Materialien Heft 39/2001, Historische Kulturlandschaft - Bayerisches ...
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dort Landschaftspflegekonzepte die Offenhaltung<br />
der <strong>Kulturlandschaft</strong>, in vielen Bereichen hat sich<br />
der Wald bereits wieder Teile der Flächen<br />
zurückgeholt, die ihm die ackerbauenden Siedler<br />
in den höheren Mittelgebirgen entrissen hatten.<br />
Dies alles sind Vorgänge, die sich fast zwangsläufig<br />
aus einer nicht mehr lokal oder regional, sondern<br />
europäisch und global gesteuerten Nahrungsmittelproduktion<br />
ergeben. Auf der anderen<br />
Seite steht aber auch das Recht der regionalen<br />
Bevölkerung, vertraute landschaftliche Strukturen<br />
und regionale agrarwirtschaftliche Kreisläufe<br />
aufrecht zu erhalten. In diesem Sinne muss auch<br />
die Denkmalpflege eine Neubewertung der agrarstrukturellen<br />
Maßnahmen der ländlichen Neuordnung<br />
wagen. Hat früher die Feldflurbereinigung<br />
das Muster einer ländlichen historischen Kultur-<br />
Die Diskussion über die historische <strong>Kulturlandschaft</strong><br />
wird unter Fachleuten seit etwa 20 Jahren<br />
geführt. Frühzeitig wurde auch auf die entscheidende<br />
Bedeutung der Flurneuordnung im<br />
Rahmen der ländlichen Entwicklung gerade in<br />
Bayern hingewiesen. Dagegen sind erst seit<br />
relativ kurzer Zeit<br />
immer stärker auch<br />
Aktuelle Initiativen zur<br />
Erhaltung der historischen<br />
<strong>Kulturlandschaft</strong><br />
gesetzgeberische und<br />
planerische Initiativen<br />
auf überregionaler<br />
Ebene zu diesem Aufgabenfeld<br />
gestartet<br />
worden.<br />
Bezeichnenderweise gehen etliche dieser jüngeren<br />
Entwicklungen auf europäische und internationale<br />
Konzepte zurück. Vorreiter war hier die<br />
UNESCO, die im Rahmen ihrer »Welterbe-Konvention«<br />
seit 1994 auch die Aufnahme von<br />
ganzen <strong>Kulturlandschaft</strong>en in die Liste des Weltkulturerbes<br />
vorsieht. Nach der Definition der<br />
UNESCO repräsentieren <strong>Kulturlandschaft</strong>en das<br />
gemeinsame Wirken von Mensch und Natur, dort<br />
wird auch betont, dass der Schutz traditioneller<br />
<strong>Kulturlandschaft</strong>en bei der Erhaltung der biologischen<br />
Vielfalt hilft. Man unterscheidet zwischen<br />
bewusst gestalteten, organisch entwickelten und<br />
assoziativen <strong>Kulturlandschaft</strong>en:<br />
•die bewusst vom Menschen gestaltete und eingegrenzte<br />
Landschaft, wie beispielsweise Parkanlagen<br />
oder Gärten; dies entspricht der<br />
kunsthistorischen Auffassung von <strong>Kulturlandschaft</strong><br />
im Sinne der Gartendenkmalpflege,<br />
in Deutschland als »Weltkulturerbe« schon<br />
landschaft innerhalb weniger Jahre in hohem<br />
Maße umgestaltet, so würde die <strong>Kulturlandschaft</strong><br />
heute, vertraute man lediglich auf die Dynamik<br />
einer marktorientierten und global gesteuerten<br />
Landwirtschaft, noch radikaler verändert werden.<br />
Aus diesem Grund sind aus der Sicht der Denkmalpflege<br />
Verfahren zur Flurneuordnung eine<br />
Möglichkeit, die agrarstrukturelle Situation zu<br />
verbessern, gleichzeitig aber auch öffentliche<br />
Interessen zu Wort kommen zu lassen, unter<br />
denen neben ökologischen Überlegungen auch<br />
die gewachsene <strong>Kulturlandschaft</strong> einer Region<br />
von erheblicher Bedeutung ist. Ja, man könnte<br />
sich heute sogar Verfahren vorstellen, deren<br />
Zweck gerade die Erhaltung der historischen <strong>Kulturlandschaft</strong><br />
bei vorsichtiger Modernisierung der<br />
agrarischen Infrastruktur ist.<br />
umgesetzt in der Potsdamer Stadt- und Parklandschaft.<br />
•die organisch aus wirtschaftlichen, verwaltungsmäßigen<br />
oder religiösen Notwendigkeiten<br />
heraus entwickelte Landschaft, die diese<br />
Notwendigkeiten in ihrer Form und ihren<br />
Merkmalen widerspiegelt; dabei wird unterschieden<br />
zwischen der »Fossillandschaft«,<br />
deren besondere Merkmale in der Vergangenheit<br />
ausgeprägt wurden, aber weitgehend<br />
außer Funktion gesetzt sind (etwa die Inka-<br />
Ruinen der südamerikanischen Anden), oder<br />
der »lebenden« Landschaft, deren Entwicklungsprozess<br />
noch in Gang ist (etwa die Reisterrassen<br />
der philippinischen Kordillieren).<br />
•die »assoziative <strong>Kulturlandschaft</strong>«, die sich<br />
nicht unbedingt materialisieren muss, sondern<br />
sich gleichsam im Betrachter durch religiöse,<br />
künstlerische oder kulturelle Reflektionen bildet;<br />
hierfür können die Wallfahrtswege nach<br />
Santiago de Compostella angeführt werden<br />
oder Landschaftsbilder, die mit einem<br />
bestimmten Maler oder einer Malerschule in<br />
Verbindung zu bringen sind.<br />
In unserem Nachbarland Österreich war die Bewerbung<br />
der Region Hallstadt-Dachstein/ Salzkammergut<br />
als <strong>Kulturlandschaft</strong> mit Weltbedeutung<br />
bereits erfolgreich, in Deutschland bewirbt sich zur<br />
Zeit das Mittelrheintal um diese Auszeichnung.<br />
Aber auch im Alltagsgeschäft der Raumplanung<br />
auf allen Ebenen, von der Landesplanung bis hinunter<br />
zur Flächennutzungsplanung der Kommunen<br />
oder auch der Planungen in der Flur