Materialien Heft 39/2001, Historische Kulturlandschaft - Bayerisches ...
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38<br />
»Tieferlegung« der Fläche. Derartige Geländestufen<br />
entstehen somit vor allem in hängigem<br />
Gelände, vorausgesetzt die Nutzungsgrenze hat<br />
über entsprechend lange Zeiträume hinweg<br />
Bestand. Am häufigsten findet man Kulturwechselstufen<br />
daher entlang der Waldränder. In Walsdorf<br />
gibt es derartige Waldrandstufen an mehreren<br />
Stellen. Ein besonders anschauliches Beispiel<br />
gibt es am Rand der Flur »Buchklinge« (Nr. 18).<br />
Die Stufe erreicht eine Höhe von bis zu 2 m und<br />
hat einen L-förmigen Grundriss. Heute verläuft<br />
nur noch der eine Teil der Stufe an der aktuellen<br />
Waldgrenze, der andere liegt infolge des abknickenden<br />
Verlaufs im Wald. An der Kulturwechselstufe<br />
ist somit ablesbar, dass der Waldrand<br />
an dieser Stelle über lange Zeiträume einen<br />
anderen Verlauf nahm als heute. Ein Blick auf die<br />
historische Karte bestätigt dies.<br />
An einigen Stellen haben sich auch Spuren ehemaliger<br />
Teiche erhalten. Anders als Ackerterrassen<br />
und Kulturwechselstufen sind sie das Ergebnis<br />
einer bewussten Anlage. Im »Eichelfeld«, im<br />
Nordosten der Walsdorfer Gemarkung, ist eine<br />
ehemalige, verhältnismäßig große Teichfläche als<br />
deutliche Geländemulde erkennbar (Nr. 21). Sie<br />
wird im Süden begrenzt von einer Dammschüttung,<br />
auf der ein Weg verläuft. (Es handelt sich<br />
um den »Michelsberger Weg«, der später noch<br />
beschrieben wird.) Talaufwärts schlossen sich<br />
weitere, wesentlich kleinere Teichflächen an,<br />
deren Vorhandensein man heute aber allenfalls<br />
noch ahnen kann.<br />
Im Tal des Neusig-Bachs nördlich von Erlau<br />
haben sich deutliche Spuren einer ganzen Teichkette<br />
(Nr. 22) erhalten. In diesem Bereich wird<br />
heute Grünlandnutzung betrieben; die ehemaligen<br />
Teichflächen bilden sich als gut erkennbare<br />
Verebnungen im Relief ab.<br />
1935 wurden Anteile der »Weiherwiese« an<br />
Kleinbesitzer verteilt. Die Bewirtschaftung dieser<br />
kleinen Parzellen wurde aber ab den 60er Jahren<br />
des 20. Jahrhunderts nach und nach aufgegeben;<br />
sie begannen zu verbrachen und Röhrichtbestände<br />
entwickelten sich. Die heute für den Naturschutz<br />
außerordentlich wertvollen Flächen haben<br />
somit eine lange und wechselvolle Nutzungsgeschichte<br />
(Nr. 42).<br />
Im »Vogelherdtal« südwestlich von Walsdorf gibt<br />
es als Relikt der historischen Grünlandwirtschaft<br />
einen Wiesenbewässerungsgraben (Nr. 16) zu<br />
entdecken. Die Bewässerung von Wiesen wurde<br />
weniger aus Gründen der Feuchtigkeitszufuhr<br />
durchgeführt, als vielmehr wegen des damit verbundenen<br />
Düngeeffektes. Die im Wasser mitgeführten<br />
Schwebstoffe sorgten für die gewünschte<br />
Nährstoffzufuhr auf den Flächen. Die Wiesenbewässerung<br />
ist als Reaktion auf die permanente<br />
Düngerknappheit der traditionellen Landwirtschaft<br />
zu verstehen, in der der anfallende Dünger<br />
dringend auf den Ackerflächen gebraucht wurde.<br />
Zum Bau der Wiesenbewässerungsanlage wurde<br />
lediglich der kleine Bachlauf im »Vogelherdtal«<br />
aus dem Taltiefsten an den leicht erhöht liegenden<br />
südlichen Talrand verlegt. Um das Wasser auf<br />
die Wiesenflächen zu leiten, wurde einfach das<br />
talseits gelegene Ufer an einigen Stellen aufgerissen.<br />
Nach der Bewässerung wurden die Ufer<br />
wieder abgedichtet.<br />
Ein wichtiger Bestandteil der <strong>Kulturlandschaft</strong><br />
sind die Flurformen, also das Ordnungsmuster in<br />
der Landschaft, das sich durch Größe und<br />
Zuschnitt der Parzellen ergibt. Die Flurform in<br />
Walsdorf kann man als eine kleinteilige Gewannflur<br />
beschreiben. Als Gewann wird eine Gruppe<br />
parallel verlaufender, streifenförmiger Parzellen<br />
bezeichnet, die so angeordnet sind, dass sie in<br />
der Flur eine räumliche Einheit bilden. Nicht selten<br />
sind solche Gewanne durch die Aufteilung<br />
ehemaliger größerer Parzellen auf mehrere Besitzer<br />
entstanden.<br />
Die Walsdorfer Flur setzt sich aus einer Vielzahl<br />
solcher relativ kleinteiliger Gewannen zusammen.<br />
Zwischen den Gewannen liegen immer wieder<br />
einzelne größere Parzellen. Prägende Wirkung auf<br />
die <strong>Kulturlandschaft</strong> entwickelt die Flureinteilung<br />
vor allem dann, wenn entlang der Parzellengrenzen<br />
Hecken oder breitere Raine stehen. Am<br />
»Kellersberg« nördlich von Walsdorf ist dies der<br />
Fall. Hier lässt sich bis heute die für Walsdorf<br />
charakteristische kleinteilige Besitzverteilung in<br />
der Flur ablesen (Nr. 43).<br />
Die Flurform in Erlau unterscheidet sich deutlich<br />
von der des Nachbarortes. Dies hat historische<br />
Gründe und kann, wie sich zeigen wird, durch die<br />
ehemaligen Herrschaftsverhältnisse und die<br />
damit verbundene wirtschaftliche Situation in<br />
den beiden Dörfern erklärt werden.<br />
Eine kleinteilige Gliederung der Flur, wie die in<br />
Walsdorf, entspricht heute meist nicht mehr den<br />
Bedürfnissen der modernen Landwirtschaft und<br />
bleibt deshalb nur selten erhalten.