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Materialien Heft 39/2001, Historische Kulturlandschaft - Bayerisches ...

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Zettelsdorf ist dagegen um die Mitte des<br />

19. Jahrhunderts ein Bauernort, mit der Papiermühle<br />

als einzigem Gewerbebetrieb. Bestrebungen<br />

der von Crailsheim´schen Herrschaft zur<br />

Förderung der Wirtschaft in ihrem Territorium<br />

hatten im 18. Jahrhundert zur Errichtung der<br />

Mühle geführt.<br />

In Erlau wurde die Dorf- und Gemeindeherrschaft<br />

von vier Grundherren im »Kondominat« ausgeübt.<br />

Diese Herrschaftsform verhinderte anders als in<br />

Walsdorf und Zettelsdorf die Ausbildung einheitlicher<br />

Zugehörigkeiten und Machtverhältnisse.<br />

Gleichzeitig beschränkte die Kondominatsherrschaft<br />

die Macht der einzelnen Grundherren, was<br />

den Bewohnern größere dörfliche Freiheiten<br />

brachte.<br />

Reformation und Gegenreformation trennten die<br />

Grundherren Erlaus in Anhänger der katholischen<br />

und der protestantischen Lehre, was zu einer<br />

konfessionellen Trennung des Ortes führte. Der<br />

katholische Teil der Bevölkerung gehörte zur<br />

Pfarrei Stegaurach, der evangelisch-lutherische<br />

zur Pfarrei Walsdorf.<br />

Ein durch Peuplierungsmaßnahmen gefördertes<br />

Bevölkerungs- und Siedlungswachstum fand in<br />

Erlau nicht statt. Die Kondominatsherrschaft und<br />

die Tatsache, dass keiner der Grundherren in<br />

Erlau seinen Herrschaftssitz hatte, machten den<br />

Ort für eine erfolgreiche Peuplierungspolitik<br />

uninteressant. Um 1847 entsprach die Wirtschafts-<br />

und Sozialstruktur von Erlau daher noch<br />

weitgehend der eines traditionellen Bauerndorfes.<br />

Der geförderte Bevölkerungszuwachs in Walsdorf<br />

wurde nicht von entsprechenden Flurerweiterungen<br />

begleitet. Hofteilungen und eine relativ<br />

starke Besitzzersplitterung waren die Folge.<br />

Akuter Wiesenmangel führte dazu, dass Mitte<br />

des 18. Jahrhunderts vier Weiherflächen im<br />

Aurachgrund, die zum herrschaftlichen Besitz<br />

gehörten, in Wiesen umgewandelt und an Bauern<br />

verpachtet wurden. Als Reaktion auf die bedrängende<br />

Flächenknappheit ging man zum Anbau<br />

arbeitsintensiver Sonderkulturen über. Arbeitskräfte<br />

waren kein knapper Faktor und die höheren<br />

Einnahmen aus den Sonderkulturen konnten<br />

auch kleinbäuerlichen Betrieben noch ein Auskommen<br />

sichern. Der Obstanbau in Form der<br />

Baumfelder fand daher in Walsdorf eine so weite<br />

Verbreitung, dass um die Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

noch der überwiegende Teil der Ackerflächen<br />

mit Obstgehölzen bestanden war. Die<br />

Baumfelder sind somit der landschaftliche Aus-<br />

druck der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse<br />

im peuplierten Walsdorf. Heute sind allerdings<br />

die ehemals prägenden Baumfelder bis auf<br />

wenige Ausnahmen aus der <strong>Kulturlandschaft</strong><br />

Walsdorfs ganz verschwunden<br />

Das Obst wurde teils als Frischware verkauft, teils<br />

zu Dörrobst weiterverarbeitet. Absatz bot unter<br />

anderem der Markt in Bamberg. Ein Teil des<br />

Obstes wurde auch zu Schnaps verarbeitet. Für<br />

die Mitte des 19. Jahrhunderts sind in Walsdorf<br />

zwei Anwesen mit »Branndweinbrennerei« dokumentiert.<br />

Als weitere Sonderkultur wurde Hopfen angebaut.<br />

Ab dem Ende des 18. Jahrhunderts bemühten<br />

sich viele Grundherren um die Förderung von<br />

Gewerbe und Landwirtschaft in ihren Territorien.<br />

In diesem Zusammenhang unterstützten sie<br />

gezielt auch den Hopfenanbau. Die Hopfenkultur<br />

ist daher im 19. Jahrhundert im ganzen Steigerwald<br />

verbreitet. Hopfen wurde in den Fluren von<br />

Walsdorf, Zettelsdorf und Erlau überwiegend als<br />

»Lückenbüßer-Kultur« eingesetzt, d. h. er wurde<br />

häufig nur auf Teilflächen größerer Parzellen<br />

angebaut, in Zwickeln mit ungünstigem Flächenzuschnitt,<br />

auf steilen oder in weit entfernten<br />

Lagen. Entsprechend viele Hopfenflächen lagen<br />

daher im stärker reliefierten Hügelland südlich<br />

von Walsdorf. Nicht wenige Hopfenflächen wurden<br />

in späterer Zeit aufgeforstet.<br />

Auch Weinbau gab es im Gebiet der drei Aurachdörfer.<br />

Wein aus dem Aurachtal wurde einst<br />

sogar an der Tafel des Bamberger Fürstbischofs<br />

gereicht. Aber die Rebstöcke waren auch um die<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts schon längst aus der<br />

<strong>Kulturlandschaft</strong> verschwunden. Der Weinanbau<br />

im Steigerwald hatte bereits nach dem 30-jährigen<br />

Krieg seinen Niedergang erlebt. Die Flurnamen<br />

»Weinbach«, »Weingarten«, »Im Weinbergle«<br />

sind allerdings Relikte des ehemaligen Weinanbaus<br />

in Walsdorf und Erlau.<br />

Größere Flächen, die ausschließlich oder vorwiegend<br />

als Viehweiden dienten, scheint es nicht<br />

gegeben zu haben. Zahlreiche, z. T. bis heute<br />

aktuelle Flur- und Wegenamen wie z. B. »Schafberg«,<br />

»In der Hut«, »Kühtrieb« u. a. lassen aber<br />

auf Flächen schließen, die zumindest teilweise<br />

auch weidewirtschaftlichen Zwecken dienten. Die<br />

unterschiedlichen Waldsignaturen im Extraditionsplan<br />

deuten darauf hin, dass es sich bei<br />

einem Teil der kleinen, innerhalb der Flur liegenden<br />

Waldflächen wohl um relativ lichte, mehr<br />

oder weniger stark beweidete Bestände handelte.<br />

Zwei größere Flächen dieser im Kartenbild busch-<br />

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