02.03.2013 Aufrufe

Ein Flatdeck vom Feinsten! PDF

Ein Flatdeck vom Feinsten! PDF

Ein Flatdeck vom Feinsten! PDF

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

16<br />

Ferkelaufzucht<br />

Die Kontrolle der Futterautomaten<br />

ist für Anlagenleiter<br />

Frank Schirmer Teil des täglichen<br />

Stallrundgangs.<br />

Die seit Monaten andauernde<br />

desolate Preissituation wird auch<br />

in der Sauenzuchtanlage Scharlibbe<br />

Spuren in der wirtschaftlichen Bilanz<br />

hinterlassen. Dennoch hat Ottmar<br />

Kapl, Vorstandsvorsitzender der Agrar-<br />

Gesellschaft Elbeland e.G., zu der die<br />

Anlage mit den rund 1250 Sauen gehört,<br />

seinen Optimismus nicht verloren. „Jede<br />

Krise birgt auch Chancen. Man muss<br />

jedoch besser sein als der Durchschnitt,<br />

um langfristig überleben zu können”,<br />

betont der erfahrene Landwirt und<br />

bringt damit seine Unternehmensphilosophie<br />

auf den Punkt.<br />

Klug investiert<br />

Dieses Ziel vor Augen scheuten die<br />

Scharlibber es nicht, Geld in die Hand<br />

zu nehmen und in die Ferkelerzeugung<br />

zu investieren. Obwohl auch bei den<br />

Sauen, insbesondere im Wartebereich<br />

noch Nachholbedarf besteht, entschied<br />

man sich zunächst, die Läuferställe zu<br />

modernisieren. „Das <strong>Flatdeck</strong> war der<br />

Flaschenhals der Anlage und zwang<br />

uns, einen Teil der Tiere bereits als Babyferkel<br />

mit finanziellen <strong>Ein</strong>bußen zu<br />

verkaufen”, begründet Kapl diesen<br />

Schritt. Neben dem Platzproblem ließ<br />

zudem das Stallklima in den Aufzuchtabteilen<br />

zu wünschen übrig.<br />

<strong>Ein</strong> <strong>Flatdeck</strong><br />

<strong>vom</strong> <strong>Feinsten</strong><br />

Im altmärkischen Scharlibbe werden nach der Modernisierung<br />

des <strong>Flatdeck</strong>s neue Maßstäbe hinsichtlich<br />

Tierleistungen und Kostenmanagement gesetzt.<br />

Maßgeblichen Anteil daran haben ein ausgeklügeltes<br />

Lüftungs- sowie Fütterungssystem.<br />

Dem Baubeginn im Herbst 2006 ging<br />

eine gründliche Planung voraus, wobei<br />

die künftige Stallklimagestaltung einen<br />

Schwerpunkt bildete. Nicht zuletzt vor<br />

»<br />

«<br />

In der Ferkelaufzucht lassen<br />

sich mit Hilfe von Wärmerückgewinnungsanlagen<br />

die Heizkosten pro Ferkel auf<br />

unter 50 Cent senken.<br />

dem Hintergrund weiter steigender<br />

Energiepreise gaben die Scharlibber einem<br />

Lüftungs- und Heizungssystem mit<br />

integrierter Wärmerückgewinnungsanlage<br />

den Vorzug. Wie ein solches System<br />

funktioniert und dass sich damit<br />

die Energiekosten auf etwa 50 Cent je<br />

Ferkel senken lassen, davon konnten<br />

sich Kapl und sein Anlagenleiter Frank<br />

Schirmer zuvor in einem unweit gelegenen<br />

Aufzuchtstall überzeugen.<br />

Der Umbau der alten Läuferställe erfolgte<br />

schrittweise bei laufender Pro-<br />

3/2008<br />

Fotos: Bräunig


duktion. Vermarktet wurden während<br />

dieser Zeit Babyferkel. Für den reibungslosen<br />

Absatz sorgten die Vermarktungsprofis<br />

der Erzeugergemeinschaft „Altmark”<br />

mit Sitz in Dähre, deren Mitglied<br />

der Betrieb ist. Dabei stand den Scharlibbern<br />

auch das Glück des Tüchtigen zur<br />

Seite, denn die Ferkelpreise waren damals<br />

wesentlich günstiger als heute.<br />

Seit Februar 2007 läuft die Anlage mit<br />

ihren rund 4000 <strong>Flatdeck</strong>plätzen wieder<br />

rund. Jede Woche verlassen etwa 500<br />

Ferkel mit einem<br />

Gewicht von 28 bis<br />

30 kg den Betrieb.<br />

Allein der Blick auf<br />

