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Von eindeutigen Uneindeutigkeiten - Institut für Geographie der ...

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<strong>Von</strong> <strong>eindeutigen</strong> <strong>Uneindeutigkeiten</strong> – Grenzüberschreitungen<br />

zwischen Geografie und Literaturwissenschaft<br />

im Hinblick auf Raum und Kartografie<br />

Ninon Franziska Thiem und Florian Daniel Weber<br />

1. Einleitung<br />

Was passiert, wenn eine Literaturwissenschaftlerin und ein Geograf<br />

aufeinan<strong>der</strong> treffen? Es stünde zu erwarten, dass inhaltlich nur wenige<br />

Gemeinsamkeiten gefunden werden können – sind doch Geografen<br />

stereotyp aus <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> Literaturwissenschaftlerin Gesteinsschichten<br />

analysierende, Karten lesende Outdoor-Begeisterte, während<br />

<strong>der</strong> Geograf die Literaturwissenschaftlerin als Schöngeistin sieht, die<br />

von Textschichten philosophiert und den Raum nur als fiktiven Handlungsort<br />

ihrer Romane kennt.<br />

Auf <strong>der</strong> neunten Erlanger Graduiertenkonferenz Kritische Perspektiven:<br />

Turns, Trends und Theorien wurden eine Literaturwissenschaftlerin<br />

und ein Geograf im Panel Raum, Bild, Visualisierung zusammen<br />

gebracht. Umso größer war die Überraschung, als beide erstaunliche<br />

Gemeinsamkeiten in ihren Vorträgen feststellten. Hatte doch <strong>der</strong> cultural<br />

turn 1 einen Einfluss auf beide Disziplinen, <strong>der</strong> eine gemeinsame<br />

Diskussionsgrundlage herstellte.<br />

In <strong>der</strong> Human- beziehungsweise Kulturgeografie hat sich in den<br />

letzten zehn Jahren <strong>der</strong> Blick auf Kultur und Raum gewandelt. Die<br />

Natürlichkeit und feste Gegebenheit von Räumen wird heute hinterfragt.<br />

Räumliche Essenzialisierungen werden abgelehnt. Dies eröffnet<br />

die Möglichkeit, Kontingenz zu denken und den Raum auch als symbolisches<br />

Konstrukt zu deuten, das nicht permanent fixiert ist.<br />

1 Cultural turn im Singular wird im Folgenden immer als Sammelbegriff, als „große<br />

Erzählung“, beziehungsweise als Oberbegriff unterschiedlicher turns verstanden (in<br />

Anlehnung an Bachmann-Medick 2006: 9).<br />

NINON THIEM UND FLORIAN WEBER<br />

172<br />

In <strong>der</strong> Literaturwissenschaft fand eine ähnliche „Wende“ statt. So<br />

wird hier <strong>der</strong> Text als gegebene feste Einheit, die lesbar ist, auf an<strong>der</strong>e<br />

kulturelle und mediale Zeugnisse erweitert, die mit literaturwissenschaftlicher<br />

Vorgehensweise analysiert und interpretiert werden können.<br />

Auf diese Weise werden nun Grenzen einer rein literarischen<br />

Textanalyse aufgeweicht, und scheinbar „natürliche“ Eindeutigkeiten<br />

in Frage gestellt.<br />

Diese beschriebenen Verän<strong>der</strong>ungen in den Disziplinen erlauben<br />

einen gemeinsamen Blick auf das Kultur- und Raumverständnis und<br />

insbeson<strong>der</strong>e auf die Form <strong>der</strong> Visualisierung – <strong>der</strong> Kartografie – über<br />

Grenzen <strong>der</strong> Fachbereiche hinweg. So wird ein interdisziplinärer<br />

Rahmen geschaffen, <strong>der</strong> <strong>für</strong> beide Fächer eine Bereicherung sein kann.<br />

Dies soll nach einer theoretischen Einführung am Beispiel <strong>der</strong> Diskussion<br />

um den Beitritt <strong>der</strong> Türkei zur Europäischen Union und des Umgangs<br />

mit dem (post-)kolonialen Indochina dargestellt werden.<br />

2. Neue Blickwinkel und Perspektiven<br />

Unsere soziale Wirklichkeit beinhaltet heute eine Vielzahl an unterschiedlichen<br />

Karten. Sie sind unter an<strong>der</strong>em in den Fernsehnachrichten<br />

zu sehen, in Zeitungen und auf Faltblättern, aber auch und immer<br />

stärker im Internet wie zum Beispiel bei Google Earth, Google Maps<br />

o<strong>der</strong> OpenStreetMap. Karten strukturieren unsere Welt und geben Halt<br />

und Orientierung. So haben beispielsweise die meisten eine Vorstellung<br />

von den Umrissen Deutschlands o<strong>der</strong> Europas im Kopf – und<br />

stellen diese in den seltensten Fällen in Frage. Warum auch – scheinen<br />

sie doch natürlich und gegeben. Die Verän<strong>der</strong>barkeit und Kontingenz<br />

von Räumen und Grenzen wird ausgeblendet. Wurde diese Natürlichkeit<br />

auch in <strong>der</strong> Geografie lange Zeit eher beför<strong>der</strong>t denn durchbrochen,<br />

hat sich vor dem Hintergrund des cultural turn eine Verän<strong>der</strong>ung<br />

vollzogen. Diese ermöglicht es, eine Brücke zur Literaturwissenschaft<br />

zu schlagen, in <strong>der</strong> heute wie<strong>der</strong>um kartografische Produktionen<br />

in Analysen einbezogen werden, da diese als „Text“ fassbar werden.<br />

Im Folgenden wird zunächst <strong>der</strong> Wandel des Kultur- und Raumverständnisses<br />

in <strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong> Disziplin Geografie beschrieben,<br />

<strong>der</strong> eine Annäherung an kulturwissenschaftliche Ansätze ermöglicht.<br />

Im Anschluss wird <strong>der</strong> geografische mit dem verän<strong>der</strong>ten literaturwissenschaftlichen<br />

Blick auf Kartografie verbunden.


