02.03.2013 Aufrufe

Materialien Heft 39/2001, Historische Kulturlandschaft - Bayerisches ...

Materialien Heft 39/2001, Historische Kulturlandschaft - Bayerisches ...

Materialien Heft 39/2001, Historische Kulturlandschaft - Bayerisches ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

58<br />

Funktionsbereich<br />

Siedlung<br />

Hüll bei Otzenberg<br />

Die historische Besiedlung der trockenen Hochflächen<br />

war an natürlich vorkommende Hohlformen<br />

gebunden, die Hüllen, die mit Tonen und<br />

Lehmen ausgekleidet waren. Hüllen waren früher<br />

ein konstituierendes Element der <strong>Kulturlandschaft</strong><br />

der Fränkischen Alb. In ihnen wurde nach<br />

Regenfällen das zusammenlaufende Wasser für<br />

Viehtränken gespeichert. Die Hüllen, die regional<br />

auch Himmelsteiche genannt wurden, hat man<br />

künstlich auf Dorfplätzen angelegt. Das Hüllenwasser<br />

stellte bei Brandfällen den einzigen Wasservorrat<br />

dar. Dieser reichte aber während des<br />

Sommers im Bedarfsfall bei weitem nicht aus. Je<br />

nach Dorfgröße gab es ein bis drei Dorfhüllen,<br />

die allgemein zugänglich waren. Zusätzlich existierten<br />

kleine private Anlagen. Neben Hüllen zur<br />

Hauswasserversorgung gab es auch spezielle<br />

Anlagen zur Rossschwemme, die sogenannten<br />

Rosshüllen sowie Grashüllen, wo man die aus<br />

den Getreidefeldern ausgestochenen Disteln oder<br />

auch Futterrüben wusch, um sie dem Vieh füttern<br />

zu können. In der Flur existierten für das<br />

arbeitende und weidende Vieh eigene Hüllen zur<br />

Tränke, die sogenannten Trankhüllen. Da das<br />

Wasser der Dorfhüllen besonders im Sommer<br />

knapp und schmutzig war, gab es am Dorfrand<br />

oder in der Flur in der Regel eine separate Hüll<br />

für saubereres Trink- und Kochwasser, die man<br />

Reinhüll nannte. Im Extraditionsplan von 1831<br />

sind einige Hüllen eingezeichnet. Die meisten<br />

kleineren und direkt bei den Höfen liegenden<br />

Hüllen sind nur im Grundsteuerkataster erfasst.<br />

Durch die zentrale Wasserversorgung sind fast<br />

alle Anlagen seit dem Zweiten Weltkrieg verschwunden.<br />

In der Feldflur wurden sie häufig im<br />

Rahmen landwirtschaftlicher Intensivierungsmaßnahmen<br />

verfüllt. Bei der Hüll nahe der Einöde<br />

Otzenberg handelt es sich um eine der am<br />

besten erhaltenen Anlagen im Raum Alfeld. Sie<br />

liegt rund 300 m südlich des Anwesens Otzenberg<br />

in der Gabelung des ehemaligen Kirchweges<br />

und des Fahrweges nach Alfeld. Sie ist mit Bäumen<br />

umstanden, der Wasserspiegel liegt relativ<br />

tief. Die Wasserfläche ist von Norden durch eine<br />

Abgrabung für Vieh direkt zugänglich. Die<br />

ursprüngliche Funktion ist erkennbar, eine Pflege<br />

findet nicht mehr statt. Die Hüll ist durch Laubansammlung<br />

verlandet und mit Hochstauden<br />

bewachsen. Die starke Nährstoffanreicherung<br />

durch Düngereintrag aus der angrenzenden landwirtschaftlichen<br />

Fläche bewirkt zusätzlich eine<br />

schnell fortschreitende Verlandung.<br />

Weitere <strong>Kulturlandschaft</strong>selemente des Bereichs<br />

Siedlung sind in Alfeld Felsenkeller, Backhäuser<br />

und Wüstungen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!