die wöchentlichen<br />

Auswertungen zeigt,<br />

dass die Investition ihr Geld wert war.<br />

Die täglichen Zunahmen im <strong>Flatdeck</strong><br />

liegen mittlerweile im Schnitt jenseits<br />

von 470 g, bei einer Futterverwertung<br />

von 1,7 bis 1,8 kg je Kilogramm Zuwachs.<br />

„<strong>Ein</strong>zelne Partien schaffen auch<br />

mal locker die 500-g-Marke”, bekräftigt<br />

Anlagenleiter Schirmer. <strong>Ein</strong>e niedrige<br />

Verlustrate von unter zwei Prozent<br />

spricht für eine gute Tiergesundheit.<br />

Wärmetauscher spart Energie<br />

Als ein Erfolgsgarant für das hohe Leistungsniveau<br />

bezeichnet Kapl das hervorragende<br />

Stallklima in den sanierten<br />

Ställen infolge einer ausgefeilten Luftführung.<br />

Die Frischluft gelangt über<br />

Rieseldecken zu den Ferkeln, die in<br />

Gruppen zu je etwa 50 Tieren aufgestallt<br />

sind. Die Abluft wird unterflur abgesaugt<br />

und zentral abgeführt. „Damit<br />

werden auch die Schadgase aus der Gülle<br />

schneller aus dem Tierbereich entfernt,<br />

erklärt der Landwirt. Die Raumheizung<br />

erfolgt über Heizprofile an den<br />

Wänden.<br />

In das Klimasystem eingebunden ist<br />

ein Wärmetauscher, der unterhalb einer<br />

Außentemperatur von etwa 15 °C<br />

3/2008<br />

Frank Schirmer und Ottmar<br />

Kapl ziehen nach einjährigem<br />

<strong>Ein</strong>satz des Wärmetauschers<br />

ein positives Resümee.<br />

Tierpfleger Stephan Peltzer<br />

freut sich auch über die<br />

besseren Arbeitsbedingungen<br />

im neuen <strong>Flatdeck</strong>.<br />

Ferkelaufzucht<br />

in das System „gefahren” wird. Er entnimmt<br />

der Abluft im Schnitt 35 bis 40<br />

Prozent der Energie und leitet sie über<br />

den Zuluftkanal je nach Bedarf in die<br />

einzelnen Abteile zurück. Das Ganze<br />

wird automatisch über ein zentrales<br />

Klimagerät gesteuert. Es bildet das Herzstück<br />

des Systems und stimmt die einzelnen<br />

Bereiche der Luftführung, also<br />

Außenluft, Dachraumluft inklusive<br />

Wärmetauscher sowie die abteilspezifische<br />

Lufteinspeisung optimal aufeinander<br />

ab (siehe detaillierte Beschreibung anhand<br />

des Stallgrundrisses auf den Seiten<br />

18 und 19).<br />

Kapl rechnet damit, dass er die Heizkosten<br />

pro Ferkel, die im Durchschnitt der<br />

Betriebe bei etwa einem Euro liegen,<br />

halbieren kann und sich der <strong>Ein</strong>bau des<br />

Wärmetauschers spätestens nach drei<br />

Jahren amortisiert hat. Erfahrungen anderer<br />

Betriebe bestärken ihn in dieser<br />

Annahme. Neben der Heizkostenersparnis<br />

verweist der Landwirt zudem<br />

auf einen weiteren Effekt der Wärmerückgewinnungsanlage:<br />

„Vor allem in<br />

den Übergangsmonaten im Frühjahr<br />

und Herbst lassen sich damit die zum<br />

Teil großen Temperaturschwankungen<br />

verringern und eine gleichmäßige Zuluftversorgung<br />

gewährleisten.” Das habe<br />

sich zum Beispiel im letzten Frühjahr<br />

mit den großen Tag-Nacht-<br />

Schwankungen eindrucksvoll gezeigt.<br />

Multiphasenfütterung<br />

Vom „<strong>Feinsten</strong>” in den neuen <strong>Flatdeck</strong>s<br />

ist auch das Fütterungssystem. Praktiziert<br />

wird eine Multiphasenfütterung<br />

auf der Basis von Trockenfutter mit drei<br />

verschiedenen Komponenten, die zu<br />

100 Prozent zugekauft werden: Starter,<br />

Ferkelaufzuchtfutter I und ein gutes<br />

Vormastfutter. „Bei der Wahl des Sys-


18<br />

Ferkelaufzucht<br />

So funktioniert das Klimasystem mit integriertem Wärmetauscher im modernisierten<br />

