Zusammenhang auf wie die Proben auf Glassubstrat. Mit steigender Repetitionsrate sind zudem in der<br />
Mitte des Kanals eindeutige Rissbildungen in der Mo-Schicht zu erkennen. Ursache hierfür sind<br />
vermutlich thermische Effekte durch Wärmeakkumulation. Im Vergleich zu der Glasprobe wirken sich<br />
die thermischen Effekte auf die Mo-Schicht mit zunehmender Repetitionsrate auf der Folienprobe<br />
stärker aus. Dies ist auf die physikalischen <strong>und</strong> thermischen Eigenschaften des jeweiligen verwendeten<br />
Substrats zurückzuführen. Da die Wärmeleitfähigkeit kth des Polymersubstrats viel niedriger ist als die<br />
des Glassubstrates (Siehe Tabelle 3B), führt dies zu einer stärkeren Wärmeakkumulation in den<br />
darüber liegenden Schichten.<br />
Linienabtrag auf der P3F-Probe mittels Gauß Profil<br />
Mo Mo Mo Mo Mo/Polyimid<br />
f = 10 kHz f = 50 kHz f = 100 kHz f = 200 kHz f = 400 kHz<br />
B = 46 µm B = 45 µm B = 45 µm B = 48 µm B = 54 µm<br />
Linienabtrag auf P3F-Probe mittels Top-Hat Profil<br />
Mo Mo CIGS/Mo Mo Mo/Polyimid<br />
f = 10 kHz f = 50 kHz f = 100 kHz f = 200 kHz f = 400 kHz<br />
B = 51 µm B = 50 µm B = 49 µm B = 55 µm B = 72 µm<br />
B – Kanalbreite, f – Repetitionsrate<br />
Abb. 4I: Mikroskop-Aufnahmen des Linienabtrags auf P3F-Proben. Abtragskanäle auf P3F-Probe mittels Gauß- <strong>und</strong><br />
TopHat-Profil in Abhängigkeit von der Repetitionsrate, <strong>Laser</strong>parameter: 532 nm @ 7ps, Pulsenergie = 6 µJ,<br />
Pulsüberlapp = 98 %,Pulsabstand = 0,4 µm
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 27<br />
Abb. 4J: Diagramm zur Abtragskanalbreite auf P3F-Probe mittels beider Strahlprofile in Abhängigkeit von der<br />
Repetitionsrate. <strong>Laser</strong>parameter: 532 nm @ 7ps, Pulsenergie = 6 µJ, Pulsüberlapp = 98 %, Pulsabstand = 0,4 µm<br />
Abb. 4K: Mikroskop- <strong>und</strong> REM-Aufnahmen des Linienabtrags auf P2G-Proben nach der <strong>Laser</strong>bearbeitung bei 532 nm<br />
<strong>und</strong> 7 ps (Top-Hat Profil) bei unterschiedlicher Pulsenergie<br />
In Abb. 4K sind die typischen Ergebnisse zum P2-Prozess bei 10 kHz (oben) <strong>und</strong> 500 kHz (unten) unter<br />
Top-Hat Profil an der P2G-Probe dargestellt. Ziel ist ein selektiver Abtrag der CIGS-Schicht von der<br />
(intakten) Mo-Schicht mit möglichst hoher Verfahrgeschwindigkeit. Bei der Repetitionsrate von 10 kHz<br />
ist das Potential eines selektiven Abtrags in der Abb. 4K bereits gut erkennbar, jedoch zunächst bei
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 28<br />
einer entsprechend langsamen Verfahrgeschwindigkeit von 20 mm/s. Zudem wird bei einer Pulsenergie<br />
von 3 bis 4 µJ das Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>system bei 10 kHz kaum ausgelastet, denn die mittlere Leistung<br />
beträgt hier nur maximal 400 mW, ein Bruchteil der verfügbaren Leistung. Für eine zukünftige<br />
Anwendung sind Repetitionsraten von 500 kHz oder höher interessant. Allerdings unterscheidet sich<br />
das „Abtragsergebnis“ nun signifikant vom Einsatz bei 10 kHz, trotz identischem räumlichen Puls-zu-<br />
Puls-Abstand (Verfahrgeschwindigkeit ist bei 500 kHz im Vergleich zu 10 kHz um Faktor 25x auf 200<br />
mm/s erhöht worden). Die CIGS-Schicht erfährt bereits bei geringer Pulsenergie eine „Umwandlung“,<br />
die einen selektiven Abtrag deutlich erschwert bzw. fast unmöglich macht. Bei Betrachtung der<br />
Aufnahmen aus dem optischen Mikroskop <strong>und</strong> der REM-Analyse kann man ableiten, dass die CIGS-<br />
Schicht ein typisches Strukturbild einer Schmelze zeigt. Diese geschmolzene Schicht lässt sich<br />
anscheinend nicht mehr Puls für Puls abtragen, sondern „zerreißt“ <strong>und</strong> zerstört dabei die darunter<br />
liegende Mo-Schicht. Ein präziser <strong>und</strong> selektiver Abtrag ist hier noch nicht erkennbar. Offensichtlich<br />
macht es im P2-Prozess einen großen Unterschied, ob bei einem Puls-zu-Puls-Überlapp von 98% die<br />
Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>pulse erst nach 100 µs eintreffen (10 kHz) oder bereits innerhalb von 4 µs (500<br />
kHz). Für hochrepetierende <strong>Laser</strong>pulse wird ein Lösungsansatz für eine erfolgreiche Umsetzung verfolgt,<br />
der in Abschnitt 4.5 vorgestellt ist.<br />
4.4 Einfluss von 50 MHz Pulszügen<br />
Eine wichtige Fragestellung im Vorhaben ist die Effizienzsteigerung unter Einsatz von Pulszügen. Das<br />
Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>system bietet die Möglichkeit, nicht nur Einzelpulse zu verstärken, sondern auch<br />
ganze Pulszüge mit einem Pulsabstand von 20 ns (50 MHz Wiederholrate im Pikosek<strong>und</strong>en-Oszillator<br />
vor der Verstärkung). Die Anzahl der Pulse in diesem Pulszug ist ansteuerbar. Die gemessene Leistung<br />
bzw. Gesamtenergie pro Pulszug ist in erster Näherung auf die Anzahl der Einzelpulse im Pulszug<br />
aufzuteilen. In Abb. 4L ist ein typisches Beispiel vom <strong>Laser</strong>schichtabtrag unter Einsatz eines Pulszugs<br />
mit N = 7 Pulsen mit je 3,6 µJ dokumentiert. Man erkennt deutlich den unvollständigen Abtrag der CIGS<br />
Schicht bzw. die Rissbildungen in der darunter liegenden Mo-Schicht. Ein Prozessfenster für einen<br />
selektiven <strong>und</strong> präzisen Schichtabtrag mit den 50 MHz Pulszügen konnte in diesem Vorhaben nicht<br />
identifiziert werden. Der kurze Zeitabstand von 20 ns im Pulszug ist für die Schichtbearbeitung<br />
zumindest bei den Dünnschicht-Halbleitermaterialien offensichtlich eher kontraproduktiv. Die<br />
Ergebnisse gleichen im Übrigen denen aus der Anwendung mit 500 kHz (Abschnitt 4.3), bei der die<br />
„Umwandlung“ der CIGS-Schicht einen kontrollierten <strong>Laser</strong> induziertem Abtrag entgegen steht.<br />
Abb. 4L: Mikroskop-Aufnahmen des Linienabtrags auf den P2G –Proben nach der <strong>Laser</strong>bearbeitung bei 532 nm <strong>und</strong> 7<br />
ps (mit einem 50 MHz Pulszug von 7 Pulsen)
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 29<br />
4.5 Einfluss der Zyklen-Anzahl<br />
Um eine Reduzierung des Wärmeeintrags zu erreichen, wurden Versuche durchgeführt, den<br />
Energieeintrag pro Zeiteinheit zu reduzieren. Dafür wurde der Puls-zu-Puls Abstand vergrößert <strong>und</strong> die<br />
Pulsenergie verringert. Um bei hohen Repetitionsraten die entsprechend hohe Verfahrgeschwindigkeit<br />
einstellen zu können, muss auf Scannerablenkung zurückgegriffen werden. Mit dieser Methode genügt<br />
nicht ein einmaliger Durchgang, um z.B. die CIGS Schicht bis zur Mo-Schicht abzutragen, sondern es<br />
die Abtragslinie wurde mehrfach abgefahren. Mit anderen Worten, die Zyklenanzahl wurde von N = 1<br />
auf N = 2 bis 20 erhöht. Eine typische Auswahl der Ergebnisse für den P3-Prozess mit Abtrag bis auf<br />
Mo (also auch gut vergleichbar mit dem P2-Prozess) ist in Abb. 4M dargestellt.<br />
Linienabtrag auf der P3G-Probe mit mehrfacher Zyklenanzahl<br />
Top-Hat Profil (THK-50) Gauß Profil<br />
Hellfeld Dunkelfeld<br />
<strong>Laser</strong>parameter: Repetitionsrate = 400 kHz, Pulsenergie = 5 µJ, Zyklenzahl N = 3,<br />
Verfahrgeschwindigkeit = 800 mm/s, Effektive Verfahrgeschindigkeit = 267 mm/s<br />
Linienabtrag auf der P3F-Probe mit mehrfacher Zyklenzahl<br />
Top-Hat Profil (THK-50) Gauß Profil<br />
<strong>Laser</strong>parameter: Repetitionsrate = 200 kHz, Pulsenergie = 5,5 µJ,Zyklenzahl N = 4,<br />
Verfahrgeschwingiekeit = 926 mm/s, , Effektive Verfahrgeschindigkeit = 231 mm/s<br />
Abb. 4M: Mikroskop-Aufnahmen des Linienabtrags auf P3G <strong>und</strong> P3F-Proben Abtrag der Probe mittels Gauß <strong>und</strong> Top-<br />
Hat Profil mit mehrfacher Zyklenanzahl<br />
Vergleicht man die Abtragskanäle der P3G-Probe so zeigt sich, dass mit Gaußprofil die P3G-Probe bis<br />
zum Glassubstrat (P4-Prozess) abgetragen wird, während mit dem TopHat-Profil der gewünschte P3-<br />
Prozess bis zur Mo-Schicht der Probe erzielt wird. Die Ursache hierfür ist, wie bereits in Kapitel 4.1<br />
erwähnt, die hohe Energiedichte im Zentrum des Gaußprofils, welche in der Mitte des Abtragskanals die<br />
Abtragsschwelle für Mo erreicht. Dies ist beim Top-Hat Profil nicht der Fall. Ein ähnliches<br />
Abtragsverhalten zwischen Gauß- <strong>und</strong> TopHat-Profil zeigt sich bei der P3F-Probe bei 200 kHz<br />
Repetitionsrate. Die bei hoher Repetitionsrate resultierenden thermischen Effekte sind durch die<br />
Rissbildung in Mitte der Abtragskanäle mit Gaußprofil gut zu erkennen (Siehe Abb. 4M). Gegenüber der<br />
P3G-Probe sind aufgeschmolzene Tröpfchen des CIGS im Abtragskanal der P3F-Probe zu erkennen.<br />
Dies ist auf die Inhomogenität der Oberfläche zurückzuführen, die zu einem ungleichmäßigen<br />
Energieeintrag, <strong>und</strong> somit Abtragsverhalten, führt. Zu beachten ist auch, dass auf der P3F-Probe<br />
(Folienträger) bei 400 kHz die Schichten durch die hohe Wärmeakkumulation (siehe auch Kapitel 4.6)<br />
stark aufgeschmolzen <strong>und</strong> zerstört werden, sodass bei der P3F-Probe die Untersuchungen auf<br />
maximal 200 kHz beschränkt wurde.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 30<br />
4.6 Einfluss des Trägermaterials<br />
Wie bereits in Kapitel 3.2 beschrieben, wurden für die Abtragsuntersuchungen Proben zweier Hersteller<br />
verwendet, die sich durch das verwendete Trägermaterial unterscheiden: CIGS-Dünnschichtsolarzellen<br />
auf einem Glassubstrat <strong>und</strong> Polymersubstrat. Die Untersuchung zum Einfluss des Trägermaterials<br />
erfolgt durch die Variation der <strong>Laser</strong>parameter jeweils an einer P2G-, P3G- <strong>und</strong> P3F-Probe mit dem<br />
hurrySCAN ®-System mit THK-50. In der ersten Versuchsreihe wird die Pulsenergie von 2 bis 6 µJ bei<br />
sonst festgehaltenen <strong>Laser</strong>parametern in 1 µJ Schritten variiert. Die Ergebnisse sind in Abb. 4M<br />
zusammengefasst.<br />
Freigelegte Mo-Schicht des Isolationskanals im Abtragsprozess mit P2G-Probe<br />
CIGS CIGS/Mo Mo Mo Mo<br />
e = 2 µJ e = 3 µJ e = 4 µJ e = 5 µJ e = 6 µJ<br />
Freigelegte Mo-Schicht des Isolationskanals im Abtragsprozess mit P3G-Probe<br />
CIGS CIGS/Mo CIGS CIGS/Mo Mo<br />
e = 2 µJ e = 3 µJ e = 4 µJ e = 5 µJ e = 6 µJ<br />
Freigelegte Mo-Schicht des Isolationskanals im Abtragsprozess mit P3F-Probe<br />
CIGS CIGS/Mo CIGS/Mo Mo Mo<br />
e = 2 µJ e = 3 µJ e = 4 µJ e = 5 µJ e = 6 µJ<br />
Kanalbreite aller Proben mit Top-Hat Profil bei 98 % Pulsüberlapp ≈ 52 µm,<br />
<strong>Laser</strong>parameter: Repetitionsrate = 10 kHz, Pulsabstand = 0,4 µm, Pulsüberlapp = 98 %<br />
Abb. 4M: Mikroskop-Aufnahmen des Linienabtrags auf P2G, P3G <strong>und</strong> P3F-Proben in Abhängigkeit von der<br />
Einzelpulsenergie mit THK 50 am hurrySCAN®-System<br />
Vergleicht man zunächst die Ergebnisse der P2G- <strong>und</strong> P3G-Proben miteinander, so fällt auf, dass bei<br />
identischer Prozessparametereinstellung auf der P2G-Probe ein guter Abtrag bis zur Mo-Schicht erzielt<br />
werden kann, wohingegen der Abtragsprozess auf der P3G-Probe eingeschränkt wird, sodass keine<br />
saubere Mo-Fläche freigelegt wird (siehe Abb. 4G). Dies weist darauf hin, dass die transparente<br />
Halbleiterschicht (TCO) auf der P3G-Probe beim <strong>Laser</strong>abtrag trotz Transparenz für die verwendete<br />
Wellenlänge einen großen Einfluss hat. Betrachtet man nun die Ergebnisse der P3F-Probe<br />
(Folienträger) mit denen der beiden Glasproben, wird ein sehr ähnliches Abtragsverhalten der P3F- <strong>und</strong><br />
P2G-Probe beobachtet. Dies zeigt, dass sich der Einfluss der TCO-Schicht offensichtlich in diesem Fall<br />
nicht so stark auswirkt. Dieses Phänomen könnte einerseits auf die Haftung der jeweiligen TCO- bzw.<br />
CIGS-Schichten, andererseits auf die mechanischen <strong>und</strong> physikalischen Eigenschaften der<br />
funktionsfähigen Schichten der Probe zurückzuführen sein.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 31<br />
Generell wird bei allen untersuchten Proben beobachtet, dass die Menge der abgetragenen CIGS-<br />
Materialien mit steigender Pulsenergie zunimmt. Wichtig sind die Parameter für einen<br />
schichtspezifischen, kontrollierten Abtrag zu finden. Mit 6 µJ Pulsenergie, 10 kHz Repetitionsrate <strong>und</strong><br />
einem 0,4 µm Pulsabstand kann der Abtrag der P2G-Probe im P2-Prozess erfolgen <strong>und</strong> bei der<br />
gleichen <strong>Laser</strong>parametereinstellung kann der P3-Prozess auf der P3F-Probe erzielt werden.<br />
Weitere Ergebnisse zeigt Abb. 4N. In dieser Versuchsreihe wurde die Repetitionsrate von 10 bis<br />
400 kHz bei 5 µJ Pulsenergie <strong>und</strong> 0,8 µm Pulsabstand variiert. Im Allgemeinen weisen die Ergebnisse<br />
ein ähnliches Abtragsverhalten der P2G- <strong>und</strong> P3F-Proben auf, da sich die Kanalspuren sich in beiden<br />
Proben mit steigender Repetitionsrate verbreitern. Jedoch unterscheiden sich die Abtragskanäle beider<br />
Proben durch die Rissbildungen. Vergleicht man die P2G- mit der P3F-Probe, fällt auf, dass mit<br />
steigender Repetitionsrate in der Mo-Schicht der Kanäle auf der P3F-Probe eindeutige Rissbildungen<br />
zu erkennen sind. Dies ist möglicherweise auf die Dicke des jeweiligen Substrats <strong>und</strong> die damit<br />
verb<strong>und</strong>enen Materialeigenschaften zurückzuführen, da einerseits die Wärmeleitfähigkeit sowie die<br />
Wärmekapazität des Polymersubstrates gegenüber dem Glas zwar besser sind, andererseits die<br />
mechanische Belastbarkeit der Schichten auf dem Glassubstrat der auf dem flexiblen Polymersubstrat<br />
überlegen ist.<br />
Freigelegte Mo-Fläche des Isolationskanals der P2G-Proben<br />
Mo Mo/CIGS Mo/CIGS Mo/CIGS Mo/CIGS<br />
Freigelegte Mo-Fläche des Isolationskanals der P3G-Proben<br />
Mo/CIGS CIGS CIGS Mo/CIGS Mo/CIGS<br />
Freigelegte Mo-Fläche des Isolationskanals der P3F-Proben<br />
Mo Mo Mo/CIGS Mo Mo<br />
Repetitionsrate<br />
f = 10 kHz f = 50 kHz f = 100 kHz f = 200 kHz f = 400 kHz<br />
Zeit zwischen zwei Pulsen<br />
t = 100 µs t = 25 µs t = 10 µs t = 5 µs t = 2.5 µs<br />
Kanalbreite aller Proben bei 10 kHz Repetitionsrate ≈ 52 µm,<br />
<strong>Laser</strong>parameter: Pulsenergie = 6 µJ, Pulsüberlapp = 98 %, Pulsabstand = 0.4 µm<br />
Abb. 4N: Mikroskop-Aufnahmen des Linienabtrags auf P2G, P3G <strong>und</strong> P3F-Proben. Einfluss der Repetitionsrate auf<br />
Abtrag <strong>und</strong> Spurbreite beim Abtrag auf den P2G-,P3G- <strong>und</strong> P3F-Proben mit THK-50 im hurrySCAN®-System<br />
Aufgr<strong>und</strong> der besseren mechanischen Beständigkeit des Glassubstrats im Vergleich zu den Folien kann<br />
Letzteres die durch die hohe Repetitionsrate resultierenden Spannungen bzw. Schockwellen besser<br />
absorbieren (siehe Kapitel 3.2). In Tabelle 4C sind die <strong>Laser</strong>parameter verschiedener
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 32<br />
Strukturierungsprozesse in den jeweils verwendeten Systemen zusammengefasst. Vergleicht man die<br />
Ergebnisse miteinander, zeigt sich unter dem Mikroskop <strong>und</strong> in der REM-EDX-Analyse, dass ein<br />
präziser <strong>und</strong> selektiver Abtragskanal auf der P3F-Probe nur bei einer relativ niedriger Repetitionsrate<br />
10 kHz mit großem Überlapp = 98% hergestellt werden kann, siehe Abb. 4O.<br />
Abb. 4O: REM-EDX-Aufnahmen zur Elementverteilung der P3F-Probe nach der Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>bearbeitung bei 10<br />
kHz <strong>und</strong> 20 mm/s. Die Prozessparameter wurden so gewählt, dass der Abtrag der ZnO/ITO-Schicht <strong>und</strong> der CIGS-Schicht<br />
bis zur Mo-Schicht erfolgte.<br />
Auf den Glasproben (P2G, P3G) mit dem THK im hurrySCAN ® -System können aber auch noch bei<br />
hohen Repetitionsraten bis zu 400 kHz saubere Kanäle erzeugt werden, wenn man eine hohe<br />
Verfahrgeschwindigkeit mit einer ausreichenden Zyklenanzahl kombiniert. Dies deutet darauf hin, dass<br />
die Prozesseffizienz mit dem THK-50 in Kombination mit dem hurrySCAN ® geeigneter ist, als die der<br />
Einsatz des THK-30 mit dem Nanomotion-System.<br />
Die Untersuchungsergebnisse bestätigen, dass der Abtrag bei den verwendeten Parametern, im<br />
Hinblick auf hohe Prozesseffizienz auf Glasproben eher durchführbar ist als auf Folienproben.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 33<br />
P3-Prozess bis zur CIGS-Schicht<br />
der P3F-Probe<br />
P3-Prozess bis zur Mo-Schicht<br />
der P3F-Probe<br />
P4-Prozess bis zur Mo-Schicht<br />
der P3F-Probe<br />
P2-Prozess bis zur Mo-Schicht<br />
der P2G-Probe<br />
P3-Prozess bis zur CIGS-Schicht<br />
der P3G-Probe<br />
P3-Prozess bis zur Mo-Schicht<br />
der P3G-Probe<br />
P3-Prozess bis zur CIGS-Schicht<br />
der P3F-Probe<br />
P3-Prozess bis zur Mo-Schicht<br />
der P3F-Probe<br />
Strukturierungsprozess im Nanomotion-System mit THK-30<br />
f = 50 kHz, E = 2 µJ, v = 100 mm/s,<br />
N = 1, PA = 2 µm, veff = 100 mm/s<br />
f = 20 kHz, e = 6 µJ, v = 16 mm/s,<br />
N = 1, PA = 0.8µm, veff = 16 mm/s<br />
f = 100 kHz, e = 6 µJ, v = 40 mm/s,<br />
N = 1, PA = 0.4 µm, veff = 40 mm/s<br />
Der Mittelwert der Kanalbreite mit THK-30 ca. 30 µm<br />
Strukturierungsprozess im hurrySCAN®-System mit THK-50<br />
f = 400 kHz, E = 3.7 µJ, v = 810 mm/s,<br />
N = 3, PA = 2 µm, veff = 270 mm/s<br />
f = 400 kHz, E = 3 µJ, v = 3240 mm/s,<br />
N = 2, PA = 8.1µm, veff = 1620 mm/s<br />
f = 400 kHz, E = 3.7 µJ, v = 810 mm/s,<br />
N = 3, PA = 2 µm, veff = 270 mm/s<br />
f = 400 kHz, E = 5 µJ, v = 3240 mm/s,<br />
N = 2, PA = 8 µm, veff = 1620 mm/s<br />
f = 10 kHz, E = 6 µJ, v = 16 mm/s,<br />
N = 1, PA = 1,6 µm, veff = 16 mm/s<br />
Der Mittelwert der Kanalbreite mit THK-50 liegt bei ca. 52 µm<br />
Tabelle 4C: Zusammenfassung der Ergebnisse des Strukturierungsprozesses mit THK
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 34<br />
4.7 Zusammenfassung der Voruntersuchung<br />
Die Untersuchungen zu dem Einfluss der unterschiedlichen Prozessparameter beim Einsatz von 7 ps<br />
<strong>Laser</strong>pulsen bei 532 nm lassen sich für die Herstellung von Isolationskanäle mit einer Breite von 30 bis<br />
50 µm (Prozess P2 <strong>und</strong> P3) wie folgt zusammen fassen:<br />
• Die <strong>Laser</strong>energie pro Puls (bzw. die Energieflussdichte) sollte einen Grenzwert von 8 µJ nicht<br />
überschreiten. Zur Optimierung der Bearbeitungsqualität <strong>und</strong> Reproduzierbarkeit wird ein<br />
Bearbeitungsintervall von 3 bis 5 µJ empfohlen (entspricht ca. 200 mJ/cm 2 bei 50x50 µm2)<br />
• Der empfohlene <strong>Laser</strong>pulsenergiebereich liefert einen CIGS Abtrag von ca. 30 bis 40 nm pro<br />
<strong>Laser</strong>puls, d.h. bei einer CIGS-Schichtdicke von 2 µm werden entlang der Isolationskante<br />
durchschnittlich ca. 50 <strong>Laser</strong>pulse benötigt. Eine höhere Abtragsrate (bei z.B. größerer Pulsenergie)<br />
führt zu einer zu starken Schwächung bzw. lokalen Zerstörung der darunter liegenden Mo-Schicht.<br />
• Eine stärkere Mo-Schicht, z.B. 1,0 statt 0,5 µm Schichtdicke, unterstützt die notwendige Selektivität<br />
beim CIGS Abtrag bzw. zur Absicherung des P2 Prozesses (<strong>und</strong> ggf. P3 Prozess, falls dieser bis<br />
zur Mo-Schicht gewünscht wird).<br />
• Das Abtragsverhalten der CIGS-Schicht ändert sich signifikant mit zunehmender <strong>Laser</strong><br />
Wiederholrate, auch bei einer Einhaltung des räumlichen Puls-zu-Puls Abstands (Anpassung der<br />
Verfahrgeschwindigkeit). Die Materialreaktion zeigt große Unterschiede bei einem zeitlichen<br />
Pulsabstand von 0,5 ms (10 kHz) oder 0,05 ms (100 kHz). Ein präziser CIGS Abtrag wird bei<br />
höheren Wiederholraten aufgr<strong>und</strong> der zunehmenden Tendenz einer Schichtverschmelzung<br />
erschwert. Somit ist bei höheren Wiederholraten, z.B. 400 kHz, ein deutlich größerer Puls-zu-Puls-<br />
Abstand notwendig, der mehrere Durchläufe bzw. Anzahl von Zyklen für einen vollständigen<br />
Schichtabtrag mit sich bringt.<br />
• 50 MHz Pulszüge (20 ns Pulsabstand) eignen sich nicht für einen kontrollierten bzw. selektiven<br />
Schichtabtrag von CIGS. Ein geeignetes Prozessfenster für P2 (oder P3 bis zum Mo) konnte nicht<br />
identifiziert werden.<br />
• Die Vor- <strong>und</strong> Nachteile eines optischen Scannersystems mit Top-Hat Profil gegenüber einer<br />
konventionellen Gauß Scanneroptik sind: die Ränder des Isolationskanals sind bei moderater<br />
Pulsenergie (< 5 µJ) besser definiert, die Mo-Schicht wird gleichmäßiger „belastet“, der<br />
Justageaufwand ist höher aufgr<strong>und</strong> der erforderlichen genauen Positionierung der Optiken relativ<br />
zum Werkstück, der Wärmeeintrag an den Rändern nimmt bei höherer Pulsenergie (> 5 µJ) stärker<br />
zu.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 35<br />
5. Plasma-Emissionsspektren<br />
Das beim Abtrag der Dünnschichtproben entstehende Plasma kann zur Online-Kontrolle des<br />
Abtragsprozess genutzt werden. Zur Überprüfung dieser Möglichkeit wurden Abtraguntersuchungen mit<br />
den Dünnschichtproben (Mo-, P2G- <strong>und</strong> P3G-Probe) am Nanomotion-System durchgeführt<br />
(Versuchsaufbau siehe Abb. 3G). Jede Einzelprobe wird mit Mehrfachzyklen abgetragen. In Abb. 5A<br />
sind die Spektren-Diagramme der Molybdän-Probe jeweils während des 1., 3., 6. <strong>und</strong> 9. Zyklus<br />
zusammengestellt. In den Spektren ist eindeutig zu erkennen, dass bei einem einfachen Zyklus nur die<br />
Mo-Emissionslinien mit schwacher Intensität zu sehen sind. Im 3. Zyklus treten die Mo-Emissionslinien<br />
mit stärkster Intensität auf. Beim fortgesetzten Abtrag der Mo-Schicht bis zum Glassubstrat der Probe<br />
bei Zyklenzahl 9 sind keine Mo-Emissionslinien mehr zu registrieren.<br />
Abb. 5A: Plasma-Spektren während des <strong>Laser</strong>abtrages einer CIGS-Schicht, gemessen im jeweiligen Zyklus, sowie<br />
Mikroskop-Aufnahmen der dazugehörigen Kanäle Emissionslinien beim <strong>Laser</strong>abtrag der Mo-Probe mit THK-50 <strong>und</strong><br />
Scannersystem unter Variation der Zyklenanzahl von 1x bis 12x. <strong>Laser</strong> Parameter: 532 nm <strong>und</strong> 7 ps, Repetitionsrate = 10<br />
kHz, Pulsenergie = 3 µJ. Repetitionsrate = 10 kHz, Pulsenergie = 3 µJ<br />
Die Ergebnisse in diesem Versuch zeigen, dass das Plasma-Spektrum für die Online-Kontrolle des P1-<br />
Prozesses als Referenz verwendet werden kann.<br />
Der in Kap. 3 beschriebene Aufbau für die spektroskopischen Analysen wurde parallel zu den in Kap. 4<br />
beschriebenen Abtragsuntersuchungen durchgeführt. Während des <strong>Laser</strong>abtrages das entstehende<br />
Plasma im Materialabtrag registriert. Die Umsetzungsstrategie, die Isolationskanäle (P2 <strong>und</strong> P3) in<br />
einem Durchgang auszuführen, induziert ein Plasma, bei dem sowohl die Indium- als auch die Mo-<br />
Emissionslinien im Plasmaspektrum beobachtet werden. Eine Aussage über den Zeitpunkt, wann die
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 36<br />
CIGS-Schicht vollständig entfernt ist <strong>und</strong> ein (unerwünschter) signifikanter Molybdänabtrag einsetzt ist<br />
möglich, wenn der Abtrag durch mehrere Durchläufe des <strong>Laser</strong>strahles realisiert <strong>und</strong> bei jedem<br />
Durchlauf das Plasmaspektrum beobachtet wird.<br />
Bei moderater Pulsenergie <strong>und</strong> geringem Puls-zu-Puls-Überlappung tauchen beim CIGS-Abtrag starke<br />
In-Linien im Spektrum auf. Je weiter der CIGS-Abtrag voranschreitet, desto schwächer werden die In-<br />
Linien <strong>und</strong> Mo-Linien. Zudem dominiert im Spektrum mit fortschreitendem Abtrag immer mehr der<br />
Untergr<strong>und</strong>. Für diese Untersuchung eignet sich die Konzentration auf ein Beobachtungsfenster von<br />
380 bis 460 nm.<br />
In Abb. 5B sind die Spektren der P3G-Probe jeweils während des 1., 4., 6. <strong>und</strong> 12. Zyklus zusammengefasst.<br />
Vergleicht man hier das Diagramm des 1. Zyklus mit dem in Abb. 5A, fällt auf, dass bei der<br />
P3G-Probe bereits beim ersten Teilabtrag zwei eindeutige Indium-Emissionslinien zu erkennen sind,<br />
obwohl noch ZnO bzw. auch ITO auf dem CIGS aufliegt. Zinn oder Zink Linien sind jedoch auch bei<br />