173<br />

VON EINDEUTIGEN UNEINDEUTIGKEITEN<br />

2.1 Zum verän<strong>der</strong>ten Kultur- und Raumverständnis<br />

In <strong>der</strong> traditionellen Geografie seit Ende des neunzehnten Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

wurden Erdteile, Regionen und Kulturen als natürlich gegeben<br />

und damit essenzialistisch gedacht. Entsprechend versuchten Geografen,<br />

die Menschheit in spezifische Gruppen und die Erdoberfläche in<br />

spezifische Räume zu glie<strong>der</strong>n. So entwickelte beispielsweise Ewald<br />

Banse 1912 eine Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Erdoberfläche, in <strong>der</strong> er „Erdteile“<br />

nach „Milieus“ unterschied und damit auf die Identifizierung von<br />

räumlichen „Ganzheiten“ zielte (Banse 1912). Kultur wurde als Entität<br />

gedacht, Menschen waren Elemente einer Kultur. Natur und Kultur<br />

gehen in diesem Verständnis eine charakteristische Verbindung ein,<br />

wodurch unterschiedliche „Kulturräume“ o<strong>der</strong> „Landschaften“ identifiziert<br />

werden (Sahr 2003: 235f.).<br />

Diese Vorstellung von Kultur und Raum setzte sich in <strong>der</strong> geografischen<br />

Landschaftsforschung nach dem Zweiten Weltkrieg in ähnlicher<br />

Weise fort (Berndt/Pütz 2007). So sah beispielsweise Alfred<br />

Hettner in den 1920er Jahren Kultur als ein inneres Wesen von Län<strong>der</strong>n<br />

an (Hettner 1923; 1927). Hans Bobek ging in den 1950er Jahren<br />

davon aus, dass mittels <strong>der</strong> Analyse von „Lebensformen“ und ihrer<br />

Kultur auf Kulturlandschaften geschlossen werden könne (Bobek<br />

1948, siehe dazu auch Werlen 2007: 586ff.). Es verfestigte sich ein<br />

Denken in Raumcontainern, das in eine Sackgasse führte, da aktuelle<br />

gesellschaftliche Entwicklungen aus dem Blick gerieten; dieses Denken<br />

wurde erst Ende <strong>der</strong> 1960er Jahre hinterfragt (Arnreiter/Weichhart<br />

1998: 64).<br />

In <strong>der</strong> Geschichtsschreibung des Faches wird ein erster Umbruch<br />

des Kultur-Raum-Verständnisses vielfach am Geographentag 1969 in<br />

Kiel festgemacht. Dort fand erstmals eine öffentliche und vehemente<br />

Diskussion <strong>der</strong> bisherigen Auffassungen von Kultur und Landschaft<br />

statt. In den folgenden Jahren geriet das Konzept <strong>der</strong> räumlichen<br />

Ganzheiten zunehmend in die Defensive. Die deutschsprachige Geografie<br />

rezipierte aus <strong>der</strong> englischsprachigen die quantitativ orientierten<br />

Ansätze einer Geografie als Raumwissenschaft und trat in den Austausch<br />

mit den Sozialwissenschaften (Arnreiter/Weichhart 1998). Zumindest<br />

in Teilen konnte sich damit auch ein neues Verständnis von<br />

Raum etablieren. Mit dem Paradigmenwechsel zum raumwissenschaftlichen<br />

Ansatz wurde die unhinterfragte Vorstellung real existie-<br />

NINON THIEM UND FLORIAN WEBER<br />

174<br />

ren<strong>der</strong> räumlicher Ganzheiten erstmals aufgebrochen (Arnreiter/Weichhart<br />

1998, Bartels 1968, Hard 1970).<br />

Ein weiterer <strong>für</strong> die Konzeption von Raum wichtiger Impuls ging<br />

von <strong>der</strong> Wahrnehmungsgeografie aus. Zwar wurde die Existenz einer<br />

Wirklichkeit und real existieren<strong>der</strong>, physischer Räume dabei nicht<br />

grundsätzlich hinterfragt. Allerdings „unterhöhlte“ die Idee, dass Individuen<br />

und Gruppen diese Wirklichkeit unterschiedlich wahrnehmen,<br />

die Vorstellung einer einzigen Wirklichkeit: Aus „dem“ Raum wurden<br />

„die“ Räume unterschiedlicher Individuen und Gruppen (Wardenga<br />

2006: 40).<br />

Ende <strong>der</strong> 1990er Jahre ergeben sich dann erneut Verän<strong>der</strong>ungen<br />

jenseits deterministischer, positivistischer und realistischer Ansätze in<br />

<strong>der</strong> deutschen Kulturgeografie. So führen Entwicklungen im Zuge des<br />

cultural turn und die englischsprachige new cultural geography dazu,<br />

dass sich <strong>der</strong> bisherige wissenschaftliche Blickwinkel verschiebt und<br />

öffnet. Die soziale Wirklichkeit wird als hergestellt und kontingent (es<br />

gibt nicht die eine kohärente, unverän<strong>der</strong>bare Wirklichkeit – Alternativentwicklungen<br />

wären auch möglich; dazu detaillierter Glasze 2007)<br />

und in diesem Sinne als kulturell betrachtet. Die Ansätze im Kontext<br />

des cultural turn arbeiten nicht mit einem traditionellen Kulturbegriff,<br />

<strong>der</strong> Kultur von Natur scheidet beziehungsweise eine wesenhaft gedachte<br />

Kultur von einer an<strong>der</strong>en – wie beispielsweise in den kulturräumlichen<br />

Ansätzen. Die Vorstellung einer Naturgegebenheit beziehungsweise<br />

Natürlichkeit von Räumen, Kulturen, aber auch Konflikten<br />

und Krisen wird zurückgewiesen. Der Raum wird nicht länger als<br />

Raumcontainer konzeptionalisiert, son<strong>der</strong>n als symbolischer Raum<br />

beziehungsweise als Konstrukt, das mit Bedeutung und Symbolik<br />

aufgeladen wird (Berndt/Pütz 2007, Gebhardt et al. 2007, Natter/Wardenga<br />

2003, Sahr 2003).<br />

Seit Beginn <strong>der</strong> 2000er Jahre bildet dieser verän<strong>der</strong>te Blick auf<br />

Kultur und Raum eine <strong>der</strong> Grundlagen <strong>der</strong> „Neuen Kulturgeographie“,<br />

die als Forschungsstrang in <strong>der</strong> Geografie etabliert und vorangetrieben<br />

wird. Die Neue Kulturgeographie umfasst heute ein sehr heterogenes<br />

Feld. Dabei ergibt sich die gemeinsame Zuordnung weniger auf einer<br />

inhaltlichen als auf einer konzeptioneller Ebene: Die Arbeitsweise ist<br />

durch eine geteilte Forschungsperspektive, einen konstruktivistischen<br />

erkenntnistheoretischen Zugriff gekennzeichnet (Berndt/Pütz 2007,


175<br />

VON EINDEUTIGEN UNEINDEUTIGKEITEN<br />

Gebhardt et al. 2007). Die Neue Kulturgeographie untersucht damit<br />

verstärkt, wie unsere sozialen Wirklichkeiten, das heißt unsere Weltbil<strong>der</strong><br />

und damit unsere alltäglichen Geografien, entstehen. In <strong>der</strong><br />

Konsequenz wird die Forschung daher auf die Untersuchung <strong>der</strong> Produktion<br />

und Reproduktion sozialer Wirklichkeit und so auf die Verän<strong>der</strong>barkeit<br />

von Bedeutung ausgerichtet. Damit wird am linguistic<br />

turn 2 , also an <strong>der</strong> Sprache zur Konstitution von sozialer Wirklichkeit,<br />

angesetzt. Die Konzeptionalisierung erfolgt durch systemtheoretische,<br />

handlungs- und strukturtheoretische sowie neomarxistische und diskurstheoretische<br />

