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Materialien Heft 39/2001, Historische Kulturlandschaft - Bayerisches ...

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82<br />

DDie beiden gegensätzlichen Gruppen, die Einfluss<br />

auf die <strong>Kulturlandschaft</strong> Dankenfelds nahmen,<br />

nämlich die Reichsritterschaft und die bäuerliche<br />

Gesellschaft des Ortes, hinterließen weitgehend<br />

konträre, auf den ersten Blick kaum miteinander<br />

vernetzte <strong>Kulturlandschaft</strong>selemente. So ist die<br />

Gesamtschau, Folgerungen<br />

Dualität der beiden landschaftsgestaltenden<br />

Gruppen Adel und Bauernschaft bis heute kennzeichnendes<br />

Element der Dankenfelder <strong>Kulturlandschaft</strong>.<br />

Da ist auf der einen Seite der ehemalige Adelbesitz,<br />

dessen <strong>Kulturlandschaft</strong>srelikte weitgehend<br />

aus der Zeit des 18. Jahrhunderts im Wald verstreut<br />

liegen. Mark- und Grenzsteine sowie<br />

Grenzgräben an den Außengrenzen der Waldungen<br />

sollten die herrschaftlichen Besitzansprüche<br />

nach außen demonstrieren. Mit barocken Walderschließungsachsen,<br />

Alleen, Erholungsstätten<br />

und Jagdwiesen finden sich darüber hinaus zahlreiche<br />

Dokumente in der Landschaft, die das adelige<br />

Landleben dieser Zeit widerspiegeln und in<br />

die literarische Erinnerung Charlotte von Kalbs<br />

Eingang fanden.<br />

»Das Jagdschloss war von waldigen Hügeln umgeben,<br />

nur frei die Aussicht nach dem Abend. Von<br />

der Kapelle, mit dem Schloss zusammenhängend,<br />

führte eine Allee von Lärchenbäumen nach der<br />

Höhe des Waldes, diese bezeichnete durch das<br />

Dickicht den Pfad zu einem vielbesuchten Hain<br />

inmitten der Waldung.«<br />

Die Erbin des Rittergutes und enge Freundin<br />

literarischer Größen wie Friedrich v. Schiller und<br />

Jean Paul schilderte so die Eindrücke einiger<br />

Jugendjahre, die sie im Dankenfelder Schloss verbrachte.<br />

Damit fand eine <strong>Kulturlandschaft</strong> Niederschlag<br />

in der Literatur, die durch das adelige<br />

Landleben des 17. und 18. Jahrhunderts entscheidend<br />

geprägt wurde. Nach fast 200jähriger<br />

Auflösung des Rittergutes findet der heutige<br />

Besucher Dankenfelds freilich nur noch Reste<br />

dieser bewusst gestalteten Landschaft mit den<br />

von Charlotte von Kalb beschriebenen Alleen und<br />

Waldlichtungen.<br />

Diese Tradition der Gedenk- und Erholungsstätten<br />

fand auch noch in nachritterschaftlicher<br />

Zeit, besonders zu Beginn des 20. Jahrhunderts,<br />

eine retrospektive Neubelebung. Hier sind als<br />

landschaftsgestaltende Einzelpersonen der ortsansässige<br />

Oberst a.D. Johann Ludwig Klarmann<br />

und der ihn unterstützende Revierförster und<br />

Steinmetz Johann Hymon zu nennen, die u.a. mit<br />

der »Rekonstruktion« des Friedleinsbrunnens an<br />

die Zeit des ausgehenden 18. Jahrhunderts und<br />

die prominente Gutsbesitzerin erinnern wollten.<br />

Einen weitaus intensiveren Eindruck hinterlässt<br />

in unseren Tagen die bäuerliche <strong>Kulturlandschaft</strong>,<br />

die das mühevolle Ringen der Dankenfelder Bauern<br />

um ihre Existenz veranschaulicht. Gerade die<br />

von der Ritterschaft veranlasste Peuplierung erschwerte<br />

das bäuerliche Leben zusätzlich, da<br />

durch die stark wachsende Ortsbevölkerung der<br />

pro Anwesen zu Verfügung stehende Boden als<br />

wirtschaftliche Grundlage immer weniger wurde.<br />

Relikte der intensiven früheren Bewirtschaftungsweisen<br />

sind beispielsweise die Gräben und<br />

Teiche zur Bewässerung in den Talgründen, das<br />

ehemals flächendeckende System des Baumfeldes,<br />

der späteren Streuobstwiesen oder die Raine<br />

bzw. Ackerterrassen in den Steilhangbereichen.<br />

Auch bestimmte Verkehrsstrukturen gehen auf<br />

landwirtschaftliche Tätigkeiten zurück. Die durch<br />

den mühevollen Transport von Getreide und Obst<br />

viel benutzten Wege entwickelten sich in den<br />

hängigen Bereichen zu Hohlwegen und das Treiben<br />

des Viehs auf die Weiden in Flur und Wald<br />

ließ breite Triftwege entstehen.<br />

Zusammenfassend kann man drei markante Faktoren<br />

in der <strong>Kulturlandschaft</strong> Dankenfelds nennen,<br />

die die Gemarkung einschneidend geprägt<br />

und verändert haben. Zum ersten die relativ<br />

ungünstige naturräumliche Lage, die eine Besiedlung<br />

des Raumes erst im späten Mittelalter zur<br />

Folge hatte und deren Bodenverhältnisse und<br />

Topografie einen ertragreichen Ackerbau nur in<br />

wenigen Bereichen zuließ. Diese Basis mag eine<br />

bescheidene aber gesicherte bäuerliche Existenz<br />

im späten Mittelalter und zu Beginn der frühen<br />

Neuzeit garantiert haben, obwohl bereits damals<br />

nur ein geringer Teil der Gemarkung in bäuerlichem<br />

Besitz war. Zum zweiten erscheint das<br />

Rittergut als kulturlandschaftsprägende Kraft in<br />

der Geschichte Dankenfelds. Der reichsritterschaftliche<br />

Grundbesitz nahm damals einen<br />

Großteil der Dankenfelder Gemarkung ein, besonders<br />

die Waldungen, und begrenzte damit die<br />

Flächen, die der örtlichen Bevölkerung zur<br />

Bewirtschaftung zur Verfügung standen. In der<br />

zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, also nach<br />

der Wüstungsperiode des Dreißigjährigen Krieges,

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