höherer Zyklenanzahl nicht erkennbar. Stattdessen nimmt die Intensität der Indium-Linien zu <strong>und</strong> im<br />
Untergr<strong>und</strong>signal werden nach 4x Durchlauf sogar die ersten Mo-Linien sichtbar.<br />
Dieses Ergebnis ist ein Indiz dafür, dass der <strong>Laser</strong>strahl durch erste Halbleiterschicht TCO (ZnO/ITO)<br />
dringt <strong>und</strong> direkt in die darunter liegende CIGS-Schicht einkoppelt. Optische Untersuchungen der<br />
Kanäle legten nahe, dass die transparente Halbleiterschicht TCO abplatzt <strong>und</strong> nicht verdampft wird, was<br />
durch das Fehlen von Linien im Plasma-Spektrum bestätigt wird. Aufgr<strong>und</strong> des hohen prozentualen<br />
Anteils an Indium in der CIGS-Schicht ergeben sich die beiden In-Emissionslinien mit starker Intensität.<br />
Abb. 5B: Plasma-Spektren während des <strong>Laser</strong>abtrages einer CIGS-Schicht, gemessen im angebenden Zyklus, sowie<br />
Mikroskop-Aufnahmen der dazugehörigen Kanäle. Emissionslinien beim <strong>Laser</strong>abtrag der P3G-Probe mit THK-50 <strong>und</strong><br />
Scannersystem unter Variation der Zyklenanzahl von 1x bis 12x. <strong>Laser</strong> Parameter: 532 nm <strong>und</strong> 7 ps, Repetitionsrate = 10<br />
kHz, Pulsenergie = 3 µJ
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 37<br />
Im Spektrum des 4. Zyklus <strong>und</strong> der entsprechenden Mikroskop-Aufnahme des abgetragenen Kanals ist<br />
gut zu erkennen, dass noch Reste der CIGS-Schicht im Kanalbereich über der gelbfarbigen Mo-Schicht<br />
verbleiben. Im Gegensatz dazu zeigt die Mikroskop-Aufnahme des abgetragenen Kanals im 6. Zyklus<br />
einen sauberen Abtrag bis zur Mo-Schicht der P3G-Probe. Jedoch werden trotz der freigelegten CIGS-<br />
Schicht noch In-Emissionslinien im Diagramm detektiert. Hierbei handelt es sich vermutlich um Abtrag<br />
im Randbereich des Kanals. Im Vergleich zum Spektrum im 4. Zyklus weist das Spektrum im 6. Zyklus<br />
aber eindeutige Molybdän-Emissionslinien mit deutlich höherer Intensität auf. Beim 12. Zyklus sind<br />
keine eindeutigen Emissionslinien im Spektrum zu identifizieren. Man erkennt aus der Mikroskop<br />
Analyse, dass die Schichten nun komplett bis zum darunterliegenden Glassubstrat abgetragen wurden.<br />
Wie bereits in Kapitel 3.2 erwähnt, unterscheidet sich die P2G- von der P3G-Probe nur im Fehlen der<br />
ZnO-Schicht. Mit identischen Abtrags- <strong>und</strong> <strong>Laser</strong>parametern wird die gleiche Untersuchung mit der<br />
P2G-Probe am Nanomotion-System durchgeführt. Die Ergebnisse sind in Abb. 5C zusammengestellt.<br />
Im Vergleich zu den Ergebnissen mit der P3G-Probe in Abb. 5B weist die P2G-Probe beim Abtrag sehr<br />
ähnliche Ergebnisse auf. Die In-Emissionslinien wirken im identischen Zyklus 4X (Abb. 5B)<br />
ausgeprägter, da aufgr<strong>und</strong> der fehlenden ZnO-Schicht der P2G-Probe die Abtragseffizienz verbessert<br />
ist.<br />
Abb. 5C: Plasma-Spektren während des Abtrages einer CIGS-Schicht, gemessen in jeweiligem Zyklus, sowie Mikroskop-<br />
Aufnahmen der dazugehörigen Kanäle. Emissionslinien beim <strong>Laser</strong>abtrag der P2G-Probe mit THK-50 <strong>und</strong> Scannersystem<br />
unter Variation der Zyklenanzahl von 1x bis 12x. <strong>Laser</strong> Parameter: 532 nm <strong>und</strong> 7 ps, Repetitionsrate = 10 kHz,<br />
Pulsenergie = 3 µJ<br />
Anhand der Spektren der Versuche konnte gezeigt werden, dass die Ergebnisse für eine Online-<br />
Kontrolle des P2-Prozesses verwendet werden können. Auch eine Kontrolle des P3-Prozesses mittels<br />
Plasmaspektroskopie ist möglich, wenn der Abtrag bis zur Mo-Schicht gefordert wird. Allerdings ist im<br />
P3-Prozess ein Abtrag der transparenten Halbleiterschicht nur bis zur CIGS-Schicht prinzipiell
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 38<br />
ausreichend. Beim Einsatz von Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>pulsen bei 532 nm konnten jedoch keine Zinn- oder<br />
Zink-Emissionslinien für eine online Kontrolle identifiziert werden. Diese Situation könnte sich aber bei<br />
einer anderen <strong>Laser</strong>wellenlänge (355 oder 1064 nm) ändern, da dann eine direkte Einkopplung der<br />
<strong>Laser</strong>energie in die (<strong>und</strong> eine Verdampfung) der TCO Schicht eher wahrscheinlich.<br />
Zur Evaluierung der Plasmaemission wurde in diesem Vorhaben die Korrelationsmethode<br />
angewendet. Diese Methode ist ein statistisches Messverfahren. Sie misst den Grad der Ähnlichkeit<br />
zwischen einer Messreihe im Versuch <strong>und</strong> einer Referenz [16] <strong>und</strong> lässt sich durch die folgende Formel<br />
berechnen.<br />
(5.1)<br />
Der Korrelationskoeffizient r zeigt das Signal des ermittelten Elementes, wobei Xi <strong>und</strong> Yi die Werte der<br />
Plasmaintensität in jeder Wellenlänge bei Referenz <strong>und</strong> Messwert sind. X <strong>und</strong> Y sind die dazugehörigen<br />
Mittelwerte [16]. In Abb. 5D sind die Korrelationskurven jeweils mit CIGS- <strong>und</strong> Mo-Referenz<br />
aufgetragen.<br />
Abb. 5D: Die Korrelationskurven zwischen Referenzen <strong>und</strong> Emissionslinien in dem Abtragsprozess der P3G-Probe<br />
<strong>Laser</strong>parameter: Repetitionsrate = 10 kHz, Pulsenergie = 3 µJ, Verfahrgeschwindigkeit v = 20 mm/s<br />
Die Parameter in diesen Versuch sind: 532 nm Wellenlänge, Repetitionsrate = 10 kHz <strong>und</strong> Pulsenergie<br />
von 3 µJ. Der Abtrag erfolgte mit 1 bis 12 Zyklen. Wie in Abb. 5D zu erkennen ist, steigt zunächst die<br />
Korrelationseffizient von CIGS leicht bis zu einem Maximum im 3. Zyklus an, dann sinkt dieser Wert<br />
wieder während der Korrelationskoeffizient von Mo bis zum 6. Zyklus ansteigt <strong>und</strong> kaum bis zum 11.<br />
Zyklus absinkt.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 39<br />
In den mikroskopischen Aufnahmen unter dem Diagramm ist zu sehen, dass beim Maximum des<br />
Korrelationskoeffizienten für CIGS im 3. Zyklus die CIGS-Schicht noch nicht komplett abgetragen<br />
wurde. Erst wenn der Korrelationskoeffizient für CIGS wieder abnimmt, also das Spektrum sich von der<br />
Referenz immer stärker unterscheidet, nähert man sich dem gewünschten P2-Prozessergebnis. In<br />
diesem Fall scheint der Punkt erreicht zu sein, wo der Korrelationskoeffizient von Mo sein Maximum<br />
erreicht hat, denn ab dem 6. Zyklus wirkt die Mo-Schicht in der Mikroskop Analyse sauber von der<br />
darüber liegenden CIGS-Schicht freigelegt. Daher kann dieses Spektrum bei dieser Zyklenanzahl als<br />
Referenz für die Online-Kontrolle der P3G-Probe im P3-Prozess verwendet werden.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 40<br />
6. Abtragsprodukte<br />
Ziel dieser Versuchsreihen ist eine erste Aussage über die Verteilung <strong>und</strong> Charakter der<br />
Abtragsprodukte. Der Versuchsaufbau ist in Abb. 3H dargestellt. Um Informationen über die Natur <strong>und</strong><br />
Verteilung der Partikel in Abhängigkeit vom Abstand zur Probenoberfläche zu ermitteln, wurde der<br />
Objektträger im entsprechenden Abstand über der Probe (Mo, P3F) positioniert. Da der aufgr<strong>und</strong> der<br />
<strong>Laser</strong>-Material-Wechselwirkung mit ultrakurzen Pulsen verursachte explosionsartige Materialaustrieb<br />
nur im Bereich des gezündeten Plasmas im Bereich unterhalb eines Millimeters liegt, wurde der<br />
Objektträger nah über der Probenoberfläche in drei verschiedenen Abständen positioniert. Die<br />
Untersuchung zur Verteilung von Abtragsprodukten erfolgten durch drei Abtragsversuche jeweils mit<br />
Mo- <strong>und</strong> P3F-Probe. Die mikroskopischen Aufnahmen der Partikelverteilung der beiden Proben in<br />
Abhängigkeit von dem Objektträgerabstand sind in Abb. 6A zusammengestellt.<br />
50 µm<br />
Abtragsprodukte von Mo-Probe Abtragsprodukte von P3-Folien<br />
50 µm<br />
Abstand H1 = 230 µm, B = 59,3 µm Abstand H1 = 100 µm, B = 67,3 µm<br />
Abstand H2 = 380 µm, B = 75,7 µm Abstand H2 = 190 µm, B = 73,8 µm<br />
Abstand H3 = 480 µm, B = 77,8 µm Abstand H3 = 340 µm, B = 80,9 µm<br />
<strong>Laser</strong>parameter: Pulsenergie = 8 µJ, Repetitionsrate 10 kHz,<br />
Verfahrgeschwindigkeit = 4 mm/s, Pulsüberlapp = 98 %, Pulsabstand = 0,4 µm<br />
Abb. 6A: Partikelverteilung in Abhängigkeit von dem Objektträgerabstand H zur Probeoberfläche, Vergleich zwischen<br />
der (reinen) Mo-Probe <strong>und</strong> der Multischicht P3F-Proben<br />
Alle Versuche erfolgten durch Linienabtrag bei 8 µJ Pulsenergie, 10 kHz Repetitionsrate <strong>und</strong> 98 %<br />
Pulsüberlapp, entsprechend einer Verfahrgeschwindigkeit von 4 mm/s.<br />
Wie bereits im Kapitel 3.1 beschrieben, wrd aufgr<strong>und</strong> der <strong>Laser</strong>-Material-Wechselwirkung mittels<br />
Ultrakurzpulslaser an der abgetragenen Stelle ein Plasma erzeugt. Dabei werden die in der Probe<br />
enthaltenen Partikel bzw. Teilchen aus der Probenoberfläche, wegen dem in der Absorberschicht<br />
entstehenden Druck, in Richtung des <strong>Laser</strong>strahls herausgeschleudert. Die dabei entstehenden<br />
Abtragsprodukte werden mit Hilfe des eingesetzten Objektträgers aufgefangen. Beim Abtrag mit hohem<br />
Überlapp von 98 % werden die bereits auf dem Objektträger aufgefangenen Abtragsprodukte wieder<br />
durch die nachfolgenden <strong>Laser</strong>pulse zum großen Teil abgetragen. Infolgedessen entstehen auch<br />
Abtragsspuren auf den Objektträger (Siehe Abb. 6A). Aufgr<strong>und</strong> der Zunahme des<br />
<strong>Laser</strong>strahldurchmessers mit wachsendem Abstand vom Fokus, nimmt auch die Breite der<br />
Abtragsspuren auf den Objektträgern mit wachsendem Abstand zur Probenoberfläche zu. Neben den<br />
Abtragsspuren auf den Objektträgern sind aber ebenfalls Partikel zu sehen. Die Breite der Partikel liegt
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 41<br />
bei ca. 2 bis 7 µm. Die maximale Spurbreite auf dem Objektträger der Mo-Probe wird bei 500 µm<br />
Objektträgerabstand einen Wert von ca. 78 µm gemessen. Weiterhin wurden durch Versuche mit der<br />
Mo-Probe festgestellt, dass bei einem Objektträgerabstand > 500 µm keine erkennbare Abtragsspur<br />
mehr beobachtet wird. Ebenfalls nimmt die Menge beobachtbarer Abtragsprodukte bei einem<br />
Objektträgerabstand > 500 µm stark ab. Zu beachten ist, dass das Mikroskop aufgr<strong>und</strong> der begrenzten<br />
Auflösung die Abtragsprodukte im Sub-Mikrometerbereich nicht erfassen kann.<br />
Um quantitative Ergebnisse über die Verteilung der Abtragsprodukte zu erhalten, wurde eine EDX-<br />
Analyse durchgeführt. Die Objektträger, die jeweils mit H1 = 230 µm <strong>und</strong> H3 = 480 µm Abstand über<br />
der Mo-Probe positioniert wurden, sind durch die EDX- Mappingmethode untersucht worden. Die<br />
Ergebnisse werden in Abb. 6B aufgezeigt.<br />
Abstand H1 = 230 µm (Mo) Abstand H3 = 480 µm (Mo)<br />
Abb. 6B: EDX-Mapping der Verteilung der Abtragsprodukte von der Mo-Probe auf den Objektträger.<br />
<strong>Laser</strong>parameter: 532 nm <strong>und</strong> 7 ps, Pulsenergie = 8 µJ, Repetitionsrate = 10 kHz, Pulsabstand = 0,4 µm,<br />
Verfahrgeschwindigkeit = 4 mm/s, Pulsüberlapp = 98 %<br />
Links: Partikelverteilung von Molybdän im Abstand H1 = 230 µm.<br />
Rechts: Partikelverteilung von Molybdän im Abstand H3 = 480 µm.<br />
Die Molybdän-Partikel sind in Magenta farbkodiert.<br />
Da es sich im Fall der Mo-Probe um eine einzelne Dünnschicht handelt, kann man anhand der EDX-<br />
Analyse eindeutige Ergebnisse erhalten. Das Element Mo wird durch Magenta im Programm<br />
gekennzeichnet. Das EDX-Mapping auf der linken Seite der Abbildung zeigt den Verteilungszustand der<br />
Abtragspartikel von der Mo-Probe auf dem Objektträger, der auf einer Höhe von 230 µm über der Probe<br />
positioniert war. Auf der rechten Aufnahme ist der Verteilungszustand im Abstand von 480 µm zu<br />
sehen. Anhand der Ergebnisse beider Mappings lässt sich feststellen, dass die abgetragenen Mo-<br />
Partikel statistisch verteilt sind.<br />
Um aussagekräftige Informationen über die chemische Zusammensetzung der in der Untersuchung<br />
verwendeten CIGS-Solarzellenproben zu ermitteln, wurden die aufgefangenen Abtragsprodukte nach<br />
der <strong>Laser</strong>bearbeitung der P3F-Probe mittels der EDX-Oberflächenanalyse untersucht. In Abb. 6C sind<br />
die Mikroskop-Aufnahme des abgetragenen Kanals (links) <strong>und</strong> die der über diesem Abtragskanal auf<br />
dem Objektträger aufgefangenen Abtragsprodukte (rechts) dargestellt. Der Objektträger wird im<br />
Abstand von 340 µm über der Probe positioniert. Im vorliegenden Fall wird eine P3F-Probe mit einer<br />
Pulsenergie von 8 µJ bis zur Mo-Schicht abgetragen. Zu beobachten ist, dass beim Abtrag - trotz des<br />
TopHat-Profils (THK-30) - in Kanalmitte eine Rissbildung entsteht. Dies könnte einerseits auf eine<br />
Inhomogenität der jeweiligen Dünnschicht der Probe, andererseits auf ein schräg einjustiertes TopHat-<br />
Profils zurückzuführen sein. In der Mikroskop-Aufnahme zur Verteilung der Abtragsprodukte auf dem<br />
Objektträger sind die goldfarbenen Teilchen über der Abtragsspur zu erkennen. Die genaue chemische
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 42<br />
Zusammensetzung dieser Abtragsprodukte wird anhand der EDX-Mapping-Analyse in Abb. 6F, auf der<br />
folgenden Seite, dargestellt.<br />
Abtragskanal der P3F-Probe Abtragsprodukte der P3F-Probe auf OT<br />
Abb. 6C: Abtragskanal <strong>und</strong> zugehörige Abtragsprodukte auf dem Objektträger (P3F-Probe)<br />
<strong>Laser</strong>parameter: Abstrand H = 340 µm, Pulsabstand = 0,4 µm, Verfahrgeschwindigkeit = 4 mm/s, Pulsenergie = 8 µJ<br />
In Abb. 6D sind die EDX-Mappings der einzelnen Elemente sowie ein Mapping mit allen Elementen<br />
addiert wiedergegeben. Jedes chemische Element ist durch eine ihm zugeordnete Farbe dargestellt.<br />
Anhand des in Abb. 6D gezeigten Abtragskanals, sind die Elemente der Probe aus den TCO- (Zn),<br />
(Cd), CIGS- (Cu, In, Ga, Se) <strong>und</strong> Mo-Schichten als Abtragsprodukte auf dem Objektträger zu finden.<br />
Das Mapping der einzelnen Elemente weist eine statistische Elementverteilung der Abtragsprodukte<br />
auf. In <strong>und</strong> Mo benetzen praktisch die gesamte Region in der Mapping Analyse, so dass man eine<br />
Beschichtung aus der Dampfphase vermuten kann. Die Elemente Cd, Cu, Ga <strong>und</strong> Se liegen eher als<br />
Cluster (Nanopartikel?) mehr oder wenige gleichmäßig verteilt auf dem Auffang-Glasträger.<br />
Bemerkenswert ist das Mapping mit dem einzelnen Element Zn aus dem Zinkoxid aus der TCO-Schicht<br />
der Probe. Offensichtlich können die großen „Bruchstücke“ auf dem Auffang-Glasträger der TCO-<br />
Schicht zugeordnet werden, auch wenn diese nachträglich durch die Beschichtung der anderen<br />
Elemente wie Mo oder In überlagert werden. Diese Ergebnis bestätigt die bereits aufgestellte<br />
Vermutung, dass der Abtrag dieser transparenten Habeliterschicht bei dieser Wellenlänge nicht durch<br />
Verdampfung, sondern durch ein den <strong>Laser</strong> induzierten Abtrag in der darunterliegenden CIGS-Schicht<br />
erfolgt.<br />
Um die nach dem Abtrag der Probe von dem Objektträger aufgefangenen Partikel zu analysieren, wird<br />
eine weitergehende EDX-Spektren-Analyse durchgeführt. Zu beachten ist, dass die chemischen<br />
Elemente in dem Objektträger ebenso durch die Spektren-Analyse ermittelt wurden. Aus diesem Gr<strong>und</strong><br />
wird zunächst mit einem gereinigten Objektträger eine EDX-Spektren-Analyse durchgeführt. Der<br />
Objektträger gehört zu der Gruppe der Natron-Kalk-Gläser. Um die Energieabweichungen der Elemente<br />
in der Messung zu unterdrücken, wird eine Anregungsenergie von 10 kV verwendet. Tabelle 6A zeigt<br />
die chemische Zusammensetzung der Probe. Die Werte werden in Atom -% eingegeben.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 43<br />
EDX-Mapping (Zn, Cd, Cu, In, Ga, Se, Mo) Zn<br />
Cd Cu<br />
In Ga<br />
Se Mo<br />
Abb. 6D: EDX-Mapping der Abtragsprodukte der P3F-Probe auf einem Objektträger<br />
<strong>Laser</strong>parameter: Abstand zwischen Probe <strong>und</strong> Objektträger = 340 µm, Pulsabstand = 0,4 µm, Verfahrgeschwindigkeit =<br />
4 mm/s, Pulsenergie = 8 µJ<br />
Element Si O Na Ca Mg Al K<br />
Atom -% 31,93 50,79 10,78 2,84 2,52 0,69 0,46<br />
Tabelle 6A: Ergebnisse der EDX-Spektren-Analyse des verwendeten Objektträgers
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 44<br />
Das Vorgehen der EDX-Spektren-Analyse an den Objektträgern nach dem <strong>Laser</strong>abtrag der P3F-Probe<br />
ist in Abb. 6E dargestellt. Um die chemischen Elemente in den Abtragsprodukten der P3F-Probe zu<br />
identifizieren, wurden EDX-Punktmessung durchgeführt. In Abb. 6H sind die drei analysierten Stellen<br />
mit 10.000x Vergrößerung in der REM-Aufnahme zu erkennen. Der Messpunkt P1 liegt auf einem<br />
typischen großen Teilchen <strong>und</strong> wird durch rote Farbe hervorgehoben. Der blau markierte Messpunkt P2<br />
liegt auf einem relativ kleinen Partikel <strong>und</strong> der Messpunkt P3 liegt auf der Oberfläche des Objektträgers.<br />
Die Ergebnisse der EDX-Punktmessungen sind jeweils in Abb. 6F-H dargestellt.<br />
Abb. 6E: EDX-Punktmessung an drei Punkten auf dem Objektträger<br />
Abb. 6F: EDX-Spektren des Messpunktes P1 (Rot) in Abb. 6G. Abstand H3 = 340 µm, Objektträger über der P3F-Probe.<br />
Chemische Elemente der Abtragsprodukte aus der P3F-Probe: Zn, O, In, Se, Mo
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 45<br />
Abb. 6G: EDX-Spektren des Messpunktes P2 (Blau) in Abb. 6G. Abstand H3 = 340 µm, Objektträger über der P3F-<br />
Probe. Chemische Elemente der Abtragsprodukte aus der P3F-Probe: Zn, O, Cu, In, Se, Mo<br />
Abb. 6H: EDX-Spektren des Messpunktes P3 (Grün) in Abb. 6G. Abstand H3 = 340 µm, Objektträger über der P3F-<br />
Probe. Chemische Elemente der Abtragsprodukte aus der P3F-Probe: Zn, O, Cu, In, Se, Mo<br />
Chemische Elemente der Abtragsprodukte im jeweiligen Messpunkt der P3F-Probe<br />
Messpunkt P1 Zn, O, In, Se, Mo<br />
Messpunkt P2 Zn, O, Cd, In, Se, Mo<br />
Messpunkt P3 Zn, O, Cu, In, Se, Mo<br />
Chemische Elemente aus Objektträger bzw. Beschichtungsmaterial<br />
Messpunkt Allg. Si, O, Na, Mg, C<br />
Tabelle 6B: Ergebnisse der EDX-Spektren aus den Messpunkten in Abb. 6H<br />
Die ermittelten chemischen Zusammensetzungen der Abtragsprodukte aus den jeweiligen Messpunkten<br />
sind in Tabelle 6B zusammengefasst. Da die Probe bei der EDX- Messung leitfähig sein muss, wurde<br />
sie vor der Messung für kurze Zeit im Vakuum mit Kohlenstoff (C) bedampft. Daher ist das Element C in<br />
allen Messpunkten zu finden.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 46<br />
Die Ergebnisse der EDX-Spektren zeigen, dass das Element Zn nicht nur auf den größten Teilchen zu<br />
finden ist, sondern auch auf der Gr<strong>und</strong>fläche des Objektträgers. Ursache hierfür ist eine wenige<br />
Nanometer dicke i-ZnO Pulverschicht, die in der P3F-Probe zwischen CIGS <strong>und</strong> ZnO zu finden ist.<br />
Die Menge an Klein- <strong>und</strong> Kleinstpartikeln zeigt, dass eine Maßnahme wie zum Beispiel der Einsatz<br />
einer Absaugvorrichtung zum Schutz vor ges<strong>und</strong>heitsschädlichen Stoffen während des<br />
Abtragsprozesses notwendig ist.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 47<br />
7. Industrielle Umsetzungsstrategie<br />
7.1 Herstellung <strong>und</strong> Validierung von Isolationskanälen<br />
Im Abschnitt 4.7 sind die wichtigsten Erkenntnisse aus den Voruntersuchungen zur Variation der<br />
Prozessparameter zusammen gefasst. Mit neuen Proben P2G <strong>und</strong> P3G der Firma Soltecture wurden<br />
zur Herstellung der Isolationskanäle das THK50 (Fa. LIMO) mit dem speziell hierfür abgestimmten<br />
Scannersystem (Scanlab) eingesetzt. Im Prinzip wurde der Aufbau aus den Voruntersuchungen wieder<br />
in Betrieb genommen <strong>und</strong> die Untersuchung zur Umsetzungsstrategie konzentrierten sich bei dem<br />
Einsatz der grünen Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>pulse auf folgendes Parameterfenster: Pulsenergie zwischen 3<br />
<strong>und</strong> 5 µJ, Wiederholrate 200 <strong>und</strong> 400 kHz, Scannergeschwindigkeit von 0,5 bis 5 m/s, Zyklenanzahl<br />
von 1 bis 10.<br />
Die Mikroskop-Aufnahmen in Abb. 7A repräsentieren einige typische Ergebnisse der nach dem<br />
Verfahren des direkten <strong>Laser</strong>abtrags hergestellten Isolationskanäle für die Dünnschicht-Proben auf<br />
einem Glasträger bei einer <strong>Laser</strong> Wiederholrate von 400 kHz. Bei dem P3-Prozess – Isolationskanal in<br />
der transparenten Halbleiterschicht - ist zu unterscheiden zwischen dem Abtrag bis zum CIGS bzw.<br />
hinunter bis zur Mo-Schicht, beide Umsetzungsvarianten sind für die Herstellung der Dünnschicht-<br />
Solarmodule interessant.<br />
Abb: 7A: Mikroskop-Aufnahmen der Isolationskanäle von P2 <strong>und</strong> P3 an den P2G <strong>und</strong> P3G Proben nach der<br />
<strong>Laser</strong>bearbeitung bei 532 nm <strong>und</strong> 7 ps<br />
In der Abb. 7A oben, P2-Prozess an der P2G Probe, ist ein präziser Abtrag der CIGS-Schicht bis zur<br />
Mo-Schicht erkennbar. Dieses Ergebnis ist bei konstantem Arbeitsabstand zwischen Optik <strong>und</strong><br />
Werkstück reproduzierbar. Allerdings sind einzelne „CIGS-Inseln“ in dem Isolationskanal identifizierbar,<br />
die vermutlich ihren Ursprung einer Vorprägung bzw. Inhomogenität bei der Herstellung dieser
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 48<br />
Halbleiterschichten besitzen. Die CIGS-Schicht zeigt außerdem einen modifizierten Randbereich von<br />
ca. 10 µm auf jeder Seite des Isolationskanals, trotz der Bearbeitung mit 3 Zyklen bei einer reduzierten<br />
Puls-zu-Puls-Überlappung. Die Wärmeeinflusszone an den Rändern des Kanals konnte auch mit Top-<br />
Hat Profil beim direkten Abtrag mit Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>pulsen bei 532 nm nicht deutlich unter 10 µm<br />
reduziert werden. Gleiches gilt auch für die Bearbeitungsergebnisse des P3 Prozess an der P3G-Probe.<br />
Die Prozessparameter <strong>und</strong> das Bearbeitungsergebnis für den P3 Prozess für die Option „Abtrag bis zur<br />
Mo-Schicht“ sind vergleichbar mit dem P2-Prozess, auch wenn etwas mehr Pulsenergie eingesetzt<br />
wurde. Der P3-Prozess nur bis auf die CIGS-Schicht ist effektiver, denn hier können die<br />
Isolationskanäle mit geringerer <strong>Laser</strong> Pulsenergie <strong>und</strong> deutlich höherer Geschwindigkeit generiert<br />
werden.<br />
Hell- <strong>und</strong> Dunkelstrommessungen mit Unterstützung der Fa. Soltecture wurden durchgeführt, um die mit<br />
der Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>technologie bei 532 nm erzeugten Isolationskanäle hinsichtlich der Strom-<br />
Spannungs-Kenndaten zu charakterisieren <strong>und</strong> mit den Daten aus der kommerziell zu Fertigung<br />
verwendeten Nadelritzung zu vergleichen. Die Diagramme in Abb. 7B dokumentieren das Ergebnis<br />
exemplarisch an den P3G-Proben Nr. 5-14 <strong>und</strong> 10-15 für den P3-Prozess bis zur CIGS-Schicht (siehe<br />
Abb. 7A unten links).<br />
Strom in A<br />
0.08<br />
0.06<br />
0.04<br />
0.02<br />
0.00<br />
-0.02<br />
-0.04<br />
-0.06<br />
Probe 5-14<br />
Probe 5-14 Hell-Dunkelkennlinien<br />
Dunkelkennlinie<br />
Hellkennlinie<br />
-1 0 1 2 3 4<br />
Spannung in V<br />
Strom in A<br />
0.08<br />
0.06<br />
0.04<br />
0.02<br />
0.00<br />
-0.02<br />
-0.04<br />
-0.06<br />
Probe 10-15<br />
Probe 10-15 Hell-Dunkelkennlinien<br />
Dunkelkennlinie<br />
Hellkennlinie<br />
-1 0 1 2 3 4<br />
Spannung in V<br />
Abb: 7B: Strom-Spannungskennlinien aus den Hell- <strong>und</strong> Dunkelstrommessungen von Isolationskanälen (P3 Prozess bis<br />
zum CIGS) in einer Auswahl bearbeiteter P3G Proben<br />
Die aus den Hell- <strong>und</strong> Dunkelstrommessungen ermittelten Strom-Spannungs-Kenndaten, z.B. der<br />
Füllfaktor, sind für den P3-Prozess bis CIGS <strong>und</strong> bis hinunter zum Mo an je zwei Beispielproben<br />