Ansätze. Die unterschiedlichen theoretischen Brillen<br />

ermöglichen es, jeweils spezifische Aspekte in den Blick zu rücken.<br />

2.2 Die Diskurstheorie zur Analyse von Karten<br />

Die Literaturwissenschaftlerin und <strong>der</strong> Geograf haben sich im Schnittfeld<br />

zur Kartografie getroffen. Welche theoretische Grundperspektive<br />

bietet sich an, um sich diesem Bereich anzunähern? Zur Analyse und<br />

Dekonstruktion von Karten erscheint unter an<strong>der</strong>em die poststrukturalistische<br />

diskurstheoretische Herangehensweise fruchtbar, die am<br />

sprachlichen Zeichen zur Konstitution unserer Welt ansetzt. Hier erfolgt<br />

ein Fokus auf die Diskurstheorie von Ernesto Laclau und Chantal<br />

Mouffe, die den Foucaultschen Diskursbegriff mit den poststrukturalistischen<br />

Arbeiten von Jacques Derrida und Roland Barthes zusammenbringt<br />

(Laclau 1990, 2007, Laclau/Mouffe 1985, als Übersicht<br />

Glasze/Mattissek 2009). Ausgangspunkt ist <strong>der</strong> Strukturalismus, <strong>der</strong><br />

von einer Konzeption <strong>der</strong> Sprache ausgeht, die wie ein Fischernetz<br />

strukturiert ist. Bedeutungen von Elementen werden durch Beziehungen<br />

zu an<strong>der</strong>en Elementen fixiert. Im Poststrukturalismus wird die<br />

dauerhafte Fixiertheit hinterfragt: Bedeutungen sind niemals endgültig<br />

feststehend. Ein Beispiel da<strong>für</strong> sind Großwohnsiedlungen in Deutschland:<br />

Standen sie in <strong>der</strong> Bauphase nach dem Zweiten Weltkrieg <strong>für</strong><br />

Wandel und Mo<strong>der</strong>ne, werden sie heute unter an<strong>der</strong>em mit Exklusion<br />

2 linguistic turn als „Mega“-Turn, <strong>der</strong> alle einzelnen turns durchzieht<br />

(Bachmann-Medick 2006: 33ff.). Für die Geografie ist <strong>der</strong> Ansatz an<br />

Ferdinand de Saussure, Roland Barthes und Jacques Derrida durch die<br />

Fokussierung auf Sprache und Sprachtheorie entscheidend.<br />

NINON THIEM UND FLORIAN WEBER<br />

176<br />

und Kriminalität in Verbindung gebracht (dazu im Detail Brailich et<br />

al. 2008).<br />

Diese Wandelbarkeit von Bedeutung hat aber nicht zur Folge, dass<br />

Bedeutungen überhaupt nicht mehr feststehen. Indem ganz bestimmte<br />

Verbindungen von Elementen immer wie<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>holt und damit<br />

reproduziert werden, werden Bedeutungen fixiert. So erhält unsere<br />

soziale Wirklichkeit Stabilität. Diese temporäre Bedeutungsfixierung<br />

nennen Laclau und Mouffe Diskurs. Sie betonen dabei die Rolle von<br />

spezifischen Knotenpunkten im Diskurs, die Bedeutungen relational in<br />

Äquivalenzbeziehungen fixieren. Mit Großwohnsiedlungen werden<br />

beispielsweise die Elemente „Auslän<strong>der</strong>“, „soziale Probleme“ und<br />

„Kriminalität“ verbunden.<br />

Diskurse, <strong>der</strong>en Konstruktionscharakter in Vergessenheit geraten<br />

ist und die nicht hinterfragt werden, werden als hegemoniale, also<br />

machtvolle Diskurse bezeichnet. Da aber immer wie<strong>der</strong> Ereignisse<br />

auftreten, die nicht in einen bestehenden Diskurs integriert werden<br />

können, kann es niemals absolute und ewige Hegemonie geben. Hegemoniale<br />

Diskurse teilen das diskursive Feld in zwei Hälften. Es<br />

wird eine antagonistische Grenze definiert gegenüber Elementen, welche<br />

die Elemente <strong>der</strong> einen Seite in Frage stellen. In Bezug auf das<br />

Beispiel Großwohnsiedlungen erfolgt eine Grenzziehung gegenüber<br />

den „Orten besseren Lebens“, in denen „Recht und Ordnung“ herrscht,<br />

so beispielsweise gegenüber Eigenheimquartieren o<strong>der</strong> innerstädtischen,<br />

gut situierten Wohngebieten.<br />

Ein gerade <strong>für</strong> die Geografie entscheiden<strong>der</strong> Aspekt ist, dass die<br />

antagonistische Teilung zwischen einem „wir“ und den „an<strong>der</strong>en“<br />

häufig dadurch als gegeben und unhinterfragbar konstituiert wird,<br />

indem sie mit einer geografischen Differenzierung zwischen „hier“<br />

und „dort“ verknüpft wird (Glasze 2010).<br />

Mittels <strong>der</strong> Diskurstheorie von Laclau und Mouffe können also die<br />

Macht hegemonialer Diskurse, aber auch die Möglichkeit von Bedeutungsverän<strong>der</strong>ungen<br />

und die Brüchigkeit von Diskursen konzeptionalisiert<br />

werden – und damit auch die Verän<strong>der</strong>barkeit von „Räumen“ in<br />

Karten (dazu im Detail Glasze/Mattissek 2009).<br />

2.3 Karten und Kartografie als Konstrukte


177<br />

VON EINDEUTIGEN UNEINDEUTIGKEITEN<br />

In <strong>der</strong> Beschreibung <strong>der</strong> Deutungsverschiebungen von Kultur und<br />

Raum wurde erläutert, dass „Raum“ nicht mehr als gegebene geografische<br />

Entität in den Fokus gerät, son<strong>der</strong>n in seiner politischen und<br />

sozialen Konstruiertheit. Entsprechend äußert sich beispielsweise auch<br />

Doris Bachmann-Medick im Kontext <strong>der</strong> Analyse unterschiedlicher<br />

turns:<br />

Raum gilt längst nicht mehr als physisch-territorialer, son<strong>der</strong>n<br />

als relationaler Begriff. Für den spatial turn wird<br />

nicht <strong>der</strong> territoriale Raum als Container o<strong>der</strong> Behälter<br />

maßgeblich, son<strong>der</strong>n Raum als gesellschaftlicher Produktionsprozess<br />

<strong>der</strong> Wahrnehmung, Nutzung und Aneignung,<br />

eng verknüpft mit <strong>der</strong> symbolischen Ebene <strong>der</strong> Raumpräsentation<br />

(etwa durch Codes, Zeichen, Karten). (Bachmann-Medick<br />

2006: 292)<br />

Wie bereits im Kontext <strong>der</strong> Beschreibung einer diskurstheoretischen<br />

