Stiftung .;schatzinsel Alp Flix.
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Stiftung „Schatzinsel Alp Flix“ Erfassung der Artenvielfalt auf der Alp Flix Zwischenbericht 2004
- Seite 2 und 3: Erfassung der Artenvielfalt auf der
- Seite 4 und 5: Stiftung „Schatzinsel Alp Flix“
- Seite 6: Inhaltsverzeichnis: 1. Einleitung a
- Seite 10: 1a Einleitung Einleitung In Fachkre
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- Seite 15 und 16: 1c Alp Flix Verschiedene Lebensräu
- Seite 18 und 19: Berichte der Forschungsgruppen Im F
- Seite 20 und 21: 2a - Algen H. R. Preisig während v
- Seite 22 und 23: 2b - Pilze M. Lutz & W. Maier Nach
- Seite 25 und 26: 2c - Ozoneintrag M. Volk & S. Bassi
- Seite 27 und 28: 2d - Weichtiere M. Gosteli D Die Sc
- Seite 29 und 30: 2e - Gliedertiere A. Hänggi Arthro
- Seite 31 und 32: 2f - Wasserinsekten V. Lubini-Ferli
- Seite 33 und 34: 2g - Erzwespen H. Baur Diversität
- Seite 35 und 36: 2h - Heuschrecken L. Keist & B. Kei
- Seite 37 und 38: 2i - Schmetterlinge A. Kopp & C. F.
- Seite 39 und 40: 2i - Schmetterlinge A. Kopp & C. F.
- Seite 41 und 42: 2i - Schmetterlinge A. Kopp & C. F.
- Seite 43 und 44: 2k - Spinnen A. Bolzern Spinnen (Ar
- Seite 45 und 46: 2k - Spinnen A. Bolzern Acari 9% Di
- Seite 47 und 48: 2l - Vögel C. Meier-Zwicky I Vöge
- Seite 49 und 50: 2m - Säugetiere T. Briner & J. P.
- Seite 51 und 52: 2n - Gesamtdatenbank E. Stöckli Di
<strong>Stiftung</strong> „Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>“<br />
Erfassung der Artenvielfalt<br />
auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
Zwischenbericht 2004
Erfassung der Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>
Autorinnen und Autoren:<br />
Seraina Bassin<br />
Hannes Baur<br />
Angelo Bolzern<br />
Thomas Briner<br />
Holger Frick<br />
Margret Gosteli<br />
Ambros Hänggi<br />
Bruno Keist<br />
Lotti Keist<br />
Walther C. F. Keller<br />
Andreas Kopp<br />
Christian Kropf<br />
Verena Lubini-Ferlin<br />
Matthias Lutz<br />
Wolfgang Maier<br />
Christoph Meier-Zwicky<br />
Jürg Paul Müller<br />
Hans Ruedi Preisig<br />
Edi Stöckli<br />
Matthias Volk<br />
Redaktion:<br />
Jürg Paul Müller<br />
Thomas Briner
<strong>Stiftung</strong> „Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>“<br />
Erfassung der Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
Zwischenbericht 2004<br />
Überarbeitete Fassung vom 2. Februar 2005<br />
Erstfassung: 14.Dezember 2004
Projektleitung:<br />
Bündner Naturmuseum<br />
Dr. Jürg Paul Müller<br />
Dr. Thomas Briner<br />
Partner:<br />
Ricola<br />
GEO<br />
Gemeinde Sur<br />
Schweizer Naturmuseen<br />
Kontaktadresse, Bezugsquelle:<br />
Bündner Naturmuseum<br />
Masanserstrasse 31<br />
CH-7000 Chur
Inhaltsverzeichnis:<br />
1. Einleitung<br />
a. Vorwort J. P. Müller 9<br />
b. Geschichte und Ziele 11<br />
c. Die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> 12<br />
2. Berichte der Forschungsgruppen<br />
a. Algen H. R. Preisig 18<br />
b. Pilze M. Lutz & W. Maier 20<br />
c. Ozoneintrag M. Volk & S. Bassin 24<br />
d. Weichtiere M. Gosteli 26<br />
e. Gliedertiere A. Hänggi 28<br />
f. Wasserinsekten V. Lubini-Ferlin 30<br />
g. Erzwespen H. Baur 32<br />
h. Heuschrecken L. Keist & B. Keist 34<br />
i. Schmetterlinge A. Kopp & W. C. F. Keller 36<br />
j. Spinnen C. Kropf & H. Frick 41<br />
k. Spinnen A. Bolzern 42<br />
l. Vögel Ch. Meier 46<br />
m. Säugetiere T. Briner & J. P. Müller 48<br />
n. Gesamtdatenbank E. Stöckli 50<br />
o. Positionsmessung (GPS) T. Briner & J. P. Müller 52<br />
p. Öffentlichkeitsarbeit T. Briner & J. P. Müller 54<br />
3. Diskussion – Einige ausgewählte Ergebnisse 60<br />
4. Anhang<br />
a. Karten <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> 64<br />
b. Karten Brutplätze 68<br />
c. Ergebnisse Tage der Artenvielfalt 71<br />
d. Adressliste <strong>Stiftung</strong> „Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>“ 73<br />
e. Adressliste Autoren 75
Einleitung
1a Einleitung<br />
Einleitung<br />
In Fachkreisen ist Biodiversität seit einigen Jahren wieder ein Thema. Der Erfassung der<br />
Vielfalt der Arten, Gene und Lebensräume sollte mehr Beachtung geschenkt werden, fordern<br />
anerkannte Wissenschafter. Der Weg zum Ziel ist lang und mühsam, aber wie jede echte<br />
Herausforderung nicht ohne Reiz. Das mussten auch die Wissenschafterinnen und<br />
Wissenschafter erfahren, welche in den vergangenen drei Jahren das Folgeprojekt zum GEO-<br />
Tag der Artenvielfalt vom 3. Juni 2000 auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> ausführten.<br />
Gewissermassen im „Hurra-Stil“ wurden an jenem Tag in 24 –Stunden nicht weniger als 2092<br />
Arten von Pflanzen und Tieren erfasst. Im Folgeprojekt der Jahre 2002 bis 2004 versuchten<br />
wir die Erfassung der Gesamtartenzahl weiter voranzutreiben und in einem weiteren Schritt<br />
den Ursachen der erstaunlich hohen Vielfalt nachzugehen. In den vergangenen Projektjahren<br />
wurden über 500 Arten neu erfasst und viele Arten gesammelt, die noch auf ihre Bestimmung<br />
warten. Noch ist das ehrgeizige Ziel, - die Erfassung der gesamten Artenvielfalt - nicht erreicht.<br />
Aber viele neue Erkenntnisse wurden dazu gewonnen.<br />
Warum sind wir in drei Jahren dem Ziel nicht noch näher gekommen? Man darf nicht<br />
vergessen, dass der personelle Aufwand am GEO-Tag der Artenvielfalt sehr gross war. Das<br />
zeigt eine einfache Hochrechnung. 70 Wissenschafterinnen und Wissenschafter waren rund 2<br />
Tage im Gelände und hatten sich im Mittel 2 Tage darauf vorbereitet. Wenn man davon<br />
ausgeht, dass sie noch einmal 4 Tage für die Bestimmung und das Bereitstellen von Listen etc.<br />
verwendeten, so gibt das einen Gesamtaufwand von 560 Arbeitstagen oder gute 2 Mannjahre!<br />
Das war der Beitrag der Schweizer Naturmuseen, Forschungsinstitute und Universitäten an<br />
den GEO-Tag der Artenvielfalt! Der personelle Aufwand der letzten drei Jahre ist schwieriger<br />
zu schätzen, da die Arbeit von Diplomanden, Hobby-Spezialisten und Berufsleuten zwar mit<br />
dem gleichen Ziel aber oft mit sehr unterschiedlichen Arbeitsprozessen und Nebenzielen<br />
verläuft. Doch mindestens 250 Arbeitstage dürften es wieder gewesen sein. Natürlich wird es<br />
immer schwieriger, neue Arten zu entdecken. Dazu kommt, dass wir die Latte sehr hoch gelegt<br />
haben: Wir legen Wert auf eine absolut exakte und gut dokumentierte Bestimmung. Es gibt in<br />
den Flora- und Faunenlisten unseres Landes genug unsichere Daten. Viele systematische<br />
Gruppen können nur von ganz wenigen Spezialisten einwandfrei bestimmt werden.<br />
Mit der Gründung der <strong>Stiftung</strong> „Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>“ wurde eine gute Basis für die<br />
wissenschaftliche Arbeit gelegt. Die Gemeinde Sur sowie die Firmen RICOLA und GEO sind<br />
Träger dieser <strong>Stiftung</strong>. Die <strong>Stiftung</strong> stellt das Forscherhaus zur Verfügung, bezahlt die<br />
Betreuerin vor Ort und seit dem Jahr 2004 auch den wissenschaftlichen Assistenten der<br />
Projektleitung. Zudem ist sie für die Verbreitung der wissenschaftlichen Erkenntnisse besorgt, in<br />
dem sie die Oeffentlichkeitsarbeit organisiert und finanziert. Diesem Punkt muss in der Zukunft<br />
noch mehr Beachtung geschenkt werden. Viele Menschen interessieren sich für die<br />
„Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>“. Sie benötigen aber auf ihrer Entdeckungsreise zur Artenvielfalt dringend<br />
eine professionelle Anleitung.<br />
Allen die zum Gelingen des Projektes beitragen danke ich ganz herzlich<br />
Jürg P. Müller, Projektleiter<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 9 –
1b Geschichte und Ziele<br />
Geschichte und Ziele des Projektes<br />
Für die Arbeitsgruppe „Schweizer Naturmuseen und Forschung“ war es klar, dass ihre Arbeit<br />
nicht bloss mit einer der üblichen Umfragen und dem entsprechenden Schlussbericht enden<br />
durfte. Ambros Hänggi (Basel), Hanskonrad Schmutz (Winterthur) und Jürg P. Müller (Chur)<br />
erhielten im Jahre 1999 den Auftrag, ein gemeinsames Forschungsprojekt der Naturmuseen zu<br />
formulieren. Als die Zeitschrift GEO im September 1999 einen Partner in den <strong>Alp</strong>en suchte,<br />
um dort den 2. GEO-Tag der Artenvielfalt durchzuführen, war das gewünschte Projekt<br />
gefunden. Die Idee des „Bio-Blitz“ stammt vom international bekannten Biologen E. O.<br />
Wilson: Man versucht innerhalb von 24 Stunden auf einem begrenzten Territorium möglichst<br />
viele Tier- und Pflanzenarten zu finden. Von dieser recht ungewöhnlichen Methode erwartet<br />
man überraschende Einblicke in die Natur vor der Haustüre und eine breite<br />
Informationskampagne über die Artenvielfalt und ihre Erforschung.<br />
Aus drei möglichen Gebieten wurde die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> auf dem Gebiet der Gemeinde Sur<br />
(Oberhalbstein, Graubünden) ausgewählt. Das in sich recht geschlossene Gebiet zeigt ein<br />
reiches Mosaik an Lebensräumen, liegt tief im alpinen Gebirgsbogen und war zu jenem<br />
Zeitpunkt noch schlecht erforscht. Die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> ist zudem eine Moorlandschaft von nationaler<br />
Bedeutung. Die zuständigen Behörden und Organisationen (Amt für Natur und Landschaft,<br />
Pro Natura Graubünden, Gemeinde Sur) unterstützten das Projekt. Am 3. Juni 2000<br />
durchkämmten 70 Forscherinnen und Forscher das Gebiet und fanden nicht weniger als 2092<br />
Tier- und Pflanzenarten. In der September – Nummer 1999 der Zeitschrift GEO und im<br />
Jahresbericht 110 der Naturforschenden Gesellschaft Graubünden sind die Ergebnisse<br />
eingehend dargestellt.<br />
Eigentlich war ein Folgeprojekt am gleichen Ort gar nicht vorgesehen. Die einmalige<br />
Datengrundlage liess aber den Gedanken aufkommen, die Studien auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
weiterzuführen. Mit der Bereitstellung des Forscherhauses (Gemeinde Sur), dank einer<br />
grosszügigen finanziellen Spende (Firma RICOLA, Laufen) und mit der Zusicherung der<br />
publizistischen Begleitung (Zeitschrift GEO, Gruner und Jahr, Hamburg) ergab sich die Basis<br />
für ein Forschungsprojekt, dessen ersten Etappe auf die Jahre 2002 bis 2004 begrenzt wurde.<br />
Die angeführten Partner gründeten in der Folge die <strong>Stiftung</strong> Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>. Das Bündner<br />
Naturmuseum in Chur übernahm die fachliche Leitung und damit den Kontakt zu den<br />
Schweizer Naturmuseen und Forschungsinstituten. Ein gutes Dutzend von Forschergruppen<br />
meldete eigene Projekte an.<br />
Uebergeordnetes Ziel ist die Erfassung der Biodiversität in einem klar definierten<br />
alpinen Raum.<br />
In der ersten Etappe sollten möglichst viele Arten erfasst, die entsprechenden Methoden<br />
erprobt und ein Netzwerk von systematisch/taxonomisch arbeitenden Personen und<br />
Institutionen aufgebaut werden. In einer zweiten Etappe sollen die Artenlisten komplettiert<br />
(Total Biodiversity Assessment <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>) und in ausgewählten Fällen die Bedeutung der Vielfalt<br />
untersucht werden. Wichtig sind in diesem Zusammenhang Fragen zum Naturschutz und zur<br />
nachhaltigen Landnutzung. Neben der Forschung wird auch der Umweltbildung grosse<br />
Beachtung geschenkt.<br />
Das Projekt leistet Beiträge:<br />
- zur Erforschung der Artenvielfalt<br />
- zur Förderung der systematisch/taxonomischen Forschung<br />
- zum Verständnis und zum Schutz einer alpinen Landschaft<br />
- zur Förderung des naturnahen Tourismus<br />
- zur Umweltbildung<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 11 –
1c <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
Beschreibung der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
Die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> liegt in der Gemeinde Sur im Kanton Graubünden (Schweiz). Die Ortschaft Sur ist<br />
bekannt als schmuckes Dorf am Julierpass kurz unterhalb dem Marmorera-Stausee und liegt<br />
auf einer Höhe von 1600 m ü. M. Die 23,18 km2 umfassende Gemeinde zählte im Jahre 2000<br />
insgesamt 116 EinwohnerInnen.<br />
Das Plateau der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> beginnt bei rund 1950 m ü.<br />
M. und weist bei einer Breite von rund 1000 Meter nur<br />
150 Meter Höhendifferenz auf. Oberhalb des Plateaus<br />
steigt das Gelände relativ steil bis zur Tschima da <strong>Flix</strong><br />
(3302 m ü. M.), zum Piz Calderas (3397 m ü. M.9 und<br />
zum Piz d’Err (3378 m ü. M.) an.<br />
Die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> entspricht nicht der klassischen<br />
Sommersiedlung, die nur zur <strong>Alp</strong>ung des Viehs genutzt<br />
wird. 4 Familien leben ganzjährig auf der <strong>Alp</strong>, wo<br />
grossflächig Heu gewonnen und zum Teil auch dort<br />
verfüttert wird. Neben der Landwirtschaft ist vor allem<br />
der Tourismus für die Gemeinde von Bedeutung.<br />
Abb.2: Ihre Zentrale Lage zwischen den drei Flusssystemen<br />
des Inns, des Rheins und des Pos macht die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
besonders interessant im Zusammenhang mit<br />
biogeografischen Fragen.<br />
Abb.3: Das Untersuchungsgebiet mit seinen<br />
verschiedenen Lebensräumen.<br />
Abb.1: Die Gemeinde Sur, zu welcher die <strong>Alp</strong><br />
<strong>Flix</strong> gehört.<br />
Die Landschaft zwischen der Ortschaft Sur<br />
auf 1584 Metern bis zur 3300 Meter<br />
hohen Tschima da <strong>Flix</strong> birgt auf kleinstem<br />
Raum eine Vielzahl verschiedener Biotope<br />
Wald und Wiesen, Tümpel, Bäche, Seen,<br />
Sümpfe, Hoch- und Flachmoore,<br />
Buschwerk, Schotter und Fels.<br />
Lebensräume mit hoher Produktivität<br />
grenzen direkt an eintönige Standorte,<br />
Kulturlandschaften an Wildnis. Diese<br />
Vielfalt an Lebensräumen ermöglicht eine<br />
hohe an Tier- und Pflanzenarten.<br />
Ausserdem ist die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> eine geschützte<br />
Moorlandschaft von nationaler Bedeutung.<br />
Abb.4: Das Plateau der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>, fotografiert aus<br />
der Richtung des Piz d’Err.<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 12 -
1c <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
Anreise<br />
Sur liegt an der alten Julierstrasse und ist mit<br />
dem Auto via Chur, Thusis, Tiefencastel und<br />
Savognin einfach zu erreichen; Parkplätze<br />
stehen im Dorf zur Verfügung. Ein Fussweg<br />
führt in ca. 1h Wanderzeit auf die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>.<br />
Auch mit dem Postauto ist Sur gut erreichbar.<br />
Die möglichen Ausgangspunkte sind Chur (via<br />
Lenzerheide), Tiefencastel oder St. Moritz. Die<br />
Postautos fahren ca. einmal pro Stunde.<br />
Genauere Auskunft erteilt der SBB Fahrplan<br />
(www.sbb.ch).<br />
Infrastruktur<br />
Für Forschungsarbeiten auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> bietet<br />
die <strong>Stiftung</strong> Gratisunterkunft im<br />
Forschungshaus «Rhexoza flixella» sowie<br />
wissenschaftliche und logistische Betreuung.<br />
Ein Kartenset (siehe Anhang) mit<br />
Übersichtsplan, Luftbild und Vegetationskarte<br />
können über das Bündner Naturmuseum<br />
bezogen werden. Die Lebensraumkartierung (Vegetationskarte) wurde von der Academia<br />
Engiadina im Auftrag der <strong>Stiftung</strong> „Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>“ erarbeitet.<br />
Ansprechpartner vor Ort sind Victoria Spinas, welche das Forscherhaus betreut, und in<br />
verschiedenen Projekten als Assistentin beteiligt ist, sowie der <strong>Stiftung</strong>sratspräsident Michael<br />
Luzio, welcher in Sur wohnhaft ist.<br />
Abb.5+6: Victoria Spinas und Michael Luzio sind als Einheimische eng in die Forschungsarbeiten eingebunden.<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 13 -
1c <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
Verschiedene Lebensräume auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
Abb.7+8: Sowohl im Tal wie auch auf dem Plateau dominieren Mähwiesen und Weideland das Landschaftsbild.<br />
Abb.9+10: Verschiedene Hochmoore und Flachmoore von nationaler Bedeutung sind über das Gebiet der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> verteilt.<br />
Abb.11+12: Grössere und kleinere Gewässer sind die Voraussetzung für das Vorkommen vieler Insektenarten.<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 14 -
1b <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
Abb.13: In der Heidelandschaft auf Blockfeldern<br />
ehemaliger Gletscher wechseln sich sehr feuchte und<br />
sehr trockene Standorte auf engstem Raum ab.<br />
Abb.14: Zwischen dem Dorf Sur und dem Plateau der<br />
<strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> befindet sich ein geschlossener Waldgürtel.<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 15 -
Berichte der Forschungsgruppen<br />
Im Folgenden wird der grösste Teil der Projekte vorgestellt, welche in den letzten Jahren auf<br />
der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> durchgeführt wurden. Die Forscher stellen ihre Projekte vor, beschreiben die<br />
Arbeitsmethoden und kommentieren ihre Resultate im Hinblick auf die Biodiversität.