zusammen gestellt. Die Kenndaten für die P3G-Proben Nr. 5-14 <strong>und</strong> 10-15 können im Vergleich zur<br />
konventionellen Bearbeitung als sehr geeignet bewertet werden, denn die Füllfaktoren liegen im Bereich<br />
über 67% für den P3-Prozess bis CIGS. Das reproduzierbar gute Bearbeitungsergebnis ist zunächst<br />
eine Überraschung, denn auf Gr<strong>und</strong>lage der Vorabbewertung mittels optischer Mikroskopie <strong>und</strong> REM<br />
war das nicht unbedingt erwartet worden. Die Ränder der Isolationskanten von der transparenten<br />
Halbleiterschicht sehen recht zerfranst aus. Im Gegensatz hierzu stehen die Kenndaten im P3-Prozess<br />
für einen selektiven Abtrag bis zur Mo-Schicht (P3G Proben 4-14 <strong>und</strong> 7-15): die Ergebnisse sind kaum<br />
reproduzierbar <strong>und</strong> auch die Füllfaktoren erreichen nicht das erforderliche Niveau. Ähnliches wird für<br />
den P2-Prozess beobachtet, bei dem die CIGS-Schicht in jedem Fall bis zur Mo-Schicht abgetragen<br />
werden muss. Eine Korrelation zwischen den Strom-Spannungs-Kenndaten beim CIGS-Abtrag (mit<br />
Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>pulsen bei 532 nm) <strong>und</strong> einer subjektiven Vorabbewertung aus der<br />
Oberflächenanalyse mittels optischer Mikroskopie oder REM konnte nicht festgestellt werden, d.h. eine<br />
„auf den ersten Blick“ gutes Bearbeitungsergebnis lieferte teilweise sehr schlechte Füllfaktoren.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 49<br />
P3 bis CIGS P3 bis Mo<br />
Probe_5-14 Probe 10-15 Probe 4-14 Probe 7-15<br />
Leerlaufsp. Modul Voc [V] 3,021 3,040 2,630 2,988<br />
Leerlaufsp. Zelle Voc [mV] 604,2 608,0 525,9 597,5<br />
Kurzschlussstrom Isc [A] 5,53E-02 5,20E-02 4,28E-02 5,08E-02<br />
max. Leistung Pmpp [W] 1,12E-01 1,08E-01 3,26E-02 8,66E-02<br />
Füllfaktor FF [%] 67,24 68,35 28,99 57,04<br />
Tabelle 7A: Strom-Spannungs-Kenndaten von ausgewählten Proben nach der <strong>Laser</strong> Herstellung von Isolationskanten<br />
7.2 Interpretation <strong>und</strong> Ausblick<br />
Die Abb. 2A (a) in Kap. 2 beschreibt den in diesem Vorhaben verfolgten Lösungsansatz für einen <strong>Laser</strong><br />
induzierten, selektiven Abtrag dünner Funktionsschichten am Beispiel einer ca. 1,8 µm starken CIS-<br />
bzw. CIGS-Schicht auf der ca. 0,5 bis 1,0 µm Molybdän-Kontaktschicht. Gr<strong>und</strong>sätzlich wurde im<br />
Vorhaben der Ansatz verfolgt, die obere CIGS-Schicht (P2 Prozess) bzw. ITO/ZnO-Schicht (P3<br />
Prozess) möglichst schonend <strong>und</strong> präzise bis zur unteren Kontakt-Schicht (Mo) abzutragen. Um die<br />
Selektivität zur Gewährleisten, wurde die Einzelpulsenergie der Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>pulse bei 532 nm<br />
so eingestellt, dass die Abtragsraten pro <strong>Laser</strong>pulse bei ca. 40 nm liegen. Zudem wurde der Puls-zu-<br />
Puls-Überlapp so gewählt, dass die thermische Belastung möglichst minimiert ist. Auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />
der Analysen mittels optischen Mikroskop <strong>und</strong> REM/EDX konnte so ein Parameterfeld identifiziert<br />
werden, bei dem über diesen Ansatz ein selektiver Abtrag von CIGS auf der Mo-Schicht tatsächlich<br />
umsetzbar erscheint. Allerdings belegen die Hell- <strong>und</strong> Dunkelfeldmessungen, dass ein Pikosek<strong>und</strong>en-<br />
<strong>Laser</strong>abtrag von CIGS bei einer Wellenlänge von 532 nm (also für den P2-Prozess) keine<br />
reproduzierbaren Ergebnisse liefert. Ein „stufenweiser“ Abtrag der CIGS-Schicht, wie in Abb. 7C (oben<br />
links) skizziert, ist somit eher ungeeignet, um die Nadelritzung zu ersetzen.<br />
Überraschenderweise zeigten dagegen die Hell- <strong>und</strong> Dunkelfeldmessungen für die Isolationskanäle in<br />
der ITO- bzw. ZnO-Schicht (P3 Prozess) unter Einsatz der grünen Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>pulse erstaunlich<br />
gute <strong>und</strong> reproduzierbare Ergebnisse. Allerdings nur für den Fall, bei dem der Abtrag auf die<br />
transparente Halbleiterschicht limitiert bleibt <strong>und</strong> die darunter liegende CIGS-Schicht auf der Mo-Schicht<br />
verbleibt. Wenn im P3-Prozess durch die Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>strahlung bei 532 nm der Abtrag bis zur<br />
Mo-Schicht fortgesetzt wird, sind die Ergebnisse für die Modulherstellung (im Vergleich zur<br />
Nadelritzung) wieder weniger brauchbar.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 50<br />
Abb. 7C: Einfluss der Wellenlänge auf den P2-Prozess: Abtrag von CIGS auf Mo: Ultrakurze <strong>Laser</strong>pulse mit 532 nm<br />
werden an der Oberfläche der CIGS-Schicht absorbiert <strong>und</strong> erzeugen dort Materialabtrag. Bei 1064 nm Wellenlänge findet<br />
starke Absorption erst an der Oberfläche der Molybden-Schicht statt. Dadurch entsteht eine Gasblase, die zur Aufwölbung<br />
<strong>und</strong> Abplatzung der CIGS-Schicht führt<br />
Das Ergebnis dieses Vorhabens zu den Plasma-Untersuchungen (Kap. 5) <strong>und</strong> der Abtragsprodukte<br />
(Kap. 6) zeigt auf, dass sich der Materialabtrag zwischen CIGS (P2-Prozess) <strong>und</strong> der transparenten<br />
Halbleiterschichten ITO bzw. ZnO deutlich unterscheidet. Ein Plasma aus der ITO bzw. ZnO-Schicht<br />
konnte im Gegensatz zum CIGS (Indium-Linien) nicht registriert werden. Auch die Bruchstücke der ITO<br />
bzw. ZnO-Schicht bei den aufgefangen Abtragsprodukte unterstreichen die Vermutung, dass die<br />
transparenten Halbleiterschichten mit den grünen Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>pulsen nach einer „anderen<br />
Methode“ von der CIGS-Schicht entfernt wurden, als das CIGS von der Mo-Schicht. Kürzlich<br />
veröffentlichte Ergebnisse zum selektiven <strong>Laser</strong>abtrag von ähnlichen Funktionsschichten [17-22]<br />
unterstützen die folgende Interpretationsrichtung.<br />
Bei der Wellenlänge von 532 nm ist die Transmission der ITO bzw. ZnO-Schicht deutlich größer, d.h.<br />
die Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>pulse werden eher an der Grenzschicht zur CIGS absorbiert, wie dies in der<br />
Abb. 7D (oben links) skizziert ist. Ein Wärmeeintrag erfolgt jetzt an einer Grenzschicht zwischen der<br />
transparenten Halbleiterschicht <strong>und</strong> dem CIGS. Material wird verdampft, kann aber zunächst nicht<br />
entweichen. Das verdampfte Material ist praktisch eingeschlossen <strong>und</strong> es bildet sich eine Gasblase aus,<br />
bei der sich nun die obere dünne Schicht aufwölbt. Ist der Druck dieser Gasblase groß genug, platzt die<br />
obere Schicht regelrecht explosionsartig auf <strong>und</strong> die Bruchstücke dieser aufgeplatzten Schicht<br />
entfernen sich von der Probe. Die Bruchstücke selbst liefern kein Plasmasignal <strong>und</strong> der Randbereich<br />
der so hergestellten Isolationskante erscheint unregelmäßig <strong>und</strong> zerfranst, im Vergleich zum „direkten“<br />
Abtrag der CIGS-Schicht im P2-Prozess bei 532 nm. Trotz der auf dem ersten Blick schlechteren<br />
Präzision der Isolationskanten, da es ja eher um einen eruptionsartigen Mikroabtrag handelt, liefert<br />
dieser Ansatz die wesentliche Gr<strong>und</strong>lage für eine zukünftige industrielle Umsetzung der<br />
Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>technologie bei 532 nm. Hauptgr<strong>und</strong> hierfür ist die Minimierung einer<br />
Wärmeeinflusszone im Isolationskanal, da der Wärmeeintrag eher an der unteren Schicht erfolgt ist.<br />
Das „Abreisen“ der Schicht ähnelt den Ergebnissen der kommerziellen Nadelrítzung, allerdings mit einer<br />
im direkten Vergleich deutlich verbesserten Präzision. Dieser Prozess erscheint auch deutlich<br />
effizienter, als bei dem „direkten“ Materialabtrag, wo das gesamte in Frage stehende Volumen
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 51<br />
verdampft werden muss. Für das „Abreißen“ <strong>und</strong> „Abheben“ des geforderten Materialvolumens ist<br />
weniger <strong>Laser</strong>energie erforderlich, wie dies aus anderen Anwendungen bereits erkannt wird [19-21].<br />
Abb. 7D: Einfluss der Wellenlänge auf den P3-Prozess: Abtrag von ZnO von CIGS, bzw. Abtrag von ZnO <strong>und</strong> CIGS von<br />
Mo: Mit einer Wellenlänge von 1064 nm kann ein scharf begrenzter Kanal erzeugt werden<br />
Kürzlich bekannte gewordene Ergebnisse zeigen auf, dass die Herstellung von Isolationskanälen in der<br />
CIGS-Schicht bei der Wellenlänge von 1064 nm eher geeignet ist [19,20]. Das erscheint auf den ersten<br />
Blick überraschend, denn CIGS absorbiert im IR das Licht schlechter als bei 532 nm, siehe auch Skizze<br />
in Abb. 7C. Die Erklärung ist aber hier analog wie oben für den P3-Prozess: der Wärmeeintrag erfolgt<br />
nun bei 1064 nm an der Grenzfläche zu der darunter liegenden Mo-Schicht. Die entstehende<br />
Gasblase drückt die CIGS-Schicht explosionsartig von der Mo-Schicht weg. Obwohl nun auch hier die<br />
Isolationsränder unregelmäßig <strong>und</strong> zerfranst erscheinen, ist der Einfluss einer Wärmeeinflusszone<br />
anscheinend geringer, als bei dem Lösungsansatz des „direkten“ <strong>Laser</strong>abtrags.<br />
Neben der richtigen Wahl der Wellenlänge, um bevorzugt die <strong>Laser</strong>energie in die darunter liegende<br />
Grenzschicht einkoppeln zu können, ist die ursprüngliche Eingrenzung der Pulsdauer auf wenige<br />
Pikosek<strong>und</strong>en bei dieser Abtragsmethode weniger eindeutig. In [20] wird ein erfolgreicher<br />
Lösungsansatz für den P2-Prozess bei CIGS unter Einsatz eines Faserlasers beschrieben, der bei einer<br />
Wellenlänge von 1064 nm <strong>und</strong> einer relativ langen Pulsdauer von ca. 1,5 ns arbeitet. In anderen<br />
Studien wird dagegen bei diesem Ansatz des eruptiven Abtrags der Vorteil der ultrakurzen<br />
Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>pulse hervorgehoben [21].<br />
Eine erfolgreiche Umsetzung des P3-Prozesses, also die Herstellung eines Isolationskanals in der<br />
transparenten Halbleiterschicht ITO- bzw. ZnO ist bisher nur für Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>pulse bei 532 nm<br />
bekannt. Dieses wichtige Ergebnis ist kürzlich im Sommer 2012 - unabhängig von diesem Vorhaben -<br />
durch eine andere Studie bestätigt wurden [18].
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 52<br />
Tab. 7B fasst die wichtigsten Empfehlungen für eine potentielle industrielle Umsetzung unter Einsatz<br />
der Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>technologie zusammen, auf der Gr<strong>und</strong>lage der Erkenntnisse aus diesem<br />
Vorhaben <strong>und</strong> jüngsten Veröffentlichungen [17-22].<br />
P2-Prozess (CIGS) P3-Prozess (ITO / ZnO)<br />
Wellenlänge 1064 nm 532 nm<br />
Pulsdauer 10 ps 7 ps<br />
Geeignetes Strahlprofil Top-Hat Top-Hat<br />
Einzelpulsenergie (auf ca. 50 x 50 µm 2 ) < 10 µJ < 5 µJ<br />
Wiederholrate 2 MHz (bei 20 W) 2 MHz (bei 10 W)<br />
Mittlere Schreibgeschwindigkeit (2 MHz) 2 m/s 5 m/s<br />
Tabelle 7B: Vorschlag zu einer zukünftigen Umsetzung der <strong>Laser</strong>-basierten Fertigung von Isolationskanälen in der CIGS<br />
Dünnschicht-Photovoltaik
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 53<br />
7.3 Transfer durch Vorträge <strong>und</strong> Veröffentlichen<br />
Durch folgende Vorträge <strong>und</strong> Messeauftritte wurden bis Dezember 2012 im Rahmen nationaler <strong>und</strong><br />
internationaler Fachtagungen die Vorhabensergebnisse zum selektiven <strong>Laser</strong>abtrag dünner Schichten<br />
für die Photovoltaik der breiten Öffentlichkeit vorgestellt.<br />
1. Vorstellung des Vorhabens am Messestand (Flyer) der LMTB während der „<strong>Laser</strong> <strong>und</strong> Optik Berlin<br />
(LOB)“ 03.2010 in Berlin<br />
2. Vorstellung des Vorhabens (Vortag) während der internationalen Fachtagung „<strong>Laser</strong> in Production<br />
and Manufacturing (LPM)“ 06.2010 in Stuttgart<br />
3. Vorstellung des Vorhabens (Flyer) am Messestand der LMTB während der µLEF, 02.2011 in Fürth<br />
4. Vorstellung der Vorhabensergebnisse (Flyer) am eigenen Messestand während der „World of<br />
Photonics“ 05.2011 in München<br />
5. Vorstellung der Vorhabensergebnisse (Vortrag) während der internationalen Fachtagung „<strong>Laser</strong>s in<br />
Manufacturing der WLT (LIM)“ 05.2011 in München<br />
6. Vorstellung der Vorhabensergebnisse (Poster) während der internationalen Fachtagung „Euro-<br />
Mediterranean Symposium on <strong>Laser</strong>-Induced Breakdown Spectrosproscopy“ 09.2011 in IZMIR,<br />
Türkei<br />
7. Vorstellung der Vorhabensergebnisse (Vortrag <strong>und</strong> Veröffentlichung) während der internationalen<br />
Fachtagung „International Congress on Applications of <strong>Laser</strong>s & Electro–Optics (ICALEO) 10.2011<br />
in Orlando, USA<br />
8. Vorstellung des Vorhabens (Flyer) am Messestand der LMTB während der µLEF, 02.2012 in Fürth<br />
9. Vorstellung der Vorhabensergebnisse (Flyer) am Messestand der LMTB während der „<strong>Laser</strong> <strong>und</strong><br />
Optik Berlin (LOB)“ 03.2012 in Berlin<br />
10. Vorstellung der Vorhabensergebnisse (Vortrag) während der internationalen Fachtagung „Thin-Film<br />
Industry Forum“ 04.2012 in Berlin<br />
11. Vorstellung der Vorhabensergebnisse (Vortrag <strong>und</strong> Poster) während der International School on<br />
<strong>Laser</strong>s in materials science (organized by Politecnico di Milano) 06.2012, in Venedig, Italien<br />
12. Vorstellung der Vorhabensergebnisse (Vortrag) während der International Summer School on<br />
Trends and new Developments in <strong>Laser</strong> Technology (TU Dresden and Fraunhofer IWS), 08.2012 in<br />
Dresden<br />
13. Vorstellung der Vorhabensergebnisse (Vortrag) während der internationalen Fachtagung „LIBS“, in<br />
Luxor, Ägypten, 09.2012<br />
14. Vorstellung der Vorhabensergebnisse (Vortrag) während der internationalen Fachtagung<br />
International Symposium on Optomechatronic <strong>Technologie</strong>s (ISOT) 10.2012 in Paris<br />
15. Vorstellung der Vorhabensergebnisse (Vortrag) während der internationalen Fachtagung „7th<br />
International Photonics Conference LANE“ 11.2012 in Fürth
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 54<br />
16. Vorstellung der Vorhabensergebnisse (Poster <strong>und</strong> Flyer) während der F.O.M.<br />
Mitgliederversammlung (<strong>und</strong> Gästen) 11.2012 in Berlin<br />
Im Rahmen des IGF Vorhabens konnte eine Bachelor- <strong>und</strong> eine Diplomarbeit erfolgreich abgeschlossen<br />
werden, in einer laufenden Doktorarbeit werden Teilaspekte aus dem Vorhaben behandelt:<br />
1. Untersuchungen zum selektiven <strong>Laser</strong>abtrag der dünnen Funktionsschichten Mo, CIS & ZnO<br />
für die Photovoltaik, Bachelor-Arbeit von Herrn Stefan Freudenberg aus der Fachhochschule<br />
Emden/Leer (02.2011)<br />
2. Abtragsuntersuchungen an dünnen Funktionsschichten der CIGS - Solarzellen mittels<br />
Ultrakurzpulslaser, Diplom-Arbeit von Herrn Yuan Gao aus der Technische Universität Berlin,<br />
(01.2012)<br />
Des Weiteren wird durch folgende Veröffentlichungen der Know-how Transfer dokumentiert:<br />
1. Plasma monitoring during laser material processing, Diego-Vallejo D, Ashkenasi D, Illing G,<br />
Eichler HJ, <strong>Laser</strong>s in Manufacturing WLT, May 23-26, 2011, Munich. Germany. Conf. Proc. on<br />
Physics Procedia 12 (2011) 407–413 (online).<br />
(http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S187538921100229X)<br />
2. <strong>Laser</strong>-induced plasma investigations during material processing Journal of <strong>Laser</strong><br />
Micro/Nanoengineering, 6(2); p. 146-150, Diego-Vallejo D, Schwagmeier M, Ashkenasi D, Illing<br />
G, Eichler HJ (2011) (online)<br />
(http://www.jlps.gr.jp/jlmn/upload/aba3fb2d24a2aed4192baacd26efffae.pdf)<br />
3. Selective ablation of CIS solar cells monitored by laser-induced breakdown spectroscopy and<br />
classification methods, David Diego-Vallejo, David Ashkenasi, Andreas Lemke, Hans Joachim<br />
Eichler. Spectrochimica Acta Part B: Atomic Spectroscopy (Special issue dedicated to the LIBS<br />
2012 Conference) submitted 2012<br />
4. Selektiver Abtrag dünner Schichten mit grüner Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>strahlung. Lemke A,<br />
Ashkenasi D, Eichler HJ, <strong>Laser</strong> Ausgabe 04.2013 (in Arbeit)
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 55<br />
7.4 Kooperation mit dem Industriekonsortium <strong>und</strong> anderen Firmen<br />
Die Vorstellung der Zwischenergebnisse (Meilensteine) erfolge bei den regelmäßigen Treffen des<br />
Industriekonsortiums am 12.02.2010, 15.09.2010, 09.03.2011 <strong>und</strong> 09.11.2011 in Berlin, Dortm<strong>und</strong> (bei<br />
der Fa. LIMO) <strong>und</strong> in Leipzig (bei der Fa. Solarion). Mit diesem Industriekosortium wurden in den<br />
mehrstündigen Treffen die von der LMTB zu untersuchenden Fragestellungen besprochen <strong>und</strong> die<br />
Ergebnisse diskutiert. Weitere Firmen (3D-Micromac, Compact <strong>Laser</strong> Solutions, Direct Industrial<br />
Photonics, Trumpf <strong>Laser</strong>, Innolight) haben Interesse an dem Projekt gezeigt <strong>und</strong> vereinzelt auch<br />
Proben, Beratung, Geräte <strong>und</strong> Messzeit zur Verfügung gestellt.<br />
Durch die enge Kooperation mit diesen Firmen sind die im Projekt erzielten Teilergebnisse direkt in<br />
deren Entwicklungsarbeiten <strong>und</strong> Produktion eingeflossen. Das Interesse an Nachfolgeprojekte zum<br />
selektiven <strong>Laser</strong>abtrag ist groß, auch wenn in den Deutschen Unternehmen der Dünnschicht-<br />
Photovoltaik zurzeit eine Konsolidierungsphase eingetreten ist. Hier gilt es, die Erkenntnisse in<br />
Produktentwicklungen aus ggf. anderen Branchen einfließen zu lassen, z.B. in der Display-<strong>Technologie</strong><br />
oder in der Entwicklung neuer Batterien auf Folien.<br />
Tendenziell wird eine Orientierung des selektiven <strong>Laser</strong>abtrags in der „Roll-to-Roll“ Fertigung gesehen,<br />
wo entweder dünne Glas- oder Kunststoff-Folien als Trägermaterial für dünne Funktionsschichten<br />
eingesetzt werden. Geeignete <strong>Laser</strong>systeme zum selektiven Dünnschichtabtrag lassen sich in solche<br />
Fertigungsvorrichtungen sehr gut integrieren. Ziel der weiteren Transfermaßnahmen ist die<br />
Adressierung von kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen, die im Apparatebau oder Export dieser „Roll-to-<br />
Roll“ Fertigung eine führende Rolle spielen. In diesem Rahmen sollen gemeinsam mit der Industrie<br />
kurzfristig wirtschaftlich-technisch relevante Fragestellungen für zukünftige Entwicklungsarbeiten<br />
identifiziert werden, die ggf. in einem Nachfolgeprojekt der Industriellen Gemeinschaftsforschung<br />
verfolgt werden.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 56<br />
8. Literatur<br />
1. H. Varel, D. Ashkenasi, A Rosenfeld, R. Herrmann, F. Noack, EEB. Campbell, <strong>Laser</strong>-induced<br />
damage in SiO2 and CaF2 with picosecond and femtosecond laser pulses, Appl. Phys. A 62,<br />
293-294 (1996)<br />
2. L. Jiang, H.-L. Tiang, Modelling of ultrashort pulse-train processing of metal films, Int. Journal of<br />
Heat and Mass Transfer 50, 3461-3470 (2007)<br />
3. S.-S. Wellershoff, J. Hohlfeld, J. Güdde, E. Matthias, The role of electron-phonon coupling in<br />
femtosecond laser damage of metals, Appl. Phys. A 69, 99-107 (1999)<br />
4. P. Hermann, M. Benfarah, S Bruneau, E Axente, G Coustillier, T. Itina, J-F. Guillemoles and P<br />
Alloncle, Comparative investigation of solar cell thin film processing using nanosecond and<br />
femtosecond lasers, J. Phys. D: Appl. Phys. 39, 453-460 (2006)<br />
5. D. von der Linde, K. Sokolowski-Tinten, The physical mechanisms of short-pulse laser ablation,<br />
Appl. Surface Sci. 154-155, 1-10 (2000), V. V. Temnow, K. Sokolowski-Tinten, P. Zhou, D. von<br />
der Linde, Ultrafast imaging interferometry at femtosecond laser excited surfaces, JOSA B, 29,<br />
9, 1954-1964 (2006)<br />
6. J. P. Colombier, P. Combis, F. Bonneau, R. Le Harzic, and E. Audouard, Hydrodynamic<br />
simulations of metal ablation by femtosecond laser irradiation Phys. Rev. B. 71,165406 (2005)<br />
7. A. Miotello, R. Kelly, <strong>Laser</strong>-induced phase explosion: new physical problems when a condensed<br />
phase approaches the thermodynamic critical temperature, Appl. Phys. A 69, S67-73 (1999)<br />
8. S. Noel, J. Hermann, T. Itania, Investigations of nanoparticles during femtosecond laser<br />
ablation of metals, Appl. Surface Sci. 253, 6310-6315 (2007)<br />
9. S. Yalcin, Y. Y. Tsui, R. Fedosejevs, Images of femtosecond laser plume expansions into<br />
backgro<strong>und</strong> air, Plasma Science IEEE, 33, Issue 2, 482-483 (2005)<br />
10. www.scanlab.de, Handbuch_hurrySCAN30<br />
11. Frank Eggert, Standardfreie Elektronenstrahl-Mikroanalyse, Book on Demand <strong>GmbH</strong>, ISBN 3-<br />
8334-2599-7<br />
12. S. Nakade, A.D. Compaan, I. Matulionis, Opt. Las. Eng. 34 (2000) 15<br />
13. Handbook of Chemistry and Physics, CRC Press, Boca Raton, 73 eme ed., 1993<br />
14. D. Craciun, V. Craciun, NATO ASI Ser. E Appl. Sci. 284 (1995) 67, 1999<br />
15. Amsler & Frey AG, Technisches Datenblatt 7.5.7, www.amsler-frey.ch, 2003<br />
16. I.B.Gornushkin, Identification of Solid Materials by Correlation Analysis Using a Microscopic<br />
<strong>Laser</strong>-Induced Plasma Spectrometer, Anal.Chem.1999, 71, 5157-5164, Florida 32611<br />
17. G. Raciukaitis, P. Gecys, M. Gedvilas, B. Voisat Structuring of functional thin films and surfaces<br />
with picosecond-pulsed lasers, Proc. of the SPIE Vol. 8243 (2012)<br />
18. A. Burn, V. Romano, M. Muralt, R. Witte, B. Frei, S. Bücheler, S. Nishiwaki, Selective Ablation<br />
of thin films in latest generation CIGS solar cells with picosecond pulses, Proc. of the SPIE Vol.<br />
8243 (2012)
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 57<br />
19. A. Buzas, Z. Geretovszky, Nanosecond laser-induced selective removal of the active layer of<br />
CuInGaSe2 solar cells by stress-assisted ablation, Phys. Rev. B85, 245304 (2012)<br />
20. M. Rekow, R. Murison, C. Dunsky, C. Dinkel, J. Pern, L. Mansfield, T. Panarello, and S.<br />
Nikumb, CIGS P1, P2, P3 Scribing Prozesses using a Pulse Programmable Industrial Fiber<br />
<strong>Laser</strong>, Presented at the 25th European PVSEC/WCPEC-5 Valencia, Spain September 6-10,<br />
2010 http://www.nrel.gov/docs/fy11osti/49411.pdf<br />
21. G. Heise, M. Domke, J. Konrad, S. Sarrach, J. Sotrop, H.P. Huber, <strong>Laser</strong> lift-off initiated by<br />
direct induced ablation of different metal thin films with ultra-short laser pulses, J. Phys. D: Appl.<br />
Phys. 45 (2012)<br />
22. G. Raciukaitis, S. Grubinskas, P. Gecys, M. Gedvilas, Selectiveness of laser processing due to<br />
energy coupling localization: case of thin film solar cells scribing. Appl. Phys. A, published<br />
online: 08 September 2012
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 1
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 2<br />
Inhalt<br />
0. Zusammenfassung 2<br />
1. Forschungsthema 3<br />
2. Ausgangssituation 3<br />
3. Experiment 7<br />
3.1 Aufbauten zum <strong>Laser</strong>abtrag<br />
3.2 Aufbau zur Bestimmung der Plasma-Emissionsspektren<br />
3.3 Aufbau zur Untersuchung der Abtragsprodukte<br />
3.4 Probenmaterial<br />
3.5 Voruntersuchungen<br />
4. Einfluss der Prozessparameter 19<br />
4.1 Einfluss der Pulsenergie (Modifikation <strong>und</strong> Abtrag)<br />
4.2 Einfluss des Strahlprofils (Gauß <strong>und</strong> Top-Hat)<br />
4.3 Einfluss der Wiederholrate (10 bis 400 kHz)<br />
4.4 Einfluss von 50 MHz Pulszügen<br />
4.5 Einfluss der Zyklen-Anzahl<br />
4.6 Einfluss des Trägermaterials<br />
4.7 Zusammenfassung<br />
5. Plasma-Emissionsspektren 34<br />
6. Abtragsprodukte 39<br />
7. Industrielle Umsetzungsstrategie 46<br />
7.1 Herstellung <strong>und</strong> Validierung (P2 <strong>und</strong> P3)<br />
7.2 Interpretation <strong>und</strong> Ausblick<br />
7.3 Transfer durch Vorträge <strong>und</strong> Veröffentlichungen<br />
