Materialien Heft 39/2001, Historische Kulturlandschaft - Bayerisches ...
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Der Friedleinsbrunnen:<br />
Ein fast kreisrunder<br />
Weiher, mit einer<br />
Brunnenfassung aus<br />
Mauerwerk; eine hinführende<br />
Treppe sowie<br />
weitere Details sind<br />
Bestandteile einer<br />
alten, der Freizeit<br />
dienenden Gesamtanlage.<br />
74<br />
Funktionsbereich<br />
Freizeit und<br />
Erholung<br />
Am Ende des offenen Talgrundes »Friedleinsgraben«<br />
befindet sich an einer Gabelung des Tales<br />
der Friedleinsbrunnen. Hinter einem fast kreisrunden<br />
Weiher liegt die Fassung der Quellen in<br />
Form einer geschwungenen, etwa vier Meter langen<br />
Mauer. In dieser Mauer erscheinen zwei<br />
Quellaustritte, wobei über dem südwestlichen<br />
Austritt ein Gedenkstein mit folgender Inschrift<br />
angebracht ist:<br />
»Charlottenruhe. Hier am Friedleinsbrunnen weilte<br />
gerne und oft i. J. 1783 Charlotte von Kalb, geb.<br />
Marschalk von Ostheim, die damalige Herrin von<br />
Trabelsdorf u. Dankenfeld und nachmalige<br />
Freundin unserer großen Dichter und Denker.<br />
Gew. v. J. L. K. i. D. 1910«<br />
Weiter südwestlich führt eine Treppenanlage zum<br />
höherliegenden Waldweg. Die aus verschiedenen<br />
Bestandteilen bestehende Anlage ist ein wichtiges<br />
<strong>Kulturlandschaft</strong>selement.<br />
Wie aus der posthum erschienenen Autobiographie<br />
der ehemaligen Gutsbesitzerin Charlotte von<br />
Kalb (1761-1843) hervorgeht, muss hier bereits<br />
in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine<br />
vergleichbare Situation bestanden haben. Die in<br />
der Literaturgeschichte bedeutsame Freundin<br />
klassischer Dichter erlebte 1819 letztmals diesen<br />
Platz als bereits ruinöse Anlage. Der Friedleinsbrunnen,<br />
dessen Name auf den einst dort in der<br />
Nähe gelegenen Einzelhof Friedrichsbrunn Bezug<br />
nimmt, wurde 1910 durch den damaligen<br />
Schlossbesitzer Johann Ludwig Klarmann in<br />
Rückbezug auf die Aussagen Charlottes in seiner<br />
heutigen Form neu angelegt.<br />
Der Friedleinsbrunnen kann als Ausdruck einer<br />
romantisierenden Landschaftsgestaltung des<br />
beginnenden 20. Jahrhunderts gelten, die an das<br />
historische Vorbild einer in der zeitgenössischen<br />
Literatur gewürdigten adeligen Walderholungsstätte<br />
des 18. Jahrhunderts anknüpft. Er ist damit<br />
trotz seines relativ geringen Alters als wichtigstes<br />
Einzelelement im Waldbereich der Dankenfelder<br />
Gemarkung anzusehen und besitzt überregionale<br />
Bedeutung.<br />
Der Schlossbesitzer Johann Ludwig Klarmann, der<br />
auch als Autor historischer Fachliteratur zum<br />
Thema Steigerwald bekannt wurde, war jedoch<br />
nicht der Einzige, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
in Dankenfeld Denkmäler hinterließ. Mitstreiter<br />
und vielleicht auch Konkurrent war der