2a – Algen H. R. Preisig<br />
A<br />
Algen auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
Prof. Dr. Hans Ruedi Preisig<br />
Institut für Systematische Botanik der Universität Zürich, Zollikerstr. 107, 8008 Zürich<br />
Email: preisig@systbot.unizh.ch<br />
An zwei Exkursionen in den Jahren 2000 und 2004 wurden insgesamt 242<br />
Arten von Algen gefunden. Darunter befinden sich viele gefährdete Arten sowie<br />
einige Erstfunde für die Schweiz. Die Anzahl nachgewiesener Arten ist<br />
erstaunlich hoch und könnte sicherlich noch weiter erhöht werden, wenn<br />
zusätzliche Lebensräume untersucht würden und eine Exkursion zu einem<br />
späteren Zeitpunkt im Jahr (Juli – September) durchgeführt würde.<br />
Anlässlich des „GEO-Tags der Artenvielfalt“ am 3. Juni 2000 untersuchte eine Gruppe von<br />
Studentinnen (*1) der Universität Zürich, unter Leitung von Prof. Dr. H.R. Preisig, das<br />
Vorkommen von Algen auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> (*2). Eingeschlossen in diese Untersuchung waren<br />
auch die Cyanobakterien (=„Blaualgen“). Algenproben wurden in den grösseren Seen (z.B. Lai<br />
Neir, Lais Blos, Lais Tatgeas), in kleineren Wasserflächen im Hoch- und Flachmoorgebiet, in<br />
verschiedenen Bächen, aber auch an terrestrischen Standorten gesammelt (z.B. auf Felsen oder<br />
auf der Erdoberfläche). Die meisten Arten liessen sich erst nach der Untersuchung mit dem<br />
Lichtmikroskop, Kieselalgen teilweise sogar erst im Rasterelektronenmikroskop eindeutig<br />
bestimmen. Insgesamt wurden in diesen an einem einzigen Tag gesammelten Proben 183 Arten<br />
identifiziert (siehe nachfolgende Tabelle 2 für genauere Angaben über die Verteilung der<br />
verschiedenen Algengruppen). Eine vollständige Artenliste wurde in einer Beilage zu GEO Nr.<br />
9/2000 (Seiten 7-8) publiziert und bemerkenswerte Funde wurden im Jahresbericht der<br />
Naturforschenden Gesellschaft Graubünden,<br />
Band 110 / 2001 (Seiten 13-14) kommentiert.<br />
Wir stellten fest, dass die Artenvielfalt viel höher<br />
war, als wir dies ursprünglich erwartet hatten, und<br />
mit Ausnahme von Rotalgen fanden wir Vertreter<br />
von allen bekannten Gruppen von<br />
Süsswasseralgen. Besonders viele Arten wurden<br />
dabei im Hoch- und Flachmoorgebiet gefunden.<br />
Zweifellos wäre die Artenzahl aber noch<br />
bedeutend höher ausgefallen, wenn für die<br />
Bestimmung insbesondere der Kieselalgen und<br />
Zieralgen (=Untergruppe der Jochalgen) mehr<br />
Abb.15: Mycrasterias rotata: eine der bedrohten<br />
Zieralgenarten die auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> gefunden wurde.<br />
Zeit vorhanden gewesen wäre. Bei diesen<br />
Gruppen hatten wir uns vor allem auf die<br />
dominanten und auffälligen Arten konzentriert.<br />
Vier Jahre später besuchte eine weitere Gruppe von Studierenden (*1) zusammen mit H.R.<br />
Preisig zur fast gleichen Jahreszeit (anfangs Juni 2004) nochmals die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>. In diesem Jahr<br />
war allerdings ein grosser Teil des Gebietes noch bis Mitte Mai von Schnee bedeckt gewesen,<br />
und die kurze Zeit nach der Schneeschmelze reichte nicht aus, dass sich eine ähnlich grosse<br />
Algenvielfalt entwickeln konnte wie im Jahre 2000. Damals war anfangs Juni die gesamte<br />
Pflanzenvegetation im Gebiet ungefähr 3-4 Wochen weiter entwickelt im Vergleich zur<br />
entsprechenden Zeit im Jahr 2004.<br />
Diesmal wurden nur 137 Arten identifiziert; etwas weniger als die Hälfte davon (59 Arten)<br />
waren auf der früheren Liste der Algen der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> noch nicht verzeichnet (siehe Tabelle 1),<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 18 -
2a – Algen H. R. Preisig<br />
während von den 183 Arten, die im Jahr 2000 aufgelistet worden sind, nur 78 Arten (rund<br />
43%) erneut gefunden wurden (Tabelle 2). Die beiden Besuche auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
zusammenfassend, wurden insgesamt 242 Arten von Algen registriert (davon 35<br />
Arten von „Blaualgen“=Cyanobakterien und 207 Arten von Algen im engeren Sinn).<br />
Ein Grund, weshalb 2004 zahlreiche neue Arten gefunden wurden, liegt sicher darin, dass wir<br />
diesmal ein besonderes Augenmerk auch auf kleinere und weniger auffällige Arten richteten<br />
(vor allem auf Kieselalgen und Zieralgen). Von diesen beiden Algengruppen fanden wir 12 bzw.<br />
21 bei der früheren Untersuchung nicht gefundene Arten. Ein weiterer Grund für die grosse Zahl<br />
von Neufunden liegt sicher auch darin, dass wir diesmal einige zusätzliche Stellen untersuchten<br />
(z.B. entlang der Strasse von Tigias nach Cuorts und im sumpfigen Gebiet zwischen Tigias/Son<br />
Roc und Salategnas). Dort hatten wir vier Jahre früher keine Proben gesammelt (*2).<br />
Zwei auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> gefundene Cyanobakterien-Arten erwiesen sich als Neufunde für die<br />
Schweiz: Synechocystis sallensis [Fundort (2000): kleiner See östlich von Lais Blos] und<br />
Planktothrix lacustris (=Trichodesmium lacustre) [Fundort (2004): Kleiner Hochmoortümpel im<br />
Gebiet der Lais Tatgeas].<br />
Algen und Cyanobakterien sind bis jetzt auf keiner<br />
schweizerischen „Roten Liste“ aufgeführt, aber in<br />
Deutschland stehen wenigstens verschiedene<br />
Armleuchter-, Zier- und Kieselalgen auf der „Roten<br />
Liste“ gefährdeter Pflanzen (Schriftenreihe für<br />
Vegetationskunde, Heft 28, Bundesamt für Naturschutz,<br />
Bonn-Bad Godesberg, 1996). Arten, die in Deutschland<br />
selten sind, kommen jedoch in der Regel auch in<br />
unserem Land nur selten vor, und so dürfte die<br />
deutsche Liste durchaus auch für die Schweiz Gültigkeit<br />
haben. Insgesamt 44 der von uns in beiden Jahren<br />
gefundenen Zieralgen sind auf dieser Liste verzeichnet<br />
(31 gelten als gefährdet, 13 als sehr gefährdet). Es sind<br />
Abb.16: Bambusina brebissonii: eine der<br />
gefährdeten Jochalgen auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>.<br />
praktisch alles Arten, die in Hoch- und Flachmooren wachsen und nährstoffarmes Wasser mit<br />
niedrigem pH bevorzugen. Desweiteren fanden wir in beiden Jahren am gleichen Standort<br />
(Übergangsmoor nahe Pale Rodonda) auch eine gefährdete Armleuchteralge (Chara contraria)<br />
sowie an verschiedenen Orten auch mehrere auf der „Roten Liste“ verzeichnete Kieselalgen (z.B.<br />
Achnanthes caledonica und Rhopalodia gibba var. parallela).<br />
Bemerkenwert sind auch die Funde von Chlorobotrys regularis (Eustigmatophyceae), Vacuolaria<br />
virescens (Raphidophyceae) und Glaucocystis nostochinearum (Glaucophyta) als Vertreter von<br />
Algengruppen, die in der Schweiz bisher noch nicht oft beobachtet worden sind.<br />
In Zukunft könnte sicher noch eine deutlich grössere Anzahl von Arten nachgewiesen werden,<br />
falls das Gebiet noch intensiver und vor allem auch später im Jahr (Juli-September) weiter<br />
untersucht würde.<br />
(*1) Folgende Studierende haben in den beiden Jahren beim Sammeln, Präparieren und Bestimmen der<br />
Algen mitgearbeitet – 2000: Nadine Colin, Verena Doppler, Conny Egenter, Heidi Gansner, Brigitte<br />
Marazzi, Eva Sarrazin und Burgi Liebst. – 2004: Karina Arroyo, Christoph Bigler, Christoph Meier,<br />
Stéphanie Samartin,<br />
Lukas Taxböck, Stefan Weber und Claudia Winteler.<br />
(*2) Ein genaues Verzeichnis aller Probenahmestellen und eine ausführliche Artenliste kann bei H.R.<br />
Preisig bezogen werden.<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 19 -
2b – Pilze M. Lutz & W. Maier<br />
Pflanzenparasitische Pilze aus den Gruppen der Brandpilze<br />
(Ustilaginomycetes und Microbotryales) und der Rostpilze<br />
(Uredinales)<br />
Dr. Matthias Lutz & Dr. Wolfgang Maier<br />
Botanisches Institut, Universität Tübingen, Auf der Morgenstelle 1, D-72076 Tübingen<br />
Email: matthias.lutz@uni-tuebingen.de; wolfgang.maier@fabi.up.ac.za<br />
D<br />
Ziel des vorliegenden Projektes ist eine Bestandsaufnahme der auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
vorkommenden Brand- und Rostpilze und die Korrelation des Vorkommens mit<br />
Höhenstufen und Jahreszeiten. Bislang konnten wir 242 Belege für Brand- und<br />
Rostpilze sammeln und herbarisieren. Abschließend bearbeitet sind davon 194<br />
Belege, die 66 Rostpilz- und 26 Brandpilzarten zugeordnet werden können.<br />
Daraus ergibt sich ein ungefähres und vorläufiges Verhältnis von Parasiten zu<br />
potentiellen Wirten von 1:8 im Fall der Rostpilze und von 1:21 im Fall der<br />
Brandpilze. Dieses Verhältnis wird sich aber wahrscheinlich noch deutlich<br />
ändern, da zum Beispiel im Bezug auf Brandpilze weitere 159 Brandpilzarten<br />
im Gebiet vorkommen könnten.<br />
Die in der Artliste dokumentierten pilzlichen Pflanzenparasiten wurden während dreier<br />
Sammelexkursionen vom 14. 10. 2001 – 15. 10. 2001, vom 15. 7. 2003 – 18. 7. 2003 und<br />
vom 18. 8. 2003 – 21. 8. 2003 auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
gesammelt. Davon wurde das Gros der Belege<br />
innerhalb von acht Tagen (Juli und August 2003)<br />
gesammelt. Unsere Sammelaktivität beschränkte sich<br />
dabei auf im Gelände erkennbare pflanzenparasitische<br />
Pilze aus den Gruppen der Brandpilze<br />
(Ustilaginomycetes und Microbotryales) und der<br />
Rostpilze (Uredinales). Da unser Ziel eine weitest<br />
mögliche Aufnahme der Gesamtdiversität der Brand-<br />
und Rostpilze auf dem Gebiet der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> ist wurde<br />
flächendeckend gearbeitet. Wir haben unsere<br />
Sammelexkursionen so durchgeführt, dass wir auf<br />
allen Höhenstufen möglichst viele Vegetationstypen<br />
Abb.18: Caeomalager von Phragmidium<br />
fusiforme auf Rosa pendulina.<br />
Abb.17: Pyknidien und Aecidien von<br />
Endophyllum sempervivi auf Sempervivum<br />
montanum.<br />
untersuchen konnten. Dabei haben wir nach von Pilzen verursachten Krankheitssymptomen<br />
auf Pflanzen Ausschau gehalten, die noch im Gelände<br />
mit einer Handlinse untersucht wurden. Wenn es sich<br />
um eine von Brand- oder Rostpilzen verursachte<br />
Infektion handelte, wurde das infizierte<br />
Pflanzenmaterial an Ort und Stelle in eine<br />
Pflanzenpresse überführt. Die Wirtspflanzen wurden<br />
abends im Forschungshaus „Rhexoza flixella“<br />
abschließend bestimmt. Die Parasiten selbst wurden<br />
mittels Lichtmikroskopie und verschiedener<br />
Bestimmungswerke nach der Rückkehr in Tübingen<br />
bestimmt. Das bearbeitete Material steht in<br />
herbarisierte<br />
Form zur Verfügung.<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 20 -
2b – Pilze M. Lutz & W. Maier<br />
Nach diesen ersten sehr breit angelegten Sammelexkursionen, die das Ziel hatten, möglichst<br />
viele verschiedene Vegetationstypen auf pflanzenparasitischen Pilze zu untersuchen, sollen in<br />
den folgenden Jahren gezielt Lücken geschlossen werden. Zu diesem Zweck erstellen wir im<br />
Moment eine Liste potentiell vorhandener Parasiten anhand der für das Gebiet vorhandenen<br />
Pflanzenlisten.<br />
Obwohl die gewonnenen Daten noch nicht weiter ausgewertet und interpretiert wurden, lassen<br />
sich schon einige interessante Punkte festhalten:<br />
Der trockene Sommer 2003 hat zu einer deutlich geringeren Infektionsrate durch<br />
pflanzenparasitische Pilze als erwartet geführt, d.h. man konnte normalerweise ubiquitäre<br />
Pilzeparasiten zwar trotzdem finden, aber bei weitem nicht so häufig wie in einem normalen<br />
Jahr. Dass die außergewöhnliche Trockenheit 2003 wirklich einen Einfluss auf die<br />
Parasitenhäufigkeit hatte, kann man indirekt auch daran erkennen, dass Pflanzenarten, die<br />
sowohl an trockenen Stellen der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> wie<br />
auch am Lai Neir und Lais Blos wuchsen, in der<br />
Nähe des Sees deutlich stärker von Parasiten<br />
befallen waren.<br />
Abb.19: Aecidien von Uromyces hedysari obscuri auf<br />
Hedysarum hedysaroides.<br />
Für Anthracoidea karii (Liro) Nannf. wurde als<br />
neuer Wirt Carex paniculata L. gefunden. Eine<br />
sehr seltene Anthracoida-Infektion von Carex<br />
parviflora Host wurde gefunden, die noch nicht<br />
sicher der von diesem Wirt bis dato bekannten<br />
Anthracoidea atratae (Savile) Kukkonen<br />
zugeordnet werden konnte. Außerdem wird<br />
gerade noch geprüft, ob es sich bei zwei bislang<br />
nicht eindeutig bestimmbaren Carex-Rosten<br />
ebenfalls um Belege von neuen Wirtsarten<br />
handelt.<br />
Die ermittelten Arten wurden zum allergrößten Teil an Edi Stöckli vom Naturhistorischen<br />
Museum Basel geschickt, um sie in die Gesamtdatenbank integrieren zu können.<br />
Weiterer Mitarbeiter:<br />
Dr. Matthias Hendrichs, Botanisches Institut, Universität Tübingen<br />
Veröffentlichungen, die u.a. auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> gesammelte Arten enthalten:<br />
Hendrichs, M., F. Oberwinkler, D. Begerow, R. Bauer: Carex, subgenus Carex<br />
(Cyperaceae) A phylogenetic approach using ITS sequences. Plant Syst. &<br />
Evolution 246: 89-107.<br />
Hendrichs, M., D. Begerow, R. Bauer, F. Oberwinkler: The genus<br />
Anthracoidea (Basidiomycota, Ustilaginales) A molecular phylogenetic<br />
approach using LSU rDNA sequences. Mycol. Res.: submitted.<br />
Hendrichs, M.: Molekularphylogenetische Untersuchungen zur Gattung Carex<br />
(Cyperaceae) und ihren Parasiten der Gattung Anthracoidea (Ustilaginales).<br />
PhD-thesis. Eigenverlag, 119 S.<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 21 -
2b – Pilze M. Lutz & W. Maier<br />
Göker, M., M. Lutz, M. Kemler, D. Begerow, F. Oberwinkler: Phylogeny and host-parasite<br />
evolution of Microbotryum species infecting anthers of Caryophyllaceae. Molecular<br />
Phylogenetics and Evolution: submitted.<br />
Geplant ist eine Publikation, in der die gewonnenen Daten zur Pilzparasitenflora präsentiert<br />
und interpretiert werden sollen.<br />
Verwendete Bestimmungsliteratur bzw. Nomenklaturwerke:<br />
Gäumann, E. 1959. Die Rostpilze Mitteleuropas. Buechler, Bern.<br />
Poelt, J. 1985. Catalogus Florae Austriae: III. Teil, Heft 1: Uredinales. Verlag der<br />
Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien.<br />
Vánky, K. 1994. European smut fungi. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart.<br />
Zwetko, P. 1993. Rostpilze (Uredinales) auf Carex im Ostalpenraum. Ein neues Artkonzept. J.<br />
Cramer in der Gebrüder Borntraeger Verlagsbuchhandlung, Berlin.<br />
Zwetko, P. 2000. Die Rostpilze Österreichs. Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2.<br />
Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil, Heft 1, Uredinales. Österreichische Akademie<br />
der Wissenschaften, Wien.<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 22 -
2c – Ozoneintrag M. Volk & S. Bassin<br />
Ozon- und Stickstoffeintrag in eine artenreiche Bergwiese auf<br />
der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
Dr. Matthias Volk & Seraina Bassin<br />
Agroscope FAL Reckenholz, Eidgenössische Forschungsanstalt für Agrarökologie und<br />
Landbau, Reckenholzstrasse 191, 8046 Zürich;<br />
Email: matthias.volk@fal.admin.ch; seraina.bassin@fal.admin.ch<br />
In einem in Europa einzigartigen Experiment untersuchen wir den Einfluss<br />
von Ozon- und Stickstoffeinträgen in eine artenreiche Weide. Für die<br />
Festlegung von internationalen Richtlinien zur Luftreinhaltung ist es wichtig,<br />
die Schwelle von Schadstoffeinträgen zu kennen, oberhalb der in bestimmten<br />
Pflanzengesellschaften Veränderungen auftreten. Ein wichtiger, weil sehr<br />
artenreicher Vegetationstyp sind die nährstoffarmen Weiden im <strong>Alp</strong>enraum.<br />
A<br />
Alle Arbeiten in diesem Projekt leisten einen massgeblichen Beitrag zur Weiterentwicklung und<br />
Vervollständigung von Europäischen Luftschadstoff-Risikokarten. Diese Karten bezeichnen<br />
Regionen, deren Vegetation aufgrund ihrer Sensitivität durch den Eintrag von Luftschadstoffen<br />
gefährdet ist. Sie bilden die Grundlage für Emissions-Reduktions-Strategien, welche im<br />