7.4 Kooperation mit dem Industriebeirat <strong>und</strong> anderen Firmen<br />
8. Literatur 57
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 3<br />
0. Zusammenfassung<br />
Die Untersuchungen im AiF/IGF Vorhaben 16376N zwischen 02.2010 <strong>und</strong> 07.2012 mit dem „Titel<br />
Untersuchungen zum selektiven <strong>Laser</strong>abtrag dünner Funktionsschichten für die Photovoltaik“ lieferten<br />
eine Vielzahl von wissenschaftlich-technischen Erkenntnissen im Bereich des <strong>Laser</strong>abtrags von dünnen<br />
Funktionsschichten in CIGS-Solarzellen unter dem Einsatz eines ultrakurz gepulsten <strong>Laser</strong>systems.<br />
Der Einsatz von industrietauglichen Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>systeme liefert eine sehr gute Gr<strong>und</strong>lage für<br />
eine deutlich präzisere Fertigung der Isolationskanäle in den Schichten <strong>und</strong> somit eine Steigerung in der<br />
Flächeneffizienz gegenüber der Nadelritzung.<br />
Zur Durchführung des AiF-Projekts wurde ein an der LMTB vorhandenes Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>system<br />
(Lumera Rapid) eingesetzt, dieses wurde im Rahmen eines vorhergehenden AiF-Projekts erworben. Die<br />
Untersuchungen wurden – nach Gutachterempfehlung - mit folgenden Prozessparametern<br />
durchgeführt: Wellenlänge = 532 nm, Pulsdauer = 7 ps, Einzelpulsenergie < 50 µJ, Wiederholraten von<br />
10 bis 400 kHz, Gauß <strong>und</strong> Top-Hat Intensitätsverteilung auf dem Werkstück von 30 bis 50 µm,<br />
Pulsüberlapp auf dem Werkstück bis 99%, Umgebungsgas Luft, Einsatz von Scanner <strong>und</strong> Achsen. Die<br />
Strukturierung der Dünnschichtzellen wurde mittels optischer Mikroskopie, REM <strong>und</strong> EDX kontrolliert.<br />
Die elektrische Isolation wurde mittels Hell- <strong>und</strong> Dunkelstrommessung analysiert. Zwei Methoden<br />
wurden zur Untersuchung des <strong>Laser</strong> induzierte Abtrags eingesetzt: 1. Die spektroskopische Analyse<br />
des Plasmas <strong>und</strong> 2. Das Auflesen des abgetragenen Schichtmaterials auf Glasträger <strong>und</strong> darauf<br />
folgend die REM/EDX Analyse.<br />
Die folgenden Ergebnisse wurden im AiF/IGF Vorhaben 16376N mit Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>pulsen bei<br />
532 nm erzielt:<br />
• Die Abtragsprodukte bei der <strong>Laser</strong> Bearbeitung variieren von Nanopartikeln (aus dem CIGS) bis zu<br />
Mikro-Bruchstücken (aus dem ZnO <strong>und</strong> ITO)<br />
• Die spektroskopische Analyse des Plasmas lieferte beobachtbare Emissionslinien für Molybdän <strong>und</strong><br />
Indium, die zur Tiefenkontrolle beim <strong>Laser</strong>abtrag genutzt werden können<br />
• Bei höheren Wiederholraten (z.B. 400 kHz) <strong>und</strong> vergleichbar räumlichen Pulsabstand bewirkt der<br />
geringere Zeitabstand zwischen den Einzelpulsen eine Aufschmelzung der CIGS-Schicht, was<br />
einen selektiven Abtrag in einem einzigen Zyklus stark behindert. Wird der räumliche Pulsabstand<br />
jedoch deutlich erhöht, kann ein selektiver Abtrag durch das Abfahren von mehreren Zyklen<br />
ausgeführt werden<br />
• Ein selektiver Schichtabtrag von CIGS <strong>und</strong> der transparenten Halbleiterschicht bestehend aus ZnO<br />
<strong>und</strong>/oder ITO auf CIGS bis auf Molybdän-Schicht ist bei moderater Pulsenergie von ca. 5 µJ<br />
(Energieflussdichte um ca. 4 mJ/cm 2 ) ist möglich, allerdings liefern die Hell- <strong>und</strong> Dunkelstrommessungen<br />
an den Isolationskanälen keine guten Füllfaktoren<br />
• Wird dagegen der Schichtabtrag der transparenten Halbleiterschicht (ZnO <strong>und</strong> ITO) bis auf die<br />
CIGS-Schicht begrenzt (P3 Prozess), werden an den Isolationskanälen sehr gute Füllfaktoren<br />
bestimmt<br />
• Die Absorption der <strong>Laser</strong>-Energie unterhalb der abzutragenden Schicht liefert bessere<br />
Isolationskanäle als eine direkte Einkopplung der <strong>Laser</strong>-Energie in der abzutragenden Schicht<br />
• Erreichbare Prozessgeschwindigkeit für den P3-Prozess - Abtrag von ZnO <strong>und</strong> ITO: 5 m/s<br />
• Transfermaßnahmen: Herstellung von Demonstratoren, Flyer, Präsentation der<br />
Vorhabensergebnisse in Fachtagungen <strong>und</strong> vor dem Industriekonsortium<br />
Das Ziel des Vorhabens wurde erreicht. 1<br />
1 Dieses Vorhaben wurde aus Mitteln des B<strong>und</strong>esministeriums fur Wirtschaft <strong>und</strong> <strong>Technologie</strong> uber die AIF<br />
gefordert, in Zusammenarbeit mit der F.O.M.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 4<br />
1. Forschungsthema<br />
Untersuchungen zum selektiven <strong>Laser</strong>abtrag dünner Funktionsschichten für die Photovoltaik<br />
In diesem Vorhaben wurden Untersuchungen zum selektiven <strong>Laser</strong>abtrag von wenigen µm starken<br />
Funktionsschichten, CIGS <strong>und</strong> ZnO/ITO auf metallisierten Glas- <strong>und</strong> Kunststoffträgern, zur Herstellung<br />
von ca. 30 bis 50 µm Isolationskanälen für eine Verbesserung der Moduleffizienz in der Dünnschicht-<br />
Photovoltaik durchgeführt.<br />
2. Ausgangssituation<br />
Die Strukturierung von dünnen Funktionsschichten spielt in vielen Bereichen der Industrie eine<br />
herausragende Rolle <strong>und</strong> gewinnt auch weiterhin an Bedeutung. Einige Anwendungsbeispiele hierfür<br />
sind:<br />
• Herstellung von elektrischen Isolierungskanälen<br />
• Geometrischer Abtrag transparenter Halbeiterschichten<br />
• Gezielte Bearbeitung von Leiterbahnen<br />
• Abtrag dünner „low-K“ Schichten auf thermisch <strong>und</strong>/oder mechanisch sensiblen Trägermaterialen<br />
• Hochpräziser Abtrag dielektrischer Schichtsysteme auf optischen Komponenten<br />
Für eine nachhaltige wirtschaftliche Umsetzung der technischen Vorteile von <strong>Laser</strong>bearbeitungsverfahren<br />
an thermisch <strong>und</strong> mechanisch „sensiblen“ Schichten bzw. Schichtsystemen ist insbesondere<br />
eine Minimierung der Wärme-Einflusszone von großer Bedeutung.<br />
Bei dem in der Dünnschicht-Photovoltaik noch häufig genutzten mechanischen Verfahren der<br />
Nadelritzung treten Kräfte auf, die nicht ohne nachteilige Folgen bleiben. Ein optisch initiierter Abtrag<br />
unter Einsatz der Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>technologie bietet das Potential, Isolationsgräben schichtselektiv<br />
mit einer deutlich höheren Präzision zu generieren (Abb. 2A), was eine Reduzierung im Abstand der<br />
Isolationskanäle ermöglicht <strong>und</strong> die Moduleffizienz verbessert. Der <strong>Laser</strong>abtrag liefert dadurch potentiell<br />
einen Kostenvorteil bei der Herstellung<br />
50 µm<br />
50 µm<br />
Abb. 2A: Schichtabtrag von einer CIGS-Dünnschichtsolarzelle. Links: Nadelritzung. Rechts: <strong>Laser</strong>abtrag mit 7 ps,<br />
532 nm
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 5<br />
Der Materialabtrag an den in Frage stehenden Dünnschichten erfolgt im Wesentlichen über thermische<br />
Reaktionskanäle. Dieser Gr<strong>und</strong>satz einer photo-thermischen Reaktion ist auch bei Anwendung<br />
ultrakurzer <strong>Laser</strong>impulse gültig. Im Unterschied zu Nanosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>pulsen liefert der Einsatz von<br />
Piko- <strong>und</strong> Femtosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>strahlung weitaus bessere Voraussetzungen zur Minimierung einer<br />
Energiediffusion in die Umgebung des zu bearbeitenden Materialvolumens. Die schematische<br />
Darstellung in Abb. 2B liefert eine Übersicht zu den erwarteten Wechselwirkungsprozessen im Rahmen<br />
der Untersuchungen dieses Vorhabens.<br />
Abb. 2B (a) beschreibt den in diesem Vorhaben verfolgten Lösungsansatz für den Prozess P2 am<br />
Beispiel einer ca. 1,8 µm starken CIGS-Schicht (mit einer 50 nm CdS-Schicht oben liegend, in Abb. 2B<br />
nicht dargestellt) auf der ca. 0,5 µm Molybdän-Kontaktschicht. In diesem Vorhaben wurde die<br />
Wellenlänge von 532 nm gewählt, um die <strong>Laser</strong>energie möglichst in die CIGS Schicht einzukoppeln. Die<br />
Photonenenergie soll innerhalb einer kleinen optischen Eindringtiefe Lopt absorbiert werden. Abhängig<br />
von der Wellenlänge der <strong>Laser</strong>strahlung <strong>und</strong> den optischen Eigenschaften der Schicht kann Lopt<br />
(Abb. 2B (b)) abgeschätzt werden. Allerdings kann mit zunehmender Spitzenintensität (abnehmender<br />
Pulsdauer) nicht-lineare Anregungskanäle (Multiphotonen- <strong>und</strong> Kaskadenionisation) induziert werden,<br />
welche die optische Eindringtiefe ggf. sogar um mehrere Größenordnungen reduziert [1].<br />
Abb. 2B (c) illustriert den möglichen Einfluss der Elektron-Phonon-Kopplungsstärke G [2] auf die mittlere<br />
Weglänge der „heißen“ Elektronen, bevor erst (im Teilchenbild) durch Elektron-Phonon Stöße ein<br />
Temperaturgleichgewicht mit dem Phononensystem (Gitter) erfolgt. Die Elektronendiffusionslänge Le<br />
charakterisiert den ersten „Wärmeverlust“-Mechanismus aus dem laserbestrahlten Bereich. Ist Le > LD,<br />
wird die Elektronendiffusion eingeschränkt <strong>und</strong> es treten Grenzflächeneffekte auf. Dieser Effekt kann zu<br />
einer signifikanten Schichtdickenabhängigkeit in den Ergebnissen der <strong>Laser</strong>bearbeitung führen [3].<br />
Auffällig sind die Unterschiede in den laserinduzierten Zerstörschwellen beim Einsatz ultrakurzer<br />
<strong>Laser</strong>impulse für dünne Schichten <strong>und</strong> starke Folien Le
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 6<br />
(a) (b) (c) (d) (e)<br />
Abb. 2B: Schematische Darstellung der <strong>Laser</strong>-Material Wechselwirkung <strong>und</strong> Reaktionsmechanismen am Beispiel einer<br />
1,8 µm CIS-Schicht auf 0,6 µm Molybdänschicht <strong>und</strong> einem Glas- bzw. Polymerträger - in Anlehnung an den<br />
Prozessschritt P2; (a): Ausgangssituation mit Schichtsystem - LD = Schichtdicke – <strong>und</strong> eintreffendem <strong>Laser</strong>strahl, (b)<br />
Anregung – Lopt = optische Eindringtiefe der <strong>Laser</strong>strahlung, (c): Energietransfer – Le = Elektronendiffusionslänge, (d)<br />
Temperaturgleichgewicht <strong>und</strong> thermische Materialreaktion – Lth = Wärmediffusionslänge, (e) Beginn des laserinduzierten<br />
Materialabtrags – LA = Abtragstiefe (pro <strong>Laser</strong>puls); LWEZ = Tiefe der Wärme Einflusszone (z. B. Schmelztiefe).<br />
Optische Eindringtiefe Thermische Eindringtiefe<br />
Materialschicht Lopt (1064 nm) Lopt (532 nm) Lth (10 ns) Lth (10 ps)<br />
Mo 0,02 µm 0,01 µm 1,5 µm 0,05 µm<br />
CIGS 0,33 µm < 0,3 µm 0,3 µm 0,01 µm<br />
ZnO 13 µm 100 µm 0,6 µm 0,02 µm<br />
Tabelle 2A: Vergleich der optischen Eindringtiefe Lopt bei 1064 vs. 532 nm, <strong>und</strong> der thermischen Eindringtiefe Lth bei<br />
10 ps <strong>und</strong> 10 ns für die in der Dünnschicht-Photovoltaik relevanten Schichtsysteme.<br />
Die Untersuchungen zum selektiven Abtrag der Funktionsschichten CIGS <strong>und</strong> ZnO oder ITO für die<br />
Dünnschichtphotovoltaik sind mit der Wellenlänge = 532 nm <strong>und</strong> einer Pulsdauer = 7 ps durchgeführt:<br />
Bei 532 nm wird eine Minimierung der Eindringtiefe im CIGS vermutet. Im Vergleich zu 1064 nm ist die<br />
optische Eindringtiefe Lopt für ZnO im Grünen recht hoch, d.h. dass beim P3 Prozess die Einkopplung<br />
eher an der Grenzfläche zum CIGS erwartet wird.<br />
Eine Betrachtung der thermischen Diffusionslängen in Tabelle 2A für <strong>Laser</strong>pulsbreiten von 10 ps <strong>und</strong><br />
10 ns verdeutlicht das Potenzial der Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>technologie zur Minimierung der WEZ in einen<br />
Bereich nahe bzw. sogar deutlich unterhalb der optischen Eindringtiefe.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 7<br />
Abtragsverhalten nach (ultrakurzer) <strong>Laser</strong>anregung<br />
Mittels zeitaufgelöster Mikroskopie der Materialoberfläche nach Femto- <strong>und</strong> Pikosek<strong>und</strong>en-<br />
<strong>Laser</strong>anregung von Metallen <strong>und</strong> Halbleitern wird die Entstehung von Interferenzringen nach einigen<br />
Nanosek<strong>und</strong>en beobachtet, die D. von der Linde et al. einer „ungewöhnlichen“ Zweiphasen-Mischung<br />
aus kleinen Flüssigkeitströpfchen <strong>und</strong> der Gasphase im Materialabtrag zuordnet [5]. Diese Vorstellung<br />
einer „besonderen“ thermischen Reaktion bei ultrakurzer <strong>Laser</strong>anregung von Metall- <strong>und</strong><br />
Halbleiterschichten entspricht der Erwartungshaltung in der laserinduzierten Phasenexplosion, bei der<br />
es zu einer homogenen statt heterogenen Bildung von Flüssigkeitstropfen in der Gasphase kommt [6,7].<br />
Optische Untersuchungen zum Materialabtrag können mehr Aufschluss über die Verteilung der<br />
Abtragsprodukte liefern. Beispielsweise führten S. Noel et al. Abtragsuntersuchungen nach<br />
Femtosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>anregung an polierten Gold <strong>und</strong> Kupferproben durch [8]. Die Beobachtung der<br />
Plasma-Emissionsintensität bei der <strong>Laser</strong>bearbeitung bietet das Potential, die Abtragsrate während des<br />
Prozesses zu kontrollieren. S. Noel et al. registrierten einen proportionalen Zusammenhang zwischen<br />
der Intensität in der Plasma-Emissionsintensität <strong>und</strong> der (nachträglich) bestimmten Abtragsrate beim<br />
Femtosek<strong>und</strong>enabtrag von Kupferschichten. Ortsaufgelöste Abbildungen der Plasma-Emission können<br />
wichtige, zusätzliche Erkenntnisse zur Abtragsdynamik <strong>und</strong> Ausrichtung liefern. Abb. 2B zeigt ein<br />
Ergebnis dieser Untersuchung zur Plasma-Emission (unter Vakuumbedingung) zwischen 200 ns <strong>und</strong><br />
10 µs nach der Femtosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>anregung der Metalle.<br />
Es wurden dabei sowohl „langsame“ als auch<br />
„schnelle“ Komponenten im Abtrag beobachtet [8].<br />
Während der „schnelle“ Anteil den „heißen“ <strong>und</strong><br />
kleineren Abtragsprodukten zugeordnet wird,<br />
verbleibt der „langsame“ Anteil aus Clustern<br />
größerer Masse nahe der Metalloberfläche. Leider<br />
wird in der angesprochenen Arbeit keine Aussage<br />
über die Zusammensetzung des „langsameren“<br />
Anteils oder zur Depositionsgefahr auf dem<br />
„Werkstück“ getroffen. Das Interesse in [8] galt der<br />
Bildung von Nanopartikeln aus dem „schnellen“<br />
Plasmaanteil. Dieser wurde z. B. für Kupfer mittels<br />
„mica substrates“ (Gold auf Quarz) aufgefangen<br />
<strong>und</strong> am AFM analysiert. Die Größenverteilung der<br />
Nanopartikel fällt annähernd exponentiell von 1 auf<br />
ca. 15 nm Durchmesser ab. Ähnliche Ergebnisse<br />
Abb. 2C: Ortsaufgelöste Plasma-Emission (bis 5 mm<br />
Entfernung) vom Gold (links) <strong>und</strong> Kupfer nach der <strong>Laser</strong><br />
Anregung bei 800 nm, 0,1 ps <strong>und</strong> 4 J/cm2; aus [8].<br />
wurden am Kupfer nach Femtosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>anregung unter Normaldruckverhältnissen registriert [9].<br />
In diesem Vorhaben steht die eigentliche Herstellung von Nanopartikeln nicht im Vordergr<strong>und</strong>.<br />
Allerdings ist die Zusammensetzung der „schnellen“ <strong>und</strong> der „langsamen“ Abtragsprodukte für eine<br />
sichere <strong>Laser</strong>bearbeitung der Photovoltaik-Schichten von Bedeutung: 1. die Depositionswahrscheinlichkeit<br />
„langsamer“ Abtragsprodukten auf dem Werkstück, 2. die Kontaminationsgefahr<br />
„schneller“ Abtragsprodukte in die Umgebung. Es werden Daten zur Vermeidung ges<strong>und</strong>heitlicher<br />
Risiken gewonnen, insbesondere bei der Übertragung in einen industriellen Prozess, wo im Vergleich<br />
zu Laborbedingungen eine signifikante Zunahme von Abtragsprodukten erwartet wird. Der nicht<br />
vermeidbare Anteil muss durch geeignete Absauganlagen <strong>und</strong> Filtersysteme umweltgerecht entfernt<br />
werden.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 8<br />
3. Experiment<br />
Für die experimentellen Untersuchungen im Rahmen dieses Projektes kam das Super RAPID<br />
Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>system der Fa. Lumera<br />
zum Einsatz. Dabei handelt es sich um<br />
einen diodengepumpten <strong>und</strong> passiv<br />
modengekoppelten Nd:YVO4 -<br />
Festkörperlaser mit einer maximalen<br />
Ausgangsleistung von 10 W bei 1064 nm.<br />
Zudem besitzt dieses <strong>Laser</strong>system die<br />
Möglichkeit einer internen<br />
Frequenzverdopplung auf 532 nm sowie ein<br />
UV-Modul zur externen Erzeugung der<br />
dritten Harmonischen (355 nm). Die<br />
Konversions-effizienz liegt für die zweite<br />
Harmonische bei ca. 50 % <strong>und</strong> für die dritte<br />
Harmonische bei ca. 20 % der IR-<br />
Ausgangsleistung. Die Repetitionsrate<br />
dieses Systems ist zwischen 10 <strong>und</strong><br />
640 kHz wählbar, wobei die höchsten<br />
Einzelpulsenergien bei den niedrigsten<br />
Repetitionsraten erreicht werden (siehe Abb. 3A). Die Pulsdauer beträgt, abhängig von der<br />
verwendeten Wellenlänge, 10 ps bei 1064 nm, 7 ps bei 532 nm <strong>und</strong> 6 ps bei 355 nm. Ein weiterer<br />
technischer Vorteil dieses Systems ist, dass es neben Einzelpulsen auch Pulszüge mit beliebiger<br />
Pulsanzahl auskoppeln kann. Bei Doppelpulsen lässt sich der Pulsabstand bis hinunter zu 60 ns frei in<br />
20 ns-Schritten variieren, bei Mehrfachpulsen liegt der Pulsabstand konstant bei 20 ns. Darüber hinaus<br />
besitzt das Lumera Super RAPID eine gute Strahlqualität von M 2 < 1.4.<br />
In Abb. 3B wird das <strong>Laser</strong>system dargestellt dabei ist nur der <strong>Laser</strong> (Oszillator <strong>und</strong> Verstärker) zu<br />
sehen, das Kühlsystem <strong>und</strong> die Steuereinheit werden nicht gezeigt.<br />
Abb. 3B: Lumera-Super Rapid-Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>system<br />
Abb. 3A: Einzelpulsenergie über Repetitionsrate bei<br />
verschiedenen Wellenlängen.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 9<br />
Die Untersuchungen konzentrierten sich auf den Einsatz bei λ = 532 nm. Folgende Prozessparameter<br />
wurden variiert:<br />
• Intensitätsprofil auf dem Werkstück (TopHat <strong>und</strong> Gauss)<br />
• Wiederholrate von 10 bis 500 kHz<br />
• 50 MHz Pulszüge von 2 bis 10<br />
• Räumlicher Pulsüberlapp von 0 bis 99 %<br />
• Zyklenanzahl von 1 bis 20<br />
Die Abtragsuntersuchungen wurden mit drei verschiedenen Bearbeitungssystemen durchgeführt:<br />
1. XYZ Nanomotion Achsensystem mit Gauß-TopHat Konverter (30 x 30 µm 2),<br />
2. IntelliSCAN ® Scanner mit einer F-Theta Optik der Brennweite 80 mm<br />
3. Ein spezielles HurrySCAN ®-System angepasst an einem Gauß-TopHat Konverter (50 x 50<br />
µm 2 ).<br />
In Abb. 3C sind die für die Experimente verwendeten Scanneroptiken <strong>und</strong> das Nanomotion 3-Achsen-<br />
System dargestellt.<br />
Abb. 3C: links: intelliSCAN® 14, mitte: hurrySCAN® 30 Scanneroptik, rechts: Nanomotion 3-Aschen System<br />
Der verwendete HurrySCAN ® 30 wurde im Rahmen des Projektes von der Firma LIMO inklusive dem<br />
Gauss-TopHat Konverter als Komplettsystem zur Verfügung gestellt. Das Funktionsprinzip dieses<br />
Scanmoduls ist identisch mit dem eines typischen x-y-Scankopfs [10]. Durch zwei jeweils in der x- <strong>und</strong><br />
y-Richtung festgelagerte verkippbare Spiegel wird der <strong>Laser</strong>strahl abgelenkt <strong>und</strong> über eine wechselbare<br />
Linse im Scankopf schließlich auf die Arbeitsfeldebene fokussiert. Zu beachten ist, dass in den<br />
Abtragsuntersuchungen ein TopHat Konverter <strong>und</strong> eine F-Theta-Linse (f = 160 mm) verwendet werden.<br />
Mit dem intelliSCAN ® 14 wurden die gleichen Untersuchungen ohne eine Strahlverformungsoptik mit<br />
einer Linse mit halber Brennweite (f = 80 mm) durchgeführt. Die Steuerung des hurrySCAN ® 30 erfolgt<br />
über einen Rechner mit dem Programm „Winlase ® Professional“. Der Vorteil einer Scanneroptik zu<br />
einem Achsensystem für die Untersuchungen liegt dabei vor allem in der hohen<br />
Bearbeitungsgeschwindigkeit.<br />
Die Nanomotion-Verfahreinheit besteht aus einem x-y-Tisch zur Positionierung der Proben <strong>und</strong> einer z-<br />
Achse zur Variation der Linsenposition (Fokuslage). Aufgr<strong>und</strong> der Freiheit in der Wahl der Umlenkspiegel<br />
<strong>und</strong> der Fokussierlinsen konnte bei den Untersuchungen mit der Nanomotion sowohl eine<br />
Gauß-Optik als auch der Gauß-TopHat Konverter (30x30 µm2) eingesetzt werden. Auch ein Vergleich<br />
bei anderen Wellenlängen ist an diesem flexiblen Aufbau einfach durchführbar. Die Steuerung des 3achsigen<br />
beweglichen Nanomotion-Systems erfolgt mittels der Software ACS Tech80 über den<br />
SPiiPlus TM Motion Controller. Aufgr<strong>und</strong> des Antriebs durch Ultraschall-Piezo-Keramik-Motoren lässt sich<br />
mit diesem System in jeder Achse eine hohe Positioniergenauigkeit von ± 0,2 µm erzielen. Allerdings<br />
liefert dieses System eine Verfahrgeschwindigkeit von maximal 200 mm/s, was um Größenordnungen<br />
langsamer ist, als bei den eingesetzten Scannersystemen. Der Vorteil dieser 3-Achsen-Verfahreinheit<br />
gegenüber den Scannersystemen ist das größere Bearbeitungsfeld, bei verwendeten Fokuslängen<br />
unter 200 mm, <strong>und</strong> die Freiheit in der Wahl der Fokussierung <strong>und</strong> somit der Größe der erzeugten<br />
Strukturen.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 10<br />
3.1 Aufbauten zum <strong>Laser</strong>abtrag<br />
Der Versuchsaufbau mit Nanomotion-System ist in Abb. 3D dargestellt. Der Aufbau besteht aus dem<br />
über PC gesteuerten Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>system, mehreren Umlenkspiegeln für die Ablenkung des<br />
Strahls, einem Strahlverformer (THK-30) zur Umformung des Strahlprofils von Gauß- zu TopHat-<br />
Verteilung <strong>und</strong> dem Nanomotion-3-Achsen-System (XYZ) zum Bewegen der Probe bzw. zum<br />
Verschieben des Fokus. Die Steuerung des Nanomotion-3-Achsen-Systems wird durch eine spezielle<br />
Software über einen weiteren Rechner realisiert.<br />
Abb. 3D: Versuchsaufbau zum <strong>Laser</strong>abtrag mit Nanomotion-3-Achsen-System<br />
Abb. 3E: Versuchsaufbau zum <strong>Laser</strong>abtrag mit hurrySCAN®-System<br />
Ein weiterer Aufbau mit hurrySCAN ® -System wird in Abb. 3E dargestellt. Ähnlich wie beim Aufbau mit<br />
Nanomotion-System wird die Ansteuerung des hurrySCAN ® durch einen zusätzlichen Rechner<br />
realisiert. Die beiden Aufbauten befinden sich auf dem gleichen Optiktisch mit Schwingungsdämpfung.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 11<br />
Durch einen weiteren Umlenkspiegel wird eine Umschaltung zwischen den beiden<br />
Bearbeitungssystemen ermöglicht.<br />
Mit Einsatz eines Gauß-TopHat Konverters (THK) wird das gaußförmige <strong>Laser</strong>strahlprofil in ein<br />
rechteckiges, homogenisiertes Intensitätsprofil - auch TopHat-Profil genannt - umgewandelt. Im<br />
Nanomotion-System wird ein THK-30 <strong>und</strong> im hurrySCAN ® -System ein THK-50 verwendet, da es sich<br />
hier um ein abgestimmtes Komplettsystem handelt. Die verwendeten THK-Module sind in Abb. 3F zu<br />
sehen. Sie unterscheiden sich durch die erzeugte rechteckige Top-Hat-Profilfläche. Laut Hersteller<br />
sollten mit THK‑30 ein ca. 900 µm 2 (30x30 µm 2) <strong>und</strong> mit THK‑50 ein ca. 2500 µm 2 (50x50 µm 2)<br />
großes rechteckiges TopHat-Profil erzeugt werden. Die Ziffern 30 bzw. 50 kennzeichnen also die<br />
Kantenlänge des jeweiligen TopHat-Profils im Arbeitspunkt. Die Einrichtung der THKs <strong>und</strong> Justage der<br />
<strong>Laser</strong>strahlung auf das Werkstück ist im Vergleich zu einer „klassischen“ Gauss-Optik etwas<br />
komplizierter <strong>und</strong> wird im Unterkapitel 3.3 Voruntersuchungen näher beschrieben.<br />
Top Hat g2T ®-Konverter 30 (THK-30) Top Hat g2T ®-Konverter 50 (THK-50)<br />
Fläche des TH-Profils 30x30 µm 2 Fläche des TH-Profils 50x50 µm 2<br />
