Zusammenfassung Nachweise - Institut für Ur- und Frühgeschichte ...
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gänzlich wirklichkeitsgetreu dargestellt werden mussten, griff der Künstler vielfach zu<br />
Vorlagen <strong>und</strong> Stilisierungen.<br />
Besonders deutlich schlug sich der Einfluss der zeitgenössischen Kunst in der Wiedergabe<br />
der Bauwerke nieder, doch auch im Bereich der Bewaffnung sind derartige künstlerische<br />
Konventionen erkennbar, hier insbesondere die konvexe Form der R<strong>und</strong>schilde sowie die<br />
Kettenhemden.<br />
Dass sich andererseits durchaus Hinweise auf die „reale Welt“ des 11. Jahrh<strong>und</strong>erts finden,<br />
wird vornehmlich in den Objektgruppen deutlich, in denen eine Entwicklung zu erkennen ist,<br />
oder zu denen sich keine Entsprechungen in der zeitgenössischen Kunst finden. Als<br />
Beispiele können hier die Frauengewänder mit den erweiterten Ärmeln <strong>und</strong> die Tuniken<br />
herangezogen werden, bei denen sich jeweils eine modische Neuerung nachvollziehen lässt.<br />
Auch die konischen Helme mit Nasal können als Wiedergabe realer<br />
Ausrüstungsgegenstände angesehen werden, wie das Fehlen jeglicher Bildquellen aus der<br />
Zeit um 1070 zeigt. Die Verknüpfung von künstlerischen Schemata <strong>und</strong> Beobachtungen der<br />
tatsächlichen Umwelt spiegelt sich in nahezu allen Szenen des Teppichs von Bayeux wieder.<br />
Das Verhältnis, in dem diese Kombination angewandt wurde, ist uns nicht bekannt <strong>und</strong> kann<br />
wohl auch nicht einwandfrei nachgewiesen werden. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass die<br />
Elemente, die aus der Kunst entlehnt wurden, <strong>und</strong> die Beobachtungen des realen Lebens in<br />
einem stabilen Gleichgewicht standen, vielmehr ist zu erwarten, dass die Relationen je nach<br />
Kontext <strong>und</strong> künstlerischen Interessen variierten. Besonders schwierig gestaltet sich die<br />
Einschätzung bei Objekten, denen sowohl künstlerische Parallelen als auch archäologische<br />
Vergleichsf<strong>und</strong>e gegenübergestellt werden können, wie es etwa bei einigen<br />
Schiffsbestandteilen der Fall ist. Hier kann häufig keine zuverlässige Aussage über den<br />
Realiengehalt der Stickerei gemacht werden, da das eben angesprochene Verhältnis<br />
unbekannt ist.<br />
Die Recherche geeigneter Vergleichsf<strong>und</strong>e gestaltete sich insbesondere bei den<br />
Alltagsgegenständen schwierig. Die stark stilisierte Wiedergabe auf dem Teppich von<br />
Bayeux lässt keine Details erkennen, diese sind jedoch zur Interpretation der Objekte – <strong>und</strong><br />
somit zur Ermittlung konkreter Typen innerhalb der Vergleichsf<strong>und</strong>e – erforderlich. Eine<br />
weitere Schwierigkeit offenbarte sich bei der Frage nach der Zeitstellung der archäologisch<br />
überlieferten Objekte. Hier stehen häufig lediglich F<strong>und</strong>e zur Verfügung, die vor oder nach<br />
dem 11. Jahrh<strong>und</strong>ert datieren <strong>und</strong> demzufolge teils beträchtliche zeitliche Unterschiede zur<br />
Entstehungszeit des Teppichs von Bayeux aufweisen. In diesen Fällen versuchte ich, eine<br />
Kontinuität des Gegenstandes nachzuvollziehen, <strong>und</strong> die Gemeinsamkeiten<br />
herauszuarbeiten.<br />
Ich war dabei besonders darauf bedacht, Zirkelschlüsse zu vermeiden, die bei einem<br />
solchen Vergleich entstehen können. Die Gefahr liegt hierbei besonders in einer zu starken