Rahmen der Konvention für grossräumige, grenzüberschreitende Luftverschmutzung<br />
(CLRTAP) der UNECE erarbeitet werden. Die Umsetzung<br />
der Reduktions-Strategien geschieht auf nationaler Ebene,<br />
in der Schweiz mittels der durch das BUWAL festgelegten<br />
Grenzwerte der Luftreinhalteverordnung.<br />
Im Herbst 2003 wurden 180 Rasenziegel aus einer<br />
Ferkelkraut-Borstgrasweide (Hypochoero-Nardetum) auf<br />
der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> oberhalb Salategnas entnommen und in<br />
Plastikkisten im Versuchsgelände bei Tga Lucas eingesetzt.<br />
Abb.20: Rasenziegel aus der<br />
Ferkelkraut-Borstgras-Weide<br />
(Hypochoero-Nardetum).<br />
Die Rasenziegel werden mithilfe einer<br />
Freiluftbegasungsanlage mit Ozon in drei Belastungsstufen begast. Im Unterschied zu allen<br />
bisherigen Experimenten wird im vorliegenden Versuch nicht die Spitzenkonzentration,<br />
sondern die Hintergrundbelastung erhöht, was den Szenarien für die steigende globale<br />
Hintergrundkonzentration entspricht. Der Stickstoff wird in fünf verschiedenen Stufen als<br />
Ammoniumnitrat im Giesswasser ausgebracht. Die Dosierungen liegen im Bereich zwischen 0<br />
und 50 kg N ha -1 y -1 und entsprechen im Maximum derjenigen Menge Stickstoff, welche im<br />
Schweizerischen Mittelland gegenwärtig aus<br />
der Luft eingetragen wird.<br />
Abb.21: Die Versuchsanlage bei Tgalucas.<br />
Das Experiment dauert voraussichtlich bis<br />
inklusive 200 7. Einmal jährlich werden die<br />
Untersuchungsflächen gemäht und die<br />
Ertragsanteile der einzelnen Pflanzenarten<br />
bestimmt. Zusätzlich werden regelmässig<br />
Frequenz- und Deckungserhebungen nach<br />
Daget-Poissonet durchgeführt.<br />
Ökophysiologische Parameter wie<br />
Fluoreszenzkinetik, CO 2-Assimilation,<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 24 -
2c – Ozoneintrag M. Volk & S. Bassin<br />
Wasserhaushalt, Bodenatmung, Mykorrhizierungspotenzial und Stoffumsatz werden erhoben,<br />
damit Veränderungen frühzeitig erkannt werden.<br />
Abb.22: Über den Winter<br />
wird die Begasung der<br />
Rasenziegel unterbrochen.<br />
AOT40 [ppb.h]<br />
30000<br />
25000<br />
20000<br />
15000<br />
10000<br />
5000<br />
Die Saison 2004 war ein Jahr voller Premieren. Sowohl für die<br />
Erhebung von botanischen Parametern, wie der Daget-Poissonet<br />
Aufnahme oder dem Sampling für die SLA-Bestimmung und die<br />
Isotopenanalyse, als auch für einen störungsarmen Begasungsverlauf<br />
haben wir uns die notwendige Basis erarbeitet. Es gab auch einige<br />
Rückschläge zu verkraften, so wurde uns z.B. zweimal durch<br />
Überspannungen nach Blitzschlag jeweils ein Teil der<br />
Begasungssteuerung getoastet.<br />
Die untenstehende Graphik zeigt die Termine einiger Aktivitäten der<br />
Saison vor dem Hintergrund der akkumulierten Ozonexposition über<br />
einer Konzentration von 40ppb Ozon in den verschiedenen<br />
Behandlungsstufen. Seit Ende Oktober 2004 haben wir den Versuch<br />
sukzessive in den Winterschlaf geschickt. Die Begasung ist jetzt<br />
gestoppt und es werden nur noch einige meteorologische<br />
Basisparameter erhoben.<br />
Ozone ambient<br />
Ozone enriched 1<br />
Ozone enriched 2<br />
nitrogen application<br />
Harvest<br />
0<br />
05.04 06.04 07.04 08.04 09.04 10.04 11.04<br />
Date<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 25 -
2d – Weichtiere M. Gosteli<br />
D<br />
Die Schnecken und Muscheln auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
Dr. Margret Gosteli<br />
Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern, Bernastrasse 15, 3005 Bern<br />
Email: margret.gosteli@nmbe.unibe.ch<br />
Auf mehreren Exkursionen zwischen den Jahren 2000 und 2004 konnten auf<br />
der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> und in der nahen Umgebung 45 Schnecken- und 3 Muschelarten<br />
nachgewiesen werden. Neun Arten stehen auf der Roten Liste der gefährdeten<br />
Mollusken der Schweiz. Unter den acht gefundenen Nacktschneckenarten ist<br />
eine neue Limax-Art besonders erwähnenswert.<br />
Die meisten Schneckenarten sind auf kalkhaltige Böden angewiesen. Sie liefern den Rohstoff<br />
für die Gehäuse. Auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> gibt es keine grossen Kalkvorkommen, die für eine reiche<br />
Molluskenfauna bürgen würden. Das Ergebnis des Artenvielfalttages im Jahr 2000 und weiterer<br />
Exkursionen zwischen 2002 und 2004 ist deshalb bemerkenswert: 45 Schnecken- und 3<br />
Muschelarten konnten auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> und in der nahen Umgebung nachgewiesen werden.<br />
Zur Erfassung der Mollusken haben die Forscher ausgewählte Flächen und ihre Vegetation bis<br />
in Höhenlagen von 2500 m nach Schnecken oder ihren Gehäusen abgesucht. Sie sammelten<br />
und untersuchten auch Bodenproben, um kleine und unterirdisch lebende Arten zu finden. Sie<br />
siebten Bodenschlamm aus Gewässern, legten Kunststoffplanen aus, die vor allem<br />
Nacktschnecken Unterschlupf während des Tages gewähren sollten, und sie waren auch in der<br />
Nacht unterwegs, wenn die Nacktschnecken aus ihren Verstecken kriechen.<br />
Nadelwälder, Moore und Weiden – die häufigsten Lebensräume im Untersuchungsgebiet –<br />
sind wegen der sauren Böden beziehungsweise der Bodenverdichtung artenarm. Am meisten<br />
Arten konnten an den anstehenden Kalkfelsen bei Crap Marsch ob Sur und an einzelnen<br />
Kalkblöcken auf und oberhalb der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> nachgewiesen werden. Dabei waren gegen Süden<br />
und Südosten gerichtete Felsen deutlich arten- und individuenreicher als solche mit westlicher<br />
oder nördlicher Exposition. Fehlende Sonne und lange Schneebedeckung machen<br />
nordexponierte Standorte in höheren Lagen selbst für kältetolerante Schnecken unbewohnbar.<br />
Die Artenarmut an westexponierten Lagen hängt damit zusammen, dass diese den<br />
Wetterfronten und vor allem dem Wind, der stark austrocknend wirkt, am intensivsten<br />
ausgesetzt sind.<br />
Acht verschiedene Nacktschneckenarten<br />
konnten gefunden werden, darunter auch<br />
eine neue Limax-Art, die zwar bereits früher<br />
an anderen Stellen im Kanton Graubünden<br />
gefunden wurde (durch U. Schneppat), die<br />
aber bis heute wissenschaftlich nicht<br />
beschrieben ist. Die Berg-Egelschnecke<br />
(Lehmannia rupicola) wurde zum ersten Mal<br />
im Kanton Graubünden nachgewiesen. In<br />
den felsigen Nadelwäldern unterhalb der <strong>Alp</strong><br />
<strong>Flix</strong> finden die Nacktschnecken ideale<br />
Versteckmöglichkeiten und können trotz<br />
relativer Trockenheit gut überleben.<br />
Abb.23: Zum ersten Mal in Graubünden nachgewiesen: die<br />
Berg-Egelschnecke Lehmannia rupicola.<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 26 -
2d – Weichtiere M. Gosteli<br />
Einige Kulturfolger unter den Mollusken wurden ausschliesslich in der Umgebung des Dorfes<br />
Sur gefunden: Arion lusitanicus, Deroceras reticulatum, Oxychilus draparnaudi und Trichia<br />
clandestina.<br />
Nahezu in allen Kleingewässern gibt es Mollusken. Der Fund einer grossen Population des<br />
Zwergposthörnchens (Gyraulus crista) auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> (durch U. Schneppat) ist<br />
erwähnenswert. Aus den <strong>Alp</strong>en sind nur wenige Vorkommen bekannt. Der aktuelle Fund stellt<br />
mit 1925 Metern einen neuen Höhenrekord dar. Die bisher höchste Fundstelle in der Schweiz<br />
liegt bei 1400 m (Lai da Tarasp).<br />
Neun Arten stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Mollusken der Schweiz: Aegopinella<br />
minor, Balea perversa, Causa holosericea, Gyraulus crista, Helix pomatia, Jaminia quadridens,<br />
Lehmannia rupicola, Pupilla alpicola und Pupilla sterrii. Die Weinbergschnecke (Helix<br />
pomatia) ist entlang der Forststrassen zum Teil sehr häufig. Offensichtlich können diese in<br />
neuerer Zeit angelegten Strassen der Ausbreitung einzelner Molluskenarten förderlich sein.<br />
Abb.24+25: Stehen auf der Roten Liste: Das Zwergposthörnchen Gyraulus crista (links) und<br />
die Schliessmundschnecke Balea perversa (rechts).<br />
Mit der gezielten Suchaktion im Rahmen des Artenvielfalttages und weiterer Exkursionen<br />
wurde für viele Molluskenarten eine Verbreitungslücke geschlossen. Die meisten der 48 Arten<br />
waren bisher aus dem Oberhalbstein nicht gemeldet (TURNER et al., 1998).<br />
Lässt sich die Artenliste der<br />
Mollusken noch erweitern? Das<br />
Forscherteam hofft es und wird<br />
das Augenmerk während der<br />
nächsten Jahre speziell auf kleine<br />
Arten und auf Nacktschnecken<br />
legen.<br />
Abb.26+27: Pilz-Egelschnecke (Malacolimax tenellus)und <strong>Alp</strong>weiden-<br />
Glasschnecke (Eucobresia nivalis).<br />
Weitere Mitarbeiter:<br />
René Heim, Zoologischer Präparator, Natur-Museum Luzern, Kasernenplatz 6, 6003 Luzern,<br />
rene.heim@lu.ch<br />
Ulrich Schneppat, Zoologischer Präparator, Sennereiweg 8, 7074 Malix,<br />
ulrich.schneppat@bnm.gr.ch<br />
Literatur:<br />
Turner, H., Kuiper, J.G.J., Thew, N., Bernasconi, R., Rüetschi, J., Wüthrich †, M. & Gosteli,<br />
M. 1998. Mollusca Atlas. Atlas der Mollusken der Schweiz und Liechtensteins. – Fauna<br />
Helvetica 2, CSCF/SEG, 527 pp.<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 27 -
2e – Gliedertiere A. Hänggi<br />
Arthropoden auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> -<br />
Biodiversität und Phänologie<br />
Dr. Ambros Hänggi<br />
Naturhistorisches Museum Basel, Augustinergasse 2, 4001 Basel<br />
Email: ambros.haenggi@bs.ch<br />
Während am Tag der Artenvielfalt möglichst flächendeckend gesammelt wurde,<br />
sollen im Rahmen dieses Vorprojektes lediglich einige wenige, typische<br />
Teillebensräume untersucht werden. Diese Flächen sollen während eines<br />
ganzen Jahres besammelt werden. Ein überraschendes Ergebnis vom 3. Juni<br />
2000 war, dass trotz des frühen Datums eine ganze Reihe Insekten festzustellen<br />
waren, die von den Spezialisten eigentlich noch nicht erwartet wurden. Dies<br />
deutet darauf hin, dass die Kenntnis über die Phänologie (zumindest in diesen<br />
Höhenlagen) nach wie vor recht gering ist.<br />
A<br />
An 4 Standorten wurden permanent laufende (Wechsel alle 14 Tage) Kombifallen nach Duelli<br />
(http://www.wsl.ch/land/biodiversity/PRODUCTS/combitrap/Kombifalle.html) aufgestellt. Zum<br />
Einsatz kamen pro Standort eine Kombifalle (Vierseitige Fensterfalle kombiniert mit<br />
Gelbschale), 2 Trichter- und 2 Becher-Bodenfallen. Die Fallen wurden am 20. Juni 2002<br />
aufgestellt. Die Kombifallen blieben bis am 11. September<br />
2002 im Einsatz. Die Leerung erfolgte wöchentlich. Die<br />
Bodenfallen blieben auch nach diesem Datum bis zum 9. Juni<br />
2003 im Einsatz. Die Leerung erfolgte ab 11. September 2002<br />
nur noch in einem 3-wöchigen Rhythmus bis zu 15. Oktober<br />
2002. Wegen Schneefall wurden die Fallen den ganzen Winter<br />
über nicht mehr geleert. Nächste Leerung am 14. Mai 2003 mit<br />
zwei weitern Perioden bis 9. Juni 2003.<br />
Die Fallenbetreuung wurde von Victoria Spinas und Ursina von<br />
Planta (Praktikantin im Bündner Naturmuseum) gemacht. Die<br />
Grobsortierung wurde durch Ursina von Planta, Denise<br />
Wyniger und Angelo Bolzern durchgeführt. Da vor allem in den<br />
Kombifallen wesentlich mehr Material anfiel als erwartet, kam<br />
es zu erheblichen Verzögerungen. Erst jetzt liegen alle Fänge<br />
vorsortiert vor. Sie sollen demnächst soweit möglich an<br />
Spezialisten zur Bearbeitung verteilt werden.<br />
Abb.28: Eine Kombifalle wie sie auch<br />
auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> eingesetzt wurde.<br />
Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden Informationen in verschiedenen Bereichen<br />
liefern:<br />
- Artenzahlen<br />
- Artenzusammensetzungen<br />
- Biogeographische Zusammensetzung der Fauna<br />
- Phänologie der Arten im Raum <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
- Methodenvergleiche (Effizienz verschiedener Fangmethoden)<br />
- Grundlagen für die Formulierung des Langzeitprojektes<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 28 -
2e – Gliedertiere A. Hänggi<br />
Untersuchte Standorte:<br />
"Eriophorum-Hochmoorried" (Grossseggenried – Magnocaricion)<br />
GR: Sur, Blancas, 769 52 / 154 33, Exp -<br />
Koordinaten ab GIS Christoph N769.650/E154.426<br />
Heidevegetation (sehr trocken) (Trockene subalpine Zwergstrauchheide – Juniperion nanae)<br />
GR: Sur, Blancas, 769 50 / 154 30, Exp –<br />
Koordinaten ab GIS Christoph N769.637/E154.355<br />
"Waldrand" Zwergstrauchheide mit Tannen durchsetzt (Trockene subalpine Zwergstrauchheide<br />
– Juniperion nanae)<br />
GR: Sur, Blancas, 769 44 / 154 27, Exp SW<br />
Koordinaten ab GIS Christoph N769.452/E154.318<br />
Ufer eines Waldweihers<br />
GR: Sur, Lai la Tscheppa, 769 24 / 154 29, Exp – (Hang SW)<br />
Koordinaten ab GIS Christoph N769.2/E154.42<br />
Aussortierte Gruppen:<br />
Arachnida Spinnen, Milben, Pseudoskorpione<br />
Myriapoda Tausendfüsser<br />
Heteroptera Wanzen<br />
Homoptera Blattläuse, Blattflöhe, Zikaden<br />
Lepidoptera Schmetterlinge<br />
Colembolla Springschwänze<br />
Diptera Fliegen, Mücken,<br />
Saltatoria Heuschrecken<br />
Hymenoptera geflügelte Hymenoptera<br />
Ameisen ungeflügelte Hymenoptera<br />
Blattodea Schaben<br />
Coleoptera Käfer<br />
Neuroptera, Trichoptera, Plecoptera Netzflügler, Köcherfliegen, Steinfliegen<br />
Thysanoptera Fransenflügler<br />
Insektenlarven<br />
Vertebrata Wirbeltiere<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 29 -
2f – Wasserinsekten V. Lubini-Ferlin<br />
Eintagsfliegen (Ephemeroptera), Steinfliegen<br />
(Plecoptera) und Köcherfliegen (Trichoptera)<br />
der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
Dr. Verena Lubini-Ferlin<br />
Eichhalde 14, 8053 Zürich<br />
In den Jahren 2000 und 2001 wurden die Gewässer der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> mit<br />
Schwerpunkt in den Mooren nach Eintags-, Stein- und Köcherfliegen<br />
abgesucht. Insgesamt wurden 4 Eintagsfliegen-, 15 Steinfliegen- und 20<br />
Köcherfliegenarten nachgewiesen.<br />
D<br />
Die im Wasser lebenden Larven wurden mit einem Kescher nach der Methode des<br />
Kicksampling gefangen. Der Netzinhalt wurde danach in eine weisse Schale gegeben und die<br />
Tiere mit einer Pinzette herausgelesen und in 70% Ethanol konserviert. Die Imagines wurden<br />
mit einem Streifnetz in der Vegetation der Gewässerumgebung gekeschert. Nachts wurden<br />
Lichtfänge mit einer für die Revision der Roten Liste der Wasserinsekten verwendeten<br />
batteriebetriebenen Lichtfalle durchgeführt. Diese besteht aus einer weissen Laborschale, die<br />
mit Wasser und einem Netzmittel gefüllt ist. Zum Anlocken der Insekten diente eine quer<br />
darüber liegende Leuchtstoffröhre, die mit einem Dämmerungsschalter ausgerüstet ist. Neben<br />
dem Tag der Artenvielfalt vom 3. Juni 2000 wurde im Rahmen des vom BUWAL finanzierten<br />
Projektes „Rote Liste der Wasserinsekten und Wassermollusken“ die Suche 2001 mit<br />
Schwerpunkt in den Mooren fortgesetzt. Die Untersuchungstermine 2001 waren: 11. Juli, 23.<br />
August und 12. Oktober. Die untersuchten Gewässer waren: Ava dellas Cuorts, Wiesenbach<br />
Acl;, Flach- und Hochmoore z. Teil von nationaler Bedeutung: Val Savriez, Son Roc, Lais<br />
Tatgeas, Lai Neir, Paleis, Pale Rodondo, Schmudragn Trubela.<br />
Es wurden 4 Eintagsfliegen, 15 Steinfliegen- und 20 Köcherfliegenarten nachgewiesen. Alle<br />
Daten sind auch in der nationalen Datenbank des Zentrums für die Kartographie der Fauna in<br />
Neuenburg verzeichnet.<br />
Eintagsfliegen haben in der Schweiz in unteren und mittleren Höhenlagen ihren<br />
Verbreitungsschwerpunkt (Sartori & Landolt, 1999), weshalb in den Gewässern der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
bloss vier Arten nachgewiesen worden sind, alle im Wildbach Ava dallas Cuorts. Es handelte<br />
sind dabei um weit verbreitete Arten, die charakteristisch für die montane und submontane<br />
