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Materialien Heft 39/2001, Historische Kulturlandschaft - Bayerisches ...

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Die Fränkische-Alb-Gemeinde Alfeld ist als eine<br />

kleinteilige Mittelgebirgs- und Heckenlandschaft<br />

anzusprechen. Das Gebiet besitzt eine reiche<br />

Ausstattung mit einer Vielzahl verschiedenartiger<br />

<strong>Kulturlandschaft</strong>selemente. Diese bilden in ihrer<br />

Gesamtheit ein abwechslungsreiches<br />

Mosaik auf engstem<br />

Gesamtschau,<br />

Folgerungen<br />

Raum.<br />

Alfeld ist sogenanntes<br />

Jungsiedelland, das<br />

seit dem 8./9. Jahrhundert<br />

besiedelt wurde. Nachteilig und bestimmend<br />

für die Entwicklung waren vor allem die Wasserarmut,<br />

schlechte Böden und die lange Frostperiode.<br />

Mit Ausnahme der Mühlen war im 11./12.<br />

Jahrhundert die heutige Verteilung der Siedlungen<br />

erreicht. Als Ergebnis einer rund tausendjährigen<br />

Siedlungsentwicklung haben die Ortsund<br />

Flurformen einen hohen Grad an Komplexität<br />

erreicht. Naturräumliche Gegebenheiten, herrschaftliche<br />

Einflüsse, wirtschaftliche und soziale<br />

Entwicklungen haben mit unterschiedlichem<br />

Gewicht auf die Genese Einfluss genommen. In<br />

Alfeld waren die naturräumlichen Gegebenheiten<br />

von entscheidender Bedeutung. Die Genese der<br />

Alfelder <strong>Kulturlandschaft</strong> ist vor allem Ergebnis<br />

der Reaktion der Bewohner auf ihre natürliche<br />

Umwelt. Deutlich zeigt sich vor allem die Auseinandersetzung<br />

mit der wasserarmen Karstlandschaft.<br />

Charakteristisches <strong>Kulturlandschaft</strong>selement<br />

sind die Hüllen als Wasserspeicher. Für die<br />

trockenen Hangstandorte, die sonst kaum nutzbar<br />

gewesen wären, fand man mit den Hutweiden<br />

eine Nutzungsform, die sich hervorragend in<br />

das extensive historische Agrarwirtschaftssystem<br />

einfügte. Auch die Kalköfen sind ein typisches<br />

Merkmal der Juralandschaft. Man nutzte die<br />

Ortsflur bis ins 20. Jahrhundert intensiv und in<br />

vielfältiger Weise. Herrschaftliche Einflüsse<br />

waren demgegenüber schwächer ausgeprägt. Das<br />

Pfarrdorf übernimmt bis heute eine gewisse zentrale<br />

Funktion für das Umland. Diese findet ihren<br />

Ausdruck in der <strong>Kulturlandschaft</strong>. So laufen die<br />

Ortsverbindungswege auf Alfeld strahlenförmig<br />

zu.<br />

Alfeld bietet zur Zeit der Urkatasterplanaufnahme<br />

um 1831 ein Siedlungsbild, das völlig<br />

unregelmäßige Ortsformen in Einöd-, Weiler-<br />

und Dorfgröße mit vielfältigen Flurformen von<br />

Block- und Streifenparzellen vereint. Die Zersplitterung<br />

des Besitzes und das verhältnismäßig<br />

stark bewegte Relief sind die wesentlichen Faktoren<br />

für die Flurformenentstehung. Die Flurein-<br />

teilung hat eine prägende Wirkung auf die <strong>Kulturlandschaft</strong>,<br />

da die Parzellengrenzen häufig mit<br />

Stufenrainen, Lesesteinwällen, Lesesteinhaufen<br />

und Hecken besetzt sind. Die Flurstruktur und das<br />

Wegenetz des 19. Jahrhunderts haben sich in<br />

Alfeld fast unverändert bis in unsere Zeit herüber<br />

gerettet. Die heutige <strong>Kulturlandschaft</strong> außerhalb<br />

der Siedlungen spiegelt so deutlich den Zustand<br />

des 19. Jahrhunderts wider. Diese Kleinteiligkeit<br />

steht den Anforderungen der modernen Landwirtschaft<br />

häufig entgegen, so dass sie in vielen<br />

Regionen kaum mehr erhalten geblieben ist.<br />

Im 19. Jahrhundert war Alfeld waldarm. Die<br />

Zunahme des Waldes auf ehemaligen Hutungsflächen<br />

und aufgegebenen Ackerterrassen auf<br />

Extremstandorten ist einer der bedeutendsten<br />

Veränderungsprozesse in der heutigen Landschaft.<br />

In der Regel haben mittlerweile Kiefernund<br />

Fichtenwälder aufgestockt. Die günstigen<br />

Ackerstandorte unterliegen hingegen einer Nutzungsintensivierung.<br />

Die Wiesenbewässerungen<br />

wurden ganz aufgegeben. In der Folge hat man<br />

die betreffenden Flächen durch andere Formen<br />

der Düngung intensiviert oder aufgelassen. Der<br />

Waldanteil liegt in der Gemeinde inzwischen bei<br />

rund 43 Prozent, die Tendenz ist steigend.<br />

Die Kleinteiligkeit ist das Charakteristikum der<br />

Alfelder <strong>Kulturlandschaft</strong>. Besonders in den<br />

Hanglagen orientieren sich zahlreiche <strong>Kulturlandschaft</strong>selemente<br />

wie Stufenraine, Lesesteinhaufen<br />

oder -wälle an den Flurgrenzen. Mit den<br />

Hutangern sind flächenhafte kulturhistorisch<br />

bedingte Nutzungsformen verbreitet, die mittelund<br />

langfristig allein durch die Beibehaltung<br />

oder Wiederaufnahme ihrer traditionellen Weidenutzung<br />

erhalten werden können. Im Rahmen der<br />

Flurneuordnung sollte es darum gehen, so weit<br />

wie möglich auf die historisch gewachsene Kleinteiligkeit<br />

Rücksicht zu nehmen. Durch entsprechende<br />

Flächenbereitstellung könnten die Voraussetzungen<br />

dafür geschaffen werden, dass<br />

extensive Beweidungsformen zukünftig in größerem<br />

Umfang stattfinden. Zusätzlich zu der bereits<br />

praktizierten Schafbeweidung sollte die traditionelle<br />

Beweidung mit Rindern realisiert werden.<br />

Die Nähe zum Ballungsraum Nürnberg-Fürth-<br />

Erlangen bietet nicht nur gute Voraussetzungen<br />

für die Direktvermarktung landschaftsschonend<br />

erzeugter landwirtschaftlicher Produkte. Die Vielfalt<br />

und besonders reiche Ausstattung an <strong>Kulturlandschaft</strong>selementen<br />

legt die Überlegung nahe,<br />

diese z. B. im Rahmen eines Wanderwegenetzes<br />

zu präsentieren und somit einen zusätzlichen<br />

Anziehungspunkt für Erholungssuchende zu<br />

schaffen.

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