Materialien Heft 39/2001, Historische Kulturlandschaft - Bayerisches ...
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Die folgenden Beispiele zeigen, wie Elemente der<br />
historischen <strong>Kulturlandschaft</strong> durch Planungen<br />
und Maßnahmen in der Ländlichen Entwicklung<br />
geschützt und weiterentwickelt werden. Sie reichen<br />
von der Bewahrung der Grundmuster der<br />
historischen Flurform bis zum behutsamen Ausbau<br />
und der Weiternutzung von vorhandenen<br />
Wegeverbindungen. Sie umfassen die Restaurierung<br />
von Einzelelementen und die Neuanlage,<br />
um die im Schwinden begriffene Charakteristik<br />
einer <strong>Kulturlandschaft</strong> neu zu beleben. Es sind<br />
vor allem auch Beispiele, die den nutzungsorientierten<br />
Aspekt beinhalten und in denen gemeinsam<br />
mit der Bevölkerung und den Landwirten<br />
nach Wegen gesucht wurde, wie die <strong>Kulturlandschaft</strong><br />
bewahrt, aber gleichzeitig ihre Weiternutzung<br />
ermöglicht wird. Diese Modelle konservieren<br />
nicht einen festgesetzten Zustand, sondern<br />
tragen damit auch der Tatsache Rechnung, dass<br />
die <strong>Kulturlandschaft</strong> ein dynamisches Gebilde ist,<br />
das infolge einer langen Entwicklung und Nutzung<br />
entstanden ist und sich auch zukünftig<br />
weiterentwickeln muss. In der Diskussion um die<br />
zukünftige Entwicklung der <strong>Kulturlandschaft</strong><br />
gewinnen solche nutzungsorientierten Konzepte<br />
immer größere Bedeutung. Nicht zuletzt, weil<br />
absehbar ist, dass eine reine Pflege der <strong>Kulturlandschaft</strong><br />
ohne den Nutzungsaspekt auf Dauer<br />
nicht finanzierbar sein wird. <strong>Kulturlandschaft</strong><br />
erhalten heißt also, die Nutzung der Landschaft<br />
weiterhin zu ermöglichen und sie so zu lenken,<br />
dass die historisch geprägte Eigenart der Landschaft<br />
gesichert wird. Dabei geht es nicht allein<br />
um die Beibehaltung oder Wiederaufnahme von<br />
traditionellen Bewirtschaftungsformen, ihre ökonomische<br />
Inwertsetzung und die Kombination<br />
mit modernen Absatz- und Vertriebsmöglichkeiten,<br />
wie es beispielsweise in der Streuobstvermarktung<br />
oder bei Beweidungskonzepten<br />
geschieht. Zeitgemäße Konzepte erfordern auch<br />
Überlegungen, inwieweit eine Nutzung der traditionellen<br />
Elemente mit neuer Zweckbestimmung<br />
erfolgen kann. Hierzu existieren beispielsweise<br />
bereits Ideen, Wässerwiesen zur Filterung von<br />
schweb- oder nährstoffbeladenem Oberflächenwasser<br />
zu nutzen. Schwachholz aus Nieder-<br />
und Mittelwäldern könnte in Hackschnitzelheizungen<br />
energetisch verwendet werden oder<br />
Schilf auf Niedermoorstandorten anstelle von<br />
Mais angebaut und industriell weiterverarbeitet<br />
werden. Und welche Gründe sprechen dagegen,<br />
dass eine Dorfgemeinschaft bei Restaurierungsarbeiten<br />
im Rahmen der Dorferneuerung örtliche<br />
Vorkommen von Baustoffen, wie Sandgruben,<br />
wieder nutzt? Damit würden nicht nur historische<br />
<strong>Kulturlandschaft</strong>selemente revitalisiert.<br />
Gleichzeitig würden damit Lebensräume für Tiere<br />
und Pflanzen gepflegt und die traditionell enge<br />
Verbindung von Dorf und Landschaft neu<br />
geknüpft.<br />
Für Erhalt und Entwicklung der <strong>Kulturlandschaft</strong><br />
gibt es keine Patentrezepte.<br />
Jedes Dorf und<br />
seine Landschaft hat<br />
seine individuelle<br />
Geschichte und sein<br />
eigenes Gesicht und in<br />
jedem bestehen andere<br />
Voraussetzungen. Deshalb<br />
sind auch individuelle<br />
Lösungen notwendig.<br />
Die Inventari-<br />
sierung der historischen <strong>Kulturlandschaft</strong><br />
beschreibt und verdeutlicht das Charakteristische<br />
eines Gebietes. Verfahren der Ländlichen Entwicklung<br />
können diese Besonderheiten in ihren<br />
Planungen aufgreifen, durch Sicherungskonzepte<br />
bewahren und durch Gestaltungsmaßnahmen<br />
weiterentwickeln. Sie können Prozesse initiieren<br />
und unterstützen, um diese Elemente wieder in<br />
einen Wirtschaftskreislauf einzubinden.<br />
Einen großen Anteil am nachhaltigen Gelingen<br />
tragen auch die Bürger, wenn sie die <strong>Kulturlandschaft</strong><br />
als Bestandteil ihrer eigenen Identität<br />
erkennen und sich an der Pflege ihrer Heimat<br />
beteiligen.<br />
Beispiele aus den<br />
Verfahren der<br />
Ländlichen Entwicklung<br />
Birgit Böhm<br />
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