Höhenstufe sind. Es ist zu erwarten, dass mit einer umfassenderen Suche in den<br />
Fliessgewässern weitere Arten nachgewiesen werden können. Erfreulich ist der Nachweis einer<br />
potentiell gefährdeten Art, Rhithrogena gratianapolitana (Sartori et al., 1994).<br />
Die Steinfliegen waren mit 15 Arten gut vertreten. Ihre Larven besiedelten alle Gewässertypen,<br />
auch die Schlenken der Moore, insgesamt neun Arten den Ava dellas Cuorts. Nemoura cinerea<br />
und Nemurella pictetii besiedelten auch stehende Gewässer wie die Seen (Lai Nair) und<br />
Moorgewässer (Pale Rodondo). Die vorgefundenen Arten sind in der Schweiz weit verbreitet,<br />
das Artenspektrum charakteristisch für die Höhenlage. Eine Rote Liste für die Steinfliegen ist in<br />
der Schweiz in Bearbeitung.<br />
Die gleichen Lebensräume wie die Steinfliegen besiedelten auch die Larven der Köcherfliegen.<br />
Von den 20 nachgewiesenen Arten haben fünf den Schwerpunkt ihrer Verbreitung in den<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 30 -
2f – Wasserinsekten V. Lubini-Ferlin<br />
<strong>Alp</strong>en: Allogamus auricollis, Cryptothrix nebulicola, Drusus discolor,<br />
Limnephilus sericeus, Peudopsilopteryx zimmeri und Rhyacophila<br />
intermedia. Zu den in der Schweiz bisher selten nachgewiesenen Arten<br />
gehören Limnephilus helveticus, L. sericeus und Peudopsilopteryx<br />
zimmeri. Während letztere pflanzen- und detritusreiche Gebirgsbäche<br />
besiedelt, entwickelt sich L. sericeus bevorzugt in Mooren, L. helveticus<br />
in stehenden und langsam fliessenden Gewässern aller Art. Wie bei den<br />
Steinfliegen beherbergte der Ava dallas Cuorts mit sieben Arten die<br />
meisten Vertreter der Gruppe. Im Moor Pale Rodondo wurden Larven<br />
von Oligotricha striata beobachtet, einer Charakterart der Moortümpel.<br />
Parachiona picicornis, Wormaldia occipitalis und Beraea pullata<br />
dagegen sind typische Quellbewohner. Eine Rote Liste für die<br />
Köcherfliegen ist in der Schweiz in Bearbeitung.<br />
Abb.29: Protonemura<br />
lateralis, eine Vertreterin<br />
der Steinfliegen.<br />
Das breite ökologische Spektrum der nachgewiesenen Arten ist ein<br />
Spiegelbild der Lebensraumvielfalt. Deshalb ist auch die Artenvielfalt der untersuchten<br />
Gruppen in den Gewässern der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> bemerkenswert.<br />
Weitere faunistische Aufnahmen sind nicht geplant. Die Ergebnisse fliessen in die Revision der<br />
Roten Liste Wasserinsekten ein, die 2007 abgeschlossen sein wird.<br />
Literatur<br />
Sartori, M. & P. Landolt. 1999. Atlas de disribution des éphémères de Suisse. (Insecta,<br />
Ephemeroptera). Fauna Helvetica 3. 214 pp.<br />
Sartori, M., P. Landolt, A. Zurwerra. 1994. Rote Liste der gefährdeten Eintagsfliegen der<br />
Schweiz. 72 - 74. In: Duelli, P. Rote Listen der gefährdeten Tierarten in der Schweiz.<br />
BUWAL.<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 31 -
2g – Erzwespen H. Baur<br />
Diversität von Erzwespen der Familie Pteromalidae<br />
(Insecta: Hymenoptera: Chalcidoidea) auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
Dr. Hannes Baur<br />
Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern, Bernastrasse 15, CH-3005 Bern<br />
E-Mail: hannes.baur@nmbe.unibe.ch<br />
In den Jahren 2000, 2002 und 2003 wurden auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> an insgesamt 27<br />
Standorten Aufsammlungen von Pteromaliden durchgeführt. Während der<br />
ganzen Saison 2003 waren 2 Malaisefallen an verschiedenen Standorten im<br />
Einsatz. Das gesammelte Material aus den Käscherfängen fliesst in die laufende<br />
Bearbeitung der Pteromaliden (z. B. Gattungsrevisionen) ein. Auf eine<br />
Artenliste wird aber aufgrund der Schwierigkeiten bei der Bestimmung dieser<br />
Gruppe gegenwärtig verzichtet. Das Material aus den Malaisefallen muss vor<br />
der Bearbeitung vorsortiert werden, wobei im 2004 erst ein sehr kleiner Teil<br />
sortiert werden konnte. Im Jahr 2005 werden die Aufsammlungen an neuen<br />
Standorten weitergeführt.<br />
D<br />
Die Pteromaliden gehören in die überaus artenreiche Gruppe von parasitischen<br />
Hymenopteren. Als solche sind sie von grosser Bedeutung für die Regulierung von anderen<br />
Arthropoden und spielen dementsprechend eine wichtige Rolle im Ökosystem. Gewisse Arten<br />
werden in der angewandten Entomologie zur Bekämpfung von Schädlingen eingesetzt. Trotz<br />
ihrer grossen Bedeutung gehören Pteromaliden zu den am schlechtesten untersuchten<br />
Insektengruppen der Schweiz. Das Ziel der Untersuchungen auf <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> ist eine möglichst<br />
vollständige Erfassung der Pteromaliden-Arten. Diese Artenliste ist zwangsläufig ein<br />
Langzeitprojekt, da Pteromaliden aufgrund ihres schlechten Bearbeitungsstandes sehr schwer<br />
zu bestimmen sind. Für viele Arten ist eine sichere Bestimmung oft nur durch ein<br />
Typenstudium zu bewerkstelligen.<br />
Aktivitäten 2000-2003<br />
In den Jahren 2000, 2002 und 2003 wurde auf <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> an folgenden Orten mit dem Kescher<br />
gesammelt (Fundorte sortiert nach Ort, Datum): Clavania, 1980 m, 770.160/154.460,<br />
2.6.2003 (Malaisefalle 1) – Crap Marsch, 1700 m, 767.9/155.2, 15.-16.8.2000, Trockenrasen<br />
mit Felsen – Cruschetta da Vanastg, E, 1830 m, 768.8/154.9, 3.6.2000, Wiese – Davos Crap,<br />
N, 1690 m, 768.2/155.0, 3.6.2000, Wiese – E Vauastg Davains, 1891 m, 769.320/154.900, 3.<br />
& 5.6.2003 Weide mit Bach – Lai da Tschoppa,<br />
1937 m, 769.210/154.300, 1.6.2003, Flachmoore<br />
in Waldlichtung – Lai da Tschoppa, SW, 1926 m,<br />
769.180/154.220, 1.6.2003, Waldlichtung – N<br />
Gôtet, 1878 m, 768.610/155.820, 4.6.2003,<br />
Waldlichtung – Pale Rodonda, N, 1863 m,<br />
768.570/155.480, 4.6.2003, Trockenrasen bei<br />
Flachmoor – Piz d’Umblei, W, 1928 m,<br />
769.230/155.300, 3.6.2003, Weide – Planchet,<br />
1991 m, 769.700/154.120, 1.6.2003, Weide –<br />
Planchet, S, 1951 m, 769.730/154.50, 2.6.2003,<br />
Feuchtwiese mit Orchideen – Plang la Baselgia,<br />
1650 m, 768.1/154.8, 3.6.2000, Wiese – Plang<br />
Abb.30: Hannes Baur im Einsatz am GEO-Tag der<br />
Artenvielfalt im Jahr 2000.<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 32 -
2g – Erzwespen H. Baur<br />
la Baselgia, W, 1600 m, 768.0/154.8, 3.6.2000, Wiese – Ruigna, 1990 m, 768.9/156.4,<br />
20.6.2002, Wiese – Pro Davos, S, 1975 m, 769.590/154.30, 1.6.2003, Weide – Pro Davos, S,<br />
1948 m, 769.540/154.70, 4.6.2003, Weide – Salategnas, 1975 m, 769.850/154.90, 2.6.2003,<br />
Hauswand – Salategnas, NE, 1975 m, 770.50/154.350, 4.9.2003, Bachufer, an Alnus virids –<br />
Salategnas, W, 1940 m, 769.4/154.1, 20.6.2002, Bächlein im Wald – Son Roc, 1960 m,<br />
769.6/154.7, 20.6.2002, 16.& 17.8.2000, Erica-Juniperus Heide – Son Roc, W, 1940 m,<br />
769.530/154.630, 3.6.2003, Weide mit Felsen und Fichten – Sur Plattas, 1790 m,<br />
768.4/155.2, 3.6.2000, Wiese – Tagacrest, N, 1720 m, 768.4/155.1, 17.8.2000, Trockenrasen,<br />
felsig – Tagalucas, W, 1930 m, 769.9/155.4, 15.8.2000, Trockenrasen, Feuchtwiese – Vauastg<br />
Dafora, SE, 1929 m, 769.343/154.982, 2.6.2003, Weide mit Felsen und Fichten (Malaisefalle<br />
2) – Vauastg Davains, 1903 m, 769.190/154.820, 4.6.2003, Weide mit Bach.<br />
An zwei Stellen (Clavenia und Vauastg Dafora, SE) wurden Malaisefallen aufgestellt, welche<br />
von Anfang Juni bis Mitte September in Betrieb waren und von Frau Victoria Spinas, <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>,<br />
wöchentlich geleert wurden.<br />
Das gesammelte Material befindet sich am Naturhistorischen Museum in Bern. Insgesamt<br />
dürften sich mehrere hundert Erzwespen darunter befinden. Diese befinden sich z. Zt. noch in<br />
Bearbeitung. Eine Artenliste kann vorläufig noch nicht gegeben werden, da wie Eingangs<br />
erwähnt, die Bestimmung in vielen Fällen nicht gesichert ist. Das Material fliesst aber in<br />
laufende Revisionen ein. In ein paar Jahren sollte es deshalb möglich sein, eine erste Liste der<br />
Pteromaliden auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> zusammenzustellen. Ferner muss das Material aus den<br />
Malaisefallen zuerst noch sortiert werden. Für diese Arbeiten sind Frau V. Spinas und Frau<br />
Yvonne Kranz, Naturhistorisches Museum Bern, vorgesehen. Bisher wurde erst das Material<br />
von einer Woche sortiert. Grundsätzlich werden die Proben aus den Malaisefallen für viele<br />
weitere Spezialisten, insbesondere Hymenopterologen und Dipterologen, von Interesse sein.<br />
Das Material wird allen Forschern zur Verfügung stehen.<br />
Nach einer Sammelpause im Jahr 2004 sind für 2005 weitere Exkursion geplant, wobei neue<br />
Stellen ausgewählt werden. Ev. werden auch weitere Aufsammlungen mit Malaisefallen an<br />
neuen Standorten durchgeführt werden.<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 33 -
2h – Heuschrecken L. Keist & B. Keist<br />
Orthopteren auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
Lotti und Bruno Keist<br />
Entomologischer Verein <strong>Alp</strong>stein, Sonneggstr. 28, 9642 Ebnat-Kappel<br />
Email: bruno.j.keist@hin.ch<br />
Der Entomologische Verein <strong>Alp</strong>stein führte 2002 – 2004 Untersuchungen über<br />
die Schmetterlingsfauna der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> durch. Einige der Exkursionen benutzten<br />
wir, um uns einen ersten Überblick über die Orthopterenfauna des Gebietes zu<br />
machen. Es resultieren einige fragmentarische, vorläufige Angaben, die im<br />
Folgenden kurz vorgestellt seien. Eine vollständigere und detailliertere<br />
Untersuchung wäre reizvoll, ob es dazu kommen wird, wissen wir noch nicht.<br />
E<br />
Exkursionen: Diese waren für Orthopteren etwas früh im Jahr angesetzt. Nur 5 Exkursionen<br />
lagen in günstiger Jahreszeit. Wir wanderten jeweils auf den Wegen und erfassten die<br />
beobachteten Tiere visuell, akustisch und mit einem Bat-Detecor. Lebensraumbeschriebe<br />
unterliessen wir im Hinblick auf die in Aussicht gestellte Vegetationskarte. Standort-Erfassung<br />
mit GPS Garmin E-Trex Summit. Grobe Häufigkeitsangaben. Nicht einbezogen sind Daten<br />
anderer Beobachter, lediglich die Feststellung von P. stridulus und B. frigida durch A. Coray<br />
ergänzt die Artenliste.<br />
Da wir die Wege während der Vegatationsperiode kaum verlassen wollten, konnten die<br />
Moorflächen nur sehr randlich beurteilt werden. Verwertbare Beobachtungen liegen somit nur<br />
aus einem kleinen Teil des Projektperimeters vor, weshalb sich eine Auswertung ins Detail<br />
nicht lohnt.<br />
Insgesamt wurden 19 Arten festgestellt. Dabei können folgende Hauptlebensräume<br />
unterschieden werden:<br />
- Heuwiesen und <strong>Alp</strong>weiden mit dem zu erwartenden Artenspektrum<br />
- Moore mit ihrer wichtigsten Art, Stethophyma grossum, welche gute Bestände bildet und<br />
auch in kleinen Hangmooren zu finden ist.<br />
- Die südexponierte trockene felsige Flanke nördlich von Sur in welche einige<br />
wärmeliebendere Arten beherbergt, die nur hier gefunden wurden: Tettigonia viridissima,<br />
Pholidoptera aptera und griseoaptera, Oedipoda germanica.<br />
- <strong>Alp</strong>ine Rasen und Schuttflächen, von uns nicht besucht, beherbergen Bohemanella frigida.<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 34 -
2h – Heuschrecken L. Keist & B. Keist<br />
Datum Zeit Wetter Weg allg<br />
15.06.02 18 h sehr schön, beinahe wolkenlos,<br />
heissester Tag seit 1947<br />
im Gefolge einer ganzen<br />
Reihe hochsommerlicher<br />
Tage, bis 33° im Mittelland,<br />
in der Höhe angenehm.<br />
Abends ziehen etwas<br />
Gewitterwolken auf, gegen<br />
23:30 Gewitter, nachts<br />
mässig Regen, sonntags<br />
16.06.02 09.30 -<br />
14.45 h<br />
wieder schön, lokale Winde.<br />
heissester Tag seit 1947,<br />
hier oben um 24°, sonnig,<br />
gelegentlich einige<br />
Wolkenfelder. lokaler Wind.<br />
06.07.02 18 - 19h bedeckt, regnerisch, um 8°,<br />
mässiger W-Wind<br />
07.07.02 08 -<br />
18.30 h<br />
18.08.02 09 -<br />
17.20 h<br />
am Morgen noch<br />
Nebelschwaden, die bald<br />
sich auflösen, dann meist<br />
sonnig, warm um 20°, wenig<br />
Wind.<br />
sehr schön, nachts 6°, tags<br />
warm bis wohl 23°,<br />
wolkenlos, am Nachmittag<br />
einige Quellwolken.<br />
31.05.03 16 – 19 h wolkenlos, sehr warm um<br />
25° wechselnd intensiver S-<br />
Wind<br />
01.06.03 09 – 18 h wolkenlos, kleiner S-Wind,<br />
wechselt zeitweise auf NW,<br />
v.a. am Nachmittag. warm<br />
um 23°.<br />
26.07.03 15.30 –<br />
18.45 h<br />
27.07.03 10 –<br />
17.15 h<br />
leicht bewölkt bei S-Wind,<br />
schön warm.<br />
wechselnd bewölkt, im<br />
ganzen aber schön und<br />
warm, gegen Abend deckt es<br />
ein, etwa ab 13h zeitweise<br />
recht starker Wind, der das<br />
Beobachten erschwert.<br />
17'15h Regen<br />
Ankunft 16h<br />
Besprechung mit<br />
J.Müller -<br />
Spaziergang bei<br />
Parkplatz -<br />
Nachtessen auf<br />
Terrasse - abends<br />
Leuchten im Wald<br />
gegen Paleis<br />
zum Plan lung und<br />
zurück<br />
kurzer Halt Tgalucas,<br />
Son Roc - Tga d'Meir<br />
- Salategnas<br />
Salategnas - Sur -<br />
Crap Marsch - Paleis<br />
- Pale radonda - dem<br />
Bach entlang nach<br />
Sur<br />
alle Vögel notiert. Sehr<br />
reichhaltige verschiedene<br />
Biotope, oben auf dem flachen<br />
Plan lung herrschen noch<br />
Brauntöe vor mit weissen Tupfern<br />
der Pelzanemone, dem einsamen<br />
Singen der Pieper, dem kaum<br />
auffalleden knätschern der<br />
Schmätzer.<br />
Sehr reichhaltige Flora in voller<br />
Pracht, Heuwiesen voller<br />
Blumen, erst zum Teil bei Sur<br />
gemäht. Orthopteren noch<br />
weitgehend larval.<br />
Salategnas- Son Roc Ziel war vorerst die Blockkhalde<br />
- durch Heide Varsal - im N, aber wir fanden weder<br />
Tgalucas - Cuorts - Rötel noch Hühner. Für<br />
Loc - Tgeps - Clavo Bohemanella in der Höhe zu<br />
soura - Tgalucas - suchen reichte dann die Zeit nicht<br />
Son Roc<br />
mehr. Wunderbar war die<br />
blühende Callunaheide in grosser<br />
Ausdehnung. Im Abstieg Tgeps<br />
nur noch Sumpfschrecken<br />
<strong>Flix</strong> Tgalucas - Cuorts<br />
- Colms Lantsch und<br />
zurück<br />
vollständig gesucht und notiert.<br />
Wir widmen uns den Vögeln,<br />
alles notiert. Prächtige<br />
Blumenpracht und Duft des<br />
<strong>Alp</strong>enklees, Seidelbastes.<br />
Anhaltender Zug der Distelfalter<br />
Salategnas - Plattas - alle Vögel notiert, Distelfalter in<br />
Parkplatz Val Savriez dauerndem Zug, 15'-weise<br />
- über Weidewege notiert, ziehen S -> N unbeachtet<br />
am Hang zurück - Sur der Topographie, eindrücklich.<br />
. 09 - 18h<br />
Sur - Plang - la<br />
Baseglia - um Crap<br />
Marsch - Paleis -<br />
zurück.<br />
Salategnas - Son Roc<br />
mit Rundgang in den<br />
Riedwiesen südlich<br />
bis Hangkante -<br />
Cuorts - Ual da<br />
Barbla<br />
Exkursion v.a. zum Nachweis der<br />
Chorthippus in Paleis, daher<br />
unten rel. zügig hochgestiegen.<br />
Brutzeit der Vögel neigt sich dem<br />
Ende zu, Schwerpunkt<br />
Orthopteren<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 35 -
2i – Schmetterlinge A. Kopp & C. F. Keller<br />
I<br />
Erforschung der biologischen Vielfalt der Region <strong>Alp</strong><br />
<strong>Flix</strong> am Beispiel der Lepidoptera (Tag- und<br />
Nachtfalter)<br />
Andreas Kopp & Dr. Walther C. F. Keller<br />
Wilerstrasse 9, 8370 Sirnach; Pischastrasse 12, 7205 Zizers<br />
Email: koppandy@bluewin.ch; walther.keller@bluewin.ch<br />
Das Ziel dieser Studie ist die Beschreibung der biologischen Vielfalt der Tag- und<br />
Nachtfalter der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>. Während 54 Abenden wurde mit einer automatischen<br />
Lichtfalle und bei 8 Exkursionen mit persönlichen Tag- und Nachtfängen in den<br />
Jahren 2002 und 2003 der Artenbestand durch Beobachten, Registrieren und<br />
Sammeln von Belegexemplaren erfasst. Die Beobachtungs- und Sammelorte<br />