Abb. 3F: Strahlformer von LIMO mit Optikhalter, Links: THK-30, Rechts: THK-50<br />
3.2 Aufbau zur Bestimmung der Plasma-Emissionsspektren<br />
In Rahmen dieses Projektes wurden ebenfalls Plasmauntersuchungen durchgeführt. Ziel dieser<br />
Untersuchungen war es ein Verfahren zu etablieren, welches die Korrelationen zwischen der<br />
laserinduzierten Plasmaemission (Intensität, Dynamik, Spektrum) <strong>und</strong> dem Abtragsverhalten<br />
(Abtragsrate, Bearbeitungsqualität, Taktrate) zur Entwicklung einer optischen Online-Kontrolle <strong>und</strong><br />
Steuerung der <strong>Laser</strong>-Präzisionsbearbeitung von Dünnschichtproben nutzt. Abb. 3G skizziert den dafür<br />
verwendeten experimentellen Versuchsaufbau.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 12<br />
Abb. 3G: Versuchsaufbau für die Plasmauntersuchungen<br />
Ähnlich wie im Versuchsaufbau zum Abtrag im Nanomotion-System (Siehe Abb. 3D) wird der Strahl<br />
durch Umlenkspiegel <strong>und</strong> den Strahlformer (THK-30) zur Bearbeitungsstation geführt. Die<br />
Plasmauntersuchungen an den Dünnschichtproben werden bei 532 nm Wellenlänge durchgeführt. Ist<br />
die Energieflussdichte des <strong>Laser</strong>strahls im Fokus oberhalb der Abtragsschwelle, kann – neben dem<br />
induzierten Mikroabtrag – auch eine Plasmabildung beobachtet werden. Ein Mikroskopobjektiv bildet<br />
das Plasmaleuchten auf die Eintrittsöffnung einer 400 µm Quarzfaser ab, durch die dieses dann zur<br />
weiteren Analyse auf ein Spektrometer geführt wird. Bei dem Spektrometer handelt es sich um ein<br />
Ocean Optics (USA) USB2000+UV-VIS mit einer Auflösung von 0,316 nm <strong>und</strong> einem Spektralbereich<br />
von 350-750 nm. Am Spektrometer wird als Integrationszeit 100 ms gewählt. Um zu vermeiden, dass<br />
<strong>Laser</strong>streulicht während des Abtrags in das Spektrometer fällt, wurde ein Strahlfilter für 532 nm vor das<br />
Mikroskopobjektiv gesetzt (siehe Abb. 3G).<br />
3.3 Aufbau zur Untersuchung der Abtragsprodukte <strong>und</strong> ihrer Verteilung<br />
Die abzutragenden Schichten der CIGS-Solarzellen enthalten neben den bekannten Bestandteilen<br />
Kupfer, Indium, Gallium <strong>und</strong> Selen ebenfalls Cadmium. Beim <strong>Laser</strong>abtrag der Proben können die hoch-<br />
giftigen <strong>und</strong> lungengängigen Materialien in die Umgebung freigesetzt werden. Des Weiteren können die<br />
Abtragsprodukte auch in Form von potentiell ges<strong>und</strong>heitsschädlichen Nanopartikeln abgetragen<br />
werden. Bei der Untersuchung der Abtragsprodukte handelt es sich im Wesentlichen um zwei<br />
Aufgabenteile, die Identifizierung der Abtragsprodukte <strong>und</strong> die Ermittlung der Verteilung <strong>und</strong> Größe der<br />
unterschiedlichen Abtragsprodukte anhand einer Oberflächenanalysemethode. Der Versuchsaufbau für<br />
zur Untersuchung der Abtragsprodukte wird in Abb. 3H schematisch dargestellt.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 13<br />
Abb. 3H: Versuchsaufbau zum Auffangen der Abtragsprodukte während der <strong>Laser</strong>bearbeitung<br />
Da die abgetragenen Materialien aus der Dünnschichtprobe während des Abtragsprozesses als Plasma<br />
durch den Ultrakurzpulslaser größtenteils senkrecht zur Oberfläche herausgeschleudert werden, wird<br />
zum Auffangen der Abtragsprodukte ein Objektträger verwendet, der vor der <strong>Laser</strong>bearbeitung wenige<br />
100 µm über der Probe positioniert wird. Im Anschluss können die abgetragenen Materialien auf dem<br />
Objektträger analysiert werden.<br />
3.4 Probenmaterial<br />
Die in den Untersuchungen verwendeten CIGS-Solarzellen sind in Abb. 3I zusammengestellt. Es stehen<br />
zwei verschiedene Arten von Dünnschichtsolarzellen zur Verfügung, die Glassubstratproben <strong>und</strong> die<br />
Foliensubstratproben. Die Solarzellen der Firma Solarion besitzen das flexible Polymermaterial<br />
`Polyimid` als Substrat (P3F). Die Solarzellen der Firma Soltecture werden auf dem konventionellen<br />
Glassubstrat in 4 mm Dicke aufgebracht. Je nach ihren darüber liegenden funktionsfähigen Schichten<br />
kann man sie weiter zu Mo-, P2G- <strong>und</strong> P3G-Proben aufteilen.<br />
Um die P3F-Probe zu stabilisieren, wird sie zusätzlich mit einem 0,3 mm dicken Hartpapier auf einer 1,2<br />
mm dicken Glasschreibe aufgeklebt. Die Betrachtung der P3F-Probe unter Mikroskop im Durchlicht ist<br />
wegen des aufgeklebten Papiers nicht möglich. In Tabelle 3A <strong>und</strong> 3B sind die wichtigsten<br />
geometrischen <strong>und</strong> technischen Daten der jeweiligen Dünnschichtproben zusammengestellt.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 14<br />
Glassubstrat<br />
Mo-Probe P3F-Probe<br />
Soltecture <strong>GmbH</strong> Solarion AG<br />
P2G-Probe P3G-Probe<br />
Soltecture <strong>GmbH</strong> Soltecture <strong>GmbH</strong><br />
Abb. 3I: Dünnschichtproben der Firmen Soltecture <strong>GmbH</strong> <strong>und</strong> Solarion AG<br />
• Mo-Probe: Mo-Schicht auf Glassubstrat<br />
• P2G-Probe: CIGS- mit Mo- Schicht auf Glassubstrat<br />
• P3G-Probe: TCO-, CIGS- mit Mo- Schicht auf Glassubstrat<br />
• P3F-Probe: ITO-, CIGS- mit Mo- Schicht auf Polyimidsubstrat<br />
Folienprobe
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 15<br />
Mo-Probe P3F - Probe<br />
Substrat Glas Polyimid<br />
Dicke des Substrates 4 mm ca. 25 µm<br />
Format der Probe 5 x 5 cm 2 6 x 6 cm 2<br />
Dicke der Probe ca. 2,1 mm ca. 0,3 mm<br />
Funktionsdünnschicht Mo ITO, CdS, CIGS, Mo<br />
Hersteller Soltecture <strong>GmbH</strong> Solarion AG<br />
P2G-Probe P3G-Probe<br />
Substrat Glas Glas<br />
Dicke des Substrates 4 mm 4 mm<br />
Format der Probe 5 x 5 cm 2 5 x 5 cm 2<br />
Dicke der Probe ca. 4,2 mm ca. 4,8 mm<br />
Funktionsdünnschicht CdS, CIGS, Mo ZnO, CdS, CIGS, Mo<br />
Hersteller Soltecture <strong>GmbH</strong> Soltecture <strong>GmbH</strong><br />
Einheit<br />
Tabelle 3A: Geometrisches Datenblatt der Glas- <strong>und</strong> Folienproben<br />
ρ kth Cp k Tsch Tver<br />
[x10 -<br />
3 kg m −3 ]<br />
[W m -1 K -1 ] [x10 -2 J kg -1 K −1 ] [x10 6 m 2 s −1 ] [K] [K]<br />
ZnO 5,68 23 4,9 8,4 2248 2310<br />
ITO 7,12 - - - 1900 -<br />
CdS 4,9 20 - - 1748 -<br />
CIGS 5,77 37 3 2,2 1600 -<br />
Mo 10,2 138 2.5 54 2896 4912<br />
Glass 2,5 0,8 8 0,87 1600 -<br />
PI 1,34 0,31 11 - 400 -<br />
ρ - Dichte, Tsch - Schmelztemperatur, Tver - Verdampfungstemperatur<br />
Cp - Wärmekapazität, kth - Wärmeleitfähigkeit, k - Temperaturleitfähigkeit<br />
Tabelle 3B: Physikalische <strong>und</strong> thermische Eigenschaften des Probenmaterials<br />
Quelle der Daten: [11-15]
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 16<br />
3.5 Voruntersuchungen<br />
Wie bereits in Kapitel 3.1 erwähnt wird, spielt die Beugungsmaßzahl des verwendeten <strong>Laser</strong>strahls<br />
(1/Strahlqualität) M 2 für die Abtragsuntersuchungen von Dünnschichtproben eine wichtige Rolle. Denn,<br />
je kleiner M 2 desto besser ist die Fokussierung. In der Voruntersuchung wird zunächst eine<br />
Strahlmessung durchgeführt. Unter der Beugungsmaßzahl versteht man die Abweichung der Divergenz<br />
vom idealen Gaußstrahl also die Strahlfokussierbarkeit. Zur Berechnung der Fokussierbarkeit des<br />
Gaußprofils lässt sich die folgende Formel verwenden.<br />
⎛ 2 ⋅ λ ⋅ f ⎞ 2<br />
wf = ⎜ ⎟ ⋅ M<br />
⎝ π ⋅ D ⎠ (3.1)<br />
w f -<br />
Strahltaillenradius<br />
λ - Wellenlänge des <strong>Laser</strong>s<br />
f - Brennweite der Fokuslinse<br />
D - Strahldurchmesser<br />
2<br />
M - Beugungsmaßzahl<br />
Die Ermittlung der Strahlqualität erfolgt durch eine Reihe von Messungen des Strahldurchmessers an<br />
mehreren Stellen entlang des fokussierten <strong>Laser</strong>strahls zu gleichen Teilen vor <strong>und</strong> hinter dem<br />
Fokuspunkt. Für den Versuchsaufbau benötigt man den <strong>Laser</strong>, eine CCD-Kamera für die<br />
Strahlprofilaufnahme, eine Konvexlinse für die Strahlfokussierung <strong>und</strong> einen teildurchlässigen<br />
Umlenkspiegel zur Auskopplung eines geringen Teils des <strong>Laser</strong>lichtes auf den CCD-Sensor sowie<br />
Graugläser für die Strahlabschwächung, um so eine Übersteuerung oder Beschädigung der CCD-<br />
Kamera zu vermeiden. Zu beachten ist, dass die Messwerte von der gewählten <strong>Laser</strong>leistung abhängig<br />
sind. Das heißt, je geringer die <strong>Laser</strong>leistung ist, desto kleiner wird der gemessene Strahldurchmesser.<br />
Um die Abweichungen zu minimieren, wird die Leistung bei einem konstant niedrigen Wert von 100 mW<br />
gehalten.<br />
Abb. 3J: Kaustikmessung (Bestimmung von M2) für das Lumera Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>system<br />
Während der Messung wird der Strahldurchmesser an zehn Stellen entlang der Strahlausbreitungsrichtung<br />
in gleichem Maße vor <strong>und</strong> hinter dem Fokus mit Hilfe der CCD-Kamera bestimmt. Schließlich<br />
werden mittels der Software `ProfileViewer` die gemessenen Informationen über die Strahlprofile<br />
ausgewertet. Abb. 3J zeigt die gemessenen Ergebnisse in Form eines Kaustik-Diagramms. Im
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 17<br />
vorliegenden Fall wurde für das verwendete <strong>Laser</strong>system eine Beugungsmaßzahl in der Horizontalrichtung<br />
von 1,395 <strong>und</strong> in der Vertikalrichtung von 1,405 gemessen. Diese Abweichungen zwischen X-<br />
<strong>und</strong> Y- Richtung liegen innerhalb der Meßgenauigkeit. Die gemessene Beugungsmaßzahl beträgt<br />
M 2 = 1,4 (± 0,05).<br />
Neben der Strahlmessung stellt die Justage des verwendeten Strahlformers (THK) die nächste wichtige<br />
Aufgabe in der Voruntersuchung dar, da das Strahlprofil die Abtragsqualität direkt beeinflusst. Um das<br />
passende TopHat-Profil im Nanomotion-System durch die Justage des THK-30 zu finden, wird auf die<br />
Probe bei f = 10 kHz, e = 6,5 µJ an drei Stellen jeweils mit einem Einzelpuls, 15 Pulsen <strong>und</strong> 30 Pulsen<br />
geschossen. Nach jedem Abtrag werden die Justage-Schrauben am THK entsprechend gedreht <strong>und</strong> die<br />
Fokuslage variiert. Die Justage des THK erfolgt durch Erstellen mehrerer solcher Abtragsreihen. Der<br />
THK wird solange ausgerichtet, bis ein rechteckiges TopHat-Profil mit einer Fläche von ca. 900 µm 2 auf<br />
der Probe erzeugt wird. In Abb. 3K wird eine REM-Aufnahme von drei typischen Abtragsreihen auf der<br />
P3F-Probe mittels THK-30 nach der Justage dargestellt.<br />
Pulszahl 1 15 30<br />
z = 8,0 mm<br />
z = 8,1 mm<br />
z = 8,2 mm<br />
Abb. 3K: Abtragsreihen für die Justage des THK-30 in verschiedenen Fokuslagen (z)<br />
Die THK-Justage am Nanomotion-System ist kompliziert <strong>und</strong> zeitaufwendig. Aufgr<strong>und</strong> des leicht<br />
variierenden Strahlengangs ergibt sich keine feste Fokuslage im Nanomotion-System, Abweichungen<br />
von über 100 µm sind möglich <strong>und</strong> mussten täglich kontrolliert werden.<br />
Im Gegensatz zu der THK-Justage im Nanomotion-System ist die Justage im hurrySCAN ® -System mit<br />
THK-50 aufgr<strong>und</strong> seiner einfachen Konstruktion nicht mehr so zeitintensiv. Darüber hinaus ist das<br />
Scannersystem aufgr<strong>und</strong> des robusten Aufbaus stabiler. Das bedeutet, dass das einjustiertes THK-<br />
Profil im Scannersystem für mehrere Tage ohne Justage stabil bleibt. Abb. 3L zeigt die Ergebnisse von<br />
zwei Fokustests mit Mo- <strong>und</strong> P3F-Probe am Nanomotion-System.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 18<br />
Abgetragene<br />
Mo-Probe<br />
Z-Position 8000 µm 8200 µm 8300 µm<br />
Profilbreite 38,86 µm 32,59 µm 28,31 µm<br />
Abgetragene<br />
P3F-Probe<br />
Optimale Top-Hat Position des THK-30<br />
Z-Position 8400 µm 8600 µm 8700 µm<br />
Profilbreite 40,1 µm 32,3 µm 29,2 µm<br />
<strong>Laser</strong>parameter: Pulsenergie = 6,5 µJ, Repetitionsrate = 10 kHz,<br />
Abb. 3L: Breite im Abtrag an den Mo-<strong>und</strong> P3F-Proben in Abhängigkeit von der<br />
Fokuslage im Nanomotion-System mit Top-Hat Konverter 30<br />
Es ist ein ähnliches Abtragsverhalten bei beiden Proben zu sehen. Wie durch die mikroskopische<br />
Aufnahme des Abtragsprofils zu erkennen ist, bildet sich im vorliegenden Fall das TopHat-Profil auf der<br />
Mo-Probe bei z = 8,2 mm <strong>und</strong> auf der P3F-Probe bei z = 8,6 mm, da dort eine rechteckige Fläche von<br />
ca. 900 µm 2 erzeugt wird. Zu beachten ist, dass es aufgr<strong>und</strong> des Aufbauunterschieds der Probe<br />
unterschiedliche Dicke keine identische Fokuslage für Mo- <strong>und</strong> P3F-Probe gibt. Bei anderen<br />
Fokuslagen wird das Abtragsprofil stark verformt bzw. verzerrt <strong>und</strong> somit wird die Intensitätsverteilung<br />
nicht mehr homogen. Weiterhin zu erkennen ist, dass der Bereich in dem man mit Hilfe des THK-30<br />
durch die z-Verschiebung das TopHat-Profil bilden kann eingeschränkt ist <strong>und</strong> das gebildete TopHat-<br />
Profil nur vor dem eigentlichen Fokus entsteht. Die Ergebnisse der Fokustests mit THK-50 im<br />
hurrySCAN ® -System weisen einen ähnlichen Trend wie die mit THK-30 im Nanomotion-System auf.<br />
Analog zu den Ergebnissen im Nanomotion-System mit THK-30 die in Abb. 3M dargestellt sind, nimmt<br />
die Breite des Abtragsprofils im hurrySCAN ® -System mit THK-50 bei Annäherung an die Fokuslage ab.<br />
Das rechteckige TopHat-Profil mit einer Profilfläche von ca. 2500 µm 2 bei THK 50 bildet sich nur auf<br />
einer bestimmten Fokuslage. Diese Beobachtung stimmt mit den in Kapitel 3.1 beschriebenen THK-<br />
Eigenschaften überein.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 19<br />
Optimale Top-Hat Position des THK-50s<br />
Mo-Probe P2G-Probe P3G-Probe P3F-Probe<br />
B = 51,6 µm B = 53,3 µm B = 53,9 µm B = 54,6 µm<br />
<strong>Laser</strong>parameter: Pulsenergie = 10 µJ, Repetitionsrate = 10 kHz, Verfahrgeschwindigkeit =<br />
960 µm/s, Einzelpulse<br />
Abb. 3M: Die Breite des Abtragsprofils der Probe in Abhängigkeit von der Fokuslage im hurrySCAN®-System<br />
mit Top-Hat Konverter 50
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 20<br />
4. Einfluss der <strong>Laser</strong> Prozessparameter<br />
Bei der <strong>Laser</strong>-Material-Wechselwirkung wird häufig zwischen einer induzierten Modifikation <strong>und</strong> einem<br />
(eindeutigen) Materialabtrag bzw. Materialverlust am Werkstück unterschieden. Während Abtrag noch<br />
relativ objektiv festgestellt werden kann, hängt die Erkennung einer <strong>Laser</strong> induzierten „Modifikation“<br />
häufig von der Empfindlichkeit der Analysemethode ab. In diesem Vorhaben wird der selektive Abtrag<br />
einer Schicht in einem komplexen Schichtsystem untersucht. Als Analysemethode erster Wahl dient hier<br />
die optische Mikroskopie, bei der Veränderungen in der Schicht beobachtet werden können, ohne dass<br />
objektiv ein Abtrag vorliegt.<br />
4.1 Einfluss der Pulsenergie (Modifikation <strong>und</strong> Abtrag)<br />
Abb. 4A zeigt dies am Beispiel der P2G-Probe (siehe Tab. 3a), bei der mittels <strong>Laser</strong>pulse ein<br />
Linienabtrag mit einer Geschwindigkeit von 1 µm pro <strong>Laser</strong>puls durchgeführt wurde. Auf dem<br />
Werkstück liegt eine Gaußverteilung mit einer 1/e 2 Breite von ca. 30 µm vor. Bei einer Pulsenergie von<br />
0,6 bis ca. 1 µm, siehe Abb. 4A links, ist unter diesen Bedingung im optischen Mikroskop im zentralen<br />
Bereich der Linie eine wenige µm Breite „Verfärbung“ der CIGS Schicht erkennbar. Im der darunter<br />
liegenden REM Aufnahme wirkt dieser Bereich „geglättet“. Ein Abtrag ist unter beiden Analysemethoden<br />
nicht eindeutig feststellbar. Erst bei einer Pulsenergie von 3 µJ ist ein signifikanter Abtrag durch das<br />
Hervortreten der darunter liegenden Mo-Schicht feststellbar. Bei 4 µJ manifestiert sich das<br />
Abtragsverhalten: die Mo-Schicht kommt stärker zum Vorschein.<br />
Abb. 4A: Mikroskop- <strong>und</strong> REM-Aufnahmen des Linienabtrags auf P2G-Proben bei unterschiedlicher <strong>Laser</strong> Pulsenergie
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 21<br />
In Abb. 4B ist eine REM-Aufnahme vom <strong>Laser</strong>abtrag auf der P2G-Probe ohne Linearbewegung zu<br />
sehen. Das Intensitätsprofil wird im Abtrag wieder gegeben: im Zentrum ist die Mo-Schicht erkennbar.<br />
Im äußersten Randbereich erscheint die CIGS-Schicht modifiziert, aber nicht abgetragen. Zur Mitte hin<br />
wird ein Abtrag offensichtlicher bis im Zentrum die freigelegte Mo-Schicht sichtbar wird.<br />
Abb. 4B: REM-Aufnahme eines Kraters in der P2G-<br />
Probe nach der stationären <strong>Laser</strong> Bearbeitung bei 532<br />
nm <strong>und</strong> 7 ps<br />
Abb. 4C: Einfluss von Geschwindigkeit <strong>und</strong> Pulsenergie beim<br />
Gauß Profil auf die Spotfläche<br />
Die Untersuchungen zur Modifikation- <strong>und</strong> Abtragschwelle der transparenten Halbleiterschichten (ITO<br />
<strong>und</strong> ZnO ) für den P3 Prozess wurden unter gleichen Bedingungen mit der P3G-Probe durchgeführt.<br />
Eine Diskussion zum P3 Prozess erfolgt im Abschnitt 4.2. Die Zwischenergebnisse in 4.1 lassen sich<br />
wie folgt zusammen fassen.<br />
Modifikationsschwelle für den P2-Prozess am CIGS bei 532 nm <strong>und</strong> 7 ps, <strong>Laser</strong>fokusdurchmesser<br />
von 30 µm (Gaußprofil)<br />
1,0 µJ bei 10 kHz <strong>und</strong> 20 µm pro Puls,<br />
0,6 µJ bei 10 kHz <strong>und</strong> 1 µm pro Puls,<br />
Abtragsschwelle für den P2-Prozess am CIGS bei 532 nm <strong>und</strong> 7 ps, <strong>Laser</strong>fokusdurchmesser von<br />
30 µm (Gaußprofil)<br />
4 µJ bei 10 kHz <strong>und</strong> 20 µm pro Puls<br />
3 µJ bei 10 kHz <strong>und</strong> 20 µm pro Puls<br />
Modifikationsschwelle für den P3-Prozess am ITO/ZnO auf CIGS bei 532 nm <strong>und</strong> 7 ps,<br />
<strong>Laser</strong>fokusdurchmesser von 30 µm (Gaußprofil)<br />
0,8 µJ bei 10 kHz <strong>und</strong> 20 µm pro Puls,<br />
0,6 µJ bei 10 kHz <strong>und</strong> 1 µm pro Puls,<br />
Abtragsschwelle für den P3-Prozess am ITO/ZnO auf CIGS bei 532 nm <strong>und</strong> 7 ps,<br />
<strong>Laser</strong>fokusdurchmesser von 30 µm (Gaußprofil)<br />
3 µJ bei 10 kHz <strong>und</strong> 20 µm pro Puls,<br />
2 µJ bei 10 kHz <strong>und</strong> 1 µm pro Puls
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 22<br />
4.2 Einfluss des Strahlprofils (Gauß <strong>und</strong> Top-Hat)<br />
Die Untersuchung zur Modifikations- <strong>und</strong> Abtragschwelle sind auch mit einem Top-Hat Profil<br />
durchgeführt worden, siehe auch den Versuchsaufbau mit dem Nanomotion-System in Abb. 3D. Abb.<br />
4D zeigt das Ergebnisbeispiel für den P2 Prozess die Veränderungen in der CIGS-Schicht in<br />
Abhängigkeit von der <strong>Laser</strong> Pulsenergie bei 10 kHz <strong>und</strong> einer Verfahrgeschwindigkeit von 1 µm/Pulse.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der annähernd gleichmäßigen Verteilung der <strong>Laser</strong>intensität auf 30 µm x 30 µm ist im<br />
Unterschied zu Gaußverteilung eine entsprechend breite Modifikation- bzw. Abtraglinie erkennbar. Eine<br />
Modifikation wird bei ca. 1,0 µJ im Mikroskop beobachtet (nicht bei 0,8 µJ). Bei 2,0 µm wird der<br />
Übergang zum <strong>Laser</strong> induziertem Abtrag vermutet. Ein relevanter Abtrag ist ab ca. 3 µJ registrierbar.<br />
Die Schwellen liegen ca. 20% höher als bei den vergleichbaren Untersuchungen mit einem Gaußprofil,<br />
wobei im letzteren Fall die Intensität ein Maximum besitzt <strong>und</strong> somit tendenziell geringere Schwellwerte<br />
erwartet werden.<br />
Abb. 4D: Mikroskop-Aufnahmen des Linienabtrags auf P2G-Proben bei unterschiedlicher <strong>Laser</strong> Pulsenergie<br />
Interessant ist der Vergleich bei unterschiedlicher Verfahrgeschwindigkeit bzw. Puls-zu-Puls-Überlapp<br />
beim TopHat-Profil, siehe Abb. 4E. Die halb-logarithmische Darstellung von Pulsenergie zur Fläche<br />
wurde im Wesentlichen zum Ergebnisvergleich mit dem Gaußprofil, siehe Abb. 4C, gewählt. Die<br />
durchgezogenen Linien dienen zur besseren Sichtbarmachung des vermeintlichen linearen Anstiegs.<br />
Interessant ist die signifikante Verbreiterung der Linien (bzw. der sichtbaren Veränderung in der CIGS<br />
Schicht) bei steigender Pulsenergie mit einem Top-Hat Profil.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 23<br />
Abb. 4E: Einfluss von Geschwindigkeit <strong>und</strong> Pulsenergie beim TopHat-Profil auf die Spotfläche<br />
Die Ursache hierfür lässt sich in den Eigenschaften des jeweiligen Abtragprofils finden. Die<br />
Geschwindigkeit führt zu einer großen Variation im Pulsüberlapp. Beim Gaußprofil ist im Zentrum des<br />
Profils die Energiedichte am höchsten <strong>und</strong> die Intensität nimmt von der Mitte nach außen hin drastisch<br />
ab. Im Gegensatz dazu ergibt sich beim Top-Hat Profil eine homogene Intensitätsverteilung über die<br />
Breite des Profils. Das bedeutet, dass beim Abtrag mit geringer Geschwindigkeit (großem Puls-zu-Puls-<br />
Überlapp) mit dem Top-Hat Profil vermutlich ein größerer Energieeintrag in den Randbereichen der<br />
Linien erzeugt wird. Dies führt zu einer stärkeren Wärmeakkumulation <strong>und</strong> somit zu einer Verbreiterung<br />
der Linien.<br />
Die Schwellen für Modifikation <strong>und</strong> Abtrag der P2G-Probe (P2 Prozess) sind in der Tabelle 4A<br />
zusammen gefasst.<br />
(P2G-Probe ) Gaußprofil bei f = 10 kHz Top-Hat Profil bei f = 10 kHz<br />
Modifikationsschwelle in der CIGS-<br />
Schicht<br />
Abtragsschwelle in der CIGS-<br />
Schicht<br />
E ≈ 0,6 bis 1 µJ E ≈ 0,6 bis 1 µJ<br />
E ≈ 3 bis 4 µJ E ≈ 2 bis 4 µJ<br />
Tabelle 4A: Schwelle für Modifikation <strong>und</strong> Abtrag der P2G Dünnschichtprobe (P2 Prozess)<br />
Die Untersuchungen zur Modifikation- <strong>und</strong> Abtragschwelle der transparenten Halbleiterschichten (TCO<br />
= ZnO <strong>und</strong>/oder ITO) für den P3 Prozess wurden mit der P3G-Probe durchgeführt. Abb. 4F zeigt<br />
Mikroskopbilder aus diesen Untersuchungen für den Fall bei 10 kHz <strong>und</strong> einer Verfahrgeschwindigkeit<br />
von 1 µm/Pulse. Bei 0,5 µJ pro <strong>Laser</strong>pulse (rechts in der Abbildung) ist unter dem Mikroskop mit dem<br />
bloßen Auge eine Modifikationsspur gerade erkennbar, die bei 1 µJ dann deutlich sichtbar wird. Ein<br />
Abtrag ist hier noch nicht aufgetreten, die ZnO-Schicht erscheint noch intakt, die eigentliche Modifikation<br />
scheint nur in der darunter liegende CIGS-Schicht aufzutreten. Bei einer Einzelpulsenergie von 1,5 µJ<br />
beginnt sich die ZnO-Schicht abzulösen <strong>und</strong> die CIGS-Schicht kommt zum Vorschein. Die Mo-Schicht<br />
erscheint vereinzelt in der Linie bei der Pulsenergie von ca. 3 bis 4 µJ. Im Rahmen des Vorhabens
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 24<br />
sollte geklärt werden, ob beim P3-Prozess der Abtrag bis zu CIGS-Schicht oder sogar bis zur Mo-<br />
Schicht (wie bei der Nadelritzung bzw. im P2-Prozess) gewünscht wird.<br />
Abb. 4F: Mikroskop-Aufnahmen des Linienabtrags auf P3G-Proben bei unterschiedlicher <strong>Laser</strong> Pulsenergie<br />
(P3G-Probe ) Gaußprofil bei f = 10 kHz Top-Hat Profil bei f = 10 kHz<br />
Modifikationsschwelle in der ZnO-<br />
Schicht<br />
E ≈ 0,8 µJ E ≈ 1 µJ<br />
Abtragschwelle in der ZnO-Schicht E ≈ 1,5 bis 2 µJ E ≈ 2,5 bis 3 µJ<br />
Tabelle 4B: Schwelle für Modifikation <strong>und</strong> Abtrag der P3G Dünnschichtprobe (P3 Prozess)
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 25<br />
4.3 Einfluss der Wiederholrate (10 bis 500 kHz)<br />
In dieser Untersuchung wurden die P3G- sowie die P3F-Proben mittels Gauß- <strong>und</strong> Top-Hat Profil<br />
bearbeitet. Dabei wurde bei identischen <strong>Laser</strong>parametern die Repetitionsrate von 10 bis 400 kHz<br />
variiert. Auch der Pulsabstand auf 0,4 µm/Pulse wurde durch Anpassung der Verfahrgeschwindigkeit<br />
festgehalten. In Abb. 4G werden Einzelergebnisse dieser Untersuchung vorgestellt.<br />
Linienabtrag auf der P3G-Probe mittels Gaußprofil<br />
Mo Mo Mo Mo Mo/Glas<br />
f = 10 kHz f = 50 kHz f = 100 kHz f = 200 kHz f = 400 kHz<br />
