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Materialien Heft 39/2001, Historische Kulturlandschaft - Bayerisches ...

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62<br />

Ungünstig auf die Siedlungsentwicklung der<br />

Fränkischen Alb wirkte sich seit jeher die Wasserarmut<br />

auf den verkarsteten Albhochflächen aus.<br />

Gesiedelt wurde anfänglich in den Flusstälern,<br />

denn aufgrund der Karsterscheinungen auf den<br />

Hochflächen sind die wenigen flüssespeisenden<br />

Karstquellen in den<br />

engen und stark eingeschnittenenKasten-<br />

Geschichte der<br />

<strong>Kulturlandschaft</strong><br />

tälern relativ wasserreich.<br />

So liegt Alfeld<br />

als ältester Ort der<br />

Gemeinde im Tal des<br />

Alfelder Baches. Das<br />

Dorf dürfte bereits im<br />

Rahmen des frühmittelalterlichen Landesausbaus<br />

des 8./9. Jahrhunderts entstanden sein. Im Jahre<br />

976 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt.<br />

Neben der Wasserarmut sind auch die stellenweise<br />

kargen Skelettböden als Ungunstfaktor für<br />

die mittelalterliche Besiedlung zu werten. Lediglich<br />

in kleinen Mulden hat sich eine etwas<br />

fruchtbarere lehmige Albüberdeckung angesammelt.<br />

Die Siedlungen der Albhochfläche liegen<br />

deswegen bezeichnenderweise in den Karstwannen,<br />

wo die Albüberdeckung die beste agrarische<br />

Möglichkeit bietet und deren lehmige<br />

Beschaffenheit die Anlage von Hüllen ermöglichte.<br />

Insbesondere waren diese Standorte für den<br />

Getreidebau, der seit dem Mittelalter eine bedeutende<br />

Rolle spielte, geeignet. Entsprechend der<br />

naturräumlichen Ungunstfaktoren sind vor allem<br />

die Hochflächen als Jungsiedelland anzusprechen,<br />

die erst bei entsprechend hohem Siedlungsdruck<br />

im hohen Mittelalter besiedelt wurden.<br />

Mehrere Weiler und Einöden auf der Albhochfläche<br />

rund um Alfeld sind dem 10. bis 12.<br />

Jahrhundert zuzuordnen.<br />

Auf der Alb lag seit dem Mittelalter das Schwergewicht<br />

der bäuerlichen Betriebe auf dem Ackerbau,<br />

wobei der Getreideanbau vorherrschte. Auf<br />

dem ausgedehnten Ackerland war mit dem unzureichend<br />

gedüngten Getreidebau nur ein mäßiger<br />

Ertrag zu erzielen. Die Einengung der landwirtschaftlichen<br />

Kulturperiode aufgrund der Herbstfröste<br />

war die Hauptursache für die starke Verbreitung<br />

des Sommergetreidebaus, vor allem der<br />

Gerste. Die hohe Zahl von Schneetagen und das<br />

späte Auftreten der letzten Fröste schoben den<br />

Beginn der landwirtschaftlichen Frühjahrsarbeiten<br />

und damit die Saat des Sommergetreides<br />

wesentlich hinaus.<br />

Seit dem 13./14. Jahrhundert entstanden sogenannte<br />

Gütlein, oft auch Sölden genannt. Anwe-<br />

sen mit dieser Bezeichnung gingen normalerweise<br />

auf Ausbrüche aus älteren Höfen und Neuanlagen<br />

im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit<br />

zurück. Zwar handelte es sich dabei um bäuerliche<br />

Betriebe, doch hatten sie nur eine geringe<br />

Besitzausstattung und waren der kleinbäuerlichen<br />

Schicht zuzurechnen. Am unteren Ende dieser<br />

Schicht waren die Übergänge zur bäuerlichen<br />

Unterschicht fließend. Die soziale Differenzierung<br />

nahm durch den enormen Bevölkerungsdruck seit<br />

dem 16. Jahrhundert weiter zu. Die Bewohner<br />

konnten durch die begrenzte Ackerflur nicht<br />

mehr ausreichend ernährt werden. Allein der<br />

Wald bot ihnen eine zusätzliche Versorgungsmöglichkeit<br />

für ihr Vieh. Es ist deswegen nicht<br />

verwunderlich, dass im 19. Jahrhundert in der<br />

Ortsflur von Alfeld der Wald fast vollständig<br />

gerodet war. Bewaldet waren nur noch die steilen<br />

Hänge und Kuppen. Als Ergebnis der ständigen<br />

Übernutzung waren bis gegen Ende des<br />

18. Jahrhunderts vielfach lichte Wälder entstanden,<br />

die eher als Gestrüpp bezeichnet werden<br />

konnten. Im Grundsteuerkataster von 1831 weist<br />

die Bezeichnung Gebüsch auf einen derartig<br />

degradierten Wald, aber auch die Bezeichnung<br />

Ödung kann darunter fallen.<br />

Im 18. Jahrhundert bildete die kleinbäuerliche<br />

und bäuerliche Unterschicht in Alfeld weit mehr<br />

als die Hälfte der Dorfbevölkerung. Wegen der<br />

Aufteilung der Flur auf zahlreiche kleine und<br />

kleinste Anwesen war der Grundbesitz in Alfeld<br />

zur Zeit des Extraditionsplans und des Grundsteuerkatasters<br />

von 1831 stark zersplittert und<br />

die einzelnen Flurstücke waren relativ klein. Der<br />

Landbesitz der meisten der zahlreichen Alfelder<br />

Anwesen reichte zur Ernährung einer ganzen<br />

Familie nicht aus. Viele Besitzer mussten zusätzlich<br />

ein Handwerk oder Gewerbe ausüben. Im<br />

19. Jahrhundert gab es in Alfeld deswegen beispielsweise<br />

viele Schuhmacher, die ihre Schuhe<br />

auf den Märkten der näheren und weiteren<br />

Umgebung absetzten. Wie das Grundsteuerkataster<br />

zeigt, hob sich die Sozialstruktur Alfelds<br />

deutlich von der umliegender Dörfer und Weiler<br />

ab. In Alfeld war der außerlandwirtschaftliche<br />

Erwerb eine wichtige Basis für den Verdichtungsprozess<br />

der Siedlung. So ließ sich auch bei verkleinerter<br />

Nutzfläche ein ausreichender Lebensunterhalt<br />

erwirtschaften. Der starke Einwohnerzuwachs<br />

machte der Gemeinde zu schaffen, da<br />

weder die landwirtschaftliche Nutzfläche der<br />

Gemeinde ausreichte, noch genügend anderweitige<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten vorhanden<br />

waren, um die Menschen zu ernähren. Die Folge<br />

war eine intensiv genutzte und kleinteilige <strong>Kulturlandschaft</strong>.

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