lagen zwischen 1780 – 2400 m. Bisher wiesen wir 56 Tagfalter-, 199<br />
Nachtgrossfalter- und 138 Kleinschmetterlings-Arten nach, total 393 Arten. Es<br />
wurden seltene Hochmoor- und hochalpine Arten festgestellt, die typisch für<br />
das Gebiet sind. Durch die weitere Erforschung der Tag- und Nachtfalterfauna<br />
dürfte noch ein beträchtlicher Artenzuwachs – insbesondere bei den allgemein<br />
vernachlässigten Kleinschmetterlingen – zu erwarten sein. Die Gesamtartenzahl<br />
kann auf weit über 500 Arten geschätzt werden. Eine Publikation der<br />
definitiven Auswertung der Daten, inklusive den Jahren 2004 und 2005 ist<br />
geplant.<br />
Im Jahre 2002 und 2003 wurden durch den Entomologischen Verein <strong>Alp</strong>stein (EVA) und ab<br />
2004 individuell Daten zur Artenvielfalt, Phänologie (jahreszeitliche und höhenmässige<br />
Verbreitung) sowie zur Häufigkeit der einzelnen Arten (insbesondere Lepidoptera =<br />
Schmetterlinge, z. T. auch Hemiptera = Wanzen, Syrphidae = Schwebfliegen und Coleoptera<br />
= Käfer) erhoben. Die Gesamtheit der Daten zur Erforschung der biologischen Vielfalt in<br />
räumlicher und zeitlicher Dimension (Biodiversität) dient zur Beschreibung des<br />
Untersuchungsgebietes und stellt eine Momentaufnahme dar. Sie erlauben einen Vergleich mit<br />
anderen Regionen und Veränderungen im Laufe der Zeit festzustellen (KELLER, 2000;<br />
REZBANYAI-RESER, 1999; ENTOMOLOGISCHER VEREIN ALPSTEIN ST.GALLEN, 1989;<br />
PICTET, 1942).<br />
Die Basis der Daten lieferte eine Lichtfalle (Quecksilberdampflampe,<br />
125 W) mit Fangtrichter (MÜLLER, 1990). Diese Falle fängt positiv<br />
phototaktische und volatile nachtaktive Insekten automatisch. Die<br />
Fanglampe wurde 2 – 3 Mal pro Woche bei günstiger Witterung, d. h.<br />
kein Regen vom Eindunklen bis zur Dämmerung betrieben.<br />
An 2 – 3-tägigen Exkursionen mit Tag- und Nachtfang (Leuchtturm<br />
mit superaktinischen Leuchtstoffröhren mit hohem UV-Anteil) wurde<br />
selektiv gesammelt und alle beobachteten Lepidoptera notiert. Die<br />
Exkursionen dienten insbesondere dazu, die tagaktiven Schmetterlinge<br />
zu erfassen und andere Lebensräume als den Fallenstandort zu<br />
untersuchen.<br />
Das Fangen von Belegexemplaren ist unumgänglich, da die meisten<br />
Arten im Feld nicht sicher bestimmt werden können. Bei<br />
verschiedenen Arten kann die Artdiagnose nur durch den Vergleich<br />
Abb.31: Leuchtturm mit<br />
superaktinischer<br />
Leuchtstoffröhre und<br />
Schwarzlichtröhre in Aktion.<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 36 -
2i – Schmetterlinge A. Kopp & C. F. Keller<br />
Abb.32: Brombeerzipfelfalter (Callophrys rubi): Dieser<br />
im Frühling häufige Falter schützt sich durch Tarnung<br />
(Mimese).<br />
aufwändige Genitalpräparation erfolgen<br />
(CRIBB, 1972). Die Entnahme von<br />
Belegexemplaren stellt für die Arten keine<br />
Gefährdung dar, da die meisten Schmetterlinge<br />
in den ersten paar Tagen ihres Lebens<br />
hunderte von Eiern legen, wovon jeweils im<br />
Durchschnitt in der Natur nur 2 Exemplare<br />
überleben. Das Sammeln von<br />
Belegexemplaren zu wissenschaftlichen<br />
Zwecken, z. B. zur Erweiterung der Kenntnisse<br />
der Lebensweise, der Biotopansprüche und der<br />
Verbreitung der Arten, lässt sich wohl ethisch<br />
vertreten, insbesondere mit dem Ziel,<br />
Schutzmassnahmen für die Arten und ihren<br />
Lebensraum zu treffen.<br />
Die Belegexemplare der Lichtfalle werden im Naturmuseum Chur deponiert. Sie dienen als<br />
Archiv für spätere Vergleiche und weiterführende Untersuchungen.<br />
Auswertung der Lepidoptera (Tagfalter, Nachtgrossfalter, Kleinschmetterlinge):<br />
I Fundorte<br />
Flurname müM Koordinaten Lebensraum<br />
nach Delarze<br />
Clavania 2000 770 200 / 154 500 1 Standort Lichtfalle<br />
Gioppas 1950 769 000 / 155 000 2 Tagfang Exkursion<br />
Funtangas da Son Roc 1940 769 300 / 154 900 2 Tagfang Exkursion<br />
Stavel 1780 768 700 / 155 150 3 Tagfang Exkursion<br />
Crap Neir 2000 770 500 / 154 500 1 + 4 Tagfang Exkursion<br />
Pale Redonda 1850 768 650 / 155 300 3 Nachtfang Exkursion<br />
Parc da Malpas Plang Lung 2400 771 300 / 154 400 4 Nachtfang Exkursion<br />
Charakterisierung des Lebensraumes nach Delarze:<br />
1 Grünerlengebüsche, feuchter Krautsaum höhere Lagen, am Rande einer Goldhaferwiese<br />
2 Trockene, subalpine Zwergstrauchheide und Lägergesellschaft<br />
3 Borstgraswiese und Heidelbeerfichtenwald<br />
4 Arktisch- alpine Zwergstrauchheide und hochalpine Region<br />
II Leuchtabende und Exkursionen<br />
2002 2003<br />
Leuchtabende 24 30<br />
Tag- und Nachtexkursionen 3 5<br />
Der Zeitraum der Untersuchungen erstreckte sich vom 14.6.2002 - 16.9.2002 und vom<br />
30.5.2003 – 20.9.2003.<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 37 -
2i – Schmetterlinge A. Kopp & C. F. Keller<br />
III Artenzahl<br />
Familie 2002 2003 Total %<br />
Tagfalter (Rhopalocera) 49 7 56 14.3<br />
Hesperidae (Dickkopffalter) 6 2 8<br />
Lycaenidae (Bläulinge) 15 0 15<br />
Nymphalidae (Edelfalter) 10 2 12<br />
Papilionidae (Ritterfalter) 3 0 3<br />
Pieridae (Weisslinge) 6 0 6<br />
Satyridae (Augenfalter) 9 3 12<br />
Nachtgrossfalter (Macro-Heterocera) 133 66 199 50.6<br />
Arctiidae (Bärenspinner) 4 6 10<br />
Geometridae (Spanner) 57 22 79<br />
Lasiocampidae (Glucken) 2 3 5<br />
Noctuidae (Eulenfalter) 58 31 89<br />
Notodontidae (Zahnspinner) 7 0 7<br />
Sphingidae (Schwärmer) 4 2 6<br />
Zygaenidae (Widderchen) 1 2 3<br />
Kleinschmetterlinge (Microlepidoptera) 92 46 138 35.1<br />
Adelidae (Langhornmotten) 2 0 2<br />
Choreutidae 1 0 1<br />
Coleophoridae (Sackträgermotten) 3 1 4<br />
Cosmopterigidae 1 0 1<br />
Crambidae (Rüsselzünsler) 20 4 24<br />
Depressariidae (Flachleibmotten) 3 2 5<br />
Elachistidae (Grasminiermotte) 3 0 3<br />
Eperminiidae 0 2 2<br />
Gelechidae (Palpenmotten) 12 6 18<br />
Glyphipterigidae (Rundstirnmotten) 1 0 1<br />
Gracillariidae ( Blattminiermotten) 1 0 1<br />
Hepialidae (Wurzelbohrer) 0 2 2<br />
Micropterigidae (Urmotten) 0 1 1<br />
Momphidae 1 0 1<br />
Oecophoridae (Faulholzmotten) 1 1 2<br />
Plutellidae (Schleiermotten) 3 1 4<br />
Psychidae (Sackträger) 1 0 1<br />
Pterophoridae (Federmotten) 5 2 7<br />
Pyralidae (Echte Zünsler) 4 4 8<br />
Scythrididae ( Ziermotten) 1 1 2<br />
Tortricidae (Wickler) 24 17 41<br />
Yponomeutidae ( Gespinnstmotten) 4 1 5<br />
Ypsolophidae 1 1 2<br />
Gesamt 274 119 393 100<br />
• Mit 393 Arten sind bereits dreimal so viele Arten wie<br />
im Jahre 2001 festgestellt (GONSETH, 2001; RESER,<br />
2001). Weitere 12 zusätzliche Arten waren schon im<br />
2001 von Rezbanyai-Reser festgestellt worden. Die<br />
gesamte Artenzahl beträgt somit 405.<br />
• 85% der Schmetterlingsfauna sind Nachtgrossfalter<br />
und Kleinschmetterlinge. Da die meisten nachtaktiven<br />
Schmetterlinge leicht mit Lichtfallen erbeutet werden<br />
können, eignen sie sich sehr gut für das Monitoring<br />
der Lepidopterenfauna.<br />
• Es wurden viele, interessante Hochmoorarten<br />
Abb.33: Der Baumweissling (Aporia<br />
crataegi): Ein seltener Gast auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>.<br />
festgestellt, z. B. Colias palaeno L. (Hochmoorgelbling), Vacciniina optilete Knoch (Violetter<br />
Silberfleck Bläuling), Rheumaptera subhastata Nolck. (Spanner), Macaria carbonaria Cl.<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 38 -
2i – Schmetterlinge A. Kopp & C. F. Keller<br />
(Spanner), Chionodes viduella F. (Palpenmotte), Pleurota bicostella Cl. (Faulholzmotte).<br />
Diese Arten sind ein Zeichen dafür, dass es sich beim Moorgebiet der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> um eine<br />
wertvolle Landschaft handelt, insbesondere da Hochmoore in der Schweiz selten und<br />
bedroht sind.<br />
• Es wurden viele neue Daten betreffend der Kleinschmetterlinge festgestellt. Die<br />
Kleinschmetterlinge sind eine allgemein vernachlässigte Gruppe, aber nicht weniger<br />
spezialisiert und daher ebenso abhängig von einer intakten Umwelt wie die<br />
Grossschmetterlinge. An interessanten Kleinschmetterlingen fanden sich: Chionodes<br />
tragicella Heyd. und Scrobipalpa chrysanthemella Hofm. (Palpenmotten), Aethes<br />
aurofasciana Mann (Wickler), Catoptria petrificella Hbn. (Rüsselzünsler).<br />
• Aufsammlungen dieses Umfanges wurden selten auf einer Höhe von 1780 – 2400 m<br />
gemacht. Die Beobachtungen stellen deshalb wichtige phänologische Informationen dar.<br />
Zu den hochalpinen Arten zählen unter anderem Elophos zelleraria Frr., Lycia alpina<br />
Sulzer und Lythria plumularia Frr. (Spanner), Xestia alpicola Z. (Eulen), Eriogaster<br />
arbusculae Frr. (Glucken), Gazoryctra ganna Hbn. (Wurzelbohrer).<br />
• Aus früheren Untersuchungen wissen wir, dass der jährliche Zuwachs neu festgestellter<br />
Arten exponentiell abflacht (Keller, 2000). So sind nach etwa 4 Jahren intensiver<br />
Sammeltätigkeit der Grossteil der tagaktiven Falter sowie der positiv phototaktischen<br />
volatilen Nachtfalter erfasst. Aus diesem Grund wurde ein neuer Fallenstandort in tieferer<br />
Lage oberhalb des Dorfes Sur für das Jahr 2004 und 2005 gewählt. Insbesondere bei den<br />
Kleinschmetterlingen (Microlepidoptera) werden Züchtungen zusätzliche Daten liefern.<br />
• Weitere Gruppen wie Wanzen, Schwebfliegen und Käfer, die ebenfalls aufgesammelt<br />
wurden, werden z. Zt. ausgewertet.<br />
Literatur<br />
Keller, W. et al. 2000. Neue Erkenntnisse über die Veränderungen der Tag- und<br />
Nachtfalterfauna (Lepidoptera) in der Region Rehetobel AR im 20. Jahrhundert. Ber. St.Gall.<br />
Natw. Ges. 89:155-206.<br />
Entomologischer Verein <strong>Alp</strong>stein St. Gallen (Hrsg.) 1989. Inventar der Tagfalterfauna<br />
(Lepidoptera) der Nordostschweiz und Veränderungen seit der Jahrhundertwende.<br />
Selbstverlag, St.Gallen.<br />
Pictet, A. 1942. Les macrolépidoptères du parc national suisse et des régions limitrophes.<br />
Résultats des recherches scientifiques enterprises au Parc National suisse.<br />
Müller, R., Grimm, K. 1990. Zur Kenntnis der Nachtschmetterlings-Fauna des Ruggeller Riets<br />
(Insecta: Lepidoptera). Ber. Bot.-Zol. Ges. Liechtenstein-Sargans-Werdenberg 18.<br />
Cribb, P. W. 1972. An Amateur’s Guide to the Study of Genitalia of Lepidoptera. Amateur<br />
Entomologist’s Society. Leaflet No 34.<br />
Gonseth, Y. 2001. Rhopalocères (Tagfalter) (Lepidoptera, Papilionidea), Rezbany-Reser, L.:<br />
Nachtfalter und Kleinschmetterlinge (Lepidoptera, Heterocea). Jber. Natf. Ges. Graubünden<br />
110:24-26.<br />
Rezbany-Reser, L. 1999. Zur Nacht-Grossfalterfauna vom Gotthardpass (2100 m). Ent. Ber.<br />
Luzern 42:1-73.<br />
Reser, L., Blöchlinger, H., Kopp, A. & Schäfer, E. 2001. Beiträge zur Lepidopterenfauna von<br />
<strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>, Gemeinde Sur. Ent. Ber. Luzern 46:151-160.<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 39 -
2i – Schmetterlinge A. Kopp & C. F. Keller<br />
Dank<br />
Wir danken<br />
- Frau Viktoria Spinas für die Betreuung der Falle und die sorgfältige Asservierung der<br />
Belegexemplare.<br />
- Der <strong>Stiftung</strong> „Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>“ für die zur Verfügungstellung des Forscherhauses<br />
- Den Kollegen Peter Bertschinger, Albin Bischof, Hermann Blöchlinger, Walter Dürr, Marco<br />
Fischer, Bruno Keist für Fangdaten und Beobachtungen<br />
- Frau Sibylle Keller für das Schreiben des Manuskriptes<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 40 -
2j – Spinnen H. Frick & C. Kropf<br />
Beitrag zur Kenntnis von epigäischen Spinnengesellschaften<br />
(Arachnida: Araneae) der Waldgrenze der Schweizer<br />
Zentralalpen auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> (GR, CH)<br />
M<br />
Holger Frick & Dr. Christian Kropf<br />
Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern, Bernastrasse 15, 3005 Bern<br />
Email: holger.frick@gmx.li; christian.kropf@nmbe.unibe.ch<br />
Unsere Untersuchung der epigäischen Spinnenfauna der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> war der<br />
Artenzusammensetzung und den Mikrohabitatspräferenzen von Spinnen der<br />
Waldgrenze im Bereich der einzeln stehenden Fichten der Übergangszone<br />
gewidmet. Wir konnten während 376 Fangtagen (15. 05. 2003 bis 25. 05.<br />
2004) mit insgesamt 36 Barberfallen über 6200 Spinnen fangen. Durch<br />
Anwendung weiterer Sammelmethoden wie Gesiebeproben, Stechproben,<br />
Kescherfängen und selektiven Handfängen wurden etwa 500 weitere<br />
Exemplare erbeutet. Wir konnten im Bereich von vier einzeln stehenden<br />
Fichten 72 Webspinnenarten nachweisen. Bei weiteren selektiven Handfängen<br />
verteilt auf das ganze Hochplateau kamen noch einmal 8 Arten mit<br />
unterschiedlichen Lebensraumpräferenzen dazu. Diese Arten verteilen sich auf<br />
10 Familien. Insgesamt konnten wir 50 Arten neu für die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> nachweisen<br />
(Stand GEO-Tag der Artenvielfalt 2000). Davon ist eine Art neu für die<br />
Schweiz und vier sind neu für den Kanton Graubünden.<br />
Mit unserer Arbeit konnten wir einen faunistischen Beitrag zur Verbreitung von einigen in der<br />
Schweiz selten gefundenen Spinnen mit Verbreitungsschwerpunkt in der subalpinen Zone<br />
leisten. Ebenfalls war es uns möglich, Tendenzen in der Artenabundanz und –<br />
Zusammensetzung innerhalb des Einflussbereiches einer Fichte festzustellen, was bisher noch<br />
nie untersucht worden war. Für eine ganze Reihe von Arten ergab sich eine hochsignifikante<br />
Korrelation zwischen dem relativen Abstand zum Stamm und der Aktivitätsdichte. Daraus<br />
ergaben sich weitere interessante Fragestellungen, die in Zukunft bearbeitet werden könnten.<br />
Vor allem interessiert die Frage, inwieweit die<br />
Übergangszone des Waldes das Artenspektrum<br />
alpiner Offenlandschaften einerseits und<br />
montaner Waldlebensräume andererseits<br />
abdecken kann. Dies könnte sich insbesondere<br />
für zukünftige Biotopmanagementmassnahmen<br />
als bedeutsam erweisen. Auch die Variabilität<br />
von Geschlechtsorganen ausgewählter<br />
Spinnenarten müsste im Interesse einwandfreier<br />
Bestimmungsschlüssel genauer analysiert<br />
werden. Ausserdem wäre eine Ausdehnung<br />
unserer Untersuchung auf einen Höhentransekt<br />
Abb.34: Einer der beprobten Standorte mit einzeln<br />
stehender Fichte.<br />
bis zu einem die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> überragenden Gipfel<br />
(z.B. den Piz D’Err) wünschenswert.<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 41 -
2k – Spinnen A. Bolzern<br />
Spinnen (Arachnida: Araneae) auf und unter<br />
subalpinen Fichten der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
Angelo Bolzern<br />
Universität Basel und Naturhistorisches Museum Basel<br />
Email: Angelo.Bolzern@stud.unibas.ch<br />
Auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> (Schweiz, GR, 1960 m ü.M.) wurde von Mai bis Oktober 2003<br />
die Spinnenfauna auf Picea abies und am Boden des Waldrandes erfasst. Auf<br />
den Bäumen wurden die Methoden Asteklektor und Klopfschirm auf zwei<br />
Höhen, „Restricted Canopy Fogging (RCF)“ und Handsammeln nur an den<br />
unteren Zweigen angewandt.<br />
Die erfasste Waldrandspinnenfauna beinhaltet einen Erstnachweis für die<br />
Schweiz, Maro lehtineni, und drei neue Spinnenarten für den Kanton<br />
Graubünden, Moebelia penicillata, Obscuriphantes obscurus und Agroeca<br />
proxima. Mit den erhobenen Daten und der Hilfe eines Richness-Estimater’s<br />
wurde versucht, die Qualitäten der verschiedenen Methoden hervorzuheben.<br />
Die Verteilung der Spinnenarten zeigt zwischen den zwei beprobten Höhen<br />
sowohl bei den Eklektoren, als auch beim Klopfschirm Unterschiede in der<br />
Artenidentität und der Dominanzidentität. Die Einnischung einzelner Arten zeigt<br />
im Vergleich mit verschiedenen Ökotypensystemen Unterschiede auf, die auf<br />
die ungenügenden Kenntnisse der arboricolen Spinnenfauna zurückzuführen<br />
sind. Die Resultate dieser Arbeit zeigen deutlich, dass Asteklektoren und die<br />
