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Materialien Heft 39/2001, Historische Kulturlandschaft - Bayerisches ...

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16<br />

dort Landschaftspflegekonzepte die Offenhaltung<br />

der <strong>Kulturlandschaft</strong>, in vielen Bereichen hat sich<br />

der Wald bereits wieder Teile der Flächen<br />

zurückgeholt, die ihm die ackerbauenden Siedler<br />

in den höheren Mittelgebirgen entrissen hatten.<br />

Dies alles sind Vorgänge, die sich fast zwangsläufig<br />

aus einer nicht mehr lokal oder regional, sondern<br />

europäisch und global gesteuerten Nahrungsmittelproduktion<br />

ergeben. Auf der anderen<br />

Seite steht aber auch das Recht der regionalen<br />

Bevölkerung, vertraute landschaftliche Strukturen<br />

und regionale agrarwirtschaftliche Kreisläufe<br />

aufrecht zu erhalten. In diesem Sinne muss auch<br />

die Denkmalpflege eine Neubewertung der agrarstrukturellen<br />

Maßnahmen der ländlichen Neuordnung<br />

wagen. Hat früher die Feldflurbereinigung<br />

das Muster einer ländlichen historischen Kultur-<br />

Die Diskussion über die historische <strong>Kulturlandschaft</strong><br />

wird unter Fachleuten seit etwa 20 Jahren<br />

geführt. Frühzeitig wurde auch auf die entscheidende<br />

Bedeutung der Flurneuordnung im<br />

Rahmen der ländlichen Entwicklung gerade in<br />

Bayern hingewiesen. Dagegen sind erst seit<br />

relativ kurzer Zeit<br />

immer stärker auch<br />

Aktuelle Initiativen zur<br />

Erhaltung der historischen<br />

<strong>Kulturlandschaft</strong><br />

gesetzgeberische und<br />

planerische Initiativen<br />

auf überregionaler<br />

Ebene zu diesem Aufgabenfeld<br />

gestartet<br />

worden.<br />

Bezeichnenderweise gehen etliche dieser jüngeren<br />

Entwicklungen auf europäische und internationale<br />

Konzepte zurück. Vorreiter war hier die<br />

UNESCO, die im Rahmen ihrer »Welterbe-Konvention«<br />

seit 1994 auch die Aufnahme von<br />

ganzen <strong>Kulturlandschaft</strong>en in die Liste des Weltkulturerbes<br />

vorsieht. Nach der Definition der<br />

UNESCO repräsentieren <strong>Kulturlandschaft</strong>en das<br />

gemeinsame Wirken von Mensch und Natur, dort<br />

wird auch betont, dass der Schutz traditioneller<br />

<strong>Kulturlandschaft</strong>en bei der Erhaltung der biologischen<br />

Vielfalt hilft. Man unterscheidet zwischen<br />

bewusst gestalteten, organisch entwickelten und<br />

assoziativen <strong>Kulturlandschaft</strong>en:<br />

•die bewusst vom Menschen gestaltete und eingegrenzte<br />

Landschaft, wie beispielsweise Parkanlagen<br />

oder Gärten; dies entspricht der<br />

kunsthistorischen Auffassung von <strong>Kulturlandschaft</strong><br />

im Sinne der Gartendenkmalpflege,<br />

in Deutschland als »Weltkulturerbe« schon<br />

landschaft innerhalb weniger Jahre in hohem<br />

Maße umgestaltet, so würde die <strong>Kulturlandschaft</strong><br />

heute, vertraute man lediglich auf die Dynamik<br />

einer marktorientierten und global gesteuerten<br />

Landwirtschaft, noch radikaler verändert werden.<br />

Aus diesem Grund sind aus der Sicht der Denkmalpflege<br />

Verfahren zur Flurneuordnung eine<br />

Möglichkeit, die agrarstrukturelle Situation zu<br />

verbessern, gleichzeitig aber auch öffentliche<br />

Interessen zu Wort kommen zu lassen, unter<br />

denen neben ökologischen Überlegungen auch<br />

die gewachsene <strong>Kulturlandschaft</strong> einer Region<br />

von erheblicher Bedeutung ist. Ja, man könnte<br />

sich heute sogar Verfahren vorstellen, deren<br />

Zweck gerade die Erhaltung der historischen <strong>Kulturlandschaft</strong><br />

bei vorsichtiger Modernisierung der<br />

agrarischen Infrastruktur ist.<br />

umgesetzt in der Potsdamer Stadt- und Parklandschaft.<br />

•die organisch aus wirtschaftlichen, verwaltungsmäßigen<br />

oder religiösen Notwendigkeiten<br />

heraus entwickelte Landschaft, die diese<br />

Notwendigkeiten in ihrer Form und ihren<br />

Merkmalen widerspiegelt; dabei wird unterschieden<br />

zwischen der »Fossillandschaft«,<br />

deren besondere Merkmale in der Vergangenheit<br />

ausgeprägt wurden, aber weitgehend<br />

außer Funktion gesetzt sind (etwa die Inka-<br />

Ruinen der südamerikanischen Anden), oder<br />

der »lebenden« Landschaft, deren Entwicklungsprozess<br />

noch in Gang ist (etwa die Reisterrassen<br />

der philippinischen Kordillieren).<br />

•die »assoziative <strong>Kulturlandschaft</strong>«, die sich<br />

nicht unbedingt materialisieren muss, sondern<br />

sich gleichsam im Betrachter durch religiöse,<br />

künstlerische oder kulturelle Reflektionen bildet;<br />

hierfür können die Wallfahrtswege nach<br />

Santiago de Compostella angeführt werden<br />

oder Landschaftsbilder, die mit einem<br />

bestimmten Maler oder einer Malerschule in<br />

Verbindung zu bringen sind.<br />

In unserem Nachbarland Österreich war die Bewerbung<br />

der Region Hallstadt-Dachstein/ Salzkammergut<br />

als <strong>Kulturlandschaft</strong> mit Weltbedeutung<br />

bereits erfolgreich, in Deutschland bewirbt sich zur<br />

Zeit das Mittelrheintal um diese Auszeichnung.<br />

Aber auch im Alltagsgeschäft der Raumplanung<br />

auf allen Ebenen, von der Landesplanung bis hinunter<br />

zur Flächennutzungsplanung der Kommunen<br />

oder auch der Planungen in der Flur

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