B = 43 µm B = 43 µm B = 44 µm B = 44 µm B = 42 µm<br />
Linienabtrag auf der P3G-Probe mittels Top-Hat Profil<br />
Mo CIGS/Mo CIGS/Mo CIGS/Mo CIGS/Mo<br />
f = 10 kHz f = 50 kHz f = 100 kHz f = 200 kHz f = 400 kHz<br />
B = 51 µm B = 56 µm B = 58 µm B = 62 µm B = 68 µm<br />
B – Kanalbreite, f – Repetitionsrate<br />
Abb. 4G: Mikroskop-Aufnahmen des Linienabtrags auf P3G-Proben, Abtragskanäle mit Gauß- <strong>und</strong> TopHat-Profil in<br />
Abhängigkeit von der Repetitionsrate. <strong>Laser</strong>parameter: 532 nm @ 7ps, Pulsenergie = 6 µJ, Pulsabstand = 0.4 µm,<br />
Pulsüberlapp = 98 %<br />
Die Ergebnisse zeigen einen großen Unterschied im Verlauf der Abtragsbreite zwischen diesen beiden<br />
Strahlprofilen. Abb. 4H zeigt die vermessenen Kanalbreiten bei der Repetitionsrate von 10 <strong>und</strong> 400 kHz.<br />
Beim Einsatz eines TopHat-Profils (hier mit Scanner 50µm x 50µm) nimmt die Kanalbreite mit<br />
steigender Repetitionsrate die zu, während diese beim Gaußprofil konstant bei ca. 44 µm verbliebt.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 26<br />
Abb. 4H: Diagramm der Kanalbreite der beiden Strahlprofile in Abhängigkeit von der Repetitionsrate, <strong>Laser</strong>parameter:<br />
532 nm @ 7ps, Pulsenergie = 6 µJ, Pulsüberlapp = 98 %, Pulsabstand = 0.4 µm<br />
Die Ergebnisse der P3F-Probe sind in den Abb. 4H <strong>und</strong> 4I dargestellt. Sie weisen einen vergleichbaren<br />
Zusammenhang auf wie die Proben auf Glassubstrat. Mit steigender Repetitionsrate sind zudem in der<br />
Mitte des Kanals eindeutige Rissbildungen in der Mo-Schicht zu erkennen. Ursache hierfür sind<br />
vermutlich thermische Effekte durch Wärmeakkumulation. Im Vergleich zu der Glasprobe wirken sich<br />
die thermischen Effekte auf die Mo-Schicht mit zunehmender Repetitionsrate auf der Folienprobe<br />
stärker aus. Dies ist auf die physikalischen <strong>und</strong> thermischen Eigenschaften des jeweiligen verwendeten<br />
Substrats zurückzuführen. Da die Wärmeleitfähigkeit kth des Polymersubstrats viel niedriger ist als die<br />
des Glassubstrates (Siehe Tabelle 3B), führt dies zu einer stärkeren Wärmeakkumulation in den<br />
darüber liegenden Schichten.<br />
Linienabtrag auf der P3F-Probe mittels Gauß Profil<br />
Mo Mo Mo Mo Mo/Polyimid<br />
f = 10 kHz f = 50 kHz f = 100 kHz f = 200 kHz f = 400 kHz<br />
B = 46 µm B = 45 µm B = 45 µm B = 48 µm B = 54 µm<br />
Linienabtrag auf P3F-Probe mittels Top-Hat Profil<br />
Mo Mo CIGS/Mo Mo Mo/Polyimid<br />
f = 10 kHz f = 50 kHz f = 100 kHz f = 200 kHz f = 400 kHz<br />
B = 51 µm B = 50 µm B = 49 µm B = 55 µm B = 72 µm<br />
B – Kanalbreite, f – Repetitionsrate<br />
Abb. 4I: Mikroskop-Aufnahmen des Linienabtrags auf P3F-Proben. Abtragskanäle auf P3F-Probe mittels Gauß- <strong>und</strong><br />
TopHat-Profil in Abhängigkeit von der Repetitionsrate, <strong>Laser</strong>parameter: 532 nm @ 7ps, Pulsenergie = 6 µJ,<br />
Pulsüberlapp = 98 %,Pulsabstand = 0,4 µm
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 27<br />
Abb. 4J: Diagramm zur Abtragskanalbreite auf P3F-Probe mittels beider Strahlprofile in Abhängigkeit von der<br />
Repetitionsrate. <strong>Laser</strong>parameter: 532 nm @ 7ps, Pulsenergie = 6 µJ, Pulsüberlapp = 98 %, Pulsabstand = 0,4 µm<br />
Abb. 4K: Mikroskop- <strong>und</strong> REM-Aufnahmen des Linienabtrags auf P2G-Proben nach der <strong>Laser</strong>bearbeitung bei 532 nm<br />
<strong>und</strong> 7 ps (Top-Hat Profil) bei unterschiedlicher Pulsenergie<br />
In Abb. 4K sind die typischen Ergebnisse zum P2-Prozess bei 10 kHz (oben) <strong>und</strong> 500 kHz (unten) unter<br />
Top-Hat Profil an der P2G-Probe dargestellt. Ziel ist ein selektiver Abtrag der CIGS-Schicht von der<br />
(intakten) Mo-Schicht mit möglichst hoher Verfahrgeschwindigkeit. Bei der Repetitionsrate von 10 kHz<br />
ist das Potential eines selektiven Abtrags in der Abb. 4K bereits gut erkennbar, jedoch zunächst bei
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 28<br />
einer entsprechend langsamen Verfahrgeschwindigkeit von 20 mm/s. Zudem wird bei einer Pulsenergie<br />
von 3 bis 4 µJ das Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>system bei 10 kHz kaum ausgelastet, denn die mittlere Leistung<br />
beträgt hier nur maximal 400 mW, ein Bruchteil der verfügbaren Leistung. Für eine zukünftige<br />
Anwendung sind Repetitionsraten von 500 kHz oder höher interessant. Allerdings unterscheidet sich<br />
das „Abtragsergebnis“ nun signifikant vom Einsatz bei 10 kHz, trotz identischem räumlichen Puls-zu-<br />
Puls-Abstand (Verfahrgeschwindigkeit ist bei 500 kHz im Vergleich zu 10 kHz um Faktor 25x auf 200<br />
mm/s erhöht worden). Die CIGS-Schicht erfährt bereits bei geringer Pulsenergie eine „Umwandlung“,<br />
die einen selektiven Abtrag deutlich erschwert bzw. fast unmöglich macht. Bei Betrachtung der<br />
Aufnahmen aus dem optischen Mikroskop <strong>und</strong> der REM-Analyse kann man ableiten, dass die CIGS-<br />
Schicht ein typisches Strukturbild einer Schmelze zeigt. Diese geschmolzene Schicht lässt sich<br />
anscheinend nicht mehr Puls für Puls abtragen, sondern „zerreißt“ <strong>und</strong> zerstört dabei die darunter<br />
liegende Mo-Schicht. Ein präziser <strong>und</strong> selektiver Abtrag ist hier noch nicht erkennbar. Offensichtlich<br />
macht es im P2-Prozess einen großen Unterschied, ob bei einem Puls-zu-Puls-Überlapp von 98% die<br />
Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>pulse erst nach 100 µs eintreffen (10 kHz) oder bereits innerhalb von 4 µs (500<br />
kHz). Für hochrepetierende <strong>Laser</strong>pulse wird ein Lösungsansatz für eine erfolgreiche Umsetzung verfolgt,<br />
der in Abschnitt 4.5 vorgestellt ist.<br />
4.4 Einfluss von 50 MHz Pulszügen<br />
Eine wichtige Fragestellung im Vorhaben ist die Effizienzsteigerung unter Einsatz von Pulszügen. Das<br />
Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>system bietet die Möglichkeit, nicht nur Einzelpulse zu verstärken, sondern auch<br />
ganze Pulszüge mit einem Pulsabstand von 20 ns (50 MHz Wiederholrate im Pikosek<strong>und</strong>en-Oszillator<br />
vor der Verstärkung). Die Anzahl der Pulse in diesem Pulszug ist ansteuerbar. Die gemessene Leistung<br />
bzw. Gesamtenergie pro Pulszug ist in erster Näherung auf die Anzahl der Einzelpulse im Pulszug<br />
aufzuteilen. In Abb. 4L ist ein typisches Beispiel vom <strong>Laser</strong>schichtabtrag unter Einsatz eines Pulszugs<br />
mit N = 7 Pulsen mit je 3,6 µJ dokumentiert. Man erkennt deutlich den unvollständigen Abtrag der CIGS<br />
Schicht bzw. die Rissbildungen in der darunter liegenden Mo-Schicht. Ein Prozessfenster für einen<br />
selektiven <strong>und</strong> präzisen Schichtabtrag mit den 50 MHz Pulszügen konnte in diesem Vorhaben nicht<br />
identifiziert werden. Der kurze Zeitabstand von 20 ns im Pulszug ist für die Schichtbearbeitung<br />
zumindest bei den Dünnschicht-Halbleitermaterialien offensichtlich eher kontraproduktiv. Die<br />
Ergebnisse gleichen im Übrigen denen aus der Anwendung mit 500 kHz (Abschnitt 4.3), bei der die<br />
„Umwandlung“ der CIGS-Schicht einen kontrollierten <strong>Laser</strong> induziertem Abtrag entgegen steht.<br />
Abb. 4L: Mikroskop-Aufnahmen des Linienabtrags auf den P2G –Proben nach der <strong>Laser</strong>bearbeitung bei 532 nm <strong>und</strong> 7<br />
ps (mit einem 50 MHz Pulszug von 7 Pulsen)
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 29<br />
4.5 Einfluss der Zyklen-Anzahl<br />
Um eine Reduzierung des Wärmeeintrags zu erreichen, wurden Versuche durchgeführt, den<br />
Energieeintrag pro Zeiteinheit zu reduzieren. Dafür wurde der Puls-zu-Puls Abstand vergrößert <strong>und</strong> die<br />
Pulsenergie verringert. Um bei hohen Repetitionsraten die entsprechend hohe Verfahrgeschwindigkeit<br />
einstellen zu können, muss auf Scannerablenkung zurückgegriffen werden. Mit dieser Methode genügt<br />
nicht ein einmaliger Durchgang, um z.B. die CIGS Schicht bis zur Mo-Schicht abzutragen, sondern es<br />
die Abtragslinie wurde mehrfach abgefahren. Mit anderen Worten, die Zyklenanzahl wurde von N = 1<br />
auf N = 2 bis 20 erhöht. Eine typische Auswahl der Ergebnisse für den P3-Prozess mit Abtrag bis auf<br />
Mo (also auch gut vergleichbar mit dem P2-Prozess) ist in Abb. 4M dargestellt.<br />
Linienabtrag auf der P3G-Probe mit mehrfacher Zyklenanzahl<br />
Top-Hat Profil (THK-50) Gauß Profil<br />
Hellfeld Dunkelfeld<br />
<strong>Laser</strong>parameter: Repetitionsrate = 400 kHz, Pulsenergie = 5 µJ, Zyklenzahl N = 3,<br />
Verfahrgeschwindigkeit = 800 mm/s, Effektive Verfahrgeschindigkeit = 267 mm/s<br />
Linienabtrag auf der P3F-Probe mit mehrfacher Zyklenzahl<br />
Top-Hat Profil (THK-50) Gauß Profil<br />
<strong>Laser</strong>parameter: Repetitionsrate = 200 kHz, Pulsenergie = 5,5 µJ,Zyklenzahl N = 4,<br />
Verfahrgeschwingiekeit = 926 mm/s, , Effektive Verfahrgeschindigkeit = 231 mm/s<br />
Abb. 4M: Mikroskop-Aufnahmen des Linienabtrags auf P3G <strong>und</strong> P3F-Proben Abtrag der Probe mittels Gauß <strong>und</strong> Top-<br />
Hat Profil mit mehrfacher Zyklenanzahl<br />
Vergleicht man die Abtragskanäle der P3G-Probe so zeigt sich, dass mit Gaußprofil die P3G-Probe bis<br />
zum Glassubstrat (P4-Prozess) abgetragen wird, während mit dem TopHat-Profil der gewünschte P3-<br />
Prozess bis zur Mo-Schicht der Probe erzielt wird. Die Ursache hierfür ist, wie bereits in Kapitel 4.1<br />
erwähnt, die hohe Energiedichte im Zentrum des Gaußprofils, welche in der Mitte des Abtragskanals die<br />
Abtragsschwelle für Mo erreicht. Dies ist beim Top-Hat Profil nicht der Fall. Ein ähnliches<br />
Abtragsverhalten zwischen Gauß- <strong>und</strong> TopHat-Profil zeigt sich bei der P3F-Probe bei 200 kHz<br />
Repetitionsrate. Die bei hoher Repetitionsrate resultierenden thermischen Effekte sind durch die<br />
Rissbildung in Mitte der Abtragskanäle mit Gaußprofil gut zu erkennen (Siehe Abb. 4M). Gegenüber der<br />
P3G-Probe sind aufgeschmolzene Tröpfchen des CIGS im Abtragskanal der P3F-Probe zu erkennen.<br />
Dies ist auf die Inhomogenität der Oberfläche zurückzuführen, die zu einem ungleichmäßigen<br />
Energieeintrag, <strong>und</strong> somit Abtragsverhalten, führt. Zu beachten ist auch, dass auf der P3F-Probe<br />
(Folienträger) bei 400 kHz die Schichten durch die hohe Wärmeakkumulation (siehe auch Kapitel 4.6)<br />
stark aufgeschmolzen <strong>und</strong> zerstört werden, sodass bei der P3F-Probe die Untersuchungen auf<br />
maximal 200 kHz beschränkt wurde.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 30<br />
4.6 Einfluss des Trägermaterials<br />
Wie bereits in Kapitel 3.2 beschrieben, wurden für die Abtragsuntersuchungen Proben zweier Hersteller<br />
verwendet, die sich durch das verwendete Trägermaterial unterscheiden: CIGS-Dünnschichtsolarzellen<br />
auf einem Glassubstrat <strong>und</strong> Polymersubstrat. Die Untersuchung zum Einfluss des Trägermaterials<br />
erfolgt durch die Variation der <strong>Laser</strong>parameter jeweils an einer P2G-, P3G- <strong>und</strong> P3F-Probe mit dem<br />
hurrySCAN ®-System mit THK-50. In der ersten Versuchsreihe wird die Pulsenergie von 2 bis 6 µJ bei<br />
sonst festgehaltenen <strong>Laser</strong>parametern in 1 µJ Schritten variiert. Die Ergebnisse sind in Abb. 4M<br />
zusammengefasst.<br />
Freigelegte Mo-Schicht des Isolationskanals im Abtragsprozess mit P2G-Probe<br />
CIGS CIGS/Mo Mo Mo Mo<br />
e = 2 µJ e = 3 µJ e = 4 µJ e = 5 µJ e = 6 µJ<br />
Freigelegte Mo-Schicht des Isolationskanals im Abtragsprozess mit P3G-Probe<br />
CIGS CIGS/Mo CIGS CIGS/Mo Mo<br />
e = 2 µJ e = 3 µJ e = 4 µJ e = 5 µJ e = 6 µJ<br />
Freigelegte Mo-Schicht des Isolationskanals im Abtragsprozess mit P3F-Probe<br />
CIGS CIGS/Mo CIGS/Mo Mo Mo<br />
e = 2 µJ e = 3 µJ e = 4 µJ e = 5 µJ e = 6 µJ<br />
Kanalbreite aller Proben mit Top-Hat Profil bei 98 % Pulsüberlapp ≈ 52 µm,<br />
<strong>Laser</strong>parameter: Repetitionsrate = 10 kHz, Pulsabstand = 0,4 µm, Pulsüberlapp = 98 %<br />
Abb. 4M: Mikroskop-Aufnahmen des Linienabtrags auf P2G, P3G <strong>und</strong> P3F-Proben in Abhängigkeit von der<br />
Einzelpulsenergie mit THK 50 am hurrySCAN®-System<br />
Vergleicht man zunächst die Ergebnisse der P2G- <strong>und</strong> P3G-Proben miteinander, so fällt auf, dass bei<br />
identischer Prozessparametereinstellung auf der P2G-Probe ein guter Abtrag bis zur Mo-Schicht erzielt<br />
werden kann, wohingegen der Abtragsprozess auf der P3G-Probe eingeschränkt wird, sodass keine<br />
saubere Mo-Fläche freigelegt wird (siehe Abb. 4G). Dies weist darauf hin, dass die transparente<br />
Halbleiterschicht (TCO) auf der P3G-Probe beim <strong>Laser</strong>abtrag trotz Transparenz für die verwendete<br />
Wellenlänge einen großen Einfluss hat. Betrachtet man nun die Ergebnisse der P3F-Probe<br />
(Folienträger) mit denen der beiden Glasproben, wird ein sehr ähnliches Abtragsverhalten der P3F- <strong>und</strong><br />
P2G-Probe beobachtet. Dies zeigt, dass sich der Einfluss der TCO-Schicht offensichtlich in diesem Fall<br />
nicht so stark auswirkt. Dieses Phänomen könnte einerseits auf die Haftung der jeweiligen TCO- bzw.<br />
CIGS-Schichten, andererseits auf die mechanischen <strong>und</strong> physikalischen Eigenschaften der<br />
funktionsfähigen Schichten der Probe zurückzuführen sein.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 31<br />
Generell wird bei allen untersuchten Proben beobachtet, dass die Menge der abgetragenen CIGS-<br />
Materialien mit steigender Pulsenergie zunimmt. Wichtig sind die Parameter für einen<br />
schichtspezifischen, kontrollierten Abtrag zu finden. Mit 6 µJ Pulsenergie, 10 kHz Repetitionsrate <strong>und</strong><br />
einem 0,4 µm Pulsabstand kann der Abtrag der P2G-Probe im P2-Prozess erfolgen <strong>und</strong> bei der<br />
gleichen <strong>Laser</strong>parametereinstellung kann der P3-Prozess auf der P3F-Probe erzielt werden.<br />
Weitere Ergebnisse zeigt Abb. 4N. In dieser Versuchsreihe wurde die Repetitionsrate von 10 bis<br />
400 kHz bei 5 µJ Pulsenergie <strong>und</strong> 0,8 µm Pulsabstand variiert. Im Allgemeinen weisen die Ergebnisse<br />
ein ähnliches Abtragsverhalten der P2G- <strong>und</strong> P3F-Proben auf, da sich die Kanalspuren sich in beiden<br />
Proben mit steigender Repetitionsrate verbreitern. Jedoch unterscheiden sich die Abtragskanäle beider<br />
Proben durch die Rissbildungen. Vergleicht man die P2G- mit der P3F-Probe, fällt auf, dass mit<br />
steigender Repetitionsrate in der Mo-Schicht der Kanäle auf der P3F-Probe eindeutige Rissbildungen<br />
zu erkennen sind. Dies ist möglicherweise auf die Dicke des jeweiligen Substrats <strong>und</strong> die damit<br />
verb<strong>und</strong>enen Materialeigenschaften zurückzuführen, da einerseits die Wärmeleitfähigkeit sowie die<br />
Wärmekapazität des Polymersubstrates gegenüber dem Glas zwar besser sind, andererseits die<br />
mechanische Belastbarkeit der Schichten auf dem Glassubstrat der auf dem flexiblen Polymersubstrat<br />
überlegen ist.<br />
Freigelegte Mo-Fläche des Isolationskanals der P2G-Proben<br />
Mo Mo/CIGS Mo/CIGS Mo/CIGS Mo/CIGS<br />
Freigelegte Mo-Fläche des Isolationskanals der P3G-Proben<br />
Mo/CIGS CIGS CIGS Mo/CIGS Mo/CIGS<br />
Freigelegte Mo-Fläche des Isolationskanals der P3F-Proben<br />
Mo Mo Mo/CIGS Mo Mo<br />
Repetitionsrate<br />
f = 10 kHz f = 50 kHz f = 100 kHz f = 200 kHz f = 400 kHz<br />
Zeit zwischen zwei Pulsen<br />
t = 100 µs t = 25 µs t = 10 µs t = 5 µs t = 2.5 µs<br />
Kanalbreite aller Proben bei 10 kHz Repetitionsrate ≈ 52 µm,<br />
<strong>Laser</strong>parameter: Pulsenergie = 6 µJ, Pulsüberlapp = 98 %, Pulsabstand = 0.4 µm<br />
Abb. 4N: Mikroskop-Aufnahmen des Linienabtrags auf P2G, P3G <strong>und</strong> P3F-Proben. Einfluss der Repetitionsrate auf<br />
Abtrag <strong>und</strong> Spurbreite beim Abtrag auf den P2G-,P3G- <strong>und</strong> P3F-Proben mit THK-50 im hurrySCAN®-System<br />
Aufgr<strong>und</strong> der besseren mechanischen Beständigkeit des Glassubstrats im Vergleich zu den Folien kann<br />
Letzteres die durch die hohe Repetitionsrate resultierenden Spannungen bzw. Schockwellen besser<br />
absorbieren (siehe Kapitel 3.2). In Tabelle 4C sind die <strong>Laser</strong>parameter verschiedener
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 32<br />
Strukturierungsprozesse in den jeweils verwendeten Systemen zusammengefasst. Vergleicht man die<br />
Ergebnisse miteinander, zeigt sich unter dem Mikroskop <strong>und</strong> in der REM-EDX-Analyse, dass ein<br />
präziser <strong>und</strong> selektiver Abtragskanal auf der P3F-Probe nur bei einer relativ niedriger Repetitionsrate<br />
10 kHz mit großem Überlapp = 98% hergestellt werden kann, siehe Abb. 4O.<br />
Abb. 4O: REM-EDX-Aufnahmen zur Elementverteilung der P3F-Probe nach der Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>bearbeitung bei 10<br />
kHz <strong>und</strong> 20 mm/s. Die Prozessparameter wurden so gewählt, dass der Abtrag der ZnO/ITO-Schicht <strong>und</strong> der CIGS-Schicht<br />
bis zur Mo-Schicht erfolgte.<br />
Auf den Glasproben (P2G, P3G) mit dem THK im hurrySCAN ® -System können aber auch noch bei<br />
hohen Repetitionsraten bis zu 400 kHz saubere Kanäle erzeugt werden, wenn man eine hohe<br />
Verfahrgeschwindigkeit mit einer ausreichenden Zyklenanzahl kombiniert. Dies deutet darauf hin, dass<br />
die Prozesseffizienz mit dem THK-50 in Kombination mit dem hurrySCAN ® geeigneter ist, als die der<br />
Einsatz des THK-30 mit dem Nanomotion-System.<br />
Die Untersuchungsergebnisse bestätigen, dass der Abtrag bei den verwendeten Parametern, im<br />
Hinblick auf hohe Prozesseffizienz auf Glasproben eher durchführbar ist als auf Folienproben.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 33<br />
P3-Prozess bis zur CIGS-Schicht<br />
der P3F-Probe<br />
P3-Prozess bis zur Mo-Schicht<br />
der P3F-Probe<br />
P4-Prozess bis zur Mo-Schicht<br />
der P3F-Probe<br />
P2-Prozess bis zur Mo-Schicht<br />
der P2G-Probe<br />
P3-Prozess bis zur CIGS-Schicht<br />
der P3G-Probe<br />
P3-Prozess bis zur Mo-Schicht<br />
der P3G-Probe<br />
P3-Prozess bis zur CIGS-Schicht<br />
der P3F-Probe<br />
P3-Prozess bis zur Mo-Schicht<br />
der P3F-Probe<br />
Strukturierungsprozess im Nanomotion-System mit THK-30<br />
f = 50 kHz, E = 2 µJ, v = 100 mm/s,<br />
N = 1, PA = 2 µm, veff = 100 mm/s<br />
f = 20 kHz, e = 6 µJ, v = 16 mm/s,<br />
N = 1, PA = 0.8µm, veff = 16 mm/s<br />
f = 100 kHz, e = 6 µJ, v = 40 mm/s,<br />
N = 1, PA = 0.4 µm, veff = 40 mm/s<br />
Der Mittelwert der Kanalbreite mit THK-30 ca. 30 µm<br />
Strukturierungsprozess im hurrySCAN®-System mit THK-50<br />
f = 400 kHz, E = 3.7 µJ, v = 810 mm/s,<br />
N = 3, PA = 2 µm, veff = 270 mm/s<br />
f = 400 kHz, E = 3 µJ, v = 3240 mm/s,<br />
N = 2, PA = 8.1µm, veff = 1620 mm/s<br />
f = 400 kHz, E = 3.7 µJ, v = 810 mm/s,<br />
N = 3, PA = 2 µm, veff = 270 mm/s<br />
f = 400 kHz, E = 5 µJ, v = 3240 mm/s,<br />
N = 2, PA = 8 µm, veff = 1620 mm/s<br />
f = 10 kHz, E = 6 µJ, v = 16 mm/s,<br />
N = 1, PA = 1,6 µm, veff = 16 mm/s<br />
Der Mittelwert der Kanalbreite mit THK-50 liegt bei ca. 52 µm<br />
Tabelle 4C: Zusammenfassung der Ergebnisse des Strukturierungsprozesses mit THK
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 34<br />
4.7 Zusammenfassung der Voruntersuchung<br />
Die Untersuchungen zu dem Einfluss der unterschiedlichen Prozessparameter beim Einsatz von 7 ps<br />
<strong>Laser</strong>pulsen bei 532 nm lassen sich für die Herstellung von Isolationskanäle mit einer Breite von 30 bis<br />
50 µm (Prozess P2 <strong>und</strong> P3) wie folgt zusammen fassen:<br />
• Die <strong>Laser</strong>energie pro Puls (bzw. die Energieflussdichte) sollte einen Grenzwert von 8 µJ nicht<br />
überschreiten. Zur Optimierung der Bearbeitungsqualität <strong>und</strong> Reproduzierbarkeit wird ein<br />
Bearbeitungsintervall von 3 bis 5 µJ empfohlen (entspricht ca. 200 mJ/cm 2 bei 50x50 µm2)<br />
• Der empfohlene <strong>Laser</strong>pulsenergiebereich liefert einen CIGS Abtrag von ca. 30 bis 40 nm pro<br />
<strong>Laser</strong>puls, d.h. bei einer CIGS-Schichtdicke von 2 µm werden entlang der Isolationskante<br />
durchschnittlich ca. 50 <strong>Laser</strong>pulse benötigt. Eine höhere Abtragsrate (bei z.B. größerer Pulsenergie)<br />
führt zu einer zu starken Schwächung bzw. lokalen Zerstörung der darunter liegenden Mo-Schicht.<br />
• Eine stärkere Mo-Schicht, z.B. 1,0 statt 0,5 µm Schichtdicke, unterstützt die notwendige Selektivität<br />
beim CIGS Abtrag bzw. zur Absicherung des P2 Prozesses (<strong>und</strong> ggf. P3 Prozess, falls dieser bis<br />
zur Mo-Schicht gewünscht wird).<br />
• Das Abtragsverhalten der CIGS-Schicht ändert sich signifikant mit zunehmender <strong>Laser</strong><br />
Wiederholrate, auch bei einer Einhaltung des räumlichen Puls-zu-Puls Abstands (Anpassung der<br />
Verfahrgeschwindigkeit). Die Materialreaktion zeigt große Unterschiede bei einem zeitlichen<br />
Pulsabstand von 0,5 ms (10 kHz) oder 0,05 ms (100 kHz). Ein präziser CIGS Abtrag wird bei<br />
höheren Wiederholraten aufgr<strong>und</strong> der zunehmenden Tendenz einer Schichtverschmelzung<br />
erschwert. Somit ist bei höheren Wiederholraten, z.B. 400 kHz, ein deutlich größerer Puls-zu-Puls-<br />
Abstand notwendig, der mehrere Durchläufe bzw. Anzahl von Zyklen für einen vollständigen<br />
Schichtabtrag mit sich bringt.<br />
• 50 MHz Pulszüge (20 ns Pulsabstand) eignen sich nicht für einen kontrollierten bzw. selektiven<br />
Schichtabtrag von CIGS. Ein geeignetes Prozessfenster für P2 (oder P3 bis zum Mo) konnte nicht<br />
identifiziert werden.<br />
• Die Vor- <strong>und</strong> Nachteile eines optischen Scannersystems mit Top-Hat Profil gegenüber einer<br />
konventionellen Gauß Scanneroptik sind: die Ränder des Isolationskanals sind bei moderater<br />
Pulsenergie (< 5 µJ) besser definiert, die Mo-Schicht wird gleichmäßiger „belastet“, der<br />
Justageaufwand ist höher aufgr<strong>und</strong> der erforderlichen genauen Positionierung der Optiken relativ<br />
zum Werkstück, der Wärmeeintrag an den Rändern nimmt bei höherer Pulsenergie (> 5 µJ) stärker<br />
zu.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 35<br />
5. Plasma-Emissionsspektren<br />
Das beim Abtrag der Dünnschichtproben entstehende Plasma kann zur Online-Kontrolle des<br />
Abtragsprozess genutzt werden. Zur Überprüfung dieser Möglichkeit wurden Abtraguntersuchungen mit<br />
den Dünnschichtproben (Mo-, P2G- <strong>und</strong> P3G-Probe) am Nanomotion-System durchgeführt<br />
(Versuchsaufbau siehe Abb. 3G). Jede Einzelprobe wird mit Mehrfachzyklen abgetragen. In Abb. 5A<br />
sind die Spektren-Diagramme der Molybdän-Probe jeweils während des 1., 3., 6. <strong>und</strong> 9. Zyklus<br />
zusammengestellt. In den Spektren ist eindeutig zu erkennen, dass bei einem einfachen Zyklus nur die<br />
Mo-Emissionslinien mit schwacher Intensität zu sehen sind. Im 3. Zyklus treten die Mo-Emissionslinien<br />
mit stärkster Intensität auf. Beim fortgesetzten Abtrag der Mo-Schicht bis zum Glassubstrat der Probe<br />
bei Zyklenzahl 9 sind keine Mo-Emissionslinien mehr zu registrieren.<br />
Abb. 5A: Plasma-Spektren während des <strong>Laser</strong>abtrages einer CIGS-Schicht, gemessen im jeweiligen Zyklus, sowie<br />
Mikroskop-Aufnahmen der dazugehörigen Kanäle Emissionslinien beim <strong>Laser</strong>abtrag der Mo-Probe mit THK-50 <strong>und</strong><br />
Scannersystem unter Variation der Zyklenanzahl von 1x bis 12x. <strong>Laser</strong> Parameter: 532 nm <strong>und</strong> 7 ps, Repetitionsrate = 10<br />
kHz, Pulsenergie = 3 µJ. Repetitionsrate = 10 kHz, Pulsenergie = 3 µJ<br />
Die Ergebnisse in diesem Versuch zeigen, dass das Plasma-Spektrum für die Online-Kontrolle des P1-<br />
Prozesses als Referenz verwendet werden kann.<br />
Der in Kap. 3 beschriebene Aufbau für die spektroskopischen Analysen wurde parallel zu den in Kap. 4<br />
beschriebenen Abtragsuntersuchungen durchgeführt. Während des <strong>Laser</strong>abtrages das entstehende<br />
Plasma im Materialabtrag registriert. Die Umsetzungsstrategie, die Isolationskanäle (P2 <strong>und</strong> P3) in<br />
einem Durchgang auszuführen, induziert ein Plasma, bei dem sowohl die Indium- als auch die Mo-<br />
