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Materialien Heft 39/2001, Historische Kulturlandschaft - Bayerisches ...

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80<br />

Gemengelage. Die Parzellen der bäuerlichen Höfe<br />

und der drei am südlichen Ortsrand liegenden<br />

herrschaftlichen Höfe, aus denen später das<br />

Schlossgut formiert wurde, lagen gleichermaßen<br />

über die Kerngemarkung verstreut und besaßen<br />

ursprünglich auch eine vergleichbare Größe.<br />

Bereits seit dem späten Mittelalter und nur für<br />

etwa hundert Jahre durch den Dreißigjährigen<br />

Krieg unterbrochen unterlagen die bäuerlichen<br />

Höfe zusammen mit ihren Parzellen einer zunehmenden<br />

Zersplitterung durch Hofteilungen.<br />

Nachdem die Marschalk von Ostheim zur Bildung<br />

ihres Schlossgutes 1691 bzw. 1704 die drei herrschaftlichen<br />

Höfe aufgekauft hatten, triftete die<br />

Entwicklung der bäuerlichen und der zum<br />

Schlossgut gehörigen Parzellen weiter auseinander.<br />

Während erstere durch die Peuplierung<br />

immer stärker aufgeteilt wurden und langsam<br />

streifige Komplexe ausbildeten, blieben die zum<br />

Schlossgut gehörigen Parzellen als große Schläge<br />

erhalten.<br />

Innerhalb der Dankenfelder Gemarkung liegen<br />

sehr große, einst herrschaftliche Waldungen. Der<br />

sogenannte Sachsenberg, dessen südlicher Teil,<br />

die Schwarzhölzer, später an die Dankenfelder<br />

Bauern veräußert und in schmalen Streifen aufgeteilt<br />

wurde, gehörte wohl von Beginn an zur<br />

Herrschaft, gelangte aber 1864 im Tauschverfahren<br />

an Bayern. Der zweite Waldkomplex, die<br />

Seesbühler Waldungen, blieben auch in nachritterschaftlicher<br />

Zeit in Form großer Waldschläge<br />

erhalten und gingen schließlich im 20. Jahrhundert<br />

über einige Privatbesitzer ebenfalls an den<br />

Bayerischen Staat über. Das dritte einst herrschaftliche<br />

Waldstück, das Taubenholz, wurde<br />

bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts zusammen<br />

mit dem südlich angrenzenden Mainzerschlag<br />

in breite Streifen aufgeteilt und an die<br />

örtlichen Bauern verkauft. Die heutige Besitzbzw.<br />

Parzellenstruktur der Dankenfelder Wälder<br />

geht somit unmittelbar auf die früheren Eigentumsverhältnisse<br />

zurück.<br />

Seit dem späten Mittelalter dürfte in Dankenfeld<br />

das auch sonst übliche Bewirtschaftungssystem<br />

der Dreifelderwirtschaft verbreitet gewesen sein.<br />

Diese recht flächenextensive Landwirtschaft in<br />

Form von Ackerbau und Weidewirtschaft reichte<br />

nach der Peuplierung Dankenfelds spätestens seit<br />

dem ausgehenden 17. Jahrhundert nicht mehr<br />

zur Versorgung der Bevölkerung auf rein traditionell-agrarischer<br />

Basis aus. Zwar versuchten viele<br />

der Dankenfelder Neubürger sich ihren Lebensunterhalt<br />

als Handwerker, Gewerbetreibende und<br />

auch als Tagelöhner zu verdienen, doch eine Verbesserung<br />

der agrarischen Verhältnisse war den-<br />

noch unabdingbar. Da eine Ausdehnung der bäuerlichen<br />

Nutzflächen nicht möglich war, kam zur<br />

damaligen Zeit nur eine intensivere Nutzung der<br />

Flächen durch Einführung von Sonderkulturen in<br />

Frage.<br />

Der Obstbau, der schon im 17. Jahrhundert<br />

belegt ist, schien für Dankenfeld besonders<br />

geeignet. Schließlich waren bis zum Beginn des<br />

19. Jahrhunderts um die 90 Prozent aller Äcker<br />

mit Obstbäumen besetzt. Mit dem Rückgang des<br />

Ackerbaues wurden später viele Baumfelder in<br />

Streuobstwiesen überführt. Berichte vom Beginn<br />

des 19. Jahrhunderts über Baumschulen, über das<br />

Ankaufen sowie das An- und Nachpflanzen von<br />

Obstbäumen, insbesondere von Zwetschgen- und<br />

Kirschbäumen, und über das Anpflanzen von<br />

Obstbaumalleen bestätigen die rege Kernobstbaumkultur<br />

in Dankenfeld. Die Früchte wurden<br />

als Frischobst in den benachbarten Orten und<br />

Städten verkauft oder in sogenannten Obstdörren<br />

getrocknet. Die Obstbaumkultur erlebte im Laufe<br />

der Zeit viele Höhen und Tiefen, was sich bis in<br />

die jüngste Zeit fortsetzte. Zum Beispiel initiierte<br />

nach der Verteilung der Seesbühler Felder an die<br />

hiesigen Bauern (um 1936) der vier Jahre zuvor<br />

gegründete Obst- und Gartenbauverein die Pflanzung<br />

von über 400 Kirschbäumen. Absatzprobleme<br />

führten schließlich dazu, dass man sich zu<br />

Beginn der 1960er Jahre an die Genossenschaft<br />

Pretzfeld (Landkreis Forchheim) anschloss. Dies<br />

zeigt indirekt, dass Dankenfeld mit seinem Obstbau<br />

eine Sonderstellung im Steigerwald einnimmt.<br />

Im Gegensatz zu den früher üblichen<br />

Baumfeldern und später vorherrschenden Streuobstwiesen<br />

entstanden in den letzten Jahrzehnten<br />

Intensivobstbaumkulturen mit Zwerg- und<br />

Strauchbäumen. Hierbei stehen die Bäume so<br />

dicht, dass darunter kein Ackerbau bzw. keine<br />

Wiesenkultur mehr möglich ist.<br />

Als weitere Sonderkultur in Dankenfeld ist der<br />

Hopfenbau zu nennen, der zu Beginn des<br />

19. Jahrhunderts auf den staatlich zwangsverwalteten<br />

Feldern von Seesbühl eingeführt worden<br />

war. Die Dankenfelder Bauern folgten dem<br />

Beispiel und legten über die ganze Gemarkung<br />

verstreut kleine Hopfengärten an. Im letzten<br />

Drittel des 19. Jahrhunderts erlebte diese Sonderkultur<br />

einen gewissen Höhepunkt, wurde nach<br />

1900 jedoch zunehmend unrentabel und in den<br />

1930er Jahren endgültig aufgegeben.<br />

Im Gegensatz zum Hopfenbau hinterließ die bis<br />

um 1850 betriebene herrschaftliche Schäferei bis<br />

heute ihre Spuren, und zwar in Form von alten<br />

Triftwegen, die gerade unter Wald in ihrer breiten

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