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Materialien Heft 39/2001, Historische Kulturlandschaft - Bayerisches ...

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Wie bereits angedeutet war der Wald ein entscheidender<br />

Faktor in der historischen Agrarlandschaft.<br />

Eine feste Grenze zwischen Wald und Flur<br />

bestand früher nicht. Vielmehr waren die Übergänge<br />

fließend. Dies zeigen auf dem Extraditionsplan<br />

von Alfeld aus dem Jahre 1831 die<br />

durchwegs unregelmäßigen Grenzverläufe zwischen<br />

Wald und Ackerflur, die allerdings auch auf<br />

das bewegte Relief zurückzuführen sind. Waldund<br />

Weidenutzung waren die wichtigsten genossenschaftlich<br />

orientierten Wirtschaftsbereiche.<br />

Als Ressource für die Landwirtschaft, das dörfliche<br />

Handwerk und Gewerbe sowie zum Sammeln<br />

von Beeren und Pilzen war der Wald unverzichtbarer<br />

multifunktionaler Nutzungsraum.<br />

Neben der Gewinnung von Nutz- und Brennholz,<br />

aber auch für den Betrieb von Holzkohlemeilern<br />

und Kalköfen, waren es vor allem landwirtschaftliche<br />

Funktionen, die der Wald zu erfüllen hatte.<br />

Sehr wichtig war auf der wiesenarmen Alb die<br />

Waldhut, durch die im Sommer Futter für den<br />

Winter gespart werden konnte. Eingetrieben wurden<br />

in erster Linie Rinder und Schweine. Die<br />

Eichel- und Bucheneckernmast der Schweine im<br />

herbstlichen Wald war vor Einführung des Kartoffel-<br />

und Hackfruchtanbaus im 19. Jahrhundert<br />

für die Schweinehaltung unverzichtbar. Einstreu<br />

von Stroh war nur wenig gebräuchlich, da aus<br />

Futtermangel das Stroh zum größten Teil verfüttert<br />

werden mußte. Fast sämtliche Stallstreu entnahm<br />

man dem Wald, in der Hauptsache in Form<br />

von Laub- und Nadelstreu, aber auch das Ausrechen<br />

des Waldmooses diente diesem Zweck.<br />

Der Wald war damit in vorindustrieller Zeit ein<br />

wichtiger Lieferant für organischen Dünger. Diese<br />

Funktion entzog dem Wald soviel Biomasse, dass<br />

die Waldböden infolge dieser Nutzung verarmten.<br />

Die gute Erreichbarkeit von außerlandwirtschaftlichen<br />

Arbeitsplätzen im Ballungsraum Nürnberg-<br />

Fürth-Erlangen durch die Autobahn A 6 begünstigte<br />

in den letzten Jahren die Aufgabe landwirtschaftlicher<br />

Betriebe, so dass es in der Gemeinde<br />

Alfeld kaum noch bäuerliche Anwesen gibt. Demgegenüber<br />

sind zahlreiche neue Wohngebäude<br />

am Ortsrand entstanden. Die Bebauung reicht<br />

teilweise in die historischen Hutanger, die sich<br />

bevorzugt in Ortsrandlage befinden.<br />

Nach dem Ende der Weidewirtschaft Mitte des<br />

20. Jahrhunderts ist die Bewaldung der noch vorhandenen<br />

ehemaligen Hutungsflächen einer der<br />

bedeutendsten Veränderungsprozesse in der<br />

Landschaft. Viele Kiefernwälder stocken auf ehemaligen<br />

Weideflächen. Der Prozess der Waldzunahme<br />

durch natürliche Sukzession oder be-<br />

wusste Aufforstung ist in der gesamten Fränkischen<br />

Alb verbreitetet und hat sich in den letzten<br />

Jahren noch verstärkt. Die Bewaldung besteht<br />

heute überwiegend aus Kiefern-Fichten-Beständen.<br />

Reine Laubwälder nehmen nur noch einen<br />

geringen Teil der Waldfläche ein. Ältere Laubbäume<br />

sind um felsige Bereiche und als Reste<br />

ehemaliger Hutanger eingestreut. Der Anteil der<br />

Laubgehölze liegt bei rund 14 Prozent. Aber auch<br />

peripher gelegene und schwer bewirtschaftbare<br />

Ackerterrassen auf Extremstandorten, die früher<br />

meist von ärmeren Dorfbewohnern bewirtschaftet<br />

wurden, sind heute bewaldet. Die agrarisch<br />

wertvollen Teile der Außenfelder wurden in<br />

intensiv genutztes Dauerackerland oder Grünland<br />

umgewandelt.<br />

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