Perspektive angedeutet, betrifft dies auch das Medium <strong>der</strong> Visualisierung,<br />

die Kartografie.<br />

Vielfach gilt die Kartografie als objektive, neutrale Wissenschaft,<br />

die auf wissenschaftlich erhobenen Daten basiert und objektive Abbildungen<br />

<strong>der</strong> realen Welt erzeugt. Diese Vorstellung ist allerdings nicht<br />

haltbar. Geografische Weltbil<strong>der</strong> sind nicht „natürlich“, son<strong>der</strong>n konstruiert<br />

und enthalten unter an<strong>der</strong>em offene o<strong>der</strong> verdeckte politische<br />

Absichten, wie beispielsweise Julia Lossau anmerkt:<br />

[D]ie Verortung essentialistischer Entitäten auf vermeintlich<br />

natürlicher Grundlage […] führt immer dazu, dass<br />

kontingente lokale Wirklichkeiten auf geographische Abstraktionen<br />

reduziert bzw. in eine überschaubare Ordnung<br />

gebracht werden. Und zwar in eine Ordnung, die vor dem<br />

Ordnen (in dieser Form) nicht bestanden hat […]. (Lossau<br />

2002: 17f.)<br />

Was ergibt sich aus diesen einführenden Bemerkungen <strong>für</strong> die Deutung<br />

und Analyse von Karten? Karten können nicht länger als objektive<br />

Abbildungen einer realen Welt verstanden werden – sie konstruieren<br />

vielmehr „Welt“ mit, wie Brian Harley anmerkt: „It is in the<br />

nature of all maps, including the ,scientific‘ maps of our day, to con-<br />

NINON THIEM UND FLORIAN WEBER<br />

178<br />

struct a world in the image of society rather than to hold a mirror to an<br />

,objective‘ reality.“ (Harley 2002b: 187) Daraus folgt auch, dass die<br />

Regeln und Konventionen zur Produktion und Rezeption von Karten<br />

nicht „eindeutig“, „klar“ und „fest“ sind, son<strong>der</strong>n als Teil eines kontingenten<br />

gesellschaftlichen Wissenskorpus zu verstehen sind. Das<br />

heißt, sie sind eingebunden in aktuelle gesellschaftliche Deutungsprozesse,<br />

die auch an<strong>der</strong>s ausfallen könnten (Mose/Strüver 2009: 316).<br />

Ziel einer kritischen Annäherung muss daher eine Dekonstruktion<br />

von vermeintlichen Eindeutigkeiten sein. Dazu sind Karten zum einen<br />

als Text beziehungsweise Zeichensystem zu konzeptionalisieren, in<br />

denen sich bestimmte Konventionen nie<strong>der</strong>schlagen und nicht als<br />

„richtige“ Verbindung zwischen Realität und Repräsentation. Zum<br />

an<strong>der</strong>en ist zu berücksichtigen, dass Karten – in Anlehnung an Michel<br />

Foucault (1971, 1973, 2007) – in Macht-Wissen-Komplexe verstrickt<br />

sind und dadurch aktiv an <strong>der</strong> Produktion und Rezeption von gesellschaftlichen<br />

Vorstellungswelten beteiligt sind. Karten sind also nicht<br />

neutral, son<strong>der</strong>n spiegeln gesellschaftliche Machtverhältnisse wi<strong>der</strong>,<br />

wodurch mit Karten wie<strong>der</strong>um auch Macht ausgeübt werden kann<br />

(Crampton 2001, Mose/Strüver 2009: 317).<br />

Für eine Analyse von Karten aus diskurstheoretischer Perspektive<br />

ergibt sich daraus, dass Karten als Diskursfragmente, als Aussagen in<br />

einem bestimmten Diskurs zu verstehen sind. Karten können dann als<br />

visuelle Texte analysiert und dekonstruiert sowie die vermeintlich so<br />

klare Verbindung zwischen Realität (Welt) und Repräsentation (Karte)<br />

aufgebrochen werden (Harley 2002a, dazu im Detail Mose/Strüver<br />

2009: 318). Darüber hinausgehend ist auch die Kartografie als Diskurs<br />

zu verstehen, <strong>der</strong>en Machtpotenzial nun stärker in den Blick zu nehmen<br />

ist (im Detail Mose/Strüver 2009: 322).<br />

Neben diesen Hinweisen zum allgemein kritischen Lesen von Karten<br />

stellt sich aus literaturwissenschaftlicher Perspektive beson<strong>der</strong>s die<br />

Frage nach <strong>der</strong> Eindeutigkeit beziehungsweise Uneindeutigkeit <strong>der</strong><br />

Benennungen in Karten. Bereits 1810 nimmt <strong>der</strong> Geograf Conrad<br />

Malte-Brun in seinem Précis de la Géographie Universelle, in dem<br />

neben zahlreichen Beschreibungen <strong>der</strong> einzelnen Territorien <strong>der</strong> Welt<br />

auch eine generelle Einführung in die Kartografie zu finden ist, darauf<br />

Bezug. Neben den (Un-)Möglichkeiten <strong>der</strong> Darstellung, die Mark<br />

Monmonier als „white lies“ (Monmonier 1996: passim) dieser Diszip-


179<br />

VON EINDEUTIGEN UNEINDEUTIGKEITEN<br />

lin bezeichnet, liegt eines <strong>der</strong> Machtinstrumente, das hier im Vor<strong>der</strong>grund<br />

steht, im Benennen von Gebieten, also im Zuschreiben von<br />

Namen. Malte-Brun plädiert <strong>für</strong> eine eindeutige und einheitliche Bezeichnung,<br />

die an <strong>der</strong> Orthografie und Aussprache innerhalb des Gebietes<br />

orientiert ist. Jedoch leugnet auch er nicht, dass es bei dieser<br />

Regel Ausnahmen gibt, denn gewisse Benennungen hätten sich schon<br />

so eingebürgert, dass es schwierig wäre, sie aus dem kulturellen Verständnis<br />

wie<strong>der</strong> auszusparen und zu ersetzen. So würde es in Frankreich<br />

<strong>für</strong> Verwirrung sorgen, gebrauchte man die Bezeichnung „Scotland“<br />

anstatt „Écosse“ (Malte-Brun 1812: 153f.).<br />

Die Toponymie zeichnet auch aus, dass fremd klingende Bezeichnungen<br />

auf Ablehnung stoßen und gewohnt klingende eher angenommen<br />

werden, da sie einiges über die räumlichen Eigenheiten aussagen<br />

– wie Monmonier ausführt (Monmonier 1996: 110f.): Gerade in <strong>der</strong><br />

Übersetzung von Ortsnamen, von Moskwa zu Moskau o<strong>der</strong> Beijing zu<br />

Peking, erfolgt eine integrierende Übertragung in einen an<strong>der</strong>en kulturellen<br />

Kontext (dazu allgemein auch Husseini 2009). Benennung ist<br />

folglich ein Ausdruck von Aneignung, <strong>der</strong> durch das Signifikat eines<br />

Namens eine gewisse Vorstellung kreiert und im Sinne des linguistic<br />

turn eigene Räume „produziert“, was auf den ersten Blick vielfach<br />

unbedacht bleibt.<br />

3. Eindeutige <strong>Uneindeutigkeiten</strong> an zwei Beispielen<br />

Die skizzierte theoretisch-konzeptionelle Brille einer diskurstheoretischen<br />

