Materialien Heft 39/2001, Historische Kulturlandschaft - Bayerisches ...

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64 Die Fränkische-Alb-Gemeinde Alfeld ist als eine kleinteilige Mittelgebirgs- und Heckenlandschaft anzusprechen. Das Gebiet besitzt eine reiche Ausstattung mit einer Vielzahl verschiedenartiger Kulturlandschaftselemente. Diese bilden in ihrer Gesamtheit ein abwechslungsreiches Mosaik auf engstem Gesamtschau, Folgerungen Raum. Alfeld ist sogenanntes Jungsiedelland, das seit dem 8./9. Jahrhundert besiedelt wurde. Nachteilig und bestimmend für die Entwicklung waren vor allem die Wasserarmut, schlechte Böden und die lange Frostperiode. Mit Ausnahme der Mühlen war im 11./12. Jahrhundert die heutige Verteilung der Siedlungen erreicht. Als Ergebnis einer rund tausendjährigen Siedlungsentwicklung haben die Ortsund Flurformen einen hohen Grad an Komplexität erreicht. Naturräumliche Gegebenheiten, herrschaftliche Einflüsse, wirtschaftliche und soziale Entwicklungen haben mit unterschiedlichem Gewicht auf die Genese Einfluss genommen. In Alfeld waren die naturräumlichen Gegebenheiten von entscheidender Bedeutung. Die Genese der Alfelder Kulturlandschaft ist vor allem Ergebnis der Reaktion der Bewohner auf ihre natürliche Umwelt. Deutlich zeigt sich vor allem die Auseinandersetzung mit der wasserarmen Karstlandschaft. Charakteristisches Kulturlandschaftselement sind die Hüllen als Wasserspeicher. Für die trockenen Hangstandorte, die sonst kaum nutzbar gewesen wären, fand man mit den Hutweiden eine Nutzungsform, die sich hervorragend in das extensive historische Agrarwirtschaftssystem einfügte. Auch die Kalköfen sind ein typisches Merkmal der Juralandschaft. Man nutzte die Ortsflur bis ins 20. Jahrhundert intensiv und in vielfältiger Weise. Herrschaftliche Einflüsse waren demgegenüber schwächer ausgeprägt. Das Pfarrdorf übernimmt bis heute eine gewisse zentrale Funktion für das Umland. Diese findet ihren Ausdruck in der Kulturlandschaft. So laufen die Ortsverbindungswege auf Alfeld strahlenförmig zu. Alfeld bietet zur Zeit der Urkatasterplanaufnahme um 1831 ein Siedlungsbild, das völlig unregelmäßige Ortsformen in Einöd-, Weiler- und Dorfgröße mit vielfältigen Flurformen von Block- und Streifenparzellen vereint. Die Zersplitterung des Besitzes und das verhältnismäßig stark bewegte Relief sind die wesentlichen Faktoren für die Flurformenentstehung. Die Flurein- teilung hat eine prägende Wirkung auf die Kulturlandschaft, da die Parzellengrenzen häufig mit Stufenrainen, Lesesteinwällen, Lesesteinhaufen und Hecken besetzt sind. Die Flurstruktur und das Wegenetz des 19. Jahrhunderts haben sich in Alfeld fast unverändert bis in unsere Zeit herüber gerettet. Die heutige Kulturlandschaft außerhalb der Siedlungen spiegelt so deutlich den Zustand des 19. Jahrhunderts wider. Diese Kleinteiligkeit steht den Anforderungen der modernen Landwirtschaft häufig entgegen, so dass sie in vielen Regionen kaum mehr erhalten geblieben ist. Im 19. Jahrhundert war Alfeld waldarm. Die Zunahme des Waldes auf ehemaligen Hutungsflächen und aufgegebenen Ackerterrassen auf Extremstandorten ist einer der bedeutendsten Veränderungsprozesse in der heutigen Landschaft. In der Regel haben mittlerweile Kiefernund Fichtenwälder aufgestockt. Die günstigen Ackerstandorte unterliegen hingegen einer Nutzungsintensivierung. Die Wiesenbewässerungen wurden ganz aufgegeben. In der Folge hat man die betreffenden Flächen durch andere Formen der Düngung intensiviert