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Materialien Heft 39/2001, Historische Kulturlandschaft - Bayerisches ...

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94<br />

Die Landschaft um Mittelneufnach wird durch<br />

die aktuelle Situation der Kleinteiligkeit und<br />

Grundstücksvielfalt und der daraus resultierenden<br />

Landnutzung geprägt. Dominierende landschaftsprägende<br />

morphologisch bedingte Linearstrukturen<br />

wie Terrassen, Ranken und Raine sowie<br />

Heckenstrukturen sind<br />

eher selten, bzw. verstreut.<br />

Die vorhande-<br />

Gesamtschau<br />

Folgerungen<br />

nenSchwerpunktbereiche mit historischen<br />

linearen Landnutzungsstrukturen<br />

sind<br />

daher von einer hohen<br />

Wertigkeit, da weitere<br />

Strukturen wie z. B. unregulierte Bäche oder ausgeprägte<br />

Hohlwege fehlen.<br />

Mit den wenigen landschaftsprägenden Spuren<br />

landwirtschaftlicher Tätigkeiten muss daher<br />

gefühlvoll umgegangen werden, um dieses Kulturerbe<br />

zu sichern. Der Böcklesberg sollte vorrangig<br />

in seiner Struktur erhalten bleiben. Ebenso ist<br />

der Bereich nördlich und südlich des hinteren<br />

Klimmacher Weges mit Fingerspitzengefühl zu<br />

behandeln. Die Kleinteiligkeit der Nutzung in<br />

einer langen Tradition macht einen Aspekt der<br />

<strong>Kulturlandschaft</strong> um Mittelneufnach aus. Die<br />

Persönlichkeit und das Wesen der Landschaft<br />

werden teilweise dadurch geprägt. »Mittel-Neufnach«,<br />

in der Mitte des Tales ruhend, scheint aber<br />

zudem noch in seiner »Mitte« zu sein. Dies drückt<br />

sich durch noch vergleichsweise zahlreich existierende<br />

landwirtschaftliche Betriebe aus sowie<br />

in dem Bedürfnis der Landwirte, auch in der Flurneuordnung<br />

den bildhaften Ausdruck ihrer Heimat,<br />

die bisherige Identität ihrer Landschaft<br />

erhalten zu wollen.<br />

Hinzu kommt, dass das »Körper-Seele-Geist«<br />

Prinzip der gewachsenen historischen <strong>Kulturlandschaft</strong><br />

noch nachvollziehbar ist. Der »Körper«<br />

besteht aus der sichtbaren, materiellen Welt der<br />

weitgehend intakten Landschaft. Die »Seele« und<br />

der »Geist« sind durch das Außergewöhnliche der<br />

<strong>Kulturlandschaft</strong>, durch die sakrale Landschaft<br />

um Mittelneufnach noch heute nachvollziehbar.<br />

Die »Seele« drückt sich durch ein unsichtbares,<br />

sehr feines Gewebe aus besonderen energetischen<br />

Strukturen, teils natürlicher Art, teils durch<br />

das harmonische Wirken des Menschen in der<br />

Landschaft aus. Die Bewohner haben schon früh<br />

versucht, dieses »gewisse Etwas«, diese Schwingungen<br />

und Eigenarten der Natur durch Symbole,<br />

z. B. Kapellen und Kreuze, sowie zeremonielle<br />

Handlungen und gelebte Volksfrömmigkeit hervorzuheben.<br />

In Mittelneufnach zeigt sich dieses<br />

Wirken durch die nach geomantischen Kriterien<br />

sehr gezielt platzierten Standorte von Kapellen<br />

und sakralen Flurdenkmalen in der Landschaft<br />

sowie durch die Wallfahrts- und Bittgangwege.<br />

Der »Geist«, das Ordnungsprinzip von Natur wie<br />

Kultur, ist in Mittelneufnach ebenfalls an einem<br />

besonders schön gelegenen Ort durch die Pieta-<br />

Kapelle nachvollziehbar.<br />

Der Standort dieser Kapelle mit seinem Umfeld<br />

ist etwas Besonderes, er ist eine Kostbarkeit.<br />

Warum? Der Platz scheint aus geomantischer<br />

Sichtweise, geprägt durch ein besonderes<br />

Schwingungsmuster, ein sehr alter Kultort zu<br />

sein, an dem ganz besondere Energieformen der<br />

Natur anzutreffen sind, denen der einfühlsame<br />

Mensch im emotionalen, geistigen und seelischen<br />

Bereich begegnen kann. Dies schienen die früheren<br />

Nutzer des Ortes — schon lange vor der Zeitwende<br />

— erkannt zu haben. Heute werden solche<br />

Orte als »Kraftplätze« bezeichnet, die zunehmend<br />

wegen ihrer wohltuenden Wirkung aufgesucht<br />

werden. Der Ort ist über energetische Kraftlinien<br />

in der Landschaft verankert und mit den besonderen<br />

Punkten des Raumes verbunden, wie z. B.<br />

mit der Kapelle der »Vierzehn Nothelfer«, mit<br />

»Kohler´s Kreuz« oder einigen Kirchen im benachbarten<br />

Landschaftsraum, z. B. der »St. Wendelin-<br />

Kapelle« im Westen von Schöneberg.<br />

Die besondere Atmosphäre um die Pieta-Kapelle<br />

ist durch die relative Abgeschiedenheit weitgehend<br />

intakt. Plätze dieser Qualität im Unsichtbaren<br />

wollen erkannt und gewürdigt werden.<br />

Zeremonien jeder Art, Gedanken der Liebe,<br />

Dankbarkeit, Bewunderung oder einfach ein<br />

Gebet reichern das energetische Potenzial an und<br />

es wird zusätzliche Energie, die auf den Menschen<br />

belebend wirkt, zur Verfügung gestellt.<br />

Die Inventarisation schutzwürdiger <strong>Kulturlandschaft</strong>selemente<br />

zeigt auf der materiellen, der<br />

landschaftlichen Ebene wenig spektakuläre<br />

Ergebnisse. Dies ist allein schon aus geomorphologischen<br />

Gesichtspunkten im Naturraum<br />

nicht zu erwarten. Auf der Ebene der assoziativen<br />

<strong>Kulturlandschaft</strong> weist Mittelneufnach dagegen<br />

Besonderheiten in Sichtbezügen, in sakralen<br />

Landschaftselementen, in immateriellen historischen<br />

Stätten auf, die der Landschaft ein hohes<br />

Schwingungspotential verleihen. Die Menschen<br />

fühlen sich im Landschaftsraum um Mittelneufnach<br />

allgemein sehr wohl. Die Landwirte zeichnen<br />

sich durch ein hohes Verantwortungsbewusstsein<br />

gegenüber ihrer Umwelt, auch im<br />

Erhalt der gewachsenen <strong>Kulturlandschaft</strong> aus.

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