Materialien Heft 39/2001, Historische Kulturlandschaft - Bayerisches ...
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60<br />
Funktionsbereich<br />
Gewerbe<br />
Mühlgraben der<br />
Claramühle<br />
Zu den wichtigsten Gewerbebetrieben des historischen<br />
Dorfes zählen die Mühlen. Durch das<br />
relativ starke Gefälle des Alfelder Baches im<br />
Gemeindegebiet war es möglich, sechs Mühlen<br />
auf dem 3,5 km langen Bachabschnitt zu betreiben.<br />
Da die notwendigen Gefällstellen für die<br />
Mühlen nicht immer im Bereich bereits bestehender<br />
Orte zu finden waren, errichtete man sie<br />
an bis dahin unbesiedelten Stellen in den Bachtälern.<br />
Um das Wasser an die Mühle und auf die<br />
Räder zu leiten, vor allem aber um eine ausreichende<br />
Wassermenge und ein ausreichendes<br />
Gefälle für den Betrieb zu erreichen, waren umfangreiche<br />
Wasserbauarbeiten vor und nach dem<br />
Mühlengebäude erforderlich. In Alfeld verfügten<br />
alle Mühlen über einen eigenen Mühlbach, der es<br />
als künstlich geschaffener Kanal ermöglichte, die<br />
Wasserzufuhr zum Mühlrad zu regulieren. Der<br />
Mühlgraben zur Claramühle zweigt rund 150 m<br />
oberhalb der Mühle vom Kirchthalmühlbach ab<br />
und führt relativ geradlinig auf die Mühle zu. Ein<br />
aus Bruchsteinen gemauertes Wehr mit einem<br />
hölzernen Schieber regelte den Wasserzufluss.<br />
Der Mühlgraben, dessen Ufer teilweise mit<br />
Bruchsteinen befestigt ist, wird die letzten Meter<br />
vor dem Absturz auf einer Steinrinne über dem<br />
Bodenniveau geführt. 400 m unterhalb der Mühle<br />
mündet der Graben wieder in den Alfelder Bach.<br />
Die Mühle ist heute nicht mehr in Betrieb, der<br />
Wasserzufluss erfolgt unreguliert.<br />
Weitere <strong>Kulturlandschaft</strong>selemente des Bereichs<br />
Gewerbe sind Kalköfen, Holzkohlemeiler, Vogelherde,<br />
Lehmgruben und Steinbrüche.<br />
In Kalköfen brannten die Bauern und Maurer<br />
früher den Löschkalk für den eigenen Bedarf und<br />
für den Verkauf. In der Fränkischen Alb stand das<br />
Dolomit- und Kalkgestein als Ausgangsstoff in<br />
unbeschränktem Umfang zur Verfügung. Um die<br />
Festigkeit der Kalköfen zu erhöhen und deren<br />
Seitenwände zu stabilisieren, errichtete man sie<br />
an Hängen und Böschungen. Rückwand und Seitenwände<br />
fanden im anstehenden Erdreich einen<br />
guten Halt. Da man die Öfen mit Holz heizte,<br />
wurden sie gern an Waldrändern angelegt. Auch<br />
die für den Brand als Rohmaterial benötigten<br />
Kalksteine mussten sich in der Nähe befinden.<br />
Meistens wurde ein kleiner Steinbruch angelegt.<br />
Mehrere Kalköfen bei Alfeld nehmen die klassische<br />
Lage von Kalköfen in der Fränkischen Alb<br />
ein: an einem Kalkknock, in hängiger Lage am<br />
Waldrand. Das Vorhandensein eines Kalkofens ist<br />
durch Flurnamen wie »Am Kalkofen« im Grundsteuerkataster<br />
belegt. Allerdings erscheint im<br />
Extraditionsplan von 1831 an der entsprechenden<br />
Stelle in der Regel nicht die Signatur für Kalkofen,<br />
so dass keine Aussage darüber getroffen<br />
werden kann, ob es die Anlage damals noch gab.<br />
Alle Kalköfen dürften bereits vor dem Zweiten<br />
Weltkrieg außer Funktion gekommen sein.<br />
Die Flurnamen sind generell eine wichtige Quelle<br />
für die Lokalisierung von historischen <strong>Kulturlandschaft</strong>selementen<br />
und Nutzungsarten. Gewerbliche<br />
Nutzungen haben sich auf die Flurnamengebung<br />
ausgewirkt. So tragen einige Flurstücke<br />
südlich von Kursberg im Grundsteuerkataster die<br />
Bezeichnung Meilergstätt. Es handelt sich dabei<br />
um den ehemaligen Standort eines oder mehrerer<br />
Holzkohlemeiler. Die Holzkohlegewinnung war<br />
früher eine häufige Waldnutzung; Es haben sich<br />
zahlreiche Flurnamen erhalten, die darauf hinweisen.<br />
Sichtbare Überreste sind nicht mehr feststellbar.