Annäherung und einer sprachlichen Analyse, die ein verän<strong>der</strong>tes<br />

Kultur- und Raumverständnis mit sich bringt, ermöglicht es, unsere<br />

soziale Wirklichkeit nicht mehr als unumstößlich und fest wahrzunehmen,<br />

son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Kontingenz von Möglichkeiten Platz zu geben.<br />

Damit kann, wie beschrieben, auch ein verän<strong>der</strong>ter Blick auf kartografische<br />

Darstellungen erfolgen. Im Folgenden soll anhand zweier Beispiele<br />

dargestellt werden, welche Möglichkeiten sich vor diesem Hintergrund<br />

bei <strong>der</strong> Analyse von Raumkonzeptionen und Kartenmaterial<br />

ergeben. Zunächst wird die Diskussion um den Beitritt <strong>der</strong> Türkei zur<br />

Europäischen Union, dann die Wandelbarkeit <strong>der</strong> Konzeption von<br />

Indochina erläutert.<br />

NINON THIEM UND FLORIAN WEBER<br />

3.1 Türkei – (K)Ein Teil Europas?!<br />

180<br />

Seit einigen Jahren wird über den möglichen Beitritt <strong>der</strong> Türkei zur<br />

Europäischen Union diskutiert. Während einige darin eine logische<br />

Konsequenz <strong>der</strong> bisherigen Kooperation sehen, wi<strong>der</strong>setzen sich an<strong>der</strong>e<br />

vehement. In dieser Debatte wird vielfach kulturell und raumbezogen<br />

argumentiert – sowohl bei den Be<strong>für</strong>wortern als auch den Gegnern<br />

eines Beitritts. Eine Gegenüberstellung <strong>der</strong> traditionellen Perspektive,<br />

auf Raumdiskussionen zu schauen, und des verän<strong>der</strong>ten<br />

Blickwinkels unter dem Einfluss des cultural turn macht deutlich,<br />

worin – bezogen auf das beschriebene Beispiel – die Vorteile einer<br />

konstruktivistisch informierten Perspektive liegen können.<br />

Ausgangspunkt bildet die Frage, wie in einer traditionellen Perspektive<br />

die Türkei verortet werden würde. Hier wäre eine Abgrenzung<br />

über physisch-geografische Erscheinungsformen erfolgt, das<br />

heißt Ozeane, Flüsse und Gebirge. In diesem Verständnis wird Europa<br />

durch das Uralgebirge beziehungsweise in Bezug auf die Türkei durch<br />

den Bosporus begrenzt. Danach erfolgt eine Trennung in Europa und<br />

Asien, wobei, hegemonial verfestigt, die Türkei zu Asien gezählt wird.<br />

Kulturräumlich wird mit kulturellen Unterschieden argumentiert, das<br />

heißt, danach unterscheiden sich Europäer und Türken fundamental<br />

durch eine an<strong>der</strong>e Kultur, was unter an<strong>der</strong>em am Gegensatz <strong>der</strong> Religionen<br />

Christentum und Islam festgemacht wird. In dieser Perspektive<br />

werden Kultur und Raum als Einheit gesehen – zwei klar abgegrenzte<br />

Containerräume entstehen. So wird von einem statischen Zustand<br />

ausgegangen. Kontingenz wird negiert. Ein kritisches Hinterfragen<br />

bleibt aus.<br />

Die konstruktivistisch informierte Perspektive nach dem cultural<br />

turn ermöglicht es dagegen, vermeintliche Eindeutigkeiten und die<br />

Vorstellung einer objektiv gegebenen Realität aus kulturwissenschaftlichen<br />

Ansätzen des frühen zwanzigsten Jahrhun<strong>der</strong>ts zu hinterfragen.<br />

Vor diesem Hintergrund wird es möglich, den Blick da<strong>für</strong> zu öffnen,<br />

dass die Türkei nicht so fest verortet ist, wie dies beispielsweise in<br />

klassischen Karten zu sein scheint.<br />

Zu Zeiten des Kalten Krieges wurde die Türkei durch die Mitgliedschaft<br />

in Bündnissen wie <strong>der</strong> NATO als Verbündeter des Westens<br />

assoziiert. Nach dem Ende des Kalten Krieges hat sich allerdings ein<br />

neuer Ordnungsdiskurs etabliert. Das klassische Feindbild des Kom-


181<br />

VON EINDEUTIGEN UNEINDEUTIGKEITEN<br />

munismus war zusammengebrochen und damit die seit Ende des<br />

Zweiten Weltkrieges scheinbar feste dichotome Ost-West-Unterscheidung.<br />

War <strong>der</strong> Diskurs lange Zeit fast ausschließlich von einem<br />

Kampf gegen die Bedrohung durch den Osten geprägt gewesen, haben<br />

seitdem kulturelle Unterscheidungen an Bedeutung gewonnen (Lossau<br />

2001: 64f.). Eine Analyse des aktuellen Europa-Türkei-Diskurses<br />

zeigt, dass die Türkei als Teil mehrerer Kulturkreise konzeptionalisiert<br />

wird. Auf <strong>der</strong> einen Seite wird die Türkei mit <strong>der</strong> islamischen Welt in<br />

Verbindung gebracht und damit dem Fremden und An<strong>der</strong>en. Auf <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Seite erfüllt die Türkei aber auch westliche Wertvorstellungen<br />

(siehe Abbildung 1).<br />

Abbildung 1: Die diskursive Verortung <strong>der</strong> Türkei.<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

In ersterem Fall wird, diskurstheoretisch argumentiert, die Türkei zur<br />

Bedrohung und steht damit im antagonistischen Außen, in letzterem<br />

Fall entsteht eine Äquivalenzbeziehung zwischen <strong>der</strong> Türkei und dem<br />

Westen. Diese beiden Verortungsmöglichkeiten schlagen sich auch in<br />

unterschiedlichen kartografischen Darstellungen nie<strong>der</strong>.<br />

Das erste Beispiel zeigt die Türkei als Bedrohung <strong>für</strong> Europa (siehe<br />

Abbildung 2). Die Türkei wird mit <strong>der</strong> roten Landesflagge in die Karte<br />

integriert. Die Län<strong>der</strong> <strong>der</strong> Europäischen Union sind dagegen blau dargestellt.<br />

Diskurstheoretisch argumentiert wird Äquivalenz zwischen<br />

den Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Europäischen Union hergestellt und Differenzen<br />

werden ausgeblendet. Die gemeinsame Position wird mit dem Banner<br />

<strong>der</strong> Flagge mit den gelben Sternen symbolisiert. Die Türkei dagegen<br />

steht im Außen. Sie ist bereits durch die Landesflagge und die abwei-<br />

NINON THIEM UND FLORIAN WEBER<br />

182<br />

chende farbliche Darstellung „an<strong>der</strong>s“ als <strong>der</strong> Rest Europas. Sie stellt<br />

eine Bedrohung dar und wird zum antagonistischen Außen.<br />

Abbildung 2: Nein zum Beitritt <strong>der</strong> Türkei zur Europäischen<br />