CO 2-Begasungsmethode gemeinsam die besten standardisierbaren Techniken<br />
für die Erfassung der Fauna auf den Fichten sind. Das RCF scheint zudem die<br />
repräsentativste quantitative Methode zu sein, die bei nicht destruktiven<br />
Untersuchungen zur Erfassung der Arthropodenfauna angewandt werden kann.<br />
I<br />
Im Rahmen meiner Diplomarbeit habe ich von Mai bis Oktober 2003 die Spinnenfauna auf<br />
den Fichten (Picea abies, L.) und am Boden des Waldrandes erfasst. Das Ziel dieser Arbeit war<br />
in erster Linie die Qualität verschiedener angewandten Methoden aufzuzeigen und zu<br />
vergleichen. Die grundlegende Information für einen solchen Methodenvergleich sind natürlich<br />
faunistische Daten, die Basis der Biodiversität. Dies entspricht in meiner Arbeit den<br />
unterschiedlichen Artenzahlen und Häufigkeiten von Spinnen (Araneae), die mit den<br />
verschiedenen Methoden nachgewiesen werden konnten. Zusätzlich konnten diese Ergebnisse<br />
als Grundlage für eine ökologische Auswertung (Einnischung in Mikrohabitaten und teilweise<br />
Ökotypisierung der Spinnenarten), weiter verwendet werden.<br />
Auf den Fichten wurden die Methoden Asteklektor (Abb. 1) und Klopfschirm auf zwei Höhen,<br />
„Restricted Canopy Fogging (RCF)“ (Abb. 2) und Handsammeln nur an den unteren Zweigen<br />
angewandt. Um einen Eindruck vom Unterschied zwischen Baum- und Bodenspinnenfauna zu<br />
bekommen, wurde die Spinnenartengemeinschaft auf Fichten mit der in Becher- und<br />
Trichterfallen gefangenen Bodenspinnenarten verglichen.<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 42 -
2k – Spinnen A. Bolzern<br />
a) b)<br />
Abb.35: Schematische Darstellung (a) und Fotografie (b) eines am Baum montierten Asteklektors.<br />
a) b)<br />
Abb.36: Restricted Canopy Fogging (RCF). Ein Fichtenzweig wurde vorsichtig in einen Plastiksack (ca. 440 l) gepackt<br />
(a). Danach wurde dieser mit CO2 gefüllt, wodurch die darin befindlichen Insekten und Spinnen „bewusstlos“ wurden und<br />
nach ca. 20 min auf einem weissen Papier aussortiert werden konnten (b).<br />
Die Individuenzahl der Spinnen machte auf den Fichten nur gerade 7% aller gefangenen Tiere<br />
aus (Abb. 3). Die häufigsten Arthropoden auf den Fichtenzweigen gehören unumstritten zur<br />
Ordnung der Hemiptera, also Blattläuse, Blattflöhe und Wanzen. Danach waren die<br />
Hymenopteren, die Hautflügler, mit Arten aus den Familien der Ameisen und Wespen am<br />
stärksten vertreten (Abb. 3).<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 43 -
2k – Spinnen A. Bolzern<br />
Acari<br />
9%<br />
Diptera<br />
10%<br />
Collembola<br />
18%<br />
Andere<br />
1%<br />
Araneae<br />
7%<br />
Coleoptera<br />
1% Opiliones<br />
1%<br />
Hemiptera<br />
30%<br />
Hymenoptera<br />
23%<br />
Abb.37: Durchschnittliche prozentuale Verteilung der Individuenzahlen pro Fangereignis auf die Arthropoden Ordnungen<br />
(Ordnungen mit prozentualem Anteil >0.5 %) von Tieren auf Fichten (Picea abies L.) der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> (Verwendete Methoden:<br />
Asteklektoren, Klopfschirm und RCF).<br />
Von den auf den Fichten gefangenen Spinnen, konnten die ausgewachsenen Tiere zu 22 Arten<br />
zugeordnet werden. Auf dem Boden waren es 40 Spinnenarten. Zusammen wurden auf der<br />
<strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> am Waldrand insgesamt 56 Spinnenarten nachgewiesen. Nur gerade sechs Arten<br />
waren sowohl auf den Bäumen wie auch am Boden nachweisbar. Im Vergleich mit der<br />
Artenliste, die am 2. „GEO-Tag der Artenvielfalt“ am 3. Juni 2000 während 24 Stunden<br />
zusammengetragen wurde (Beilage zu GEO Nr. 9/2000), wurden durch meine Diplomarbeit<br />
34 Arten neu auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> nachgewiesen. Die erfasste Waldrandspinnenfauna beinhaltet<br />
sogar einen Erstnachweis für die Schweiz, Maro lehtineni, und drei neue Arten für den Kanton<br />
Graubünden, Moebelia penicillata, Obscuriphantes obscurus und Agroeca proxima.<br />
Die Artenzusammensetzung und die unterschiedlichen Häufigkeiten dieser Spinnenarten<br />
zeigen zwischen den zwei beprobten Höhen sowohl bei den Eklektoren, als auch beim<br />
Klopfschirm Unterschiede in der Artenidentität oder der Dominanzidentität. Die Einnischung<br />
einzelner Arten weist im Vergleich mit verschiedenen Ökotypensystemen Unterschiede auf, die<br />
auf ungenügende Kenntnisse der arboricolen Spinnenfauna zurückzuführen sind.<br />
Die Resultate dieser Arbeit zeigen deutlich, dass Asteklektoren und die CO 2-<br />
Begasungsmethode (Restricted Canopy Foging, RCF) gemeinsam die besten<br />
standardisierbaren Techniken für die Erfassung der Fauna auf den Fichten sind. Eine Methode<br />
allein ist für eine repräsentative faunistische Aufnahme nicht ausreichend. Dies zeigte sich<br />
dadurch, dass verschiedene Methoden exklusiv Arten nachweisen konnten, die mit keiner<br />
anderen Methode erfasst wurden (Abb. 4). Ebenso zeigte sich bei mehreren Methoden, dass<br />
eine Besammlung während eines einzigen Sommers nicht ausreicht, um ein befriedigend<br />
repräsentatives Ergebnis zu erhalten. Das RCF scheint zudem die repräsentativste quantitative<br />
Methode zu sein, die bei nicht destruktiven Untersuchungen zur Erfassung der<br />
Arthropodenfauna angewandt werden kann.<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 44 -
2k – Spinnen A. Bolzern<br />
Methode<br />
Boden<br />
HSB<br />
BF<br />
RCF<br />
AEK<br />
0<br />
0<br />
1<br />
1<br />
1<br />
5<br />
6<br />
8<br />
9<br />
10<br />
14<br />
16<br />
21<br />
10<br />
34<br />
6<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45<br />
Arten (Araneae)<br />
23<br />
6<br />
exklusiv<br />
Abb.38: Exklusivität der verschiedenen Methoden in Bezug auf die nachgewiesenen Spinnenarten auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>.<br />
Methodenbezeichnung: Handsammeln am Boden (HSB); Trichterfalle (TF); Becherfalle (BF); Handsammeln an der<br />
Fichte (HSP); Restricted Canopy Fogging (RCF); Klopfschirm (KS); Asteklektor (AEK).<br />
Die Durchführung dieser Diplomarbeit wurde durch das Naturhistorische Museum Basel, die<br />
Universität Basel (Institut für Natur-, Landschafts- und Umweltschutz) und der <strong>Stiftung</strong><br />
„Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>“ unterstützt.<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 45 -<br />
Rest
2l – Vögel C. Meier-Zwicky<br />
I<br />
Vögel auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
Dr. med. Christoph Meier-Zwicky<br />
Ornithologische Arbeitsgruppe Graubünden (OAG)<br />
Email: meier-zwicky.malans@bluewin.ch<br />
Nachdem am Tag der Artenvielfalt im Jahr 2000 die Zahl der beobachteten<br />
Vögel bei 69 lag, wurde diese Artenliste in den letzten Jahren laufend ergänzt<br />
und liegt heute bei 86 Arten. Bei wiederholten Begehungen der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
konnten immer wieder neue Arten entdeckt werden. Zusätzliche Aktionen<br />
lieferten Erkenntnisse zu spezifischen Fragestellungen (Aufnahme der Brutpaare<br />
von Braunkehlchen und Feldlerche, Beringungsaktion für Zugvögel).<br />
Im Auftrag der OAG schritten Lina Minder und Silvana Signorell in den Jahren 2002 bis 2004<br />
das Gebiet der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> ab und notierten dabei sämtliche Brutvögel, welche gesichtet oder<br />
gehört wurden. Vom Dorf Sur aus führte die Begehung jeweils zu den Seen hinauf und dann<br />
kreuz und quer durch die <strong>Alp</strong>. Bei jeder Begehung wurde das gesamte Gebiet der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
abgeschritten, jedoch immer ein wenig auf anderen Wegen. Ungefähr fünf Mal pro Jahr wurde<br />
die Begehung wiederholt. Im Jahr 2002 konnten so 64 Arten protokolliert werden, im Jahr<br />
2003 waren es 69 Arten. Ergänzt wurden diese Beobachtungen durch die sporadischen<br />
Beobachtungen anderer OAG-Mitglieder.<br />
Zusätzlich zur Liste der beobachteten Brutvögel wurde im Jahr 2004 eine spezifische<br />
Untersuchung durchgeführt: Sämtliche Brutpaare der Braunkehlchen, Baumpieper und<br />
Feldlerchen wurden kartiert. Diese Vogelarten sind von besonderer Bedeutung in<br />
Zusammenhang mit landwirtschaftlichen Bearbeitungsmassnahmen. Im Schweizer Mittelland<br />
sind diese Arten wegen einer intensiven Landwirtschaft praktisch ausgestorben. Ihre<br />
Verbreitung soll Auskunft über den Zustand der landwirtschaftlichen Flächen auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
geben.<br />
Vom 27.-29. August 2004 führte die OAG auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> eine Fang- und Beringungsaktion<br />
durch mit folgenden Zielen/ Fragestellungen:<br />
1. Kleiner Einblick in den frühen Zug der insektenfressenden Langstreckenzieher im Rahmen<br />
des OAG-Projektes „Zugwege in Graubünden“ gewinnen.<br />
2. Bedeutung der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> als Rastplatz auf dem direkten Flug in den Süden abschätzen.<br />
3. Informationen sammeln über die Bedeutung der verschiedenen Lebensraumtypen.<br />
4. Piloteinsatz von Klangattrappen.<br />
5. Erweitern der Artenliste der Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> um Arten, die mit Sichtbeobachtungen<br />
nicht genau bestimmt werden können.<br />
6. Testaktion im Hinblick auf eine länger dauernde Beobachtungs- und Fangaktion auf der<br />
<strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>.<br />
Rund 180 m Japannetze wurden in 6 verschiedenen Bahnen aufgestellt, wobei die<br />
Lebensraumtypen Legföhrenwald mit Moorresten, Fichtenwald, Weide, Grünerlengebüsch<br />
abgedeckt werden konnten. Die Netze waren am 28.8. von 6.30 Uhr bis 19.00 Uhr und am<br />
29.8. von 6.30 Uhr bis 14.00 Uhr geöffnet. Klangattrappen waren an beiden Tagen ab 5.00<br />
Uhr in Betrieb. Neben der Beringungsequipe wurden die Ornithologen der OAG in mehreren<br />
mobilen und einer stationären Beobachtungsgruppe eingesetzt. Ihre Aufgabe war es, alle<br />
beobachteten Arten zu notieren.<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 46 -
2l – Vögel C. Meier-Zwicky<br />
Abb.39: Christoph Meier-Zwicky und Hans<br />
Janutin beim Aufstellen der Vogelnetzte.<br />
Insgesamt wurden 78 Vögel aus 17 verschiedenen<br />
Arten gefangen. An beiden Tagen wurden die meisten<br />
Fänglinge in den frühen Morgenstunden bis ca. 11.00<br />
Uhr verzeichnet. Später waren die Netze bei<br />
strahlendem Sonnenlicht und aufkommendem Wind<br />
für die Vögel zu gut sichtbar. Die verschiedenen<br />
Netzstellungen unterschieden sich deutlich in der<br />
Anzahl der gefangenen Vögel. Die besten<br />
Fangergebnisse lieferten die Netze in den<br />
Grünerlenbeständen westlich von Salategnas. Der<br />
Einsatz von Klangattrappen in den frühen<br />
Morgenstunden scheint die Fangergebnisse verbessert<br />
zu haben. Weitere Versuche müssen diesen Eindruck<br />
bestätigen. Viele der gefangenen und beobachteten Vögeln können sowohl einer lokalen<br />
Brutpopulation angehören, als auch auf dem Zug hier rastend angetroffen worden sein, z.B.<br />
Heckenbraunelle, Baumpieper, Klappergrasmücke, Zilpzalp, Braunkehlchen, Mauersegler.<br />
Eindeutig Zugvögel sind Wespenbussard, Pirol, Fitis, Trauerschnäpper und evtl. Neuntöter.<br />
Abb.40-42: Vor Ort wurden die Vögel beringt, vermessen und wieder frei gelassen.<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 47 -
2m – Säugetiere T. Briner & J. P. Müller<br />
Die Kleinsäuger auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
Dr. Thomas Briner & Dr. Jürg Paul Müller<br />
Bündner Naturmuseum, Masanserstrasse 31, CH-7000 Chur<br />
Email: thomas.briner@bnm.gr.ch; juerg.paul.mueller@bnm.gr.ch<br />
Nachdem am Tag der Artenvielfalt im Jahr 2000 nur gerade 7 Kleinsäugerarten<br />
(Clethrionomys glareolus, Sciurus vulgaris, Marmota marmota, Apodemus sp.,<br />
Sorex araneus, Talpa europaea, und Eliomys quercinus) nachgewiesen werden<br />
konnten, wurde die Artenliste in den letzten Jahren durch gezielte<br />
Fangaktionen und Zufallsbeobachtungen auf 14 Arten erhöht.<br />
I<br />
In den Jahren 2003 und 2004 wurde die gesamte Fläche der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> systematisch mit<br />
Lebend-Mausefallen des Typs „Longworth“ befangen. 9 Fangaktionen wurden durchgeführt,<br />
wobei jeweils 120 Fallen in Reihen à 10 Stück ausgelegt und für 2 Nächte offen gelassen<br />
wurden. Dies entspricht einem Aufwand von ca. 2180 Fallennächten. Die Fallenstandorte<br />
wurden so ausgewählt, dass einerseits das Gebiet der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> möglichst vollständig abgedeckt<br />
wurde, und dass andererseits möglichst viele verschiedene Habitattypen und Strukturen<br />
befangen wurden. Insgesamt konnten so 121 Tiere gefangen werden, wovon 15<br />
wahrscheinliche Wiederfänge waren.<br />
Nebst der Ergänzung der Artenliste konnten folgende Erkenntnisse gewonnen werden:<br />
- Über 90% der Tiere wurden während der Nacht gefangen.<br />
- Es gibt klare Grasland-Arten (Microtus arvalis, Pitymys subterraneus, Sorex minutus)<br />
und klare Wald-Arten (Apodemus alpicola).<br />
- Andere Arten zeigen ein breiteres Vorkommen, so wurde Sorex araneus, welche häufig<br />
im Grasland gefangen wurde doch zu rund 15% im Wald gefangen, und Clethrionomys<br />
glareolus welche häufig im Wald gefangen wird konnte zu rund 30% in Grasland und in<br />
krautiger Vegetation gefangen werden. Apodemus sylvaticus wurde zu gleichen Anteilen<br />
im Wald, im Grasland und in krautiger Vegetation gefangen.<br />
- Einzelne Arten zeigen deutliche Bindungen an verschiedene Strukturen (Neomys<br />
fodiens – Bäche, Chionomys nivalis – Felsen).<br />
Abb.43+44: Entlang solcher Felsbänder (links) kommt die Schneemaus Chionomys nivalis (rechts) häufig vor.<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 48 -
2m – Säugetiere T. Briner & J. P. Müller<br />
- Die Anzahl Fänge in den Grobhabitaten Wald, Grasland und krautiger Vegetation sind<br />
proportional zur Anzahl gestellter Fallen in diesen Habitaten (1.08-1.24<br />
Tiere/Fallenreihe). Die Anzahl Wiederfänge ist ebenfalls proportional verteilt zum<br />
Artenspektrum, zu den Habitaten und zu den Strukturen.<br />
- Ein überdurchschnittlicher Fangerfolg konnte entlang von<br />
Strukturen wie Bächen oder Steinmauern erzielt werden<br />
(1.5 bzw. 1.88 Tiere/Fallenreihe). Diese Strukturen<br />
scheinen wichtige Leitlinien für die Tiere im Gelände zu<br />
sein.<br />
- Die Höhenverteilung der Tiere hängt stark mit der<br />
Verteilung der Habitate im Gelände zusammen. Es lässt<br />
sich jedoch aufgrund der gesammelten Daten vermuten,<br />
dass Eliomys quercinus vorwiegend in tieferen Lagen<br />
vorkommt. Neomys fodiens scheint an den ganz hoch<br />
gelegenen Bachabschnitten nicht vorzukommen (Gefälle?<br />
Nahrungsgrundlage?).<br />
- Ein generell breites Spektrum an Höhenlagen wie auch an<br />
Habitaten zeigt die Kleinwühlmaus Pitymys subterraneus.<br />
Abb.45: Viele Tiere bewegen sich<br />
im Gelände entlang von<br />
natürlichen Leitlinien wie z.B<br />
Bächen.<br />
- In Bezug auf Konkurrenzverhalten stellt sich eine<br />
interessante Frage bezüglich der beiden Waldmäusen Apodemus sylvaticus und<br />
Apodemus alpicola. Es scheint, dass A. sylvaticus generell ein eher breiteres Spektrum<br />
an Lebensräumen zeigt und eher in höheren Lagen vorkommt, während A. alpicola<br />
eher die Waldgebiete der mittleren Höhe besiedelt. Im Talboden kommen<br />
wahrscheinlich beide Arten vor. Die Anzahl gefangener Tiere ist jedoch zu klein um<br />
statistisch relevante Aussagen zu machen.<br />
In Ergänzung zu den Fallenfängen konnten einige Mäuse bestimmt werden, welche von Katzen<br />
getötet oder im Winter in den Gebäude gefangen wurden. Diese Zufallsbeobachtungen<br />
bestätigten einerseits das Vorkommen der seltener gefangenen Pitymys subterraneus und<br />
Sorex minutus, andererseits lieferten sie den Nachweis für das Vorkommen einer weiteren Art,<br />
welche bisher noch bei keiner Fangaktion gefangen wurde (Sorex alpinus).<br />