tems entschieden wir uns letztlich für<br />

eine Fütterungsanlage von TEWE, die<br />

unseren Anforderungen am besten entgegen<br />

kam. <strong>Ein</strong>gebaut wurde sie von<br />

der Firma Krumfuß, die auch für die<br />

Stallausrüstung zuständig war”, erklärt<br />

Kapl. Er betont, dass sich die am Umbau<br />

der Ställe beteiligten Firmen als<br />

verlässliche und kompetente Partner<br />

erwiesen hätten und nennt hier auch<br />

das Unternehmen hdt, das das Stallklimasystem<br />

installiert hat.<br />

3/2008


Ferkelaufzuchtstall Scharlibbe<br />

Im Dachraum des vorhandenen Gebäudes<br />

(Typstall) wurde bauseitig eine Unterbaukonstruktion<br />

aus 28 mm Rauhspunt für<br />

einen Abluft- und Zuluftkanal geschaffen:<br />

(1) = Abluft, (3) = Zuluft. Darauf ist der Aufbau<br />

für Abluft- und Zuluftkanal aus gedämmten<br />

speziellen Kanalbauplatten erstellt<br />

worden. Der Boden wurde mit PVC-<br />

Bodenbelag abgedichtet. Beide Kanäle sind<br />

begehbar. Besonders beim Abluftkanal sind<br />

etwa jährlich Reinigungsarbeiten notwendig.<br />

Über fünf energiesparende Ventilatoren<br />

(Ziehl-Abegg/Grundlast ETAvent) wird die<br />

Abluft abgeführt. (1a, b, c usw.).<br />

Der Wärmetauscher (1a) ist auf etwa 20<br />

Prozent der Gesamtluftrate ausgelegt. Zunächst<br />

wird der Wärmetauscher in der<br />

Grundlast gefahren, dann folgt der 2. Ventilator<br />

(1b), der geregelt (stufenlos) „reingefahren“<br />

wird. Die weiteren Ventilatoren (1 c,<br />

d usw.) werden nur in Volllast dazu geschaltet,<br />

und der 2. Ventilator (1b) übernimmt<br />

das Puffern der Anlage, indem er zurückgeregelt<br />

wird. Bei Volllast wird auch der<br />

Wärmetauscher-Abluftventilator im Direktbetrieb<br />

durch die freie Luftkammer (ohne<br />

Tauscherfunktion) genutzt und übernimmt<br />

20 Prozent der Abluftmenge.<br />

Sobald die Anlage (Außentemperaturgesteuert)<br />

in den Wärmetauscherbetrieb<br />

wechselt (Klappen im Wärmetauscher<br />

schwenken langsam zur Tauscherkammer),<br />

schalten sich auch die beiden Zuluftventilatoren<br />

des Wärmetauschers ein und transportieren<br />

Zuluft aus dem Dachraum über<br />

die Tauscherkammer in den zentralen Zuluftkanal<br />

(3). Damit Schwankungen in den<br />

Abteilen vermieden werden, wird der Tauscher<br />

bereits bei etwa 16 °C Außentempera-<br />

Zurück zur vollautomatischen Multiphasenfütterung:<br />

Sie orientiert sich am<br />

Gewicht der Tiere, nicht am Alter. Dazu<br />

gibt Frank Schirmer die entsprechenden<br />

Zunahmekurven in den Computer<br />

ein, die auf Wägungen der Tiere beruhen.<br />

Die Übergänge zu den verschiedenen<br />

Futtern sind fließend. So beginnt<br />

3/2008<br />

tur innerhalb eines etwa 2 bis 3 Grad betragenden<br />

Regelbereiches in das System<br />

„gefahren“.<br />

Um die zurückgewonnene Energie nur<br />

den Tieren mit dem höchsten Wärmebedarf<br />

zur Verfügung zu stellen, haben alle<br />

Abteile Außenklappen (8). Diese werden<br />

abteilspezifisch geregelt. Das heißt, wird<br />

ein Abteil um eine Gradzahl wärmer als<br />