Union. Quelle: http://www.tuerkei-beitritt-nein.de/cms/images/<br />

neues%20logo_big.gif (letzter Zugriff am 20. April 2010).<br />

Kartografisch lässt sich aber auch <strong>der</strong> zweite Diskursstrang darstellen,<br />

indem die Türkei als Teil Europas konzeptionalisiert wird (siehe Abbildung<br />

3). Dieser findet sich beispielsweise in <strong>der</strong> Anzeige des Türkischen<br />

Unternehmerverbandes in Deutschland in <strong>der</strong> Frankfurter Allgemeinen<br />

Sonntagszeitung. Hier wird Europa als grüne Pflanze dargestellt.<br />

Im linken Bild <strong>der</strong> Anzeige befindet sich an <strong>der</strong> Stelle <strong>der</strong> Türkei<br />

nichts – nur ein blattleerer Strang führt zum Blatt, das Zypern<br />

symbolisiert. Im rechten Bild blüht die Pflanze auf: Die Türkei wird<br />

zur Blüte und damit zu einer Bereicherung <strong>für</strong> Europa. Die Blüte <strong>der</strong><br />

Pflanze stellt eine ganz „normale“ Entwicklung dar, womit die Türkei<br />

als Teil Europas ganz „natürlich“ erscheint. Die Türkei wird in Äquivalenz<br />

mit Europa gesetzt mit <strong>der</strong> Blüte als „vitaler“ Teil <strong>der</strong> Pflanze.<br />

Europa wie<strong>der</strong>um kann nach diesem Interpretationsansatz von <strong>der</strong><br />

Vielfalt <strong>der</strong> Türkei profitieren und gewinnen.


183<br />

VON EINDEUTIGEN UNEINDEUTIGKEITEN<br />

Abbildung 3: Die Türkei als Blüte Europas. Quelle: Anzeige aus<br />

<strong>der</strong> Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 8. Dezember<br />

2002.<br />

Aus diskurstheoretischer Perspektive erfolgt eine Einteilung <strong>der</strong> Welt<br />

in das Eigene und das Fremde. Zur eigenen Identitätsbildung ist eine<br />

Abgrenzung vom antagonistischen Außen notwendig. Dies ist heute<br />

bei <strong>der</strong> Türkei allerdings problematisch beziehungsweise nicht mehr<br />

so einfach: Die Türkei wird zwischen dem Eigenen und dem Fremden<br />

verortet und nimmt damit, so Lossau, eine Position des „Dazwischen“<br />

ein (Lossau 2001: 70). Die Zuordnung <strong>der</strong> Türkei zum islamischen<br />

„Kulturkreis“ ist bei weitem nicht mehr so fest, wie von Türkei-EU-<br />

Beitrittsgegnern gerne vermittelt wird. Der Europa-Diskurs unterliegt<br />

immer neuen Modifizierungen und Verän<strong>der</strong>ungen. Die Abgrenzung<br />

vom antagonistischen Außen, dem nicht-europäischen Raum verläuft<br />

nicht entlang einer geraden, unanzweifelbaren Struktur. Vielmehr<br />

können heute die Beitrittsverhandlungen zur EU selbst schon als das<br />

Ergebnis von Rissen und Brüchen im vermeintlich stabilen Europa-<br />

Diskurs gedeutet werden. Der Europa-Diskurs hat sich erneut gewandelt,<br />

so dass ein eventueller Beitritt <strong>der</strong> Türkei in die EU zum Sagbaren<br />

im Diskurs geworden ist.<br />

Nach dieser Verdeutlichung von <strong>Uneindeutigkeiten</strong> in scheinbar<br />

<strong>eindeutigen</strong> Visualisierungen soll eine entsprechende Analyse anhand<br />

des Beispiels Indochina weiter verfolgt werden.<br />

NINON THIEM UND FLORIAN WEBER<br />

3.2. Eindeutigkeit <strong>der</strong> Uneindeutigkeit: Indochina<br />

184<br />

Die „Erfindung“ (Rabasa 1993: 7) Indochinas datiert vom Beginn des<br />

19. Jahrhun<strong>der</strong>ts und dem Versuch <strong>der</strong> vollständigen Kartierung <strong>der</strong><br />

Welt. Indochina bildet sich als Zwischenraum von und in Abgrenzung<br />

zu den geografisch und politisch bereits ausdefinierten Län<strong>der</strong>n Indien<br />

und China. So weit informiert das Westermann Lexikon <strong>der</strong> <strong>Geographie</strong>.<br />

Recherchiert man weiter, stößt man auf den 1804 erschienenen<br />

und von Conrad Malte-Brun und Edme Mentelle herausgegebenen<br />

zwölften Band <strong>der</strong> Géographie. Dort findet man die Überschrift Pays<br />

Indo-Chinois, ou royaumes de Tonquin, de Cochinchine, de Laos et de<br />

Cambodja (Mentelle/Malte-Brun 1804: 1), auf die eine Beschreibung<br />

<strong>der</strong> eben genannten Gebiete erfolgt. Schaut man sich nun eine Karte<br />

von Indochine an, so werden hier genau die Län<strong>der</strong> genannt, die spätestens<br />

ab 1907 Französisch-Indochina bilden, als Kambodscha französisches<br />

Protektorat wird.<br />

Neun Jahre später, also 1813, erscheint <strong>der</strong> Précis de la<br />

Géographie Universelle von Conrad Malte-Brun, <strong>der</strong> als Erweiterung<br />

und Präzisierung des vorherigen Lexikons zu sehen ist. Schließlich<br />

wird schon im Avis au Lecteur <strong>der</strong> zuerst publizierten Ausgabe von<br />

neuen Erkenntnissen gesprochen, die keinen Eingang mehr in das<br />

vorherige Werk gefunden hätten. In diesem findet sich eine geografische<br />

Erweiterung des Territoriums auf die Halbinsel zwischen Indien<br />

und China, was auch die heutigen Län<strong>der</strong> Thailand, Malaysien und<br />

Myanmar einschließt (Malte-Brun 1812: 169). Folglich gibt es unter<br />

dem Terminus Indochina zwei geografische Entitäten. Die Zusammenfassung<br />

zu einem Sprachraum enthält einerseits eine Annäherung<br />

an China, denn die „Indochinesen“ ähneln ihnen körperlich, verwenden<br />

eine verwandte Sprache und haben den Buddhismus als Religion.<br />

Jedoch erfolgt die Redefinition hier ebenso anhand einer Abgrenzung.<br />

Man könnte auch in böser Absicht spekulieren, dass dieser Teil <strong>der</strong><br />

Erde noch übrig geblieben und ohne Label versehen war, so dass man<br />

im Sinne <strong>der</strong> von Europa ausgehenden Kartografisierung und Neuordnung<br />

