Materialien Heft 39/2001, Historische Kulturlandschaft - Bayerisches ...
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Die Landschaft um Mittelneufnach wird durch<br />
die aktuelle Situation der Kleinteiligkeit und<br />
Grundstücksvielfalt und der daraus resultierenden<br />
Landnutzung geprägt. Dominierende landschaftsprägende<br />
morphologisch bedingte Linearstrukturen<br />
wie Terrassen, Ranken und Raine sowie<br />
Heckenstrukturen sind<br />
eher selten, bzw. verstreut.<br />
Die vorhande-<br />
Gesamtschau<br />
Folgerungen<br />
nenSchwerpunktbereiche mit historischen<br />
linearen Landnutzungsstrukturen<br />
sind<br />
daher von einer hohen<br />
Wertigkeit, da weitere<br />
Strukturen wie z. B. unregulierte Bäche oder ausgeprägte<br />
Hohlwege fehlen.<br />
Mit den wenigen landschaftsprägenden Spuren<br />
landwirtschaftlicher Tätigkeiten muss daher<br />
gefühlvoll umgegangen werden, um dieses Kulturerbe<br />
zu sichern. Der Böcklesberg sollte vorrangig<br />
in seiner Struktur erhalten bleiben. Ebenso ist<br />
der Bereich nördlich und südlich des hinteren<br />
Klimmacher Weges mit Fingerspitzengefühl zu<br />
behandeln. Die Kleinteiligkeit der Nutzung in<br />
einer langen Tradition macht einen Aspekt der<br />
<strong>Kulturlandschaft</strong> um Mittelneufnach aus. Die<br />
Persönlichkeit und das Wesen der Landschaft<br />
werden teilweise dadurch geprägt. »Mittel-Neufnach«,<br />
in der Mitte des Tales ruhend, scheint aber<br />
zudem noch in seiner »Mitte« zu sein. Dies drückt<br />
sich durch noch vergleichsweise zahlreich existierende<br />
landwirtschaftliche Betriebe aus sowie<br />
in dem Bedürfnis der Landwirte, auch in der Flurneuordnung<br />
den bildhaften Ausdruck ihrer Heimat,<br />
die bisherige Identität ihrer Landschaft<br />
erhalten zu wollen.<br />
Hinzu kommt, dass das »Körper-Seele-Geist«<br />
Prinzip der gewachsenen historischen <strong>Kulturlandschaft</strong><br />
noch nachvollziehbar ist. Der »Körper«<br />
besteht aus der sichtbaren, materiellen Welt der<br />
weitgehend intakten Landschaft. Die »Seele« und<br />
der »Geist« sind durch das Außergewöhnliche der<br />
<strong>Kulturlandschaft</strong>, durch die sakrale Landschaft<br />
um Mittelneufnach noch heute nachvollziehbar.<br />
Die »Seele« drückt sich durch ein unsichtbares,<br />
sehr feines Gewebe aus besonderen energetischen<br />
Strukturen, teils natürlicher Art, teils durch<br />
das harmonische Wirken des Menschen in der<br />
Landschaft aus. Die Bewohner haben schon früh<br />
versucht, dieses »gewisse Etwas«, diese Schwingungen<br />
und Eigenarten der Natur durch Symbole,<br />
z. B. Kapellen und Kreuze, sowie zeremonielle<br />
Handlungen und gelebte Volksfrömmigkeit hervorzuheben.<br />
In Mittelneufnach zeigt sich dieses<br />
Wirken durch die nach geomantischen Kriterien<br />
sehr gezielt platzierten Standorte von Kapellen<br />
und sakralen Flurdenkmalen in der Landschaft<br />
sowie durch die Wallfahrts- und Bittgangwege.<br />
Der »Geist«, das Ordnungsprinzip von Natur wie<br />
Kultur, ist in Mittelneufnach ebenfalls an einem<br />
besonders schön gelegenen Ort durch die Pieta-<br />
Kapelle nachvollziehbar.<br />
Der Standort dieser Kapelle mit seinem Umfeld<br />
ist etwas Besonderes, er ist eine Kostbarkeit.<br />
Warum? Der Platz scheint aus geomantischer<br />
Sichtweise, geprägt durch ein besonderes<br />
Schwingungsmuster, ein sehr alter Kultort zu<br />
sein, an dem ganz besondere Energieformen der<br />
Natur anzutreffen sind, denen der einfühlsame<br />
Mensch im emotionalen, geistigen und seelischen<br />
Bereich begegnen kann. Dies schienen die früheren<br />
Nutzer des Ortes — schon lange vor der Zeitwende<br />
— erkannt zu haben. Heute werden solche<br />
Orte als »Kraftplätze« bezeichnet, die zunehmend<br />
wegen ihrer wohltuenden Wirkung aufgesucht<br />
werden. Der Ort ist über energetische Kraftlinien<br />
in der Landschaft verankert und mit den besonderen<br />
Punkten des Raumes verbunden, wie z. B.<br />
mit der Kapelle der »Vierzehn Nothelfer«, mit<br />
»Kohler´s Kreuz« oder einigen Kirchen im benachbarten<br />
Landschaftsraum, z. B. der »St. Wendelin-<br />
Kapelle« im Westen von Schöneberg.<br />
Die besondere Atmosphäre um die Pieta-Kapelle<br />
ist durch die relative Abgeschiedenheit weitgehend<br />
intakt. Plätze dieser Qualität im Unsichtbaren<br />
wollen erkannt und gewürdigt werden.<br />
Zeremonien jeder Art, Gedanken der Liebe,<br />
Dankbarkeit, Bewunderung oder einfach ein<br />
Gebet reichern das energetische Potenzial an und<br />
es wird zusätzliche Energie, die auf den Menschen<br />
belebend wirkt, zur Verfügung gestellt.<br />
Die Inventarisation schutzwürdiger <strong>Kulturlandschaft</strong>selemente<br />
zeigt auf der materiellen, der<br />
landschaftlichen Ebene wenig spektakuläre<br />
Ergebnisse. Dies ist allein schon aus geomorphologischen<br />
Gesichtspunkten im Naturraum<br />
nicht zu erwarten. Auf der Ebene der assoziativen<br />
<strong>Kulturlandschaft</strong> weist Mittelneufnach dagegen<br />
Besonderheiten in Sichtbezügen, in sakralen<br />
Landschaftselementen, in immateriellen historischen<br />
Stätten auf, die der Landschaft ein hohes<br />
Schwingungspotential verleihen. Die Menschen<br />
fühlen sich im Landschaftsraum um Mittelneufnach<br />
allgemein sehr wohl. Die Landwirte zeichnen<br />
sich durch ein hohes Verantwortungsbewusstsein<br />
gegenüber ihrer Umwelt, auch im<br />
Erhalt der gewachsenen <strong>Kulturlandschaft</strong> aus.