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Materialien Heft 39/2001, Historische Kulturlandschaft - Bayerisches ...

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liche und soziale Komponente. Die Elemente der<br />

historischen <strong>Kulturlandschaft</strong> sind auch Denkmale<br />

einer vergangenen Alltagswelt. Viele spiegeln<br />

die Arbeit wieder, die Generationen in ihre<br />

Umwelt investiert haben und das notwendige<br />

Geschick, um mit den zur Verfügung stehenden<br />

Ressourcen auszukommen. Sie sind Zeugen für<br />

eine kulturelle Leistung, die nicht von Herrschern<br />

initiiert und nicht von bekannten Künstlern<br />

geschaffen wurde. In manchen wird auch eine<br />

bedeutungsvollere Vergangenheit eines Dorfes<br />

offenbar. Beides — Alltagswelt und Herrschaftsstruktur<br />

— macht das Unverwechselbare eines<br />

Dorfes und seiner Landschaft aus.<br />

Alle diejenigen, die sich an einer Gemeindeentwicklung<br />

beteiligen — Kommunen, Bürger und<br />

Planer — übernehmen damit Verantwortung für<br />

dieses kulturelle Erbe. In gewisser Weise stehen<br />

sie damit in der Tradition ihrer Vorfahren. Die<br />

Leistung, dieses Erbe für die Nachwelt zu bewahren,<br />

steht der Leistung der früheren Gestalter der<br />

<strong>Kulturlandschaft</strong> in nichts nach. Viele können zu<br />

einem Gelingen beitragen — diejenigen, die sich<br />

bei der Spurensuche auf die gedankliche Reise in<br />

die Vergangenheit begeben und diejenigen, die<br />

aufgrund ihres Alters mit ihren Erfahrungen und<br />

Erinnerungen diese Vergangenheit wieder lebendig<br />

machen; Bürger, die sich an Pflege- und<br />

Gestaltungsmaßnahmen beteiligen und selbstverständlich<br />

die Grundbesitzer. Die <strong>Kulturlandschaft</strong><br />

ist somit ein ideales Medium, um einen Dialog in<br />

Gang zu setzen, einen Dialog zwischen den<br />

Generationen, aber auch zwischen Gestaltern<br />

und Nutznießern der <strong>Kulturlandschaft</strong>.<br />

Wenn von der <strong>Kulturlandschaft</strong> und ihren Gestaltern<br />

die Rede ist, geht es natürlich zuallererst um<br />

die Landwirte. Die <strong>Kulturlandschaft</strong> ist das Resultat<br />

der Jahrhunderte langen Nutzung durch die<br />

Landwirtschaft. Die Bedeutung der Landwirtschaft<br />

für den Erhalt der <strong>Kulturlandschaft</strong> ist<br />

unbestritten. Deswegen müssen unter Einbeziehung<br />

aller Beteiligten ökonomisch tragfähige<br />

Konzepte entwickelt werden, die die Landbewirtschaftung<br />

und den Erhalt der <strong>Kulturlandschaft</strong><br />

nachhaltig sicherstellen. In diesem Zusammenhang<br />

kann die intensive Auseinandersetzung mit<br />

der <strong>Kulturlandschaft</strong> eine Chance für die lokale<br />

und regionale Landwirtschaft bieten. Denn wenn<br />

der Wert der <strong>Kulturlandschaft</strong> und die von der<br />

Landwirtschaft erbrachten Leistungen für ihren<br />

Erhalt am konkreten Beispiel erkannt sind, dann<br />

wird die Bereitschaft in der Gesellschaft wachsen,<br />

diese Leistungen verstärkt zu honorieren und<br />

auf diese Weise an der Erhaltung historischer<br />

<strong>Kulturlandschaft</strong>en mitzuwirken.<br />

B<br />

Bislang wurden die historische Entwicklung einer<br />

Landschaft und die Geschichte eines Dorfes in<br />

den Verfahren der Ländlichen Entwicklung eher<br />

zufällig erfasst. Es fehlten ausgearbeitete<br />

Arbeitshilfen, um diesem wichtigen Themenkomplex<br />

gerecht zu werden. Um die historische<br />

Dimension im Rahmen<br />

von Verfahren der<br />

Ländlichen Entwicklung<br />

erfahrbar zu machen<br />

und stärker zu nutzen,<br />

wurde das Forschungsprojekt»Inventarisierung<br />

der historischen<br />

<strong>Kulturlandschaft</strong> in der<br />

Ländlichen Entwicklung« initiiert.<br />

Inhalte und Methode einer <strong>Kulturlandschaft</strong>sinventarisation<br />

waren durch die Untersuchungen<br />

aus dem Bereich der <strong>Historische</strong>n Geographie<br />

bereits erarbeitet (s. Beitrag Gunzelmann). Inhalt<br />

dieses Vorhabens war es, diese Inventarisation<br />

auf die Instrumente der Ländlichen Entwicklung<br />

abzustimmen. Das heißt, die Erhebung der historisch<br />

bedeutsamen Strukturen war mit den<br />

Bestandserfassungen in den Verfahren der Dorferneuerung<br />

und Flurneuordnung in Übereinstimmung<br />

zu bringen. Im Sinne einer gezielten Auswertung<br />

der geschichtlichen Entwicklung, die<br />

den Bezug zwischen Geschichte und dem<br />

Erscheinungsbild der Landschaft herstellt, sollte<br />

die Gesamtschau der historischen <strong>Kulturlandschaft</strong><br />

des jeweiligen Gebietes so gestaltet sein,<br />

dass die Besonderheit erkennbar wird und sich<br />

ein kulturlandschaftlich begründetes Leitbild<br />

ableiten lässt. Eine weitere Vorgabe an die Bearbeiter<br />

war, die Ergebnisse so aufzubereiten, dass<br />

sie im Rahmen der Bürgerbeteiligung einsetzbar<br />

sind. Als Voraussetzung für eine reibungslose<br />

fachliche Integration in die Planungen waren die<br />

Inventarisationen mit den Erhebungsmethoden<br />

abzustimmen und eine aussagekräftige kartografische<br />

Darstellung der Ergebnisse zu entwickeln.<br />

Um auf eine breite Datenbasis zurückgreifen zu<br />

können, wurden vier Beispielgebiete ausgewählt.<br />

Auswahlkriterien waren dabei neben der landschaftlichen<br />

Eignung der Gebiete die Durchführung<br />

eines Verfahrens in der Gemarkung.<br />

Zudem sollte sichergestellt werden, dass die<br />

Methode für möglichst alle Naturräume Bayerns<br />

anwendbar ist. Um die Vergleichbarkeit des<br />

methodischen Ansatzes zu gewährleisten, musste<br />

ein breites landschaftliches Spektrum abgedeckt<br />

werden. Die Wahl fiel auf die Verfahren Walsdorf-Erlau,<br />

Gemeinde Walsdorf, Landkreis Bamberg<br />

(Direktion für Ländliche Entwicklung<br />

Das Forschungsprojekt »<strong>Kulturlandschaft</strong>sinventarisation<br />

in<br />

der Ländlichen Entwicklung«<br />

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