<strong>der</strong> Welt auf einfache Weise die Entität des Zwischenraums<br />

zementiert hat. Die Erfindung Indochinas erfolgt als sprachlicher Akt,<br />

die erst jetzt hinterfragt und <strong>der</strong>en Mechanismen an dieser Stelle mit<br />

Hilfe des spatial – genauer: des topographical – turn deutlich gemacht<br />

wird. Indochina ist – ganz im Sinne des Orientalismus von Edward


185<br />

VON EINDEUTIGEN UNEINDEUTIGKEITEN<br />

Said (1978) – ein europäisches Konstrukt und hat sich durch den<br />

abendländischen Imperialismus und nicht aus sich heraus gebildet.<br />

Der wellenartige Verlauf <strong>der</strong> Zuschreibung legt dies offen und wird<br />

anhand zweier Städte und <strong>der</strong>en wandelhaften Bezeichnungen, die bis<br />

heute Spuren französischen Einflusses aufweisen, dargestellt.<br />

3.2.1. Da Nang/Tourane<br />

Da Nang ist eine Hafenstadt, ein so genanntes Einfallstor, in <strong>der</strong> die<br />

Franzosen 1858 anlegten und mit <strong>der</strong> Kolonialisierung begannen. Unter<br />

ihrem Einfluss wuchs sie zu einer <strong>der</strong> wichtigsten Städte in Indochina,<br />

da sie als Ankerplatz und Militärbasis eine wichtige strategische<br />

Rolle spielte. Dies zeigte sich auch in <strong>der</strong> Tatsache, dass Da<br />

Nang als einziger Ort des Protektorats Annam von den Kolonialherren<br />

selbst verwaltet wurde. Die Okkupation zeigt sich in <strong>der</strong> Benennung,<br />

so dass eine Karte von 1886, also fast 30 Jahre nach <strong>der</strong> Landung <strong>der</strong><br />

Franzosen, den Ort Touron ausweist (siehe http://wpcontent.answers.com/wikipedia/commons/thumb/f/f4/IndoChina1886.jpg/300px-<br />

IndoChina1886.jpg, letzter Zugriff am 20. April 2010).<br />

In einem französischen Reiseführer Guide des colonies françaises.<br />

Indochine. Annam, Tonkin, Cochinchine, Laos, Cambodge von Pierre-<br />

Edmond About aus dem Jahre 1931 steht bereits Tourane, ebenso wie<br />

im englischen The traveller’s handbook to French Indochina and Siam<br />

von Madrolle (Abbildung 4).<br />

Abbildung 4: Indochine: Tourane. Quelle: About 1931: Anhang.<br />

NINON THIEM UND FLORIAN WEBER<br />

186<br />

Interessant ist die Ergänzung „Faifo“, welches den portugiesischen<br />

Einfluss belegt: Dort befand sich eine ihrer Handelsnie<strong>der</strong>lassungen.<br />

Die Portugiesen erkundeten diesen Bereich <strong>der</strong> Erde allerdings schon<br />

im ersten Drittel des 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Hier zeigt sich bereits die unterschiedliche<br />

Wahrnehmung und Suggestionskraft von Landkarten:<br />

Die französische Version verschweigt eben jenen Einfluss, während<br />

man den Englän<strong>der</strong>n eine neutralere Position zuweisen könnte, hätten<br />

sie nicht ebenso ein Interesse am geografischen Indochina. So beweisen<br />

sie hier, dass die französische Okkupation nicht die einzige war<br />

und sie vergänglich sein kann.<br />

Schaut man nun auf eine Karte, die einem Buch über die französische<br />

Literatur während <strong>der</strong> Besatzung voransteht und 1996 in Paris<br />

erschienen ist, sieht man einerseits die Aufteilung während <strong>der</strong> Besatzung,<br />

aber gleichzeitig durch die Parenthese, in <strong>der</strong> Tourane steht, eine<br />

angezeigte Vergänglichkeit und eine angenommene Aufgabe des<br />

ehemaligen Territoriums (siehe Indochine 1996. Quelle: Copin 1996:<br />

4). Die hinzugefügte Klammer könnte hier <strong>der</strong> Orientierung des Lesers<br />

dienen, <strong>der</strong> lediglich den kolonialen Namen kennt.<br />

Die geschichtliche Abhandlung Vietnam, Laos und Kampuchea:<br />

zur nationalen und sozialen Befreiung <strong>der</strong> Völker Indochinas, die<br />

Renate Wünsche und Diethelm Weidemann 1977 im ostdeutschen<br />

Verlag <strong>der</strong> Wissenschaften publizierten, agiert an<strong>der</strong>s und verschweigt<br />

die französische Vergangenheit (siehe Indochina 1977. Quelle: Wünsche/Weidemann<br />

1977: Einband).<br />

So wird auch hier deutlich, dass Karten zur Unterstützung eines<br />

bestimmten Weltbildes dienlich sind. Die Betonung des französischen<br />

Einflusses steht hier diametral <strong>der</strong> Negierung desselben gegenüber,<br />

obwohl es sich prinzipiell um denselben Raum handelt. Das Konstruieren<br />

von Weltbil<strong>der</strong>n wird nun anhand <strong>der</strong>selben Karten im Vergleich<br />

mit <strong>der</strong> Hauptstadt des Laos verfolgt. Spannend ist, dass dies<br />

oftmals nicht einheitlich erfolgt.<br />

3.2.2. Viang Chan/Vientiane<br />

Die Hauptstadt des heutigen Laos erfuhr seit ihrer erstmaligen Verortung<br />

auf einer Landkarte mehrere Schreibweisen: Vien Chan, Viang<br />

Chan, Viêng Chan o<strong>der</strong> – in <strong>der</strong> französischen Schreibweise – Vientiane.<br />

Laos wurde 1893 zum Protektorat, nachdem <strong>der</strong> laotische König


187<br />

VON EINDEUTIGEN UNEINDEUTIGKEITEN<br />

von den Chinesen angegriffen wurde und die Franzosen ihre Hilfe<br />

anboten.<br />

Interessant ist die Entwicklung des Namens <strong>der</strong> Hauptstadt, <strong>der</strong><br />

trotz <strong>der</strong> geringen Bedeutung, die dem Laos beigemessen wurde, bis<br />

heute den französischen Einfluss deutlich macht. Blickt man auf die<br />

Karte von 1886, sieht man noch die laotische Schreibweise Vien<br />

Chan. Im französischen Reiseführer aus dem Jahre 1931 lässt sich<br />

anhand <strong>der</strong> Namensän<strong>der</strong>ung zu Vientiane ein Wandel <strong>der</strong> Herrschaftsverhältnisse<br />

ablesen, während das englische Pendant noch mit<br />

einer einheimischen Transliteration (Viêng-chan) arbeitet (siehe Abbildung<br />

5).<br />

Abbildung 5: Indochine: Vientiane. Quelle: About 1931: Anhang.<br />

Auch hier lässt sich eine Unterminierung des französischen Status<br />

Quo durch die Englän<strong>der</strong> feststellen, was eigentlich durch die Ausgabe<br />

des ostdeutschen Wissenschaftsverlages bestätigt werden müsste.<br />

Dies geschieht aber nicht: Der französische Name wird übernommen,<br />

was bei dem zuvor besprochenen vietnamesischen Ort Da Nang noch<br />

an<strong>der</strong>s gehandhabt wurde. Wie es scheint, sind die Wege <strong>der</strong> Namens-<br />

