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Materialien Heft 39/2001, Historische Kulturlandschaft - Bayerisches ...

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kulturellem Erbe und prägten somit die Eigenart<br />

des Dorfes und seiner Landschaft, aber auch<br />

deren Bewohner.<br />

Mit der Auswirkung der menschlichen Tätigkeit<br />

in den unsichtbaren Strukturen der Umwelt<br />

beschäftigt sich die Geomantie. Diese Wissenschaft<br />

geht davon aus, dass die Menschen früherer<br />

Epochen versuchten — sei es intuitiv, sei es<br />

durch gezielte Suche — Natur und Kultur in ihrer<br />

Wechselbeziehung in Einklang zu bringen und die<br />

Standorte von Kapellen und sakralen Denkmalen<br />

in der Landschaft nach diesen Überlegungen auswählten.<br />

Kirchen, Kapellen, aber auch Burgen<br />

und Schlösser wurden demzufolge an Orten errichtet,<br />

die sich auf bestimmten Energielinien der<br />

Erde befinden. Die Fähigkeit, solche Linien zu<br />

erkennen und spezielle Orte darauf zu interpretieren,<br />

gehörte früher zum Handwerkszeug sakraler<br />

Baumeister. Vielfach waren diese Orte durch<br />

traditionelle oder kultische Handlungen bereits<br />

bekannt und schon früher verehrt worden. Unter<br />

diesem Gesichtspunkt betrachtet, stellt sich die<br />

auf den ersten Blick wenig spektakuläre Landschaft<br />

um Mittelneufnach als ein dichtes Geflecht<br />

aus solchen Beziehungen dar. Interessant<br />

ist dabei zunächst die Lage der beiden beschriebenen<br />

Kapellen. Sie befinden sich ebenso wie die<br />

Pfarrkirche St. Johannes auf einer sakralen Linie,<br />

die von Osten aus Scherstetten kommt und über<br />

die Kirche von Immelstetten weiter nach Schöneberg<br />

zur St. Wendelin-Kapelle führt.<br />

Nicht nur die Lage allein, auch die mit diesen<br />

Orten verbundene Qualität der Energien sind für<br />

Fachleute aufschlussreich. Wie beim Menschen<br />

wird hier auch von Körper, Seele und Geist einer<br />

Landschaft gesprochen. Der Körper ist die sichtbare<br />

und materielle Welt des Dorfes und das<br />

äußere Erscheinungsbild der Landschaft. Seele<br />

und Geist drücken sich dagegen durch das<br />

unsichtbare Gewebe von Kraftstrukturen der Erdenergien<br />

und Gefühlsmalen bestimmter Orte aus.<br />

Die sakralen Bauwerke und Symbole übersetzen<br />

die Wirkung des Unsichtbaren und prägen somit<br />

die Eigenart der <strong>Kulturlandschaft</strong> besonders auf<br />

der Gefühlsebene. So wird z. B. der Platz, wo das<br />

Herz des Menschen sich in die Landschaft am<br />

besten öffnet, durch eine Kapelle markiert. Diese<br />

Eigenschaft wird in Mittelneufnach der Kapelle<br />

der Vierzehn Nothelfer zugeschrieben. Sie wird<br />

wegen ihrer friedvollen Atmosphäre gerne von<br />

der Bevölkerung aufgesucht und bietet gleichzeitig<br />

einen eindrucksvollen Blick auf die Landschaft<br />

von Mittelneufnach.<br />

Die Qualität und die besonderen Schwingungsmuster<br />

des Standorts der Pieta-Kapelle deuten<br />

darauf hin, dass an dieser Stelle bereits in vorchristlicher<br />

Zeit ein alter Kultort gelegen war.<br />

Auch sollen hier schon frühere Kapellen aus Holz<br />

gestanden haben. Die Bedeutung des Ortes wird<br />

durch die benachbarte Lage des vermuteten<br />

Pestackers unterstrichen. Der aufgeschlossene<br />

Besucher kann sich hier mit den geistigen Prinzipien<br />

der ihn umgebenden Landschaft verbinden<br />

und das Wesen der Landschaft, den genius loci,<br />

wahrnehmen. Es ist ein Zentrum des Aspektes der<br />

geistig-spirituellen Nachhaltigkeit der Heimat um<br />

Mittelneufnach, wo die Verantwortung für die<br />

umgebende Natur und Landschaft wahrgenommen<br />

werden kann. Unter dem geomantischen<br />

Aspekt bekommen auch die intakten Wallfahrtsund<br />

Bittgangwege eine zusätzliche Bedeutung.<br />

Nach der Theorie der »morphogenetischen Felder«<br />

(Sheldrake) werden sakrale Handlungen wie Bittgänge<br />

und Wallfahrten im örtlichen »Gedächtnis<br />

der Natur« gleich einem Tonband gespeichert und<br />

sind somit auf der Gefühlsebene wesentlicher<br />

Bestandteil des Kulturerbes in der Landschaft.<br />

Zusammenfassend kann die Sakrale Landschaft<br />

gewürdigt werden durch:<br />

•die außergewöhnliche Qualität und Bedeutung<br />

der »Pieta« Kapelle und besonders ihres Umfeldes,<br />

auch als Ort, an dem die »Seele« und das<br />

»geistige Prinzip« der Landschaft (Genius loci)<br />

nachvollzogen werden können<br />

•die Kapelle der »Vierzehn Nothelfer« als der<br />

Ort, an dem das »Herz« der Landschaft am<br />

besten erlebt werden kann; sie ist über eine<br />

»Sakrallinie« mit der »Pieta« Kapelle verbunden<br />

•»Kohler«s Kreuz« als dritter Eckpfeiler, geomantisch<br />

gezielt platziert und in energetischer Verbindung<br />

zur »Pieta« Kapelle sowie mehreren,<br />

im Trassenverlauf intakten Wallfahrts- und<br />

Bittgangwegen.<br />

Die Untersuchung wurde nicht auf weitere<br />

schutzwürdige Kulturdenkmale um Mittelneufnach<br />

ausgedehnt, um der geomantischen Darstellung<br />

mehr Raum zu geben. Zwei Burgen und<br />

ein Schloss sollen sich um Mittelneufnach befunden<br />

haben. Von den beiden Burgen in der Nähe<br />

des heutigen Schlößle und am Böcklesberg sind<br />

keine Spuren mehr sichtbar. An der Gemeindegrenze<br />

zu Immelstetten oberhalb der Zusam sind<br />

im Wald am sogenannten Schlossberg spärliche<br />

Reste eines mutmaßlichen Schlosses zu finden.<br />

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