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Materialien Heft 39/2001, Historische Kulturlandschaft - Bayerisches ...

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48<br />

Das Besondere der Landschaft um Walsdorf und<br />

Erlau liegt darin, dass die beiden benachbarten<br />

Orte jahrhundertelang unter der Herrschaft fränkischer<br />

Reichsritter standen und dennoch eine<br />

unterschiedliche Entwicklung genommen haben,<br />

die bis heute ihre Spuren in der <strong>Kulturlandschaft</strong><br />

hinterlassen hat.<br />

Gesamtschau,<br />

Folgerungen<br />

Nachfolgend werden<br />

zunächst die Einflusskräfte<br />

beschrieben, die<br />

sowohl in Walsdorf als<br />

auch in Erlau wirksam<br />

waren und zur Ausprägung<br />

gleichartiger<br />

Merkmale geführt haben. Vor diesem Hintergrund<br />

wird dann auf die Unterschiede zwischen den<br />

beiden Orten und ihren Gemarkungen eingegangen.<br />

Der hier vorkommende Sandsteinkeuper bedingt<br />

ein enges Nebeneinander verschiedener Gesteine<br />

und Böden. Sand, Lehm und Sandstein konnten<br />

zur Deckung des dörflichen Eigenbedarfs in nächster<br />

Nähe abgebaut werden. Auf Walsdorfer<br />

Boden tritt außerdem vereinzelt Kalkstein (Dolomit)<br />

zutage. Die Vielzahl der kleinen, heute überwiegend<br />

aufgelassenen Abbaustellen ist daher<br />

ein charakteristisches Merkmal der historischen<br />

<strong>Kulturlandschaft</strong> von Walsdorf und Erlau. Die<br />

zum Teil bis auf den standfesten Sandstein eingeschnittenen<br />

Hohlwege des Sandsteinkeupers<br />

boten außerdem günstige Voraussetzungen für<br />

den Bau von Felsenkellern, da keine tiefen Kellertreppen<br />

anzulegen waren. Die zunehmende<br />

Bedeutung der Kartoffel als Grundnahrungsmittel<br />

und die Umstellung des Brauwesens auf lagerfähiges<br />

untergäriges Bier waren die entscheidenden<br />

Impulse für den Bedarf an Lagerkellern. In<br />

Walsdorf und Erlau gab es um die Mitte des<br />

19. Jahrhunderts vier Anwesen mit Brauhaus. Die<br />

meisten Kelleranlagen dürften etwa um diese<br />

Zeit entstanden sein. Felsenkeller sind auch<br />

heute noch als charakteristische Elemente dieser<br />

<strong>Kulturlandschaft</strong> anzutreffen, auch wenn ein Teil<br />

des ehemaligen Bestandes durch Verfüllungen<br />

verloren gegangen ist.<br />

Auch die Nähe zu Bamberg hat die <strong>Kulturlandschaft</strong><br />

von Walsdorf und Erlau beeinflusst. Die<br />

Bischofs- und Handelsstadt war bereits früh sehr<br />

gut in das überregionale Straßennetz eingebunden.<br />

Eine der Fernstraßen, die von Bamberg aus<br />

nach Westen ausstrahlten, ist der »Michelsberger<br />

Weg«, der entlang des Höhenrückens nördlich<br />

von Walsdorf und Erlau verläuft und weiter in<br />

den Steigerwald führte.<br />

Im Tal der Aurach hinterließ das Mühlenwesen<br />

seine Spuren in der <strong>Kulturlandschaft</strong>. Durch die<br />

Anlage der Mühlbäche erfuhr der Aurachgrund<br />

bereits in historischer Zeit umfangreiche Umgestaltungen.<br />

Diese Relikte des Mühlengewerbes<br />

sind in der Landschaft bis heute deutlich zu<br />

erkennen.<br />

Die bisher genannten Faktoren haben die Gemarkungen<br />

Walsdorf und Erlau gleichermaßen beeinflusst.<br />

Doch nun zu den Einflusskräften, die eine<br />

unterschiedliche Entwicklung in Gang gesetzt<br />

haben. Der entscheidende Unterschied liegt in<br />

der verschiedenen Ausprägung der Grundherrschaften.<br />

Walsdorf war alleiniger Besitz eines<br />

Grundherren und zugleich dessen Herrschaftssitz.<br />

Damit waren die Voraussetzungen für eine<br />

gezielte Bevölkerungsansiedlung im Sinne der<br />

Peuplierungspolitik gegeben, die das Dorf und<br />

seine gesamte Flur maßgeblich und nachhaltig<br />

beeinflusste. Erlau entwickelte sich dagegen<br />

unter der auf vier Grundherren aufgeteilten Kondominatsherrschaft<br />

unbeeinflusst von einer<br />

gezielten Bevölkerungspolitik.<br />

Walsdorf wurde infolge der politisch geförderten<br />

Zuwanderung zu einem dicht besiedelten Dorf<br />

mit einem hohen Anteil nicht landwirtschaftlicher<br />

Bevölkerung. Ein Großteil der Bevölkerung<br />

lebte von Handwerk und Kleingewerbe. Erlau<br />

blieb dagegen primär bäuerlich geprägt.<br />

Die unterschiedlichen wirtschaftlichen und sozialen<br />

Gegebenheiten in den beiden Nachbardörfern<br />

lassen sich auch heute noch an der Flurstruktur<br />

der jeweiligen Gemarkungen ablesen. Im peuplierten<br />

Walsdorf führte der Bevölkerungszuwachs<br />

zu Hofteilungen und damit zur streifenförmigen<br />

Parzellierung ehemals größerer und<br />

blockförmiger Besitzparzellen mit dem Ergebnis<br />

einer relativ starken Besitzzersplitterung. Es entstand<br />

somit eine kleinteilige Gewannflur, die von<br />

großflächigeren Blockparzellen durchsetzt ist.<br />

In Erlau hat eine ähnliche Besitzzersplitterung<br />

nicht stattgefunden. Die Parzellen sind daher<br />

meist großflächiger und haben einen unregelmäßigen<br />

Zuschnitt — man spricht von einer<br />

unregelmäßigen Blockflur. Die Besitzverhältnisse<br />

lassen sogar die Vermutung zu, dass den Landwirten<br />

unter der von mehreren Grundherren<br />

gleichzeitig ausgeübten Herrschaft die Möglichkeit<br />

zu einer gewissen Arrondierung ihres Besitzes<br />

gegeben war.<br />

Die einzige Niederwaldfläche des Gebietes liegt<br />

charakteristischerweise in der Gemarkung Erlau.

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