NINON THIEM UND FLORIAN WEBER<br />

188<br />

übernahme rätselhaft, denn dieser Punkt wird in <strong>der</strong> Abhandlung nicht<br />

diskutiert. Die zunächst eindeutige Botschaft des Titels wird somit<br />

schon vor Textbeginn durch die Einfügung <strong>der</strong> Karte unterminiert.<br />

An diesem Punkt ist die Einfachheit und Objektivität in <strong>der</strong> Handhabung<br />

<strong>der</strong> Kartografie mit einem großen Fragezeichen versehen.<br />

Kartografie – und damit speziell <strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong> Namenszuschreibung<br />

– ist oftmals nicht von einem neutralen Umgang geprägt, son<strong>der</strong>n<br />

dient politische Interessen, wenn sie als Machtinstrument im Aufzeigen<br />

von Weltbil<strong>der</strong>n Verwendung findet. Dies zieht sich durch die<br />

gesamte Geschichte <strong>der</strong> Kartografie. Auf diese Weise lassen sich in<br />

einigen Fällen kaum Rückschlüsse auf die Situation im Land selbst<br />

ziehen, son<strong>der</strong>n vielmehr auf das, was gesehen werden soll. In an<strong>der</strong>en<br />

Fällen wie<strong>der</strong>um kann sich genau dies in das Gegenteil verkehren,<br />

indem die Karte aus den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

die Ambivalenz offen legt.<br />

Wie die Analyse <strong>der</strong> Darstellung und Bezeichnung <strong>der</strong> beiden<br />

Städte Da Nang (Tourane) und Viang Chan (Vientiane) gezeigt hat, ist<br />

<strong>der</strong> Einfluss <strong>der</strong> französischen Kolonialisierung nach wie vor sichtbar,<br />

und wenn auch lediglich in <strong>der</strong> europäischen Sicht <strong>der</strong> Welt, denn<br />

selbst auf <strong>der</strong> Homepage des Auswärtigen Amtes (Auswärtiges Amt<br />

2010) wird Vientiane in <strong>der</strong> französischen Schreibweise als Hauptstadt<br />

des Laos genannt.<br />

Der topographical turn als Dekonstruktion von Karten offenbart<br />

uns genau dies: Kartografie visualisiert eine Weltsicht, aber keine, die<br />

allumfassend und eindeutig ist, son<strong>der</strong>n eine, die eine von vielen Möglichen<br />

ist. (Französisch-)Indochina ist auf diese Weise heute noch<br />

präsent, denn die französische Prägung, die nicht nur das koloniale<br />

Territorium umfasst, son<strong>der</strong>n die gesamte Halbinsel, lässt sich aus<br />

dem kulturellen Gedächtnis nicht löschen. Die Verwendung <strong>der</strong> französisierten<br />

Namen gerade in einem Kontext, <strong>der</strong> diese vermeiden und<br />

den Einfluss negieren möchte, offenbart die „stille“ Macht <strong>der</strong> Karten,<br />

indem sie schweigend von längst vergangenen Dingen sprechen und<br />

dem Imaginieren einen Raum geben. Zugespitzt lässt sich somit sagen,<br />

dass nicht die Literatur, <strong>der</strong> oftmals eine enge Bindung zur Imagination<br />

zugeschrieben wird, <strong>der</strong> Startpunkt <strong>der</strong> Erfindung Indochinas ist,<br />

son<strong>der</strong>n die Kartografie.


189<br />

VON EINDEUTIGEN UNEINDEUTIGKEITEN<br />

4. Fazit<br />

Der cultural turn als Oberbegriff unterschiedlicher turns erweist sich<br />

als Treffpunkt von Literaturwissenschaft und Geografie, indem das<br />

kritische Hinterfragen <strong>der</strong> Eindeutigkeit von medialen Zeugnissen in<br />

beiden Disziplinen ermöglicht wird. Die Zusammenarbeit durch die<br />

gemeinsame theoretische Basis erweist sich als fruchtbar, denn Mehrdeutigkeiten<br />

entstehen aus <strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong> wie auch immer gearteten<br />

sozialen Wirklichkeit(en). Während <strong>der</strong> Graduiertenkonferenz in<br />

Erlangen 3 for<strong>der</strong>te Doris Bachmann-Medick eine Rückkehr mit neuem<br />

Verständnis in die eigenen Disziplinen, so dass sich aus dem Turn ein<br />

Re-Turn entwickelt. Für die Literaturwissenschaft bedeutet dies, dass<br />

sich <strong>der</strong> Literaturbegriff erweitert. Nicht nur ein Buch ist les- und<br />

interpretierbar, son<strong>der</strong>n auch Landkarten, denn in ihnen visualisieren<br />

sich Narrative politischer Machtmechanismen im Sinne des topographical<br />

turn. Mit dem Werkzeug <strong>der</strong> literaturwissenschaftlichen<br />

Analyse, die das Gemachtsein von Texten und Räumen nicht als gegeben<br />

hinnehmen, lassen sich „natürliche“ Grenzen hinterfragen und<br />

Wandelbarkeiten offenlegen.<br />

Für die Geografie entsteht ein verän<strong>der</strong>tes Kultur- und Raumverständnis<br />

jenseits von eindeutig „natürlichen“ Räumen und Essenzialisierungen,<br />

die zurückgewiesen werden, da sie den Blick auf die Wandelbarkeit<br />

<strong>der</strong> Welt verstellen. Nun rücken unter dem Einfluss von<br />

Entwicklungen im Zuge des linguistic turns verstärkt (Re-)Produktionen<br />

von sozialen Wirklichkeiten in den Blick.<br />

Der interdisziplinäre Rahmen wird also so durch die direkte Nähe<br />

<strong>der</strong> Herangehensweise geschaffen, <strong>der</strong> anhand zweier Beispiele verfolgt<br />

wurde. Der noch kontrovers diskutierte, mögliche Beitritt <strong>der</strong><br />

Türkei zur EU wird durch grafische Darstellung als denkbar diskursiviert,<br />

während Indochina in seiner externen, da von Europa aus erfolgten<br />

Konstruktion, und nicht einer innerlich gewachsenen Entität „entlarvt“<br />

wird. Beide Beispiele offenbaren eindeutige <strong>Uneindeutigkeiten</strong>,<br />

die einen kritischen Umgang mit Raumproduktionen erfor<strong>der</strong>n, <strong>der</strong><br />

konstruktiv und produktiv zu neuen Ergebnissen führt. Genau darin<br />

liegt die Stärke <strong>der</strong> kulturellen Wende.<br />

3 http://www.gradnet.de<br />

Literatur<br />

NINON THIEM UND FLORIAN WEBER<br />

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