Materialien Heft 39/2001, Historische Kulturlandschaft - Bayerisches ...
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und besonders seit dem 18. Jahrhundert verursachte<br />
der dritte Faktor einschneidende Veränderungen<br />
in der Dankenfelder <strong>Kulturlandschaft</strong>: die<br />
reichsritterschaftliche Peuplierungspolitik und die<br />
daraus resultierende weitere Verringerung der<br />
bäuerlichen Existenzgrundlagen. Erst die Hinwendung<br />
zu flächen- aber auch arbeitsintensiven<br />
Sonderkulturen wie dem Obstbau konnte den<br />
Lebensunterhalt der Bauern sichern. Diese drei<br />
genannten Faktoren bewirkten in ihrer Summe<br />
das heutige Erscheinungsbild der historischen<br />
<strong>Kulturlandschaft</strong>. Besonders deutlich werden die<br />
Gegensätzlichkeiten durch die Gegenüberstellung<br />
der großen gutsherrlichen, erst seit den 1930er<br />
Jahren gänzlich in Staatsbesitz überführten<br />
Waldungen und den kleinteiligen Parzellen der<br />
bäuerlichen Betriebe.<br />
Die beschriebene Entwicklung zeigt, dass sich die<br />
Besitzverhältnisse, die Nutzungen und folglich<br />
auch die Struktur der Flur stetig veränderten.<br />
Wichtigstes Merkmal dieser <strong>Kulturlandschaft</strong> ist<br />
also der immer wieder stattfindende Wandel.<br />
Nicht einmal die so starr erscheinende Wald-<br />
Flur-Verteilung hielt sich über die Jahrhunderte,<br />
auch die landwirtschaftlich genutzten Flächen<br />
waren einer ständigen Neuorientierung unterzogen.<br />
Viele der heute noch sichtbaren <strong>Kulturlandschaft</strong>selemente<br />
sind aufgrund dieses<br />
ständigen Nutzungswandels denn auch jüngeren<br />
Datums, nur wenige Objekte weisen auf die Zeit<br />
vor dem 19. Jahrhundert zurück.<br />
Charakteristisch für die Dankenfelder Gemarkung<br />
ist neben diesen stetigen Veränderungen aber<br />
auch die traditionsorientierte Weiterführung von<br />
landschaftsprägenden Elementen, sei es der 1910<br />
wieder angelegte Friedleinsbrunnen oder der bis<br />
heute durchgeführte Obstbau. Ein Stillstand ist<br />
der <strong>Kulturlandschaft</strong> in Dankenfeld also fremd,<br />
weswegen es umso wichtiger erscheint, bedeutsame<br />
Elemente der historischen <strong>Kulturlandschaft</strong>,<br />
die sich bis heute erhalten haben, nicht in diesem<br />
Wandel untergehen zu lassen, sondern ihre<br />
Zeugniskraft für frühere Bewirtschaftungsweisen<br />
und Besitzverhältnisse, aber auch für frühe Landschaftsplanungen<br />
nutzbringend in die heutige<br />
Landschaft zu integrieren.<br />
Im Rahmen der Flurneuordnung sollten die<br />
wesentlichen Grundstrukturen der geschichtlichen<br />
Überlieferungen erhalten bleiben. Eine der<br />
wichtigsten Strukturen innerhalb der Flur bildet<br />
das Wegenetz . Dessen Grundmuster sollte erhalten<br />
werden, wobei besonderer Wert auf die Altstraßen<br />
und Chausseen, aber auch auf noch<br />
bestehende Hohlwegreste zu legen ist. Das<br />
Baumfeld als einst dominierende Form der landwirtschaftlichen<br />
Nutzung sollte wenn möglich<br />
wiederbelebt, jedoch zumindest in seinem Restbestand<br />
gesichert werden. Die Sekundärform der<br />
extensiven Streuobstnutzung in Form der Streuobstwiesen<br />
bedarf ebenfalls des Schutzes. Auch<br />
wenn viele Parzellen zusammengelegt werden<br />
müssen, ist darauf zu achten, dass die noch existierenden<br />
Terrassenäcker, Kulturwechselstufen<br />
und Raine auch innerhalb einer neuen größeren<br />
Parzelle erhalten werden können. Zudem ist bei<br />
der Neueinteilung darauf zu achten, dass der<br />
unterschiedliche Charakter der Flureinteilung<br />
bewahrt wird. Beispielsweise besitzt die ehemals<br />
herrschaftliche Flur von Seesbühl aufgrund der<br />
späten Parzellierung stark schematischen Charakter.<br />
Hier wäre auch eine Rückführung zu den<br />
einst sehr großen Parzellen des 19. Jahrhunderts<br />
denkbar. Demgegenüber orientierte sich die restliche,<br />
schon immer bäuerliche Flur stark an der<br />
Topografie. Zu berücksichtigen sind die oft hangparallelen<br />
Abgrenzungen der block- und streifenförmigen<br />
Parzellen und die Tatsache, dass in den<br />
Talgründen einst Wiesen und Weiden, jedoch<br />
keine Äcker oder gar Aufforstungen vorhanden<br />
waren. Schließlich sollten Kleindenkmäler wie<br />
Kilometersteine, Gedenksteine, Kreuze oder auch<br />
Kelleranlagen an ihrem angestammten Platz<br />
bleiben und gepflegt werden.<br />
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