02.03.2013 Aufrufe

Materialien Heft 39/2001, Historische Kulturlandschaft - Bayerisches ...

Materialien Heft 39/2001, Historische Kulturlandschaft - Bayerisches ...

Materialien Heft 39/2001, Historische Kulturlandschaft - Bayerisches ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

70<br />

Funktionsbereich<br />

Religion<br />

Mitten im Wald westlich von Dankenfeld in Richtung<br />

Hummelmarter steht ein etwa einen Meter<br />

hohes Steinkreuz, das in einfacher Weise bearbeitet<br />

und dessen oberer Kreuzarm bereits abgebrochen<br />

ist. Eine Inschrift ist nicht zu finden.<br />

Aufgrund der archaischen Form muss von einem<br />

sehr hohen Alter des Kreuzes ausgegangen werden.<br />

Vermutlich stammt dieses Kreuz aus dem<br />

späten Mittelalter, denn in einem Wildbannprotokoll<br />

von 1540 wird es bereits ausdrücklich<br />

erwähnt. Die alte Bezeichnung des Kreuzes als<br />

Mordstein legt die Vermutung nahe, dass es sich<br />

um ein Sühnekreuz handelt. Der Sage nach soll<br />

hier ein Bauernsohn aus dem Nachbarort Hummelmarter,<br />

der mit dem Pflug seines Vaters zum<br />

Schmied nach Dankenfeld geschickt worden war,<br />

von seinem ungeduldig wartenden und deshalb<br />

erzürnten Vater erschlagen worden sein. Das<br />

Kreuz steht nur scheinbar mitten im Wald, denn<br />

direkt daneben verläuft ein nicht mehr genutzter<br />

und kaum mehr erkennbarer Fahr- und Fußweg,<br />

der einst Dankenfeld über den Schäßbachgrund<br />

mit Hummelmarter verband.<br />

Ein vergleichbar altes Zeugnis der Volksfrömmigkeit<br />

ist in der Dankenfelder Gemarkung nicht<br />

mehr zu finden und auch im weiteren Umfeld<br />

nicht sehr häufig anzutreffen. Hierdurch erhält<br />

der Stein eine hohe lokale bzw. regionale Bedeutung.<br />

Um die meisten dieser mittelalterlichen<br />

bzw. vorreformatorischen Flurdenkmäler mit religiösem<br />

Hintergrund ranken sich Sagen, die die<br />

Herkunft des Kleindenkmals erklären sollen. Aus<br />

der evangelischen Periode Dankenfelds vom aus-<br />

gehenden 16. Jahrhundert bis um 1700 gibt es<br />

praktisch keine Zeichen der Volksfrömmigkeit,<br />

doch mit der endgültigen Rekatholisierung ab<br />

17<strong>39</strong> erhielt das Aufstellen religiöser Symbole<br />

neuen Auftrieb. Trotzdem stammen fast alle noch<br />

bestehenden Dankenfelder religiös bedeutsamen<br />

Flurdenkmäler aus dem 19. und 20. Jahrhundert.<br />

Typisch für Dankenfeld sind auch kleine gemauerte<br />

Wegkapellen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts,<br />

die aus einem etwa einem Meter hohen<br />

Sockel und einem etwa gleich hohen, kastenförmigen<br />

Aufbau bestehen. In dem meist mit einem<br />

Gitter verschlossenen Aufbau befindet sich in der<br />

Nische üblicherweise eine Heiligenfigur.<br />

Oft etwas jünger sind die Wegkreuze, bei denen<br />

auf einem ein bis zwei Meter hohen Sockel<br />

große, steinerne Kruzifixe aufgebracht sind.<br />

Meist stehen die insgesamt oft vier Meter hohen<br />

Flurdenkmäler an markanten Wegkreuzungen. Ein<br />

nur in den Gemarkungen kleinerer Dörfer ohne<br />

Kirche vorkommendes linienhaftes Element ist<br />

der Kirchweg. In Dankenfeld kürzte die einst rein<br />

fußläufige, aber heute teilweise zum Feldweg<br />

ausgebaute Trasse die Fahrverbindung zum<br />

Kirchort Priesendorf ab. Spätestens nach der endgültigen<br />

Abtrennung von der Priesendorfer Pfarrei<br />

im Jahr 1937 wurde der Weg in seiner ursprünglichen<br />

Funktion überflüssig.<br />

Bei diesem mittelalterlichen<br />

Steinkreuz<br />

handelt es sich<br />

vermutlich um ein<br />

Sühnekreuz; der Sage<br />

nach wurde hier einst<br />

ein Mord begangen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!