oder aufgelassen. Der Waldanteil liegt in der Gemeinde inzwischen bei rund 43 Prozent, die Tendenz ist steigend. Die Kleinteiligkeit ist das Charakteristikum der Alfelder Kulturlandschaft. Besonders in den Hanglagen orientieren sich zahlreiche Kulturlandschaftselemente wie Stufenraine, Lesesteinhaufen oder -wälle an den Flurgrenzen. Mit den Hutangern sind flächenhafte kulturhistorisch bedingte Nutzungsformen verbreitet, die mittelund langfristig allein durch die Beibehaltung oder Wiederaufnahme ihrer traditionellen Weidenutzung erhalten werden können. Im Rahmen der Flurneuordnung sollte es darum gehen, so weit wie möglich auf die historisch gewachsene Kleinteiligkeit Rücksicht zu nehmen. Durch entsprechende Flächenbereitstellung könnten die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass extensive Beweidungsformen zukünftig in größerem Umfang stattfinden. Zusätzlich zu der bereits praktizierten Schafbeweidung sollte die traditionelle Beweidung mit Rindern realisiert werden. Die Nähe zum Ballungsraum Nürnberg-Fürth- Erlangen bietet nicht nur gute Voraussetzungen für die Direktvermarktung landschaftsschonend erzeugter landwirtschaftlicher Produkte. Die Vielfalt und besonders reiche Ausstattung an Kulturlandschaftselementen legt die Überlegung nahe, diese z. B. im Rahmen eines Wanderwegenetzes zu präsentieren und somit einen zusätzlichen Anziehungspunkt für Erholungssuchende zu schaffen.
Inventar der Elemente der historischen Kulturlandschaft Blatt 1 Projekt Gemarkung Alfeld, Markt Alfeld, Lkr. Nürnberger Land Objekt Terrassenackersystem am Hang des Alfelder Tales östlich von Nummer F 7 Alfeld mit vielen Lesesteinwällen und -haufen Funktionsbereich Landwirtschaft Elementtyp Terrassenackersystem Funktion rezent X fossil Form Punkt Linie Fläche X Beschreibung: Äußerst kleinteiliges und stark reliefiertes Terrassenackersystem östlich von Alfeld, von Nordwesten nach Südosten ausgerichtet. Es wird im Osten durch ein weiteres Terrassenackersystem begrenzt (Landwirtschaft F 6). Nach Westen bildet der Hutanger »Hutung der Kegelberg« die Grenze, der die steilen Hanglagen östlich von Alfeld umfaßt, die ackerbaulich nicht mehr nutzbar waren. Die Stufenraine, die im südlichen Teil in Nord-Süd- Richtung ausgerichtet sind und im nördlichen Teil nordostexponiert sind, orientieren sich mehrheitlich an den vorhandenen Parzellengrenzen der streifenförmigen und blockförmigen Flurstücke. Im Gebiet befinden sich mehrere Lesesteinwälle und Lesesteinhaufen die bis zu 3 m (!) Höhe erreichen. Auch die Stufenraine erreichen Höhen von 2 m. Kulturhistorische Analyse: Terrassenackersysteme sind für weite Bereiche des mitteleuropäischen Berg- und Hügellandes charakteristisch. Die altersmäßige Einordnung des Terrassenackersystems ist äußerst schwierig, da keine schriftliche Quellen darüber existieren. Bereits im Extraditionsplan sind die Stufenraine deutlich durch die Signatur Ödung zu erkennen. Bedeutung: Hervorragendes Beispiel für die kleinteilige Kulturlandschaft um Alfeld. Besonders die Lesesteinwälle und -haufen sind in ihrer Dimension herausragend. Erhaltungszustand: Der Erhaltungszustand der Stufenraine ist sehr gut, jedoch hat sich die Landwirtschaft aus diesem Gebiet schon stark zurückgezogen, so daß eine fortschreitende Verbuschung eingesetzt hat Schutz- und Pflegemöglichkeiten: Parzellengrenzen an den Stufenrainen, Lesesteinwällen und Lesesteinhaufen orientieren. Fläche teilweise entbuschen. 65
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