Zusammenfassung Nachweise - Institut für Ur- und Frühgeschichte ...

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02.03.2013 Aufrufe

Fragen nach der künstlerischen Phantasie und eventuell angewandter Topoi, aber auch das relativ kleine Format der Stickerei sollte nicht unterbewertet werden, insbesondere wenn Detailfragen zu klären sind. Die Ermittlung geeigneter Vergleichsfunde gestaltet sich in einigen Bereichen schwierig, besonders wenn sich die Frage nach charakteristischen Details stellt, wie etwa bei den Alltagsgegenständen. Direkt mit den Darstellungen des Teppichs von Bayeux in Zusammenhang stehende Objekte, wie die in der Schlacht bei Hastings eingesetzten Waffen und Ausrüstungsgegenstände der englischen und normannischen Krieger, sind leider nicht überliefert. Auf dem Schlachtfeld in Battle, East Sussex, selbst fanden bis heute keine eingehenden archäologischen Ausgrabungen statt, lediglich zwei Zufallsfunde sind bekannt. Im Jahre 1935 wurden in der Nähe der St. Mary´s Church, die sich auf dem Gelände des Schlachtfelds befindet, menschliche Gebeine entdeckt, die jedoch bereits bei der Freilegung zerfielen. 1951 schließlich konnte in unmittelbarer Nähe des Schlachtfelds eine Streitaxt geborgen werden, die sich heute im Battle Museum of Local History befindet 3 . Bewaffnung Im Hinblick auf die kriegerische Ausrüstung erweist sich der Teppich von Bayeux in vielen Punkten insofern als authentische Quelle, als dass die Darstellungen mit tatsächlich überlieferten Objekten in Einklang zu bringen sind. Ein Problem stellt sich jedoch hinsichtlich der zeitlichen Einordnung der dargestellten Waffen und Rüstungsteile, da diese häufig früheren Formen entsprechen, wie etwa die mehrlappigen Schwertknäufe, die überwiegend Ein Nasalhelm auf dem Teppich von Bayeux. und ein Vergleichsfund aus Mähren (11. Jh.). Links: Raven banner (Bayeux Tapestry)¹ aus Wikimedia² Autor= Brianann MacAmhlaidh³ Lizenz: PD 4 . Rechts: Moravian Nasal Helmet, 11th Century 5 aus Wikimedia 2 Autor= Sandstein 6 Lizenz: CC 7 . dem 9. und 10. Jahrhundert zugeordnet werden können, sowie die dargestellten kleinen Bögen, die im 11. Jahrhundert bereits durch die Langbögen abgelöst waren. Doch auch aus der zeitgenössischen Kunst übernommene Elemente sind erkennbar, etwa die Kettenhosen. Ausnahmen bilden die abgebildeten Helme mit Nasal und die drachenförmigen Schilde, hier ist die Entwicklung in der Bewaffnung wiedergegeben, wie sie im 11. 3 E-Mail-Korrespondenz mit F. Carver (I.T. Development Battle Museum) vom 17.12.2008.

Jahrhundert tatsächlich stattgefunden hat. Besonders die Tatsache, dass das Nasal erst ab dem 12. Jahrhundert in der Buchmalerei erscheint, und dieses Element somit kaum aus zeitgenössischen Quellen bekannt gewesen sein kann, spricht für die Wiedergabe einer tatsächlich gebräuchlichen Form. Insgesamt kann gesagt werden, dass der Künstler Ausdrucksschemata übernahm, daneben jedoch auch die Ausrüstung des zeitgenössischen Kriegers darstellte, die er möglicherweise sogar mit eigenen Augen sah. In welchem Verhältnis dies geschah, ist nicht mit Sicherheit zu beantworten, da verschiedene Komponenten, beispielsweise die kleinen Flügel einiger Speerspitzen, sowohl in der Kunst des 11. Jahrhunderts, als auch im archäologischen Befund vorkommen. Die Unterschiede in der Darstellung der sowohl von Normannen als auch von Engländern genutzten Angriffswaffen sind gering. Schwerter beispielsweise weisen keine charakteristischen Merkmale auf, die eine Zuordnung zu einer der Armeen erlauben. Die Ausrüstung der Engländer mit Streitäxten ist ein Attribut, das zahlreiche Übereinstimmungen in anderen Quellen findet. Es sollte jedoch darauf hingewiesen werden, dass der Künstler diese Waffe gezielt dazu einsetzte, die Engländer in der Schlacht zu kennzeichnen. Es ist somit fraglich, ob die Normannen die Axt tatsächlich nicht gebrauchten, oder ob sie aufgrund dieser Unterscheidung nicht abgebildet wurde. Eine eindeutige Zuweisung zu den beteiligten Nationen ist auch bei den Schutzwaffen nicht problemlos möglich. Der Rundschild 4 , auf dem Teppich von Bayeux Teil der angelsächsischen Ausrüstung, war zum Teil sicherlich auch bei den Normannen im Einsatz. Hier muss demnach mit einer Differenzierung zugunsten der visuellen Klarheit, in diesem Fall der Unterscheidung der beiden Heere, gerechnet werden. Dies geht auch aus anderen zeitgenössischen Quellen hervor, die sich mit der Darstellung des Schlachtgeschehens beschäftigen, und bei denen eine derartige Unterscheidung anhand der Waffengattungen nicht erkennbar ist. Eine deutliche Abweichung sowohl von zeitgenössischen schriftlichen Quellen als auch von den Ergebnissen der archäologischen Forschung stellt die große Zahl von Helmen und Kettenhemden auf dem Teppich von Bayeux dar. Während die Schriftquellen diese Bestandteile der kriegerischen Ausrüstung als besonders kostbar und somit der militärischen Elite vorbehalten schildern, sind auf der Stickerei nahezu alle Soldaten mit Helm und Kettenhemd gerüstet. Dies dürfte kaum der Fall gewesen sein, viel eher kann davon ausgegangen werden, dass tatsächlich lediglich die Krieger der höheren sozialen Schichten, wie etwa die englischen Housecarls, eine Art persönliche Leibwache des Königs, über 4 Rundschilde sind auf dem Teppich von Bayeux konvex dargestellt, wohl um eine bessere Seitenansicht zu gewährleisten. Funde, beispielsweise vom Gokstadschiff (um 900) zeigen, dass der Rundschild flach war, was erhebliche Vorteile hatte. So wurde etwa der Schlag des Gegners nicht gegen den Schildträger geleitet, wie es bei der konvexen Form der Fall wäre.

