Materialien Heft 39/2001, Historische Kulturlandschaft - Bayerisches ...
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Baumfeld in den<br />
»Steinsdorfer<br />
Wegäckern« (Nr. 9).<br />
Baumfelder waren in<br />
Walsdorf weit verbreitet<br />
und bildeten das<br />
prägende Element der<br />
historischen <strong>Kulturlandschaft</strong><br />
Funktionsbereich<br />
Landwirtschaft<br />
36<br />
Als Baumfelder bezeichnet man Ackerflächen, auf<br />
denen Obstbäume stehen. Auf diesen Flächen<br />
wird also eine Art »Zwei-Etagen-Wirtschaft« aus<br />
Ackerbau und Obstanbau betrieben. Ein Blick auf<br />
die historische Karte (s. XX) zeigt, dass Baumfelder<br />
in der Gemarkung Walsdorf ehemals weit<br />
verbreitet waren. Da eine derartige Doppelkultur<br />
äußerst arbeitsaufwendig ist, kann man daraus<br />
schließen, dass in Walsdorf einerseits die Ackerflächen<br />
so knapp waren, dass flächensparende<br />
Anbaumethoden in großem Umfang notwendig<br />
wurden und andererseits Arbeitskräfte in so<br />
großer Zahl zur Verfügung standen, dass die<br />
mühevolle Bewirtschaftung kein Problem darstellte.<br />
Veränderte Rahmenbedingungen haben<br />
dazu geführt, dass die ehemals so charakteristischen<br />
Baumfelder heute aus der <strong>Kulturlandschaft</strong><br />
von Walsdorf weitgehend verschwunden sind. Die<br />
aktuell noch vorkommenden Streuobstwiesen<br />
können als Relikte der Baumfelder gedeutet werden,<br />
wobei unter den Gehölzen statt Ackerbau<br />
nun Wiesennutzung betrieben wird. Nur ganz<br />
vereinzelt, wie z. B. in den »Steinsdorfer Wegäckern«<br />
südwestlich von Walsdorf, gibt es noch<br />
die Kombination aus Streuobstgehölzen und<br />
Ackerbau auf einer Fläche.<br />
Auf dem leicht südexponierten Acker befinden<br />
sich heute drei Reihen mit jeweils 4—5 Obstbäumen.<br />
Der alte Baumbestand ist in relativ gutem<br />
Zustand, zeigt aber Anzeichen einer beginnenden<br />
Vergreisung. Das Baumfeld in den »Steinsdorfer<br />
Wegäckern« (Nr. 9) ist im Untersuchungsgebiet<br />
das am besten erhaltene Beispiel für dieses ehemals<br />
prägende <strong>Kulturlandschaft</strong>selement. Baumfelder<br />
sind heute allgemein sehr selten geworden.<br />
Die letzten Bestände sind daher besonders erhaltenswürdig.<br />
Niederwälder sind Waldbestände, in denen man<br />
sich die Ausschlagskraft verschiedener Laubhölzer<br />
zunutze macht. Die Gehölze werden dazu in verhältnismäßig<br />
kurzen Zeitabschnitten immer wieder<br />
»auf den Stock gesetzt«, d. h. sie werden fast<br />
bis auf den Wurzelstock zurückgeschnitten. Auf<br />
diese Weise werden sie zu intensiven Stockausschlägen<br />
angeregt und erhalten eine gleichförmige,<br />
buschartige Wuchsform. Für das so produzierte<br />
Holz gab es vielseitige Verwendungsmöglichkeiten<br />
in Landwirtschaft und Handwerk. Es<br />
wurde als Brennholz ebenso benötigt wie als<br />
Stangen- bzw. Flechtholz zum Bau von Zäunen<br />
oder zur Herstellung des Flechtwerks in den<br />
Gefachen der Fachwerkhäuser. Es wurde weiterverarbeitet<br />
zu Holzkohle und der hohe Rindenanteil<br />
war vorteilhaft für die Gewinnung von Gerberlohe.<br />
Daneben waren Niederwälder auch günstig<br />
für die Versorgung des Weideviehs (Waldweide,<br />
Streu- und Laubheugewinnung).<br />
Niederwälder waren eng mit dem landwirtschaftlichen<br />
Betrieb verbunden und können daher als<br />
typisch bäuerliche Form der Waldnutzung<br />
bezeichnet werden. Sie bilden das Gegenstück zu<br />
den Hochwäldern, die auf die Produktion von