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Materialien Heft 39/2001, Historische Kulturlandschaft - Bayerisches ...

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18<br />

Für die Denkmalpflege ist der »geschichtliche«<br />

der entscheidende Wert des Denkmals, auch<br />

wenn er im Denkmalschutzgesetz sozusagen als<br />

Erster unter Gleichen vor dem »künstlerischen,<br />

städtebaulichen, wissenschaftlichen und volkskundlichen«<br />

Wert angeführt wird. Diese anderen<br />

Wertkategorien kennzeichnen<br />

eigentlich<br />

nur die Blickrichtung,<br />

Vom Wert der historischen<br />

<strong>Kulturlandschaft</strong><br />

Steinbach a. d. Haide,<br />

Lkr. Kronach: Die spätmittelalterlicheGelängeflur<br />

verweist auf die<br />

Besiedlung von<br />

Thüringen her. Sie<br />

unterscheidet sich von<br />

der normalen Hufenflur<br />

durch einen weiteren<br />

Streifenkomplex,<br />

der keinen Hofanschluss<br />

aufweist. Im<br />

Flurbereinigungsverfahren<br />

Steinbach<br />

a. d. Haide wird die<br />

grundsätzliche Funktionalität<br />

dieser Flurform<br />

gerade auch von<br />

den heimischen Landwirten<br />

betont. Die<br />

Neuordnung soll die<br />

historische Flurform<br />

grundsätzlich<br />

akzeptieren<br />

unter welcher der<br />

»geschichtliche Zeugniswert«<br />

eines Denkmals<br />

präzisiert werden<br />

kann. Zum Denkmal<br />

wird eine »vom Menschen<br />

geschaffene Sache aus vergangener Zeit«<br />

dann, wenn ihre Erhaltung wegen ihrer historischen<br />

Bedeutung im Interesse der Allgemeinheit<br />

liegt.<br />

Diese Wertkriterien lassen sich auch auf die<br />

historische <strong>Kulturlandschaft</strong> übertragen. Als<br />

Träger materieller, greifbarer, vom Menschen<br />

geschaffener geschichtlicher Überlieferung entfaltet<br />

sie eine Wertigkeit im Sinne einer Denkmalbedeutung.<br />

Dazu müssen in einem bestimmten<br />

Landschaftsausschnitt ablesbare und sub-<br />

stanziell greifbare Elemente und Strukturen vorhanden<br />

sein, welchen man erhebliche geschichtliche<br />

Bedeutung beimessen kann. Am Beispiel<br />

einer historischen Flurform soll dies erläutert<br />

werden: Die radiale Hufenflur eines Rundangerdorfes<br />

im Frankenwald ist ein eindrucksvolles<br />

Muster einer Parzellierung, die in die Gründungszeit<br />

des Dorfes im 12. Jahrhundert zurückreicht<br />

und seither kaum verändert wurde. Ihre Erlebbarkeit<br />

— von einem etwas erhöhten Standort aus —<br />

definieren nicht nur die reinen Parzellengrenzen,<br />

die sich lediglich am Bewuchs ablesen lassen,<br />

sondern auch Stufenraine, die durch jahrhundertelanges<br />

Beackern genau an der Parzellengrenze<br />

entstanden sind oder Wegeführungen, die die<br />

einzelnen Hufen entlang der Grenze erschließen.<br />

Diese Flurstruktur ist älter als jedes im Dorf<br />

erhaltene Baudenkmal, selbst wenn in seltenen<br />

Einzelfällen die Dorfkirche noch romanische Bauteile<br />

aufweisen sollte. Sie ist ein Zeugnis der<br />

durchdachten planmäßigen Erschließung der<br />

hohen Mittelgebirge, dem auch heute noch die<br />

grundsätzliche landwirtschaftliche Funktionalität<br />

nicht abzusprechen ist.<br />

Ist die menschliche Kulturleistung in einer Landschaft<br />

besonders hoch und sind zahlreiche

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