Fragen nach der künstlerischen Phantasie <strong>und</strong> eventuell angewandter Topoi, aber auch das<br />

relativ kleine Format der Stickerei sollte nicht unterbewertet werden, insbesondere wenn<br />

Detailfragen zu klären sind.<br />

Die Ermittlung geeigneter Vergleichsf<strong>und</strong>e gestaltet sich in einigen Bereichen schwierig,<br />

besonders wenn sich die Frage nach charakteristischen Details stellt, wie etwa bei den<br />

Alltagsgegenständen. Direkt mit den Darstellungen des Teppichs von Bayeux in<br />

Zusammenhang stehende Objekte, wie die in der Schlacht bei Hastings eingesetzten Waffen<br />

<strong>und</strong> Ausrüstungsgegenstände der englischen <strong>und</strong> normannischen Krieger, sind leider nicht<br />

überliefert. Auf dem Schlachtfeld in Battle, East Sussex, selbst fanden bis heute keine<br />

eingehenden archäologischen Ausgrabungen statt, lediglich zwei Zufallsf<strong>und</strong>e sind bekannt.<br />

Im Jahre 1935 wurden in der Nähe der St. Mary´s Church, die sich auf dem Gelände des<br />

Schlachtfelds befindet, menschliche Gebeine entdeckt, die jedoch bereits bei der Freilegung<br />

zerfielen. 1951 schließlich konnte in unmittelbarer Nähe des Schlachtfelds eine Streitaxt<br />

geborgen werden, die sich heute im Battle Museum of Local History befindet 3 .<br />

Bewaffnung<br />

Im Hinblick auf die kriegerische Ausrüstung erweist sich der Teppich von Bayeux in vielen<br />

Punkten insofern als authentische Quelle, als dass die Darstellungen mit tatsächlich<br />

überlieferten Objekten in Einklang zu bringen sind. Ein Problem stellt sich jedoch hinsichtlich<br />

der zeitlichen Einordnung der dargestellten Waffen <strong>und</strong> Rüstungsteile, da diese häufig<br />

früheren Formen entsprechen, wie etwa die mehrlappigen Schwertknäufe, die überwiegend<br />

Ein Nasalhelm auf dem Teppich von Bayeux. <strong>und</strong> ein<br />

Vergleichsf<strong>und</strong> aus Mähren (11. Jh.). Links: Raven banner<br />

(Bayeux Tapestry)¹ aus Wikimedia² Autor= Brianann<br />

MacAmhlaidh³ Lizenz: PD 4 . Rechts: Moravian Nasal Helmet, 11th<br />

Century 5 aus Wikimedia 2 Autor= Sandstein 6 Lizenz: CC 7 .<br />

dem 9. <strong>und</strong> 10. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

zugeordnet werden können,<br />

sowie die dargestellten kleinen<br />

Bögen, die im 11. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

bereits durch die Langbögen<br />

abgelöst waren. Doch auch aus<br />

der zeitgenössischen Kunst<br />

übernommene Elemente sind<br />

erkennbar, etwa die<br />

Kettenhosen. Ausnahmen bilden<br />

die abgebildeten Helme mit<br />

Nasal <strong>und</strong> die drachenförmigen<br />

Schilde, hier ist die Entwicklung<br />

in der Bewaffnung<br />

wiedergegeben, wie sie im 11.<br />

3 E-Mail-Korrespondenz mit F. Carver (I.T. Development Battle Museum) vom 17.12.2008.

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