Zusammenfassung Nachweise - Institut für Ur- und Frühgeschichte ...

Zusammenfassung Nachweise - Institut für Ur- und Frühgeschichte ... Zusammenfassung Nachweise - Institut für Ur- und Frühgeschichte ...

ufg.db.uni.tuebingen.de
von ufg.db.uni.tuebingen.de Mehr von diesem Publisher
02.03.2013 Aufrufe

Die Schiffe Im Vergleich mit den materiellen Überresten von Schiffen scheint der Teppich von Bayeux eine stilisierte Form des zeitgenössischen, klinkergebauten Typs mit überlappenden Planken – symbolisiert durch unterschiedlich gefärbte, horizontale Bänder – widerzuspiegeln. Es finden sich Elemente verschiedener Schiffsarten, beispielsweise die unterbrochene Dollbordlinie, wie sie bei Handelsschiffen zu erwarten wäre, oder die verzierten Stevenenden, ein Charakteristikum Die Rekonstruktionszeichnung des dänischen Handelsschiffes Skuldelev 1 erlaubt einen Blick auf den mittschiffs freigehaltenen Bereich für die Ladung. Interessant ist der dargestellte Transport von Tieren, darunter auch ein Pferd. Zeichnung von Morten Gøthche. © Vikingeskibsmuseet i Roskilde. Ein Schiff auf dem Teppich von Bayeux. Die unterschiedlich gefärbten Bänder stehen für die Klinkerbauweise. Deutlich zu erkennen sind die unterbrochene Dollbordlinie, die offenen Riemenlöcher sowie die figürlich gehaltenen Stevenenden. Flotte normande 13 aus Wikimedia 2 Autor= Ludo29 14 Lizenz: prunkvoller Zeremonienschiffe. Es scheinen des Weiteren die Einflüsse unterschiedlicher Schiffsbaugebiete wiedergegeben zu sein, die symmetrische Form des Rumpfes mit gebogenem Kiel und ausgezogenen Steven sind eindeutig nordisch einzustufen und können durch Funde skandinavischer Schiffe des 9. bis 11. Jahrhunderts belegt werden. Daneben PD 4 . finden sich jedoch auch Übereinstimmungen mit Bauformen, wie sie von Schiffen angelsächsischer Herkunft bekannt sind; diese ähneln den skandinavischen jedoch sehr, ein Hinweis, dass die nordische Technik auch in diesen Regionen bekannt war. Insgesamt sind die Schiffe aus der Zeit der normannischen Eroberung wohl noch stark vom wikingerzeitlichen Typ geprägt, weisen jedoch besonders im technischen Bereich auch einige Verfeinerungen auf. Der Teppich von Bayeux wird häufig als eine der bedeutendsten Quellen für die Erforschung der mittelalterlichen Schifffahrt angesehen. Sieht man von

Detailfragen ab, so zeigen sich bei der Betrachtung der Stickerei tatsächlich zahlreiche Parallelen mit den überlieferten Schiffen des 9. bis 11. Jahrhunderts. Es ist wohl davon auszugehen, dass der Künstler zumindest grundlegende Kenntnisse der zeitgenössischen Schiffskonstruktionsweise hatte, wie etwa die Wiedergabe der Klinkerbauweise zeigt. Es finden sich jedoch auch bei den Schiffsdarstellungen Übernahmen aus der zeitgenössischen Kunst. Besonders zu den figürlich verzierten Stevenenden können Parallelen im Old English Hexateuch (11. Jahrhundert) sowie in Junius 11 (spätes 10. Jahrhundert) aufgezeigt werden. Daneben sind auch archäologisch nachweisbare Elemente wie die unterbrochene Dollbordlinie in der Kunst vertreten. Es stellt sich somit erneut die Frage, in welchem Verhältnis Tatsachen und übernommene Motive in die Gestaltung einflossen. Der Vergleich mit den archäologisch erfassten Schiffsbestandteilen kann die Frage nach der Existenz einiger abgebildeter Elemente, wie etwa die verschließbaren Riemenlöcher, die Stakstangen oder die unterschiedlichen Ankerformen, beantworten. Andere Aspekte wie die Form der Segel hingegen, können aufgrund des fehlenden archäologischen Nachweises vorerst nicht bestätigt werden. Fazit Die eingehende Beschäftigung mit dem Teppich von Bayeux als bildliche Quelle des 11. Jahrhunderts hat gezeigt, dass die Stickerei sich nicht in allen Bereichen zur Interpretation zeitgenössischer Objekte eignet. Dies liegt in erster Linie daran, dass der Künstler nicht alle Gegenstände mit derselben Sorgfalt und Detailtreue darstellte. Einige Szenen, in denen beispielsweise sozial höhergestellte Personen zu sehen sind, wurden mit größerer Genauigkeit wiedergegeben, um deren Rolle hervorzuheben, was sich auch auf die abgebildeten Artefakte auswirkte. Ebenso zu beachten sind die künstlerischen Einflüsse, die in einigen Bereichen stärker nachvollziehbar sind als in anderen. So nutzte der Künstler häufig Motive aus der zeitgenössischen Kunst, um Objekte seiner realen Umwelt vereinfacht wiederzugeben, besonders wenn diese keine weitere Bedeutung für die Handlung haben. Dies zeigt sich etwa bei der Betrachtung der Gebäude, die lediglich dann naturgetreu abgebildet wurden, wenn sie für den Handlungsablauf von Belang waren, in den meisten Fällen jedoch eine Kombination architektonischer Elemente der Kunst darstellen. In diesem Zusammenhang sollte auch die Intention des Teppichs von Bayeux nicht außer Acht gelassen werden. Die Stickerei wird heute als Bildquelle genutzt, wobei für die Archäologie besonders die abgebildeten Artefakte von Interesse sind. Der ursprüngliche Zweck hingegen war die Erzählung von Geschehnissen anhand einer Bildfolge, nicht die Erstellung eines direkten Abbilds der realen Umwelt des Künstlers. Da demzufolge zahlreiche Objekte lediglich eine schmückende und ergänzende Funktion erfüllten, und dementsprechend nicht