In den folgenden Jahren werden nach Möglichkeit weitere Gebiete auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> befangen<br />
um die Artenliste weiter zu ergänzen und mehr Daten für eventuelle statistische Auswertungen<br />
zu sammeln. Es soll aber vermehrt auch das Augenmerk auf einzelne konkrete Fragestellungen<br />
gerichtet werden. So interessiert zum Beispiel die Ökologie der Wasserspitzmaus, der Vergleich<br />
der nahe verwandten Apodemus-Arten sowie Jahreszeitliche Wanderungen der einzelnen<br />
Arten.<br />
Weitere Mitarbeiter:<br />
Als Helfer bei den Fangaktionen und Lieferanten von weiteren Objekten waren folgende<br />
Personen beteiligt (in alphabetischer Reihenfolge): Natalie Bossi, Regula Bütikofer, Seraina<br />
Campell, Corina Geiger, Pius Hauenstein, Corinna Michael, Lina Minder, Natalina Signorell,<br />
Silvana Signorell, Victoria Spinas, Ursina von Planta, Jean-Marie Zogg.<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 49 -
2n – Gesamtdatenbank E. Stöckli<br />
Die Gesamtdatenbank<br />
Edi Stöckli<br />
Naturhistorisches Museum Basel, Augustinergasse 2, CH-4001 Basel<br />
Email: eduard.stoeckli@bs.ch<br />
Bei der grossen Fülle an Daten, welche im Laufe der letzten Jahre gesammelt<br />
wurden gilt es den Überblick zu wahren. Ein wichtiges Instrument dazu ist die<br />
Gesamtdatenbank, welche am Naturhistorischen Museum in Basel geführt wird.<br />
D<br />
Detailliert werden die Beobachtungen und Funde sämtlicher Projektmitarbeiter in einer<br />
Gesamtdatenbank gesammelt. Verwaltet wird die Datenbank mit der Software BioOffice.<br />
BioOffice ist eine Software für Biologen zur Erfassung, Auswertung, kartographischen<br />
Darstellung und räumlichen Analyse von biologischen Sammlungen und Verbreitungsdaten.<br />
Dabei eignet sich die Software besonders zur Erfassung der kompletten Systematikinformation<br />
von der Subspecies bis zum Reich und zur Erfassung von Fundortskoordinaten als Punkte-,<br />
Linien- oder Flächen-Objekte. Attribute und Eigenschaften der Taxa können frei erweitert<br />
werden und eine Abfrage nach beliebigen Attributkobinationen ist möglich. BioOffice umfasst<br />
auch Standard-GIS-Tools zur Projektion der Fundorte auf einer Karte (als Bsp. Fundstellen<br />
von Omocestus viridulus, Bunter Grashüpfer (Acrididae, Caelifera), Daten von Coray,A. und<br />
Keist,L.& B; Abb. 46).<br />
Betreut wird die Gesamtdatenbank des Projektes „Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>“ von Edi Stöckli,<br />
Chilopodenspezialist und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Naturhistorischen Museum in<br />
Basel.<br />
Damit die Datenbank immer auf dem neusten Stand ist, ist es wichtig, dass sämtliche<br />
Projektteilnehmer laufend ihre Auswertungen an den Datenbankverwalter weiterleiten (am<br />
geeignetsten in elektronischer Form, z.B. als Excell/Accessdateien). Um eine möglichst<br />
einheitliche Datenstruktur zu erhalten, sind Vorlagedateien/Felderlisten bei obiger Adresse<br />
erhältlich. Beim aktuellen Stand umfasst die Datenbank über 4500 einzelne Datenpunkte von<br />
2400 Taxa. Rund hundert Personen haben dabei Daten geliefert.<br />
Die Software für professionelles Management von biologischen Daten<br />
BioOffice ist die professionelle Softwarelösung zum Erfassen, Auswerten und Präsentieren von<br />
biologischen Verbreitungsdaten und Sammlungen. Das umfangreiche Softwareprodukt eignet sich<br />
zum Aufbau von Biodiversitätsarchiven, für den Einsatz in biologischen Projekten wie Floren- und<br />
Faunenkartierung, Monitoring, Biotopkartierung sowie zur Verwaltung von biologischen<br />
Sammlungen.<br />
office@biogis.at<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 50 -
2n – Gesamtdatenbank E. Stöckli<br />
Abb. 46.: Bisher gemeldete Fundstellen von Omocestus viridulus, Bunter Grashüpfer (Acrididae, Caelifera). (Daten von<br />
Coray,A. und Keist,L.& B)<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 51 -
2o – Positionsmessung T. Briner & J. P. Müller<br />
Benutzerfreundliche Datenerfassung für ökologische<br />
Untersuchungen<br />
Dr. Thomas Briner & Dr. Jürg Paul Müller<br />
Bündner Naturmuseum, Masanserstrasse 31, CH-7000 Chur<br />
Email: thomas.briner@bnm.gr.ch; juerg.paul.mueller@bnm.gr.ch<br />
Ein zentrales Problem, vor das die meisten Freilandbiologen immer wieder<br />
gestellt werden, ist die genaue und effiziente Positionsbestimmung<br />
(Koordinaten) von beobachteten Tieren oder Pflanzen. Von Hand in eine Karte<br />
eingezeichnete Punkte können bei einförmigen Geländen ohne markante<br />
Punkte (Wiesen, Wälder) oft stark von der effektiven Position abweichen.<br />
I - möglichst genaue Positionsmessung<br />
In einem gemeinsamen Projekt des Bündner Naturmuseums, der Hochschule für Technik und<br />
Wirtschaft und Hauenstein Geoinformatik wurden die Möglichkeiten einer satellitengestützten<br />
Positionsmessung evaluiert, wobei das US-System GPS in Betracht gezogen wurde. Folgende<br />
Ansprüche wurden an die getesteten Geräte gestellt:<br />
- einfache Bedienung und kurze Messzeit<br />
- Feldtauglichkeit bezüglich Grösse/ Gewicht und Wetterfestigkeit<br />
- Einfacher Datentransfer von GPS-Gerät auf PC oder Laptop<br />
Abb.47: Pius Hauenstein<br />
beim Vermessen eines<br />
Fallenstandortes.<br />
In einer ersten Phase wurden zwei Geräte aus der Preisklasse unter<br />
1000.- Franken getestet. Die Genauigkeit der Geräte kann sehr<br />
stark variieren. Um grössere Fehler zu vermeiden ist die Verifikation<br />
der gemessenen Punkte auf einer Karte notwendig. Der ganze<br />
Messvorgang inklusive Eingabe der Daten dauert mehrere Minuten<br />
was relativ lange ist. Zusätzliche Informationen wie Art, Gewicht,<br />
Fundumstände eines gefangenen Tieres können nicht eingegeben/<br />
gespeichert werden. Dies bedeutet, dass Notizmaterial weiterhin<br />
unerlässlich ist.<br />
In einer zweiten Phase wurde wiederum auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> ein<br />
Profigerät eingesetzt. Dieses Gerät bietet die Möglichkeit, auf einem<br />
Farbdisplay eine Karte als Hintergrundbild anzuzeigen. Windows CE<br />
als Betriebssystem erlaubt zum Beispiel den Gebrauch von ArcPad<br />
als Software.<br />
Bei einer sehr kurzen Messzeit (unter 10sec pro Koordinate) erreicht dieses Gerät auch eine<br />
viel höhere Genauigkeit. Über eine Touchscreen Tastatur können beliebig viele<br />
Zusatzinformationen zu jeder Messung eingegeben werden. Auch das Anfertigen von<br />
Individuellen Eingabemasken ist möglich. Der Datentransfer vom GPS-Gerät auf den PC ist<br />
sehr schnell und bedienerfreundlich.<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 52 -
2o – Positionsmessung T. Briner & J. P. Müller<br />
Generell konnten wir aus unseren Untersuchungen folgende Schlüsse ziehen:<br />
- GPS-Messungen sind stark abhängig von der Satellitenkonstellation, welche sich im<br />
Tagesverlauf ständig ändert. Bei der Planung von Messungen sollte diesem Aspekt<br />
Rechnung getragen werden.<br />
- Die billigeren standard GPS-Geräte liefern keine verlässlichen Messungen, eine Verifikation<br />
der Punkte auf einer Karte ist in jedem Fall nötig.<br />
- Es gibt Geräte, welche die Anforderungen eines Feldbiologen<br />
erfüllen (eingebaute Karte, einfache, schnelle, genaue<br />
Messung), jedoch sind diese sehr teuer.<br />
- Es sollten Möglichkeiten gesucht werden, zur gemeinsamen<br />
Nutzung/ Anschaffung von hochklassigen Geräten, was<br />
einerseits die Genauigkeit der Untersuchungen stark verbessern<br />
würde, andererseits eine Vereinheitlichung der Messmethoden<br />
erlauben würde, wodurch Felduntersuchungen generell besser<br />
vergleichbar würden.<br />
Eine detaillierte Fassung zu den Resultaten unserer Untersuchung<br />
mit einem Ausführlichen Methodenteil über das Prinzip von GPS<br />
und möglichen Postprocessing-Methoden zur Erhöhung der<br />
Ortungsgenauigkeit sowie weiteren Angaben zu den getesteten<br />
Geräten ist noch in Bearbeitung.<br />
Weitere Mitarbeiter:<br />
Prof. Jean-Marie Zogg, Hochschule für Technik und Wirtschaft, CH-7000 Chur<br />
Dr. Pius Hauenstein, Geoinformatik & Natur, CH-7015 Tamins<br />
Abb.48: Bei hochklassigen GPS-<br />
Geräten können Informationen<br />
direkt im Feld eingegeben werden.<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 53 -
2p – Öffentlichkeitsarbeit T. Briner & J. P. Müller<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
N<br />
Nebst der Erforschung der Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> war es immer ein grosses Anliegen der<br />
<strong>Stiftung</strong> „Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>“ die Bevölkerung mit einzubeziehen und zu informieren. An<br />
verschiedenen Informationsveranstaltungen, Öffentlichen Anlässen und Führungen hatten<br />
interessierte Personen die Gelegenheit sich über den Verlauf der Forschungsprojekte zu<br />
informieren. Zu speziellen Anlässen erhielten auch geschlossene Gruppen von Erwachsenen<br />
oder Kindern eine Führung über die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>.<br />
In den Medien ist die Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> regelmässig präsent. Zu einzelnen Anlässen wie dem<br />
Forschungstag berichteten Fernsehstationen, Radiosender und Zeitungen/ Zeitschriften<br />
schweizweit. Auch in Zusammenhang mit grösseren Naturschutzprojekten wie dem Parc Ela<br />
wird die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> immer wieder erwähnt. Dank der Zusammenarbeit mit der Zeitschrift „GEO“<br />
erreichen Berichte über die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> regelmässig ein Millionenpublikum.<br />
Mit der Wanderausstellung „Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> – Artenvielfalt im <strong>Alp</strong>inen Raum“, welche im<br />
Anschluss an den Geo-Tag der Artenvielfalt geschaffen wurde und bis heute noch zu sehen ist<br />
erhielt das Projekt ein zusätzliches Aushängeschild.<br />
Die konstanten Bemühungen im Öffentlichkeitsbereich haben sich gelohnt. Heute ist das<br />
Projekt „Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>“ weit herum bekannt und die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> gilt vielerorts als Symbol für<br />
Artenvielfalt und die Biodiversitätsforschung. Damit dies auch in Zukunft so bleibt muss auch<br />
in Zukunft eine offensive Informationspolitik angestrebt werden und mit vielen öffentlichen<br />
Veranstaltung weiterhin auf das Projekt hingewiesen und über den aktuellen Stand der<br />
Forschung informiert werden.<br />
Im Folgenden ist ein Grossteil der Anlässe auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> aufgeführt, welche in den letzten<br />
Jahren für die Öffentlichkeit oder grössere Gruppen durchgeführt wurden.<br />
1. August 2001 Einweihung des Wissenschaftshauses „Rhexoza flixella“<br />
10. – 15. Juni 2002 GEO Schülergruppe<br />
Die Gewinner des GEO-Wettbewerbes anlässlich des GEO-Tag der Artenvielfalt 2001<br />
verbringen eine Woche auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>.<br />
17. August 2002 Öffentliche Exkursion in Zusammenarbeit mit dem Entomologischen Verein<br />
<strong>Alp</strong>stein<br />
9. November 2002 Informationsveranstaltung über das Forschungsprojekt „Schatzinsel <strong>Alp</strong><br />
<strong>Flix</strong>“ in der Gemeinde Sur.<br />
Fast die Hälfte der Dorfbevölkerung von Sur fand sich zu diesem Anlass ein.<br />
<strong>Stiftung</strong>sratspräsident Michael Luzio und Projektleiter Jürg Paul Müller orientierten die<br />
EinwohnerInnen von Sur über den Verlauf des Projektes „Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>“.<br />
6. Juni 2003 HGV Unternehmerfrühstück; Führung des Handel- und Gewerbevereins Surses<br />
7. – 11. Juli 2003 Sommer Youth Camp (Rotary Club Volketswil/ Böblingen)<br />
Jugendliche Rotarier aus verschiedenen Ländern leisten einen Arbeitseinsatz auf der<br />
<strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 54 -
2p – Öffentlichkeitsarbeit T. Briner & J. P. Müller<br />
30. August 2003 Forschungstag<br />
Menschen auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> Victoria Spinas<br />
Vielfalt der Insekten Hans-Martin Bürki, Andreas Kopp (Schweizer<br />
Familie, Entomologischer Verein <strong>Alp</strong>stein)<br />
Biodiversität, Vernetzungskonzept Reto Mohni, Ronnie Sturzenegger (Academia<br />
Engiadina)<br />
Säugetiere Thomas Briner (Bündner Naturmuseum)<br />
Ökologie der Spinnen Angelo Bolzern (Naturhistorisches Museum Basel)<br />
Moorlandschaft <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> Erich Mühletaler (Pro Natura)<br />
Abb.49: Kompetentes Postenpersonal berichtete über<br />
aktuelle Forschungsprojekte auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>. (Im Bild der<br />
Posten der Academia Engiadina)<br />
Abb.50: Der Gemeindepräsident von Sur, Michael<br />
Luzio, anlässlich der Pressekonferenz im Vorfeld<br />
zum Forschungstag 2003.<br />
Trotz unsicherer Wetterlage fanden ca. 80 Besucher den Weg auf die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>. Im<br />
Vorfeld des Forschungstages fand am 29. August 2003 eine Pressekonferenz mit Th.<br />
Aeschlimann (Ricola), M. Luzio (Gemeinde Sur), J. P. Müller (Bündner Naturmuseum)<br />
statt. Nebst den Medien waren auch Vertreter der Kurvereine, des Parc Ela und des<br />
Vereins Pur Suveran anwesend.<br />
11. September 2003 Führung: Vorstand Naturforschende Gesellschaft Graubünden<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 55 -
2p – Öffentlichkeitsarbeit T. Briner & J. P. Müller<br />
19. Juni 2004 Forschungstag<br />
Landwirtschaft auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> Bernadetta Cotti<br />
Vielfalt der Weichtiere Ulrich Schneppat, (Bündner Naturmuseum)<br />
Blütenpflanzen Fabian Meyer, (Universität Basel)<br />
Ökologie der Spinnen Angelo Bolzern (Naturhistorisches Museum Basel)<br />
Brutvögel auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> Silvana Signorell, Lina Minder (Ornithologische<br />
Arbeitsgruppe Graubünden)<br />
Einfluss von Ozon auf <strong>Alp</strong>wiesen Seraina Bassin (Agroscope FAL, Reckenholz)<br />
Ca. 100 Besucher, wovon ungefähr zwei Drittel aus Graubünden, ein Drittel aus der<br />
restlichen Schweiz und dem Ausland.<br />
Gutes Echo in der Presse mit Beiträgen in Tageszeitungen, Magazinen, Fernseh- und<br />
Radioreportagen.<br />
Abb.51: Der Rundgang am 2. Forschungstag lockte<br />
wiederum viele Gäste aus der ganzen Schweiz und dem<br />
näheren Ausland auf die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>.<br />
26. August 2004 Führung: Betriebsausflug Agroscope FAL Reckenholz<br />
28. August 2004 Führung: Betriebsausflug Ricola<br />
Abb.52: Ein Grossteil der Schulklassen des Oberhalbsteins<br />
nutzte die Gelegenheit zu einer Führung über die<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>.<br />
31. August – 2. September 2004 Führungen mit Schulklassen aus der Region<br />
Rund 10 Schulklassen, über 200 Schüler im Alter von 7 bis 16 Jahren erlebten in einer<br />
zweistündigen Führung die Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
2. September 2004 Führung: Round Table Chur<br />
8. September 2004 Führung: <strong>Stiftung</strong> Sammlung Bündner Naturmuseum<br />
Oktober 2004 Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> wird vorgestellt im Buch „Biodiversität in der Schweiz“<br />
(Baur et al.)<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 56 -
2p – Öffentlichkeitsarbeit T. Briner & J. P. Müller<br />
Ausstellung „Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> – Artenvielfalt im <strong>Alp</strong>inen Raum“<br />
2000 Naturwissenschaftliche Sammlung Winterthur<br />
2001 BUWAL<br />
2001 Naturhistorisches Museum Bern<br />
18. – 27. Mai 2001 Handels-, Industrie-, und Gewerbeausstellung<br />
(HIGA) in Chur<br />
1. Juni – 19. August 2001 Naturhistorisches Museum Basel<br />
21. August – 30. September 2001 Naturmuseum des Kantons Thurgau,<br />
Frauenfeld<br />
2001 Naturmuseum St. Gallen<br />
15. Juni – 2. November 2003 Posthotel Löwen, Mulegns<br />
