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Materialien Heft 39/2001, Historische Kulturlandschaft - Bayerisches ...

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damalige Revierförster und Steinmetz Johann<br />

Hymon. Er setzte in den ehemals Waldungen des<br />

Marschalk von Ostheim eine ganze Reihe von<br />

Gedenksteinen, deren Inschriften Bezug auf seine<br />

Tätigkeit als Förster nehmen. Allein die Tatsache,<br />

dass ein Förster um 1900 selbst angefertigte<br />

Steindenkmale in den Wald setzte, ist schon<br />

ungewöhnlich. Etwas aus der Reihe fällt seine<br />

einzig erhaltene Vollplastik, der Wodansbrunnen.<br />

Nur etwa 350 Meter unterhalb des Friedleinsbrunnens<br />

befindet sich auf einem inzwischen neu<br />

gesetzten Sockel ein etwa eineinhalb Meter langes<br />

und 50 Zentimeter hohes Fabelwesen, das an<br />

ein Wildschwein erinnert und aus dessen Maul<br />

das Wasser sprudelt. Die Bezugname auf die germanische<br />

Götterwelt (Wodan) lässt diesen Brunnen<br />

zu einem zeitspezifischen Denkmal des<br />

beginnenden 20. Jahrhunderts werden, das aufgrund<br />

seiner Originalität und Einmaligkeit eine<br />

hohe regionale Bedeutung besitzt.<br />

Vom Friedleinsbrunnen beginnend erstreckt sich<br />

auf eine Länge von einem Kilometer ein ca. 50<br />

Meter breiter Talgrund nach Osten und geht dort<br />

direkt in die Gemarkung Neuhausen über. Er<br />

umfasst ausschließlich eine Parzelle, die als<br />

Wiese genutzt wird und komplett vom Wald an<br />

den Talhängen begrenzt wird. Ein einfacher Feldweg<br />

erschließt das Tal in seiner Längsrichtung.<br />

Die bereits genannte Charlotte von Kalb schildert<br />

in ihren der Romantik verhafteten Lebenserinnerungen<br />

den Friedleinsbrunnen und diesen<br />

Talgrund wie folgt:<br />

»Auch ein gepriesener Born entsprang in diesem<br />

Hain; fest und rein war diese Quelle gefaßt und<br />

bewahrt. Umher waren steinerne Tische und<br />

Bänke, frei die Aussicht nach dem Wiesengrunde<br />

... Dies von Natur so begünstigte Tal, der<br />

Traulichkeit geweiht, war oft von Nachbarn<br />

besucht, oder zum gemeinsamen labenden Mahle<br />

erwählt. Die edle Jägerschar aus hohen Burgen<br />

versammelte sich gern allda ... In Gesprächen, mit<br />

Spielen mancher Art, entflohen die Stunden.«<br />

Mit diesem Text fand die seit dem 18. Jahrhundert<br />

etablierte Walderholungsstätte Friedleinsbrunnen<br />

und die anschließende Jagdwiese der<br />

Ortsherren Marschalk von Ostheim Eingang in die<br />

Literatur. Dieser kulturgeschichtliche Niederschlag<br />

verleiht dem Objekt überregionale Bedeutung<br />

als assoziatives <strong>Kulturlandschaft</strong>selement.<br />

Der gesamte Friedleinsgrund<br />

weist nicht<br />

nur eine Reihe einzelner<strong>Kulturlandschaft</strong>selemente<br />

auf, sondern<br />

besitzt, auch durch<br />

das Eingehen dieses<br />

Landschaftsabschnittes<br />

in die Literatur, im<br />

übertragenen Sinne<br />

eine außerordentlich<br />

hohe Bedeutung. Insofern<br />

ist das gesamte<br />

Areal als sogenanntes<br />

assoziatives <strong>Kulturlandschaft</strong>selement<br />

zu<br />

betrachten.<br />

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