Die Schiffe<br />

Im Vergleich mit den materiellen<br />

Überresten von Schiffen scheint der<br />

Teppich von Bayeux eine stilisierte<br />

Form des zeitgenössischen,<br />

klinkergebauten Typs mit<br />

überlappenden Planken –<br />

symbolisiert durch unterschiedlich<br />

gefärbte, horizontale Bänder –<br />

widerzuspiegeln. Es finden sich<br />

Elemente verschiedener<br />

Schiffsarten, beispielsweise die<br />

unterbrochene Dollbordlinie, wie sie<br />

bei Handelsschiffen zu erwarten<br />

wäre, oder die verzierten<br />

Stevenenden, ein Charakteristikum<br />

Die Rekonstruktionszeichnung des dänischen<br />

Handelsschiffes Skuldelev 1 erlaubt einen Blick auf den<br />

mittschiffs freigehaltenen Bereich <strong>für</strong> die Ladung.<br />

Interessant ist der dargestellte Transport von Tieren,<br />

darunter auch ein Pferd. Zeichnung von Morten Gøthche. ©<br />

Vikingeskibsmuseet i Roskilde.<br />

Ein Schiff auf dem Teppich von Bayeux. Die unterschiedlich<br />

gefärbten Bänder stehen <strong>für</strong> die Klinkerbauweise. Deutlich zu<br />

erkennen sind die unterbrochene Dollbordlinie, die offenen<br />

Riemenlöcher sowie die figürlich gehaltenen Stevenenden.<br />

Flotte normande 13 aus Wikimedia 2 Autor= Ludo29 14 Lizenz:<br />

prunkvoller Zeremonienschiffe. Es scheinen des Weiteren die Einflüsse unterschiedlicher<br />

Schiffsbaugebiete wiedergegeben zu sein, die symmetrische Form des Rumpfes mit<br />

gebogenem Kiel <strong>und</strong> ausgezogenen Steven sind eindeutig nordisch einzustufen <strong>und</strong> können<br />

durch F<strong>und</strong>e skandinavischer Schiffe des 9. bis 11. Jahrh<strong>und</strong>erts belegt werden. Daneben<br />

PD 4 .<br />

finden sich jedoch auch<br />

Übereinstimmungen mit Bauformen,<br />

wie sie von Schiffen angelsächsischer<br />

Herkunft bekannt sind; diese ähneln<br />

den skandinavischen jedoch sehr, ein<br />

Hinweis, dass die nordische Technik<br />

auch in diesen Regionen bekannt war.<br />

Insgesamt sind die Schiffe aus der Zeit<br />

der normannischen Eroberung wohl<br />

noch stark vom wikingerzeitlichen Typ<br />

geprägt, weisen jedoch besonders im<br />

technischen Bereich auch einige<br />

Verfeinerungen auf. Der Teppich von<br />

Bayeux wird häufig als eine der<br />

bedeutendsten Quellen <strong>für</strong> die<br />

Erforschung der mittelalterlichen<br />

Schifffahrt angesehen. Sieht man von

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!