Juni – Oktober 2004 Posthotel Löwen, Mulegns<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 57 -
Diskussion
3 – Diskussion<br />
Einige ausgewählte Ergebnisse<br />
Das Artenspektrum auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
Beim Vergleich der Artenzahlen und Artenspektren der GEO- Tage der Jahre 1999 bis 2003<br />
fällt auf, dass immer etwa gleich viele Arten, nämlich rund 2000 festgestellt wurden. Die<br />
Artenzahlen auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> sind im Vergleich mit allen anderen Untersuchungsgebieten sehr<br />
hoch, da auf einer kleinen Fläche von nur 5 km2 und mit der kleinsten Anzahl von Fachleuten<br />
gearbeitet wurde. Erstaunlich ist beim Vergleich, dass die Zahlen gewisser Gruppen<br />
(Blütenpflanzen, Säugetiere) nur wenig schwanken (siehe Anhang).<br />
Grössere Unterschiede sind oft dadurch bedingt, dass nicht überall die entsprechenden<br />
Fachleute an der Arbeit wahren. So wurden auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> die Pilze kaum untersucht, dafür<br />
hatten wir erfahrene Fachleute für die Erfassung der Algen, Flechten, Moose.<br />
Für einen alpinen Standort war das Datum sehr früh. Dies wirkte sich negativ auf die Erfassung<br />
der Spinnen und Schmetterlinge und möglicherweise weiterer Gruppen aus.<br />
Im Folgeprojekt konnten einige Gruppen „nachbearbeitet“ werden, besonders die Spinnen (2<br />
Diplomarbeiten) und die Schmetterlinge (Fänge mit Lichtfallen). Dadurch haben sich die<br />
Anteile der Gruppen im Vergleich zum GEO-Tag etwas verschoben. Einige Charakeristika sind<br />
aber geblieben. Der Anteil der Flechten und Moose ist ausserordentlich hoch und typisch für<br />
die subalpine und die alpine Stufe. Dies trifft ebenso zu für die Fliegen (Diptera), welche in<br />
diesen Stufen die Hautflügler (Hymenoptera) als Blüten besuchende Insekten ablösen.<br />
Neue Arten<br />
Eine neue Art wurde am GEO-Tag entdeckt, nämlich die Dungmücke Rhexoza flixella<br />
(Haenni, 2002). Auch der Blattfloh Trioza flixiana (Burckhardt & Lauterer, 2002) wurde auf<br />
Grund eines Fundes in unserem Untersuchungsgebiet beschrieben und für eine weitere<br />
Blattflohart stammt eines der Objekte, das für die Artbeschreibung verwendet wurde (ein<br />
sogenannter Paratypus) von der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>. Noch nicht beschrieben ist eine Nacktschneckenart,<br />
die in Graubünden und hier auch auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> vorkommt.<br />
Neue Nachweise für die Schweiz und für Graubünden<br />
Erstnachweise für die Schweiz betreffen verschiedene Arten von Erzwespen (17<br />
Erstnachweise!), Spinnen und Blaualgen.<br />
Erstnachweise für Graubünden oder gar das wenig erforschte Oberhalbstein sind so häufig,<br />
dass sie hier nicht erwähnt werden können.<br />
Das Forschungsprojekt leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Floristik und Faunistik<br />
Graubündens.<br />
Artbestimmung<br />
Die korrekte Artbestimmung ist bei vielen Organismengruppen eine äussert schwierige<br />
Aufgabe. Artenkenner sind selber eine „Species rara“. Für die Artbestimmung sind<br />
umfangreiche Vergleichssammlungen sehr wichtig. Es ist kein Zufall, dass ein grosser Teil der<br />
Forscherinnen und Forscher des Projektes in schweizerischen Naturmuseen und Botanischen<br />
Gärten arbeiten.<br />
Zwei Beispiele sollen die Probleme mit der Artbestimmung veranschaulichen:<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 60 -
3 – Diskussion<br />
Die <strong>Alp</strong>enwaldmaus (Apodemus alpicola) wurde erst im Jahre 1989 beschrieben. Ihre<br />
Unterscheidung von den beiden anderen in Graubünden vorkommenden Arten der Gattung<br />
Apodemus (Apodemus sylvaticus und Apodemus flavicollis) ist nur anhand von<br />
Schädelmaterial oder mit Hilfe von genetischen und elektrophoretischen Methoden möglich.<br />
Daher mussten entsprechende Proben gesammelt und von Fachleuten untersucht werden.<br />
Die Gruppe der Erzwespen ist schwierig zu bestimmen. Mit Hannes Baur wird diese Gruppe<br />
von einem ausgewiesenen Spezialisten betreut. Hannes Baur möchte sich zurzeit bei der<br />
Bestimmung einiger Arten nicht festlegen und diese erst einem internationalen Spezialisten<br />
vorlegen.<br />
Seltene Arten<br />
Einige Arten werden auch in umfangreichen Fangaktionen nur sehr selten gefangen. So fing<br />
Angelo Bolzern 14 Spinnenarten nur je einmal, obwohl er während eines ganzen Sommers<br />
unter einer Baumgruppe ein wirkungsvolles Fallennetz aufgestellt hatte. Auch die<br />
Zwergspitzmaus wurde nur sehr wenige Male festgestellt. Dies kann an der Fangmethodik<br />
liegen wie zum Beispiel bei der Zwergspitzmaus, die vermutlich die Mechanik unser<br />
Lebendfallen meist gar nicht auslöst, aber gelegentlich in Insektenfallen gerät. Es kann aber<br />
auch sein, dass gewisse Arten von Natur aus selten sind. Sie entziehen sich weitgehend unserer<br />
Beobachtung. Einige Arten können sekundär selten sein, zum Beispiel weil sie neue<br />
menschliche Nutzungsformen (z.B. Düngung) nicht ertragen.<br />
Artenvielfalt – Naturschutz – nachhaltige Nutzung<br />
Die Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> ist eindrücklich. Man konnte sie wegen der Vielfalt der<br />
Lebensräume erahnen oder erwarten. Aber niemand konnte sie bisher wirklich beschreiben.<br />
So war es nicht bekannt, dass auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> so viele parasitische Pilze leben oder dass die<br />
Fliegenfauna so bedeutungsvoll ist. Die Bedeutung der Vielfalt wird ein künftiges<br />
Forschungsthema sein. Aus der Sicht des Naturschutzes ist die Sicherung der Lebensräume der<br />
erste Garant für die Erhaltung der Artenvielfalt. Die Lebensräume erfahren zurzeit erhebliche<br />
Nutzungsänderungen, vor allem durch die Landwirtschaft. Einige Flächen werden intensiver<br />
genutzt (Düngung, Silagegewinnung), andere werden aufgegeben. Zusammen mit Pro Natura<br />
Graubünden will die <strong>Stiftung</strong> dem Thema „Änderungen in der landwirtschaftlichen Nutzung<br />
und Artenvielfalt“ besondere Beachtung schenken.<br />
Naturschutz – Information – Umweltbildung - Besucherlenkung<br />
Durch das Forschungsprojekt ist die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> weit herum populär geworden. Gibt es durch das<br />
Projekt negative Auswirkungen auf die Natur? Die Probleme auf der Zufahrtsstrasse und den<br />
Parkplätzen haben wenig mit der Natur zu tun. Die Situation am „Badesee“ Lai Blau ist nicht<br />
neu. Die jährliche Invasion der Pilzsammler dürfte nach der kürzlich erfolgten Ausscheidung<br />
von Pilzschutzzonen besser unter Kontrolle sein. Wir haben keine Hinweise darauf, dass die<br />
Besucher vermehrt abgelegene Lebensräume oder wertvolle Moore besuchen. Trotzdem<br />
müssen wir der Besucherlenkung und –betreuung mehr Beachtung schenken. Die <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
bietet eine ideale Möglichkeit, die interessierten Besucher zu informieren und ihn für die Natur<br />
zu sensibilisieren und dabei gleichzeitig zu lenken und im richtigen Umgang mit der Natur<br />
anzuleiten. Im Rahmen des Forschungsprojektes wurden viele interessante Grundlagen<br />
erarbeitet, welche die Basis für eine ortsbezogene und anschauliche Vermittlungsarbeit bilden.<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 61 -
Anhang
4a – Karten <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
Übersichtskarte – Perimeter A<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 64 -
4a – Karten <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
Übersichtskarte – Perimeter A+B<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 65 -
4a – Karten <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
Luftbild<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 66 -
4a – Karten <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
Lebensraumkartierung<br />
Erstellt durch die Academia Engiadina, Samedan<br />
www.academia-engiadina.ch<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 67 -
4b – Brutplätze<br />
Beobachtung Brutpaare Feldlerche (Fel) und Baumpieper (BAP)<br />
BAP<br />
BAP<br />
Fel<br />
BAP<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 68 -<br />
Fel<br />
Fel
4b – Brutplätze<br />
Beobachtung Brutpaare Braunkehlchen (BRK)<br />
BRK<br />
BRK<br />
BRK<br />
BRK<br />
BRK<br />
BRK<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 69 -<br />
BRK<br />
BRK<br />
BRK<br />
BRK<br />
BRK<br />
BRK<br />
BRK
4c – Artenvielfaltstage<br />
Ergebnisse der Artenvielfaltstage 1999 - 2004<br />
1999 Lübeck 2000 <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> 2001 Duisburg 2002 Rügen/ Vilm 2003 Harz 2004 Tirol<br />
220 km 2 in den<br />
Nationalparken des<br />
Mittelgebirges Harz.<br />
2 km 2 am Rand von<br />
Duisburg 2 km 2 an der Ostsee.<br />
6 km 2 in den östlichen<br />
Zentralalpen.<br />
12 km 2 entlang der<br />
ehemaligen deutschdeutschen<br />
Grenze.<br />
Grösse des<br />
Untersuchungsgebietes<br />
5 Gebiete: Bergsee,<br />
Trockenhänge, verschiedene<br />
Wald- und Grünlandtypen<br />
Vielfältige Lebensräume auf<br />
unterschiedlichen<br />
Höhenstufen.<br />
Uralter Eichen- Buchenwald<br />
und Brackwasser.<br />
Stillgelegtes Gelände eines<br />
Hüttenwerkes, Grünfläche<br />
um Baggersee.<br />
Grosse Vielfalt an<br />
verschiedenen Habitaten auf<br />
kleinstem Raum.<br />
Verschiedene Feucht- und<br />
Trockengebiete in der Nähe<br />
einer grösseren Stadt.<br />
Habitat<br />
Höhe über Meer 1600 - 2300 MüM bis 1142 MüM 600 - 2200 MüM<br />
Anzahl Personen 102 Teilnehmer 74 Teilnehmer 200 Teilnehmer über 100 Teilnehmer 140 Teilnehmer 90 Teilnehmer<br />
Für viele Insekten etwas zu<br />
früher Zeitpunkt.<br />
Starker Regen lässt viele<br />
Fluginsekten nicht zum<br />
Vorschein kommen.<br />
Besonderes<br />
Prokaryoten 24 4 5 19<br />
Pilze 92 34 13 113 164 90<br />
Algen 31 159 58 42 97<br />
Flechten 85 228 71 78 265<br />
Moose 97 177 75 93 179 134<br />
Farngewächse 19 21 10 11 29 26<br />
Samenpflanzen 508 524 474 408 537 640<br />
Moostierchen 1 1<br />
Plattwürmer 1 2 3 2 1 1<br />
Rädertiere 5 1 5 14<br />
Weichtiere 77 44 41 74 46 42<br />
Ringelwürmer 6 9 14 3 3<br />
Krebstiere 22 27 36 2 5<br />
Spinnentiere 75 65 101 86 164 233<br />
Tausendfüssler 6 8 1 5<br />
Insekten 890 705 614 976 783 954<br />
Coleoptera 688 133 209 404 323 292<br />
Diptera 47 264 176 156 83 21<br />
Homoptera 14 20 48 13 2<br />
Heteroptera 34 33 35 47 41 56<br />
Hymenoptera 32 94 28 84 81 133<br />
Lepidoptera 136 134 30 241 154 415<br />
Odonata 14 4 16 11 1<br />
Saltatoria 5 11 13 10 17<br />
Fische 11 2 12 19 1 2<br />
Lurche 11 2 1 7 6 3<br />
Kriechtiere 4 3 3 2 2<br />
Vögel 111 69 63 92 78 79<br />
Säugetiere 21 18 8 14 13 16<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 71 -<br />
Total 2066 2092 1587 2001 2087 2630
4d – Adressen <strong>Stiftung</strong> „Schatzinsel <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong>“<br />
Adressverzeichnis der Organe und Mitarbeiter der <strong>Stiftung</strong> Schatzinsel<br />
<strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong><br />
Name: Adresse: Telefon: Fax: E-mail:<br />
<strong>Stiftung</strong>srat:<br />
Luzio Michael Gemeinde Sur, <strong>Stiftung</strong>srats-Präsident Furnatsch 7456 Sur 081 684 57 20 081 637 12 13 michael.luzio@bluewin.ch<br />
Aeschlimann Thomas Ricola AG, <strong>Stiftung</strong>srats-Vice -Präsident Baselstr. 31 4242 Laufen 061 765 42 90 061 765 43 13 taeschlimann@ricola.ch<br />
Klingholz Reiner GEO Schönmoor 15 D-25358 Horst 0049(0)4126-1235 0049(0)4126-394706 klingholz.reiner@geo.de<br />
Müller Jürg Paul BNM Chur Masanserstr. 31 7000 Chur 081 257 28 41 081 257 28 50 juerg.paul.mueller@bnm.gr.ch<br />
Fachkommission:<br />
Gonseth Yves Terreaux 14 2000 Neuchâtel 032 725 72 57 032 717 79 69 Yves.Gonseth@unine.ch<br />
Hänggi Ambros Augustinergasse 2 4001 Basel 061 266 55 11 061 266 55 46 ambros.haenggi@bs.ch<br />
Hauenstein Pius Waidagurt 6 7015 Tamins 081 641 25 84 Pius.Hauenstein@alumni.ethz.ch<br />
Müller Jürg Paul Masanserstr. 31 7000 Chur 081 257 28 41 081 257 28 50 juerg.paul.mueller@bnm.gr.ch<br />
Pauli Daniela Bärenplatz 2 3011 Bern 031 312 02 75 031 312 16 78 pauli@sanw.unibe.ch<br />
Huber Charles Bernastr. 15 3005 Bern 031 350 72 66 031 350 74 99 charles.huber@nmbe.unibe.ch<br />
Projektleitung:<br />
Müller Jürg Paul Projektleitung Masanserstr. 31 7000 Chur 081 257 28 41 081 257 28 50 juerg.paul.mueller@bnm.gr.ch<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 73 -<br />
Briner Thomas Wissenschaftlicher Assistent Masanserstr. 31 7000 Chur 081 257 28 41 081 257 28 50 thomas.briner@bnm.gr.ch<br />
Hausbetreuung, Feldassistenz:<br />
Spinas Victoria <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> 7456 Sur 081 684 16 95 victoria.spinas@bluewin.ch
4e – Adressverzeichnis Autoren<br />
Adressverzeichnis der Autoren<br />
mail:<br />
E-<br />
Name: Vorname: Institution: Adresse:<br />
Bassin Seraina Agroscope FAL Reckenholz Reckenholzstr. 191 8046 Zürich seraina.bassin@fal.admin.ch<br />
Baur Hannes Naturhistorisches Museum Bern Bernastr. 15 3005 Bern<br />
hannes.baur@nmbe.unibe.ch<br />
Bolzern Angelo Naturhistorisches Museum Basel Augustinergasse 2 4001 Basel<br />
angelo.bolzern@stud.unibas.ch<br />
Briner Thomas Bündner Naturmuseum Masanserstr. 31 7000 Chur<br />
thomas.briner@bnm.gr.ch<br />
Frick Holger Naturhistorisches Museum Bern Bernastr. 15 3005 Bern<br />
holger.frick@gmx.li<br />
Gosteli Margret Naturhistorisches Museum Bern Bernastr. 15 3005 Bern<br />
margret.gosteli@nmbe.unibe.ch<br />
Hänggi Ambros Naturhistorisches Museum Basel Augustinergasse 2 4001 Basel<br />
ambros.haenggi@bs.ch<br />
Keist Lotti Entomologischer Verein <strong>Alp</strong>stein Sonneggstr. 28 9642 Ebnat-Kappel<br />
Keist Bruno Entomologischer Verein <strong>Alp</strong>stein Sonneggstr. 28 9642 Ebnat-Kappel<br />
bruno.j.keist@hin.ch<br />
Keller Walther C. F. Entomologischer Verein <strong>Alp</strong>stein Pischastr. 12 7205 Zizers walther.keller@bluewin.ch<br />
Kopp Andreas Entomologischer Verein <strong>Alp</strong>stein Wilerstr. 9 8370 Sirnach koppandy@bluewin.ch<br />
Kropf Christian Naturhistorisches Museum Bern Bernastr. 15 3005 Bern christian.kropf@nmbe.unibe.ch<br />
Lubini-Ferlin Verena Büro für Gewässerökologie Zürich Eichhalde 14 8053 Zürich lubini@smile.ch<br />
Lutz Matthias Uni Tübingen, Botanisches Institut Auf der Morgenstelle 1 D - 72076 Tübingen matthias.lutz@uni-tuebingen.de<br />
Maier Wolfgang Uni Tübingen, Botanisches Institut Auf der Morgenstelle 1 D - 72076 Tübingen wolfgang.maier@fabi.up.ac.za<br />
Meier-Zwicky Christoph Ornithologische Arbeitsgruppe Graubünden Unterdorfstr. 13 7208 Malans meier-zwicky.malans@bluewin.ch<br />
Müller Jürg Paul Bündner Naturmuseum Masanserstr. 31 7000 Chur juerg.paul.mueller@bnm.gr.ch<br />
Preisig Hans Ruedi Uni Zürich, Institut für Systematische Botanik Zollikerstr. 107 8008 Zürich preisig@sysbot.unizh.ch<br />
Stöckli Edi Naturhistorisches Museum Basel Augustinergasse 2 4001 Basel eduard.stoeckli@bs.ch<br />
Volk Matthias Agroscope FAL Reckenholz Reckenholzstr. 191 8046 Zürich matthias.volk@fal.admin.ch<br />
Artenvielfalt auf der <strong>Alp</strong> <strong>Flix</strong> - 74 -
Bildnachweis:<br />
Titelbild: W. C. F. Keller<br />
Colias palaeno L., Hochmoorgelbling beim Absorptionssonnen: die für das Fliegen nötige<br />
Körpertemperatur wird erreicht, indem die seitlich gestellten und dunkel pigmentierten Flügel<br />
wie Sonnenkollektoren die Sonnenstrahlung aufnehmen.<br />
A. Bolzern: 35, 36, 37, 38<br />
T. Briner: 1, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 47, 50, 51<br />
R. Bütikofer: 48, 49, 52<br />
E. Stöckli: 46<br />
G. Falkner: 23<br />
P. Ferlin: 24, 25<br />
H. Frick: 34<br />
P. Hauenstein: 2<br />
W.C.F. Keller: 31, 32, 33<br />
V. Lubini: 29<br />
M. Lutz: 17, 18, 19<br />
H. R. Preisig: 15, 16<br />
D. Röthlisberger: 26, 27<br />
M. Volk: 20, 21, 22<br />
www.wsl.ch/land/biodiversity/PRODUCTS/combitrap/Kombifalle.html: 28<br />
zvg GEO: 3, 30