Emissionslinien im Plasmaspektrum beobachtet werden. Eine Aussage über den Zeitpunkt, wann die
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 36<br />
CIGS-Schicht vollständig entfernt ist <strong>und</strong> ein (unerwünschter) signifikanter Molybdänabtrag einsetzt ist<br />
möglich, wenn der Abtrag durch mehrere Durchläufe des <strong>Laser</strong>strahles realisiert <strong>und</strong> bei jedem<br />
Durchlauf das Plasmaspektrum beobachtet wird.<br />
Bei moderater Pulsenergie <strong>und</strong> geringem Puls-zu-Puls-Überlappung tauchen beim CIGS-Abtrag starke<br />
In-Linien im Spektrum auf. Je weiter der CIGS-Abtrag voranschreitet, desto schwächer werden die In-<br />
Linien <strong>und</strong> Mo-Linien. Zudem dominiert im Spektrum mit fortschreitendem Abtrag immer mehr der<br />
Untergr<strong>und</strong>. Für diese Untersuchung eignet sich die Konzentration auf ein Beobachtungsfenster von<br />
380 bis 460 nm.<br />
In Abb. 5B sind die Spektren der P3G-Probe jeweils während des 1., 4., 6. <strong>und</strong> 12. Zyklus zusammengefasst.<br />
Vergleicht man hier das Diagramm des 1. Zyklus mit dem in Abb. 5A, fällt auf, dass bei der<br />
P3G-Probe bereits beim ersten Teilabtrag zwei eindeutige Indium-Emissionslinien zu erkennen sind,<br />
obwohl noch ZnO bzw. auch ITO auf dem CIGS aufliegt. Zinn oder Zink Linien sind jedoch auch bei<br />
höherer Zyklenanzahl nicht erkennbar. Stattdessen nimmt die Intensität der Indium-Linien zu <strong>und</strong> im<br />
Untergr<strong>und</strong>signal werden nach 4x Durchlauf sogar die ersten Mo-Linien sichtbar.<br />
Dieses Ergebnis ist ein Indiz dafür, dass der <strong>Laser</strong>strahl durch erste Halbleiterschicht TCO (ZnO/ITO)<br />
dringt <strong>und</strong> direkt in die darunter liegende CIGS-Schicht einkoppelt. Optische Untersuchungen der<br />
Kanäle legten nahe, dass die transparente Halbleiterschicht TCO abplatzt <strong>und</strong> nicht verdampft wird, was<br />
durch das Fehlen von Linien im Plasma-Spektrum bestätigt wird. Aufgr<strong>und</strong> des hohen prozentualen<br />
Anteils an Indium in der CIGS-Schicht ergeben sich die beiden In-Emissionslinien mit starker Intensität.<br />
Abb. 5B: Plasma-Spektren während des <strong>Laser</strong>abtrages einer CIGS-Schicht, gemessen im angebenden Zyklus, sowie<br />
Mikroskop-Aufnahmen der dazugehörigen Kanäle. Emissionslinien beim <strong>Laser</strong>abtrag der P3G-Probe mit THK-50 <strong>und</strong><br />
Scannersystem unter Variation der Zyklenanzahl von 1x bis 12x. <strong>Laser</strong> Parameter: 532 nm <strong>und</strong> 7 ps, Repetitionsrate = 10<br />
kHz, Pulsenergie = 3 µJ
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 37<br />
Im Spektrum des 4. Zyklus <strong>und</strong> der entsprechenden Mikroskop-Aufnahme des abgetragenen Kanals ist<br />
gut zu erkennen, dass noch Reste der CIGS-Schicht im Kanalbereich über der gelbfarbigen Mo-Schicht<br />
verbleiben. Im Gegensatz dazu zeigt die Mikroskop-Aufnahme des abgetragenen Kanals im 6. Zyklus<br />
einen sauberen Abtrag bis zur Mo-Schicht der P3G-Probe. Jedoch werden trotz der freigelegten CIGS-<br />
Schicht noch In-Emissionslinien im Diagramm detektiert. Hierbei handelt es sich vermutlich um Abtrag<br />
im Randbereich des Kanals. Im Vergleich zum Spektrum im 4. Zyklus weist das Spektrum im 6. Zyklus<br />
aber eindeutige Molybdän-Emissionslinien mit deutlich höherer Intensität auf. Beim 12. Zyklus sind<br />
keine eindeutigen Emissionslinien im Spektrum zu identifizieren. Man erkennt aus der Mikroskop<br />
Analyse, dass die Schichten nun komplett bis zum darunterliegenden Glassubstrat abgetragen wurden.<br />
Wie bereits in Kapitel 3.2 erwähnt, unterscheidet sich die P2G- von der P3G-Probe nur im Fehlen der<br />
ZnO-Schicht. Mit identischen Abtrags- <strong>und</strong> <strong>Laser</strong>parametern wird die gleiche Untersuchung mit der<br />
P2G-Probe am Nanomotion-System durchgeführt. Die Ergebnisse sind in Abb. 5C zusammengestellt.<br />
Im Vergleich zu den Ergebnissen mit der P3G-Probe in Abb. 5B weist die P2G-Probe beim Abtrag sehr<br />
ähnliche Ergebnisse auf. Die In-Emissionslinien wirken im identischen Zyklus 4X (Abb. 5B)<br />
ausgeprägter, da aufgr<strong>und</strong> der fehlenden ZnO-Schicht der P2G-Probe die Abtragseffizienz verbessert<br />
ist.<br />
Abb. 5C: Plasma-Spektren während des Abtrages einer CIGS-Schicht, gemessen in jeweiligem Zyklus, sowie Mikroskop-<br />
Aufnahmen der dazugehörigen Kanäle. Emissionslinien beim <strong>Laser</strong>abtrag der P2G-Probe mit THK-50 <strong>und</strong> Scannersystem<br />
unter Variation der Zyklenanzahl von 1x bis 12x. <strong>Laser</strong> Parameter: 532 nm <strong>und</strong> 7 ps, Repetitionsrate = 10 kHz,<br />
Pulsenergie = 3 µJ<br />
Anhand der Spektren der Versuche konnte gezeigt werden, dass die Ergebnisse für eine Online-<br />
Kontrolle des P2-Prozesses verwendet werden können. Auch eine Kontrolle des P3-Prozesses mittels<br />
Plasmaspektroskopie ist möglich, wenn der Abtrag bis zur Mo-Schicht gefordert wird. Allerdings ist im<br />
P3-Prozess ein Abtrag der transparenten Halbleiterschicht nur bis zur CIGS-Schicht prinzipiell
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 38<br />
ausreichend. Beim Einsatz von Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>pulsen bei 532 nm konnten jedoch keine Zinn- oder<br />
Zink-Emissionslinien für eine online Kontrolle identifiziert werden. Diese Situation könnte sich aber bei<br />
einer anderen <strong>Laser</strong>wellenlänge (355 oder 1064 nm) ändern, da dann eine direkte Einkopplung der<br />
<strong>Laser</strong>energie in die (<strong>und</strong> eine Verdampfung) der TCO Schicht eher wahrscheinlich.<br />
Zur Evaluierung der Plasmaemission wurde in diesem Vorhaben die Korrelationsmethode<br />
angewendet. Diese Methode ist ein statistisches Messverfahren. Sie misst den Grad der Ähnlichkeit<br />
zwischen einer Messreihe im Versuch <strong>und</strong> einer Referenz [16] <strong>und</strong> lässt sich durch die folgende Formel<br />
berechnen.<br />
(5.1)<br />
Der Korrelationskoeffizient r zeigt das Signal des ermittelten Elementes, wobei Xi <strong>und</strong> Yi die Werte der<br />
Plasmaintensität in jeder Wellenlänge bei Referenz <strong>und</strong> Messwert sind. X <strong>und</strong> Y sind die dazugehörigen<br />
Mittelwerte [16]. In Abb. 5D sind die Korrelationskurven jeweils mit CIGS- <strong>und</strong> Mo-Referenz<br />
aufgetragen.<br />
Abb. 5D: Die Korrelationskurven zwischen Referenzen <strong>und</strong> Emissionslinien in dem Abtragsprozess der P3G-Probe<br />
<strong>Laser</strong>parameter: Repetitionsrate = 10 kHz, Pulsenergie = 3 µJ, Verfahrgeschwindigkeit v = 20 mm/s<br />
Die Parameter in diesen Versuch sind: 532 nm Wellenlänge, Repetitionsrate = 10 kHz <strong>und</strong> Pulsenergie<br />
von 3 µJ. Der Abtrag erfolgte mit 1 bis 12 Zyklen. Wie in Abb. 5D zu erkennen ist, steigt zunächst die<br />
Korrelationseffizient von CIGS leicht bis zu einem Maximum im 3. Zyklus an, dann sinkt dieser Wert<br />
wieder während der Korrelationskoeffizient von Mo bis zum 6. Zyklus ansteigt <strong>und</strong> kaum bis zum 11.<br />
Zyklus absinkt.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 39<br />
In den mikroskopischen Aufnahmen unter dem Diagramm ist zu sehen, dass beim Maximum des<br />
Korrelationskoeffizienten für CIGS im 3. Zyklus die CIGS-Schicht noch nicht komplett abgetragen<br />
wurde. Erst wenn der Korrelationskoeffizient für CIGS wieder abnimmt, also das Spektrum sich von der<br />
Referenz immer stärker unterscheidet, nähert man sich dem gewünschten P2-Prozessergebnis. In<br />
diesem Fall scheint der Punkt erreicht zu sein, wo der Korrelationskoeffizient von Mo sein Maximum<br />
erreicht hat, denn ab dem 6. Zyklus wirkt die Mo-Schicht in der Mikroskop Analyse sauber von der<br />
darüber liegenden CIGS-Schicht freigelegt. Daher kann dieses Spektrum bei dieser Zyklenanzahl als<br />
Referenz für die Online-Kontrolle der P3G-Probe im P3-Prozess verwendet werden.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 40<br />
6. Abtragsprodukte<br />
Ziel dieser Versuchsreihen ist eine erste Aussage über die Verteilung <strong>und</strong> Charakter der<br />
Abtragsprodukte. Der Versuchsaufbau ist in Abb. 3H dargestellt. Um Informationen über die Natur <strong>und</strong><br />
Verteilung der Partikel in Abhängigkeit vom Abstand zur Probenoberfläche zu ermitteln, wurde der<br />
Objektträger im entsprechenden Abstand über der Probe (Mo, P3F) positioniert. Da der aufgr<strong>und</strong> der<br />
<strong>Laser</strong>-Material-Wechselwirkung mit ultrakurzen Pulsen verursachte explosionsartige Materialaustrieb<br />
nur im Bereich des gezündeten Plasmas im Bereich unterhalb eines Millimeters liegt, wurde der<br />
Objektträger nah über der Probenoberfläche in drei verschiedenen Abständen positioniert. Die<br />
Untersuchung zur Verteilung von Abtragsprodukten erfolgten durch drei Abtragsversuche jeweils mit<br />
Mo- <strong>und</strong> P3F-Probe. Die mikroskopischen Aufnahmen der Partikelverteilung der beiden Proben in<br />
Abhängigkeit von dem Objektträgerabstand sind in Abb. 6A zusammengestellt.<br />
50 µm<br />
Abtragsprodukte von Mo-Probe Abtragsprodukte von P3-Folien<br />
50 µm<br />
Abstand H1 = 230 µm, B = 59,3 µm Abstand H1 = 100 µm, B = 67,3 µm<br />
Abstand H2 = 380 µm, B = 75,7 µm Abstand H2 = 190 µm, B = 73,8 µm<br />
Abstand H3 = 480 µm, B = 77,8 µm Abstand H3 = 340 µm, B = 80,9 µm<br />
<strong>Laser</strong>parameter: Pulsenergie = 8 µJ, Repetitionsrate 10 kHz,<br />
Verfahrgeschwindigkeit = 4 mm/s, Pulsüberlapp = 98 %, Pulsabstand = 0,4 µm<br />
Abb. 6A: Partikelverteilung in Abhängigkeit von dem Objektträgerabstand H zur Probeoberfläche, Vergleich zwischen<br />
der (reinen) Mo-Probe <strong>und</strong> der Multischicht P3F-Proben<br />
Alle Versuche erfolgten durch Linienabtrag bei 8 µJ Pulsenergie, 10 kHz Repetitionsrate <strong>und</strong> 98 %<br />
Pulsüberlapp, entsprechend einer Verfahrgeschwindigkeit von 4 mm/s.<br />
Wie bereits im Kapitel 3.1 beschrieben, wrd aufgr<strong>und</strong> der <strong>Laser</strong>-Material-Wechselwirkung mittels<br />
Ultrakurzpulslaser an der abgetragenen Stelle ein Plasma erzeugt. Dabei werden die in der Probe<br />
enthaltenen Partikel bzw. Teilchen aus der Probenoberfläche, wegen dem in der Absorberschicht<br />
entstehenden Druck, in Richtung des <strong>Laser</strong>strahls herausgeschleudert. Die dabei entstehenden<br />
Abtragsprodukte werden mit Hilfe des eingesetzten Objektträgers aufgefangen. Beim Abtrag mit hohem<br />
Überlapp von 98 % werden die bereits auf dem Objektträger aufgefangenen Abtragsprodukte wieder<br />
durch die nachfolgenden <strong>Laser</strong>pulse zum großen Teil abgetragen. Infolgedessen entstehen auch<br />
Abtragsspuren auf den Objektträger (Siehe Abb. 6A). Aufgr<strong>und</strong> der Zunahme des<br />
<strong>Laser</strong>strahldurchmessers mit wachsendem Abstand vom Fokus, nimmt auch die Breite der<br />
Abtragsspuren auf den Objektträgern mit wachsendem Abstand zur Probenoberfläche zu. Neben den<br />
Abtragsspuren auf den Objektträgern sind aber ebenfalls Partikel zu sehen. Die Breite der Partikel liegt
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 41<br />
bei ca. 2 bis 7 µm. Die maximale Spurbreite auf dem Objektträger der Mo-Probe wird bei 500 µm<br />
Objektträgerabstand einen Wert von ca. 78 µm gemessen. Weiterhin wurden durch Versuche mit der<br />
Mo-Probe festgestellt, dass bei einem Objektträgerabstand > 500 µm keine erkennbare Abtragsspur<br />
mehr beobachtet wird. Ebenfalls nimmt die Menge beobachtbarer Abtragsprodukte bei einem<br />
Objektträgerabstand > 500 µm stark ab. Zu beachten ist, dass das Mikroskop aufgr<strong>und</strong> der begrenzten<br />
Auflösung die Abtragsprodukte im Sub-Mikrometerbereich nicht erfassen kann.<br />
Um quantitative Ergebnisse über die Verteilung der Abtragsprodukte zu erhalten, wurde eine EDX-<br />
Analyse durchgeführt. Die Objektträger, die jeweils mit H1 = 230 µm <strong>und</strong> H3 = 480 µm Abstand über<br />
der Mo-Probe positioniert wurden, sind durch die EDX- Mappingmethode untersucht worden. Die<br />
Ergebnisse werden in Abb. 6B aufgezeigt.<br />
Abstand H1 = 230 µm (Mo) Abstand H3 = 480 µm (Mo)<br />
Abb. 6B: EDX-Mapping der Verteilung der Abtragsprodukte von der Mo-Probe auf den Objektträger.<br />
<strong>Laser</strong>parameter: 532 nm <strong>und</strong> 7 ps, Pulsenergie = 8 µJ, Repetitionsrate = 10 kHz, Pulsabstand = 0,4 µm,<br />
Verfahrgeschwindigkeit = 4 mm/s, Pulsüberlapp = 98 %<br />
Links: Partikelverteilung von Molybdän im Abstand H1 = 230 µm.<br />
Rechts: Partikelverteilung von Molybdän im Abstand H3 = 480 µm.<br />
Die Molybdän-Partikel sind in Magenta farbkodiert.<br />
Da es sich im Fall der Mo-Probe um eine einzelne Dünnschicht handelt, kann man anhand der EDX-<br />
Analyse eindeutige Ergebnisse erhalten. Das Element Mo wird durch Magenta im Programm<br />
gekennzeichnet. Das EDX-Mapping auf der linken Seite der Abbildung zeigt den Verteilungszustand der<br />
Abtragspartikel von der Mo-Probe auf dem Objektträger, der auf einer Höhe von 230 µm über der Probe<br />
positioniert war. Auf der rechten Aufnahme ist der Verteilungszustand im Abstand von 480 µm zu<br />
sehen. Anhand der Ergebnisse beider Mappings lässt sich feststellen, dass die abgetragenen Mo-<br />
Partikel statistisch verteilt sind.<br />
Um aussagekräftige Informationen über die chemische Zusammensetzung der in der Untersuchung<br />
verwendeten CIGS-Solarzellenproben zu ermitteln, wurden die aufgefangenen Abtragsprodukte nach<br />
der <strong>Laser</strong>bearbeitung der P3F-Probe mittels der EDX-Oberflächenanalyse untersucht. In Abb. 6C sind<br />
die Mikroskop-Aufnahme des abgetragenen Kanals (links) <strong>und</strong> die der über diesem Abtragskanal auf<br />
dem Objektträger aufgefangenen Abtragsprodukte (rechts) dargestellt. Der Objektträger wird im<br />
Abstand von 340 µm über der Probe positioniert. Im vorliegenden Fall wird eine P3F-Probe mit einer<br />
Pulsenergie von 8 µJ bis zur Mo-Schicht abgetragen. Zu beobachten ist, dass beim Abtrag - trotz des<br />
TopHat-Profils (THK-30) - in Kanalmitte eine Rissbildung entsteht. Dies könnte einerseits auf eine<br />
Inhomogenität der jeweiligen Dünnschicht der Probe, andererseits auf ein schräg einjustiertes TopHat-<br />
Profils zurückzuführen sein. In der Mikroskop-Aufnahme zur Verteilung der Abtragsprodukte auf dem<br />
Objektträger sind die goldfarbenen Teilchen über der Abtragsspur zu erkennen. Die genaue chemische
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 42<br />
Zusammensetzung dieser Abtragsprodukte wird anhand der EDX-Mapping-Analyse in Abb. 6F, auf der<br />
folgenden Seite, dargestellt.<br />
Abtragskanal der P3F-Probe Abtragsprodukte der P3F-Probe auf OT<br />
Abb. 6C: Abtragskanal <strong>und</strong> zugehörige Abtragsprodukte auf dem Objektträger (P3F-Probe)<br />
<strong>Laser</strong>parameter: Abstrand H = 340 µm, Pulsabstand = 0,4 µm, Verfahrgeschwindigkeit = 4 mm/s, Pulsenergie = 8 µJ<br />
In Abb. 6D sind die EDX-Mappings der einzelnen Elemente sowie ein Mapping mit allen Elementen<br />
addiert wiedergegeben. Jedes chemische Element ist durch eine ihm zugeordnete Farbe dargestellt.<br />
Anhand des in Abb. 6D gezeigten Abtragskanals, sind die Elemente der Probe aus den TCO- (Zn),<br />
(Cd), CIGS- (Cu, In, Ga, Se) <strong>und</strong> Mo-Schichten als Abtragsprodukte auf dem Objektträger zu finden.<br />
Das Mapping der einzelnen Elemente weist eine statistische Elementverteilung der Abtragsprodukte<br />
auf. In <strong>und</strong> Mo benetzen praktisch die gesamte Region in der Mapping Analyse, so dass man eine<br />
Beschichtung aus der Dampfphase vermuten kann. Die Elemente Cd, Cu, Ga <strong>und</strong> Se liegen eher als<br />
Cluster (Nanopartikel?) mehr oder wenige gleichmäßig verteilt auf dem Auffang-Glasträger.<br />
Bemerkenswert ist das Mapping mit dem einzelnen Element Zn aus dem Zinkoxid aus der TCO-Schicht<br />
der Probe. Offensichtlich können die großen „Bruchstücke“ auf dem Auffang-Glasträger der TCO-<br />
Schicht zugeordnet werden, auch wenn diese nachträglich durch die Beschichtung der anderen<br />
Elemente wie Mo oder In überlagert werden. Diese Ergebnis bestätigt die bereits aufgestellte<br />
Vermutung, dass der Abtrag dieser transparenten Habeliterschicht bei dieser Wellenlänge nicht durch<br />
Verdampfung, sondern durch ein den <strong>Laser</strong> induzierten Abtrag in der darunterliegenden CIGS-Schicht<br />
erfolgt.<br />
Um die nach dem Abtrag der Probe von dem Objektträger aufgefangenen Partikel zu analysieren, wird<br />
eine weitergehende EDX-Spektren-Analyse durchgeführt. Zu beachten ist, dass die chemischen<br />
Elemente in dem Objektträger ebenso durch die Spektren-Analyse ermittelt wurden. Aus diesem Gr<strong>und</strong><br />
wird zunächst mit einem gereinigten Objektträger eine EDX-Spektren-Analyse durchgeführt. Der<br />
Objektträger gehört zu der Gruppe der Natron-Kalk-Gläser. Um die Energieabweichungen der Elemente<br />
in der Messung zu unterdrücken, wird eine Anregungsenergie von 10 kV verwendet. Tabelle 6A zeigt<br />
die chemische Zusammensetzung der Probe. Die Werte werden in Atom -% eingegeben.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 43<br />
EDX-Mapping (Zn, Cd, Cu, In, Ga, Se, Mo) Zn<br />
Cd Cu<br />
In Ga<br />
Se Mo<br />
Abb. 6D: EDX-Mapping der Abtragsprodukte der P3F-Probe auf einem Objektträger<br />
<strong>Laser</strong>parameter: Abstand zwischen Probe <strong>und</strong> Objektträger = 340 µm, Pulsabstand = 0,4 µm, Verfahrgeschwindigkeit =<br />
4 mm/s, Pulsenergie = 8 µJ<br />
Element Si O Na Ca Mg Al K<br />
Atom -% 31,93 50,79 10,78 2,84 2,52 0,69 0,46<br />
Tabelle 6A: Ergebnisse der EDX-Spektren-Analyse des verwendeten Objektträgers
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 44<br />
Das Vorgehen der EDX-Spektren-Analyse an den Objektträgern nach dem <strong>Laser</strong>abtrag der P3F-Probe<br />
ist in Abb. 6E dargestellt. Um die chemischen Elemente in den Abtragsprodukten der P3F-Probe zu<br />
identifizieren, wurden EDX-Punktmessung durchgeführt. In Abb. 6H sind die drei analysierten Stellen<br />
mit 10.000x Vergrößerung in der REM-Aufnahme zu erkennen. Der Messpunkt P1 liegt auf einem<br />
typischen großen Teilchen <strong>und</strong> wird durch rote Farbe hervorgehoben. Der blau markierte Messpunkt P2<br />
liegt auf einem relativ kleinen Partikel <strong>und</strong> der Messpunkt P3 liegt auf der Oberfläche des Objektträgers.<br />
Die Ergebnisse der EDX-Punktmessungen sind jeweils in Abb. 6F-H dargestellt.<br />
Abb. 6E: EDX-Punktmessung an drei Punkten auf dem Objektträger<br />
Abb. 6F: EDX-Spektren des Messpunktes P1 (Rot) in Abb. 6G. Abstand H3 = 340 µm, Objektträger über der P3F-Probe.<br />
Chemische Elemente der Abtragsprodukte aus der P3F-Probe: Zn, O, In, Se, Mo
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 45<br />
Abb. 6G: EDX-Spektren des Messpunktes P2 (Blau) in Abb. 6G. Abstand H3 = 340 µm, Objektträger über der P3F-<br />
Probe. Chemische Elemente der Abtragsprodukte aus der P3F-Probe: Zn, O, Cu, In, Se, Mo<br />
Abb. 6H: EDX-Spektren des Messpunktes P3 (Grün) in Abb. 6G. Abstand H3 = 340 µm, Objektträger über der P3F-<br />
Probe. Chemische Elemente der Abtragsprodukte aus der P3F-Probe: Zn, O, Cu, In, Se, Mo<br />
Chemische Elemente der Abtragsprodukte im jeweiligen Messpunkt der P3F-Probe<br />
Messpunkt P1 Zn, O, In, Se, Mo<br />
Messpunkt P2 Zn, O, Cd, In, Se, Mo<br />
Messpunkt P3 Zn, O, Cu, In, Se, Mo<br />
Chemische Elemente aus Objektträger bzw. Beschichtungsmaterial<br />
Messpunkt Allg. Si, O, Na, Mg, C<br />
Tabelle 6B: Ergebnisse der EDX-Spektren aus den Messpunkten in Abb. 6H<br />
Die ermittelten chemischen Zusammensetzungen der Abtragsprodukte aus den jeweiligen Messpunkten<br />
sind in Tabelle 6B zusammengefasst. Da die Probe bei der EDX- Messung leitfähig sein muss, wurde<br />
sie vor der Messung für kurze Zeit im Vakuum mit Kohlenstoff (C) bedampft. Daher ist das Element C in<br />
allen Messpunkten zu finden.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 46<br />
Die Ergebnisse der EDX-Spektren zeigen, dass das Element Zn nicht nur auf den größten Teilchen zu<br />
finden ist, sondern auch auf der Gr<strong>und</strong>fläche des Objektträgers. Ursache hierfür ist eine wenige<br />
Nanometer dicke i-ZnO Pulverschicht, die in der P3F-Probe zwischen CIGS <strong>und</strong> ZnO zu finden ist.<br />
Die Menge an Klein- <strong>und</strong> Kleinstpartikeln zeigt, dass eine Maßnahme wie zum Beispiel der Einsatz<br />
einer Absaugvorrichtung zum Schutz vor ges<strong>und</strong>heitsschädlichen Stoffen während des<br />
Abtragsprozesses notwendig ist.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 47<br />
7. Industrielle Umsetzungsstrategie<br />
7.1 Herstellung <strong>und</strong> Validierung von Isolationskanälen<br />
Im Abschnitt 4.7 sind die wichtigsten Erkenntnisse aus den Voruntersuchungen zur Variation der<br />
Prozessparameter zusammen gefasst. Mit neuen Proben P2G <strong>und</strong> P3G der Firma Soltecture wurden<br />
zur Herstellung der Isolationskanäle das THK50 (Fa. LIMO) mit dem speziell hierfür abgestimmten<br />
Scannersystem (Scanlab) eingesetzt. Im Prinzip wurde der Aufbau aus den Voruntersuchungen wieder<br />
in Betrieb genommen <strong>und</strong> die Untersuchung zur Umsetzungsstrategie konzentrierten sich bei dem<br />
Einsatz der grünen Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>pulse auf folgendes Parameterfenster: Pulsenergie zwischen 3<br />
<strong>und</strong> 5 µJ, Wiederholrate 200 <strong>und</strong> 400 kHz, Scannergeschwindigkeit von 0,5 bis 5 m/s, Zyklenanzahl<br />
von 1 bis 10.<br />
Die Mikroskop-Aufnahmen in Abb. 7A repräsentieren einige typische Ergebnisse der nach dem<br />
Verfahren des direkten <strong>Laser</strong>abtrags hergestellten Isolationskanäle für die Dünnschicht-Proben auf<br />
einem Glasträger bei einer <strong>Laser</strong> Wiederholrate von 400 kHz. Bei dem P3-Prozess – Isolationskanal in<br />
der transparenten Halbleiterschicht - ist zu unterscheiden zwischen dem Abtrag bis zum CIGS bzw.<br />
hinunter bis zur Mo-Schicht, beide Umsetzungsvarianten sind für die Herstellung der Dünnschicht-<br />
Solarmodule interessant.<br />
Abb: 7A: Mikroskop-Aufnahmen der Isolationskanäle von P2 <strong>und</strong> P3 an den P2G <strong>und</strong> P3G Proben nach der<br />
<strong>Laser</strong>bearbeitung bei 532 nm <strong>und</strong> 7 ps<br />
In der Abb. 7A oben, P2-Prozess an der P2G Probe, ist ein präziser Abtrag der CIGS-Schicht bis zur<br />
Mo-Schicht erkennbar. Dieses Ergebnis ist bei konstantem Arbeitsabstand zwischen Optik <strong>und</strong><br />
Werkstück reproduzierbar. Allerdings sind einzelne „CIGS-Inseln“ in dem Isolationskanal identifizierbar,<br />
die vermutlich ihren Ursprung einer Vorprägung bzw. Inhomogenität bei der Herstellung dieser
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 48<br />
Halbleiterschichten besitzen. Die CIGS-Schicht zeigt außerdem einen modifizierten Randbereich von<br />
ca. 10 µm auf jeder Seite des Isolationskanals, trotz der Bearbeitung mit 3 Zyklen bei einer reduzierten<br />
Puls-zu-Puls-Überlappung. Die Wärmeeinflusszone an den Rändern des Kanals konnte auch mit Top-<br />
Hat Profil beim direkten Abtrag mit Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>pulsen bei 532 nm nicht deutlich unter 10 µm<br />
reduziert werden. Gleiches gilt auch für die Bearbeitungsergebnisse des P3 Prozess an der P3G-Probe.<br />
Die Prozessparameter <strong>und</strong> das Bearbeitungsergebnis für den P3 Prozess für die Option „Abtrag bis zur<br />
Mo-Schicht“ sind vergleichbar mit dem P2-Prozess, auch wenn etwas mehr Pulsenergie eingesetzt<br />
wurde. Der P3-Prozess nur bis auf die CIGS-Schicht ist effektiver, denn hier können die<br />
Isolationskanäle mit geringerer <strong>Laser</strong> Pulsenergie <strong>und</strong> deutlich höherer Geschwindigkeit generiert<br />
werden.<br />
Hell- <strong>und</strong> Dunkelstrommessungen mit Unterstützung der Fa. Soltecture wurden durchgeführt, um die mit<br />
der Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>technologie bei 532 nm erzeugten Isolationskanäle hinsichtlich der Strom-<br />
Spannungs-Kenndaten zu charakterisieren <strong>und</strong> mit den Daten aus der kommerziell zu Fertigung<br />
verwendeten Nadelritzung zu vergleichen. Die Diagramme in Abb. 7B dokumentieren das Ergebnis<br />
exemplarisch an den P3G-Proben Nr. 5-14 <strong>und</strong> 10-15 für den P3-Prozess bis zur CIGS-Schicht (siehe<br />
Abb. 7A unten links).<br />
Strom in A<br />
0.08<br />
0.06<br />
0.04<br />
0.02<br />
0.00<br />
-0.02<br />
-0.04<br />
-0.06<br />
Probe 5-14<br />
Probe 5-14 Hell-Dunkelkennlinien<br />
Dunkelkennlinie<br />
Hellkennlinie<br />
-1 0 1 2 3 4<br />
Spannung in V<br />
Strom in A<br />
0.08<br />
0.06<br />
0.04<br />
0.02<br />
0.00<br />
-0.02<br />
-0.04<br />
-0.06<br />
Probe 10-15<br />
Probe 10-15 Hell-Dunkelkennlinien<br />
Dunkelkennlinie<br />
Hellkennlinie<br />
-1 0 1 2 3 4<br />
Spannung in V<br />
Abb: 7B: Strom-Spannungskennlinien aus den Hell- <strong>und</strong> Dunkelstrommessungen von Isolationskanälen (P3 Prozess bis<br />
zum CIGS) in einer Auswahl bearbeiteter P3G Proben<br />
Die aus den Hell- <strong>und</strong> Dunkelstrommessungen ermittelten Strom-Spannungs-Kenndaten, z.B. der<br />
Füllfaktor, sind für den P3-Prozess bis CIGS <strong>und</strong> bis hinunter zum Mo an je zwei Beispielproben<br />
zusammen gestellt. Die Kenndaten für die P3G-Proben Nr. 5-14 <strong>und</strong> 10-15 können im Vergleich zur<br />
konventionellen Bearbeitung als sehr geeignet bewertet werden, denn die Füllfaktoren liegen im Bereich<br />
über 67% für den P3-Prozess bis CIGS. Das reproduzierbar gute Bearbeitungsergebnis ist zunächst<br />
eine Überraschung, denn auf Gr<strong>und</strong>lage der Vorabbewertung mittels optischer Mikroskopie <strong>und</strong> REM<br />
war das nicht unbedingt erwartet worden. Die Ränder der Isolationskanten von der transparenten<br />
Halbleiterschicht sehen recht zerfranst aus. Im Gegensatz hierzu stehen die Kenndaten im P3-Prozess<br />
für einen selektiven Abtrag bis zur Mo-Schicht (P3G Proben 4-14 <strong>und</strong> 7-15): die Ergebnisse sind kaum<br />
reproduzierbar <strong>und</strong> auch die Füllfaktoren erreichen nicht das erforderliche Niveau. Ähnliches wird für<br />
den P2-Prozess beobachtet, bei dem die CIGS-Schicht in jedem Fall bis zur Mo-Schicht abgetragen<br />
werden muss. Eine Korrelation zwischen den Strom-Spannungs-Kenndaten beim CIGS-Abtrag (mit<br />
Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>pulsen bei 532 nm) <strong>und</strong> einer subjektiven Vorabbewertung aus der<br />
Oberflächenanalyse mittels optischer Mikroskopie oder REM konnte nicht festgestellt werden, d.h. eine<br />
„auf den ersten Blick“ gutes Bearbeitungsergebnis lieferte teilweise sehr schlechte Füllfaktoren.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 49<br />
P3 bis CIGS P3 bis Mo<br />
Probe_5-14 Probe 10-15 Probe 4-14 Probe 7-15<br />
Leerlaufsp. Modul Voc [V] 3,021 3,040 2,630 2,988<br />
Leerlaufsp. Zelle Voc [mV] 604,2 608,0 525,9 597,5<br />
Kurzschlussstrom Isc [A] 5,53E-02 5,20E-02 4,28E-02 5,08E-02<br />
max. Leistung Pmpp [W] 1,12E-01 1,08E-01 3,26E-02 8,66E-02<br />
Füllfaktor FF [%] 67,24 68,35 28,99 57,04<br />
Tabelle 7A: Strom-Spannungs-Kenndaten von ausgewählten Proben nach der <strong>Laser</strong> Herstellung von Isolationskanten<br />
7.2 Interpretation <strong>und</strong> Ausblick<br />
Die Abb. 2A (a) in Kap. 2 beschreibt den in diesem Vorhaben verfolgten Lösungsansatz für einen <strong>Laser</strong><br />
induzierten, selektiven Abtrag dünner Funktionsschichten am Beispiel einer ca. 1,8 µm starken CIS-<br />
bzw. CIGS-Schicht auf der ca. 0,5 bis 1,0 µm Molybdän-Kontaktschicht. Gr<strong>und</strong>sätzlich wurde im<br />
Vorhaben der Ansatz verfolgt, die obere CIGS-Schicht (P2 Prozess) bzw. ITO/ZnO-Schicht (P3<br />
Prozess) möglichst schonend <strong>und</strong> präzise bis zur unteren Kontakt-Schicht (Mo) abzutragen. Um die<br />
Selektivität zur Gewährleisten, wurde die Einzelpulsenergie der Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>pulse bei 532 nm<br />
so eingestellt, dass die Abtragsraten pro <strong>Laser</strong>pulse bei ca. 40 nm liegen. Zudem wurde der Puls-zu-<br />
Puls-Überlapp so gewählt, dass die thermische Belastung möglichst minimiert ist. Auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />
der Analysen mittels optischen Mikroskop <strong>und</strong> REM/EDX konnte so ein Parameterfeld identifiziert<br />
werden, bei dem über diesen Ansatz ein selektiver Abtrag von CIGS auf der Mo-Schicht tatsächlich<br />
umsetzbar erscheint. Allerdings belegen die Hell- <strong>und</strong> Dunkelfeldmessungen, dass ein Pikosek<strong>und</strong>en-<br />
<strong>Laser</strong>abtrag von CIGS bei einer Wellenlänge von 532 nm (also für den P2-Prozess) keine<br />
reproduzierbaren Ergebnisse liefert. Ein „stufenweiser“ Abtrag der CIGS-Schicht, wie in Abb. 7C (oben<br />
links) skizziert, ist somit eher ungeeignet, um die Nadelritzung zu ersetzen.<br />
Überraschenderweise zeigten dagegen die Hell- <strong>und</strong> Dunkelfeldmessungen für die Isolationskanäle in<br />
der ITO- bzw. ZnO-Schicht (P3 Prozess) unter Einsatz der grünen Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>pulse erstaunlich<br />
gute <strong>und</strong> reproduzierbare Ergebnisse. Allerdings nur für den Fall, bei dem der Abtrag auf die<br />
transparente Halbleiterschicht limitiert bleibt <strong>und</strong> die darunter liegende CIGS-Schicht auf der Mo-Schicht<br />
verbleibt. Wenn im P3-Prozess durch die Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>strahlung bei 532 nm der Abtrag bis zur<br />
Mo-Schicht fortgesetzt wird, sind die Ergebnisse für die Modulherstellung (im Vergleich zur<br />
Nadelritzung) wieder weniger brauchbar.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 50<br />
Abb. 7C: Einfluss der Wellenlänge auf den P2-Prozess: Abtrag von CIGS auf Mo: Ultrakurze <strong>Laser</strong>pulse mit 532 nm<br />
werden an der Oberfläche der CIGS-Schicht absorbiert <strong>und</strong> erzeugen dort Materialabtrag. Bei 1064 nm Wellenlänge findet<br />
starke Absorption erst an der Oberfläche der Molybden-Schicht statt. Dadurch entsteht eine Gasblase, die zur Aufwölbung<br />
<strong>und</strong> Abplatzung der CIGS-Schicht führt<br />
Das Ergebnis dieses Vorhabens zu den Plasma-Untersuchungen (Kap. 5) <strong>und</strong> der Abtragsprodukte<br />
(Kap. 6) zeigt auf, dass sich der Materialabtrag zwischen CIGS (P2-Prozess) <strong>und</strong> der transparenten<br />
Halbleiterschichten ITO bzw. ZnO deutlich unterscheidet. Ein Plasma aus der ITO bzw. ZnO-Schicht<br />
konnte im Gegensatz zum CIGS (Indium-Linien) nicht registriert werden. Auch die Bruchstücke der ITO<br />
bzw. ZnO-Schicht bei den aufgefangen Abtragsprodukte unterstreichen die Vermutung, dass die<br />
transparenten Halbleiterschichten mit den grünen Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>pulsen nach einer „anderen<br />
Methode“ von der CIGS-Schicht entfernt wurden, als das CIGS von der Mo-Schicht. Kürzlich<br />
veröffentlichte Ergebnisse zum selektiven <strong>Laser</strong>abtrag von ähnlichen Funktionsschichten [17-22]<br />
unterstützen die folgende Interpretationsrichtung.<br />
Bei der Wellenlänge von 532 nm ist die Transmission der ITO bzw. ZnO-Schicht deutlich größer, d.h.<br />
die Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>pulse werden eher an der Grenzschicht zur CIGS absorbiert, wie dies in der<br />
Abb. 7D (oben links) skizziert ist. Ein Wärmeeintrag erfolgt jetzt an einer Grenzschicht zwischen der<br />
transparenten Halbleiterschicht <strong>und</strong> dem CIGS. Material wird verdampft, kann aber zunächst nicht<br />
entweichen. Das verdampfte Material ist praktisch eingeschlossen <strong>und</strong> es bildet sich eine Gasblase aus,<br />
bei der sich nun die obere dünne Schicht aufwölbt. Ist der Druck dieser Gasblase groß genug, platzt die<br />
obere Schicht regelrecht explosionsartig auf <strong>und</strong> die Bruchstücke dieser aufgeplatzten Schicht<br />
entfernen sich von der Probe. Die Bruchstücke selbst liefern kein Plasmasignal <strong>und</strong> der Randbereich<br />
der so hergestellten Isolationskante erscheint unregelmäßig <strong>und</strong> zerfranst, im Vergleich zum „direkten“<br />
Abtrag der CIGS-Schicht im P2-Prozess bei 532 nm. Trotz der auf dem ersten Blick schlechteren<br />
Präzision der Isolationskanten, da es ja eher um einen eruptionsartigen Mikroabtrag handelt, liefert<br />
dieser Ansatz die wesentliche Gr<strong>und</strong>lage für eine zukünftige industrielle Umsetzung der<br />
Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>technologie bei 532 nm. Hauptgr<strong>und</strong> hierfür ist die Minimierung einer<br />
Wärmeeinflusszone im Isolationskanal, da der Wärmeeintrag eher an der unteren Schicht erfolgt ist.<br />
Das „Abreisen“ der Schicht ähnelt den Ergebnissen der kommerziellen Nadelrítzung, allerdings mit einer<br />
im direkten Vergleich deutlich verbesserten Präzision. Dieser Prozess erscheint auch deutlich<br />
effizienter, als bei dem „direkten“ Materialabtrag, wo das gesamte in Frage stehende Volumen
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 51<br />
verdampft werden muss. Für das „Abreißen“ <strong>und</strong> „Abheben“ des geforderten Materialvolumens ist<br />
weniger <strong>Laser</strong>energie erforderlich, wie dies aus anderen Anwendungen bereits erkannt wird [19-21].<br />
Abb. 7D: Einfluss der Wellenlänge auf den P3-Prozess: Abtrag von ZnO von CIGS, bzw. Abtrag von ZnO <strong>und</strong> CIGS von<br />
Mo: Mit einer Wellenlänge von 1064 nm kann ein scharf begrenzter Kanal erzeugt werden<br />
Kürzlich bekannte gewordene Ergebnisse zeigen auf, dass die Herstellung von Isolationskanälen in der<br />
CIGS-Schicht bei der Wellenlänge von 1064 nm eher geeignet ist [19,20]. Das erscheint auf den ersten<br />
Blick überraschend, denn CIGS absorbiert im IR das Licht schlechter als bei 532 nm, siehe auch Skizze<br />
in Abb. 7C. Die Erklärung ist aber hier analog wie oben für den P3-Prozess: der Wärmeeintrag erfolgt<br />
nun bei 1064 nm an der Grenzfläche zu der darunter liegenden Mo-Schicht. Die entstehende<br />
Gasblase drückt die CIGS-Schicht explosionsartig von der Mo-Schicht weg. Obwohl nun auch hier die<br />
Isolationsränder unregelmäßig <strong>und</strong> zerfranst erscheinen, ist der Einfluss einer Wärmeeinflusszone<br />
anscheinend geringer, als bei dem Lösungsansatz des „direkten“ <strong>Laser</strong>abtrags.<br />
Neben der richtigen Wahl der Wellenlänge, um bevorzugt die <strong>Laser</strong>energie in die darunter liegende<br />
Grenzschicht einkoppeln zu können, ist die ursprüngliche Eingrenzung der Pulsdauer auf wenige<br />
Pikosek<strong>und</strong>en bei dieser Abtragsmethode weniger eindeutig. In [20] wird ein erfolgreicher<br />
Lösungsansatz für den P2-Prozess bei CIGS unter Einsatz eines Faserlasers beschrieben, der bei einer<br />
Wellenlänge von 1064 nm <strong>und</strong> einer relativ langen Pulsdauer von ca. 1,5 ns arbeitet. In anderen<br />
Studien wird dagegen bei diesem Ansatz des eruptiven Abtrags der Vorteil der ultrakurzen<br />
Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>pulse hervorgehoben [21].<br />
Eine erfolgreiche Umsetzung des P3-Prozesses, also die Herstellung eines Isolationskanals in der<br />
transparenten Halbleiterschicht ITO- bzw. ZnO ist bisher nur für Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>pulse bei 532 nm<br />
bekannt. Dieses wichtige Ergebnis ist kürzlich im Sommer 2012 - unabhängig von diesem Vorhaben -<br />
durch eine andere Studie bestätigt wurden [18].
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 52<br />
Tab. 7B fasst die wichtigsten Empfehlungen für eine potentielle industrielle Umsetzung unter Einsatz<br />
der Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>technologie zusammen, auf der Gr<strong>und</strong>lage der Erkenntnisse aus diesem<br />
Vorhaben <strong>und</strong> jüngsten Veröffentlichungen [17-22].<br />
P2-Prozess (CIGS) P3-Prozess (ITO / ZnO)<br />
Wellenlänge 1064 nm 532 nm<br />
Pulsdauer 10 ps 7 ps<br />
Geeignetes Strahlprofil Top-Hat Top-Hat<br />
Einzelpulsenergie (auf ca. 50 x 50 µm 2 ) < 10 µJ < 5 µJ<br />
Wiederholrate 2 MHz (bei 20 W) 2 MHz (bei 10 W)<br />
Mittlere Schreibgeschwindigkeit (2 MHz) 2 m/s 5 m/s<br />
Tabelle 7B: Vorschlag zu einer zukünftigen Umsetzung der <strong>Laser</strong>-basierten Fertigung von Isolationskanälen in der CIGS<br />
Dünnschicht-Photovoltaik
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 53<br />
7.3 Transfer durch Vorträge <strong>und</strong> Veröffentlichen<br />
Durch folgende Vorträge <strong>und</strong> Messeauftritte wurden bis Dezember 2012 im Rahmen nationaler <strong>und</strong><br />
internationaler Fachtagungen die Vorhabensergebnisse zum selektiven <strong>Laser</strong>abtrag dünner Schichten<br />
für die Photovoltaik der breiten Öffentlichkeit vorgestellt.<br />
1. Vorstellung des Vorhabens am Messestand (Flyer) der LMTB während der „<strong>Laser</strong> <strong>und</strong> Optik Berlin<br />
(LOB)“ 03.2010 in Berlin<br />
2. Vorstellung des Vorhabens (Vortag) während der internationalen Fachtagung „<strong>Laser</strong> in Production<br />
and Manufacturing (LPM)“ 06.2010 in Stuttgart<br />
3. Vorstellung des Vorhabens (Flyer) am Messestand der LMTB während der µLEF, 02.2011 in Fürth<br />
4. Vorstellung der Vorhabensergebnisse (Flyer) am eigenen Messestand während der „World of<br />
Photonics“ 05.2011 in München<br />
5. Vorstellung der Vorhabensergebnisse (Vortrag) während der internationalen Fachtagung „<strong>Laser</strong>s in<br />
Manufacturing der WLT (LIM)“ 05.2011 in München<br />
6. Vorstellung der Vorhabensergebnisse (Poster) während der internationalen Fachtagung „Euro-<br />
Mediterranean Symposium on <strong>Laser</strong>-Induced Breakdown Spectrosproscopy“ 09.2011 in IZMIR,<br />
Türkei<br />
7. Vorstellung der Vorhabensergebnisse (Vortrag <strong>und</strong> Veröffentlichung) während der internationalen<br />
Fachtagung „International Congress on Applications of <strong>Laser</strong>s & Electro–Optics (ICALEO) 10.2011<br />
in Orlando, USA<br />
8. Vorstellung des Vorhabens (Flyer) am Messestand der LMTB während der µLEF, 02.2012 in Fürth<br />
9. Vorstellung der Vorhabensergebnisse (Flyer) am Messestand der LMTB während der „<strong>Laser</strong> <strong>und</strong><br />
Optik Berlin (LOB)“ 03.2012 in Berlin<br />
10. Vorstellung der Vorhabensergebnisse (Vortrag) während der internationalen Fachtagung „Thin-Film<br />
Industry Forum“ 04.2012 in Berlin<br />
11. Vorstellung der Vorhabensergebnisse (Vortrag <strong>und</strong> Poster) während der International School on<br />
<strong>Laser</strong>s in materials science (organized by Politecnico di Milano) 06.2012, in Venedig, Italien<br />
12. Vorstellung der Vorhabensergebnisse (Vortrag) während der International Summer School on<br />
Trends and new Developments in <strong>Laser</strong> Technology (TU Dresden and Fraunhofer IWS), 08.2012 in<br />
Dresden<br />
13. Vorstellung der Vorhabensergebnisse (Vortrag) während der internationalen Fachtagung „LIBS“, in<br />
Luxor, Ägypten, 09.2012<br />
14. Vorstellung der Vorhabensergebnisse (Vortrag) während der internationalen Fachtagung<br />
International Symposium on Optomechatronic <strong>Technologie</strong>s (ISOT) 10.2012 in Paris<br />
15. Vorstellung der Vorhabensergebnisse (Vortrag) während der internationalen Fachtagung „7th<br />
International Photonics Conference LANE“ 11.2012 in Fürth
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 54<br />
16. Vorstellung der Vorhabensergebnisse (Poster <strong>und</strong> Flyer) während der F.O.M.<br />
Mitgliederversammlung (<strong>und</strong> Gästen) 11.2012 in Berlin<br />
Im Rahmen des IGF Vorhabens konnte eine Bachelor- <strong>und</strong> eine Diplomarbeit erfolgreich abgeschlossen<br />
werden, in einer laufenden Doktorarbeit werden Teilaspekte aus dem Vorhaben behandelt:<br />
1. Untersuchungen zum selektiven <strong>Laser</strong>abtrag der dünnen Funktionsschichten Mo, CIS & ZnO<br />
für die Photovoltaik, Bachelor-Arbeit von Herrn Stefan Freudenberg aus der Fachhochschule<br />
Emden/Leer (02.2011)<br />
2. Abtragsuntersuchungen an dünnen Funktionsschichten der CIGS - Solarzellen mittels<br />
Ultrakurzpulslaser, Diplom-Arbeit von Herrn Yuan Gao aus der Technische Universität Berlin,<br />
(01.2012)<br />
Des Weiteren wird durch folgende Veröffentlichungen der Know-how Transfer dokumentiert:<br />
1. Plasma monitoring during laser material processing, Diego-Vallejo D, Ashkenasi D, Illing G,<br />
Eichler HJ, <strong>Laser</strong>s in Manufacturing WLT, May 23-26, 2011, Munich. Germany. Conf. Proc. on<br />
Physics Procedia 12 (2011) 407–413 (online).<br />
(http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S187538921100229X)<br />
2. <strong>Laser</strong>-induced plasma investigations during material processing Journal of <strong>Laser</strong><br />
Micro/Nanoengineering, 6(2); p. 146-150, Diego-Vallejo D, Schwagmeier M, Ashkenasi D, Illing<br />
G, Eichler HJ (2011) (online)<br />
(http://www.jlps.gr.jp/jlmn/upload/aba3fb2d24a2aed4192baacd26efffae.pdf)<br />
3. Selective ablation of CIS solar cells monitored by laser-induced breakdown spectroscopy and<br />
classification methods, David Diego-Vallejo, David Ashkenasi, Andreas Lemke, Hans Joachim<br />
Eichler. Spectrochimica Acta Part B: Atomic Spectroscopy (Special issue dedicated to the LIBS<br />
2012 Conference) submitted 2012<br />
4. Selektiver Abtrag dünner Schichten mit grüner Pikosek<strong>und</strong>en-<strong>Laser</strong>strahlung. Lemke A,<br />
Ashkenasi D, Eichler HJ, <strong>Laser</strong> Ausgabe 04.2013 (in Arbeit)
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 55<br />
7.4 Kooperation mit dem Industriekonsortium <strong>und</strong> anderen Firmen<br />
Die Vorstellung der Zwischenergebnisse (Meilensteine) erfolge bei den regelmäßigen Treffen des<br />
Industriekonsortiums am 12.02.2010, 15.09.2010, 09.03.2011 <strong>und</strong> 09.11.2011 in Berlin, Dortm<strong>und</strong> (bei<br />
der Fa. LIMO) <strong>und</strong> in Leipzig (bei der Fa. Solarion). Mit diesem Industriekosortium wurden in den<br />
mehrstündigen Treffen die von der LMTB zu untersuchenden Fragestellungen besprochen <strong>und</strong> die<br />
Ergebnisse diskutiert. Weitere Firmen (3D-Micromac, Compact <strong>Laser</strong> Solutions, Direct Industrial<br />
Photonics, Trumpf <strong>Laser</strong>, Innolight) haben Interesse an dem Projekt gezeigt <strong>und</strong> vereinzelt auch<br />
Proben, Beratung, Geräte <strong>und</strong> Messzeit zur Verfügung gestellt.<br />
Durch die enge Kooperation mit diesen Firmen sind die im Projekt erzielten Teilergebnisse direkt in<br />
deren Entwicklungsarbeiten <strong>und</strong> Produktion eingeflossen. Das Interesse an Nachfolgeprojekte zum<br />
selektiven <strong>Laser</strong>abtrag ist groß, auch wenn in den Deutschen Unternehmen der Dünnschicht-<br />
Photovoltaik zurzeit eine Konsolidierungsphase eingetreten ist. Hier gilt es, die Erkenntnisse in<br />
Produktentwicklungen aus ggf. anderen Branchen einfließen zu lassen, z.B. in der Display-<strong>Technologie</strong><br />
oder in der Entwicklung neuer Batterien auf Folien.<br />
Tendenziell wird eine Orientierung des selektiven <strong>Laser</strong>abtrags in der „Roll-to-Roll“ Fertigung gesehen,<br />
wo entweder dünne Glas- oder Kunststoff-Folien als Trägermaterial für dünne Funktionsschichten<br />
eingesetzt werden. Geeignete <strong>Laser</strong>systeme zum selektiven Dünnschichtabtrag lassen sich in solche<br />
Fertigungsvorrichtungen sehr gut integrieren. Ziel der weiteren Transfermaßnahmen ist die<br />
Adressierung von kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen, die im Apparatebau oder Export dieser „Roll-to-<br />
Roll“ Fertigung eine führende Rolle spielen. In diesem Rahmen sollen gemeinsam mit der Industrie<br />
kurzfristig wirtschaftlich-technisch relevante Fragestellungen für zukünftige Entwicklungsarbeiten<br />
identifiziert werden, die ggf. in einem Nachfolgeprojekt der Industriellen Gemeinschaftsforschung<br />
verfolgt werden.
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 56<br />
8. Literatur<br />
1. H. Varel, D. Ashkenasi, A Rosenfeld, R. Herrmann, F. Noack, EEB. Campbell, <strong>Laser</strong>-induced<br />
damage in SiO2 and CaF2 with picosecond and femtosecond laser pulses, Appl. Phys. A 62,<br />
293-294 (1996)<br />
2. L. Jiang, H.-L. Tiang, Modelling of ultrashort pulse-train processing of metal films, Int. Journal of<br />
Heat and Mass Transfer 50, 3461-3470 (2007)<br />
3. S.-S. Wellershoff, J. Hohlfeld, J. Güdde, E. Matthias, The role of electron-phonon coupling in<br />
femtosecond laser damage of metals, Appl. Phys. A 69, 99-107 (1999)<br />
4. P. Hermann, M. Benfarah, S Bruneau, E Axente, G Coustillier, T. Itina, J-F. Guillemoles and P<br />
Alloncle, Comparative investigation of solar cell thin film processing using nanosecond and<br />
femtosecond lasers, J. Phys. D: Appl. Phys. 39, 453-460 (2006)<br />
5. D. von der Linde, K. Sokolowski-Tinten, The physical mechanisms of short-pulse laser ablation,<br />
Appl. Surface Sci. 154-155, 1-10 (2000), V. V. Temnow, K. Sokolowski-Tinten, P. Zhou, D. von<br />
der Linde, Ultrafast imaging interferometry at femtosecond laser excited surfaces, JOSA B, 29,<br />
9, 1954-1964 (2006)<br />
6. J. P. Colombier, P. Combis, F. Bonneau, R. Le Harzic, and E. Audouard, Hydrodynamic<br />
simulations of metal ablation by femtosecond laser irradiation Phys. Rev. B. 71,165406 (2005)<br />
7. A. Miotello, R. Kelly, <strong>Laser</strong>-induced phase explosion: new physical problems when a condensed<br />
phase approaches the thermodynamic critical temperature, Appl. Phys. A 69, S67-73 (1999)<br />
8. S. Noel, J. Hermann, T. Itania, Investigations of nanoparticles during femtosecond laser<br />
ablation of metals, Appl. Surface Sci. 253, 6310-6315 (2007)<br />
9. S. Yalcin, Y. Y. Tsui, R. Fedosejevs, Images of femtosecond laser plume expansions into<br />
backgro<strong>und</strong> air, Plasma Science IEEE, 33, Issue 2, 482-483 (2005)<br />
10. www.scanlab.de, Handbuch_hurrySCAN30<br />
11. Frank Eggert, Standardfreie Elektronenstrahl-Mikroanalyse, Book on Demand <strong>GmbH</strong>, ISBN 3-<br />
8334-2599-7<br />
12. S. Nakade, A.D. Compaan, I. Matulionis, Opt. Las. Eng. 34 (2000) 15<br />
13. Handbook of Chemistry and Physics, CRC Press, Boca Raton, 73 eme ed., 1993<br />
14. D. Craciun, V. Craciun, NATO ASI Ser. E Appl. Sci. 284 (1995) 67, 1999<br />
15. Amsler & Frey AG, Technisches Datenblatt 7.5.7, www.amsler-frey.ch, 2003<br />
16. I.B.Gornushkin, Identification of Solid Materials by Correlation Analysis Using a Microscopic<br />
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18. A. Burn, V. Romano, M. Muralt, R. Witte, B. Frei, S. Bücheler, S. Nishiwaki, Selective Ablation<br />
of thin films in latest generation CIGS solar cells with picosecond pulses, Proc. of the SPIE Vol.<br />
8243 (2012)
AiF Vorhaben 16376 N <strong>Laser</strong> Dünnschichtbearbeitung 57<br />
19. A. Buzas, Z. Geretovszky, Nanosecond laser-induced selective removal of the active layer of<br />
CuInGaSe2 solar cells by stress-assisted ablation, Phys. Rev. B85, 245304 (2012)<br />
20. M. Rekow, R. Murison, C. Dunsky, C. Dinkel, J. Pern, L. Mansfield, T. Panarello, and S.<br />
Nikumb, CIGS P1, P2, P3 Scribing Prozesses using a Pulse Programmable Industrial Fiber<br />
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2010 http://www.nrel.gov/docs/fy11osti/49411.pdf<br />
21. G. Heise, M. Domke, J. Konrad, S. Sarrach, J. Sotrop, H.P. Huber, <strong>Laser</strong> lift-off initiated by<br />
direct induced ablation of different metal thin films with ultra-short laser pulses, J. Phys. D: Appl.<br />
Phys. 45 (2012)<br />
22. G. Raciukaitis, S. Grubinskas, P. Gecys, M. Gedvilas, Selectiveness of laser processing due to<br />
energy coupling localization: case of thin film solar cells scribing. Appl. Phys. A, published<br />
online: 08 September 2012