Zusammenfassung Nachweise - Institut für Ur- und Frühgeschichte ...
Zusammenfassung Nachweise - Institut für Ur- und Frühgeschichte ...
Zusammenfassung Nachweise - Institut für Ur- und Frühgeschichte ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
esonders in der Vergangenheit angenommen wurde, konnte durch stilistische Vergleiche,<br />
Anglizismen in den Inschriften <strong>und</strong> die fehlende Legitimation der normannischen Invasion<br />
weitgehend widerlegt werden.<br />
Die Geschichte des Teppichs von Bayeux<br />
Die gute Erhaltung des Teppichs von Bayeux ist, besonders bezüglich der Entstehungszeit<br />
<strong>und</strong> des textilen Materials, erstaunlich. Doch betrachtet man die bewegte<br />
„Lebensgeschichte“ der Stickerei, so erscheint es noch verblüffender, dass sie nicht mehr<br />
Schaden davongetragen hat. Bereits ab 1476 wurde der Teppich nachweislich beim jährlich<br />
wiederkehrenden Fest der Reliquien vom ersten bis zum achten Juli in der Kathedrale von<br />
Bayeux aufgehängt <strong>und</strong> der Bevölkerung zur Schau gestellt. Sowohl unter Napoleon<br />
Bonaparte zu Beginn des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts, als auch in der Zeit des Nationalsozialismus<br />
wurde die Stickerei als Propagandawerk missbraucht, um Abstammung <strong>und</strong> Vorgehen zu<br />
legitimieren. Besonders in den Jahren 1939 bis 1945 war der Teppich von Bayeux<br />
zahlreichen Gefahren durch die Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe e.V. unter<br />
der Leitung von Reichsführer-SS Heinrich Himmler ausgesetzt, deren erklärtes Ziel es war,<br />
eine deutsche Herkunft des Werkes nachzuweisen.<br />
Der geschichtliche Hintergr<strong>und</strong><br />
Vergleicht man die dargestellten Ereignisse auf dem Teppich von Bayeux mit schriftlichen<br />
Quellen des 11. <strong>und</strong> 12. Jahrh<strong>und</strong>erts, so zeigt sich, dass diese die Begebenheiten mitunter<br />
anders überliefern. Ein Beispiel hier<strong>für</strong> ist der Eid auf die Reliquien von Bayeux, den Harald<br />
Wilhelm gegenüber leistet. Es besteht kein Zweifel, dass sich die Szene in Bayeux abspielt,<br />
da der Ort in der Inschrift genannt wird. Aus den Schriftquellen hingegen sind andere Orte<br />
als Schauplatz der Eidesleistung bekannt. So leistet Harald den Schwur in der Gesta<br />
Guillelmi ducis Normannorum et regis Anglorum des Wilhelm von Poitiers (verfasst zwischen<br />
1071 <strong>und</strong> 1077) in Bonneville-sur-Touques; in Ordericus Vitalis‘ Werk The Ecclesiastical<br />
History of Orderic Vitalis aus dem 12. Jahrh<strong>und</strong>ert wird Rouen als Ort des Schwurs<br />
angegeben. Es gibt verschiedene Mutmaßungen bezüglich der Verlegung der Szene nach<br />
Bayeux. Vermutlich sollte die Bedeutsamkeit <strong>und</strong> der Rang gerade dieser Reliquien<br />
besonders hervorgehoben werden, um den später folgenden Schwurbruch Haralds in<br />
direkten moralischen Zusammenhang mit seiner Niederlage in der Schlacht bei Hastings zu<br />
stellen.<br />
Auch die auf dem Teppich von Bayeux geschilderten zeitlichen Abläufe können nicht in allen<br />
Fällen als historisch korrekt angesehen werden. Die Ereignisse auf der Stickerei scheinen<br />
dichter aufeinander zu folgen, als dies in Wirklichkeit der Fall war. Eine genaue Chronologie<br />
ist jedoch aufgr<strong>und</strong> des Fehlens jeglicher Zeitangaben in den Inschriften kaum zu erstellen.