der Sollwert und die Außentemperatur hat<br />

+1 bis 3 Grad erreicht, werden die Klappen<br />

geöffnet. Die Zulufteinweiser (6) mit<br />

Pendelklappen sorgen nun dafür, dass diese<br />

zu warmen Abteile keine Energie der<br />

Wärmerückgewinnung mehr erhalten.<br />

Das heißt, wir holen Energie von allen<br />

Tieren (aus Abwärme) und leiten sie gezielt<br />

in die Abteile mit Bedarf.<br />

Der zentrale Zuluftkanal (3) wird aus dem<br />

Dachraum über geregelte Dachraumklappen<br />

(5) versorgt sowie direkt von außen<br />

über Steigeschächte (4). Dadurch wird eine<br />

Erwärmung der Zuluft bei Sonneneinstrahlung<br />

vermieden – zur Nacht und im<br />

Winter wird jedoch die etwas wärmere<br />

Luft des Dachraumes genutzt.<br />

Damit der Wärmetauscher (1a) und die<br />

Dachraumklappen (5) auch genügend<br />

Luft erhalten, wurden für das Dach zusätzliche<br />

Steigeschächte (7) installiert. Die Verteilung<br />

der Zuluft in den Abteilen erfolgt<br />

über ein Zuluftzwischendeckensystem aus<br />

ungelochten (9) und gelochten (10) Platten.<br />

Das Heizsystem über Twinrohre (12)<br />

und die Unterspaltenabsaugung (2) sind<br />

ebenfalls aufeinander abgestimmt.<br />

Beim Heizsystem wurde wegen der Unterspaltenabsaugung<br />

auf eine isolierte Abdeckung<br />

verzichtet.<br />

die Umstellung <strong>vom</strong> Starterfutter – das<br />

den Ferkeln bereits während der letzten<br />

Säugefutter zugefüttert wird (bis dahin<br />

erhalten sie ab der 1. Lebenswoche einen<br />

Prästarter) – auf das FA I ab einem<br />

Gewicht von 10 kg. Mit 12,5 kg zum<br />

Beispiel erhalten sie eine Mischung aus<br />

20 Prozent Star-<br />

ter und 80 Prozent<br />

FA I. Bei 15 kg<br />

sind es 100 Prozent<br />

FA I. Ab einem<br />

Gewicht von<br />

23,5 kg wird schrittweise auf das Vormastfutter<br />

umgestellt, das die Ferkel<br />

dann ab 27 kg ausschließlich erhalten.<br />

„Das Vormastfutter haben wir an das<br />

schnelle Wachstum der Tiere angepasst<br />

und entsprechend mit Mineralstoffen<br />

und Vitaminen ausgestattet”, erklärt<br />

Schirmer. Die Fütterung erfolgt ad libitim<br />

über den mit Sensor ausgestatteten<br />

Rondomat „Solitär” (Mannebeck), der<br />

Die Multiphasenfütterung der<br />

Ferkel erfolgt vollautomatisch<br />

auf Basis des Gewichts.<br />

Ferkelaufzucht<br />

Für Ottmar Kapl haben sich<br />

die Investitionen in die Ferkelaufzucht<br />

bezahlt gemacht.<br />

in der Mitte der Bucht installiert ist.<br />

Das mehlförmige Futter wird hier im<br />

Trog mit Wasser gemischt.<br />

Um die Futterkosten je kg Zuwachs<br />

noch weiter zu senken – Ziel sind weniger<br />

als 50 Cent – feilt Frank Schirmer<br />

ständig an den Futterkurven. Er nutzt<br />

hierfür die wöchentlichen Auswertungen<br />

der einzelnen Durchgänge, die übrigens<br />

gemeinsam mit dem bestandsbetreuenden<br />

Tierarzt erfolgen. So lassen sich<br />

anhand des Futterverbrauchs und der<br />

Gewichtsentwicklung auch frühzeitig<br />

Gesundheitsprobleme erkennen. (br)<br />

19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!